Plot: Eine fremde Pflanze wirft Chakotay´s Gefühle völlig
durcheinander und bringt ihn dazu Dinge zu sagen, die er sonst nie gesagt
hätte. Jetzt liegt es an Kathryn aus ihm heraus zu kitzeln, was Lüge oder
Wahrheit ist.
Genre: Romantik
C: Chakotay, Kathryn, Harry Kim, Doktor, Neelix
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-Von Lügen und Wahrheiten-von Chris
Frachtraum Fünf war fast an die Decke gefüllt mit neuen Vorräten, die die Crew der Voyager auf einem unbewohnten Klasse M Planeten gesammelt hatte. Captain Janeway hatte es sich nicht nehmen lassen, die neuen Vorräte selbst zu inspizieren. Commander Chakotay hatte sie angegrinst, als sie ihm ihr Vorhaben auf der Brücke mitteilte und sagte: "Sie platzen wohl schon vor Neugierde?"
Der Captain hatte das Grinsen erwidert und geantwortet: "Wollen Sie nicht auch sicher gehen, dass Neelix uns nicht zum Mittagessen wieder etwas halb lebendiges auf den Teller bringt?"
Chakotay musste lachen. "Ein gutes Argument. Sogar ein sehr gutes."
"Wieso begleiten Sie mich nicht? Sollte ich zu neugierig werden, brauche ich vielleicht jemanden, der mich darauf aufmerksam macht." sie hatte ihm verstohlen zugezwinkert. Und er war einverstanden.
Nun standen sie gemeinsam im Frachtraum Fünf. Captain Janeway begutachtete gerade eine ziemlich häßliche blau-gelbe Wurzel. Etwas entgeistert sah sie Chakotay an, der hinter ihr stand.
"Sieht irgendwie giftig aus." mutmaßte dieser und sah sie genauer an.
Janeway roch daran und verzog ihr Gesicht. "Jedenfalls stinkt sie grässlich."
Chakotay musste grinsen. "Ich glaube nicht, dass das Neelix davon abhält es uns zum Frühstück zu servieren." Janeway verdrehte die Augen bei diesem Gedanken.
"Sieht ziemlich scheußlich aus, nicht?" Fähnrich Kim trat auf sie zu. Er hatte ein Pad in der Hand.
"Allerdings." Janeway legte die Wurzel zu weiteren in einer Tonne ab.
"Wofür brauchen wir sie überhaupt?" wollte Chakotay wissen.
"Zur Proteinergänzung." Kim klang ironisch. "Neelix bestand darauf sie mitzunehmen, nachdem unsere Trikorder einen hohen Proteingehalt angezeigt haben."
Chakotay krauste die Stirn. "Bei Pflanzen?"
"Nun, es handelt sich da wohl eher um ein Gemisch aus Pilz, Pflanze und irgendwie auch tierisch." erklärte Kim.
"Ein Zwitter, mhm?" platzte Janeway heraus und besah sich die Wurzel in der Tonne.
Commander Chakotay musste sich das Lachen verbeißen und Harry Kim wusste nicht genau, ob er lachen oder tot ernst bleiben sollte. "Ja, sowas in der Art." antwortete er schließlich unsicher.
"Na, solang es uns nicht vom Teller läuft." Janeway klang sarkastisch.
Chakotay lachte kurz auf. "Wer weiß, vielleicht bekommt es erst Beine, wenn es gekocht wird."
"Chakotay," Janeway stieß kurz ihren Ellenbogen gegen seinen Arm und grinste ihn an. "Sie verderben mir ja die nächste Mahlzeit."
"So wie ich das sehe, werde ich so und so auf meine Replikator-Rationen zurück greifen, wenn Neelix Protein-Wurzel auf den Speisezettel steht." sagte Chakotay sarkastisch.
"Damit wären wir schon zwei." Captain Janeway verschloss die Tonne mit einem Deckel.
"So, ich muss weiter die Bestandsliste aufnehmen." mischte Fähnrich Kim sich ein. "Dort vorne gibt es überings noch Früchte, die sind um ein vielfaches leckerer."
"Danke." sagte Janeway und zu Chakotay gewandt sagte sie: "Sollen wir die uns zu Gemüte ziehen?"
Chakotay wies mit der Hand vorwärts, um zu deuten, dass er ihr den Vortritt ließ. Fähnrich Kim sah sich noch mal zu den Beiden um, die zusammen zu den Tonnen mit den Früchten gingen. *Die Beiden sehen so aus, wie ein Paar.* fuhr es ihm durch den Kopf. *Sie würden perfekt zueinander passen.* Danach wandte er sich wieder seiner Arbeit zu.
Inzwischen hatten Janeway und Chakotay bereits eine Tonne geöffnet in denen gelb-rote Früchte lagen. "Oh," Janeway sah Chakotay erleichtert an. "die riechen viel besser."
"Vielleicht sollten wir eine Früchte-Kur machen, damit wir diese stinkenden halb lebendigen Wurzeln nicht essen müssen." Chakotay grinste und öffnete eine zweite Tonne.
"Ich fürchte Neelix würde das gar nicht gefallen." entgegnete Janeway ironisch und stemmte ihre Hände an die Hüfte. Doch dann zuckte sie mit den Schultern und zog ein gleichgültiges Gesicht. "Aber auf die andere Art; was soll´s? Soll Neelix doch die Wurzeln zu sich nehmen. Wir essen dann inzwischen von den leckeren Früchten." sie beugte sich über die neu geöffnete Tonne.
Chakotay sah sie mit gespieltem Entsetzen an. "Kathryn, sie können ja richtig gemein sein."
Janeway sah ihn mit einer Unschuldsmiene an. "Wer, ich?"
Sie lachten gerade auf, als eine Stimme über die Com-Leitung ertönte: "Doktor an den Captain."
Captain Janeway sah ein wenig genervt auf, tippte aber dann an ihren Comunikator. "Janeway hier."
"Würden Sie sich bitte auf der Krankenstation melden?"
"Was gibt es denn, Doktor? Ich bin ziemlich beschäftigt."
