TITEL: Verrat
AUTOR: Melanie Laier (mel@jennycalendar.de)
ALTERSFREIGABE: keine
TEIL: 1/1
DATUM: 20.06.2001
INHALT: Jenny macht sich ein paar Gedanken, nachdem Giles sich von ihr abwendet
SPOILER: „Der gefallene Engel“
DISCLAIMER: Joss ist Gott – wir sind nur Trittbrettfahrer
COPYRIGHT: na ich ;), Gilesfanfic.de, Jennycalender.de, Buffyfanfic.de,
Slayerfanfic.de, Bimo.. wenn sie es haben möchte
BEMERKUNG: O.k, o.k., o.k. nach zwei weiteren Staffeln bzw. drei (rechnet man
mal die fünfte schon mit ein) sollte man denken, dass man inzwischen über
Jenny/Giles und ihren Tod hinweg gekommen ist - nope – nicht als wahrer
Shipper, nicht als Fan ;) Zudem habe ich noch immer die Hoffnung, dass sie
irgendwie wiederkehren wird. Was bei Angel und Darla funktionierte, könnte auch
ein drittes Mal klappen. Ich weiß, ich bin ein unglaublicher Optimist...
DANKSAGUNG: Mein besonderer Dank geht an Mela, fürs geduldige Betalesen und der
Frage nach einem Titel für diese Story ;)
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Verrat
Melanie Laier
Jenny: "Kann ich ähm..."
Buffy: "Gehen sie!"
Jenny: "Äh... Ich will nur helfen."
Giles: "Sie sagte, du sollst gehn!"
Jennys Herz krampft sich zusammen, und ihre Brust zog sich schmerzhaft zusammen. Er hatte sich in diesem Augenblick entschieden. Er hatte sich für seine Jägerin entschieden. Obwohl sie es von jenem Augenblick an gewusst hatte, in dem Buffy ihre Tarnung hatte auffliegen lassen. Doch es nun aus seinem Mund zu hören, war so ... ihr fehlten die Wort für den Schmerz in ihr, und alles was sie tun konnte, war seiner Bitte nachzukommen und zu gehen. Sie wandte sich mit einem letzten, kurzen sehnsuchtsvollen Blick auf seinen Rücken ab und ging. Es fiel ihr so unendlich schwer die Enttäuschung nicht in Tränen auszudrücken, stark zu bleiben. Der einzige Menschen, der ihr wirklich etwas bedeutete, um den sie sich sorgte und den sie liebte, hatte sich gerade von ihr abgewendet.
Erst als sie auf Höhe der Theke war, gönnte sie sich einen Moment inne zu halten und ihre Gedanken zu sammeln. Doch mit Cordelia, Willow und Oz im Raum fühlte sie sich nicht besser, und die Last des Verrates drückte schwerer auf ihren Schultern als sie dachte. Eilig und sehr hastig verließ sie die Bibliothek ganz, nicht sicher, wann sie sie jemals wieder betreten würde oder durfte. Sie wollte im Moment nur weg von hier, weg von allem was daran erinnerte, was sie wusste, was sie getan hatte. Es spielte keine Rolle, dass es mitten in der Nacht war und sie ungeschützt ins Freie rannte. Sie hatte kein Kreuz bei sich und keinen Pflock. Es war leichtsinnig, dass wusste sie, gerade jetzt mit Angelus. Aber es war ihr völlig egal.
Vielleicht sollte ihr jetzt etwas zu stoßen, hatte sie es ja verdient? Wie hatte sie nur so blind und vertrauensvoll glauben können, den Befehlen ihres Volkes zu gehorchen, und den Menschen, die sie hier liebgewonnen hatte, nicht dabei weh zu tun?
Als sie ihren VW Käfer erreichte, zitterte ihr Hand bei dem Versuch, den Schlüssel in das verdammte Schlüsselloch zu stecken, sie schloss für einen Moment die Augen und holte tief Luft. Er hatte sich entschieden! Sie wurde diese schmerzhafte Erkenntnis nicht wieder los. Und auch hier draußen an der frischen Luft wollte sich der Gedanke nicht abschütteln lassen. Doch was überraschte sie so sehr daran? Rupert war durch und durch Wächter und zu allem wild entschlossen, wenn es um seine Jägerin ging. Er war wohl der loyalste Mann, den sie bisher in ihrem Leben kennen gelernt hatte, von den Fanatikern ihrer Familie einmal abgesehen. Und Giles war irgendwie ein Fanatiker. Das wurde ihr klar, als er vor einem halben Jahr bereit gewesen war, für Buffy gegen den Meister anzutreten.
