Semper Fidelis
von Salandra

(Kapitel 5)

 

 Kapitel 5

 

[Dormak, Sokars Palast]

"Wie kannst du es wagen, meine Verhöre zu stören?!", gab Sokar zwischen zusammengebissenen Zähnen von sich.

Methos jedoch beachtete ihn gar nicht und rekelte sich müde auf dem Bett seines Lords. "Laß mich, ich bin müde", stöhnte er träge und vergrub den Kopf zwischen den Kissen.

Sokar hingegen stapfte wütend auf sein Bett zu und ließ sich schwungvoll darauf nieder. "Ich sollte dir ein eigenes Quartier zuweisen. Dieses Gezänk hält doch niemand auf Dauer aus."

Methos grummelte. "Dann such dir doch einen anderen Planeten aus, der ist jetzt mir."

Sokar stöhnte und ließ sich zurücksinken. "Womit habe ich das nur verdient?"

Methos grinste und steckte den Kopf unter dem Kissen vor. "Hättest du mich nicht in der Wüste gelassen..."

Der mächtigste Systemlord hob abwehrend eine Hand und tätschelte mit der anderen das Bein seines Freundes. "Ich weiß, ich weiß. Aber reicht dir mein Bett nicht aus als Wiedergutmachung?"

Methos grinste verlogen. "Für den Anfang vielleicht. Aber ich bin anspruchsvoll."

Der Goa’uld prustete vor Lachen und kniff ihn heftig ins Bein. "Sei nicht so gierig." Methos drehte sich schwungvoll und landete in einer bequemen Sitzposition auf dem Bett, so dass er Sokar in die Augen blicken konnte. Dieser lag noch immer rücklings auf dem Bett und starrte die Decke an. "Ich? Gierig? Du hast mir doch in Ermangelung eines würdigen Quartiers dieses hier angeboten." Methos machte eine ausladende Handbewegung, die das gesamte Zimmer mit einschloß.

Sokar runzelte die Stirn. "Hab ich das?"

Methos nickte eifrig. "Nun gut, aber was ich dir jetzt anzubieten habe, wird deine GIER und RACHSUCHT ein wenig mehr befriedigen."

Der Unsterbliche zuckte gelangweilt die Schultern und ließ sich nach vorne sinken. Sokar ließ diese Bewegung ungeachtet und fuhr fort. "Ich habe in nächster Zeit einen etwas größeren Militärschlag vor und ich brauche noch fachkundige Hilfe."

"Aha", rutschte es Methos heraus. Er hätte sich ohrfeigen können, aber beließ es bei einem überheblichen Lächeln.

Der Goa’uld setzte sich auf und betrachtete ihn forschend. "Was würdest du von einem Posten hier halten. Einem Job, der dich etwas mehr fordert, als diese Bettgeschichten. Eine Betätigung, die diese Trägheit vertreibt?" Sokar kniff ihn in die Rippen und ließ ein kleines Fettröllchen spielerisch zwischen seine Finger gleiten.

"Hey!", entfuhr es Methos, aber er konnte ein kehliges Grunzen nicht unterdrücken. Der Unsterbliche ließ sich jedoch zurücksinken und genoß die Berührung sichtlich. "Du meinst Arbeit?", murmelte er zufrieden.

Sokar lächelte. Ihm gefielen diese kleinen spielerischen Auseinandersetzungen und er genoß sie wie damals. "Nein, keine Arbeit in dem Sinne. Ich würde mir wünschen, wenn du meine Streitkräfte kommandieren würdest." Innerlich grinste er breit und freute sich diebisch wie ein kleiner Junge auf Methos’ Reaktion.

Methos angelte verstohlen nach Sokars Arm und hangelte sich daran in eine sitzende Position. "Willst du mich an Dormak und dich binden, mein Lieber?", fragte er spitz.

Sokar lächelte. "Ich will, das du hier bleibst. Was ist daran falsch?"

Der älteste Unsterbliche grinste. "Nichts. Jedoch könntest du dir ein faules Ei ins Nest gelegt haben."

"Wieso? Du verfügst über militärische Erfahrung und bist ein ausgezeichneter Kämpfer. Über deine Tugenden läßt sich streiten..." Methos hob interessiert eine Augenbraue, sein Freund ließ sich davon aber nicht beirren und fuhr ungehindert fort. "... aber ich möchte dich nicht zum Feind haben, soviel ist sicher."

Methos grinste breit. "Wer braucht schon Feinde, wenn er solche Freunde hat."

Der Systemlord stöhnte genervt auf. "Muß ich mir deine altklugen Weisheiten eigentlich ständig anhören?"

Methos Lächeln wurde noch gedehnter. "Solange euch meine Gesellschaft nicht missfällt."

Der Goa’uld schüttelte gemächlich den Kopf. "Ich liebe das." Dabei näherte er sich langsam seinem Freund, fuhr mit der Rechten an seinem Unterschenkel entlang zu gefährlicheren Regionen und drückte ihn sanft in die Kissen. "Und nun laß uns noch ein wenig Spaß haben", gurrte Sokar und zwang Methos seinen Willen auf.

Dieser wehrte sich nur spielerisch, murmelte aber dann zufrieden: "Wie ihr befehlt, mein Lord."

[SG- Center, Erde]

"Aktivierung von außen", ertönte eine monotone Stimme aus dem Lautsprecher des Stargate- Centers.

George Hammond stand im Controlcenter und beobachtete angespannt die verschlossene Iris. "Tut sich schon was?", fragte er den Offizier, der momentan die Kontrollen bediente. Dieser verneinte. "Nein, Sir... Warten Sie, ich erhalte soeben einen Aktivierungscode von außen. Es ist SG-1, Sir."

Auf den Zügen des Generals zeichnete sich ein zufriedenes Lächeln ab, als er im Begriff war das Kontrollcenter zu verlassen, rief er: "Öffnen Sie die Iris, Leutnant."

Jack durchbrach den Ereignishorizont und befand sich auf der anderen Seite des Tores, als er den General auf sich zukommen sah.

Er warf ihm einen fragenden Blick zu, als er darauf wartete, das die anderen Mitglieder des SG- Teams ebenfalls durch das Tor kommen würden. Aber Jack schüttelte resigniert den Kopf. "Es tut mir leid, Sir, aber ich bin der Einzige."

Der General presste verärgert die Lippen aufeinander und blickte enttäuscht zum StarGate. "Kommen Sie, Jack. Ich glaube, Sie haben mir einiges zu erklären."

Der Colonel nickte und folgte dem General in den Besprechungsraum.

[Besprechungsraum]

"Was ist dort draußen passiert, Jack?", fragte der General ihn sofort, noch ehe er sich gesetzt hatte.

Der Colonel zuckte mit den Schultern. "Wenn ich es nicht besser wüßte, würde ich behaupten, Methos hätte uns an Sokar verraten, aber..."

"Methos hat was?", fuhr der General auf, stützte die Hände auf den Tisch und beugte sich etwas hervor, so als hätte er Jack nicht richtig verstanden.

Jack jedoch nickte mit dem Kopf. "Anfangs dachte ich wirklich, der Mistkerl hätte uns verraten. Aber dann fand ich dies in seinem Zelt, an Sie adressiert." Jack kramte den Brief an Hammond aus der Tasche und übergab ihn seinem Vorgesetzten.

Der General hob interessiert eine Augenbraue und griff neugierig nach dem Brief. "Was genau ist passiert, Jack und wo sind die anderen?", fragte er, während er den Brief öffnete.

Jack schnaufte tief. "Sokar hat uns angegriffen und die anderen gefangen genommen, Methos ist mit ihm gegangen und ich blieb zurück."

"Sie blieben zurück?"

"Sir, ich erwachte mitten in der Nacht und erwischte Methos, wie er sein Pferd sattelte und einige Runden in der Einfriedung drehte, er übersprang das Gatter und ritt zu Sokar. Da ich ziemlich weit außerhalb des Lagers war, bemerkten mich Sokars Truppen nicht."

Hammond nickte. "Und Sie meinen nicht, das Methos Sie verraten hat?"

"Nein, er hat uns verraten, aber warum er es getan hat, ist mir schleierhaft. Er selbst hat wahrscheinlich nicht die Absicht, die anderen Sokar einfach auszuliefern. Irgendwie habe ich das Gefühl, das da mehr dahintersteckt."

Der General zog den Brief aus seinem Umschlag und gebot Jack, zu Schweigen, damit er die wenigen Zeilen, die eindeutig von Methos stammten, lesen konnte.

‚Hammond. Wenn Sie das lesen, werden die anderen und ich auf Sokars Planeten sein und wir können nicht mit Ihnen in Kontakt treten. Ich denke, das ich in der Lage sein werde, die Situation unter Kontrolle zu halten, deswegen möchte ich Sie bitten, in den nächsten drei bis vier Tagen keine Truppen zu schicken, die Ihre Leute befreien sollten. Ihre Leute sind in Sicherheit, dafür werde ich sorgen.

Sie sollten aber dennoch nicht tatenlos herumsitzen, sondern die Nachricht, die Jack für die Tok’ra hat, denselben übergeben. Sie werden wissen, was sie zu tun haben.

Dann sollten sie nach Troja gehen und eine gewisse Cassandra aufsuchen, sie wird Sie erwarten und wissen, was Sie tun müssen. Ich werde versuchen, irgendwie mit Ihnen in Kontakt zu treten, aber erwarten Sie nicht zuviel. Die Situation mit Sokar erfordert diese Maßnahmen, später, werde ich Ihnen alles erklären."

Gez.‘

Der General faltete den Brief wieder zusammen und atmete tief durch. "Er scheint etwas geplant und diese Briefe hinterlegt zu haben."

Jack nickte. "Er hat sie so plaziert, dass ich sie gar nicht übersehen konnte. Und er hat mir diese Nachricht hinterlassen, die wahrscheinlich dasselbe besagt, wie der Brief an Sie."

