Titel: Zwischenspiel (11/00)
Autor: Kathrin (Little Shakespeare)
Altersfreigabe: keine
Rechte: Alle Rechte an der Fernsehserie "Buffy the Vampire Slayer" und
ihren Charakteren gehören Joss Whedon, Mutant Enemy, Sandollar Productions,
Kuzui Enterprises, 20th Century Fox Television und dem WB Television
Network.
Die Geschichte entstand aus reinem Spaß an der Serie und am Schreiben. Sie
dient nicht zu kommerziellen Zwecken. Mein einziger Lohn sind hoffentlich viele
nette Feedbacks.
Kategorie: Giles = Gefühle
Spoiler: zwischen "Passion"
Kommentar: VORSICHT, hoher Traurigkeitsfaktor!
Irgendwann stellte ich mir die Frage was geschah in der Zeit nachdem Giles Jenny
fand? Was ging in ihm vor und was passierte als er dem Beamten folgte? So viele
Dinge daran sind unklar und es gibt jede Menge Möglichkeiten die dafür in
Frage kommen. Warum man nie versuchte heraus zu finden, wer es war und warum es
geschah, werden wir wohl nie erfahren.
Feedback: schmorkopf@lycosmail.com
Zwischenspiel
von Kathrin
Die Flasche rutschte aus der Hand, zerbrach am Boden wie das Herz in seiner Brust. Sein Atem stockte. Der Schock lähmte das Bewusstsein, alle Gedanken, die Sinne und Gefühle. Sein ganzes Wesen, das nicht begriff, was geschah.
Das Hoffen erstarb im starren Blick ihrer dunklen Augen. Die Macht des Todes hielt sie gefangen, gab sie nicht wieder frei. Man nahm ihm seine Liebe und einen Teil des Lebens.
Nur der Schatten seiner Selbst löste sich aus diesem bösen Traum der Wirklichkeit.
Langsam mechanisch näherten sich die Beine dem Bett, ignorierten das Knirschen der Scherben, das Knacken der Dielen. Zärtlich streiften die Finger die ihren, fühlten die letzte Wärme des Körpers, das nicht mehr existierende Leben. Ein letztes Mal berührten einander die Lippen, suchten seine Augen verzweifelt den früheren Glanz der ihren, bevor die Hand sie für immer schloss.
Es war vorbei, endgültig und schmerzlich wahr. Doch war es nur sein Schatten der die Tragweite begriff. Der die Treppe hinunter schlich, den Hörer nahm und eine Nummer wählte. Er war es, der geduldig wartete und den Polizisten die Tür öffnete. Ihnen stumm den Weg nach oben wies, doch selbst nicht folgen konnte. Der regungslos zu sah wie die leblose schwarze Hülle für immer die Wohnung und sein Leben verließ.
Ein fremde Stimme klang nah und doch unwirklich neben ihm. "Mr. Giles ich muss Sie bitten, mit zu kommen. Wir haben nur ein paar Fragen an Sie."
Die Worte drangen nur schwerlich zu ihm vor und trotzdem hörte er sich selbst sagen. "Natürlich... ja die Vorschriften. Ich würde gern mal telefonieren, wenn sie gestatten."
Das Nicken des Beamten und die um ihn herum herrschende Betriebsamkeit nahm er kaum wahr, als er das Telefon auf dem Schreibtisch ergriff. Sein Kopf war völlig leer. Eigentlich wusste er nicht, was er tat oder sagen sollte, aber die Hände wählten allein, automatisch die Nummer. Sie war im Moment der einzige Mensch, mit dem er sprechen wollte. Den er warnen musste.
Der Rufton reichte von weither an ihn heran. Es schien eine Ewigkeit zu vergehen. Dann das hohle Rauschen in der Leitung, ein Knacken und die Verbindung stand. Leise fragte seine Stimme. "Buffy?"
Die ihre drang durch die Leitung. "Giles, was gibt's denn?"
Der Hörer in seiner Hand vibrierte. Er schloss die Augen. Es wollte nicht über seine Lippen kommen, zu tief schnitt das sich allmählich schmerzliche Bewusstsein in seine Seele. Zitternd kaum hörbar sprach er es aus. "Er hat... Jenny... sie... sie ist tot..." Stille schlug ihm entgegen, dann vernahm er Willow. "Giles?"
Oh Gott noch einmal musst er es aussprechen. Die Stimmen versagten. In der Leitung blieb es stumm.
Der Hörer glitt aus seiner Hand, fiel zurück auf die Gabel. Kaum, dass er sich besann, stand plötzlich ein Beamter neben ihm. Berührte ihn sacht am Arm.