"Es ist dringend. Ich fürchte wir haben da ein Problem." der Doktor klang, als wenn es um Leben und Tod ginge. Aber Captain Janeway wusste auch, dass der Doktor gern des öfteren aus einer Mücke einen Elefanten machte, deshalb reagierte sie ziemlich gelassen. "Könnten Sie das vielleicht etwas genauer erläutern?"
"Es wäre besser, wenn ich Ihnen das persönlich sagen könnte." der Doktor klang etwas kleinlaut.
"Ist das denn unbedingt nötig?" Janeway seufzte.
"Ja, allerdings." der Doktor klang eindringlich. "Es ist etwas heikel. Am besten bringen Sie auch Commander Chakotay mit."
Janeway sah Chakotay fragend an. Dieser zuckte nur mit den Schultern. "Also gut Doktor, wir kommen. Janeway ende. Na, das war´s dann wohl mit der Inspektion." Chakotay hörte Bedauern aus ihrer Stimme. "Dann wollen wir mal sehen, was der Doktor auf dem Herzen hat."
"Ich bin mal gespannt." erwiderte er. "Und ich frage mich, wozu er mich braucht."
"Vielleicht hat er sich ein neues Experiment ausgedacht und hat Sie als Versuchskaninchen auserkoren." Kathryn neckte ihn, als sie zusammen zum Ausgang des Frachtraums gingen.
"Na, fantastisch." konterte Chakotay. "Wohlmöglich möchte er an mir die Wurzeln testen, um zu probieren, ob ich danach auch noch aufstehe."
"Ja, ja, manchmal muss man ein Opfer bringen." Janeway musste lachen.
Kurz darauf betraten Captain Janeway und Commander Chakotay die Krankenstation. Der Doktor und Neelix standen um eine gläserne Kuppel - ähnlich einer Käseglocke - in der sich eine Art Pflanze befand. Der Doktor kam auf sie zugeeilt. "Gut, dass Sie kommen!"
"Was ist denn los?" Janeway blieb vor ihm stehen.
"Es geht um diese Pflanze." er ging zu der Kuppel und zu Neelix. Die Beiden folgten ihm. Neelix zog ein schuldbewusstes Gesicht. "Zunächst aber muss ich von ein paar merkwürdigen Ereignissen auf diesem Schiff berichten." begann der Doktor.
"Merkwürdige Ereignisse?" unterbrach ihn Chakotay. "Warum sind wir nicht davon unterrichtet worden?
"Nun ja," der Doktor druckste herum. "zunächst wirkten sie nicht so merkwürdig, jedenfalls nicht bedrohlich."
Janeway´s Interesse wurde geweckt. "Berichten Sie weiter."
"Also, seit heute Morgen haben sich ein paar Frauen bei mir gemeldet, die - nun ja - sich über merkwürdiges Verhalten von einigen Männern auf dem Schiff beklagten."
"Was heißt das?" Janeway verschränkte ihre Arme.
"Na ja, Sie wurden anzüglich den Frauen gegenüber."
Chakotay kraust die Stirn. "Wurden sie etwa gewalttätig?"
"Nein." der Doktor schüttelte den Kopf. "Sie haben sich eher wie liebestoll verhalten."
"Liebestoll?" Janeway zog ihre Augenbrauen hoch.
"Ja, aber es scheint so, dass die Männer nicht willkürlich eine Frau oder jede Frau aussuchen. Es sind immer Frauen mit denen sie entweder so und so eine Beziehung haben oder eine Frau in die sie heimlich verliebt sind."
"Was ist die Ursache von all dem?" wollte Janeway wissen.
"Ich vermutete, dass es irgend etwas mit den neuen Vorräten zutun hat, die wir von dem Planeten haben. Ich begann also - mit Mister Neelix Hilfe - alle Pflanzen, Blumen, Gemüse und so weiter zu untersuchen."
"Dabei haben wir diese Pflanze entdeckt." mischte Neelix sich ein, der sich bis da hin bedeckt gehalten hatte.
"Richtig." der Doktor legte seine Hand auf die Glaskuppel und alle betrachteten die Pflanze, die wie der abgebrochene Ast eines Baumes wirkte. Nur das sie vollkommen grün war und an ihren feinen Verästlungen sporenartige Pollen sitzen hatte. Der Doktor tippte auf ein paar Symbole auf einem Pult und der chemische Aufbau der Pflanze wurde in einer Grafik dargestellt. "Diese Pflanze - oder besser gesagt der Staub ihrer Sporen - ist für die Veränderung verantwortlich."
"Wie?" fragte Chakotay.
"Der feine Blütenstaub wird aus den Sporen herausgeschossen und setzt sich auf der Haut oder der Kleidung eines Menschen fest. Dann dringt er über die Haut oder die Atemwege in den Organismus ein. Für Frauen sind sie vollkommen harmlos, bei den Männern jedoch haben sie ihre Folgen. Deswegen wollte ich auch den Commander dabei haben, damit auch ein männliches Crewmitglied sofort unterrichtet ist."
"Welche Folgen genau?" wollte Janeway wissen.
Der Doktor tippte erneut auf Symbole auf dem Pult und eine Darstellung eines menschlichen, männlichen Körper´s erfolgte. "Wie gesagt; der Staub dringt in den Organismus ein und wird vom Blut in alle Organe transportiert. Am meisten ist das Gehirn betroffen und zwar der Bereich, der für die Gefühle und unser sexuelles Empfinden verantwortlich ist. Diese Gefühle werden dann verstärkt."
Janeway besah sich die Grafik. "Besteht Gefahr, dass sie gewalttätig werden können?"
Wieder schüttelte der Doktor den Kopf. "Nein, in ihnen werden nur unterdrückte Gefühle wach. Wenn zum Beispiel ein Mann in eine Frau verliebt ist, es aber geheim hält und es immer unterdrückt, könnte es gut sein, dass er sämtliche Hemmungen verliert und sich ihr nähert. Es wird wohl reichen, wenn die Frau den liebestollen Verehrer abwimmelt und mir zu Abkühlung auf die Krankenstation schickt."
"Es wirkt sich also nur auf das Gefühlsleben aus?" fragte Chakotay.
"Und auch auf die sexuellen Bedürfnisse, aber nur für die Frau für die sie etwas empfinden." ergänzte der Doktor.