Der General nickte. "Mir gefällt das hier nicht. Wir müssen uns voll auf ihn verlassen, obwohl wir weder wissen, wer er ist, noch was er vorhat."

"Sir, wir haben anscheinend keine andere Möglichkeit, als ihm zu vertrauen", konstatierte Jack.

Hammond lächelte. "Ja, das müssen wir wohl. Okay, Sie fliegen zu dieser Cassandra und ich sorge dafür, das die Tok’ra ihre Nachricht erhalten. Wollen wir hoffen, das er uns nicht betrügt." Der General erhob sich langsam.

"Sir, ich will nicht unhöflich erscheinen, aber wir sollten Vorkehrungen für den Eintritt eines anderen Falles treffen. Methos könnte uns genausogut ein zweites Mal hintergehen."

Hammond nickte. "Ich lasse die Iriscodes der anderen sperren, benachrichtige die Tok’ra über die gesamte Situation und dann sehen wir weiter."

[Troja]

Cassandra ging unruhig auf und ab. Methos wollte sich melden oder jemanden schicken, wenn er soweit war. Er hatte den Termin bereits um Tage überschritten, warum meldete sich dieser Bastard nicht?

Verdammt, von ihm hing alles ab und er vertrieb sich die Zeit mit Sokar. Lag vermutlich in dessen Armen und ließ sich füttern. Cassandra preßte die Lippen aufeinander. Sie würde ihm das schon irgendwie heimzahlen, aber erstmal müßten sie die Situation retten, und das erforderte ihr ganzes Geschick.

Vor rund drei Monaten hatte Cassandra die besagte Vision, dass Sokar zurückkehren würde. Methos konnte sie aber erst an dem Tag in der Wohnung davon in Kenntnis setzen und auch er wußte, was zu tun war, obwohl er sich anfangs weigerte. Cass lächelte. Ihre Vision hatte ihr gesagt, was sie tun mußte und sie hatte ihn gefunden.

Ein Mann von rund fünfunddreißig Jahren schlug den Zeltvorhang beiseite und trat aus dem Zelt. "Könnte ich nun endlich wissen, worauf wir hier warten?", fragte er etwas verärgert. Cassandra drehte sich um und sah ihm in die Augen. "Wir warten auf ein Zeichen", murmelte sie und ging auf ihn zu.

"Vertraust du mir nicht mehr?", fragte sie ihn energisch.

Der Mann lächelte genervt. "Doch, ja. Ich vertraue dir Cassandra. Ich habe dir immer vertraut. Aber langsam fange ich an, an deinen Visionen zu zweifeln. Was ist, wenn niemand kommt, die Zeichen vielleicht gar nicht existieren?"

"Ich habe mich noch nie geirrt." Sie verschränkte die Arme vor der Brust und blickte wieder in die Ferne.

Der Mann verzweifelte langsam. Was sollte er ihr noch sagen?

‚Beruhige dich, Jonathan‘, gurrte eine vertraute Stimme in seinem Kopf. ‚Cass hat sich noch nie geirrt, und wenn sie so fanatisch reagiert, sollten wir ihr Glauben schenken.‘

Jonathan nickte. ‚Ich denke, du hast recht.‘

‚Natürlich habe ich recht.‘

Der Mann lächelte. Wie immer hatte er recht und sollte auch recht behalten, am Horizont zeichnete sich ein Punkt ab, der sich auf sie zu bewegte und beständig größer wurde.

Jonathan lächelte erfreut und deutete auf den Punkt am Horizont. "Cass, was ist das?"

"Unser Zeichen, Jonathan. Unser Zeichen, Mastarna."

Jack reckte den Kopf, um besser sehen zu können. Auf der Ebene unter ihnen standen zwei Personen, ein Mann und eine Frau, die ihnen zuwinkten.

Jack lächelte zufrieden. Er hätte nicht erwartet, das sie dort jemanden finden würden, aber anscheinend hatte er sich geirrt.

Er gab den Befehl, in der Nähe der Personen zu landen und betrachtete die Ebene, die sich im Licht der untergehenden Sonne rötlich färbte.

Die Ruinen lagen verlassen da, was nicht zuletzt an der kalten Jahreszeit lag, die die Ausgrabungen behinderte.

Der Hubschrauber setzte sanft auf der Ebene auf, Jack öffnete die Tür und sprang behende aus dem Luftfahrzeug. Der Mann und die Frau bewegten sich in gebückter Haltung auf sie zu und wedelten mit den Armen.

Jack lief ebenfalls auf sie zu und rief, als er sie erreicht hatte: "Wir sollen Sie hier abholen, besser sie packen ihre Sachen zusammen und kommen mit. Mein Name ist Jack O’Neill", stellte er sich kurz vor und trieb sie dann zur Eile an. Aber die Frau dachte nicht im Traum daran, seinem Befehl mit militärischer Präzision zu folgen. "Ich bin Cassandra und das ist Jonathan Parker, der Wirt von Mastarna."

Jack sah erst von der atemberaubend schönen Frau zu dem Mann und als sie den Namen des Goa’uld erwähnte, zuckte sein Blick zurück zu ihm. "Mastarna?", fragte er erstaunt und drängte die beiden zum Zelt.

Der Mann nickte. "Ja, ich bin seit gut 150 Jahren sein Wirt."

"Mastarna", wiederholte Jack den Namen des Goa’uld. "Ihr lebt im Einverständnis zusammen?"

Jonathan nickte, aber Mastarna sprach. "Ich war vor ihm mit seinem Vater zusammen und vor ihm mit seinem Vater. Ich lebe in dieser Familie seit Generation und wandere immer von dem Vater auf die Kinder über, wenn dies möglich ist."

Jack lächelte. "Eine schöne Tradition, können wir nun aufbrechen? Ich weiß nicht, wieviel Zeit wir noch haben."

Cassandra nickte. "Wir haben nur wenig Dinge hier."

Jack nahm sie zur Seite und flüsterte ihr ins Ohr, während Jonathan ihre Sachen zusammensuchte. "Haben Sie ihm vom Grund seines Hierseins erzählt?"

Cassandra schüttelte den Kopf. "Wenn er wüßte, dass es Methos' Idee war, würde er nicht mitkommen. Er haßt ihn und Sokar aus tiefster Seele."

Jack nickte. "Gut, aber wir müssen ihn einweihen, ehe wir das Tor betreten, sonst könnte es Ärger geben."

"Wir haben genug Zeit, ihm alles auf dem Flug zu erzählen. Jonathan?"

"Ja, Cass?", antwortete seine Stimme ihnen aus dem Inneren des Zeltes.

"Wir müssen uns beeilen, der Colonel hat es eilig."

Jonathan erschien mit wenigen Sachen im Arm, einem Beutel, den ihm Cassandra sofort abnahm und ein paar Wasserflaschen. "Den Rest lassen wir hier", sagte Cassandra und folgte Jack, der bereits den Weg zum Hubschrauber eingeschlagen hatte. Auch Jonathan folgte ihnen und stieg hinter Cassandra und Jack in den Helikopter.

[Flugzeug]

Jonathan lehnte sich zufrieden in den weichen Ledersitz zurück und genoß die Aussicht.

Jack ging durch den Gang auf ihn zu und setzte sich mit zusammengefalteten Händen neben ihn. "Jonathan, Mastarna, ich muß mit euch reden", begann er, aufrichtig besorgt.

Der Wirt, oder der Goa’uld (Tok’ra war er nicht) hob die Augenlider und blickte den Menschen herausfordernd an. "Das war ja schon lange überfällig, nicht wahr, Cassandra?"

Die Angesprochene lächelte hinterhältig und setzte sich auf. "Was erwartest du von mir, Jonathan?"

"Die Wahrheit?!", giftete er.

Cassandra schüttelte den Kopf und lehnte sich wieder zurück. "Jack, erklären Sie’s ihm!", forderte sie.

Der Colonel nickte. "Sie wissen, was wir von Ihnen wollen?"

Mastarna schüttelte den Kopf.

"Gut", meinte Jack. "Ich weiß es nämlich auch nicht."

"Wirklich?!", entgegnete Mastarna und heuchelte Desinteresse.

Cassandra lächelte triumphierend, Mastarnas Reaktion schon kennend. "Ich weiß nur, was mir Methos erzählt hat."

"Methos!?", zischte dieser plötzlich unheimlich gefährlich.

Cassandra nickte. "Ihm hast du diese Scherereien zu verdanken. Und mir, ein wenig."

"Und was will er von mir?" Er schien sich ein wenig abgeregt zu haben und versuchte, sachlich zu bleiben. Das Temperament seiner Jugend war schon lange versiegt.

Cassandra strich ihr Kleid glatt. "Wenn ich das wüßte..."

"Dann können wir nur abwarten", konstatierte Jack und handelte sich von beiden einen unwirschen Blick ein. Niemand wollte eigentlich nur rumsitzen, während Sokar eine Invasion vorbereitete.

"Jonathan, Sie sollten da noch etwas wissen."

Der Goa’uld blickte Jack scheinbar erheitert an. "Was Sie nicht sagen?"
Jack nickte und überhörte die Spitzfindigkeiten in seinen Aussagen. "Methos ist bei Sokar."

Jonathans Augen glühten auf und Mastarna sprach. "Also hat er überlebt. Und ihr laßt Methos auch noch zu ihm. Was für Idioten seid ihr eigentlich?! Pah. Kinder!", zischte er gefährlich.

"Mastarna, er wollte uns helfen, Sokar auszuspionieren, bis er uns hinterging. Aber nun scheint er einen Plan zu verfolgen. Er hat uns beauftragt, dich nach Dormak zu bringen."

Cassandra lächelte. "Methos wußte nichts von Mastarna. Dies war eine Vision von mir, Methos wußte nur, das ich in Troja sein würde und das ich etwas Entscheidendes hätte. Mehr wußte ich damals noch nicht."