War das der Mann von gerade eben? Er wusste es nicht, ebenso wenig, wie das, was jetzt geschehen sollte. Wortlos nickend folgte er ihm. Fort von dem Ort, der ihn zu erdrücken drohte. Noch nie in seinem Leben war er sich so verloren vorgekommen. Er fühlte sich leer und schutzlos. Ihm war alles egal. Es störte ihn nicht, dass fremde Menschen in seiner Wohnung zurück blieben Er dachte nicht darüber nach, was sie finden könnten oder würden. Sollten sie doch suchen und fragen. Im Moment wünschte er flehend, es sei vorbei, nur ein schlimmer Traum, aus dem er hoffentlich bald aufwachte.
Den Weg zum Polizeirevier nahm er schemenhaft wahr. Schweigend ließ er die Lichter der Straßenlampen an sich vorüber ziehen. Verrauchte Luft im Inneren des Wagens biss ihm im Hals. Er fühlte sich elend und einsam. Am liebsten wäre er hinaus gesprungen und hätte laut geschrien. Doch er blieb stumm.
Was würden sie ihm wohl für Fragen stellen? Wie sollte er ihnen antworten, ohne innerlich vor Schmerz zerrissen zu werden? Wie sollte er ihnen erklären, wo er es doch selbst nicht verstand? Würden sie ihm glauben, wo doch so vieles unerklärlich war?
Es gab so vieles, was zu bedenken war, doch sein Kopf schien leer. Nur sein Schatten war es, der ihn trieb, automatisch den Beamten folgte und in das hektisch, laute Treiben des Polizeireviers eintauchte.
Für einen Moment blieb er in der Eingangstür stehen. Dicker Geruch von Qualm und Schweiß schlug ihm entgegen. Das war alles nicht wahr, das musste er nicht tun. Er war nicht wirklich hier um Jennys Tod zu Protokoll zu geben, das war alles nur ein böser Traum.
"Mr. Giles bitte hier entlang." Der Beamte berührte ihn wieder am Arm, wies ihm den Weg. Einen Gang entlang vorbei an Betrunkenen, böse dreinschauenden Männern und leichten Mädchen. Er nahm sie nicht wahr, sah ihre Gesichter und sah sie auch nicht. Er spürte ein Kneifen und hörte das Juchzen einer Frauenstimme. Irritiert und durch den Schmerz aufgeschreckt blickte er sich um. Eine der "Damen" warf ihm eine Kusshand mit eindeutiger Handbewegung zu. Kalt und verständnislos traf sie sein stummer Blick. Er hörte das wilde Fluchen ihres Begleiters. Was waren das alles nur für Menschen? Was tat er hier? Wieso stand er plötzlich zwischen ihnen?
Der Beamte kam einige Schritte zurück, zog ihn mit sich. Dann plötzlich fand er sich auf einem Stuhl wieder. Neben ihm klapperten Schreibmaschinen, Telefone klingelten durch einander, Kaffeegeruch mischte sich unter den Qualm im Raum und die Stimme des Beamten begann zu fragen.
"Ihr Name ist Rupert Giles? Sie sind Bibliothekar an der hiesigen High-School?"
Er nickte stumm.
"Sie kannten...?" Der Mann blätterte in seinen Notizen. "... Jennifer Calendar? Sie waren Bekannte?"
Seine Augen starrten regungslos. "Freunde."
"Sie waren verabredet an diesem Abend?"
Die eigenen Worte von vor wenigen Stunden hallten in seinem Ohr. "Gut, fein... dann sehen wir uns nachher bei mir." Doch das ging niemanden etwas an. Mit regungslosem Blick blieb er die wahre Antwort schuldig.
"Haben sie eine Ahnung, wie der oder die Täter in Ihre Wohnung kamen?"
Ahnungslos hob er die Schultern und schüttelte mit dem Kopf.
"Wissen sie, ob die Tote bedroht wurde? Feinde hatte?"
'Die Tote'... unwillkürlich fuhr er zusammen. Die Tote. Wie das klang, kalt und leblos. Sie sprachen doch von Jenny, seiner Jenny und sie war alles andere als tot. Sie lebte in ihm, bei ihm. Seine Wangenknochen zuckten, der Schmerz bohrte sich in ihn. Wieder hob er die Schultern und gab zu verstehen, dass er nichts wusste.
"Haben Sie trotzdem irgend eine Ahnung, wer es gewesen sein könnte? Eine Vermutung? Einen Anhaltspunkt?"
Ein Gesicht tauchte vor seinem inneren Auge auf. Die grausame Fratze eine Dämons versteckt hinter dem Antlitz eines Menschen. Hinter dem Gesicht eines vertrauten Feindes.
Sein Geist bemühte sich dieses Bild nicht heraus zu lassen. Die Wahrheit zu sagen, all dem ein Ende zu bereiten. Entschuldigend hoben sich seine Augenbrauen, formten seine Lippen ein "Nein, ich weiß nicht."
Das Rascheln von Papier unterbrach das Gespräch, brachte eine endlos scheinende Pause zustande. Der Beamte sah ihn durchdringend an.
"Wo waren sie heute Abend bevor sie die Tote fanden?"
Wieder 'die Tote'. Es tat weh, höllisch weh, aber sein Gesicht verriet keinen Schmerz. "Ich habe länger gearbeitet und anschließend bei einer Schülerin Unterlagen abgeholt. Das kann man bezeugen."