Janeway sah ihn zweifeln an. "Und Sie sind sicher, dass sie es dann nicht mit Gewalt versuchen, wenn die Frau ihn abwehrt?"
"Wohl kaum. Eher werden sie Herzensschmerz haben und es wird ihnen, wenn die Wirkung der Sporen nachlässt, furchtbar peinlich sein." beruhigte der Doktor.
"Was können wir gegen eine Verbreitung der Sporen tun?" Chakotay besah sich die Pflanze vom nahen.
"Wir haben bereits die übrigen Pflanzen aus dem Frachtraum entfernt und ihn soweit gesäubert." berichtete Neelix.
"Na, dann kann ich mir ja die Dusche sparen." erwiderte Chakotay. "Wir waren ja erst nach der Säuberung im Frachtraum."
"Was wollten Sie eigentlich mit den Pflanzen?" wandte Janeway sich an Neelix.
"Nun ja," Neelix fühlte sich sichtlich unbehaglich. "ich wollte sie als Kräuter für einen Salat verwenden. Ich schwöre Ihnen, ich hatte ja keine Ahnung, dass sie so eine Gefahr für die Crew darstellen würde. Der Trikorder zeigte nichts schlechtes an."
"Nur keine Aufregung, Mister Neelix." Janeway legte ihm die Hand auf die Schulter. "Sie haben es ja frühzeitig bemerkt und sofort gehandelt. So wurde verhindert, dass meine Männer handlungs-unfähig und liebeshungrig durch das Schiff wandern." Janeway klang nicht ganz ernst und der Doktor ärgerte sich darüber. "Ist ein Gegenmittel in Bearbeitung?" fragte sie schließlich den Doktor.
"Da die Wirkung der Sporen nach einiger Zeit nachlässt, werde ich nur ein Mittel herstellen, dass bei akuten Fällen eingesetzt wird und ich werde die Männer impfen, die unmittelbar mit der Pflanze in Berührung gekommen sind."
"Gibt es Anzeichen auf die man achten kann?" fragte Chakotay den Doktor.
"Sie meinen, damit der Mann sich selber noch zurück ziehen kann, um nicht die Beherrschung zu verlieren?"
Chakotay nickte.
"Wohl kaum. Den Männern ist vorher nichts aufgefallen, es brach - wie sie sagten - unvermittelt über sie hinein. Um dem dann noch zu widerstehen bräuchte man so eine Disziplin wie Ltd. Tuvok. Aber der ist von dem Problem nicht betroffen. Ach ja, die Inkubationszeit ist bei allen Männern unterschiedlich."
"Gut Doktor." Janeway wandte sich zum gehen. "Halten Sie uns über jeden neuen Vorfall auf dem laufenden."
"Aye Captain." dann wandte sich der Doktor Neelix zu.
Chakotay und Janeway verließen gemeinsam die Krankenstation. Auf dem Weg zum Turbolift fragte Chaktotay: "Sollen wir die weibliche Crew nicht lieber informieren?"
Sie betraten den Turbolift. "Brücke." befahl Janeway. "Was sollen wir ihnen denn sagen? Etwa sowas wie; Achtung! Achtung! An alle Frauen! Paßt bloß auf, dass Ihnen keine Männer mit einem ständigen tiamo hinterherlaufen!"
Chakotay grinste. "Könnte es sein, dass Sie das alles nicht so ernst nehmen?"
"Warum sollte ich? Wer weiß, vielleicht entstehen daraus ein paar neue Beziehungen. Und der Doktor sagte, dass keine Gefahr für Gewalt besteht. Also, lassen wir die Crew das selbst regeln. Und ich glaube auch nicht, dass noch großartig was passiert."
"Abwarten. Vergessen Sie nicht die Inkubationszeit." mahnte Chakotay sie lächelnd.
Janeway grinste ihn an und musste auf einmal leise lachen.
"Was ist? Was ist so witzig?"
"Oh," Janeway musste sich das Lachen verbeißen. "ich hab´ mir nur gerade ein paar männliche Crewmitglieder in dieser Situation vorgestellt."
Chakotay musste nun auch lachen. "Da kommen wohl einige Wahrheiten zu tage."
"Oh, oh," winkte sie mit dem Finger. "das wird wohl einigen Klatsch geben."
"Allerdings."
Dann stoppte der Turbolift und sie waren auf der Brücke.
Etwa eine Stunde später sahs Captain Janeway in ihrem Bereitschaftsraum und arbeitete an einem Pad. Doch irgendwie langweilte es sie. Sie befand sich in einer ausgelassenen Stimmung und hatte nun wirklich keine Lust alleine dort herum zu sitzen. Unvermittelt musste sie an Chakotay denken; es war mit ihm lustig im Frachtraum gewesen. Überhaupt war Sie gern mit ihm zusammen, mehr gern als ihr eigentlich lieb war. Auf die eine Art schätzte sie seine Nähe und dann wiederum wollte sie ihn nicht zu nah an sich heran lassen. Obwohl das ja schon zwischenzeitlich geschehen war, worauf sie sich wieder voneinander entfernt hatten. Janeway fand es sehr schade. Immer die Gedanken an ihre Verantwortung, ihr Vorbild, das Gerede - wahrscheinlich gab es das schon - und die verdammte Angst. Janeway wisch ihre Gedanken fort. Wieso komplizierte sie denn jetzt alles? Der Tag hatte wunderbar begonnen und auch die Sache mit dieser liebessüchtig machenden Pflanze hatte ihre gute Laune keinen Abbruch tun können. Eher im Gegenteil; es war etwas belustigend und irgendwie aufregend. Sie seufzte und nahm ein anderes Pad zur Hand. Da musste sie lächeln. Ja, das wäre ein Grund sich Gesellschaft zu holen - seine Gesellschaft. Sie tippte an ihrem Comunicator. "Commander Chakotay, bitte in meinen Raum."
Kurz darauf stand Chakotay in ihrem Bereitschaftsraum. "Sie haben mich rufen lassen?"
"Ja, Commander. Setzen Sie sich." sie lächelte ihn freundlich an.
Er tat wie ihm geheißen und ließ sich vor ihrem Schreibtisch nieder. "Ich dachte, dass wir vielleicht gemeinsam ein paar Pad´s durchgehen könnten." sie stand auf und ging in Richtung Replikator. "Möchten Sie etwas trinken?"