"Und Sie meinen, er wird Mastarna einfach so hinnehmen?", fragte Jack.

"Er wird sich anpassen müssen", erklärte Mastarna und lehnte sich ruhig zurück. Ihm war klar, was er zu tun hatte und nur das zählte für ihn. Auf der Erde hatte er ein paar friedliche Jahrtausende verbracht, nun wurde es Zeit, wieder ein wenig Schwung in sein Leben zu bringen. Er lächelte zufrieden. Und ganz nebenbei könnte er noch an seinen beiden größten Feinden Rache nehmen. Oh ja, das Leben konnte manchmal grausam sein, doch es war auch sehr gerecht.

[Dormak, Sokars Palast]

"Methos?"

Nichts.

"Methos?" Wieder keine Antwort.

Sokar beugte sich über seinen Geliebten und hauchte ihm zärtlich ins Ohr. "Methos?"

"Mh?", murmelte dieser verschlafen.

"Bist du wach?", fragte Sokar, diesmal etwas energischer.

Methos verneinte und rollte sich fester in die Decke.

Sokar stöhnte auf und zupfte etwas gereizt an der Decke. "Wir müssen aufstehen. Es ist bereits nach Sonnenaufgang."

Methos grummelte verschlafen und wandte ihm die kalte Schulter zu. "Nach dieser Nacht brauch ich Erholungsurlaub."

Sokar lachte auf und fuhr suchend mit seiner Hand unter die Decke. "Wir können gerne einige Episoden wiederholen!"

Methos ächzte und zog hörbar die Luft ein. "Du wirst es bereuen, wenn du jetzt nicht sofort deine Hand da weg nimmst", zischte er und setzte sich schwungvoll im Bett auf.

Sokar lachte herzhaft und streifte mit seinen Lippen die seines Freundes. Dieser erwiderte den Kuß flüchtig und zog dann die Decke näher heran. "Komm, wir müssen aufstehen, ich habe einen Auftrag für dich."

Methos zog neugierig die Augenbrauen hoch und sah ihn forschend an.

Der Goa’uld lächelte verschmitzt. "Was kriege ich denn, wenn ich es dir verrate?"

Methos prustete und tat so, als würde er ersticken. Seine Augen funkelten erregt, als er zum Nachttisch blickte, wo noch immer die Handspange des Goa’ulds lag. Die Menschen wußten ja nicht, wie nützlich diese Dinger waren, in allen Gebieten. Fehlte nur noch, das man mit ihnen Kaffee kochen konnte, aber in Methos Fall würde schon Bier brauen reichen.

Sokar folgte Methos Blick und errötete leicht. "Ich glaube ich sage es dir so."

Methos grinste. "Nichts da. Heute Nacht bist du fällig."

Der Systemlord hob abwehrend die Hände. "Das wußten sie noch nicht, Anbetungswürdigster. Aber jetzt im Ernst." Sokar setzte sich auf und sah ihm fest in die Augen. "Deine Tauori- Freunde gingen mir in den letzten Monaten gewaltig auf die Nerven."

"Ah", murmelte Methos und legte sich vor Sokar auf den Bauch und spielte mit dessen Zehen.

"Laß das, ich meine es wirklich ernst." Methos blickte auf und sah ihm fest in die Augen. Sokar erwiderte seinen Blick, was Methos dazu veranlaßte, von Sokars Füßen abzulassen und sich ihm gegenüber zu setzten.

"Ich glaube, ich habe mit dir den Richtigen für diesen Job."

Methos legte den Kopf schief und sah ihn neugierig wie ein junger Welpe an. Sokar lächelte. "Drohe ihnen ein wenig. Nichts ernsthaftes, sie sollen nur nicht denken, das sie sich mit mir alles erlauben dürfen."

Methos nickte verstehend. "Ich soll also direkt in die Höhle des Löwen kriechen?"
"Kriechen wird nicht nötig sein. Du kannst auch aufrecht zu ihnen gehen", erwiderte Sokar todernst. Methos prustete laut drauf los und warf sich aufs Bett.

Sokar lächelte. "Ich denke, da du sie hintergangen hast, bist du genau der Richtige um ihnen zu zeigen, wer hier das Sagen hat.", erläuterte Sokar, als Methos sich soweit wieder beruhigt hatte.

Der Unsterbliche setzte sich zum wiederholten Male auf und nickte. "Wann soll ich los?"

"Am besten sofort. Zieh deine alten stinkenden Sachen an, ich habe sie reinigen und parfümieren lassen."

Methos schluckte schwer. "Das ist nicht dein Ernst?!"

Der Goa’uld nickte. "Mein voller Ernst. Die stanken nach Yak oder was weiß ich für einem irdischen Viehzeug. Nichts für einen Königspalast."

Methos knurrte verärgert, fügte sich aber dennoch. Langsam schälte er sich aus der Decke und wandelte, nackt wie Gott ihn erschuf durch den Raum und suchte seine Kleidung zusammen, die verstreut überall auf dem Boden lag.

"Mann, waren wir betrunken", murmelte er, als er seinen Rock unter einem Stuhl vorwühlte. Sokar sah ihm vom Bett aus zu und folgte jeder seiner Bewegungen.

"Deine Sachen liegen dort auf dem Stuhl", kommandierte er und wies auf den betreffenden Einrichtungsgegenstand.

Methos streckte das Rückgrat durch und sah ihn tadelnd an. "Ich kann sehen", zischte er und ging genervt zu dem Stuhl.

"Ich gebe dir Demunzi und Lugalbanda mit, sie sind meine besten Leibwächter."

Methos entfernte mit spitzen Fingers seine ‚stinkenden‘ Sachen vom Stuhl, setzte sich und fingerte nach seinen Hosen, die er sich geschwind überstreifte.

"Sie kennen viele Tricks und können dich beschützen, wenn diese Barbaren dir zu nahe kommen sollten."

"Und wenn sie mich festhalten?", fragte Methos, während er sich sein Hemd überstreifte.

"Mh, ich gebe dir zwei Stunden, wenn du innerhalb dieser Zeit nicht zurück bist, werde ich sie beschießen, solange bis ich dich wieder in meinem Bett habe."

"Kannst deine Strafe wohl gar nicht mehr abwarten?", jauchzte Methos.

Sokar lächelte verlegen. "Sowas wie dich gebe ich nie wieder her, nie wieder."

Der Unsterbliche kämpfte inzwischen mit den Stiefeln, die aber nicht wirklich ein Hindernis für ihn darstellten, schwieriger wurde es da schon mit dem Brustpanzer. Er warf ihn sich über den Kopf und ging dann zu seinem Geliebten.

"Du solltest aufpassen, was für Tiere du dir ins Bett legst, sie könnten giftig sein", murmelte Methos, er stellte sich mit dem Rücken zu Sokar, so das dieser den Brustpanzer befestigen konnte. Dabei flüsterte er ihm ins Ohr: "Du weißt doch, das ich gegen jedes Gift immun bin."

Methos lächelte zufrieden, als er fertig angekleidet war. Nun fehlten nur noch die Lederschützen, die er sich geschwind überstreifte. "Gut, ich bin fertig."

Sokar lächelte zufrieden und betrachtete ihn verträumt. "Dann kann’s ja losgehen."

[SGC, kurz nach Sonnenaufgang]

"Aktivierung von außen!", tönte die Computerstimme durch das SG- Center und kündigte damit eine Aktivierung des StarGates an.

General Hammond, Jack O’Neill und Jonathan erschienen sofort im Kontrollzentrum und starrten gebannt auf die verschlossene Iris und die dahinter fluoreszierende Fläche.

Mastarna murmelte irgendetwas, das wie ‚Unglaublich!‘ klang. Ob er damit nun die Iris oder das StarGate an sich meinte, sagte er nicht. Vermutlich meinte er die Iris.

"Irgendein Aktivierungscode, Leutnant?", fragte General Hammond den diensthabenden Offizier.

Dieser verneinte kurz.

"Sir, so langsam wird’s unheimlich", murmelte Jack, nachdem sich nach mehreren Minuten noch nichts getan hatte.

Der General nickte. "Wir können jedoch nur warten, Jack..."

Plötzlich färbte sich die Irisoberfläche rot und ein Gesicht, das wie die Personifizierung des Satans aussah, erschien.

"Sokar", murmelte Jack.

Mastarna sah den Colonel verwundert an. "Diese Technik kenne ich nicht, was ist das?", fragte er neugierig.

Jack zuckte mit den Schultern. "Die zuständige Person befindet sich bei Sokar."

Mastarna hob interessiert eine Augenbraue und wandte sich wieder der Iris zu, denn das Gesicht schien sich nun zu bewegen und sprechen zu wollen.

"Bürger von Tauori!", begann Sokar monoton. "Öffnet euer Tor. Ich will einen Abgesandten schicken. Wenn ihr bereit seid, schickt mir eine Eskorte, mit der ich meinen Abgesandten sicher zu euch senden kann."

"Hört, hört", murmelte Jack und blickte den General fragend an. "Gehen wir darauf ein, Sir?"

Der General atmete tief ein. "Was bleibt uns anderes übrig?" Das Gesicht verschwand so plötzlich wie es gekommen war und das Wurmloch entmaterialisierte.

"Jack? Würden Sie...?"

"Aber natürlich, Sir, ich gehe aber allein.", Der Colonel schien sich nicht mit dem General streiten zu wollen. "Ich möchte Sie eigentlich nicht ohne Begleitung lassen, aber besser, wenn nur eine Person geht." Der General lächelte und klopfte ihm aufmunternd auf die Schultern. "Gehen Sie."

Jack schritt durch den Tunnel und landete wie üblich auf der anderen Seite des Stargates, mit dem winzigen Unterschied, dass er von einem bewaffneten Trupp in Empfang genommen wurde.

