Autor: Bastet-X
E-mail: Bastet-X@gmx.de
Kategorie: Action [D]
Rating: PG 13
Spoiler: handelt vor „Gipfeltreffen“, 3. Staffel
Inhalt: SG1 stranden auf einem Planeten von dem sie nicht mehr weg kommen. Da kommt von unerwarteter Seite Hilfe und als es schon aussieht als waere alles gut gegangen, kommt ploetzlich alles ganz anders...mehr wird nicht verraten, sonst liest es ja keiner mehr ....g
Anmerkung:
Disclaimer: Alle Charaktere und sämtliche Rechte an SG-1 gehören MGM/UA, World Gekko Corp. Und Double Secret Production. Diese FanFiction wurde lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um Geld damit zu verdienen. Alle weiteren Charaktere sind Eigentum des Autors. Jegliche Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen ist zufällig und nicht beabsichtigt.
Die Vergessenen
von Bastet-X
“Jack, sie sollten wirklich damit aufhören.“
„Daniel Jackson hat recht. Es ist... nervtötend.“ Pflichtete Teal’c ihm bei.
„Nervtötend?“ Jack hielt einen Moment inne und sah die anderen mit gespieltem Erstaunen an. „Dieser ganze Planet ist nervtötend!“ rief er. Er breitete die Arme aus, um die Umgebung einzubeziehen.
Der Rest von SG1 konnte es ihm nicht verdenken. Es war kalt. Es war nass und es schien seit zwei Tagen pausenlos zu regnen. Es gab keine Menschen, keine Tiere und noch nicht einmal höhere Pflanzen auf diesem Planeten.
Keine Bäume! Das war das erste, was Jack bei ihrer Ankunft aufgefallen war. Leider bedeutete das auch, dass es nichts gab womit sie ein Feuer machen konnten. Nicht dass bei diesem Regen irgendwas hätte brennen können. Selbst Jacks einsatzerfahrenes Sturmfeuerzeug, ein treuer Begleiter auf vielen Reisen, hatte unter diesen Bedingungen schnell seinen Geist aufgegeben.
Wenig später bemerkten sie, dass das Stargate von dieser Seite aus nicht funktionierte. Es ließ sich einfach nicht anwählen und Sam war nicht in der Lage es zu reparieren. So mussten sie also warten bis jemand auf ihre Lage aufmerksam wurde. Mit der steigenden Anspannung und dem Warten hatte Jack das funktionslose Feuerzeug wieder hervorgekramt und angefangen damit herumzuspielen. Gedankenverloren ließ er den Deckel auf und zu schnappen als wolle er es wiederbeleben und fiel den anderen Teammitgliedern damit schnell auf die Nerven.
„Colonel....“ sagte Sam vorsichtig.
„Was!“ seine Antwort klang schärfer als er es beabsichtigt hatte.
Sam sah auf das Feuerzeug in seinen Händen und warf ihm dann einen vielsagenden Blick zu. Jack rollte zwar mit den Augen aber er steckte das Feuerzeug ein. Daniel und Teal’c atmeten hörbar auf.
Sie schwiegen eine Weile während die Dämmerung hereinbrach. Es schien als sei in den letzten zwei Tagen alles gesagt worden, was diesen Planeten betraf. Es gab nichts mehr zu diskutieren, nachzufragen oder zu beantworten. Sie hielten sich hauptsächlich im Zelt auf und warteten.
Teal’c schien das nichts auszumachen. Er meditierte die meiste Zeit aber irgendwann hatte selbst er genug. Die Missionsdauer war auf fünf Tage angesetzt weil die Sonde in der Ferne eine Menge alter Ruinen entdeckt hatte. Jedenfalls dachten sie das damals. Bei näherer Betrachtung hatte sich jedoch nichts interessantes ergeben. Nicht einmal Daniel hatte dieser Fund länger als einen halben Tag fesseln können.
Jack sah auf die Uhr. Wann würde der General sie vermissen? Genau! In drei Tagen, fünf Stunden und fünfundzwanzig Minuten. Verdammt lange Zeit! Dachte er und stand auf um sich die Beine zu vertreten.
„Sir?“ frage Sam als er sich erhob.
„Schon gut Carter. Ich will nur ein bisschen raus. Sie wissen schon, die Landschaft genießen.“ Jack lächelte sie an und zuckte mit den Schultern. Was konnte hier schon passieren.
Trotzdem nahm er sein Gewehr mit. Er hatte schon zu viele Überraschungen erlebt um es einfach irgendwo liegen zu lassen. Er machte die Regenjacke zu und zog sich die Mütze tiefer ins Gesicht. Dann trat er vor das Zelt. Es regnete feine aber dichte Tropfen die beinahe lautlos zu Boden fielen. Trotz der hohen Luftfeuchtigkeit war es kalt genug um seinen Atem in der Nachtluft dampfen zu lassen.
Jack starrte in die Dunkelheit. Er sah hinaus zum fernen Horizont der sich kaum noch gegen den Boden abhob und hinter den Regenschleiern zeitweilig verschwand. Er hasste es untätig zu sein. Er hasste es zu viel Zeit zu haben um nachzudenken, über Charlie, über Sarah, Kawalski, Skaara, Sam.... Dieser Planet verursacht Depressionen dachte Jack. Er wollte nicht weiter grübeln, denn er kannte sich und wusste dass das nicht gut für ihn war. Er drehte sich um, um ins Zelt zurückzukehren. Hier draußen gab es nichts zu sehen.
Doch dann blieb er wie angewurzelt stehen. „Sam!“ rief er. Sein alarmierter Tonfall ließ jedoch nicht nur Sam aufhorchen und aus dem Zelt stürmen. Sie blieben neben ihm stehen und sahen ihn an.
Jack wies mit der Hand in die Ferne wo sich ein paar einzelne Hügel aus der Graslandschaft erhoben. „Hab ich Halluzinationen oder sieht noch jemand außer mir dieses Licht?“
Sam, Daniel und Teal’c sahen angestrengt in die Richtung. Für einen Moment erkannten sie einen fernen Feuerschein, doch dann gewann der Regen plötzlich an Stärke und nahm ihnen mit dichten Schleiern die Sicht. Ein leichter Wind kam auf, der die Tropfen vor sich hertrieb. Sam zog fröstelnd den Kopf zwischen die Schultern.
„Ich habe es auch gesehen.“ Sagte Daniel. „Ich bin mir nicht sicher was ich gesehen habe aber es sah aus wie ein Feuer.“
„Ich glaube Daniel Jackson hat recht.“ Meinte Teal’c
Jack sah sie mit glitzernden Augen an. „Dann sind wir hier also doch nicht allein.“ Der Colonel war hin- und hergerissen zwischen der Hoffnung auf etwas Abwechslung und der Besorgnis über die Gefahren, die diese Entdeckung mit sich bringen mochte. Er überlegte einen Moment, dann hatte er sich entschieden. „Carter, Daniel! Packen sie unser Zeug zusammen. Teal’c und ich bauen das Zelt ab. Wir werden uns das ansehen.“
„Jetzt?“ fragte Daniel und sah dabei zweifelnd nach oben in den immer dichter fallenden Regen.
„Ja, jetzt! Oder was glauben sie wie wir so ein Licht bei Tage wiederfinden sollen.“
Daniel fragte nicht weiter. Jack hatte recht. Sie hatten keine Ahnung wie weit das Feuer entfernt war und sie kannten nur die ungefähre Richtung. Bei Tage würde die Suche wahrscheinlich ungleich länger dauern. Er nickte und ging zu Sam die bereits dabei war ihre Sachen in den schweren Rucksäcken zu verstauen.
Stundenlang kämpften sie sich wortlos durch den dichter werdenden Regen. Der leichte Wind hatte sich langsam aber stetig zu einem schweren Sturm entwickelt. Es kostete sie immer mehr Kraft sich gegen den Wind zu stemmen und trotz des Wassers, das ihnen ins Gesicht peitschte, zu atmen. Sie waren bis auf die Haut durchnässt, doch die Anstrengung ließ sie nicht frieren.
„SIR!“ brüllte Sam. Doch die Worte wurden ihr vom Munde fortgerissen und drangen kaum weiter als bis zu Daniel, der einen Meter neben ihr ging. Dieser langte nach ein paar schnellen Schritten nach vorn und packte Jacks Rucksack um ihn auf sich aufmerksam zu machen.
Jack wusste dass die anderen sich sicher schon fragten ob es Sinn hatte unter diesen Bedingungen weiter zu suchen. „Wir müssen zu den Hügeln!“ brüllte er Daniel ins Ohr um der Frage zuvor zu kommen. „Hier draußen haben wir keine Chance!“
Daniel nickte und ließ sich wieder ein paar Meter zurückfallen um Sam die Antwort auf ihre Frage zu überbringen.
Blitze begannen zu zucken. Jack machte sich langsam Sorgen. Hier draußen im offenen Gelände waren sie dem Sturm schutzlos ausgeliefert. Er hatte keine Ahnung wie viel Weg sie zurückgelegt hatten, aber alles dauerte nun schon sehr viel länger als gedacht. Um atmen zu können hielt er den Kopf gesenkt. Verbissen kämpfte er sich voran bis sein Fuß in der dichten Dunkelheit an einen Stein stieß.
Er konnte immer noch nicht das geringste sehen. Sie benutzten keine Taschenlampen um nicht aufzufallen und der Sturm hatte jeden Rest von natürlichem Licht bereits vor langer Zeit verschluckt. Nur der selbstleuchtende Kompass hatte sie halbwegs die Richtung halten lassen. Er konnte sich nicht erinnern jemals eine solche Dunkelheit erlebt zu haben.
Wieder traf er auf einen Felsen. Jack sah auf und tastete sich langsam weiter vorwärts. Der Boden wurde uneben und plötzlich tauchte im Licht eines Blitzes einer der Hügel vor ihm aus der Dunkelheit auf. Er atmete erleichtert auf und drehte sich um. Er konnte die Gestalten seines Teams mehr ahnen als sehen und wartete ein paar Sekunden bis sie heran gekommen waren.
Die letzten Meter waren die schwersten die Jack je erlebt hatte. Noch einmal schien der Sturm ihnen alles was er zu bieten hatte entgegen zu werfen. Dann erreichten sie einen großen Felsblock in dessen Windschatten sie sich verkriechen konnten.
Jack wischte sich das Wasser aus dem Gesicht und genoss die relative Windstille einen Augenblick lang. Er sah auf die Uhr. Sie hatten fast die ganze Nacht gebraucht um hierher zu gelangen und die Nächte auf diesem Planeten waren deutlich länger als auf der Erde.
„Wir werden hier bleiben!“ Schrie er. „In einer Stunde wird es hell! Dann sehen wir weiter!“ Unter diesen Umständen konnte sowieso niemand ein Feuer am brennen halten, so dass es sinnlos war weiter zu suchen.
SG 1 kauerte sich tiefer unter den überhängenden Felsen und wartete auf das Tageslicht.
Wie sie es sich im stillen erhofft hatten, ließ der Sturm im ersten Licht nach. Der Wind flaute ab und die Tropfen wurden kleiner.
Jack kroch unter dem Felsen hervor. Er sah sich um, konnte aber nichts entdecken was auf irgendjemandes Anwesenheit hindeutete. Missmutig kramte er in seinem Rucksack herum auf der Suche nach ein paar trocken gebliebenen Sachen.
„Puh, war das eine Nacht!“ meinte Daniel der sich nun streckte und mit ein paar schnellen Bewegungen die Kälte aus seinem Körper zu treiben versuchte.
Jack sagte nichts dazu. Seine Gedanken waren an dem Licht, das er letzte Nacht vom Stargate aus gesehen hatte, hängen geblieben. Er konnte es sich doch nicht eingebildet haben, oder? Nein, das war nicht möglich. Die anderen hatten es schließlich auch gesehen. „Wir werden uns die Umgebung etwas genauer ansehen.“ Meinte er „Los geht’s.“
Sam lehnte sich mit dem Rucksack an einen Stein um ihre Schultern zu entlasten. Die nahm die Mütze ab und strich sich durch das feuchte Haar. Sie war erschöpft, doch als Militär war es ihr nicht erlaubt dies zu zeigen oder gar auszusprechen. Dennoch konnte sie es nicht länger verbergen und schon gar nicht vor ihren Freunden. Sie verbrachten so viel Zeit zusammen, dass sie manchmal das Gefühl hatte, sie stünden sich näher als ihren eigenen Familien.
Seit Stunden stiegen sie nun schon durch die Felsen. Der Hügel war höher und zerklüfteter als er aus der Ferne ausgesehen hatte. Sie versuchten den Gipfel zu erreichen, weil sie sich von dort aus einen besseren Überblick erhofften. Sam war nicht sicher, ob das den gewünschten Erfolg brachte. Der Sturm hatte zwar nachgelassen doch ein dichter nebelartiger Nieselregen nahm ihnen jede Fernsicht.
Seufzend stieß sie sich von den Felsen ab. Sie durfte nicht zu lange anhalten. Das brachte sie aus dem Rhythmus und machte die anderen nur darauf aufmerksam, dass sie eine Pause gebrauchen konnte. Daniel ging es nicht viel besser als ihr, aber weil Jack das von ihm kannte, hatte er irgendwann aufgehört Rücksicht darauf zu nehmen, denn meistens ging es ihm nicht wirklich schlecht. Er war es nur nicht gewöhnt es für sich zu behalten.
Sie sah nach unten auf den Boden um nicht zufällig auf einen losen Stein zu treten. Um in den Felsen herumzuklettern brauchte es mehr Aufmerksamkeit als man gemeinhin annahm. Ab und zu blickte sie auf um sich einen günstigen Weg für die nächsten Meter zu suchen. Doch die Müdigkeit ließ sie unaufmerksam werden. Ihr Blick schweifte ab und blieb auf etwas liegen, das zwischen den Felsen auftauchte. Sie konzentrierte sich und sah das lächelnde Gesicht eines dunkelhaarigen Mädchens, das mit großen hellgrauen Augen zu ihr herübersah.
Sam blieb wie angewurzelt stehen. „Colonel!“ rief sie. Für einen Moment ließ sie das Gesicht dass nun erschrocken zusammenzuckte aus den Augen.
O’Neill, Teal’c und Daniel eilten auf der Stelle zu ihr. „Was ist?“ fragte der Colonel.
„Dort...“ Sam zeigte auf die Stelle an der sie eben noch das Gesicht gesehen hatte. Langsam ließ sie die Hand sinken. „Ich dachte, ich hätte etwas gesehen.“
„Was denn?“ hakte Daniel nach.
„Einen Menschen. Ein junges Mädchen denke ich. Eben war sie noch da.“ Meinte sie und legte die Stirn nachdenklich in Falten.
Jack stieß Teal’c mit einem Kopfnicken an. Er fasste sein Gewehr fester und begann sich eilig in die Richtung zu begeben, die Sam ihm gezeigt hatte. Er sprang geduckt über ein paar kleinere Felsen hinweg, geriet auf losem Geröll ein wenig ins Straucheln, fing sich wieder und rannte weiter. Nach einer ersten Schrecksekunde folgten Daniel und Sam den beiden.
Als Jack vorsichtig um einen größeren Block herumspähte nahm er gerade noch einen Zipfel weißen Stoffes wahr der hinter den Felsen weiter unten verschwand. Was zum Teufel war hier eigentlich los? Erst das Feuer und nun dieses Mädchen! Er musste unbedingt ein ernstes Wörtchen mit den Leuten aus der Technikabteilung reden. Wozu waren Aufklärungssonden eigentlich gut, wenn sie trotzdem bei jeder Mission eine Überraschung erlebten!
Vorsichtig und leise schlich er ihr nach. Jeden Augenblick erwartete er einen Angriff. Wo ein Mensch war, gab es auch immer noch mehr von ihnen. Er hatte das Gewehr im Anschlag so dass er automatisch in die selbe Richtung zielte in die er auch sah. Hier auf diesem Abhang gab es nicht viele Möglichkeiten sich zu verstecken.
Jack gab Teal’c ein Zeichen und sie schlichen sich von zwei Seiten an eine Felsgruppe heran, die als eine der letzten Versteckmöglichkeiten in Frage kam. Auf ein lautloses Kommando hin sprangen beide um den Felsen herum.
Vor ihnen kauerte sich ein junges Mädchen unter einen Vorsprung und sah sie ängstlich an. Die Lippen zusammengekniffen und vor Schreck blass sah sie zu ihnen hinauf. Sie hatte lange dunkle Haare und ungewöhnliche hellgraue Augen. Sie war klein und schlank und in ein helles ärmelloses Gewand gehüllt.
Jack ließ verdutzt die Waffe sinken. Sam hatte recht gehabt es war nur ein Mädchen und bis auf einen einfachen Dolch war sie nicht bewaffnet. Jack sah sich prüfend um ohne die Kleine aus den Augen zu lassen. „Daniel!“ rief er.
Kaum war Daniel angekommen schob er sich an Jack vorbei und begann vorsichtig mit ihr zu reden. „Wie ist dein Name?“ fragte er freundlich und ging vor ihr in die Hocke. Doch sie antwortete nicht. Daniel zeigte auf sich und sagte langsam aber deutlich. „Daniel. Ich bin Daniel.“ Aber die Augen des Mädchens irrten ängstlich zwischen den drei Männern hin und her. Schließlich sah sie Carter an, die ein paar Meter abseits stand und leise mit O’Neill sprach.
„Sam?“ fragte Daniel das Mädchen. „Willst du mit Sam reden?“ Er drehte sich um und zeigte auf die blonde Frau. „Du willst lieber mit ihr reden, ja?“ fragte er aufgeregt und das Mädchen nickte zögernd und zeigte auf sie
„Sam? Ihr Typ wird verlangt!“ rief Daniel und stand vorsichtig auf um ihr Platz zu machen. Er trat ein paar Schritte zurück und blieb dann stehen um sie zu beobachten.
Sam kniete sich vor ihr hin. „Hi.“ Sagte sie. Ihr Gesicht war offen und freundlich. Das Mädchen spähte vorsichtig an ihr vorbei und warf Daniel der immer noch gespannt in Hörreichweite wartete einen finsteren Blick zu.
Als er das bemerkte hob er abwehrend die Hände. „Schon gut.“ Meinte er und drehte sich um, um die beiden allein zu lassen.
Nun lächelte das Mädchen Sam schüchtern an „Ich habe dich sogleich erkannt“ flüsterte sie.
„Erkannt?“ Sams Gesicht nahm einen fragenden Ausdruck an als sie krampfhaft darüber nachdachte, was sie wohl meinen könnte.
„Du bist wie andere meines Volkes.“ Sie sah sich vorsichtig nach den anderen drei Mitgliedern von SG 1 um. “Du bist bei uns willkommen. Laß sie uns zu meinen Leuten locken. Sie werden dich von ihnen befreien.“ Meinte sie mit einem düsteren Blick auf Teal’c.
Sam drehte sich um und folgte ihrem Blick „Nein, sie sind meine Freunde. Du kannst ihnen vertrauen.“
„Aber dieser da ist ein Jaffa!“ zischte sie.
Sam lächelte „Ich weiß. Er ist ein Freund. Er kämpfte für die Goa’uld aber er hat seinen Fehler eingesehen und steht nun auf unserer Seite.“
Das Mädchen nickte mit ernstem Gesicht. Es war nichts unehrenhaftes daran einen Fehler zuzugeben und es durfte niemandem zum Vorwurf gemacht werden. Dennoch würde sie ihn im Auge behalten.
Sie steckte das Messer ein. „Laßt uns gehen. Wir sollten nicht hier sein.“
Sie folgten dem Mädchen, daß leichtfüßig über die Felsen sprang. Aber es war nicht zu übersehen, daß sie immer ein Auge auf den Himmel hielt, so als erwarte sie jemanden oder etwas. Der feine Nieselregen schien etwas nachzulassen. Sam hatte keine Ahnung welche Farbe der Himmel auf dieser Welt hatte, denn es hatte in den letzten Tagen kaum eine Minute gegeben in der es nicht geregnet hatte.
Es dauerte lange, sehr lange, bis das Mädchen anhielt. „Wir sind da!“ verkündete sie.
Jack sah sich suchend um. In der welligen Landschaft erkannte er nichts als Steine und Gras. „und wo wäre das?“ fragte er.
Sie grinste und verschwand hinter einem der größeren Haufen. Geschickt hebelte sie eine genau ausbalancierte Steinplatte beiseite. Dahinter kam ein Eingang zum Vorschein der so niedrig war, daß selbst das Mädchen ihn nur auf allen vieren passieren konnte. Sie kroch hindurch. „nun kommt schon! Hier drinnen seid ihr sicher!“ rief sie von dort.
Sam sah den Colonel fragend an.
„Nach ihnen Major.“ Meinte der nur grinsend und sah zu dem schlammigen Loch im Boden in dem sich bereits das Regenwasser zu sammeln begann..
Sam nahm ihren Rucksack ab und rutschte von Wasser und Dreck begleitet hindurch. Es dauerte einen Moment, bis sich ihre Augen an die relative Dunkelheit gewöhnt hatten. Sie sah einen Gang, von dessen Ende her ein schwaches Licht bis zu diesem Eingang drang.