Er sah wie der Beamte ein Häkchen auf seine Unterlagen malte. War das sein Alibi? Wie absurd das doch klang? Dann traf ihn schon die nächste Frage.
"Wann haben Sie die Tote das letzte Mal gesehen?"
Mit großen Augen starrte er seinen Gegenüber an. ‘Vorhin erst...’ wollte er ihn anschreien, doch die Vernunft hielt ihn zurück. Er senkte den Blick, durchbohrte den Boden zu seinen Füßen. Seine Lippen zitterten, noch zu lebendig waren die Bilder. "Am späten Nachmittag in der High-School...."
"Hat sie irgend etwas gesagt? Irgend etwas was von Bedeutung sein könnte? Einen Hinweis gibt?"
Er war nicht in der Lage, den Kopf zu heben. Seine Stirn zog sich in Falten. Die Hand ballte sich zur Faust. Oh ja, sie sagte etwas. Sagte mehr, als er je zu hoffen wagte. Gab seinem Leben eine Bedeutung und seinem Herz den ersehnten Hinweis. Plötzlich hörte er ihre Stimme, sah ihr verlegenes Lächeln. "Ich wusste nicht was passieren würde... Ich wusste nicht das ich mich in dich verlieben würde..." Für einen Augenblick wurde die Zeit zurück gedreht, blieb stehen und war greifbar nah.
Der Beamte riss ihn aus seinen Gedanken, brachte ihn in die Wirklichkeit zurück. "He Mr.... alles in Ordnung? Geht es Ihnen nicht gut?"
Schluckend biss er sich derb auf die Lippe, realisierte den Schmerz, vertrieb den Traum.
Gefasst hob er die Hand zur Antwort. Gab zu verstehen, dass alles in Ordnung war, äußerlich zumindest. Doch es fiel ihm schwer, sich nicht treiben und all die Wut, all den Schmerz heraus zu lassen. Warum konnte das nicht endlich vorbei sein? Was wollten sie von ihm? Er liebte sie doch und hätte ihr nie etwas zu leide tun können? Warum musste das alles geschehen?
Neben ihm begann die Schreibmaschine zu hämmern, dröhnte in seinem Hirn. Mehr mechanisch beantwortete er die letzten Fragen. Straße, Telefonnummer, Alter...
Es war vorbei, die Geschehnisse erfasst auf einem Stück Papier. Protokolliert für die Akten zum Verschwinden in einer der vielen Mappen ungeklärter Todesfälle. Er wusste nicht, ob er froh darüber sein sollte, dass es so kam, ohne Vorwürfe und Klagen. Jetzt war Jenny hier nur noch eine der vielen Toten dieser Stadt. Nur mit dem Unterschied, dass er ihren Mörder kannte. Doch das schien im Grunde niemanden zu interessieren. Die Fragen waren beantwortet, sein Name erschien mit blauen Buchstaben auf dem Blatt, bezeugte die Wahrheit und schloss schmerzlich eines der wichtigsten Kapitel seines Lebens.
Man bat ihn erreichbar zu bleiben, für eventuelle Fragen zur Verfügung zu stehen und die Stadt nicht zu verlassen. Er nickte wie so oft in diesen letzten Minuten. Wo sollte er auch hingehen? Selbst wenn er es gewollt hätte, hier gehörte er hin.
Noch immer war es sein Schatten, der ihn reden und laufen ließ. Sein Selbst war nicht in der Lage allein zu handeln. Es nahm auch nicht die kleinen, miesen Gestalten an diesem Ort um sich wahr, die ihn mit Worten angriffen und beleidigen wollten. Doch da waren auf einmal wieder diese Frau und dieser Kerl. Er stand plötzlich vor ihm, stieß ihn beiseite, wurde grob und derb. Verwirrt blickte er in ein brutales Gesicht, verstand nicht warum man ihn angriff. Und mit einem Mal war es wieder da sein Selbst, dass handeln und begreifen konnte. Es riss ihn zurück ins Leben.
All die schlagartig heran eilenden Beamten außer Acht lassend, drückte er diesen Fremden an die Wand. Nahm ihm die Luft und ließ ihn seine ganze verzweifelte Wut spüren. Die Kälte seiner Augen durchbohrten ihn und nur widerwillig gab er ihn frei als Polizisten einschritten. Der Puls raste und sein Atem überschlug sich. Er konnte wieder fühlen und denken. Sein lebloser Schatten war verschwunden.
Eigenartig, man entschuldigte sich sogar bei ihm, für diese Unannehmlichkeit. Es sei ein Versehen, dass dieser Kerl frei war. Abwehrend hob er die Hand, wollte nichts hören, nichts mehr sehen, nur noch fort von hier und zurück. Sein Entschluss stand fest. Ganz egal was geschehen würde. Es gab etwas was er tun musste, für Jenny und für sich.
ENDE
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