"Oh, wie nett. Das Empfangskomitee ist auch schon zur Stelle", witzelte Jack und schlug einem Soldaten die Stabwaffe, mit der dieser auf ihn zielte, aus der Hand.

"Jack, Sie sollten etwas freundlicher mit meinen Wachen umgehen. Sie können manchmal sehr ungehalten reagieren."

"Sokar", stellte der Angesprochene sachlich fest und sah sich suchend um.

"Sie fragen sich jetzt sicher, woher ich Ihren Namen kenne?", fragte die Stimme aus dem Hintergrund arrogant.

Jack zuckte ungerührt mit den Schultern. "Wo ist ihr Mann?"

Die Stimme verwandelte sich in einen Mann, der nun hinter den Wachen, die den Colonel umzingelt hatten, hervortrat.

"Mein Freund wird sie gleich begleiten. Aber vorher erlauben Sie mir, Ihnen noch eine Frage zu stellen?"

Jack sah verächtlich zur Seite. "Tun Sie, was Sie nicht lassen können."

Der Goa’uld lächelte triumphal und näherte sich Jack bis auf wenige Zentimeter. "Wie hätten Sie Ihre Leute gern wieder? In kleinen handlichen Stücken oder in Scheiben geschnitten?" Er lächelte teuflisch auf und entzog sich sofort Jacks Blick, der einem Gewaltmord ähnlich kam. O’Neill konnte nur noch das diabolische Lachen hören, wie es sich langsam entfernte.

Sokars Lachen wurde schwächer und Jack atmete hörbar tief ein. Wo war nun dieser verdammte Kerl, den er zur Erde bringen sollte??

Methos trat kurz hinter einer der Leibwachen hervor und starrte Jack feindselig an. "Was versuchst Du zu beweisen, O’Neill?", zischte er gefährlich.

"Ich würde dir den Hals umdrehen, wenn diese Typen nicht da wären!", knurrte Jack und kam Methos gefährlich nahe.

Dieser trat einen Schritt vor und reckte sich, um Jack in die Augen sehen zu können. "Wage es und Du bist Vergangenheit." Methos spie die Worte regelrecht aus. Der Unsterbliche sah Jack tief in die Augen, zwang ihn, nicht nachzugeben und focht einen gedanklichen Kampf gegen ihn aus. Wer würde wohl als erster den Blick abwenden?

Niemand, denn in diesem Augenblick berührte ein Leibwächter Sokars Methos sanft an der Schulter. "Herr? Wir sollten uns auf den Weg machen", besänftigte er Methos.

Der Unsterbliche wandte den Blick ab und sah ihn wütend an. Methos spuckte auf den Boden und zischte: "Faß mich nicht noch einmal an."

Dann sah er Jack wieder an und meinte zuvorkommend. "Wählen sie doch, Jack. Wir folgen Ihnen dann."

Der Colonel hob abwehrend die Hände. "Es war niemals von Leibwächtern die Rede!"

"Wir diktieren die Bedingungen, O’Neill, nicht Sie", knurrte Methos und deutete auf das Anwahlgerät. "Wählen Sie."

Jack seufzte. "Wie du meinst...", sagte er laut. Etwas leiser fügte er "Bastard" hinzu und schenkte dem Code seine ganze Aufmerksamkeit.

Methos folgte gespannt jeder seiner Bewegungen und merkte sich die einzelnen Symbole genau. Vielleicht konnte er dieses Wissen später einmal gebrauchen, wenn er es nicht schaffen sollte.

[Stargate- Center]

"Aktivierung von Außen, Sir.", ertönte die Stimme des Überwachungsoffiziers. Der General stand neben ihm und beobachtete genauso wie der Rest von ihnen gespannt die Iris.

"Öffnen sie die Iris", murmelte der General, in seiner Stimme schwang ein Unheil verheißender Unterton mit, der den Obsoffizier noch zusätzlich beunruhigte.

"Sir, ich habe keine Aktivierungscode erhalten", widersprach der junge Mann und deutete dabei hilflos auf den Monitor.

"Öffnen Sie die Iris, Leutnant", murmelte der General und verließ das Kontrollcenter, um den Stargate-Raum zu betreten.

Der junge Mann tat wie ihm befohlen und wenige Sekunden später trat Colonel Jack O’Neill aus dem Ereignishorizont. Er hob die Hand, um den Soldaten, die mit ihren Waffen auf das Tor zielten, verstehen zu geben, dass er Freund und nicht Feind war.

Hinter ihm erschien Methos in voller Kampfausrüstung und ihm folgte Sokars Leibwache.

Der Unsterbliche lächelte die Soldaten spielerisch an. "Meint ihr wirklich, uns mit diesen Spritzpistolen aufhalten zu können?"

Jack drehte sich zu ihm um und sah ein verächtlich an. "Wir tun, was wir können."

Methos erwiderte seinen Blick und ging an ihm vorbei die Rampe hinunter, ungeachtet der Gewehrläufe, die auf ihn gerichtet waren, näherte er sich dem General, klopfte ihm freundlich auf die Schulter und meinte kameradschaftlich: "Wie geht es Ihnen George?" Die beiden Leibwächter klebten wie Kletten an seinen Hinterläufen.

Der General sah ihn verdutzt an. "Gut, nur Sie bereiten mit schlaflose Nächte."

Methos lächelte unschuldig. "Deswegen bin ich hier. Wir wollen doch nicht, das wir uns in unserer Blindheit gegenseitig vernichten, oder George?"

"Nein, ganz sicher nicht."

"Und ebenso wollen wir, dass sie ruhig schlafen können. Wissen Sie, in Ihrem Alter sollte man darauf achten, immer genug Schlaf zu bekommen." Schnurrte er beinahe und führte den General wie einen alten Mann aus der StarGate- Halle und ging mit ihm geradewegs in den Konferenzraum. Seine beiden Leibwächter wollten ihm folgen, aber er knallte die Tür vor ihrer Nase zu. Sie wollten widersprechen, aber Methos brauchte nur drohend den Zeigefinger zu heben und sie stellten sich brav links und rechts neben die Tür.

Einzig Jack durfte noch durch die Tür.

[Konferenzraum]

Methos setzte sich in General Hammonds Sessel und legte die Stiefel auf den Tisch. "Haben Sie meine Anweisungen erfüllt?", fragte er direkt heraus.

Der General setzte sich neben ihn und nickte. "Die Tok’ra sind benachrichtigt und Cassandra ist hier."

Methos lächelte zufrieden und schloß für wenige Sekunden die Augen. "Sehr gut", murmelte er müde. "Werden sie sich zum vereinbarten Zeitpunkt über Dormak aufhalten?"

Wieder beantwortete der General mit einem Nicken Methos Frage. "Sie suchen nur noch Verbündete. Methos, ich bin nicht mit Ihrem Vorgehen einverstanden, daß..."

".. erscheint Ihnen viel zu gefährlich, ich weiß. Deswegen konnte ich Sie nicht einweihen, weil ich wußte, das Sie diese Aktion niemals genehmigen würden."

Der General nickte.

"Aber Sokar ist ein ungewöhnliches...", er breitete die Hände vor dem Körper aus, so als suche er nach dem richtigen Begriff, "... Wesen und dies erfordert nunmal ungewöhnliche Methoden."

"Wie geht es den anderen?", stellte Jack endlich die Frage, die ihm schon seit einigen Minuten auf der Zunge brannte.

Methos öffnete die Augen und sah ihn durchdringend an. "Wenn sie keine Dummheiten anstellen, wird es ihnen den Umständen entsprechend gut gehen."

"Warum bist du hier?", folgte Jacks nächste Frage. "Wie hast du das gedeichselt?"

Methos lächelte. "Ich hatte diese Treffen nicht geplant, aber Sokar bestand darauf, dass ich euch etwas ausrichte."

Als Methos nicht fortfuhr, hakte Jack nach. "Und?"

"Er will, das ihr nicht versucht ihn anzugreifen, sonst wird er sich euch vornehmen. Ich soll euch ein wenig einschüchtern. Die Gorillas da draußen sollen ihm wahrscheinlich Bericht erstatten, also seht nachher, wenn wir raus gehen, etwas geknickt aus, ja?"

"Laßt mich in Frieden, dann tu ich euch auch nichts?", murmelte Jack verdrossen.

Methos nickte. "So in etwa hat er sich auch ausgerückt." Er nahm die Beine vom Tisch und setzte sich gerade hin. "Gut, gibt’s sonst noch etwas, was ich wissen sollte?"

Jack grinste. "Ja, das, glaube ich, würde dich interessieren."

Der älteste Unsterbliche hob interessiert eine Augenbraue und sah den Militär forschend an.

"Cassandra hat Mastarna gefunden."

Methos schluckte einen dicken Kloß herunter. "Das hat mir gerade noch gefehlt..."

Er wurde von einem heftigen Klopfen an der Tür unterbrochen und versteifte sich im selben Augenblick, ein sicheres Zeichen, das sich ein anderer Unsterblicher näherte.

Methos wandte den Blick in Richtung Tür und wartete auf Hammonds Aufforderung einzutreten.

"Herein", erfüllte dieser seine Erwartung.

Die Tür öffnete sich und Cassandra erschien, sie schenkte Methos ein abwertendes Lächeln und trat einen Schritt zur Seite. Hinter ihr kam ein Mann zum Vorschein, den Methos noch nie in seinem Leben gesehen hatte.

Aber er schien Methos zu kennen, denn er fixierte ihn mit einem bösartigen und zornigen Blick. Die beiden Neuankömmlinge setzten sich an den Tisch.

"Ich habe mir diesen Augenblick jahrelang vorgestellt", durchbrach Mastarna mit seiner Goa’uldstimme die schier erdrückende Stille. "Dir endlich Auge in Auge gegenüber zu stehen."

Methos nickte ihm zu.

Mastarna hob den Blick und sah ihn durchdringend an. "Ich wollte dich erwürgen und dir die Eingeweide aus dem Leib reißen."