„Alles in Ordnung Colonel! Die Luft ist rein!“ rief sie.
Daniel, Teal’c und Jack folgten ihrem Beispiel und sahen sich drinnen um. Auf den ersten Blick sah der Gang in dem sie sich befanden wie eine gewöhnliche Höhle aus, doch dann sahen sie genauer hin. Der Tunnel erinnerte sie in seiner Form und Struktur an etwas bekanntes. Aber das war doch nicht möglich! Und dennoch, es konnte kein Zufall sein. Die Höhle war ein verrotteter Tok’ratunnel.
Eigentlich ist das kein typischer Tok’raplanet dachte Sam normalerweise suchen sie sich Welten aus, die unbewohnbar sind und die meisten davon bestehen aus nichts anderem als Wüste.
Sam kam nicht dazu diesen Gedanken zuende zu denken. Sie fühlte die Bewegung hinter sich mehr als daß sie sie sah. Genau wie die anderen Mitglieder von SG 1 fuhr sie herum und ging in Verteidigungsstellung.
Sie waren umzingelt. Einige grimmig aussehende Männer mit den verschiedensten Waffen hatten sie umringt. Einer von ihnen sah an den Eindringlingen vorbei zu dem Mädchen. Es war keine Frage nötig. Sie wußte sofort, was man von ihr wollte.
Sie wunde rot. „Es tut mir leid! Ich bin sicher, daß sie Freunde sind. Ihr solltet sie anhören.“
Aber der forschende Gesichtsausdruck des großen Mannes vor ihnen veränderte sich nicht. „Sieh sie dir an!“ donnerte er. „Sie dienen Apophis! Bist du denn blind! Wie kommst du dazu sie hierher zu bringen!“
„Würdest du mir vielleicht einen Moment zuhören?“ Auch das Mädchen wurde nun lauter. „Sieh sie dir doch genauer an! Rede mit ihnen. Die sind nicht von den Goa’uld!“
„Ach! Und das kannst du beurteilen, ja?“
„Ja das kann ich!“ Ihr Ton wurde noch eine Nuance schärfer. Sam war beeindruckt davon, wie das Mädchen mit dem Mann umsprang der offensichtlich der Anführer war. Sie wagte es nicht sich in die Auseinandersetzung einzumischen. Wenn man das tat ohne die genauen Umstände zu kennen, konnte es gut sein, daß man zwischen die Fronten geriet. Den Weg freischießen konnten sie sich immernoch, aber vielleicht war das ja gar nicht nötig.
Nun war der Mann endgültig wütend. Es war deutlich zu sehen, daß er sich nur noch mühsam zusammenriß. Seine Augen begannen zu glühen. „Ich bin der Anführer, Ria! Du wirst tun was ich dir sage! Und nur ich entscheide wer unser Versteck betritt und wer nicht!!“ schrie er mit der metallischen Stimme eines Goa’uld.
Nun war auch das Mädchen wütend und fuhr den Mann im gleichen Ton an. Auch ihre Augen begannen zu glühen und ihre Stimme veränderte sich. „Dann verhalte dich auch danach! Rede mit ihnen wie es den Gästen unseres Volkes zukommt und beurteile sie erst danach, Harmerti!“
Bei drei von vier Mitgliedern des SG1-Teams löste dieser Name eine beachtliche Anzahl von Alarmglocken aus. Teal’c kannte ihn aus Legenden und aus unzähligen Flüchen des Apophis wenn wiedereinmal etwas schief gelaufen war. Daniel hatte sich in den letzten Jahren gezwungenermaßen durch die gesamte ägyptische Mythologie gegraben und war dabei auch auf den Namen Harmerti gestoßen. Er wußte nur noch nicht was er von ihm halten sollte. Sam kam er auch bekannt vor. Jolinar kannte ihn aber sie mochte ihn nicht besonders. An mehr erinnerte sie sich nicht. Nur Jack sagte der Name nichts, aber das machte keinen Unterschied. Er erkannte eine Bedrohung wenn sie ihm gegenüber stand und dabei war es unerheblich welchen Namen sie trug.
Nun wandte sich der Mann ihnen zu. „Was gibt es da noch zu sagen! Sie haben einen Jaffa in ihrer Mitte!“
„Hey, Moment mal! Darf ich vielleicht auch was sagen?“
Alle sahen ihn fragend an. O’Neill kam sich plötzlich sehr kleinlaut vor aber natürlich hätte er das nie zugegeben. Aber er konnte zwei und zwei zusammenzählen und wußte daß diese Leute nichts für die Goa’uld übrig hatten, zumindest für einige von ihnen nicht. Vielleicht konnte er das zu ihrem Vorteil nutzen. „Also!“ begann er. „Wir sind keine Goa’uld und wir kämpfen nicht für Apophis. Ist das jetzt klar! Dieser Jaffa ist ein Freund. Er steht jetzt auf unserer Seite. Und wenn euch das nicht paßt.... dann ist es eben so.“ Schweigen „Und jetzt will ich wissen wer ihr seid!“ Das war ziemlich unverschämt aber es verfehlte seine Wirkung nicht.
„Das wollte ich dir die ganze Zeit sagen.“ Meinte Ria „Sieh sie doch genau an! Kannst du nicht fühlen daß diese da“ sie zeigte auf Sam „einmal von einem der unseren bewohnt wurde?“
Harmerti trat näher an Sam heran. Er war mehr als einen ganzen Kopf größer als sie. Er musterte sie und begann sie zu umkreisen. Sam kam sich wie ein Insekt unter der Lupe vor.
„Woher willst du wissen, daß es einer von uns war?“ Er hatte sich wieder etwas beruhigt. Dann sah er wieder Sam an. „Welcher Goa’uld hat dich zum Wirt genommen? Und warum hat er dich wieder verlassen? Sprich!“
Sie war nicht sicher ob sie dieses Risiko eingehen sollte aber sie musste es wagen. Sonst kamen sie vielleicht nie wieder hier heraus. Sie hatte einen Verdacht was Harmerti betraf. „Es war kein Goa’uld. Es war ein Tok’ra.“ Sagte sie.
Harmerti stutze. „Welcher?“ fragte er.
Nun war sich Sam sicher. Sie hatte keine Erinnerung an ihn. Sie wußte nur daß Jolinar ihn nicht gemocht hatte, aber sie hatte auch keine Angst vor ihm. „Jolinar von Malkshur“ antwortete sie.
„Und das soll ich dir glauben?“
„Entweder du glaubst es oder nicht!“
„Also seid ihr Tok’ra?“
„Sozusagen. Wir haben Ra vernichtet und sind mit den Tok’ra verbündet.“
„Sie sind Tau’re.“ Ergänzte Teal’c. Aus irgendeinem Grund schien er dieser Tatsache den Tok’ra gegenüber immer besonderes Gewicht beizumessen.
„Ra vernichtet?“ Er begann über das ganze Gesicht zu strahlen. „Dann seid ihr wirklich Verbündete!“ Er nickte seinen Leuten zu und sie senkten die Waffen. „Verzeiht, daß wir euch so empfangen haben. Wir sind seit Jahren auf keine Fremden mehr gestoßen die uns freundlich gesonnen waren. Seid willkommen bei den Tok’ra dieses Planeten!“
SG1 war völlig erledigt als sie ein paar Stunden später alle möglichen und unmöglichen Fragen der Tok’ra beantwortet hatten. Schließlich hatte man sie in ihr Quartier geleitet. Aber wie es bei den Tok’ra üblich war wurden sie bewacht. Das Mißtrauen schien ihnen angeboren zu sein.
Harmerti war am Anfang noch nicht recht bereit gewesen etwas von ihnen zu erzählen aber im Laufe des Abends war er etwas aufgetaut. Er hatte viele Fragen darüber gestellt, was in den letzten Jahren passiert und wie es den Tok’ra ergangen war. Und ziemlich schnell hatte Daniel auch den Grund dafür herausbekommen.
Harmerti gehörte zu einer Gruppe von Tok’ra die während einer Flucht vor den Goa’uld vor über einhundert Jahren hier abgestürzt war und sich mit Hilfe einiger weniger Eingeborener versteckt hatte. Jahrelang hatte Apophis den gesamten Planeten nach ihnen abgesucht und das Stargate deaktiviert damit sie nicht von hier fliehen konnten.
Ihr einziges Glück war es gewesen, daß die Eingeborenen sich schon seit Ewigkeiten unter der Erde vor den Goa’uld versteckten. So waren sie den ständigen Angriffen, den Such- und Säuberungsaktionen entgangen, jedenfalls ein Teil von ihnen. Doch sie hatten dafür bezahlt. Auf dem gesamten Planeten gab es nicht mehr als 200 Menschen und eine Hand voll gestrandeter Tok’ra.
Zu ihnen gehörte auch Ria, das Mädchen, daß die hierher gebracht hatte. Sie konnte nicht älter als 14 sein und war dennoch schon Wirtin des Tok’ra Thetis. Auf die Frage hin wie es dazu gekommen sei, wich Harmerti ihnen aus. Er sagte nur, sie hätten keine andere Wahl gehabt und Thetis und Ria seinen einverstanden gewesen. Außerdem ließ er es sich nicht nehmen darauf hinzuweisen daß sie sich beide viel zu gut verstanden und sich noch aufsässiger verhielten als es Thetis oder Ria allein gewesen waren. Dabei lächelte er, obwohl er jedes Wort ernst meinte, das konnte Carter fühlen.
„Nun was halten sie von diesen... Tok’ra?“ frage O’Neill. Er hatte ihnen die Geschichte noch nicht völlig abgekauft. Er wandte sich an niemand bestimmten aber er hoffte daß ihm irgendwer seine Frage beantworten würde
„Ich glaube wir können sicher sein, daß sie Tok’ra sind, Sir!“ meinte Carter.
„Ach ja?“ warf Daniel ein. „Das sehe ich anders. Wenn die alten Mythen nur halbwegs richtig sind dann spricht mehr dafür, daß er ein Goa’uld ist.“
„Nun, jedenfalls kannte Jolinar ihn. Wie kommen sie darauf, Daniel? Sie wissen doch wie viel Wahrheitsgehalt wir diesen alten Legenden zugestehen können.“
„Mag sein, daß wir uns oft geirrt haben aber ich glaube, daß es diesmal stimmt. Es heißt Harmerti war ein Kampf- und Helfergott, der sich mit Ra und Osiris verbündete um mit ihm gegen Apophis zu kämpfen. Außerdem ist er älter als die erste Tok’rakönigin Egeria.“
Carter wußte sofort worauf Daniel anspielte. Wenn er älter war als die große Tok’rakönigin, dann gehörte er nicht zu ihren heute noch lebenden Nachkommen und hatte somit auch nicht ihre Einstellung geerbt. Er war ein Goa’uld der sich den Tok’ra aus Überzeugung angeschlossen haben musste. Natürlich machte ihn das in Jacks Augen sofort deutlich weniger vertrauenswürdig. Ebenso verhielt es sich mit der Tatsache, daß er mit Ra und Osiris Seite an Seite gekämpft haben soll.
„Ich glaube ihr habt beide recht.“ Nun war Teal’c dran seinen Teil zu dieser Sache beizutragen. „Ich habe schon früher von Harmerti gehört. Apophis hat ihn lange Zeit gejagt und gehaßt, selbst dann noch als ich schon sein Primus war. Er war immer überzeugt davon daß er ein Verräter an seiner eigenen Art ist und daß er noch lebt weil man niemals seine Leiche fand. Mehr weiß ich leider auch nicht.“
„Und was haben wir nun herausgefunden?“ fragte Jack ungeduldig
„Daß wir wohl oder übel die Tok’ra fragen müssen.“
Jack rollte mit den Augen. Er haßte es die Tok’ra um ihre Hilfe bitten zu müssen.
SG1 hatte seine planmäßige Rückkehrzeit bereits um fünf Stunden überschritten als sich das Stargate mit einem lauten Zischen öffnete.
O’Neill hielt sein Funkgerät bereit. Es knackte in seinem Lautsprecher.
„Stargatecenter an SG1. SG1 können sie mich hören?“
„Laut und deutlich General!“ Jack war froh die Stimme dieses alten Haudegen zu hören.
„Haben sie Schwierigkeiten, Colonel O’Neill?“
„Die Fahrkarte hierher ging leider nur in eine Richtung Sir. Major Carter hat versucht das Stargate zu reparieren aber es ist ihr nicht gelungen. Sir, ich fürchte wir kommen hier ohne ein Raumschiff nicht mehr weg.“
„Dann werde ich wohl am besten die Tok’ra kontaktieren. Gibt es etwas was sie über den Planeten wissen sollten?“
„Er wird von einer kleinen Einheit von Goa’uldschiffen bewacht. Wir haben hier nämlich einen gewissen Harmerti und seine Freunde getroffen und auf die ist Apophis gar nicht gut zu sprechen. Carter meint, damit müßten die Tok’ra was anfangen können.“
„In Ordnung. Ich melde mich wieder sobald ich etwas neues weiß! SGC Ende.“
„Verstanden. Ende.“
Nun lag es an den Tok’ra. Jack war nicht begeistert davon sie wieder zu sehen aber es blieb ihm nichts anderes übrig wenn er jemals von diesem feuchten kalten Planeten weg wollte. Der ewige Nieselregen verstärkte sich wieder. Er schlug den Kragen hoch und sah zum Himmel. Hörte es hier denn niemals auf zu regnen?
Sie blieben noch eine weitere Woche bei den Tok’ra auf dem Planeten bis Jack und die anderen eines morgens von einem Tumult geweckt wurden.
„Was ist denn los?“ O’Neill war zwar noch verschlafen aber dennoch sofort in höchster Alarmbereitschaft.
„Keine Ahnung...“ Daniel setzte gerade seine Brille auf.
Einige der Tok’ra rannten an ihrem Quartier vorbei und riefen sich dabei mit den tiefen Stimmen ihrer Symbionten Befehle zu. Niemand schien auf sie zu achten. Teal’c hielt einen von ihnen an und fragte ihn etwas in der knappen Sprache der Goa’uld. Der Tok’ra riß sich los und rannte weiter. Dabei drehte er sich um und rief Teal’c eine Antwort zu.
„Was hat er gesagt?“ Jack war fertig angezogen und setzte nun seine Mütze auf..
„Einer ihrer Späher hat berichtet daß sich Fremde auf der Oberfläche befinden. Sie hoffen daß es die Tok’ra sind. Deshalb werden sie dieses mal nicht fliehen und sich verstecken sondern sie sich ansehen.“
Jack mußte nichts sagen. Ein Blick genügte und er wußte daß sie alle das selbe dachten. Sie schnappten sich ihre Ausrüstung und folgten den anderen, die schon ein gutes Stück Vorsprung hatten, durch die dunklen Tunnel.
Erst am Ausgang holten sie sie wieder ein. Er war eng und versteckt wie alle Ein- und Ausgänge zu ihrem unterirdischen Reich. Obwohl ihn die Männer einzeln und zügig passierten kostete es sie Zeit.
Als Harmerti sie sah verfinsterte sich seine Miene. „Ihr könnt nicht mitkommen. Kehrt wieder um.“ Wie immer waren seine Antworten knapp und schonungslos. Er hatte nichts von der aalglatten Freundlichkeit die sie von den anderen Tok’ra, mit denen sie bisher zu tun hatten, gewohnt waren. Jack gefiel das irgendwie. So wußte er wenigstens woran er war.
„Was willst du dagegen tun?“ antwortete O’Neill in herausforderndem Ton. Aber dann lenkte er ein und seine Stimme etwas weicher. „Harmerti, wir können euch helfen. Ihr seid nur wenige und wir... naja, wir haben auch ein Interesse daran lebend hier heraus zu kommen.“
Harmerti musterte den Tau’re vor ihm und schien seine Alternativen abzuwägen. Dann hatte er sich entschieden. Er gab einem schweigsamen Tok’ra der sich immer in seiner Nähe aufhielt einen scharfen Befehl.
Er muß sowas wie sein Adjutant sein. Dachte Daniel. Er konnte sich nicht erinnern jemals eine solche Struktur bei den Tok’ra gesehen zu haben. Überhaupt war die kleine Gruppe hier streng hierarchisch gegliedert. Er hatte nicht ein einziges Mal ein Wort gegen eine Entscheidung Harmertis gehört, oder auch nur eine Diskussion zu irgendeinem Thema bei dem man über die Vor- und Nachteile beriet. Harmerti schien alles allein und unmittelbar zu entscheiden und niemand stellte ihn in Frage, niemand bis auf Ria und Thetis. Daniel wußte nicht, ob sich dies über die Jahre aus der Not heraus entwickelt hatte oder ob Harmerti schon immer so war. Immerhin war er früher einmal ein Goa’uld und die herrschen nun mal und teilen nur sehr ungern.
Daniel schob den Gedanken beiseite. Sie waren Gäste von Harmerti. Er hatte sie gut behandelt und daß er hart und mißtrauisch war konnte man ihm schlecht vorwerfen, nachdem er hier bereits eine Ewigkeit festsaß. Immerhin hatte er sich und den anderen das Überleben während einer langen Zeit ermöglicht. Wahrscheinlich hatte sich dieser Führungsstil einfach nur bewährt.
Der angesprochene Tok’ra hob eine Hand und bedeutete ihnen, ihm zu folgen. Jack sah Harmerti fragend an. Doch der grinste nur. „Er wird euch eure Waffen zurück geben. Ihr wollt doch nicht ohne Waffen sein, wenn es zum Kampf kommt?“ Jack nickte und sie folgten Harmertis Adjutanten
Jack lag auf dem Bauch im Gras. SG1 hatte mit den Tok’ra hinter einem kleinen Hügel Stellung bezogen. Die Sicht war so schlecht wie eh und je auf diesem Planeten. Angestrengt sah er durch das Fernglas und versuchte etwas zu erkennen, aber es wollte ihm nicht recht gelingen. Das ewige Nieseln, das sich nicht entscheiden konnte ob es Nebel oder Regen sein wollte, nahm ihm jede Möglichkeit viel weiter als ein paar hundert Meter sehen zu können.
„Was haben eure Leute denn genau berichtet?“ fragte O’Neill leise.
Harmerti antwortete nicht sofort. Auch er sah konzentriert hinaus in den Dunst. Wie ein Raubtier ließ er was auch immer er dort zu sehen schien keinen Moment aus den Augen. Er antwortete ohne Jack anzusehen. „Er hat nur berichtet, daß er drei Fremde auf der Oberfläche gesehen hat, aber er konnte nicht sagen was das für Leute waren.“
„Vielleicht sind es die Tok’ra die uns abholen wollen.“
Harmerti sah ihn nun doch an. Irgendetwas schien ihn aus der Ruhe gebracht zu haben. „Würdest du sie erkennen, wenn du sie siehst?“
„Das kommt drauf an. Ich kenne ein paar von ihnen. Bei meinem Glück schicken sie sogar jemanden den ich kenne.“ Jacks Ton war als er das sagte nicht ganz eindeutig, so daß Harmerti ihn forschend ansah.
„Du magst die Tok’ra nicht?“
„Ach was...., so kann man das nicht sagen,.... ich meine..... Ach was soll’s! Ja, ich mag die Tok’ra nicht besonders! Aber sie sind unsere Verbündeten. OK?“
Der Tok’ra sah wieder nach vorne und schwieg. Jack betrachtete das Gespräch bereits als abgehakt, aber nach ein paar Sekunden begann Harmerti wieder zu reden. „Ich bin mit den Tok’ra auch nicht immer einer Meinung gewesen. Für meinen Geschmack haben sie zu viele Geheimnisse und machen ein viel zu großes Gewese um ihre Sache. Ich habe schon immer gesagt, daß sie längst viel weiter wären wenn sie weniger an ihrer eigenen Legende stricken und statt dessen etwas mehr Tempo vorlegen würden!“
Jack war überrascht so etwas von einem Tok’ra zu hören. Er zog die Augenbrauen hoch und sah ihn überrascht an, aber Harmertis Gesicht war völlig entspannt und ließ Jack sich fragen, ob er sich vielleicht verhört hatte. „Oh“ sagte er einfach nur. Aber er stellte, wie auch schon in den vergangenen Tagen fest, daß ihm dieser Schlangentyp immer sympathischer wurde obwohl ihm sein Instinkt riet vorsichtig zu sein.
Einer der Tok’ra zu seiner linken flüsterte hektisch etwas. Jack nahm wieder sein Fernglas und schaute hindurch. Er konnte sehen wie sich ihnen drei vermummte Gestalten näherten. Sie hielten zielstrebig auf den kleinen Hügel zu hinter dem sie sich verschanzt hatten.
„Kannst du etwas erkennen?“ fragte Harmerti Jack leise.
„Noch nicht.“ Der Colonel strengte sich an aber die Personen trugen Mäntel mit Kapuzen und waren beim besten Willen nicht zu erkennen.
Harmerti gab seinen Leuten ein Zeichen und sie entsicherten ihre Waffen. Offensichtlich war er der Meinung, daß sich das vertretbare Risiko, das er bis jetzt eingegangen war um sich die Fremden anzusehen, nun seinem Grenzbereich näherte.