"Ja, einen Kaffee, bitte."
Janeway bestellte, nahm zwei Kaffeebecher heraus und reichte einen Chakotay. Während Captain Janeway sich wieder hinter ihrem Schreibtisch niederließ, sagte Chakotay schmunzelnd: "Kann es sein, dass Sie keine Lust haben die Pad´s alleine durchzusehen?"
Janeway zog einen leichten Schmollmund. "Ich befürchte, ich muss etwas vorsichtiger werden. Sie durchschauen mich zu schnell."
Chakotay lächelte fast etwas verlegen. Für ihn klang das eher wie ein Kompliment. Kathryn lächelte zurück.
"Na, dann wollen wir mal." Chakotay griff nach einem Pad.
"So eine Motivation gefällt mir," sie grinste. "auf geht's."
Mit Chakotay ging die Arbeit wirklich schneller voran. Außerdem wurde es Captain Janeway dabei dann nicht so langweilig. Sie konnten gut zusammen arbeiten, aber es war seit Wochen oder vielleicht sogar seit Monaten das erste mal, dass sie wieder so ausgelassen miteinander umgingen. Sie scherzten und flirteten sogar etwas. Immer wieder verfielen sie in Diskussionen über Arbeitsabschnitte oder schweiften davon auf ein anderes Thema aus. So dass sich die Arbeit dann doch wieder etwas hinaus zog. Doch das störte sie nicht. Sie genossen es. Beide hatten es vermißt. Diese Offenheit zwischen ihnen. Fast bedauerte es Kathryn, als sie ihr letztes Pad bearbeitet hatten. Auch er fühlte nicht anders, deshalb versuchte er ein neues Gespräch anzuzetteln: "Wie lange bleiben wir noch bei diesem Planeten?"
"Es ist nur noch ein Außenteam unten. Ich denke, dass wir morgen früh wieder starten werden. Allerdings..." sie erhob sich aus ihrem Stuhl und ging zu Fenster. "Allerdings wäre er für einen Landurlaub nicht schlecht."
Chakotay erhob sich ebenfalls und gesellte sich zu ihr. Beide sahen sie durch das Fenster auf den Planeten. "Er sieht der Erde sehr ähnlich." Kathryn klang schwermütig.
"Ja, das stimmt." seine Stimme war gedämpft.
"Wissen Sie was? Eigentlich wäre das mit dem Landurlaub eine gute Idee."
Während Janeway sprach, fand bei Chakotay plötzlich eine Veränderung statt. Auf einmal wurde das Gefühl der Zuneigung, die er für Kathryn empfand, ungeheuer stark. Er spürte eine unglaubliche Erregung durch seinen Körper fließen. Alle unterdrückten Gefühle dieser Frau gegenüber überfielen seine Sinne. Er wollte sie umarmen, liebkosen, ihr sagen was er für sie empfand und schon seit langer Zeit empfand. Er wollte ihre Lippen spüren, ihre Nähe fühlen. Nein, er durfte nicht. Sie war sein Captain. Aber er wollte sie doch, verdammt, er liebte sie. Er musste es ihr sagen, jetzt! All seine Hemmungen schwanden. Sein Wehren half ihm nicht, er war nicht mehr Herr über sich selber.
"Was meinen Sie, Chakotay? Das wäre doch nicht schlecht." Janeway hatte von seinem Kampf noch nichts mit bekommen, denn ihr Blick war immer noch auf den Planeten gerichtet. Doch weil sie keine Antwort von ihm erhielt, wandte sie sich zu ihm um. "Chakotay?" Als sie ihm ins Gesicht sah, fiel ihr sofort sein Blick auf. So hatte er sie auch schon auf "Neue Erde" angesehen, als sie nur mit einem Handtuch bekleidet neben ihm stand. Doch dieser Blick war viel intensiver. Sie stand ganz nah vor ihm. So nah, dass sich ihre Körper fast berührten. Kathryn brachte kein Wort heraus. Auf einmal hob er seine Hand und glitt zärtlich über ihre Wange. Ein erregendes Kribbeln durchlief ihren Körper - ausgelöst durch seine Berührung.
"Du bist wunderschön, Kathryn." seine Stimme raunte. Seine Hand glitt durch ihr blondes Haar. "Wie oft waren wir beieinander, wie oft wollte ich es dir sagen und habe es nicht gewagt. Doch jetzt ist meine Furcht mit einem mal davon."
Die Sporen! Nur die konnten Auslöser dafür sein. Warum stieß sie ihn nicht fort? Wieso schickte sie ihn nicht auf die Krankenstation, wo er das Gegenmittel bekam? Doch sie war so schwach, unglaublich schwach. Seine Berührungen, seine Nähe war so schön. Sein Gesicht kam ganz nah an ihres. "Ich liebe dich, Kathryn." seine Stimme war leise und fest. "Ich liebe dich schon so lange." Diese Worte liefen ihr wie Öl hinunter. Sie konnte nichts sagen. Wie gelähmt ließ sie sein Gesicht immer nähre kommen, bis sich ihre Lippen berührten. Oh, seine Lippen waren weich, so wundervoll. Er war so zärtlich. Nein! Sie musste es beenden, sofort! Sie schob ihn sanft fort. "Chakotay, bitte nicht." Ihre Hände lagen auf seiner Brust und ihre Augen trafen sich. Seine Liebe brannte in seinen Augen und Kathryn begann Feuer zu fangen. Und ihr Verlangen nach ihm wurde stärker. Und plötzlich zog sie ihn nah an sich und ihre Lippen benetzten seine. Hingebungsvoll küsste sie ihn. Und es war ihr, als wenn sie auf diesen Moment schon eine Ewigkeit gewartet hätte. Das Gefühl war wunderschön. Doch dann schaltete sich ihr Verstand ein, als sie seine Hände sanft auf ihrem Rücken spürte. Nein! Es durfte nicht sein. Nicht so! Er war nicht klar bei Verstand. Er war Geißel seiner Gefühle. Sie unterbrach den Kuss und hielt ihn mit ihren Händen auf Abstand. "Nein, Chakotay. Sie sind nicht bei Sinnen. Nicht."