"Bezaubernde Vorstellung", murmelte Jack.

"Aber das ich je mit dir gegen IHN kämpfen würde, der Gedanke kam mir nie."

Methos lächelte unentschlossen. Wie sollte er nun mit Mastarna verfahren?

"Methos, ich will, das du mich mitnimmst", sagte Cassandra auf einmal.

Der Unsterbliche ließ seinen Blick zu ihr wandern. "Wie stellst du dir das vor?"

"Du siehst schlecht aus. Stress?", fragte ihn Mastarna. Methos jedoch sah ihn nicht an, sondern durchsuchte Cassandras Blick.

"Was hast du vor, Hexe? Spielst du dein eigenes Spiel?", zischte er.

Cassandra lächelte. "Nein, diesmal tanze ich nach deiner Musik. Doch du scheinst Hilfe nötig zu haben."

Der Unsterbliche lehnte sich im Sessel zurück und schloß für einen Augenblick die Augen. "Er ist anstrengend", seufzte er.

Mastarna nickte. "Wie damals."

Methos öffnete langsam die Augen und sah ihn an. "Willst du kämpfen?"

Der Goa’uld nickte entschlossen. "Ich will ihn töten, wenn es möglich ist."

Der Unsterbliche schüttelte den Kopf. "Töten wird nicht nötig sein, es gibt was viel besseres." Dabei setzte er ein triumphierendes Lächeln auf.

Mastarna nickte, er verstand ihn und wußte, was er vor hatte.

"Am besten, ihr begebt euch zu den Tok’ra und geht mit ihnen", spekulierte Methos, doch Cassandra widersprach. "Ich werde mit dir kommen."

"Verdammt." Er setzte sich auf und sah sie eindringlich an. "Wie hast du dir das vorgestellt? Einfach mal zum Teufel gehen und mit ihm plaudern?"

Cassandra schüttelte den Kopf. "Wenn DU so weiter machst, kannst du alles versauen. Du weißt, was ich meine."

Methos nickte geschlagen. Die Hexe hatte recht. In seinem Zustand würde er nicht mehr lange durchhalten. Sokar war mehr als ermüdend.

"Gut, du kannst mitkommen. Aber erwarte keine Hilfe von mir."

Cassandra lächelte. "Hast du mir denn jemals geholfen?"

Cassandra folgte Methos durch das StarGate, dies sollte eine unvergeßliche Reise für sie werden. Niemals zuvor hatte sie so eine Maschine gesehen.

Methos drehte sich kurz vor dem Tor zu ihr um und streckte ihr auffordernd die Hand entgegen. Sie nahm sie nicht, trat aber dennoch neben ihn.

"Vergiß nicht, Hexe, du bist bei ihm wieder Sklavin. Du tritts als Geschenk der Erde auf, benimm dich gefälligst auch so und widersprich ihm nicht", zischte er ihr, unbemerkt von den Wächtern, zu.

Die Unsterbliche nickte und unterdrückte die schreckliche Angst, die sie plötzlich befiel. Die Hände an den Körper gepreßt, durchschritt sie mutig das StarGate. Methos nickte ihr anerkennend zu und folgte ihr mit einem einzigen Schritt. Hinter ihm traten die beiden Wächter durch das Tor.

General Hammond sah den beiden Unsterblichen verwundert hinterher. "Was meinen Sie, Jack?", fragte er seinen Colonel, der neben ihn getreten war.

"Ich weiß nicht, Sir. Aber wir sollten unverzüglich die Tok’ra benachrichtigen und ihnen mitteilen, was er uns gerade gesagt hat und das sie seinen Anweisungen Folge leisten sollten", mummelte Jack und sprach damit seine Gedanken zum ersten Mal seit Tagen laut aus.

Der General nickte zustimmend "Wir hätten ihm von Anfang an trauen sollen, dann hätten wir uns jetzt jede Menge Ärger erspart."

"Meinen Sie, die Tok’ra haben nach seinen Anweisungen gehandelt?"

"Ich glaube, sie haben sich auf jeden Fall eine Hintertür offengelassen", spekulierte der General und wandte seine Aufmerksamkeit Mastarna, der immer noch am Tisch saß, zu.

"Jonathan. Sie und Mastarna sollten sich jetzt zu den Tok’ra begeben", sagte der General einfühlsam und deutete auf zwei Wachoffiziere, die ihn begleiten würden.

Der Angesprochene schien gar nicht zu reagieren, hob dann plötzlich den Kopf und sah den General eindringlich an. "Ich weiß nicht, worauf wir uns hier eingelassen haben, aber wir werden unser Bestes geben", flüsterte er und erhob sich langsam.

Hammond nickte ihm dankbar zu und deutete zur Tür. "Wir haben nicht viel Zeit."

[Dormak, Gefangenenlager]

Seit mehreren Tagen saßen sie nun in diesem Gefangenenlager fest und hatten kaum Möglichkeiten gehabt, Worte miteinander zu wechseln. Aber wegen eines großen Festes schienen die Wachen von den Gefangenen abgezogen worden zu sein und sie hatten endlich einmal die Möglichkeit dazu, sich unbeobachtet zu unterhalten. Sie hatten in dieser Zeit auch auf jedes Wort über Methos verzichtet, immerhin konnte es ja dennoch möglich sein, das er einen Plan hatte, und den wollten sie aufgrund irgendeiner Unachtsamkeit nicht gefährden.

Duncan hatte in dieser Zeit beruhigend auf alle Anwesenden gewirkt. Er erzählte Geschichten aus seiner Vergangenheit und brachte ihnen damit wenigstens ein bisschen Entspannung. Obwohl sie alle sehr unter Stress standen und damit auch sehr mitgenommen aussahen, wagte es keiner, sich richtig hinzulegen und zu schlafen.

Nach einem weiteren anstrengenden Tag in der Grube, sie mußten seit Tagen in den unterirdischen Minen, die unter dem Palast lagen, arbeiten, hatten sie demzufolge wenig Zeit, sich zu unterhalten. Die Zeit, in der sie nicht arbeiteten mußten, wurden sie durch Verhöre und Folter zusätzlich gestraft. Man ließ ihnen keine ruhige Minute. Nach einem weiteren anstrengenden Tag waren sie endlich allein und konnten sich ungestört über Methos‘ Verhalten beim ersten Verhör unterhalten.

"Was sollte denn das bedeuten?", knurrte Lantasch und ließ Martoufs müden Körper entspannend gegen die Wand sinken.

"Ich vermute, das er uns damals aus einer brenzligen Lage herausgeholt hat, nicht auszudenken, wenn Sokar noch weiter gebohrt hätte...", murmelte Duncan und setzte sich neben Martouf. Dieser wandte dem Highlander müde den Kopf zu und raunte irgendetwas, das wie ‚Ich trau ihm trotzdem nicht!‘ klang, demnach hatte der Symbiont immer noch die Kontrolle über Martoufs Körper.

Sam setzte sich auf die andere Seite von Martouf und legte ihm beruhigend eine Hand auf den linken Unterarm. "Beruhige dich, Lantasch. Wir kommen hier schon wieder raus, nicht war, Dad?" Sie nickte ihrem Vater aufmunternd zu und hoffte inständig, dass er ihr helfen würde, die resignierte Haltung des Symbionten zu heben.

Jacob stand noch immer an der Tür und drehte sich nun zu seiner Tochter um. "Ja", sagte er und ging vor Martouf in die Hocke. "Wir kriegen das schon wieder hin, alter Freund."

"Glaubst du wirklich, das er uns helfen wird?", fragte Lantasch, scheinbar wieder ein wenig Hoffnung schöpfend.

Jacob nickte energisch. "Ich weiß nicht, wieso, aber irgendetwas hat er vor und dazu braucht er unsere Hilfe, deswegen sind wir vermutlich hier."

Auch Gaschuw gesellte sich nun zu ihnen. "Die Wege des Schicksals sind oft unergründlich."

Sam lächelte verzagt. "Bei uns heißt das ‚Die Wege des Herrn sind unergründlich.‘" Gaschuw runzelte die Stirn, nickte aber wie immer freundlich, ihre Wirtin ließ sich heute verhältnismäßig wenig blicken, vermutlich ging es ihr nicht so gut. Die Arbeit in den Minen hatte ihr ganz schön zugesetzt. Der Symbiont hatte in gefährlichen Situationen meistens die Kontrolle übernommen und damit das Leben seiner Wirtin gerettet. Heute schien sie zu geschafft zu sein, um irgendetwas zu dieser Unterhaltung beitragen zu können.

Sam lächelte Martouf, oder Lantasch?, wer konnte das schon mit Sicherheit sagen, aufmunternd zu. "Hey, wir schaffen das."

Martouf lächelte. "Ich hoffe, du behältst Recht, Samantha." Martouf, dachte Sam und lächelte zurück.

Martouf wurde von Duncan berührt, der seinen Arm fest zusammenpreßte. Der Tok’ra wandte erstaunt den Blick und sah den Highlander verwundert an. "Was..?", setzte er zu einer Frage an, wurde aber von Duncan mit einer energischen Handbewegung abgewürgt. Auch Teal’c, der noch immer beobachtend an der Tür stand, versteifte sich. "Es kommt jemand", zischte er und ließ sich in die Hocke gleiten, so dass es aussah, als ob sie sich nur unterhalten würden.

Duncan stimmte Teal’c zu. "Ein Unsterblicher kommt." Er atmete tief ein und bereitete sich psychisch auf die Begegnung vor, wie er das immer tat. Obwohl er wußte, das nur Methos der Unsterbliche sein konnte, wollte er sich ihm nicht ungewappnet gegenüber wissen. In diesem Augenblick erschien Methos hinter der Tür. Er trug nicht mehr den gewohnten Reiterlook, sondern hatte eine feine Robe aus rotem Stoff, der mit dünnen Goldfäden durchwebt war an. Der Rock glich dem Sokars, war nur etwas geschmackloser ausgefallen und stand dem ältesten Unsterblichen ganz und gar nicht.