Endlich rutschte der Schlüssel in die Vertiefung, und sie riss erleichtert die Tür auf. Als sie sich hinter das Lenkrad setzte, starrte sie durch die Windschutzscheibe das Schulgebäude an. Sie hätte vielleicht nicht gehen sollen. Nicht so schweigend und damit ihre Schuld eingestehend. Aber eigentlich spielte das keine Rolle mehr. Das sie Schuld trug war so offensichtlich wie das Amen in der Kirche. Doch keiner der beiden hatte sich die Zeit genommen, sie zu fragen, wieso sie es getan hatte. Sie hatte doch auch nur ihre Befehle, ihre Aufgabe zu erfüllen, wie Buffy in ihrem Kampf gegen das Böse und Giles für seine Jägerin. Sahen sie das denn nicht?
Ihre Hände schlossen sich fester um das Lenkrad. Um Himmels willen, schließlich hatte sie gerade eben durch Angelus einen Menschen verloren, der zu ihrer Familie gehörte. Ein wenig mehr Verständnis von Rupert hätte sie erwartet. Statt dessen – sein Rücken, die kühlen und distanzierten Worte. Ihr Kopf sank mit einem leisen Seufzer auf ihre Hände am Lenkrad. Natürlich zählte für ihn nicht die Tatsache, dass sie von Angelus wusste, als viel mehr, dass sie nicht die Frau war, die sie ihm vorgespielt hatte. Aber hatte sie ihm den wirklich etwas vorgespielt? Sie hatte sich nie anders gegeben, als sie war. Ihr Name, was spielte der schon für eine Rolle? Jennifer, Jenny, Janna... definierte man sich wirklich nur dadurch wie man hieß? Sie liebte ihn doch? Glaubt er etwa... oh Gott. Sicher. Er glaubte im Moment wohl, dass sie sich die Freundschaft erkauft, erschlichen hatte, um näher an Buffy und Angelus heran zu kommen. Aber dem war doch nicht so.
Im Gegenteil. Als sie Rupert das erste Mal über den Weg lief, da wusste sie doch noch nicht einmal wer er war. Wie hätte sie ahnen sollen, dass er ihr eine Tages so viel bedeutete? Das dieser „Snob“ neben eingestaubten Ansichten und Tweed mehr zu bieten hatte?
Natürlich war sie sich Angels Anwesenheit bewusst, ihrer Pflicht. Doch woher sollte sie wissen, dass er und Buffy, Jägerin und Wächter, in Verbindung mit Angel standen? Buffy bereits in Angel verliebt war? Giles war schließlich zu beginn nur der britische Schulbibliothekar gewesen, den zu reizen es ihr ungemeinen Spaß bereitet hatte. Jedoch war da dieser anziehenden Akzent gewesen, der gepflegte Wortschatz und sein britischer Humor. Und seine Wortgewandtheit, der sie sich nicht hatte entziehen können. Das Ausmaß ihrer zugelassenen Gefühle hatte sie selbst erst erkannt, als er ihr kurz vor den Sommerferien erklärte, wer er, wer Buffy war, was sie in Sunnydale taten. Nach dem gewonnen Kampf hatte sie selbstverständlich an die Familie Bericht erstattet, nicht ahnend, dass man ausgerechnet von ihr verlangen würde, dass sie von nun an Buffy mit überwachen sollte und alles tun musste, um die beiden zu trennen. Wie sehr hatte sie gehofft und sich vor allem gewünscht, dass sie alle durch die Sommerferien ein wenig mehr auf Abstand gehen konnten. Im Fall von Buffy und Angel hatte es wunderbar funktioniert. Buffy schien sie sich die Beziehung zu einem Vampir noch einmal gründlich überlegt zu haben, während sie - nun ja, sich wie ein verliebter Teenager auf ein Wiedersehen mit Rupert gefreut hatte. Sorglos lebte sie dadurch ihre Lüge weiter, zog Kraft und Hoffnung aus Giles Wesen, ihm eines Tages die Wahrheit über sich erzählen zu können. Sie war dumm und naiv