Sie hielten die Luft an und versuchten sich enger an den feuchten weichen Boden zu drücken. Jack verspannte sich. Die Personen kamen näher und blieben dann stehen. Sie schienen leise etwas zu diskutieren. Dann schlug einer die Kapuze zurück so daß sie endlich sein Gesicht erkennen konnten. Sam stieß die Luft aus und begann zu grinsen.
„Martouf.“ Stellte O’Neill ohne besondere Begeisterung fest. „Ihr könnt die Waffen runter nehmen. Das sind die Tok’ra.“
„Wer sind die anderen?“
Jack sah noch einmal durch das Fernglas und konnte nun auch die übrigen erkennen. Es waren Sams Vater und Anise. Sams Dad war der einzige unter den Tok’ra den er halbwegs akzeptierte aber auf die anderen hätte er gern verzichten können. Eigentlich reichte ihm schon einer: entweder Anise oder Martouf und jetzt hatte er gleich beide auf dem Hals und das für eine weiß-gott-wie-lange Zeit. Aber am schlimmsten war, daß er ihnen Dank schuldete dafür daß sie sie hier rausholten. Das tat wirklich weh!
„Das sind Jacob und Anise.“
„Anise...“ Harmerti machte einen leicht überraschten Eindruck. Die anderen beiden kannte er nicht aber daß Anise hier war... Er war jedoch sicher daß der Colonel von den Tau’re die Wahrheit sagte und sie kannte. Jedenfalls hoffte er das. Er stand auf und ging den Hügel hinunter. Seine Leute rührten sich nicht und ließen auch ihre Waffen nicht sinken.
Jack sah zu Teal’c hinüber der wie auch alle anderen von diesem Verhalten Harmertis überrascht war. Er zog kommentarlos eine Augenbraue hoch. Jack zuckte zur Antwort mit den Schultern. Die beiden verstanden sich auch ohne Worte. Dann standen beide auf und schlenderten Harmerti hinterher wobei sie betont die Hände auf ihren Waffen liegen ließen. Schließlich wußte man ja nie. Jetzt würde sich herausstellen wie viel von Harmertis Geschichte wirklich stimmte.
Jacob musterte den Mann der wortlos vor ihm stand und sah dann an ihm vorbei zu SG1 die noch einige Meter entfernt waren. „Hallo SG1. Ihr Boss schickt mich. Sie haben ein Taxi bestellt?“ lachte er.
„General Carter! Nett sie wieder zu sehen, Sir.“ Meinte Jack.
„Hallo Dad. Schön daß du da bist!“
Selbst Teal’c neigte den Kopf zur Begrüßung
Dann senkte Jacob kurz den Kopf und als er ihn wieder hob leuchteten seine Augen kurz auf, ein deutliches Zeichen dafür, daß Jakob durch seinen Symbionten unterbrochen worden war. Dieses Leuchten sieht man sowohl bei den Goa’uld als auch bei den Tok’ra, bei letzteren jedoch seltener. Es ist immer Ausdruck großer emotionaler Erregung.
„Ihr habt uns von einem gewissen Harmerti berichtet.“ Sagte Selmak. Es klang etwas ungeduldig. Dabei sah er den fremden Mann vor sich prüfend an. Es war deutlich zu spüren daß hier kein Bedarf an Höflichkeit oder weiteren Umschweifen bestand und so sah sich Sam gezwungen etwas zu unternehmen.
„Ähm, Selmak, darf ich dir Harmerti vorstellen? Harmerti, das ist Selmak. Martouf. Anise.“ Dabei wies sie wie es sich gehörte von einem zum anderen. Für eine Sekunde war es still zwischen den beiden. Dann begann Selmak zu sprechen.
„So sehen wir uns also wieder, mein alter Feind.“
„Du hast dich verändert.“ Antwortete Harmerti.
„Du dich auch. Wir hätten dich überall vermutet, nur nicht hier.“
„Nun, ich war nicht sicher, daß du nach mir suchen würdest.“
„Das habe ich auch nicht.“ Plötzlich herrschte Stille. Die beiden sahen sich ernst an. Keiner schien nachgeben zu wollen.
SG1 wußte nicht was hier vorging aber sie waren sich in diesem Moment absolut sicher, daß es innerhalb der nächsten Sekunden zu Schwierigkeiten kommen würde wenn nicht noch ein Wunder geschah.
„Ich habe die Suche geleitet.“ Fuhr Selmak schließlich fort und begann vorsichtig zu Grinsen.
Jack kannte Harmerti inzwischen gut genug um zu wissen, daß er keine Witze machte und normalerweise meinte was er sagte. An dieser ganzen Sache war etwas von dem Jack das Gefühl hatte, dass er es wissen sollte. Er nahm sich vor Harmerti bei Gelegenheit danach zu fragen.
Harmertis Schultern begannen zu zucken als er zu lachen anfing. Dann gab er ein Zeichen und seine Leute senkten ihre Waffen und kamen aus ihren Verstecken hervor.
Es dauerte nur Stunden bis Jacob, Martouf und Anise SG1 und die gestrandeten Tok’ra in ihr Schiff gebracht hatten und wieder auf dem Rückweg waren. Glücklicherweise hatten sie nicht lange suchen müssen um sie auf der Planetenoberfläche zu finden. General Hammond ließ ihnen ein Peilgerät für die SG1 Funkfrequenz zukommen und das war auch nötig.
Wie Harmerti es bereits vermutet hatte, wurde der Planet bewacht. Es sah so aus als ob Apophis wirklich nachtragend war. Seit einem Jahrhundert ließ er den Planeten observieren um sicher zu gehen, daß ein gewisser Tok’ra nicht wieder aufkreuzte. Sie fragten sich was wohl so wichtig an ihm war, daß ein Systemlord einen solchen Aufwand betrieb obwohl es auch einfacher ging. Es jagte Jack noch immer einen Schauer über den Rücken wenn er an Kassandras Heimatplaneten dachte. Niirti war es egal gewesen wie viele Menschen sie opfern musste um an ihr Ziel zu gelangen. Es bestand kein Zweifel daran daß Apophis die gleichen Mittel zur Verfügung standen. Es blieb Jack unverständlich warum er nicht biologische Waffen eingesetzt hatte um Harmerti zur Strecke zu bringen.
Jacob und Martouf starrten angestrengt auf ihre Anzeigen.
„Sobald wir uns enttarnt haben müssen wir so schnell wie möglich in den Hyperraum übergehen.“ Selmak hatte wieder die Kontrolle. Jack war immerwieder überrascht wie schnell sich die Tok’ra mit der Tatsache arrangierten, daß sich ehemalige Bekannte plötzlich in einem neuen Körper befanden. Harmerti hatte weder Jacob noch Martouf noch Anise erkannt. Nichteinmal die Namen sagte ihm etwas außer bei Anise. Das war auch kein Wunder denn alle drei hatten in den letzten hundert Jahren seiner Abwesenheit ihren Wirt gewechselt. Aber er hatte das schnell akzeptiert. Viel aufregender schien er die Tatsache zu finden, daß die Tok’ra die Technologie besaßen sich zu tarnen.
„Sind wir nicht im Tarnmodus?“ fragte Harmerti.
„Das sind wir, aber wir können so nicht in den Hyperraum eintreten. Um das zu tun, müssen wir die Tarnung fallen lassen und dann können sie uns orten. Haben wir irgendwas auf den Schirmen?“
„ Ja.“ Antwortete ihm Anise „Wahrscheinlich haben sie uns vorhin geortet als wir in dieses System eingetreten sind. Sie scheinen in Alarmbereitschaft zu sein.“
„Dann sollten wir uns wirklich verziehen. Fertig?“
Anise nickte. „Tarnung aus in drei, zwei, eins....“
Fast augenblicklich setzten sich Apophis’ Schiffe in Bewegung, doch sie hatten keine Möglichkeit mehr näher an das Tel’tak heran zu kommen denn nur Sekunden später steuerte Selmak es in den Hyperraum.
Martouf erhob sich von seinem Platz und ging nach hinten zu den anderen. Nachdem sie in den Hyperraum gelangt waren, ließ die Anspannung langsam nach und er sah nun die Möglichkeit in Ruhe mit Sam zu reden
Obwohl es viel zu besprechen gab, ließ er sich nicht auf ein langes Gespräch mit Harmerti ein. Wie es die Höflichkeit verlangte und es seinem Rang zukam, wechselte er einige Sätze mit ihm und ließ sich schließlich neben Carter nieder.
„Wie geht es dir Samantha?“ fragte er lächelnd.
„Gut. Es ist schön, daß ihr uns helfen konntet.“
„Ja, das ist es. Du weißt, daß wir euch nie im Stich lassen würden.“
Sam sah zu Harmerti hinüber der sich gedämpft mit O’Neill unterhielt. Das taten die beiden in den letzten Tagen öfters. Martouf folgte ihrem Blick. „Es sieht so aus als hätte O’Neill einen neuen Freund gefunden.“ Meinte er tonlos.
„Ja, es sieht so aus.“ Antwortete Sam nachdenklich.
Doch Martouf entging dieser Ton in ihrer Stimme nicht. „Was stimmt nicht?.“
„Ach, ich weiß auch nicht. Irgendwas ist an ihm was ich.... was Jolinar nicht mochte. Und ich glaube Selmak mag ihn ebenso wenig. Der einzige, der sich mit ihm gut versteht, scheint der Colonel zu sein und wie er über die Tok’ra denkt... naja, es ist eben alles irgendwie verkehrt.“
Martouf lächelte wieder. „Es ist kein Wunder daß du verwirrt bist. Harmerti ist ein besonderer Tok’ra.“
„Er ist ein Goa’uld.“
„Du weißt davon?“
„Wir haben es vermutet. Daniel und Teal’c konnten mit dem Namen etwas anfangen und bei mir kam ein Gefühl von Unbehagen auf, als ich ihn hörte.“
„Das wundert mich gar nicht, Jolinar ging ihm aus dem Weg wann immer es ihr möglich war.“
Beide schwiegen einen Moment, dann griff Sam das Thema wieder auf.
„Wie ist er zu den Tok’ra gekommen?“
„Er war ein Systemlord und hatte sich mit Ra und Osiris gegen Apophis verbündet. Obwohl sie kein echtes Bündnis mit Seth hatten, standen sie doch auch mit ihm auf der selben Seite. Trotzdem gerieten Seth und Osiris praktisch pausenlos aneinander. Schließlich tat Osiris etwas was Ra als Verrat verstand und fiel in Ungnade. Wir wissen nicht ob Seth etwas damit zu tun hatte. Jedenfalls verlor Ra das Vertrauen in seine Bündnispartner und beschloß sie loszuwerden. Ein für allemal. Damit verlor auch Harmerti seine Position und seinen Einfluß. Ra war nicht umsonst der mächtigste und rücksichtsloseste unter den Systemlords. Harmerti stand plötzlich allein da und wurde von allen Seiten angegriffen. Die anderen Goa’uld hatten auf diese Gelegenheit nur gewartet. Er war unbeliebt bei ihnen weil er der Meinung war daß man auch als Goa’uld mit den Menschen in Koexistenz leben könne, und daß das Vorteile hätte. Nachdem er nicht mehr unter Ras Schutz stand fielen sie über ihn her.
Aber er war mit dieser Meinung nicht allein. Für eine kurze Zeit fand er Zuflucht bei Königin Egeria,
„Die Tok’ra-Königin? Er kannte sie?“
„Ja er kannte sie und er half ihr die Tok’ra aufzubauen. Wir verdanken ihm viel aber trotz allem ist er nicht sehr beliebt.“
Sam sah Martouf fragend an. Aber er lächelte nur milde. Er schien keinen persönlichen Groll gegen ihn zu hegen.
„Er ist schwierig und oft nicht einer Meinung mit uns gewesen aber er hat sich immer den Entscheidungen des Rates gebeugt. Er besitzt viele wertvolle Eigenschaften. Obwohl er für viele von uns ausgesprochen unbequem war, sind wir doch dankbar, daß er wieder da ist. Das gilt natürlich auch für Selmak, auch wenn es nicht so aussieht.“
„Und Anise? Sie hatte kaum einen Blick für ihn übrig seit sie angekommen ist.“
„Ganz besonders Anise! Sie war seine Gefährtin bis er verschwand.“
„Ist das wahr?“ Sam war überrascht. Sie hatte nicht den Eindruck, daß sich auch nur einer der beiden über dieses Wiedersehen besonders freute.
„Ihre Beziehung war schon immer etwas..... kühlerer Natur. Sie werden miteinander sprechen sobald sie allein sind. Du wirst es bestimmt bald bemerken. Wenn du einen von ihnen siehst ist der andere ganz sicher nicht weit entfernt.“
Sam begann leise zu lachen. Sie konnte es sich einfach nicht vorstellen, nicht von diesen beiden.
Anise beobachtete noch immer die Kontrollen des Schiffes und würdigte Harmerti nach wie vor keines Blickes. Aber Selmak war aufgestanden und nach hinten gegangen um mit ihm zu reden. Es dauerte nur wenige Minuten, bis Harmerti laut wurde und wütend aufsprang.
Das machte Sam und Martouf aufmerksam und auch das Gespräch zwischen Teal’c und Daniel verstummte augenblicklich.
Harmerti stand vor Selmak und schien ihm ziemlich laut die Meinung zu sagen. Seine Augen glühten und er ließ niemanden mehr zu Wort kommen. Sein namenloser Adjutant hatte kurz hinter ihm Position bezogen, als würde er einen Angriff erwarten. Schließlich war er fertig und rauschte in einen anderen Teil des Schiffes davon um sich abzukühlen.
„Wow!“ Meinte Daniel „Was war das denn?“ Harmertis metallische Stimme hatte sich vor Wut beinahe überschlagen, so daß er kaum etwas verstehen konnte.
Selmak erhob sich. „Ich habe ihm nur kurz die politische Lage erläutert.“
„Vielleicht hättet ihr besser noch etwas warten sollen.“
Selmak zuckte mit den Schultern. „Er hat danach gefragt. Früher oder später musste er es erfahren.“
„Was erfahren?“ mischte sich nun auch Jack ein.
„Daß Apophis durch Sokars Tod zum mächtigsten unter den Systemlords aufgestiegen ist.“
„Und?“
„Er haßt Apophis schon länger als die meisten von uns überhaupt am Leben sind. Er war durch ihn ein Jahrhundert lang auf einem Planeten gefangen und stellt dann fest, daß sein schlimmster Feind nun noch schwerer zu bekämpfen ist als jemals zuvor. Wie würdest du dich da fühlen?“
Jack schwieg. Dazu gab es nichts mehr zu sagen. Es war klar, warum Harmerti so reagierte aber in Daniel kam noch im gleichen Moment ein fataler Verdacht auf.
„Zweifellos gibt er uns die Schuld dafür.“ Jack sah ihn überrascht an. „Ja, immerhin waren wir es, die Sokars Untergang verursacht haben und Apophis hat davon profitiert.“
„Nein.“ Sagte Selmak ruhig. „Euch lastet er das nicht an. Er weiß, daß ihr noch nicht lange mit den Systemlords zu tun habt und die Dinge nicht so beurteilen könnt wie wir. Stattdessen macht er uns dafür verantwortlich. Er meinte wir hätten es niemals so weit kommen lassen dürfen.“
Die meisten anderen Tok’ra, die mit Harmerti auf dem Planeten festgesessen hatten, waren schweigsam sitzen geblieben. Die übrigen folgten ihrem Anführer in den rückwärtigen Teil des Schiffes. Doch nun löste sich eine Gestalt aus ihrer Mitte und trat zu Selmak und Jack. Es war Ria.
Selmak sah sie fragend an. Sie hatte noch nicht mit ihm gesprochen und so wußte er nicht, wen er vor sich hatte.
„Nehmt es ihm nicht übel.“ Meinte sie. „Er ist ein alter Grisgram.“
„In dieser Hinsicht ist er kein bißchen anders als früher.“ War Selmaks trockene Antwort.
Ria begann über das ganze Gesicht zu grinsen. „Ja, das sagt Thetis auch immer.“
Es dauerte einen Moment, bis Selmak schaltete was sie da gesagt hatte. „Thetis? Du trägst Thetis? Kann ich sie sprechen?“
Ria senkte den Kopf für einen Moment. Als sie wieder aufsah glühten ihre Augen und ihre Stimme hatte den typischen Klang des Symbionten. „Es freut mich dich wieder zu sehen Selmak.“
„Ja es freut mich auch. Geht es dir auch wirklich gut? Dein Wirt ist noch sehr jung wie ich sehe. Ist es nicht schwierig?“
„Ja das ist es, aber es geht. Ich mag sie.“
Das Lächeln verschwand wieder aus Selmaks Gesicht und wich einem sorgenvollen Ausdruck.
„Mach dir keine Gedanken um ihn.“ Sprach Thetis weiter. „Er wird sich schon wieder beruhigen.“
„Ich habe ihn noch nie so wütend gesehen.“
„Ich schon. Laß ihm einfach Zeit, das vergeht schon. Du hättest wirklich etwas feinfühliger sein können. Du weißt doch wie er reagiert wenn es um Apophis geht!“
„Die Tok’ra haben es schwerer seit er weg war aber ich kann auch nichts dafür, daß er die Wahrheit so schlecht verträgt!“ Selmaks Stimme nahm einen ungeduldigen Ton an. Irgendwie sah er nicht ein, wieso er sich für Harmertis Reaktion rechtfertigen sollte. Von Thetis hatte er so einen Kommentar als letztes erwartet. Sie war immer eine von jenen, die ihn am schärfsten angegriffen hatten.
„Hey!“ rief sie und hob einen Zeigefinger vor sein Gesicht. „Rede nicht in diesem Ton mit mir!“ So wie es aussah, hatte sie nichts von ihrer früheren Schärfe verloren. Selmak ermahnte sich selbst, sich nicht von ihrem jugendlichen Äußeren täuschen zu lassen.
Für einen Moment herrschte Stille, dann räusperte sich Daniel vorsichtig um die Situation zu entschärfen. „Was macht ihn denn so wichtig für die Tok’ra. Ich meine... warum wurde es schwerer für euch als er verschwand. Wie können eine Hand voll eurer Leute so wichtig sein. Er war doch nicht der Hohe Rat, oder?“
Thetis wandte sich nun Daniel zu. Jack und Teal’c hörten stumm aber sichtlich gespannt zu, was sie zu sagen hatte. Zum wiederholten Male hatte sie sie damit beeindruckt, wie sie mit hochrangigen Tok’ra umsprang. Und wie es schon bei Harmerti war, so gab auch Selmak überraschenderweise keine Widerworte mehr. Jack nahm sich vor, diese Art mit Vorgesetzten umzugehen bei Gelegenheit auszuprobieren. Aber nein... bei genauerer Überlegung hielt er das für keine gute Idee mehr. General Hammond ließ sich damit sicher höchstens zu einer Disziplinarstrafe überreden.
„Nein, er gehörte noch nie zum Hohen Rat aber er war einmal ein Systemlord.“ Fuhr Thetis fort. „Und er ist mit Sicherheit der einzige mit dem die anderen Systemlords bereit sind zu reden. Wenigstens gilt das für die meisten . Das tun sie mit niemandem sonst bei den Tok’ra. Sie sind seine Feinde, aber sie betrachten ihn immernoch als ihresgleichen. Das ist immer ein großer Vorteil für uns gewesen. Es ist wichtig auch mit seinen Feinden reden zu können.“ Damit drehte sie sich wieder um und hielt Selmak ihren Zeigefinger erneut vor die Nase. Die andere Hand hatte sie wütend in die Hüfte gestemmt. Ihre grauen Augen funkelten. „Er ist ein treuer Tok’ra und auch wenn ihr ein Problem mit ihm habt, solltet ihr ihn mit dem ihm zustehenden Respekt behandeln!“
Selmak senkte für einen Moment den Kopf und überließ Jacob das Ruder. Dieser hob entschuldigend die Hände und begann zu lachen. Die Kleine gefiel ihm irgendwie. „Schon gut. Selmak gibt auf.“ Die letzten Worte sagte er etwas lauter weil er das Gefühl hatte einen ziemlich heftigen Protest in seinem Kopf übertönen zu müssen.
Nun übergab auch Thetis die Kontrolle wieder an Ria. Sie begann ebenfalls zu lachen und sah zu Jacob auf. „Das will ich dir auch geraten haben, alter Mann.“ Sagte sie, drehte sich um und ging.
Jacob machte den Mund auf um etwas zu sagen und klappte ihn dann wortlos wieder zu. Es machte ihm nichts aus, wenn Thetis und Selmak sich solche Gefechte lieferten aber daß Ria ihm gegenüber in die selbe Kerbe schlug hatte er nicht erwartet. Sein Symbiont vermittelte ihm ein wortloses Gefühl von Schadenfreude was ihn noch mehr ärgerte. Sam sah ihn schmunzelnd an und versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Sie wußte daß es ihr Vater nicht leiden konnte wenn man ihm in einer solchen Situation ins Gesicht lachte. Sie hatte ihn selten so sprachlos gesehen.
Ein paar Wochen später schien im SGC alles wieder so zu laufen, wie es die Mitglieder von SG1 gewohnt waren.