Und plötzlich war es so, als wenn sein Verstand wieder langsam klarer wurde. "Oh Gott." seine Stimme war leise. Er wirkte verwirrt.
"Gehen Sie in Ihr Quartier, Commander." ihre Stimme war fast schwach. Sie wandte ihm den Rücken zu.
Seine Hände fuhren durch sein Gesicht. "Kathryn, ich..." seine Stimme klang verzweifelt.
"Chakotay bitte! Gehen Sie in Ihr Quartier." sie zitterte leicht.
Er sagte nichts mehr. Grenzenloser Scham breitete sich aus und er verließ den Bereitschaftsraum. Als sie hörte, dass sich die Tür geschlossen hatte, stiegen Tränen in ihr auf. Sie sackte auf die Polsterbank und ließ ihnen freien Lauf. Sie weinte nicht, weil sie sich etwa von Chakotay verletzt oder beleidigt fühlte. Nein, sie weinte darum, dass sie einander schon so nah waren und diese Szene wohl wieder alles zerstörte. Wenn sie doch wenigstens echt gewesen wäre. Sie wusste, was Chakotay für sie empfand, doch wären die Sporen nicht gewesen, wäre es nie so herausgekommen. Er würde jetzt aus Scham ihre Nähe meiden. Es würde nie wieder so wie vorher sein.
Als Captain Janeway am nächsten Morgen auf der Brücke ihren Dienst antrat, war die erste Meldung die ihr gemacht wurde, dass Chakotay sich krank gemeldet hatte. Ein kleiner Stich ging dabei durch ihr Herz. In der letzten Nacht hatte sie furchtbar schlecht geschlafen, weil sie immer an ihn denken musste. Seine war wohl genauso schlaflos gewesen. In der Nacht wäre sie am liebsten zu ihm gegangen um ihm zu sagen, dass doch alles in Ordnung war und dass er doch nichts dafür konnte. Aber ihre Angst ließ es nicht zu. Und am Morgen war sie vor seinem Quartier stehen geblieben und wollte klingeln. Tat es aber dann doch nicht. Es war wohl auch besser ihn erst mal in Ruhe zu lassen, damit er einen Abstand zu allem gewinnen konnte. Aber das hieße auch einen Abstand zu ihr. Und das könnte sie nicht ertragen. Die ganze Nacht hatte sie gegrübelt was sie tun sollte. Zum ersten mal spürte sie eine fürchterliche Angst ihn zu verlieren. Sie empfand viel mehr für ihn als sie sich jemals eingestehen wollte. Und das wurde ihr am Vortag bei ihrem Kuss so deutlich wie noch nie zuvor. Doch sollte sie ihren Gefühlen freien Lauf lassen? Was würde geschehen, wenn sie es ihm sagen würde? Damals - nach "Neue Erde" - waren sie dem Risiko aus dem Weg gegangen und das Ergebnis war, das sie sich voneinander entfernt hatten. Würde es dann anders laufen? Sie wusste es nicht. Ihre Gedanken waren ein wirres Durcheinander. *Verdammt!* sie sprang von ihrem Stuhl auf, so dass die Brückenbesatzung sie etwas merkwürdig ansah. Doch das war ihr egal. Sie war der Captain! Und - verdammt - was ginge es sie eigentlich an, wenn sie eine Beziehung mit ihrem ersten Offizier hatte? Schließlich hatten sich schon viele Paare auf dem Schiff gebildet. Wieso sollten sie nicht auch glücklich werden? Sie und Chakotay. Sie musste mit ihm sprechen. Irgendwie musste sie ihn hervor locken. Nur wie? Außer sie könnte... Ja, das wäre die Idee! In ihrem Kopf formte sich ein Plan zusammen. Doch sie musste bis Dienstschluss warten. Das hielt sie allerdings nicht davon ab in ihrem Bereitschaftsraum gewisse Vorbereitungen zutreffen.
Commander Chakotay sah's teilnahmslos in einem Sessel in seinem Quartier. Den ganzen lieben langen Tag hatte er eigentlich im Bett verbracht, doch gegen Abend hatte er dann doch einen leichten Hunger verspürt. Mühsam war er aufgestanden, hatte sich etwas repliziert und jetzt sah's er davor und nahm keinen Bissen zu sich. Am liebsten hätte er sich betrunken, um dieses elende Gefühl in sich los zu werden. Ein paar mal war er ganz kurz davor sich etwas hochprozentiges zu replizieren, doch sein Pflichtgefühl hielt ihn davon ab. Sollte das Schiff in Gefahr geraten und Kathryn seine Hilfe brauchen, wäre er nicht in der Lage diese Hilfe zu leisten. Kathryn. Ihm wurde weh ums Herz. Gott, sie musste ihn hassen, nachdem was passiert war. Er würde ihr nie wieder unter die Augen treten können. Er schloß die Augen und ließ die besagte Szene noch mal vor sich ablaufen. Ihre Lippen waren so weich, ihr Kuss so sanft. Es war ein herrliches Gefühl sie so nah bei sich zu spüren. Er schlug seine Augen auf. Jetzt erst begriff er etwas, was er durch sein Schamgefühl völlig verdrängt hatte. Sie hatte ihn zu anfangs nicht fort gestoßen, im Gegenteil; sie hatte ihn von selbst geküsst. Und wie! War es denn möglich? Oder spielten ihm seine Sinne einen Streich? Vielleicht redete er sich auch selber nur ein, dass es so war. Doch ehe er weiter darüber nachdenken konnte ertönte eine Stimme über die Com-Leitung: "Doktor an Commander Chakotay."
Chakotay zögerte lange, bevor er den Comunicator vom Tisch aufnahm und ihn antippte: "Chakotay hier."
"Hallo Commander," der Doktor klang mal wieder überschwenglich. "mir ist zu Ohren gekommen, dass sie krank wären. Ich möchte sie gerne einmal ansehen."
"Nicht nötig, Doktor." Chakotay klang genervt. "Ich komme schon klar."
"Das glaube ich kaum." der Doktor klang unüberzeugbar. "Das ist ein Befehl. Bitte melden Sie sich unverzüglich auf der Krankenstation! Doktor ende."