"Steht dir nicht, mein Alter", murmelte Duncan und erhob sich. "Was treibt dich hierher?"

Methos legte beide Hände durch die Gitterstäbe der Tür und senkte demütig den Kopf.

"Wohl ein schlechtes Gewissen, das dir zu schaffen macht?! Wurde auch langsam Zeit, immerhin läßt du ins in dieser Hölle fast verrecken", versetzte Lantasch bissig und zwang Martoufs müden Körper in die Höhe.

Methos reagierte nicht auf Lantaschs Anschuldigungen und schüttelte müde den Kopf. "Ihr solltet nur wissen, das ihr nicht mehr lange hier bleiben werdet."

Sam legte den Kopf schief und sah in fragend an. "Wie meinst du das? Werden wir etwa nach Netu verlegt?"

Methos grinste. "So in etwa." Er stieß sich mit einem tiefen Seufzer vom Gatter ab und blickte in die zum Teil erbosten, aber auch aufrichtig fragenden Gesichter. "Haltet euch heute Nacht, wenn der Morgen graut, bereit. Eine zweite Chance habt ihr nicht." Mit diesen Worten drehte er sich auf dem Absatz um und verschwand.

Teal’c erhob sich wieder und sah im mutlos hinterher. "Ob wir ihm trauen können?", fragte er zweifelnd.

Duncan nickte. "Ich denke, wir haben keine andere Wahl."

"Aber es ist doch erst Mittag", murmelte Gaschuw und sank wieder in ihre Gedanken zurück.

Jacob setzte sich neben sie und nahm ihre Hand in die seine. "Genug Zeit, noch ein wenig Schlaf zu finden, meine Liebe." Gaschuw lächelte und lehnte sich kraftlos an ihn. Auch Jacob legte den Kopf zurück und schien zu dösen.

Als Sam die Situation so betrachtete, stahl sich ein Lächeln auf ihre Lippen und sie sah forschend zu Martouf. Auch dieser setzte ein Lächeln auf, welches, von einem Nicken begleitet, Sams Vermutung bestätigte.

Daniel beugte sich tiefer in das Loch und grub tiefer und tiefer. Hier mußte ein Ausgang sein. Oh, verdammt, er sollte zu den anderen zurückkehren und ihnen von seiner Entdeckung berichten.

Während der Arbeiten in der Mine war er auf eigenartige Steintafeln gestoßen, welche jener ähnlich waren, die er Adam, Methos, korrigierte er sich mit einem bitteren Lächeln, gezeigt hatte.

Da, seine Fingernägel kratzen über steifen Ton. Er lächelte zufrieden und befreite die Platte von dem restlichen Sand. Jetzt konnte er sie herausnehmen und lesen. Irrtum, Daniel konnte diese Sprache nicht lesen, nur Methos konnte es. Er resignierte und stopfte sich die Tafel unter die Jacke. Er würde zu den anderen zurückkehren und ihnen von seiner Entdeckung berichten.

Daniel richtete sich auf und begab sich zu den anderen, die noch immer dort saßen, wo er sie vor wenigen Stunden verlassen hatte.

"Daniel, wo waren Sie denn?", fuhr ihn Sam an.

Der Angesprochene zuckte mit den Achseln und wollte gerade zu einer Erklärung ansetzten, als Teal’c sprach. "Methos war hier."

"Oh", entfuhr es Daniel. "Und was wollte Herr Oberschlau?"

"Er wird uns hoffentlich hier herausholen. Um Mitternacht", murmelte Martouf und kletterte auf einen Felsblock, um durch das Fenster nach draußen sehen zu können. An Hand des Mondes wollte er die Uhrzeit feststellen.

Daniel sah ihm verständnislos hinterher und ging neben Selmac in die Hocke. "Kennst du diese Sprache, Selmac?", fragte er ihn sofort und zeigte ihm seinen Fund.

Methos hoffte inständig, das General Hammond alle seine Forderungen ausgeführt hatte und das auch die Tok’ra sich an die erhaltenen Anweisungen hielten. Nur so konnten sie mit einem Quentchen Glück Sokar kräftig in den Hintern treten.

Methos mochte diese Robe nicht, aber Sokar bestand darauf. Immerhin sollte er vernünftig aussehen. Nur für was er sich so geschmacklos herausputzen sollte, war ihm nicht bewußt. Was hatte dieses verdammte Schlangenwesen vor und warum hatte es ihm nichts davon erzählt? Methos kam ins Grübeln, als er den Gang von den Zellen hinauf in den Festsaal beschritt. Sokar hatte ihn eigentlich sofort nach seiner Rückkehr von der Erde dorthin beordert, Methos konnte sich aber seinen kleinen Abstecher in die Zellen nicht verkneifen. Immerhin mußte er jetzt schnell handeln und Sokars Aufforderung, sich unverzüglich in den Festsaal zu begeben, hatte ihn stutzig gemacht.

Nachdem Methos zurückgekehrt war, hatte er sofort eine Nachricht an die Tok’ra, die sich schon in der Umlaufbahn von Dormak befinden mußten (wenn Hammond seinen Anweisungen gefolgt war), abgesetzt. Nun konnte er nur noch die restlichen Stunden mitspielen und dann half nur noch beten.

Methos stand nun vor den großen Flügeltüren, die zum Festsaal führten und atmete noch einmal tief durch. Wenn dies eine Falle war? Würde Sokar so handeln? Warum bestellte er ihn hierher? Was war los? – Alle diese Fragen spukten durch seinen Kopf als sich die mächtigen Türen langsam öffneten und ihm einen Blick in das Innere des Saales gewährten.

In der Mitte des Saales saß Sokar auf einem mächtigen und kraftvollen Thron, neben ihm saß eine junge, attraktive Frau, die in edle Gewänder gekleidet war. Wohl eine Königin, vermutete Methos.

Um das Paar hatte sich ein riesiger Hofstaat versammelt, der ihnen Köstlichkeiten reichte, die Damen der Königin bediente und damit beschäftigt war, die beiden bei Laune zu halten. Alles in allem sah dies dort wie ein gewöhnliches, wenn man Sokars Leben als gewöhnlich bezeichnen konnte, Fest aus.

Methos schritt langsam auf Sokar zu, und als dieser ihn entdeckte, verbeugte sich der Unsterbliche demütig. Sokar nickte ihm anerkennend zu und flüsterte der Frau etwas ins Ohr. Sie lächelte amüsiert und blickte Methos starr an. Ihre Augen kamen Methos verdammt bekannt vor, er konnte sie allerdings nicht einordnen.

Der Unsterbliche verspürte in jenem Augenblick ein wohlbekanntes Gefühl, was von der Anwesenheit eines anderen Unsterblichen zeugen mußte. Methos lächelte, denn es konnte sich nur um Cassandra handeln, die er von der morgigen Exkursion mitgebracht hatte. Was Sokar wohl mit ihrem Körper vorhatte? Methos schmunzelte, wenn er an seine Vorlieben dachte. Aber augenblicklich versteifte sich seine Haltung wieder. Es konnte sich genausogut um Duncans Präsenz handeln und dann war dieses Fest nur Tarnung, um ihn eventuell in Sicherheit zu wiegen und um dann zuzuschlagen. Methos stöhnte. Diese Paranoia würde noch mal sein Untergang sein.

Als er in Reichweite des Throns gekommen war, deutete Sokar auf ein paar Kissen zu seiner rechten, auf seiner linken Seite saß die Frau, deren Augen Methos so vertraut schienen.

Methos nickte und ließ sich auf den Kissen fallen. Wenn er nicht so verdammt müde gewesen wäre, hätte er wahrscheinlich sofort gewußt, wer die Frau war, denn er kannte sie gut. Nur seine Trägheit bescherte ihm ein weiteres Herzschlagfinale.

Sokar stand auf und gab einigen Dienern den Befehl, seinen Thron zu entfernen und ihm dafür ein paar Kissen zu bringen. Er ließ sich neben Methos nieder und verlangte auch von der Frau, sich zu ihnen hinunter zu begeben. Sie zögerte nicht eine Sekunde und folgte gehorsam seinen Anweisungen.

Sokar klatschte in die Hände und die Musiker spielten auf. Dabei beugte er sich zu Methos hinüber und flüsterte ihm ins Ohr: "Die Frau, die du mitgebracht hast, ist wunderschön, mein Freund, sie wird uns erfreuen."

Methos hob den Kopf und zwang sich, die Augen zu öffnen. "Das war meine Absicht, mein Lord", flüsterte er in der gleichen Lautstärke zurück.

Die Musik wurde lauter und eine Frau wirbelte in großen Schritten durch den Saal. Geschwind warf sie sich vor Sokar auf die Knie und legte ihren Körper, der nur in hauchdünne Gewänder gekleidet war und angenehm duftete, auf den Boden.

Sokar lächelte zufrieden und forderte sie zum Tanzen auf.

Methos erschrak, als er sie erkannte. Cassandra wirbelte in anmutigen Bewegungen durch den Raum und wiegte sich im Takt der Musik. Sie führte einen klassischen irdischen Schleiertanz auf, bei dem sie nach und nach die Schleier fallen ließ.

Sokar folgte wie hypnotisiert ihren Bewegungen und trank genüßlich von dem Wein, den man ihm in die Hand gedrückt hatte.

Methos Augen flatterten vor Verzückung. Er wußte gar nicht, welche Talente Cassandra besaß, sie bewegte sich wie eine Göttin und zwang ihrem Körper immer neue Verrenkungen ab. Es schien ihm gar nicht möglich zu sein, sich so zu dehnen und dabei noch wie eine Weide biegsam zu bleiben.

Dabei merkte Methos gar nicht, wie die Frau, die Königin, näher auf ihn zukam und ihn sanft an der Schulter berührte.