„Guten Morgen General.“ Meinte Jack fröhlich. Er kam gerade aus der Kantine und ließ sich mit einer Tasse im Kontrollraum nieder um zu sehen was es neues gab. Für den heutigen Tag war keine Mission geplant. Eigentlich wollte er etwas Papierkram aufarbeiten aber es war noch früh und er suchte eine Ausrede um diese langweilige Arbeit vor sich her zu schieben.
„Guten morgen Colonel O’Neill. Gut daß sie da sind. Ich habe eine Aufgabe für sie.“
Jack verschluckte sich augenblicklich und begann zu husten. Der General sah ihn forschend an. Nur zu gern hätte er gewußt, ob diese Reaktion darauf zurückzuführen war, daß er eine Aufgabe für ihn hatte oder ob der Kaffee einfach nur zu heiß war.
„Tschuldigung.“ Murmelte der Colonel.
Hammond sah mit einem Nicken darüber hinweg. Es hatte keinen Zweck sich über ihn aufzuregen. Er würde sich nie mehr ändern. Andererseits hatte er jedoch in den letzen Wochen zu einer interessanten und fruchtbaren Entwicklung beigetragen, die der General mit Freude beobachtete. Er hätte es nie für möglich gehalten, daß gerade O’Neill diesen Part übernehmen würde.
„Die Tok’ra haben sich gemeldet. Sie erwarten sie in ein paar Stunden. Halten sie sich bereit. Sie und der Rest von SG1 starten bald.“
Jack nickte nur. Es schien ihm nichts auszumachen, daß er seit neuestem von Harmerti nach Belieben herbei zitiert wurde. Seine Meinung den Tok’ra gegenüber hatte sich nicht geändert aber er verstand sich mit ihnen nun viel besser, zumindest mit einigen. Harmerti gegenüber konnte er offen aussprechen was er dachte ohne gleich einen diplomatischen Zwischenfall zu provozieren und der Tok’ra handhabte es genauso. Er war ein Kämpfer und er und O’Neill sprachen die gleiche Sprache. Er war großzügig mit Informationen und bezog die Meinung des Tau’re in eine Reihe seiner Entscheidungen mit ein. Das gefiel O’Neill. Zum ersten mal seit er die Tok’ra kannte, hatte er das Gefühl von ihnen ernst genommen zu werden.
„Haben sie die Koordinaten schon übermittelt?“
„Nein. Sie wissen doch daß sie das erst tun, wenn es an der Zeit ist.“
Ja, das wußte er. Harmerti war mißtrauisch und es hätte absolut seinem Wesen widersprochen wenn er es dieses Mal anders gemacht hätte.
O’Neill stellte die Tasse ab und begann kaum merklich zu lächeln. Eine bessere Ausrede sich nicht mit dem Papierkrieg beschäftigen zu müssen konnte er sich nicht vorstellen.
Wenig später, weit entfernt, auf der anderen Seite der Galaxis, öffnete sich auf einem einsamen Wüstenplaneten ein Stargate. Mit einem Knall baute sich der Ereignishorizont auf und stabilisierte sich, nachdem die ausströmende Antimaterie rauschend in den Kreis aus Naquada zurück gekehrt war. Die wasserblaue wabernde Oberfläche bot einen seltsamen Kontrast zu der flirrenden Hitze auf dem Planeten.
O’Neill trat als erster durch das Tor. Das Wurmloch riß jeden Hauch von Wärme aus seiner Kleidung und entließ ihn frierend und mit einem leichten Stoß auf den fremden Planeten. Für einen Moment dachte er noch, daß ihn die Kälte während dieser Durchtritte eines Tages töten würde aber kaum hatte er einen Fuß auf diesen Planeten gesetzt verflog der Gedanke ohne daß er ihm wirklich zu Bewußtsein kam.
Die Hitze die ihm entgegenschlug war so unglaublich, daß ihm der Atem stockte. Bereits nach wenigen Schritten begann er zu schwitzen. Er setzte sofort die Brille auf. Der Sand, der unter den zwei Sonnen glühte, war gleißend hell.
Suchend sahen sie sich um. Eigentlich war es nicht die Art der Tok’ra sie warten zu lassen, auch wenn sie mitunter ein paar seltsame Gewohnheiten an den Tag legten. O’Neill drehte sich um. „Also was...?“
Doch weiter kam er nicht. Ein wohl bekanntes Geräusch ertönte. Der Colonel sprang herum und versuchte die Quelle auszumachen. Eine Sekunde später schossen die Transportringe aus dem Sand hervor und hüllten sie in eine heiße staubige Wolke. Die Ringe verschwanden wieder und hinterließen eine einzelne Gestalt , die sich mit einem Umhang gegen die Hitze zu schützen versuchte.
„Hallo O’Neill!“ rief Ria. „Laßt uns gehen! Das hier ist kein Ort an dem man sich länger aufhalten sollte.“ Sie winkte sie zu sich heran und SG1 trat darauf hin nah genug zu ihr, damit die Ringe sie alle zusammen erfassen konnten.
Eigentlich hatten sie damit gerechnet, sich in einem Tok’ratunnel wiederzufinden aber nun erlebten sie eine Überraschung.
Daniel sah sich überrascht um. „Wow...“ Er war fasziniert während er noch den Sand aus seiner Uniform klopfte. Auch die anderen schienen ihren Augen nicht zu trauen. Sie befanden sich in einem Saal dessen Wände nach der Art der Goa’uld mit goldenen Hieroglyphen und Symbolen bedeckt waren. Sie waren unsicher, was sie davon halten sollten.
Ria grinste sie nur an und ließ sie zappeln obwohl sie die Fragen die ihnen durch den Kopf schossen ganz deutlich in ihren Gesichter sehen konnte. „Hier entlang. Ihr werdet schon erwartet.“
Unwillkürlich festigte der Colonel den Griff um seine Waffe, die er stets bei sich trug, auch oder besonders wenn er auf eine Mission zu den Tok’ra ging.
Sie folgten Ria durch die langen schwach beleuchteten Gänge. Es bestand kein Zweifel daran daß es sich bei diesem Ort um eine Einrichtung der Goa’uld handelte. In O’Neill regte sich ein ungutes Gefühl. Langsam, ganz langsam schlich sich Mißtrauen in seine Gedanken. Das letzte Mal als er einen solchen Ort betreten hatte, war das keineswegs freiwillig geschehen und er hatte keine guten Erinnerungen an dieses Geschehen.
Doch Ria schien guter Dinge zu sein und schritt vor ihnen weg ohne das geringste Anzeichen von Angst oder Zögern. Sie war in den letzen Wochen zu einer Kontakt- und Vertrauensperson geworden und vielleicht sogar zu einer Freundin, da war sich O’Neill noch nicht so sicher. Er mochte sie aber manchmal war sie direkter als selbst er es vertragen konnte und das ließ ihn im Geiste jedes Mal in Deckung gehen wenn sie etwas sagte. Sie hatte eine scharfe Zunge und er war froh daß sie auf ihrer Seite war.
Sie erreichten eine hohe Tür die von zwei Tok’ra bewacht wurde. Es waren die ersten die sie seit Ria trafen. Auf ein Zeichen von ihr hin machten sie sich an der Tür zu schaffen und öffneten sie. Dahinter kam ein riesiger Saal zum Vorschein. Im Gegensatz zu den Gängen war er strahlend hell beleuchtet. Die goldenen Wände und Säulen erfüllten ihn mit einem Glanz der in den Augen schmerzte. Selbst Daniel, dem die Goa’uldarchitektur schon immer viel zu protzig vorkam, mußte zugeben, daß sie zumindest einen Zweck erfüllte: sie schüchterte praktisch jeden ein.
Wie die anderen Mitglieder von SG1 sah er sich erstaunt um. Während die anderen jedoch nach eventuellen Gefahren Ausschau hielten, versuchte Daniel zu ergründen welchen Zweck dieser Bau hatte. Doch er wurde unterbrochen bevor er mit seinen Überlegungen zu einem befriedigenden Ergebnis kommen konnte.
„Ah! Da seid ihr ja! Ich hoffe ihr mußtet nicht zu lange warten. Ria hat sich mal wieder nicht an meine Anweisungen gehalten. Eigentlich sollte sie euch auf der Oberfläche erwarten.“ Harmerti sah sie strafend an, schien aber nicht die Absicht zu haben ihr deshalb irgendwelchen Ärger machen zu wollen.
Sie funkelte ihn an. „Wenn es die Tok’ra nicht für nötig halten, die Tau’re auf einem normalen Planeten zu treffen, dann kann ich nichts dagegen tun, aber ich werde nicht meine Zeit damit verschwenden, unnütz auf diesem viel zu heißen Sandhaufen herumzulungern! Als ob es nicht genug andere Planeten gäbe! Könnt ihr euch nicht endlich einmal einen aussuchen auf dem man auch nur ein Quentchen Wasser findet ohne daß man lange danach suchen muß, einen auf dem es sich auch länger als zwei Minuten aushalten läßt?“
Harmerti lachte. „Lieber läßt du die Tau’re warten als selbst in der Hitze zu schmoren.“
„Richtig.“ Meinte sie nur kurz angebunden, drehte sich schwungvoll um und entfernte sich schnell bevor Harmerti dazu kam das letzte Wort zu haben.
Er drehte sich schmunzelnd zu SG1 um. Er schien in ausgezeichneter Stimmung zu sein – ein Zustand den man bei ihm äußerst selten sah. Obwohl er häufig eine Wolke aus Unzufriedenheit um sich verbreitete strahlte er dennoch auch Energie aus die sich auf alle die mit ihm zu tun hatten übertrug. Doch heute war das anders. Er war nicht nur energiegeladen wie immer, er war auch geradezu heiter. „Bitte kommt mit mir.“
Er führte sie in ein kleineres Zimmer hinter dem Saal. Harmerti schien es als privates Quartier zu benutzen. Seine wenigen Besitztümer verteilten sich gleichmäßig über den Raum und zeigten an daß dieser Ort bewohnt war.
Sie sahen sich um. Einer nach dem anderen blieb ihr Blick an einem großen tiefschwarzen Quadrat hängen. Jack ahnte was das bedeutete aber er war nicht bereit, den Gedanken zuzulassen. Sam machte ein paar schnelle Schritte zu dem Quadrat hin, drehte sich dann begeistert um und meinte freudestrahlend: „Sir, das müssen Sie sich ansehen!“
Oh nein! Er mußte das nicht sehen! Er konnte sich schon denken was es damit auf sich hatte aber er wollte es nicht wissen! Vielleicht konnte er es ignorieren? Er versuchte so zu tun als habe er sie nicht gehört. Doch Sam drehte sich erneut zu ihm um. Sie nahm den leidenden Gesichtsausdruck ihres Colonels nicht wahr. „Sir, sehen Sie doch!“
O’Neill wand sich innerlich, doch schließlich trat er an das Quadrat heran. Es entpuppte sich als genau das was er befürchtet hatte. Die rabenschwarze Fläche vor ihm war nicht anderes als ein Ausschnitt des tiefen dunklen Raumes zwischen den Sternen. Unter ihm lag die Tag-Nacht-Grenze eines gelben Planeten der von zwei Sonnen erhellt wurde. Als sich sein Blick von der Welt unter ihnen löste, sah er wo sie sich befanden. Er hatte von hier aus einen sehr guten Ausblick auf die vordere Sektion eines ausgewachsenen Goa’uldmutterschiffs. Irgendwie breitete sich ein flaues Gefühl in seiner Magengegend aus und als er in die Gesichter der anderen sah entdeckte er daß es ihnen trotz der anfänglichen Begeisterung genauso ging. Sie befanden sich an Bord eines Mutterschiffes, nur begleitet von ein paar Tok’ra. Was zum Teufel ging hier eigentlich vor?
Harmerti begann zu grinsen. Jack gefiel dieses Grinsen nicht und ganz sicher gefiel ihm das, was es zu bedeuten hatte, nicht.
„Sicher habt ihr viele Fragen. Ich werde sie euch beantworten soweit es mir möglich ist aber laßt mich zuerst ein paar Dinge erklären. Ich habe den Rat überzeugen können Euch einzuweihen.“
Das gefiel O’Neill schon besser! Es war eins von den Dingen die er von den Tok’ra viel zu selten hörte. Harmerti wußte wie er ihn auf seine Seite ziehen konnte!
„Ihr befindet Euch an Bord der Uschebti, meines ehemaligen Flaggschiffes. Es wird heute von den Tok’ra als Parlamentärschiff verwendet.“
„Parlamentärschiff?“ Sam sah ihn mit großen Augen an. Natürlich wußte sie genauso gut wie alle anderen, daß Harmerti in früheren Zeiten seine Kontakte zu den Systemlords gepflegt hatte aber das hier...
„Ja, wir haben es für Treffen mit den Systemlords genutzt, aber da diese sich weigern mit den Tok’ra zu sprechen seit ich weg bin, haben sie es eingemottet wie ihr es nennen würdet. Vor wenigen Tagen erhielt ich die Erlaubnis es wieder in Betrieb zu nehmen.“
„Und die Systemlords greifen Euch nicht an? Dieses Mutterschiff wäre doch sicher eine leichte Beute es sei denn.... es ist nicht das einzige.“
Harmerti sah sie ernst und prüfend an fuhr dann aber schnell fort. „Es gibt eine Sonderregelung für dieses Schiff. Es ist so eine Art Botschaft. Es hat keine Waffen aber Schilde und es darf sich nur in bestimmten Regionen des Alls aufhalten. Solange wir uns daran halten genießen wir Immunität. So steht es jedenfalls im Vertrag.“
„Die Tok’ra haben einen Vertrag mit den Goa’uld?!“ Jack war ehrlich überrascht. Normalerweise weigerten sich die Systemlords sie überhaupt auch nur zur Kenntnis zu nehmen.
Harmerti winkte ab. „Das ist eine lange Geschichte. Vielleicht erzähle ich sie euch bei Gelegenheit aber zunächst sollten wir uns um das kümmern weswegen ich euch gerufen habe. Ich habe den Rat darum gebeten, daß ihr mich bei meinem ersten offiziellen Auftrag begleitet.“
„Und sie haben zugestimmt?“ fiel ihm Daniel ins Wort.
„Natürlich nicht.“ Sicher. Wie hatte er das auch annehmen können. „Ich habe sie erpresst.“ Wieder legte Harmerti dieses teuflische Grinsen an den Tag das absolut nichts gutes verhieß. So wie es aussah, war er hier ganz in seinem Element. „Ich habe ihnen gesagt, daß wir euch mehr in das einbeziehen sollten was wir tun, damit ihr uns besser versteht und nicht unbeabsichtigt zu einer Gefahr für uns werdet.“
„Und daraufhin haben sie zugestimmt?“ Daniel konnte es noch immer nicht glauben.
„Nein, haben sie nicht.“
„Aha.“
„Aber als ich ihnen gesagt habe daß sie die Verhandlungen entweder so führen wie ich sie mir vorstelle oder aber sie machen es alleine, haben sie zugestimmt.“
Es blieb ihnen auch nichts anders übrig. Daniel glaubte daß sie auf ihn angewiesen waren. Wenn es stimmte was er durch Sam erfahren hatte, dann hatten die Tok’ra seit Harmertis Verschwinden deutlich an Stärke eingebüßt. Wenn sie diesen Vorgang nicht aufhielten würden sie über kurz oder lang ihren Kampf verlieren und dann hatte die Erde einen ihrer dünn gesäten Verbündeten weniger. Und genau das nutzte Harmerti schamlos aus. Er tat was er für richtig hielt und dafür war ihm scheinbar jedes Mittel recht.
Einen Moment herrschte Stille, dann brach Sam das Schweigen. „Was sind das für Verhandlungen?“
„Eigentlich kann man es noch nicht so richtig Verhandlungen nennen. Zunächst haben wir einen Vertreter der Systemlords eingeladen um uns wieder in Erinnerung zu bringen und ihnen zu zeigen, daß ich wieder da bin. Es wird noch eine Weile dauern bis wir das Schiff wieder hergerichtet haben. Wir müssen sicher sein, daß es unseren Ansprüchen genügt. In den letzten Jahren hat sich technisch gesehen einiges geändert und wir wollen uns schließlich keinen Schnitzer erlauben, wenn es um die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen geht.“
„Um wen geht es?“
„Wie?“
„Mit wem ihr euch treffen wollt. Wer ist der Vertreter der Systemlords mit dem ihr in Kontakt treten wollt?“
„Es ist Yu. Er war unter den Systemlords schon immer einer der als eher gemäßigt galt. Wir denken daß er am ehesten bereit wäre uns anzuhören. Wenn er es tut, werden in Zukunft auch andere seinem Beispiel folgen.“
„Ihr wollt mit denen reden?“ fragte O’Neill. Er hielt das für keine gute Idee. „Also ich will ja deine Fähigkeiten nicht in Frage stellen aber unserer Erfahrung nach kann man mit denen nicht vernünftig reden. Sie werden jede Gelegenheit nutzen um euch in den Hintern zu treten. Sie haben inzwischen euch gegenüber so viel an Macht gewonnen, daß sie es nicht mehr nötig haben zu verhandeln. Wie kommst du darauf, daß sie dich nicht bei eurem ersten Treffen mitsamt deinem Schiff einfach abknallen!“
Harmertis Gesicht wurde ernst. Seine gute Laune war nur oberflächlich gewesen. „Ich kenne all diese Bedenken. Dennoch ist es wichtig daß wir es versuchen. Vielleicht haben sie geglaubt, daß sie es mit den Tok’ra leichter haben wenn sie mich aus dem Weg räumen aber das haben sie nicht geschafft. Es wird Zeit dass wir ihnen das klar machen.“
„Aber vielleicht erreicht ihr damit genau das Gegenteil.“ Mischte sich Sam ein. „Vielleicht schenken sie den Tok’ra danach mehr Aufmerksamkeit als jemals zuvor. Vielleicht ist das genau der Auslöser der sie dazu bringt eure Vernichtung noch stärker voranzutreiben.“
„Dieses Schiff ist gut geschützt wenn wir seinen Umbau erst einmal abgeschlossen haben. Vielleicht habt ihr recht, doch dieses Mal wird das noch keine Bedrohung sein. Wenn wir nicht bald etwas unternehmen, werden sie uns so oder so irgendwann vernichten. Es wird Zeit daß wir etwas riskieren, sonst erreichen wir unser Ziel niemals.“
In diesem Moment öffnete sich die Tür und Anise trat ein. Sie zeigte kein bißchen Überraschung als sie SG1 sah. Sie begrüßte sie mit einem kurzen Nicken befand sie dann aber keiner weiteren Aufmerksamkeit mehr wert und wandte sich an Harmerti. Auch ihm gegenüber zeigte sie keine Regung. Wenn Martouf Sam nicht erzählt hätte, wie es zwischen den beiden aussah, wäre sie nie von allein darauf gekommen.
Anise reichte Harmerti ein Datenpad. „Die Modifikationen an den Schildgeneratoren sind fast abgeschlossen aber der Innenausbau wird noch ein paar Tage dauern. Es gab ein paar Verzögerungen bei der Beschaffung der Materialien. Yus Geschmack ist etwas ausgefallen.“
„Hmm. Danke.“ Er reichte ihr das Pad zurück. „Wir haben genug Zeit dafür aber beeilt euch trotzdem. Ich hasse es auf einem halbfertigen Schiff wie auf dem Präsentierteller zu sitzen.“ Dann wandte er sich an SG1“ Vielleicht solltet ihr für diese Zeit auf euren Planeten zurückkehren.“
Anise nickte kurz und verschwand dann wieder. So wie es aussah hatte man ihr die Wiederherstellung der Uschebti anvertraut. Eigentlich kam es Sam in den Sinn hätte ich mir das denken können.
„Aktivierung von außerhalb.“
„Haben wir noch ein Team draußen?“ fragte Hammond sicherheitshalber obwohl er es besser wußte. Eigentlich hatte er die Dienstpläne der SG-Teams im Kopf aber in seinem Alter wußte man ja nie.
„Nein Sir. SG11 ist vor einer Stunde planmäßig zurück gekommen. Außer ihnen war heute niemand von unseren Leuten unterwegs. Sir? Wir empfangen ein Signal! Es sind die Tok’ra!“
„Iris öffnen!“
Mit einem metallischen Knirschen öffnete sich die Iris. Einen Augenblick später trat Martouf durch den Ereignishorizont.
Hammond atmete auf. Es war nichts besonderes daß ein Tok’ra sie besuchen kam aber trotzdem verhieß ein solcher Besuch meist nichts gutes und das wußte Hammond. Er war immer froh wenn er das Stargate wieder schließen konnte ohne eine Überraschung erlebt zu haben. Er ging hinunter in den Stargateraum um Martouf zu empfangen. Zu seiner Überraschung hatte aber Lantash das Wort.
„Seid gegrüßt General Hammond.“
„Willkommen auf der Erde Lantash.“
„Danke. Wir müssen reden.“
Das hatte Hammond befürchtet als er sah mit wem er redete. Lantash war in diesen Dingen weniger diplomatisch als es Martouf war. Wahrscheinlich war das der Grund weshalb meistens er sprach wenn sie auf der Erde waren. Aber scheinbar gab es etwas, was wichtiger war als alle netten Worte.
Hammond nickte nur und deutet mit der Hand wortlos auf den Ausgang um Lantash zu zeigen daß er ruhig vorgehen solle. Schließlich kannte er den Weg zum Besprechungsraum.