Dahinter konnte doch nur Kathryn stecken. Wahrscheinlich sollte der Doc ihm so eine Impfung verpassen. Was sollte das? Hatte sie etwa Angst, dass er bei nächster Gelegenheit über sie herfallen würde? Wütend erhob er sich und ging ins Badezimmer. Er wusch sich sein Gesicht mit kühlendem Wasser. Und als sein Blick in den Spiegel fiel, widerte er sich selber an. Er hasste sich dafür, dass er es Schuld war, dass Kathryn zu ihm nun niemals wieder so sein würde wie früher. Und das tat ihm unendlich weh. Er wandte sich von seinem Spiegelbild ab, um in seine Uniform zu schlüpfen.
Hervorragend! Der Doktor hatte gute Arbeit geleistet. Er würde Chakotay eine Zeitlang beschäftigen. Kathryn hatte den Doktor als ihren Komplizen ausgewählt. Den wahren Grund hatte Sie ihm natürlich nicht verraten. Da half ihre Position als Captain ungemein; sie brauchte keine langen Fragen zubeantworten. Kathryn hatte über den Computer Chakotay´s Verlassen seines Quartiers überwachen lassen. Sie wartete einige Minuten und machte sich dann an Chakotay´s Tür zu schaffen. Rasch hatte sie die Sicherheitsprotokolle überbrückt. Noch ein weiterer Vorteil eines Captain´s. Sie huschte in Chakotay´s Quartier. Sie musste sich beeilen, damit ihr Plan gelingen sollte.
Der Doktor hatte etwa eine halbe Stunde an Chakotay herumgefuchtelt. Auch seine Proteste nutzten ihm wenig; der Doktor fuhr unbeirrt fort. Jetzt endlich war er auf Weg dem zurück in sein Quartier. Als er vor seiner Tür stand, fiel sein Blick auf Kathryn´s Tür, die unmittelbar neben seiner war. Ein Seufzen entfuhr ihm. Er wäre gern bei ihr. Doch statt seinem Wunsch nachzugeben, öffnete er seine Tür und trat ein.
"Computer, Licht!" befahl er. Doch nichts geschah. "Computer, Licht!" Wieder nichts. Die Tür hatte sich mittlerweile hinter ihm geschlossen. Er trat vor sie, diese müsste sich eigentlich automatisch öffnen. Doch nichts geschah. "Was hat denn das zu bedeuten?" er klang verärgert. "Chakotay an Maschinenraum." doch sein Comunicator schien nicht zu funktionieren. "Das darf doch nicht wahr sein!" Er versuchte die Brücke, die Krankenstation, ja sogar Neelix anzurufen. Doch nichts geschah. Nichts schien mehr zu funktionieren. "Verdammt!" stieß er wütend aus. Da blieb ihm nur noch der Brenner - einen kleinen Laser, der dazu benutzt wurde um beispielsweise Kerzen anzuzünden. Schrittweise tastete er sich durch die Dunkelheit in die Richtung, wo sein Brenner lag, vorwärts. Als er endlich angekommen war, tastete er vergebens - der Brenner war weg! "Das gibt's doch nicht!" stieß er verzweifelt aus.
"Suchst du etwa das hier?" eine Stimme kam wie aus dem Nichts und plötzlich leuchtete der Brenner neben einem Tisch auf, der sich in seinem Wohnraum befand. Und bald brannten zwei Kerzen. Es war Kathryn! Er spürte, wie ihm das Blut aus seinem Kopf entwich und ihm wurde leicht schwindelig, so dass seine Hand nach der Wand griff. Wieso war sie hier? Wollte sie ihn nun zurecht weisen? Aber warum befahl sie ihn dann nicht in ihrem Raum? Tausend Fragen schwirrten ihm durch das Gehirn, doch er brachte kein Wort über seine Lippen. Er hatte noch keine Kraft sich ihre Zurechtweisungen anzuhören. Dann erst sah er den Tisch auf dem die brennenden Kerzen standen. Er war wunderschön gedeckt. Wie für ein romantisches Dinner. Es sah sehr einladend aus. Nur langsam wagte er es seinen Blick zu Kathryn hinüber zu schwenken, die neben dem Tisch stand und ihn schweigend betrachtete. Sie trug ein tolles Kleid, das ihre Kurven herrlich zur Geltung brachte. Ihre schönen Gesichtszüge hatten sie mit etwas Make- up betont und ihre blauen Augen glitzerten im Kerzenschein. Am liebsten hätte er ihre Schönheit mit seinen Augen verschlungen, so wie er es oft tat, wenn sie es nicht bemerkte. Doch dieses mal schaffte er es nicht einmal ihrem Blick standzuhalten. Er fühlte sich unwohl in seiner Haut, sich ihr ausgeliefert. Er war zutiefst beschämt. Sein Blick ging zur Tür. Sollte er einfach die Flucht ergreifen? Wie ein Feigling? Nein! Das würde alles verschlimmern. Doch wie sollte er sich verhalten? Er musste es ihr erklären, dass nur diese verdammte Pflanze daran Schuld war. Allerdings konnte er sich auch an die Worte des Doktors erinnern. Das mit den unterdrückten Gefühlen...
Kathryn hatte ihn eine Weile betrachtet. Sie wusste sehr wohl, wie unwohl er sich nun ihrer Gegenwart fühlte. Sie ließ ihn etwas zappeln. Am Vortag hatte er die Oberhand über sie gewonnen, diesmal war sie dran. Diesmal würde er ihr Vorhaben nicht so schnell durchschauen. Sie hatte sich bemüht ein möglichst neutrales Gesicht zu ziehen, als er sie kurz an sah. Weder Strenge noch Verständnis sollten in ihren Zügen zu lesen sein. Sie spürte seinen Kampf und auch der Blick zur Tür entging ihr nicht. *Nein Chakotay, keine Chance. Du entkommst mir nicht.* hatte sie gedacht und sie sah, wie seine Unruhe wuchs. Ihre Stille machte ihn furchtbar nervös. Doch dann endlich rührte sich Kathryn, denn es hatte keinen Sinn, wenn er in Panik ausbrach. Allmählich trat sie auf ihn zu und sein Herz klopfte ihm bis zum Hals. "Kommen Sie, Commander." ihre Stimme klang absolut ruhig und ihr Lächeln spiegelte ihre Sicherheit wieder. "Wir wollen doch nicht, dass das Essen kalt wird."