gewesen. In diesem Punkt gab sie ihrem Onkel recht. Doch nicht weil sie ihre Pflicht verletzt hatte und naiv den Blick für das Wesentliche verloren zu haben schien. Viel mehr deshalb, weil sie in dem Glauben gelebt hatte, beides vereinen zu können, ohne jemandem weh zu tun, weil sie zu lange als Jenny Calendar gelebt hatte, um noch unterscheiden zu können, was richtig oder falsch war. Doch Himmel, sie lebten im 20. Jahrhundert. Worte wie Rache und Familienerbe, Tradition und Ehre waren doch nur... Worte. Nichts, das Ende dieses Jahrhunderts irgendjemandem wichtig war. Aber sie war nun einmal in diesem Glauben erzogen worden. Sie verlangte nicht, dass Buffy oder Rupert das verstanden. Sie verlangte lediglich, dass sie es respektierten, so wie sie ihren Kreuzzug respektierte. Aber sicher würden sie das nun anders sehen. Jenny war die Verräterin, die die ganze Zeit über gewusst hatte, was passierte.
Seufzend richtete sich Jenny wieder auf und ließ den Motor anspringen. Sie würde lernen müssen, mit ihrem Doppelleben erneut fertig zu werden. Nichts war für die Ewigkeit. Das hatte sie in diesem Moment gewusst, als sie Buffy so wild entschlossen auf sich hatte zukommen sehen. Für einen winzigen Augenblick glaubte sie noch immer, Buffys kalte Hand an ihrem Hals zu spüren, die sie so kraftvoll ohne Gnade und ohne zu zögern auf das Lehrerpult befördert hatte. Sie räusperte sich und legte den Rückwärtsgang ein. Langsam rollte sie aus der Parklücke, und ihr Blick fiel auf Giles alten Citroen. Dabei schlich sich ihr der Gedanke ins Gehirn, ob sie jemals wieder die Chance bekamen, Gemeinsamkeiten zu ergründen. Oder war diese Chance in dem Moment gestorben, als sie zugegeben hatte, wer sie war und was ihre Aufgabe darstellte?
Oh, seinen verletzten Blick würde sie niemals wieder vergessen, und während sie den Wagen auf die Strasse lenkte wurde ihr bewusst, wie sehr verletzt Giles wirklich war. Er musste sich fühlen wie sie damals während der Geschichte mit Eyghon, und wenn er nur halb so nachtragend und durcheinander über die Wahrheit war wie sie damals... sie seufzte schwer... würde es eine kleine Ewigkeit dauern, bis sie wieder miteinander sprachen. Bis er wieder mit ihr sprach. Sie hatte nur den Wunsch und auch das Bedürfnis, die Dinge zwischen ihnen zu richten. Sich auszusprechen, ihm ein paar Sachen aus ihrem Leben zu erzählen, zu erklären. Aber sie gab ihnen kaum eine Chance und hoffte doch, dass ein neuer Tag mit dem überschlafenden Geschehen etwas ändern könnte. Sie würde ihn nicht aufgeben. Sie wollte nicht zulassen, dass ihre Familienpflicht zerstörte, was sie so dringend nötig hatte: jemanden auf den sie zählen konnte, der ihr Halt gab und den Glauben an eine bessere Welt. Sie hatte sich viel zu gut in Giles Nähe gefühlt, als dass sie kampflos einfach so aufgeben wollte.
Vielleicht.. ja vielleicht würde sie ihn morgen aufsuchen, und wenn sie nur nachfragte, wie die Schlacht gegen den Richter ausgegangen war. Oder aber sie würde ihn noch heute Nacht anrufen.
Doch sie wusste es besser. Sie wusste, dass sie dieses Mal zum Warten verurteilt war. Das sie geduldig sein musste, bis er von sich aus kam, ihr verzeihen konnte und alle wieder ins Reine kam. Nichts blieb ungestraft... das wusste sie nun seit heute. Und so weh es tat, sie war bereit zu warten, auf ihn. Egal wie lange es dauern würde.