Erst als sie ihn in einer längst vergessenen und toten Sprache anrief, wußte er, wen er vor sich hatte.

"Mi casa est su casa", flüsterte sie genüßlich in sein Ohr.

Methos Atem stockte und er wandte ihr den Blick zu. Er hatte nicht erwartet, hier auf diesem trostlosen Planeten Latein zu hören. Aber diese Frau schien die Sprache zu beherrschen. Und dann noch diese Worte.

Er sah ihr tief in die Augen und auf einmal wußte er, wen er vor sich hatte. Lange hatte er geglaubt, sie wäre tot, gestorben in Ehre und Würde, begraben auf einem fernen Planeten unter Tonnen von Stein. Dieselbe Lüge hatte auch sie geglaubt, doch nun lächelte sie ihn strahlend an und wiederholte mit ihren wundervollen Lippen seinen alten Namen.

"Willkommen in der Welt der Goa’ulds, Antonius", hauchte sie ihm verführerisch entgegen und um ihre vollen Lippen stahl sich ein glückliches Lächeln.

[Gefangenenlager, Dormak]

"Gaschuw?", murmelte Jacob und stupste seine Freundin sanft an. Sie öffnete mühsam die Augen und sah ihn an. "Wo sind wir?", fragte sie etwas verschlafen.

"Immer noch auf Dormak, in Sokars Gefängnis", beantwortete Jacob ihre Frage in einem resignierten Tonfall.

Gaschuws Augen weiteten sich, als ihr die verdrängten Gedanken wieder in den Sinn kamen. Sie stöhnte müde auf und fragte nach der Uhrzeit.

"Nicht mehr lange, meine Liebe", flüsterte Jacob und strich ihr sanft über das zerzauste Haar.

"Ihr geht es schlecht", murmelte Martouf, als er sich ihr gegenüber niederließ. Jacob nickte bejahend. "Die Zeit hier hat sie geschwächt."

"Sie sollte etwas trinken", meinte Daniel.

"Ich werde durchhalten", murmelte sie und schloß wieder die Augen.

Martouf legte ihr beruhigend seine Hand auf die Schulter. "Ja, das wirst du. Ihr seid beide stark." Und mit diesen Worten war sie wieder eingeschlafen.

"Es sind noch fünf Stunden", murmelte Duncan und blickte den Gang hinunter. "Was, wenn er uns hängen läßt?", flüsterte Daniel an Sam gewandt.

"Er wird uns nicht hängen lassen", sagte Duncan geistesabwesend. "Das hoffe ich zumindest", fügte er leiser hinzu, so das es nur Teal’c, der neben ihm saß, hören konnte.

Der Jaffa nickte beschwichtigend und deutete auf Sam, die niedergeschlagen neben Martouf saß und ihren Kopf an seine Schulter gelehnt hatte. Auch ihr fielen langsam die Augen zu. Aber dennoch zwang sie sich, wach zu bleiben. Sie war der ranghöchste Offizier und mußte dafür Sorge tragen, das die anderen unverletzt und heil auf die Erde zurückkehrten. Es war ihre Pflicht, aber sie würde diese Pflicht bestimmt um einiges leichter erfüllen können, wenn sie nicht so eine unendlich große Müdigkeit verspürt hätte.

Martouf legte ihr eine Hand auf den Arm und meinte, dass sie noch ein wenig schlafen sollte. "Du kannst uns nicht hier raus führen, wenn du vor Erschöpfung zusammenklappst."

Sam nickte verstehend und schloß die Augen. Noch ehe sie sich bei Martouf für sein Verständnis bedanken konnte, wurde sie schon von der angenehmen Dunkelheit eingehüllt.

[Empfangssaal]

Methos blickte die Frau entgeistert an und sie kommentierte diesen Gesichtsausdruck mit einem unbeschreiblich schönen Lächeln.

Sokar indessen hatte Methos' Aufmerksamkeit für die Königin entdeckt und stupste ihn freundschaftlich an. "Oh, ich Unhold, ich habe euch noch gar nicht bekannt gemacht.", entschuldigte er sich und rückte dann etwas weiter nach hinten, so dass die Beiden sich besser sehen konnten.

"Methos, das ist Kleopatra, sie ist zwar nicht meine Anhängerin, aber für heute mein Überraschungsgast. Meine Königin: das ist mein zukünftiger Kriegsherr Methos." Sokar grinste bis über beide Ohren, als er sie miteinander bekannt machte.

Kleopatra nickte ihm lächelnd zu und streckte ihm ihre Hand entgegen. "Es freut mich, heute an eurem Tisch zu weilen und eure Bekanntschaft zu machen, Lord Methos." Sie lächelte zuckersüß.

Methos hatte sich indessen wieder gefangen und erwiderte ihre Geste mit einem freundlichen Lächeln. "Ich bin ebenso erfreut wie Ihr, meine... Königin." Sie lächelte so wie immer bei diesen Worten, die ihr einst so viel bedeutet hatten, vor allem sie aus dem Mund dieses Mannes zu hören.

Sokar lächelte zufrieden und klatschte in die Hände. "Und nun laßt uns feiern, denn die Königin will mir heute abend ihre Treue schwören." Der Goa’uld lächelte sie an und nahm ihre Hand aus Methos‘, der sie noch immer in seiner hielt.

Der Unsterbliche war Sokar zutiefst dankbar, das er sie nicht länger halten mußte, ließ sich in die Kissen zurücksinken und schenkte Cassandras Tanz seine geteilte Aufmerksamkeit, denn mit einem Auge beobachtete er Sokars Spielereien mit seiner Königin. Nicht zuletzt mit einigen Hintergedanken, die nur Eifersucht und Haß auf Sokar inne hatten.

Nachdem das Essen aufgetragen war und sie sich die Bäuche mit den Leckereien vollgeschlagen hatten, schäkerte Sokar noch heftiger mit Kleopatra herum. Methos betrachtete dies immer argwöhnischer, was Sokar in diesem Augenblick mit Genugtuung bemerkte.

Er wandte nun seine Aufmerksamkeit Methos zu und meinte doch, Methos wäre auf die Königin eifersüchtig. Doch da irrte er sich gewaltig.

"Komm, heute Nacht spielen wir dein Spiel, okay?", versuchte der Goa’uld ihn zu besänftigen.

Methos bemerkte erst jetzt, wie er geblickt haben mußte und lächelte nun gezwungen. "Wir sollten die neue Sklavin mitnehmen...", murmelte er und sein Blick stahl sich zu Cassandra.

Sokar lachte herzhaft auf. "Du willst mich wohl eifersüchtig machen?"

"Wie könnte ich", bestätigte Methos Sokars Vermutung. Dieser grinste breit. "Okay, wir nehmen die Sklavin mit, wenn ich die Königin mitnehmen darf."

Methos gefiel dieser Gedanke gar nicht. Die Königin könnte alles ruinieren, nicht das er glaubte sie würde es tun, aber er wäre zu abgelenkt von seinem Plan, wenn sie in seiner Nähe war. Aber Methos war zu clever, um Sokar jetzt zu widersprechen. Also würde er Kleopatra, die diesem Vorschlag nur ein Lächeln entgegenzubringen hatte, so weit wie möglich ignorieren. Er hatte ja noch Cassandra.

[Sokars Quartier, zwei Stunden später]

Methos lehnte sich gelassen aus dem Fenster und betrachtete nachdenklich den Mond, der nur hier auf Dormak eine feuerrote Färbung annahm. Blutrot, korrigierte sich Methos zynisch, Blut, daß bald in Strömen fließen wird.

Ein kehliges Lachen drang aus dem Inneren der Schlafkammer und verlangte nach Methos' Aufmerksamkeit. Der Unsterbliche verdrehte die Augen und schenkte seine Aufmerksamkeit dem schwülen Inneren des Raumes.

"Noch drei Stunden", murmelte er sanft und hob bedächtig den hauchdünnen Vorhang. Auf dem Bett tummelte sich Sokar und spielte vergnügt mit Cassandra und Kleopatra. Beide Frauen hielten ihn so sehr in Schach, daß es Methos gelang, sich einige Minuten Ruhe zu gönnen.

Vielleicht war es doch keine so schlechte Idee gewesen, Cass mitzunehmen. Sie machte Sokar jedenfalls eine Menge Freude, die ihn von Methos ablenken würde.

Der Unsterbliche ließ sich vor dem Bett auf einigen weichen Kissen nieder und beobachtete das Treiben interessiert. Seine Gedanken schweiften jedoch ab und er starrte, ohne wirklich etwas von dem Geschehen mitzubekommen, geradeaus.

Hoffentlich waren die Tok’ra in Position. Mastarna, würde er ein Risikofaktor sein? Würde er überhaupt auf seinen Vorschlag eingehen? Was machte Kleo hier? Welche Rolle spielte sie? Ein weiterer unkalkulierbarer Faktor in seiner Rechnung, ein weiteres Risikopotential. ‚Deine Pläne sind Kunstwerke...", murmelte eine bekannte Stimme in seinem Hinterkopf. Methos verzog die Lippen zu einem Grinsen. Hoffentlich behielt Kronos auch diesmal Recht, das letzte Mal hatte es ihn das Leben gekostet. Wem würde es diesmal den Lebensfaden abschneiden? Methos wußte es nicht, und eigentlich wollte er es auch nicht wissen, er wollte nur noch schlafen, so unendlich müde war er.... Aber irgendwer gönnte ihm diese wenigen Sekunden Schlaf nicht und kraulte ihm durchs Haar.

Methos öffnete genervt die Augen, er mußte sie geschlossen haben, und blickte in die wohl schönsten Augen der Weltgeschichte.

"Wie kommst Du hierher?", fragte er sie plötzlich auf Latein.

Die Frau vor ihm zuckte mit den Schultern und deutete auf Sokar, der unanständige Spiele mit Cassandra veranstaltete. "Es ist soweit."