Chakotay sah sie an. Er war äußerst verwirrt. Was sollte das alles? Was hatte sie vor?
Als sie spürte, dass er sich nicht rührte, ging sie noch näher auf ihn zu und legte ihre Hand auf seinen Unterarm. Chakotay durchzuckte es förmlich, als er ihre Berührung spürte. "Kommen Sie."
Er musste etwas sagen, jetzt, sofort. "Captain, ich... ich muss Ihnen das erklären, ich..."
"Scht!" Kathryn unterbrach seine aufgeregte Stimme. "Jetzt wird nicht geredet, jetzt wird gegessen. Ich wette, Sie haben heute noch nicht all zuviel im Magen." Sie zog ihn leicht am Arm zum Tisch, er folgte widerspruchslos. Er setzte sich auf einen Stuhl an den Tisch. Bevor Kathryn sich ihm gegenüber niederließ, musste sie still in sich hinein lächeln. Chakotay so äußerst verwirrt zusehen, hatte etwas entzückendes an sich und es gab ihr ein gutes Gefühl, dass sie so auf Männer wirken konnte. Kathryn hatte wirklich das Schmackhafteste, was der Replikator zu bieten hatte, auf den Tisch gebracht. Dazu eine gute Flasche Rotwein - dabei bedauerte sie nur, dass dieser repliziert werden musste. "Ich wünsche einen guten Appetit." sagte sie freundlich.
"Danke, gleichfalls." seine Stimme klang leise, allerdings brachte er es nicht fertig ihr Lächeln zu erwidern.
Kathryn spürte nun, dass sie auch etwas in den Magen bekommen musste. Bis auf eine Kleinigkeit, die ihr Neelix aufgezwungen hatte, und jede Menge Kaffee hatte sie noch nichts zu sich genommen. Sie betrachtete Chakotay gedankenverloren. Seine Augen wirkten traurig, das Funkeln schien verloren zusein. Sie wollte, dass er sie wieder so spitzbübisch anlächelte, sie wollte ihn wieder hinter sich spüren, wenn sie irgend etwas inspizierten und sie wollte seine Nähe zurück. Und sie wollte ihn jetzt noch viel näher spüren. *Oh Chakotay, mache nicht, dass das alles verloren geht, nur wegen eines unbeherrschten Moments. Laß uns daraus unsere Konsequenzen ziehen.* Sie griff zur ihrer Gabel und nahm einen Bissen zu sich. Während des Dinners sprachen sie kein Wort, aber es war auch nicht eisig zwischen ihnen. Allerdings lag eine ungeheure Spannung in der Luft. Nachdem Chakotay den letzten Bissen des vorzüglichen Essens zu sich genommen hatte, wischte er sich mit der Serviette den Mund ab und wagte es zum ersten mal Kathryn länger zu betrachten. Nachdem sein Magen etwas zutun hatte, fühlte er sich eher in der Lage sich dem entgegen zustellen, was nun kommen möge. Und Kathryn hatte damit gerechnet; es gehörte zu ihrem Plan. Sie tat so, als wenn sie seinen Blick gar nicht bemerkte und schob noch den letzten Bissen vom Teller auf ihre Gabel.
Chaktotay wurde ihre Ruhe zu bunt. "Warum bin ich hier, Kathryn?" seine Stimme zitterte leicht, klang aber nun bodenständiger.
Kathryn ignorierte darauf hin ihre schon behäufte Gabel, wischte sich gemächlich ihren Mund mit der Serviette ab und fixierte ihn dann mit ihren Augen, bevor sie mit fast raunender Stimme antwortete: "Das wissen Sie doch sehr genau, Commander."
Er erwiderte ihren Blick. "Wegen gestern, nicht wahr?"
Kathryn nickte langsam ohne ihren Blick abzuwenden. Dafür tat es Chakotay und seine Stimme bekam einen verärgerten Unterton. "Verstehe. Dann war das wohl meine Henkersmahlzeit." er sah sie forschend an.
Absolut selbstsicher stützte sie ihre Ellenbogen auf den Tisch und legte ihr Kinn auf ihre Hände. "Wenn sie so wollen."
Chakotay fühlte sich auf den Arm genommen. Sie spielte ein durchtriebenes Spiel. "Was kommt jetzt? Die Folter?" obwohl er verärgert war, schwang leichte Ironie in seiner Stimme mit.
Kathryn musste sich ein aufkommendes Grinsen verbeißen. Statt dessen umspielten ihre Lippen ein hinterlistiges Lächeln. "Eigentlich keine schlechte Idee."
"Tzz." Chakotay konnte kaum glauben was er da hörte. Aber wahrscheinlich hatte er es so verdient. "Also gut, Kathryn. Aber lassen Sie mir wenigstens die Möglichkeit die Sache von gestern zu erklären."
"Nur zu." ihre Gesichtszüge veränderten sich in keinem Maße, sie wußte genau was jetzt kam.
"Ich weiß, dass ich das von gestern nie wieder gut machen kann und ich kann mich nur hundertfach dafür entschuldigen. Aber selbst der Doktor würde Ihnen bestätigen, dass ich dafür nichts konnte."
Kathryn´s Reaktion darauf war ein Augenbrauenzucken. Sie sagte jedoch nichts dazu, sondern hörte weiter seiner eindringlichen, etwas zitterten Stimme zu.
"Es waren die Sporen dieser Pflanze. Ich war nicht ich selbst, ich war nicht ganz bei Verstand. Das war nicht ich. Alle was ich getan und auch gesagt habe..." unwillkürlich zögerte er. "... das war nicht echt, es war wie eine Halluzination."
Er sah wie Kathryn sich wieder in ihren Stuhl zurücklehnte, ihn mit ihren funkelnden, blauen Augen fixierte und dann mit einem leicht spöttischen Unterton sagte: "Lügner!"
Chakotay sah sie an. "Wie bitte?"
"Ich sagte: Lügner!" wiederholte sie ruhig.
"Was soll das, Kathryn?" er klang etwas aufgebracht. "Warum tun Sie das?"