Wenig später hatten sich neben Hammond und Lantash auch noch SG1 im Konferenzraum versammelt. Der Tok’ra hatte darauf bestanden daß sie dabei waren. Was auch immer er zu sagen hatte, betraf also sie. Sam hatte sich sehr gefreut als sie hörte daß Martouf auf die Erde gekommen war. Doch sie hatte noch keine Gelegenheit mit ihm zu sprechen. Das enttäuschte sie ein wenig aber sie war Soldat genug um einzusehen daß es mitunter Dinge gab die wichtiger waren.
„Wir müssen über Harmerti reden.“ Begann Lantash ohne Umschweife.
Der General sah O’Neill fragend an aber der zuckte nur mit den Schultern und machte ein unschuldiges Gesicht. Er hatte keine Ahnung worauf er hinaus wollte. Aber wenigstens setzte er sich aus seiner ausgesprochen unhöflichen Liegeposition in seinem Sessel auf, was für sein wachsendes Interesse sprach. Der General registrierte das mit Erleichterung.
„Und da kommt ihr zu uns?“ fragte Jack. Er konnte es nicht lassen ein bißchen zu sticheln. Nicht nur Lantash wußte ganz genau daß Jack sensibel war, wenn es um die Tok’ra ging. Aber er hatte nicht die Zeit es dem geduldigen Martouf zu überlassen die gewünschten Informationen zu beschaffen. Er beschloss Jacks Einwurf zu überhören.
„Wir müssen erfahren was er vor hat.“
O’Neill sah ihn mit einem Blick an der alles andere als freundlich war. Wie so oft kreuzten die Tok’ra nur auf wenn sie etwas wollten. Irgendwie hatte er das Gefühl Harmerti vor ihnen in Schutz nehmen zu müssen. Trotzdem war sein Interesse genug geweckt um Lantash ausreden zu lassen.
„Entschuldige mal, aber ist er nicht einer von euren Leuten? Warum fragt ihr uns? Fragt ihn wenn ihr etwas wissen wollt!“
„Wir kommen nicht nah genug an ihn heran um diese Informationen zu erhalten.“ Fuhr Lantash fort. „Er schottet sich gegen uns ab und agiert weitgehend allein. Er ist dabei, innerhalb der Tok’ra eine eigene Fraktion zu bilden.“
„Wenn ihr ihm nicht vertraut, warum habt ihr ihm dann solche Macht gegeben?“ warf Teal’c ein.
Lantash schien darüber nur ungern reden zu wollen und es war Jack eine Freude das zu sehen. Dennoch war er neugierig. Er sah den Tok’ra mit einem Blick an der zu sagen schien: Karten auf den Tisch mein Freund! Und zwar alle!
„Er ist sehr überzeugend und er hat nur die Befugnisse zurückbekommen, die er bereits vor seinem Verschwinden hatte.“
„Und ihr seid auf ihn angewiesen.“
Lantash zögerte aber es blieb ihm nichts anders übrig als es zuzugeben. Sie hatten die Tau’re einmal zu oft mit nicht verwertbaren Informationen abgespeist. Es würde kein weiteres Mal klappen und das hier war zu wichtig um ihre Mithilfe aufs Spiel zu setzten.
„Ja das sind wir. Er ist der einzige der diese Aufgabe übernehmen kann. Darum brauchen wir eure Hilfe.“
Jack lehnte sich entspannt zurück. Seine hochgezogenen Augenbrauen zeigten deutlich daß er nun gewillt war über diese Anfrage ernsthaft nachzudenken. Alles was es gebraucht hatte um ihn dazu zu bringen war ein wenig Ehrlichkeit gewesen und das ließ er Lantash deutlich spüren.
„Wir haben festgestellt daß sich seine Berichte an den Rat von dem unterscheiden was er tut. Wir befürchten daß er etwas vorhat aber wir wissen nicht was. Leider ist er in einer Position in der er uns wirklich schaden kann. Damit er erneut Verhandlungen für uns führen kann war es nötig ihn mit brisanten Informationen zu versorgen und nun sind wir uns keineswegs sicher daß er sie nicht vielleicht gegen uns verwendet.“
„Ihr denkt daß er euch verraten würde?“ Nun war Jack ehrlich überrascht. Man konnte über Harmerti ja vieles sagen aber nicht daß er unehrlich war.
„Nein, aber er hat schon früher Extratouren gefahren. Wir können es uns nicht leisten die Risiken zu tragen die er eingeht. Wir sind nicht mehr so stark wie früher und so etwas könnte uns entscheidende Ressourcen kosten.“
„Warum pfeift ihr ihn dann nicht einfach zurück? Ihr seid die letzten Jahre doch auch ohne ihn ausgekommen.“
Lantash begann wieder herumzudrucksen. Ganz offensichtlich wollte er mit den wahren Gründen nicht herausrücken. Wahrscheinlich hatten sie ein Problem mit Harmerti über das sie nicht sprechen wollten.
Jack konnte das nachvollziehen. Harmerti war von Zeit zu Zeit anstrengend und egoistisch. Manchmal hatte er tatsächlich mehr von einem Goa’uld als von einem Tok’ra aber trotz aller Schwierigkeiten war er einer von ihnen und Jack hatte ihn in all den Wochen und Monaten die er ihn kannte niemals auch nur ein böses Wort über die Tok’ra sagen hören. O’Neill beschloß es auf sich beruhen zu lassen. Wahrscheinlich waren die persönlichen Differenzen hier das eigentliche Problem.
„Und wie habt ihr euch das genau vorgestellt? Sollen wir ihm vielleicht nachspionieren? Gibt es nicht genug andere Tok’ra auf diesem Schiff?“
„Nein. Er hat darauf bestanden die Mannschaft selbst auszuwählen und seine Leute sind ihm treu ergeben. Die einzige die seine Anweisungen in Frage stellt ist Thetis. Wir bitten euch nur ihn im Auge zu behalten und etwas kritischer zu sein. Mehr verlangen wir nicht. Ihr seid die einzigen in seinem näheren Umfeld an die wir uns wenden können und die an ihn herankommen.“
Lantash atmete erleichtert auf. Er hatte es geschafft sie zu überzeugen, jetzt mußte er sie nur noch dazu bringen das zu tun, weswegen er hier war.
Jack dachte darüber nach. Hammond, Teal’c, Sam und Daniel hörten still zu. Sie kannten Harmerti nicht halb so gut wie Jack und waren froh daß sie nicht in seiner Haut steckten.
Er zeigte mit dem Finger auf Lantash. „Ich werde ihn nicht hintergehen, daß das klar ist! Ich behalte ihn nur im Auge, sonst nichts!“
„Vielen Dank, Colonel O’Neill.“ Lantash faßte sich kurz. Den Colonel zu überzeugen war der schwierigste Teil und das wollte er nicht durch eine unbedachte Äußerung zunichte machen. Falls General Hammond noch Bedenken haben sollte, konnte er diese sicher noch ausräumen. Es war nur eine Frage der Zeit. Endlich hatten die Tok’ra wieder eine Informationsquelle in Harmertis Nähe!
Das Treffen mit Yu stand unmittelbar bevor und Jack war deswegen weit mehr beunruhigt als er es jemals zugegeben hätte. Niemand hatte eine Ahnung wie er auf die Anwesenheit von SG1 reagieren würde und vor allem war sich Jack nicht sicher wie er selbst reagieren würde. Seine lange antrainieren Reflexe die ausschließlich der Selbsterhaltung dienten verselbstständigten sich in letzter Zeit in der Nähe von Goa’uld immer öfter.
Doch nicht nur Yu machte ihm Sorgen, auch das Verhältnis zu Harmerti hatte sich getrübt. Irgendwie schien er zu spüren, daß O’Neill ihn genauer beobachtete als zuvor, daß er mehr Fragen stellte oder daß er ganz einfach andere stellte. Jedenfalls war er zu seiner düsteren Stimmung zurückgekehrt und ließ das auch jeden in seiner Nähe spüren.
Teal’c, der das alles beobachtete, bestand von da an darauf den Colonel überall hin zu begleiten. Harmertis Verhalten erschien ihm immer verdächtiger je länger er darüber nachdachte. Und da der Tok’ra sich auch das Recht herausnahm seinen Adjutanten ständig in seiner Nähe zu halten, beschloß Teal’c dasselbe für O’Neill zu tun. Es war ihm wichtig ein ausgewogenes Kräfteverhältnis zu demonstrieren damit Harmerti nicht auf den Gedanken kam, er könne sie ignorieren.
Sam und Daniel trieben sich während dieser ganzen Zeit irgendwo in den Katakomben der Uschebti herum. Jack fand, daß dieser ganze Verhandlungskram eigentlich mehr in Daniels Resort fiel aber in dieser Hinsicht ließ Harmerti nicht mit sich reden. Es paßte ihm schon nicht, daß der General Jack nicht ohne den Rest von SG1 in seine Nähe ließ. Er ließ kaum eine Gelegenheit aus, ihnen aus einer Laune heraus immerwieder klar zu machen, daß sie hier nur geduldet wurden. Aber das störte sie nicht. Sie gingen Harmerti aus dem Weg. Stattdessen begleiteten sie Anise bei ihrer Arbeit. Sie war überraschend aufgeschlossen und zeigte und erklärte ihnen bereitwillig eine Vielzahl von Kleinigkeiten. Doch schließlich war der Tag von Yus Ankunft gekommen und sie konnten Harmerti nicht länger aus dem Weg gehen.
„Die Feng tritt gerade in das System ein.“ Meldete Anise.
Harmerti lachte. Er sah es sich auf dem Schirm an. „Die ist auch nicht mehr die jüngste, aber immernoch ein feines Schiff!“ Er drehte sich zu Jack um. „In dieser Hinsicht ist er wie ich. Er hängt an liebgewordenen Dingen. Warum sonst sollte er diesen alten Kasten noch immer nutzen.“
Für O’Neill sah das ganz klar wie ein Mutterschiff aus und nicht wie ein ‚alter Kasten’. Trotz Yus nostalgischer Gefühle hätte er sich nicht mit der Feng anlegen wollen.
„Hat er den Antrieb inzwischen abgeschaltet.“
„Ja, das hat er. Er läßt sich auf unsere Position zutreiben.“
Jack warf einen unauffälligen aber fragenden Blick über seine Schulter zu Sam.
„Die Trägheit des Hyperantriebs verleiht ihm nach dem Abschalten noch für ein paar Millionen Meilen Schub wenn er nicht versucht dem entgegen zu wirken. Er wird allerdings immer langsamer. Wie ein Wagen der langsam ausrollt.“ Erklärte sie ihm.
O’Neill formte mit den Lippen ein wortloses ‚Aha’.
„Richtig.“ setzte Harmerti die Erklärung fort. „Es ist aber ein ineffektives Bremsmanöver und wird deshalb so gut wie nie angewandt. Yu möchte sich damit nur ankündigen. Er will gesehen werden.“
„Er sendet seine Kennung.“
„Gut, antworte ihm.“ Er klatschte in die Hände. Seine Stimmung begann sich wieder zu bessern. „In ein paar Stunden ist es so weit. Dann können wir ja anfangen.“
Tief in den Eingeweiden der Uschebti schlich ungesehen eine dunkle Gestalt durch einen der spärlich beleuchteten Gänge. Das Schiff war nur mit einer minimalen Mannschaft besetzt. Es war gut genug ausgerüstet, daß es zur Not auch nur von einer Hand voll Leuten geflogen werden konnte. Das kam der Gestalt sehr entgegen denn es verringerte die Gefahr jemandem zu begegnen. Trotzdem gab es keinen Grund unvorsichtig zu werden. Bei jedem Geräusch hielt die Person sofort Ausschau noch einem Erker, einer Säule oder einer anderen dunklen Ecke. Dank der Goa’uldarchitektur bestand daran kein Mangel.
Schließlich war das Ziel erreicht. Vorsichtig und lautlos wurde die Abdeckung des gesuchten Systems entfernt. Darunter kamen die leuchtenden Verdrahtungen der Uschebti zum Vorschein. Mit geübtem Auge ließen sich die richtigen Verbindungen problemlos erkennen. Die Person zog eine selbstgebaute Vorrichtung aus der weiten Kleidung hervor und begann augenblicklich damit sie in das System einzupflanzen. Dies war ein entscheidender Augenblick. Es gab keine Möglichkeit sich zu verstecken oder das was hier geschah herunterzuspielen. Sollte jemand dieses Vorhaben genau jetzt entdecken war alles verloren.
Die Gestalt arbeitete schnell und präzise aber ohne Hast, um Fehler zu vermeiden. Schon nach weniger Minuten war die Arbeit beendet und es war ein leises Aufatmen zu vernehmen. Geschafft! Das Spiel konnte beginnen!
Jack hatte aus seiner ersten Begegnung mit den Systemlords gelernt und hielt deshalb den Mund solange er nicht gefragt wurde. Harmerti begrüßte Yu, der dessen Ansprache mit dem Hochmut eines Systemlords und einem knappen Nicken entgegen nahm. Ganz offensichtlich war er keiner von der gesprächigen Sorte. Als er das erkannte wunderte sich Jack nur noch mehr, daß er bereit war sich mit Harmerti zu unterhalten.
Ganz sicher erkannte Yu Jack und die anderen. Selbst wenn es nicht so gewesen wäre, war sich O’Neill sicher daß er wenigstens Teal’c nicht vergessen hatte. Doch er ließ es sich nicht anmerken. Er verzog keine Miene. Er hatte keine Ahnung ob es Taktik oder einfach nur Ignoranz war.
Die nächsten Stunden verbrachten Harmerti und Yu mit dem Austausch gewisser Höflichkeiten die laut Protokoll erforderlich waren. Jack langweilte sich dabei schnell, ebenso wie Ria, die wie er anwesend war. Er konnte es ihr deutlich ansehen. Bereits nach einer Stunde zollte er ihr höchsten Respekt, weil sie trotz ihrer offensichtlichen Langeweile ihre große Klappe hielt. Wahrscheinlich war Thetis der Grund dafür aber vielleicht unterschätzte er die Kleine auch einfach nur. Trotz ihrer Jugend war sie in der Lage den Ernst einer Situation zu erkennen und sich danach zu verhalten. Sie tat es nur eben ungern.
Thetis hatte ihm einmal erklärt, daß sie nur selten eingriff um auf Rias Verhalten Einfluß zu nehmen. Das hing damit zusammen daß sie noch beinahe ein Kind war. Sie wollte ihr die Möglichkeit geben sich in Ruhe zu entwickeln. Das Leben unter den Tok’ra war Herausforderung genug für ein so junges Mädchen, ganz zu schweigen vom Zusammenleben mit einer dieser uralten Schlangen. Trotz dieser absolut einleuchtenden Erklärung hatte O’Neill aber dennoch das Gefühl daß es Thetis heimlich amüsierte wenn sie auf die anderen losging. Sie selbst war nicht anders, wenn auch nicht ganz so schlimm. Ria wußte das natürlich und fühlte sich dadurch in dem was sie tat bestätigt. Aber dies hier war wohl ein etwas anderer Fall. Sie konnten es sich nicht leisten, daß Ria mit einer ihrer boshaften Frechheiten herausplatzte.
Schließlich kam Harmerti auf die Möglichkeit eines Nichtangriffspaktes zu sprechen. Das war auch der Punkt an dem Jack wieder hellhörig wurde.
Daniel und Sam hatten wohl die ganze Zeit stumm aber gebannt zugehört, den ein Blick in ihre Gesichter zeigte ihm daß sie entweder hypnotisiert waren oder ganz und gar versunken in das, was sie hörten.
Der Colonel konnte sich kaum zusammenreißen als er hörte was Harmerti da zur Sprache brachte. Einen Nichtangriffspakt? Das konnte er ja wohl kaum ernst meinen! Irgendwie hielt er das für grotesk, nicht zu reden davon, daß sich ein Goa’uld an einen Vertrag mit den Tok’ra sowieso nur so lange gebunden fühlen würde, wie er sich einen Nutzen davon versprach. Aber das mußte Harmerti doch klar sein?
Doch zu Jacks Erleichterung wollte sich Yu bei diesem Thema auf nichts einlassen. Er lehnte den Vorschlag zwar nicht rundheraus ab, aber er schien sich an den Gedanken erst noch gewöhnen zu müssen. Wie auch immer man seine Reaktion auch auslegen wollte, er war jedenfalls nicht bereit die Unterredung nun noch weiter zu führen. Die Verabschiedung fiel entsprechend kurz aus und Yu begab sich mit seinen beiden Jaffa, die Harmerti ihm zugestanden hatte, in sein Quartier.
Trotz gegenteiliger Versicherungen der Tok’ra war Jack noch immer nicht davon überzeugt, daß das ganze eine gute Idee war. Die Feng stand komplett unter Waffen und lag nur wenige Meilen entfernt in Raum. Yu durfte sich mit seinen Jaffa, die übrigens wie er selbst auch bewaffnet waren, frei auf dem Schiff bewegen. Bei den Asgard hatten Verhandlungen noch ganz anders ausgesehen. Es wunderte ihn, daß Harmerti im Namen der Tok’ra solche Zugeständnisse machen durfte und vor allem wunderte ihn, daß der Hohe Rat ihm trotz aller Bedenken erneut solche Macht verliehen hatte. Es mußte wirklich schlechter um sie stehen als sie es zugaben. Aber Jack wußte aus Erfahrung daß es eher Frösche regnete, als daß die Tok’ra etwas zugaben.
Yu hatte kaum die Tür geschlossen als Ria auch schon auf Harmerti zuschoß. Selbst Jack der eigentlich ein ernstes Wörtchen mit ihm hatte reden wollen war nicht schnell genug um ihr zuvor zu kommen.
„Was hast du dir dabei eigentlich gedacht! Hat der Rat vielleicht etwas von einem Pakt mit einem Systemlord gesagt?!“ schrie sie ihn an.
Nein, das hatte er nicht. Das wußten sie von Lantash. Informationen dieser Art waren die Bedingung dafür gewesen, daß Jack Harmerti im Auge behielt.
„Halt dich da raus Kleine! Das geht dich nichts an!“
„Und ob mich das etwas angeht! Ich bin ebenso Tok’ra wie du! Wie kommst du dazu dich über unsere Entscheidungen hinwegzusetzen!“
„Du hast hier nichts zu entscheiden! Das ist meine Sache! Ich tue was ich am besten kann und das mache ich schon seit Jahrhunderten! Und wenn du es noch einmal wagst so mit mir zu reden, wirst du es bereuen!“ Harmertis Stimme hatte einen bedrohlichen metallischen Klang angenommen. Seit ihrem ersten Zusammentreffen hatten sie ihn die Goa’uldstimme nicht mehr benutzen hören. Rias Anfechtungen machten ihn wirklich wütend, so wütend daß er sogar bereit war ihr zu drohen.
Doch Ria war nicht allein und mit einem Glühen in den Augen schaltete sich nur auch Thetis in den Streit ein. „Drohe uns nicht, sonst wirst du es sein der bereut! Du scheinst mich zu vergessen, weil ich mich um Rias Willen wochenlang zurückziehe. Ich habe nichts dagegen wenn ihr streitet aber deine Drohungen kannst du für dich behalten! Bin ich verstanden worden?!“ Daraufhin senkte sie den Kopf und als sie wieder aufsah, war Thetis verschwunden. Ihr kurzer Auftritt hatte allerdings einen erstaunlichen Effekt erzielt.
Harmertis Zornesröte nahm ein wenig ab als ihm klar wurde daß er mit seiner Drohung etwas zu weit gegangen war. Thetis hatte recht. Er vergaß inzwischen tatsächlich manchmal daß sie auch noch irgendwo da drin war.
Aber auch wenn Harmerti schon auf dem besten Weg war sich zu beruhigen, war es Ria doch noch lange nicht. Durch Thetis’ Einwurf bekam sie Oberwasser und sie nutzte die Gelegenheit um ihrem Ärger Luft zu machen.
„Wie kannst du nur solche Dinge zugestehen? Woher willst du wissen, daß der Rat einem solchen Vertrag zustimmen würde?“
„Wie ich schon sagte ist das mein Gebiet. Ich weiß schon was ich mache!“
„Pah!“ rief Ria lauthals aus. Harmerti haßte es wenn sie das tat und das wußte sie auch. „Ich hätte mir ja gleich denken können, daß ich von dir keine Antwort bekomme. Ich will sofort mit Ypet sprechen. Mit dem kann man wenigstens vernünftig reden!“ forderte sie. Daß sie verlangte mit seinem Wirt zu sprechen haßte er sogar noch mehr und auch das wußte Ria.
Sie hatten ihn in all der Zeit kaum jemals etwas sagen hören. Es hatte sogar eine ziemlich lange Zeit gedauert, bis sie seinen Namen überhaupt erfuhren. Doch auch wenn Harmerti, wie es eigentlich für einen Goa’uld typisch war, den gemeinsamen Körper meist für sich beanspruchte, übergab selbst er die Kontrolle gelegentlich an seinen Wirt. Aber wenn, dann tat er das freiwillig und nicht wenn man es von ihm verlangte. Er besprach wichtige Dinge am liebsten persönlich. Das war auch so eine Eigenart der Tok’ra mit der er sich nie richtig hatte anfreunden können. Lieber ließen sie ihre Wirte für sich sprechen als den Eindruck zu erwecken, daß sie auch nur das geringste Rückgrat hatten!