Methos sog hörbar die Luft ein und sah zum Mond. Ja, sie hatte recht, es war fast Mitternacht.

Methos sah ihr tief in die Augen, sie wußte von ihrem Plan, wie konnte das möglich sein? Die Zeit, um darüber nachzusinnen, würde er noch früh genug haben, jetzt mußten sie handeln.

Kleo stand auf und reichte ihm hilfreich ihre Hand, Methos zog sich hoch und griff neben sich. Auf dem kleinen Tisch lag ein goldener Dolch, den er fest umklammerte.

Die Königin folgte ihm, als er langsam auf das große Bett zu ging.

Cassandra blickte plötzlich auf, sah Methos mit dem Dolch in der Hand und entfernte sich einige Zentimeter von Sokar, dieser registrierte ihre veränderte Stimmung mit einem tiefen Grunzen und drehte sich blitzschnell um.

Methos hob gerade den Dolch, als Sokar die Waffe erkannte und sich vor ihrem tödlichen Stoß in Sicherheit bringen konnte. Aber weder Cassandra noch Kleopatra waren in der Zwischenzeit untätig gewesen, hatten sich mit großen Amphoren aus Ton bewaffnet und zogen sie Sokar jetzt über den Hinterkopf. Der Goa’uld klappte in sich zusammen und fiel bewußtlos oder tot, das spielte keine Rolle, vornüber.

Methos quittierte die Aktion der beiden Frauen mit einem zufriedenen Lächeln, warf sich sein Hemd über und verließ den Raum. Cassandra und Kleopatra wußten, wie sie mit Sokar zu verfahren hatten.

[Gefangenenlager, Dormak]

Von seiner Position aus konnte Martouf Dormaks roten Mond beobachten und stellte mit Zufriedenheit und aufkeimender Unsicherheit fest, dass es Mitternacht war, Methos aber noch nicht da war. Er stieg von dem Steinbrocken und ging zu den anderen zurück, Duncan hatte sich wie immer mit Teal’c am Eingang postiert, Sam, Selmac und Gaschuw saßen träge an der Wand und unterhielten sich leise.

Martouf wollte sich gerade neben sie setzen und von seiner Feststellung berichten, als sich Duncan versteifte, den anderen kurz zu nickte und Teal’c einen Schritt von der Tür wegzog, bereit, zuzuschlagen.

Die anderen verstummten bei Duncans visueller Warnung, erhoben sich langsam und hielten sich bereit. Sie hatten ihr mögliches Vorgehen wenigstens einhundert Mal besprochen, verworfen und wiederaufgenommen, jeder wußte, wie er sich verhalten sollte oder konnte, dennoch ahnte keiner, was jetzt geschehen würde, nur Vermutungen geisterten in ihren Köpfen herum. Daniels Tafel hatte sie auch nicht weitergebracht, denn niemand konnte die eigenartigen Schriftzeichen entziffern.

Plötzlich wurde die Tür aufgeschlossen und ein Mann trat herein. Es handelte sich um Methos, der drei Stabwaffen in den Händen hielt und sie an Teal’c weiterreichte. Dieser gab Duncan und Martouf jeweils eine.

Methos forderte die Gruppe mit einigen schnellen Handbewegungen auf, ihm zu folgen und verließ dann die Zelle wieder, ohne ein Wort verloren zu haben.

Selmac half Gaschuw und Sam, während die Bewaffneten ihre Eskorte bildeten und Daniel hinter den Frauen her trottete. Methos führte sie durch den dunklen Palast und hielt nach Minuten abrupt hinter einer Ecke. Teal’c und Duncan gingen zu ihm, um nach dem Grund zu fragen, er jedoch deutete auf zwei Wachen, die vor der nächsten Tür standen. Duncan und Teal'c tauschten ein Lächeln aus, gingen in die Hocke, zielten und wollten feuern. Methos konnte sie gerade noch mit einem hektischen Kopfschütteln davon abhalten. Er beugte sich zu ihnen runter und flüsterte leise: "Wenn wir Leichen hinterlassen, werden sie unsere Flucht bemerken."

Duncan sah ihn entgeistert an, nickte aber dann verstehend.

"Wir brauchen Set-Waffen.", murmelte Teal’c.

"Wer sagt, das wir sie töten müssen?", flüsterte Methos und ging zur Tür. Die beiden Wachen nahmen Haltung an und salutierten, ähnlich der irdischen Form. Methos schien dies gar nicht zu beeindrucken. Er zischte ihnen einige bedrohliche Worte entgegen und die beiden gaben Fersengeld. Nun klopfte er dreimal und die Tür wurde von innen entriegelt.

Duncan spürte plötzlich den Buzz und noch ehe er jemanden darauf aufmerksam machen konnte, sah er schon Cassandra, die in einem unverschämt sparsamen Outfit die Tür öffnete und sie hereinwinkte.

Duncan ging an ihr vorbei und lächelte anzüglich, als er sie von oben bis unten abschätzend betrachtete. "So, so...", rutschte es ihm heraus. Cass lächelte nur und schloß die Tür wieder.

Die Gruppe der Ex- Gefangenen registrierte Sokar, der gefesselt und geknebelt am Boden lag. Selmac wollte gerade zu einer Frage ansetzen, doch Methos hob abwehrend die Hände, ohne sich umzudrehen, ging geradewegs zum Balkon und blickte in den Himmel, die andere Frau folgte ihm verwirrt.

"Was hat das zu bedeuten, Cassandra? Was machst du hier und was hat dieser Aufzug zu bedeuten und warum ist Sokar gefesselt und...?", fragte Duncan seine Freundin und wurde von ihr mit einer herrischen Handbewegung abgewürgt.

Die Unsterbliche forderte alle auf, sich kurz zu setzten und begann ihre Erklärung.

"Ihr seid hier in Sokars Schlafzimmer, also seid leise."

"Wir sind WO?!", jauchzte Sam und sah sich erschrocken um.

"In Sokars Schlafzimmer, hat sie gesagt", murmelte Gaschuw abwesend und lehnte sich an Selmac.

Cassandra verzog die Lippen zu einem bitteren Lächeln. "Wir haben jetzt keine Zeit für großartige Erklärungen. Zieht die Rüstungen an, die dort in der zweiten Kammer liegen und dann verschwinden wir", befahl Cassandra und scheuchte die Gruppe samt der müden Gaschuw in die hintere Kammer. Sie gebot ihnen, leise zu sein und nicht zu sprechen, da die Wände in diesem Palast Augen und Ohren zu haben schienen, nach Methos' Aussage.

Cassandra ging zu Sokar und streichelte ihm sanft über die Stirn. "Mein Herr, ich binde dich jetzt los. Solltest du einen Mucks von dir geben, bist du tot. Versuchst du zu fliehen, bist du tot, versuchst du, deine Wachen zu alarmieren....", sie ließ ihre Worte sanft ausklingen und entfernte seinen Knebel, dann küßte sie ihn auf den Mund und fuhr fort. "... bist du ebenfalls tot. Irgendwelche Fragen?"

Sokar preßte die Lippen aufeinander und spuckte angewidert aus. "Ihr werdet hier niemals lebend rauskommen, das schwöre ich euch..."

"Ach ja?", zischte Methos, der gerade vom Balkon zurückgekehrt war. Er näherte sich seinem Freund bis auf wenige Zentimeter und flüsterte ihm ins Ohr. "Eher werde ich dich aus diese Hülle raus schneiden und an einem Spieß braten, als mich von deinen Stümpern killen zu lassen."

Sokar zuckte zurück und sah ihm entgeistert in die Augen, aber Methos reagierte nicht mehr auf ihn, sondern zog sich fertig an und riet auch den beiden Frauen, sich etwas Wärmeres überzustreifen.

Als sie fertig waren, trugen sie alle Sokars Uniformen, außer Methos und der Frau, die ihnen immer noch nicht vorgestellt worden war.

"Aktiviert jetzt die Helme und redet nicht", befahl Methos, als er an der Tür lehnte. Er forderte Sokar lächelnd auf, sich von seinem Bett zu erheben und näher zu kommen.

In der rechten Hand hielt Methos immer noch den Dolch, mit dem er jetzt Sokars Fesseln durchschnitt. "Jedem, der uns begegnet wirst, du erzählen, dass wir einen zweitägigen Ausflug in die Wüste unternehmen, verstanden?"

"Was, wenn ich es nicht tue?", murmelte Sokar und wich seinem Blick aus.

"Dann, mein Bester, werde ich dich grillen und verspeisen, nachdem ich eine Autopsie an dir durchgeführt habe, lebendig, versteht sich doch von selbst."

Sokar schluckte schwer. "Okay, aber du mußt mir versprechen..."

"Ich muß gar nichts", zischte Methos und öffnete die Tür.

"Teal’c, Duncan, nehmt das Gepäck der Königin und laßt es in Ereschkigals Namen nicht fallen." Er deutete auf einen großen Sack am Fuße des Bettes.

Die beiden taten, wie Methos ihnen geheißen hatte und wuchteten den Sack auf ihre Schultern, sich doch wundernd, was er enthielt, so schwer war er. Doch, wie Cass gesagt hatte, blieb ihnen noch genug Zeit, um Fragen zu stellen. Die anderen Soldaten, Daniel, Gaschuw, Sam und Selmac, trugen jetzt die Stabwaffen und eskortieren sie. Der Unsterbliche legte einen Arm um Sokars Schulter und preßte ihm mit der anderen Hand den Dolch in die Rippen.

"Kein Mucks, verstanden?", zischte er ihm zu, während Kleopatra und Cassandra die Tür öffneten.

Als sie alle draußen waren, begann eine weitere Odyssee durch den Palast. Keiner konnte bald noch sagen, wo sie sich befanden, außer Methos.

Er schien genau zu wissen, wohin er wollte.

 

Kapitel 6