Kathryn schwieg einen Moment, brachte dann ihren Oberkörper wieder nach vorne, stützte ihre Ellenbogen auf den Tisch und legte gelassen ihre Hände übereinander. Und als sie sprach schien kein Funken Nervosität in ihr zu existieren: "Weil Sie nicht gestern gelogen haben, sondern es jetzt tun. Sie werden sich doch auch noch an die Worte des Doktors erinnern. Nur unterdrücktes Empfinden wird verstärkt, die Hemmungen verfliegen und das aufgestaute kommt an die Oberfläche."
Chakotay war nun äußerst verwirrt. War das wirklich Kathryn Janeway? Seine Kathryn, die sonst seine und ihren Gefühlen möglichst aus dem Weg gegangen war? Sollte es sein, dass sie plötzlich auch...? Nein - unmöglich! Sie führte etwas im Schilde. Wollte sie ihn etwa auf die Probe stellen? Oder war das ihre Art der Bestrafung? Ihr ruhiges Verhalten machte ihn fast wahnsinnig. Kathryn musterte ihn uns spürte seine aufkommende Wut. Sie lehnte sich wieder zurück, sah ihm aber nach wie vor in die Augen. Ihre Stimme wurde auf einmal sanfter: "Es war die Wahrheit, Chakotay. Darüber sollten wir sprechen."
Chakotay fühlte sich bloß gestellt. Er war wie ein offenes Buch, in dem sie ohne weiteres lesen konnte, ohne dass er sich dagegen zur Wehr setzen vermochte. Warum tat sie das nur? Wollte sie etwa, dass er sie hasste? Nein, das könnte er niemals! Ja, er hatte am Vortag die Wahrheit gesagt. Ja, er liebte sie aus vollem Herzen. Doch die Voyager stand immer zwischen ihnen. Er hatte Angst von ihr abgewiesen zu werden, wie sie es auch schon getan hatte, wenn er ihr näher kam. Und jetzt? Es noch mal eingestehen? Ihr eingestehen was er empfand? Nein, er hatte Angst wieder verletzt zu werden und sich noch mehr zu blamieren. Er wollte sie nicht verlieren. Er wollte retten was noch an Nähe seit dem Vorfall geblieben war - wenn da überhaupt noch etwas war. Dann sprang er plötzlich von seinem Stuhl auf. "Bitte Kathryn, bring´ mich doch nicht in so eine Situation!" Er wandte ihr den Rücken und ging auf das Fenster zu, wovor er stehen blieb und hinaus sah. "Selbst wenn es wahr wäre, was ich gestern unter Einfluß dieser verdammten Pflanze gesagt habe," seine Stimme war leise. "so hat es doch keine Bedeutung."
"Oh doch, für mich hat es eine Bedeutung." Kathryn´s leise Stimme war genau hinter ihm. Er drehte sich um und Kathryn stand vor ihm. Sie kam ganz nah an ihn heran, so dass Chakotay´s Herz wie wild schlug. "Du glaubst, ich wäre gestern über dich schockiert gewesen. Aber in Wirklichkeit war ich es über mich selbst." Chakotay sah sie verwundert an, sagte jedoch nichts, sondern hörte ihrer warmen Stimme weiter zu. "Es hat mich überwältigt, so dass ich für einen Moment glaubte auch unter dem Einfluß der Sporen zustehen. Bis ich begriff, dass dies unmöglich ist und dass du diese Gefühle entfacht hast, die..." sie zögerte. "... die lange in mir schlummerten. Die ganze Nacht habe ich die Situation immer und immer wieder durchgespielt und kam immer auf das eine Ergebnis." sie sah ihm tief in seine dunklen Augen. Chakotay war wie gelähmt, nur sein Herz war in heller Aufruhr. Dann glitt Kathryn sanft durch sein Gesicht. "Du glaubst, dass sie Sporen dich ins Unglück getrieben haben. Zunächst war ich auch davon überzeugt. Doch dann kam die Erkenntnis, dass ich es eigentlich bin."
"Kathryn, ich..." doch bevor er es aussprechen konnte, legte sie ihm ihren Zeigefinger auf den Mund. "Nein, laß mich ausreden. Es war wie ein Schlag ins Gesicht, der mich wachrütteln sollte. Ich musste endlich meine Gefühle zulassen, meine Gefühle zu dir." ihre Hand fuhr durch sein Haar und ihre Lippen umspielten ein zärtliches Lächeln. "Das was ich jetzt sage, verdankst du den Sporen. Ich liebe dich, Chakotay. Und ich tue es schon lange."
Und diesmal brachte er kein Wort heraus. Ihr Gesicht kam immer näher und plötzlich spürte er ihre sanften Lippen auf seine. Er konnte noch nicht begreifen wie ihm geschah. War es Realität oder träumte er gar? Nein, dies durfte kein Traum sein. Sie unterbrachen den Kuss. Und Chakotay sah sie an. Kathryn lächelte "Glaube es Chakotay, glaube es. Es ist wahr."
"Kathryn." seine Stimme zitterte, diesmal nicht vor Furcht, sondern vor aufkommender Erregung. Er zog sie nah an sich und umarmte sie. "Mit allem habe gerechnet, nur damit nicht." Er sah ihr tief in die Augen. "Ich liebe dich, Kathryn. Verzeih mir, wenn ich dich verletzt haben sollte."
Kathryn legte ihre Hand auf seine Brust. "Das hast du nicht. Ich habe nur mich selbst und auch dich verletzt, weil ich dich so lange gequält habe. Es tut mir leid."
Da legte er seinen Finger auf ihre Lippen. "Scht, laß die Vergangenheit ruhen. Es ist nur wichtig war wir füreinander empfinden und nichts anderes."
Kathryn lächelte glücklich. Oh ja, sie liebte diesen Mann und das Gefühl war schöner als irgend etwas anderes. Ihre Gesichter begannen sich wieder zu nähern und ihre Lippen vereinten sich zu einem Kuss. Einem Kuss aus zärtlicher Leidenschaft. Und es dauerte lange bis sie ihn beendeten. Sie erfuhren absolutes Glück und sie wußten, dass dieses Gefühl für immer bleiben würde.
-Ende-
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