Aber in Rias Fall mußte er sich geschlagen geben. Sie war eine Landplage wenn sie sich einmal auf jemanden eingeschossen hatte. Wenn er jetzt nicht wenigstens in dieser Sache nachgab fiel sie ihm in den nächsten Tagen deswegen gewiß pausenlos auf die Nerven. Außerdem kam Ypet sowieso viel besser mit ihr aus. Er war ein absoluter Gemütsmensch, dem es nichts ausmachte daß der rastlose und oft ungenießbare Harmerti ständig nach der Herrschaft über den Wirtkörper quengelte. Wahrscheinlich war er der Grund, weshalb er Ria trotz ihrer ständigen Streitereien wenigstens respektierte, während sein Wirt zu seiner Verärgerung offen zugab, daß er sie sogar mochte.
Er zog sich zurück und überließ Ypet das Feld. Er senkte kurz den Kopf. Als er wieder aufsah hatte sich der Gesichtsausdruck erheblich verändert. Ypet lächelte sie an.
„Du solltest ihn nicht so ärgern, Mädchen. Du weißt daß er gelegentlich überreagiert. Nimm es einfach nicht so ernst.“
„Und du weißt genau, daß er niemals etwas sagt was er nicht auch so meint.“
Und da hat sie verdammt recht! Hörte Yped in seinen Gedanken.
„Natürlich weiß ich das, aber er kühlt sich schnell wieder ab und dann ist er auch deinen Argumenten zugänglich. Ich wünschte nur, du würdest sie ein einziges Mal vortragen ohne ihn gleich zur Weißglut zu bringen!“
„Was?! Und was ist mit mir? Wie er mit mir umgeht ist in Ordnung?!“
Yped winkte beschwichtigend mit beiden Händen ab. „Das Thema hatten wir schon früher. Du weißt wie ich darüber denke. War das alles was du mit mir besprechen wolltest?“
Yped schien nichts aus der Ruhe zu bringen. Und weil Ria ihn kannte blieb ihr nicht anderes übrig als diese Antwort hinzunehmen. Sie atmete also tief durch und sah ihm dann gerade in die Augen.
„Also was sollte das jetzt mit dem Pakt? Wie will er das dem Rat plausibel machen?“
„Es steht noch nicht einmal fest ob daraus überhaupt etwas wird. Wir sind der Meinung daß wir das Unmögliche verlangen müssen damit wir das Mögliche bekommen.“
„Und was ist wenn Yu tatsächlich zustimmt. Was ist, wenn der Rat dagegen ist? Immerhin gehen wir damit ein erhebliches Risiko bezüglich unserer Sicherheit ein.“
„Hast du es immernoch nicht verstanden? Natürlich wird der Rat zustimmen. Das müssen sie, wie bei allen Dingen die Harmerti aushandelt. Wir machen uns sonst unglaubwürdig wenn wir es nicht tun! Und dann bräuchten wir es nie wieder versuchen. Du hast doch gesehen wohin uns das Fehlen dieses Vorteils während der hundert Jahre unserer Abwesenheit gebracht hat.“
Wieder hörte Jack dieses Argument. Er hatte es in Harmertis Gegenwart in den letzten Wochen öfters aufgeschnappt, aber das war eine der Sachen über die die Tok’ra selbst jetzt noch nicht gern redeten.
Für einen Moment herrschte betretenes Schweigen, dann räusperte sich Daniel um auf sich aufmerksam zu machen.
„Also ich bin nicht davon überzeugt, daß diese Verhandlungen tatsächlich ein Vorteil sind.“
„Ja genau!“ Erst jetzt fiel Jack wieder ein was er eigentlich hatte sagen wollen, als Ria ihm zuvor gekommen war. „Ihr verhandelt mit den Systemlords über einen Nichtangriffspakt und in der Zwischenzeit bauen sie ihre Streitkräfte so weit auf wie es nötig ist um euch und uns endgültig zu vernichten. Es tut mir ja leid, daß ich die Goa’uld nicht so gut kenne wie ihr, aber ich denke ihr überschätzt sie in Punkto Ehrlichkeit gewaltig.“
„Das wissen wir Colonel O’Neill.“ Wandte sich Ypet nun mit ruhiger Stimme an ihn. Es war schwer ihn anzuschreien oder ihm böse zu sein. Dafür strahlte er einfach zu viel Sachlichkeit aus. Er war das ganze Gegenteil von Harmerti und somit war es Jack schleierhaft wie sie es miteinander aushielten. Daß sie sich verstanden war offensichtlich, denn Ypet sprach meistens in der Wir-Form was ein klares Zeichen dafür war, daß er sich mit den von Harmerti geäußerten Ansichten weitgehend identifizierte.
„Ist es dir jemals in den Sinn gekommen,“ fuhr er fort „daß wir uns damit ebenso Zeit erkaufen? Auch wir brauchen dringend einen Pause damit wir unsere Kräfte sammeln und uns neu formieren können. Dabei könnte es nützlich sein, einige der Goa’uld aus der Gleichung herausnehmen zu können.“
„Und genau das könnt ihr eben nicht!“ fiel ihm nun Sam ins Wort. „Wie könnt ihr ihnen nur das geringste Vertrauen entgegen bringen? Gerade ihr müßtet doch wissen wie unglaublich hinterlistig sie sind.“
„Major Carter hat recht! Es gibt nur eine Sprache die die Goa’uld verstehen und das ist absolute Härte. Wenn ihr sie nicht vernichtend schlagt werden sie euch niemals in Ruhe lassen bis auch der letzte von euch zur Strecke gebracht wurde.“ Pflichtete Teal’c ihr bei.
„Wir beschäftigen uns schon seit langer Zeit mit solchen Verträgen. Glaubt mir, wir tun das richtige...“
„Und ich habe fast mein ganzes Leben in den Diensten von Apophis verbracht. Ich sage dir, es ist ein Fehler. Ein solcher Vertrag schadet euch nur!“
„Siehst du!“ Ria zeigte mit dem Finger auf Teal’c. „Er ist auch dieser Meinung, ebenso wie die meisten anderen Tok’ra. Darüber kannst du dich nicht so einfach hinwegsetzen!“
Aber Ypet winkte schon wieder ab. Mit einem milden Lächeln, daß bereits jetzt bestens dazu geeignet war Jack auf die Palme zu bringen, versuchte er sie zu beschwichtigen aber er konnte nichts vorbringen was sie nicht schon von ihm gehört hatten.
Mehr und mehr bekam Jack das Gefühl daß er mit seinen Bedenken nicht ernst genommen wurde und daß er nur der Form halber hier war. Zwar durchschaute er nicht was Harmerti damit bezweckte aber er hatte das Gefühl daß seine Meinung dieses Mal nichts zählte.
Auch Daniel bemerkte das. Es war ihm schon früher aufgefallen, daß Harmerti keinen Widerspruch duldete. Die Tok’ra, die sich ständig in seiner Nähe aufhielten, hatten sich mit diesem Zustand entweder arrangiert oder sie waren ihm auf Gedeih und Verderb ergeben. Aufgrund der langen Gefangenschaft auf dem Planeten vermutete er letzteres. Wahrscheinlich hatte der Versuch ihn umzustimmen keinen Zweck. Er konnte sehen wie Jack langsam wütend wurde und da Yu nicht mehr in der Nähe war bestand auch kein Grund für ihn seinem Ärger nicht Luft zu machen.
„Dann frage ich mich, wozu wir bei diesen Verhandlungen dabei sein sollten, wenn unsere Meinung keine Bedeutung hat!“
„Oh, natürlich hat sie Bedeutung...“
„Ja ja schon gut, das sehe ich! Bestelle deiner Schlange einen schönen Gruß von mir. Diese ganzen Verhandlungen sind der größte Quatsch von dem ich seit langem gehört habe!“
Ypet setzte zu einer Erwiderung an aber O’Neill hob warnend die Hand. Obwohl ihm jeder der ihn länger kannte ansah daß er vor Wut kochte, blieb er doch bemerkenswert ruhig. Das war wohl ein Nebeneffekt der Arbeit mit den Tok’ra. Der ewige Ärger schien ihn mit der Zeit abzuhärten.
„Ah, ah, ah. Ich will nichts mehr hören.“ Er nahm die Hand wieder herunter.
„Aber...“ setzte Ypet erneut an.
Doch O’Neill drehte sich einfach um und verließ den Raum. Er war viel zu aufgebracht um jetzt noch etwas dazu zu sagen.
Sam und Daniel tauschten einen verwunderten Blick und Teal’c, der Jacks Reaktion bemerkenswert und ehrlich fand, zog anerkennend eine Augenbraue hoch. Zögernd folgten sie ihrem Colonel.
„Tja also... wir gehen dann erstmal...ähm, bis dann.“ Stammelte Daniel während er den Raum verließ.
Sie ließen einen überraschten Yped zurück der es absolut nicht gewohnt war, daß man so mit ihm umging, selbst dann nicht, wenn er Harmertis Fehler ausbügelte. Neben ihm stand Ria und grinste von einem Ohr zum anderen. Sicher würde sich dieser triumphierende Ausdruck in ihr Gesicht einbrennen wenn sie nicht bald damit aufhörte aber das war gar nicht so einfach!
An diesem Abend dauerte es lange bis O’Neill sich genug beruhigt hatte, um schlafen zu können. Doch schließlich gelang es ihm. Aber die wohl verdiente Ruhe währte nicht lange. Er hätte nicht sagen können, wie lange er geschlafen hatte aber seinem Gefühl nach konnte es nicht viel gewesen sein.
Er wurde unsanft aus seinen Träumen gerissen indem man ihn aus seinem Bett zerrte und auf den Flur hinaus warf. Das alles ging mit einer solchen Geschwindigkeit und innerhalb weniger Sekunden vor sich, daß er sich auf dem Boden wieder fand noch bevor er einen klaren Gedanken fassen konnte.
„Alles in Ordnung Colonel?“ hörte er Carter fragen.
Er sah sich um. Daniel, Teal’c, Sam und Ria knieten auf dem Flur neben ihm. Alle hatten den gleichen überraschten Gesichtsausdruck, bis auf Ria. Ihr sah man nur eines an: nackte Angst.
Ein Blick nach hinten verriet ihm, daß es Harmertis Tok’ra waren, die sie hierher befördert hatten. Diese Tatsache war nicht dazu geeignet seine Laune zu bessern.
„Was zum Teufen soll das?!“ blaffte er.
Aber wie er es von ihnen gewohnt war bekam er keine Antwort. Außer mit Harmerti selbst schienen sie kaum mit jemandem ein Wort zu wechseln. Als er versuchte sich aufzurichten wichen sie einen Schritt vor ihm zurück und hielten ihm ein Zat unter die Nase. Dafür daß sie Verbündete waren, waren sie ziemlich nervös.
Jack war nicht das erste mal gefangen genommen worden und er kannte den Ausdruck in ihren Gesichtern. Sie waren fest entschlossen und wenn er auch nur eine falsche Bewegung machte würde er die Waffe zu spüren bekommen.
Sie hörten ein Geräusch und als sie sich umdrehten sahen sie wie Harmerti und Anise mit langen Schritten den Gang hinunter kamen. Er war wirklich verdammt sauer aber Jack war es auch, was keine gute Basis für eine Diskussion darstellte.
Nun war es O’Neill egal, wie nervös die Tok’ra waren. Er sprang auf und wollte Harmerti entgegen eilen wurde aber von einem seiner Leute aufgehalten.
„Was zum...“ rang er nach Worten. „Was soll das?“
„Das weißt du ganz genau!“ donnerte Harmerti mit der tiefen Stimme seines Symbionten. Seine Augen glühten.
„Ich...“ er sah zu seinen Leuten und zu Ria „Wir haben keine Ahnung wovon du redest!“
„Hör auf zu lügen. Es wird dir nichts mehr helfen. Ich habe euch durchschaut! Dafür werdet ihr bezahlen!“
„Für was denn! Willst du uns nicht endlich sagen wessen du uns beschuldigst!“
„Dann bestreitest du also den Anschlag auf Yu?“
„Den Anschlag auf Yu?“ rief er aus. Jack war ehrlich überrascht. „Aber sicher bestreite ich den!“
Harmerti begann zu grinsen. Jack schluckte. Er hatte dieses Grinsen schon öfters gesehen und immer geahnt, daß es nichts gutes bedeutete. Nun wußte er es genau.
„Das werden wir noch sehen. Niemand verläßt dieses Schiff, bis ich nicht ganz genau weiß wer dahinter steckt!“ Dann wandte er sich mit einem Nicken an seinen Adjutanten. Dieser kam Harmertis wortlosem Befehl sofort nach und schaffte sie in die Zellen tief im Inneren der Uschebti.
Jack war der erste den sich Harmerti zum Verhör holte. Ganz offensichtlich reagierte er absolut schlecht darauf wenn man seine Pläne irgendwie beeinträchtigte.
Ria hatte ihm versichert, daß er auch vor Folter nicht zurückschrecken würde wenn er sich davon einen Nutzen versprach. Das hatte Jack nicht gerade aufgeheitert aber Ria hatte auf diese Antwort hin nur mit den Schultern gezuckt und gemeint, daß er sie in Zukunft nicht mehr fragen solle, wenn er die Antwort nicht vertragen konnte.
Es dauerte Stunden bis man ihn wieder in die Zelle brachte, Stunden in denen sich seine Freunde den Kopf darüber zerbrachen was gerade mit ihm geschah, wer ein Interesse an einem Anschlag auf Yu haben konnte und vor allem, ob es einen vernünftigen Weg hier heraus gab.
Die Zellentür öffnete sich. Für einen Moment war es still in der dunklen kalten Zelle dann wurde O’Neill durch die Tür gestoßen. Kaum hatte die Jaffa die Tür hinter ihm geschlossen stürzte Sam auf ihn zu. Teal’c und Daniel halfen ihm auf.
„Alles in Ordnung, Sir?“
Der Colonel sah müde und abgekämpft aus aber ansonsten schien er unversehrt zu sein.
„Fragen sie mich das nochmal wenn ich aus diesem Alptraum aufgewacht bin, Carter!“
Teal’c legte Jack auf eine der Pritschen die an der Wand hingen.
„Haben sie etwas mehr in Erfahrung bringen können?“
„Tja, wie sie sich vorstellen können war er mehr an Antworten interessiert als an Fragen. Aber trotzdem.“ Er setzte sich wieder auf. „Wenn ich ihn richtig verstanden habe, dann hat jemand Yu ein Päckchen mit Giftgas ins Quartier geschmuggelt und wegen unserer Auseinandersetzung gestern abend denkt er nun natürlich, daß es einer von uns war.“ Plötzlich schien ihm ein Gedanke durch den Kopf zu schießen. „War es einer von uns?“ Er sah in eine Reihe entgeisterter Gesichter. „Schon gut. War nicht so gemeint.“
„Und Yu?“
„Was aus dem wird ist mir egal. Wenn sie mich fragen wäre es ein Dienst an der Menschheit ihn zu töten! Aber es geht ihm gut. Viel zu gut. Er hat sich auf die Feng zurückgezogen und verlangt nun, nachdem Harmerti ihm lange und ausführlich erklärt hat daß er damit nichts zu tun hatte, die Herausgabe des Attentäters.“
Harmerti saß in der Patsche. Natürlich konnte er Yu praktisch jeden von ihnen als den Täter präsentieren, egal was sie sagten. Welcher Attentäter würde seine Tat schon ehrlich zugeben? Aber er konnte oder wollte die Tau’re nicht ohne Beweis ausliefern und das machte ihn ziemlich wütend.
O’Neill hatte keine Ahnung was da passiert war, aber er war sicher, daß keiner von seinen Leuten etwas damit zu tun hatte. Eigentlich gab es nur eine Person die in Frage kam und das war Ria.
Wenig später wurde Ria zu Harmerti geführt. Die Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben. Dennoch hatte sie ihr bestes Trotzgesicht aufgesetzt und sah ihn herablassend an.
„Damit wirst du nicht durchkommen!“
„Ich bin schon mit ganz anderen Sachen durchgekommen!“ Als sie darauf nicht antwortete umschlich er sie und hakte nach. „Was ist Mädchen? Hat es dir die Sprache verschlagen? Du weißt genau was ich will!“
„Ich habe dir nichts zu sagen!“
„Das werden wir ja sehen!“ Er holte aus und schlug ihr mit dem Handrücken ins Gesicht. Der Schlag riß ihr den Kopf herum. Sie fiel zu Boden und hielt sich die Wange. Sie war überrascht und schockiert, doch dann begann es in ihren Augen zu glühen und ihr Gesichtsausdruck veränderte sich. Thetis übernahm die Kontrolle und sprang vom Boden hoch. Ria konnte sich in dieser Situation unmöglich gegen den uralten Harmerti behaupten, aber Thetis konnte es sehr wohl.
„Ich habe dich gewarnt! Das wirst du bereuen!“ Ihre Augen glühten von kaum unterdrückter Wut.
„Du bist nicht in der Position mir zu drohen! Ich will sofort wissen, wer das getan hat und warum!“ brüllte er sie an.
Doch Thetis ließ sich nicht einschüchtern. „Und ich sage dir zum letzten Mal, daß ich es nicht weiß!“
Auch wenn ihm Ria oft auf die Nerven ging, hatte er Respekt vor Thetis, doch dieses mal war er absolut im Recht. Seine Augen wurden schmal. Sie war eigentlich die einzige die in Frage kam, weil sie sowohl Zugang zum Schiff als auch zu der für den Anschlag verwendeten Technologie hatte. Wahrscheinlich steckte sie mit den Tau’re unter einer Decke.
Er wollte daß sie es zugab, daß sie es laut und deutlich sagte und bei den Göttern, das würde er erreichen! Er holte erneut aus. Dieses mal schlug er fester zu.
„Sag es!“
„Ich habe dir nichts zu sagen!“
Der Colonel hatte sich schnell erholt. Harmerti war ihm gegenüber nicht handgreiflich geworden aber er war auch nicht besonders nett. Schließlich hatte er genug von O’Neills Frechheiten und ließ ihn wutschnaubend in seine Zelle zurückbringen.
„Was glauben sie, Carter? Wer hätte ein Interesse daran die Verhandlungen zu sabotieren?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Wer nicht? Es könnte praktisch jeder in Frage kommen, Yus eigene Leute, ein anderer Systemlord, die Tok’ra selbst aber das ist es nicht...“
„Ach nein?“
„Nein,“ fuhr Daniel fort „das Motiv allein ist hier nicht ausschlaggebend. Die Frage ist wer von allen die ein Motiv hatten, hatte auch die Gelegenheit.“
„Ich denke mal, uns können wir wohl ausschließen.“
„Und Yus eigene Leute auch. Er war lediglich mit zwei Jaffa hier und die waren es sicher nicht.“
„Die Tok’ra selbst können es auch nicht gewesen sein. Wenn sie das zustande hätten bringen können, dann wäre Lantash nicht an uns heran getreten und hätte uns um unsere Mithilfe gebeten. Ihr wißt doch wie ungern er das tut.“
„Wer bleibt dann also noch übrig?“ fragte Jack.
„Nur einer von Harmertis eigenen Leuten.“ Dieser Einwurf von Teal’c war so unwahrscheinlich daß für einen Moment Stille herrschte. Seine Leute waren ihm treu ergeben. Dennoch war es die einzig logische Schlußfolgerung.
„Ria?“ fragte Sam ungläubig.
„Ria!“
Er sah auf die Uhr. Es war nun zweieinhalb Stunden her, daß sie sie geholt hatten. „Also?“ fragte er „Ich habe jedenfalls genug von der Gastfreundschaft der Tok’ra. Sie sollen sich um ihre Auseinandersetzungen mal schön selbst kümmern! Was meint ihr? Sollten wir verschwinden?“
Daniel und Sam sahen ihn entgeistert an. „Hast du einen Plan O’Neill?“ fragte Teal’c.
„Ich?“ Jack ließ die Hände betont lässig in den Hosentaschen verschwinden. „Komisch daß du mich gerade darauf ansprichst.“ Unbeteiligt zuckte er mit den Schultern. „Sicher habe ich einen Plan. Also? Möchte vielleicht jemand mitkommen?“
In diesem Moment hörten sie Schritte auf dem Gang. Mit einer Handbewegung teilte O’Neill seine Leute auf. Sie nahmen Aufstellung neben der Tür. Ein Nicken von Carter, Teal’c und Daniel bestätigte ihm, daß sie bereit waren. Sie vertrauten ihm.
Die Tür wurde aufgerissen und eine Person hindurch gestoßen, aber O’Neill hatte kein Auge dafür. Gerade als die Tok’ra die Tür wieder schließen wollten, warf er sich mit seinem ganzen Gewicht dagegen. SG1 stürmte aus der Zelle und überwältigte die beiden überraschten Gegner. Sie hatten keine Zeit auch nur irgendwie Gegenwehr zu leisten.
Teal’c entriß einem von ihnen ein Zat und schoß sie nieder. O’Neill rappelte sich wieder hoch und sah zu ihnen hinunter. „Wir sollten sie einsperren. Sicher wird man sie bald vermissen. So viele Leute hat Harmerti auch wieder nicht, daß es ihm nicht auffallen würde. Wir müssen uns beeilen!“
„Wie geht es weiter Sir? Hier gibt es keine Todesgleiter oder andere kleine Schiffe. Wie ist der Plan?“
„Wir haben noch ein As im Ärmel, Carter. Warten sie es ab.“
Sie schleiften die beiden in die Zelle und sahen dort erstmals daß es Ria war, die vorhin mit Schwung in den Raum befördert wurde. Sie hatte sich an einer Wand niedergelassen und schluchzte still vor sich hin. Sam ging zu ihr und hockte sich neben ihr hin. Sie strich ihr die Haare aus dem Gesicht und drehte ihren Kopf etwas in das spärliche Licht.
„Colonel!“ rief sie.
O’Neill war mit einem schnellen Schritt bei ihr und sah was sie ihm zeigen wollte. Das Gesicht des Mädchens wies eine ganze Reihe von Abschürfungen und blauen Flecken auf. Er konnte sich nicht erinnern, daß die Tok’ra jemals so mit ihresgleichen umgingen, egal was sie angestellt hatten. Irgendwie tat sie ihm leid, besonders weil er den Haß, den Harmertis Leute auf sie haben mochten, absolut nachvollziehen konnte. Sie waren nicht dumm. Sicher waren sie zu den gleichen Schlüssen wie sie gekommen, was Ria anging. Trotzdem sah sie irgendwie nicht schuldig aus. Es war nur ein Gefühl, einer jener seltsamen Impulse die ihn schon oft aus schwierigen Situationen gerettet hatten.
O’Neill beugte sich hinunter und griff nach ihrem Arm um sie in die Höhe zu ziehen. Erschreckt zuckte sie vor ihm zurück und sah ihn mit aufgerissenen Augen an als erwarte sie im nächsten Augenblick einen erneuten Schlag.
„Nun komm schon, oder willst du etwa hier bleiben?“
Daraufhin erhob sie sich zögernd und strich vorsichtig ihre Kleider glatt.
„Aber eines sag ich dir,“ fuhr O’Neill fort „wenn du auch nur einen Augenblick lang versuchst uns reinzulegen, wirst du mich kennenlernen! Denk nicht daß du uns genauso wie Harmerti übers Ohr hauen kannst!“
„Aber...“
„Nichts aber! Hast du mich verstanden?“
In ihren Augen sammelten sich erneut Tränen doch plötzlich begannen sie zu glühen.
„Hör auf sie so zu behandeln! Ihr seid nicht besser als ER“ donnerte Thetis los und meinte mit ER Harmerti. Sie war so wütend, daß sie sich nicht darum scherte ob sie jemand hörte. Sie war es leid, daß sie von allen und jedem verdächtigt wurde ohne daß ihr jemand den Grund dafür nannte. Sie hatte es Ria gestattet sich zurückzuziehen damit sie dem Schrecken eines solchen Verhöres nicht ausgeliefert war. Sie hielt sich immer vor Augen, daß sie sich erholen konnte wenn sie wieder in der Zelle bei den Tau’re waren aber so wie es jetzt aussah war das nicht der Fall. Ganz offensichtlich war sie gezwungen den Kampf hier fortzuführen.
„Was soll denn das jetzt werden! Dann bleib eben hier wenn es das ist was du willst aber falls nicht, wirst du tun was ich dir sage. Und ich sage: halt die Klappe!“
„Ähm Thetis,“ mischte sich nun Daniel ein. Er hatte bemerkt daß dieser Streit zu eskalieren drohte. „sicher wirst du verstehen, daß wir dir mißtrauen, aber können wir das nicht später klären? Sollten wir nicht zuerst einmal versuchen hier heraus zu kommen? Ich kann mir nicht vorstellen, daß du länger hier bleiben willst.“
Thetis Augen glühten noch einmal aber sie nickte kurz. Das reichte Jack. Er drehte sich um und ging hinaus auf den Gang.
„Wir müssen zu unseren Quartieren. Und unsere Ausrüstung holen.“
„Sicher werden wir die dort nicht mehr finden. Wahrscheinlich hat Harmerti sie längst durchsuchen und fortschaffen lassen.“
O’Neill grinste. „Das macht nichts. Ein bißchen Papierkram und wir bekommen den ganzen Krempel neu wenn wir erstmal wieder zuhause sind.“ Er drehte sich noch immer grinsend um und machte sich in Richtung ihres Quartiers auf, aber schon an der nächsten Kreuzung bleib er stehen und sah sich fragend um.
„Hier entlang, Sir.“ Sagte Sam. Während sich Jack mit Harmerti beschäftigt hatte, waren Carter und Daniel an der Seite von Anise auf dem Schiff etwas herum gekommen und kannten sich daher recht gut aus.
Vorsichtig wagte sich O’Neill aus seinem Versteck, das fast völlig im Schatten lag. Die Gänge der Uschebti waren noch immer nur spärlich beleuchtet und die Prunksucht der Goa’uld bot ihnen genug Deckung in Form von Säulen und Erkern um den wenigen Tok’rawachen zu entgehen.
Ria verhielt sich tatsächlich ruhig. Er behielt sie genau im Auge aber sie versuchte nichts was darauf schließen ließ, daß sie gegen sie arbeitete aber sicher konnte er nie sein, nicht solange sie eine dieser Schlangen in sich trug.
Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie ihre Quartiere tief in Herzen der Uschebti erreichten. Sam und die andern konnten sich beim besten Willen nicht vorstellen was O’Neill dort suchte, denn ein eventueller Ausweg befand sich, wenn überhaupt, in anderer Richtung. Er war ihr Vorgesetzter. Das allein hätte genügt, seine Befehle nicht in Frage zu stellen. Aber außerdem war er ihr Freund und sie vertrauten ihm. Es mußte einen Grund dafür geben.
Vorsichtig spähte O’Neill den langen Gang hinunter. Das einzige was er hörte war sein eigenes Herz. Er trat aus seiner Deckung hervor und befahl den anderen mit einem Handzeichen hier zu bleiben.
Er verschwand in seinem Quartier, in dem er noch vor kurzem so tief und sicher geschlafen hatten, bis man ihn jäh weckte. Er war ein friedlicher einfacher Mann, aber wenn man ihn auf diese Art weckte und mit haltlosen Vorwürfen bombardierte, konnte er durchaus nachtragend sein! Er mochte Harmerti irgendwie und ertappte sich dabei, wie er Entschuldigungen für dessen Verhalten suchte.
Wenig später tauchte er aus der Tür wieder auf und rannte zu den anderen. Von weitem hörte man Schritte die schnell näher kamen. Sie drückten sich tief in den Schatten und hielten die Luft an. Zwei von Harmertis Tok’ra eilten kühl und wortlos an ihnen vorbei ohne sie zu sehen.
Der Colonel stieß erleichtert die Luft aus. Sam warf ihm einen Blick zu, der zu sagen schien: das war knapp. O’Neill zog die Augenbrauen hoch und antwortete auf die gleiche Weise mit einem entschiedenen: Es hat doch geklappt, oder nicht? Wer sich so gut kannte sie sie, konnte auf Worte verzichten.
Jack öffnete die Hand. Ein glänzender metallischer Gegenstand kam zum Vorschein. Irgendwie erinnerte er an eine Münze, auch wenn Sam und Daniel sich nicht erinnern konnten jemals so etwas gesehen zu haben. Hastig drückte er die „Münze“ und bekann hektisch zu flüstern. „Es wird Zeit für uns hier zu verschwinden! Ich würde vorschlagen Du kommst uns jetzt abholen. Ach und noch etwas: erwarte keinen herzlichen Empfang von unserem Freund Harmerti.“
„Wann hätte ich den jemals bekommen!“ antwortete das glänzende Ding mit der Stimme von Lantash.
Sam, Daniel, Ria und Teal’c sahen ihren Colonel fragend und offensichtlich überrascht an, ganz so als erwarteten sie eine Erklärung.
„Was denn?“ fragte dieser nur. „Was ist? Habt ihr gedacht ich komme hier her zu diesem... diesem..... schleimigen Schlangending von Yu ohne einen Plan B? Ich bin doch nicht verrückt!“ Und damit war das Thema für ihn erledigt. „Lantash kann uns hier nicht herausholen, wenn wir nicht auch unseren Teil dazu beitragen.“ Fuhr er fort. „Wir müssen auf die Brücke!“
„Dann können wir den Handel mit Yu wohl als geplatzt ansehen.“ Meinte Daniel trocken.
„Na das will ich doch hoffen! War sowieso eine ganz schlechte Idee...“
Es dauerte nicht lange und sie erreichten die Brücke. Sam und Daniel kannten den Weg, was eindeutig ein Vorteil war, denn die Gänge eines Mutterschiffes sind meilenlang und gleichen sich so sehr, daß sie für einen normalen Menschen manchmal nicht zu unterscheiden sind.
Es überraschte Jack und besonders Teal’c, daß sie auf ihrem Weg nicht ein einziges Mal jemandem begegneten. Es waren wirklich nur eine Hand voll Tok’ra an Bord und die waren scheinbar anderweitig beschäftigt.
Schon von weitem hörte O’Neill die laute tiefe Stimme Harmertis. Er stritt sich derart laut mit Lantash, daß sie in aller Ruhe eintreten und im Hintergrund stehen bleiben konnten, ohne daß man sie bemerkte.
„Was stellt es denn für ein Problem dar, wenn ich an Bord komme....“ fragte Lantash in ziemlich scharfem Ton.
„Du störst meine Verhandlungen!“
„Wie kann ein vom Rat beauftragter Bote dich stören, außer du hast etwas zu verbergen!“
„Ich kenne euch genau! Ich weiß daß ihr mir nicht vetraut! Wie soll ich arbeiten, wenn man mich nicht läßt? Verschwinde und sage dem Rat, daß sie das Ergebnis noch früh genug erfahren werden!“
„Ich werde erst gehen wenn mein Auftrag erfüllt ist. Ich verlange an Bord zu kommen und mich umsehen zu dürfen! SOFORT!“ Lantashs Gesicht war vom Zorn gerötet als er den Kopf leicht neigte und an Harmerti vorbei in den Hintergrund schaute.
Besonders Jack war das ein innerer Vorbeimarsch. Er schob die Hände in die Hosentaschen und freute sich in aller Seelenruhe auf Harmertis Gesicht, wenn er ihn bemerkte.
Harmerti drehte sich um. Seine Augen begannen zu glühen. „IHR ...!“ donnerte er „wie konntet ihr entkommen!“ Es hatte sich noch nicht bis zu ihm herumgesprochen, daß sie aus dem Gefängnis entkommen waren. Mit Genugtuung erkannte Jack, daß sie die Wachen wohl fachgerecht außer Gefecht gesetzt haben mußten, aber er wurde jäh unterbrochen.
Yu stürmte auf die Brücke. Er sagte nichts. Er sah von einem zum anderen, überzeugte sich daß die Informationen die er von der Feng erhalten hatte, richtig waren, machte kehrt und wollte die Brücke augenblicklich verlassen. Ein weiteres Schiff der Tok’ra war nicht vereinbart gewesen, womit sich die Verhandlungen seines Erachtens soeben erledigt hatten.
Harmerti eilte ihm nach und warf ihm einen Satz auf Goa’uld zu, den Jack nicht verstand. Es klang irgendwie wütend, aber das tat es bei dieser Sprache immer. Yu blieb einen Moment stehen und drehte sich um. Er zischte eine Antwort und setzte dann seinen Weg fort. Offenbar war er nicht gewillt, sich zum Hierbleiben überreden zu lassen. Innerhalb von zwei Sekunden war er mit seinen Wachen aus dem Raum gerauscht und auf dem Weg zur Feng. Aus der Forderung ihm den Verräter auszuliefern wurde nun ein Ultimatum.
Harmerti scherte sich nicht mehr weiter um SG1, jedenfalls im Moment nicht. Er war mit Lantash vollauf beschäftigt. Wie sie schon zuvor bemerkt hatten, hatte Harmerti durchaus etwas gefährliches und einschüchterndes an sich, wenn er derartig in Rage war. Man kann über die Tok’ra sagen was man will, dachte Jack aber sie drückten sich nie vor einer Auseinandersetzung.
„So dankt ihr mir also meinen Einsatz!“
„Tja, Einsatz allein reicht eben nicht! Das ist es ja gerade! Wir wüßten zu gern wofür du dich genau einsetzt!“ schoß Lantash zurück.
„Ich habe aus Überzeugung für die Tok’ra alles aufgegeben! Reicht das denn nicht, damit ihr mir vertraut? Noch immer nicht? Nach all dieser Zeit?“
Lantash zögerte einen Moment. Offensichtlich schuldeten die Tok’ra Harmerti zu viel um ihn einfach abzuservieren. Lantash schwieg zwar, war aber auch nicht bereit nachzugeben. „Mach dich bereit. Ich komme an Bord.“ Stellte er fest.
„Ich hätte es wissen müssen.“ Zischte Harmerti „Steckst du mit den Tau’re unter einer Decke? Du hast schon immer etwas gegen mich gehabt! Hast du geglaubt, daß du mich so einfach los werden könntest? Versuch es nur! Niemand verrät mich, dafür wirst du bezahlen!“ Seine Stimme war erstaunlich leise geworden. Jack hörte diesen Ton gar nicht gern. Solange Harmerti herumpolterte, wußte man ziemlich genau, was in ihm vorging und konnte entsprechend reagieren, aber das hier.....
Harmertis Augen glühten. In diesem Moment begannen einige Anzeigen zu leuchten und zu piepen. O’Neill hatte keine Ahnung was das zu bedeuten hatte, aber ein rotes Blinklicht schien in keiner Kultur etwas Gutes zu bedeuten. Auch der Rest von SG1 Wurde nervös.
„Was zum...“ entfuhr es Daniel.
„Er lädt die Waffen!“ stieß Ria hervor. In all dem Trubel war sie beinahe in Vergessenheit geraten, aber offensichtlich hatte die Zeit ausgereicht, damit sie sich wieder fing. „Der Bastard lädt die Waffen um einen unserer eigenen Leute abzuschießen!“ Überraschend kraftvoll schob sie sich an SG1 vorbei und packte Harmerti am Arm noch bevor ein anderer reagieren konnte. „Was zum Teufel tust du da!?“ schrie sie ihn an.
Auch Lantash, der einen Moment gebraucht hatte, um die Situation zu deuten, meldete sich nun wieder zu Wort. Sicher hatte die Uschebti für ein Mutterschiff keine nennenswerten Waffen aber mit einem Tel’tak wurde sie ohne große Mühe fertig. Lantash hatte keine Chance wenn es zum Äußersten kam und er wußte das. „Der Rat der Tok’ra weiß, daß ich hier bin. Denk nicht, daß du damit davon kommst! Sie werden dich zur Strecke bringen, dich und deine Shol’va!“
Aber Harmerti überraschte sie ein weiteres Mal. Überrascht und gar nicht mehr wütend trat er von der Konsole zurück. „Ich habe überhaupt nichts getan!“
„Ach ja?“ fuhr Ria ihn an. „Und die Waffen haben sich ganz allein aktiviert!“
Jack konnte regelrecht sehen, wie es hinter seiner Stirn zu arbeiten begann. Er aktivierte die Kommunikation und blaffte etwas mit seiner tiefen Goa’uld-Stimme hinein. Dann wandte er sich wieder seinen Anzeigen zu. „Die Waffen wurden vom Maschinenraum aus bedient. Welche Art von List ist das nun wieder? Wie habt ihr das angestellt?“
„Er hat seine Leute dorthin geschickt um den Verräter zu fassen.“ Flüsterte Teal’c.
„Fein!“ meinte O’Neill laut „Damit wären wir ja wohl aus dem Schneider, oder nicht? Ich meine, wir waren schließlich hier.... und Ria auch, als was-auch-immer mit deinen Waffen passierte. So wie es aussieht war es wohl einer von deinen eigenen Leuten.“ Er baute sich direkt vor Harmerti auf und sah ihm geradewegs in die Augen. Noch einmal glühten sie auf. Dann verschwand der harte Ausdruck aus seinem Gesicht.
Er würde sich nicht entschuldigen! Das hatte er niemals getan. Harmerti war jemand, dem man niemals das Gefühl geben durfte, im Nachteil zu sein, wenn man ihn zu etwas bewegen wollte. Dennoch mußte man ihm eine gewisse Ehrlichkeit entgegen bringen, um mit ihm reden zu können. Jack wußte das ebenso wie Lantash.
„Laß mich an Bord kommen. Laß uns die Sache zusammen aufklären. Harmerti, wir sind nicht deine Feinde!“ bat er.
Ria verschränkte die Arme. „Jedenfalls nicht alle.“ Stellte sie fest
Nur wenige Minuten später erreichten sie das Hangardeck, wo das Tel’tak von Lantash gelandet war.
„Du hast mir einiges zu erklären!“ fuhr Harmerti ihn an. Er sorgte bei allen dafür, daß sie sich aus unerklärlichen Gründen irgendwie schuldig fühlten, außer bei Ria vielleicht. Er mochte seine Fehler haben, aber immerhin war er ein Tok’ra und hatte ihnen in der Tat lange und loyal gedient. Die Situation schien gerade zu absurd: Verbündete beschuldigten sich gegenseitig, während sich einer ihrer größten Feinde, nämlich Yu, unbehelligt aus der Affäre gezogen hatte.
„Das werden wir sehen.“ Lantash versuchte förmlich zu bleiben um keinen erneuten Streit vom Zaun zu brechen. „Der Rat hat mich beauftragt ihnen zu berichten, was du und deine Leute in Bezug auf die Systemlords ganz genau tut. Ich erwarte deinen Bericht.“
„Ich werde dir berichten, sobald ich geklärt habe, wer mein Schiff sabotiert hat. Ganz sicher werde ich meine Pläne nicht in Gegenwart eines Verräters offen legen! Und solange ich nicht weiß wer es ist, werde ich gar nichts erklären, weder dir noch sonst wem.“
„Na ja.“ Meinte Ria trocken. „Das kann ja nicht lange dauern. Es ist ja nicht so, daß ganze Heerscharen von Leuten auf diesem Schiff sind.“
Lantash sah sie genau an. Unter den Abschürfungen auf ihrem Gesicht bildeten sich langsam blau schimmernde Flecken. Jack hatte sich kurz gefaßt als er ihn zu Hilfe rief und nicht lange erklärt was eigentlich los war, aber es konnte kaum ein Zufall sein, daß das Mädchen so aussah. Innerlich begann es in ihm zu kochen und er bemerkte wie sich langsam aber unumkehrbar eine erhebliche Abneigung gegen Harmerti aufbaute.
Doch der Moment in dem man diese Gedanken in seinem Gesicht hätte lesen können war kurz und er endete mit dem Auftauen von Harmertis rechter Hand, jenem namenlosen Tok’ra, den Daniel einfach nur seinen Adjutanten nannte.
„Wir konnten den Sabboteur nicht auffinden aber wir haben Hinweise darauf, daß eine Art von Zeitverzögerungsmechanismus verwandt wurde.“
Harmerti nickte kurz und sein Gesicht wurde wieder hart als er sich zu SG1 umdrehte. „So bleibt es bei dem was ich gesagt habe, jeder von euch kann es gewesen sein, und ich will verdammt sein, wenn ich euch noch einen Moment aus den Augen lasse!“
„Heißt das wir sind deine Gefangenen?“ fragte Jack.
„Gefangene?“ Harmerti grinste und winkte zwei Wachen heran. „Nein, O’Neill. Wenn du mein Gefangener bist, wirst du es merken. Ich lasse euch nur nicht aus den Augen.“
„Das gibt’s doch nicht! Hey!“ rief er ihm nach „Was müssen wir noch tun, damit du uns unsere Unschuld abkaufst! Wenn ich dein Schiff hätte wegsprengen wollen, wäre das längst passiert und glaub mir, bei mir hätte es geklappt. Ich hätte mich dabei nicht so dumm angestellt!“
Harmerti blieb noch einmal stehen und drehte sich um. Seine Augen glühten kurz auf und mit der Arroganz eines Goa’uld sagte er „Wer weiß schon was im Kopf eines Tau’re vorgeht!“ Damit drehte er sich um und ging.
Jack sah verwirrt von einem zum anderen „Wie war denn das gemeint? Was zum Teufel meint er damit?“
„Er traut es uns nicht zu.“ Meinte Daniel.
„Was?“
„So eine Sache ohne Fehler bis zum Ende durch zu ziehen.“
In diesem Moment lief eine Erschütterung durch das Schiff. Ihre Wachen sahen sich ebenso wie SG1 verwundert um.
„Was war das?“ fragte Daniel.
„Eine Explosion.“ Antwortete Teal’c ihm.
„Und zwar keine schwache!“ ergänzte Sam.
Harmerti konnte noch nicht weit gekommen sein, denn nur einen Augenblick nach der Explosion erschien er bereits wieder. Er würdigte SG1 keines Blickes. Er ging an ihnen vorbei zu einem Gerät für die interne Kommunikation des Schiffes. Er rief seine Leute und fragte was passiert sei. Er sprach leise und mit unterdrücktem Zorn in der Stimme so daß man ihn kaum verstehen konnte.
Doch dann drehte er sich schließlich zu ihnen um. „Es hat einen weiteren Anschlag gegeben und dieses mal ohne Zeitverzögerung. Offensichtlich weiß der Täter nicht, daß wir euch bereits wieder in Gewahrsam haben.“ Eine Entschuldigung kam ihm nicht in den Sinn.
„Aha.“ Stellte Jack mit gespielter Überraschung fest. „Na so ein Jammer! Nun mußt du wohl wieder von vorne anfangen und dir einen neuen Sündenbock suchen!“
Statt zu antworten rief der Tok’ra jedoch über eine Konsole sämtliche Daten seiner Leute auf. „So viele sind nicht an Bord. Es wäre doch gelacht, wenn ich nicht herausfinden könnte wer es ist. Also wir sind es nicht.... diese beiden waren auf der Brücke....“ dachte er laut nach. Nach einer Weile erstarrte sein Gesicht. Mit einem Blick befahl er seinen Adjutanten an seine Seite und ließ ihn auf den Bildschirm sehen. „Schaff mir diesen Shol’va hierher!“
Dann drehte er sich zu ihnen um. „So seid ihr also in der Tat unschuldig.“
„Tja das haben wir dir doch gleich gesagt!“ meinte Jack schnippisch.
„Können wir nun reden?“ fragte Lantash. „Ich habe dir gesagt, daß wir nicht deine Feinde sind.“
„Wir werden sehen.“ Es schwang noch immer etwas gefährliches in seiner Stimme mit. Er war nicht in der Stimmung zu langen Diskussionen. Er wollte die Sache mit dem Sabboteur endliche geklärt haben. Wortlos schritt er einige Minuten hin und her, bis zwei seiner Leute auftauchten die einen dritten zwischen sich führten. In dem spärlichen Licht, das auf der Uschebti überall herrschte war nicht gleich zu erkennen wer es war. Doch als die drei näher kamen erkannten sie Anise.
Harmerti faßte sich überraschend schnell. Er begann sofort, sie zur Rede zu stellen.
„Du hast mir einiges zu erklären!“
„Ich wüßte nicht was.“
„Gib es zu! Ich habe Beweise, daß du für diesen ganzen Ärger verantwortlich bist! Also raus mit der Sprache, warum hast du das getan?“
„Ich weiß nicht wovon du sprichst!“
„Ich erwarte eine ANTWORT!“
Anise schien zu erkennen, daß man sie enttarnt hatte aber sie wollte noch immer nicht mit einer Erklärung heraus. Doch Harmerti ließ nicht locker
„Heraus damit oder ich schwöre dir du wirst dir bald wünschen es mir gleich gesagt zu haben!“ zischte er.
Ria zuckte unwillkürlich zusammen. Sein Ton erinnerte sie zu sehr an ihr eigenes Verhör. Lantash bemerkte ihre Reaktion was seine Abneigung gegen Harmerti nur noch verstärkte. Er versuchte sich nicht völlig von diesem Gefühl in Besitz nehmen zu lassen.
„Du machst es dir einfach.“ Begann Anise „Wie immer!“
Langsam fuhr sie fort, doch kaum hatte sie angefangen kamen die Worte immer schneller. Sie schienen förmlich aus ihr heraus zu sprudeln! „Du tauchst nach einhundert Jahren einfach wieder auf und beginnst sofort damit, alles an dich zu reißen. Jede auch nur halbwegs wichtige Aufgabe darf nicht ohne deine Einflußnahme wahrgenommen werden. Alles was wir uns in der langen Zeit ohne dich aufgebaut haben, wurde in nur wenigen Wochen von dir völlig zunichte gemacht. Mag sein, daß sich der Rat der Tok’ra von dir hat hinters Licht führen lassen. Mag sein, daß sie sich unwissentlich in eine neue Abhängigkeit begeben haben, aber ich kenne dich! Ich kenne dich gut genug um zu sehen, daß du uns nur schadest! Es ist mir egal was aus mir wird, wenn ich die Tok’ra nur von dir erlösen kann!“
„Du hättest es sagen können, wenn du mit mir nicht einverstanden warst. Ich bin sicher, der Rat hätte dich angehört!“
„Der Rat! Wann haben sie sich jemals auf eine Vorgehensweise einigen können, wenn es dich betraf! Du machst uns schwach! Das war schon immer so. Ich habe nur versucht das zu tun, was nötig war. Es wird Zeit daß du wieder verschwindest!“
„Also war deine Loyalität nichts als Heuchelei?“
„Du hast meine Loyalität nicht verdient!“
Harmerti sah sie wortlos an. Er war nicht wütend, weil sie ihn verraten hatte. Er war auch nicht enttäuscht, weil sie so lange zusammen waren und dennoch nicht in der Lage dazu, eine einfache Meinungsverschiedenheit auf normale Art zu lösen.
Er war wütend, maßlos wütend darüber, daß es jemand geschafft hatte, ihn so hinters Licht zu führen. Niemals hatte sich ihm jemand auf eine solche Art und Weise widersetzt, schon gar nicht eine Gefährtin, von der er Treue und Ergebenheit erwartete. Es würde seinem Ruf und seinem nicht geringen Ego schaden, wenn diese Geschichte die Runde machte. Er haßte sie dafür.
Wenn er schon auf diese Art bloß gestellt wurde, dann durfte er auf keinen Fall ohne ein Ergebnis zurück kehren. Die Verhandlungen mußten stattfinden und zu einem akzeptablen Ergebnis führen.
Er wandte sich dem Tok’ra neben ihm zu. „Stelle eine Verbindung zu Systemlord Yu her. Sag ihm wir haben den Shol’va und werden ihn ausliefern. Es wird keine weiteren Störungen geben.“
„Was?“ platzte Lantash heraus „Das kannst du nicht tun! Wir liefern unseres Gleichen nicht an den Feind aus!“ Davon einmal abgesehen wußte Anise viel zu viel. Sie kannte einer Menge kleiner Tok’rageheimnisse, die durchaus eine Bedrohung darstellten.
„Und ob ich das kann!“ Harmertis Stimme war fest und duldete keinen Widerspruch. „Sperrt sie ein!“
„Was?“ Jetzt war es Jack der den Mund nicht halten konnte. „Das kann doch nicht wahr sein! Ich glaube ich habe mich verhört. Hast du nicht eben selbst bewiesen, daß wir mit der Sache nichts zu tun haben?“
„Das habe ich. Und ich habe weiterhin gesagt, daß ich keine weiteren Störungen dulde und ihr seid ein beachtlicher Störfaktor. Der Plan wird geändert. Von jetzt an dulde ich weder eine weitere Einmischung noch wünsche ich Überraschungen. Schafft sie weg!“
Sie bleiben gerade noch lange genug auf dem Hangardeck, um die Ankunft von Yus Wachen mitzuerleben. Harmertis Leute übergaben ihnen Anise wortlos und nach ein paar Minuten verschwanden sie wieder. Danach widmeten sie ihre gesamte Aufmerksamkeit SG1, Ria und Lantash.
Es war egal in welches Gesicht man sah, sie waren alle nicht begeistert davon, wieder unter Arrest gestellt zu werden. Die Wachen wußten daß die Tau’re geschickte Kämpfer waren und daß sie ihren Kameraden bereits einmal entkommen konnten. Sie hielten einen guten Abstand zu ihnen um bei einem eventuellen Angriff gewappnet zu sein. Aber trotz allen Mißtrauens rechneten sie nicht ernsthaft mit einem Fluchtversuch. Schließlich war ihre Gefangenschaft nur verübergehend. Es gab also keine Grund für sie zu fliehen.
Colonel O’Neill sah das natürlich anders. Er haßte es so abgefertigt zu werden. Davon einmal abgesehen hatte ihn irgend etwas an Harmertis Ansprache stutzig gemacht. Was meinte er mit „der Plan wird geändert“? Sollte es ihm gelingen, sie ein weiteres mal einzulochen, dann hatte er keine Chance mehr bei dieser Sache mitzumischen. Eigentlich war er kein Freund von großer Politik aber der Teufel sollte ihn holen, wenn er diese Verhandlungssache mit Yu Harmerti allein überließ!
Schlossen sich die Türen der Zelle erst einmal hinter ihnen, war es schwer dort wieder heraus zu kommen also blieb ihm nur ein Wahl: sie mußten es jetzt versuchen.
O’Neill warf Teal’c einen unauffälligen Blick zu. Das gleiche tat er mit Sam, Lantash und Daniel. Sie kannten sich gut genug um zu wissen was er vor hatte. Nur Ria war ein Faktor, den sie nicht einschätzen konnten. Zugegeben, sie hatte sich gut gehalten für ein so junges Ding, und sie hatte sich als ebenso unschuldig erwiesen, wie SG1 selbst, aber trotzdem wußte niemand wie sie sich in einem Kampf verhalten würde. Doch sie hatten keine Zeit, sich über sie den Kopf zu zerbrechen. Es waren nur zwei Wachen mit Stabwaffen. Irgendwie mußte das doch zu schaffen sein!
Sie durchquerten ein Halle mit einigen Säulen, die früher eine Art Thronsaal gewesen sein mochte. Jack gab Teal’c, der neben ihm ging, ein Zeichen und einen Augenblick später sprangen sie beiseite hinter die Säulen. Die anderen taten es ihnen gleich.
Die Wachen waren so überrascht daß sie keine Gelegenheit hatten zu schießen. Augenblicklich waren die Gefangenen hinter den Säulen verschwunden. Wie Geister wechselten sie ihre Verstecke immer dann, wenn die Wachen gerade nicht hinsahen. Immer wenn sie eine Bewegung wahrnahmen und ihr nachgingen, waren die Gesuchten schon verschwunden.
Langsam und möglichst leise schlichen sie vorwärts und sahen sich um. Jack lugte vorsichtig hinter seiner Säule hervor. Er konnte eine der Wachen sehen, die ihm den Rücken zuwandte. Er tastete sich vor, Stück für Stück, immer näher... leise. Gleich war es so weit. Gleich. Als er plötzlich das Zischen einer aktivierten Stabwaffe neben sich wahrnahm. Vorsichtig drehte er den Kopf und sah in die Waffe der zweiten Wache, die er wohl irgendwie aus den Augen verloren haben mußte. Das war es dann wohl. Dachte er gerade noch.
Die andere Wache drehte sich nun auch um und kam auf ihn zu, als die anderen aus ihren Verstecken sprangen und sie überwältigten.
Die kleine Ria hatte genau den Tok’ra zu Boden geworfen, der auf Jack zielte. Lantash beförderte ihn nur Sekunden später ins Reich der Träume. Ria sah O’Neill triumphierend an.
„Ich glaube du schuldest mir was.“
Der Colonel schüttelte nur den Kopf darüber.
SG1 lief die Zeit davon. Sie wußten nicht was Harmerti vor hatte oder warum er sich so verhielt, aber das mußten sie unbedingt herausfinden. Es war kein Problem durch das Schiff zu gelangen. Seine Tok’ra schienen allesamt anderes zu tun zu haben.
Vielleicht wäre es die bessere Idee gewesen zum Hangar zu gehen und zu verschwinden aber die Neugier hatte gesiegt. So hatten sie sich auf den Weg zur Brücke gemacht und hörten nun bereits Harmertis Stimme durch die offene Tür.
O’Neill und Lantash spähten vorsichtig um die Ecke, und sahen den großen Tok’ra der es sich gelassen in einem Sessel bequem gemacht hatte und sich mit Yu auf Goa’uld unterhielt. Jack empfand diese Situation als einigermaßen gespenstisch. Man konnte ihm geradezu ansehen wie er versuchte, das gesehene in den richtigen Zusammenhang zu bringen. Ein paar Sekunden kauerten sie alle zusammen dort bis Lantash und Teal’c plötzlich erstarrten. Sie sahen sich kurz an.
„Oh nein!“ stieß Lantash aus. Es war nicht klar ob es sich dabei um eine Kampfansage oder den Ausdruck einer Befürchtung handelte. Jedenfalls stürzten beide im selben Moment aus ihrem Versteck.
„Was zum....“ war alles was O’Neill heraus brachte. Wie kam er nur darauf, daß er hier das Kommando hatte und somit alle anderen eigentlich tun sollten was er sagte? Er gab den anderen ein Handzeichen und sie folgten den beiden voran stürmenden.
Harmertis Kopf flog überrascht herum. Er sprang von seinem Sessel auf und sah ihnen mit haßerfüllten glühenden Augen entgegen. Ohne zu zögern griffen Teal’c und Lantash ihn an, aber er schaffte es seine Hand rechtzeitig zu heben. Im letzten Moment sahen sie, daß er einen Goa’uldhandschuh trug aber es war zu spät um der Entladung noch auszuweichen. Mit einem Krachen traf die Druckwelle zuerst Teal’c und danach Lantash und beförderte sie an die rückwärtige Wand der Brücke. Die Zeit reichte aus, daß alle anderen irgendwo Schutz suchen konnten aber woher hatte Harmerti diesen Handschuh? Nun gut, es mußte wohl ein Beutestück sein.
Vorsichtig sah O’Neill hinter der Konsole hervor, die ihm als Deckung diente. Sofort wurde er von Harmerti angegriffen, was ihn dazu zwang erneut den Kopf einzuziehen. Daniel und Sam erging es nicht anders. Ria befand sich am weitesten außerhalb seiner Schußlinie.
So jedenfalls bekamen sie ihn nie aus seinem Versteck. Jedes Mal wenn einer von ihnen versuchte auf ihn zu schießen bekam er sofort eine geballte Ladung Goa’uldtechnologie zu spüren.
Noch während Jack darüber nachdachte, wie das Problem zu lösen sei, sprang Ria aus ihrer Deckung. Es sah so aus, als wollte sie den beiden Verletzen helfen, die sich noch immer an der Wand zusammenkrümmten.
„Ria! Nein!“ rief Jack aber gleichzeitig erkannte er auch die Chance die das Mädchen ihnen damit verschaffte. Er gab seine Deckung auf. Er zielte auf Harmerti, drückte ein paar mal ab und duckte sich wieder.
Jack hatte keine Ahnung ob oder wie oft er getroffen hatte aber Rias kleine Ablenkung hatte ihm wenigstens die Möglichkeit dazu gegeben. Nun lag sie bewußtlos bei Teal’c und Lantash und er hatte keine Ahnung wie es ihm ging.
Schnell verdrängte er den Gedanken an sie und warf einen weiteren schnellen Blick hinter seiner Deckung hervor. Harmerti stand gebeugt da und hielt sich die rechte Schulter. Zwischen seinen Fingern quoll Blut hervor. Die Hand mit der Waffe hing schlaff herunter. O’Neill gratulierte sich selbst kurz zu diesem Treffen, gab Sam und Daniel ein Zeichen und stürmte dann vor.
Harmertis Augen glühten als er erkannte, daß er nun keine Chance mehr hatte und drehte sich um, um zu fliehen. O’Neill blieb stehen hab die Waffe und zog den Abzugshahn seiner Pistole zurück, was ein unverkennbares Klicken verursachte. „Tu das nicht.“ Sagte er mit leiser Stimme.
Der Tok’ra blieb stehen und drehte sich langsam um. „Du hast keine Ahnung mit wem du dich anlegst, Tau’re. Laß mich gehen und ich verspreche dir einen schnellen Tod.“
Jack ließ seine Augen nicht von ihm. Am Rande seines Gesichtsfeldes, erahnte er Sam, die sich ein gutes Stück von ihrem Colonel entfernt aufbaute und ebenfalls auf den blutenden Harmerti zielte. Daniel war zu ihren verletzen Freunden gegangen und versuchte festzustellen wie es ihnen ging.
Der Aufprall den das Handgerät verursacht hatte war enorm und hatte zu zahlreichen Verletzungen geführt aber die Tok’ra waren hart im nehmen. Ihre Symbionten drosselten die Schmerzempfindung und halfen ihnen so auf die Beine.
„Aber ich weiß es!“ antwortete Lantash auf die Drohung. „Ich habe dir einmal gesagt, daß es dein Tod sein wird wenn ich jemals herausfinde, daß du uns betrogen hast.“
„Könnte mich jetzt bitte jemand aufklären wofür ich soeben meinen Hals riskiert habe? Ich dachte wir haben den Sabboteur?!“ blaffte O’Neill. Ein sehr sehr ungutes Gefühl stieg in ihm auf und er war sich sicher, daß er nicht hören wollte, was Lantash nun zu sagen hatte.
„Unser Freund Harmerti hat mit Yu die Bedingungen eines Übertrittes zu den Goa’uld verhandelt. Offensichtlich wollte er sein altes Gebiet zurück.“
Jack sah ihn anklagend an. Er machte den Mund auf und wortlos wieder zu, während er weiterhin auf Harmerti zielte. Er war ein Profi und wußte daß man eine so gewiefte uralte Schlange wie ihn für keine Sekunde aus den Augen lassen durfte. Aber es war doch ein ziemlicher Brocken, den er da zu schlucken hatte.
„Dann ist dir Anise einfach nur in die Quere gekommen? Oder war sie dabei herauszufinden was du vorhast und hat versucht für sich selbst Nutzen daraus zu ziehen indem sie dich absetzt?“ Die Frage kam von Sam. Auch sie konnte kaum glauben was sie hier hörte.
„Stellt euch nicht dümmer als ihr seid, Tau’re! Glaubt ihr, daß es auf meinem Schiff solche Zufälle gibt? Alles lief genau nach Plan.“
„Nach Plan? Du meinst ihre Auslieferung gehörte zum Plan? Und was ist mit uns? Wo bleiben wir bei deinem Plan?“
„Ich brauchte schließlich jemanden, dem ich die Sache in die Schuhe schieben konnte. Warum sonst hätte ich mich mit euch Großmäulern abgeben sollen? Ich werde längst meine alte Stärke wieder erlangt haben, bis irgend jemand bemerkt, was passiert ist. Keine der beiden Seiten hat es geschafft für Ordnung zu sorgen, weder die Tok‚ra noch die Goa‚uld. Es wird Zeit, dass sich das ändert!“
Auch Ria hatte sich nun aufgerappelt. Ein Teil ihres Gewandes war versengt und die Haut darunter sah nicht besser aus. Ein Glühen in ihren Augen verriet die Anwesenheit von Thetis.
„Ich kenne dich länger als irgend jemand sonst. Wie konntest du alles verraten woran wir geglaubt haben. Wie konntest du all jene verraten die zu dir gehalten haben, so wie ich?!“
Harmerti lachte. Er schien sich wirklich zu amüsieren aber seine Augen lachten nicht mit. „DU? Du hast zu mir gehalten? Du warst eine Plage vom ersten Tage an! Deine Anwesenheit hat mich krank gemacht und das einzige was mich oft die Ruhe bewahren ließ war der Gedanke, daß ich dich eines Tages töten würde!“
„Daraus wird nun wohl nichts mehr!“
Harmerti begann teuflisch zu grinsen. Er beugte sich vor, sah in ihr jugendliches Gesicht mit den glitzernden hellgrauen Augen und flüsterte verschwörerisch: „Wer sagt denn sowas?“
In diesem Moment erhielt das ganze Schiff einen harten Schlag, den alle Anwesenden bis in die Knochen spürten. Das Kreischen von sich verformendem Metall hing in der Luft. Das Licht begann zu flackern.
Sofort flogen Lantashs Hände über die Tastatur einer Konsole. „Es ist die Feng!“ schrie er durch den Lärm.
Jack sah noch einmal in das triumphierende Gesicht Harmertis und suchte darin eine Sekunde lang den Mann den er kannte und den er mögen gelernt hatte. Aber er fand ihn nicht. Alles was er sah war ein größenwahnsinniger Goa’uld, übergeschnappt und bösartig bis aufs Blut wie alle seiner Art. Er wollte dieses Gesicht nie wieder sehen. O’Neill holte aus und schlug Harmerti mit seiner Pistole hart ins Gesicht. Sein Kopf flog herum und er fiel bewußtlos zu Boden. Dann drehte er sich um, er faßte seine Waffe am Lauf an und hielt den Griff in Rias Richtung. „Hier,“ meinte er kalt „knall ihn ab wenn er sich bewegt.“ Er meinte was er sagte und in seinem Gesicht stand geschrieben, daß er ihr nicht böse sein würde wenn sie es tatsächlich tat.
Ria nahm die Waffe entgegen. „Das werde ich!“ antwortete sie und sie meinte es genauso ernst.
Er trat einen Schritt vor um sich wieder mit einem weiteren dringenden Problemen zu befassen und dieses Problem trug den Namen Feng.
„Kann es sein, daß Yu den Deal mit Harmerti als abgeschlossen und gültig ansieht?“
Niemand antwortete darauf. Es war mehr als offensichtlich, daß es so war. Sie wußten nicht was er Yu versprochen hatte, aber sie konnten es sich denken. Wie aufs Stichwort erschien das asiatisch aussehende Gesicht des Systemlords auf dem Bildschirm. Er stieß ein paar Worte auf Goa’uld aus und verschwand sofort wieder.
„Er stellt uns ein Ultimatum.“ Übersetzte Teal’c. „Er verlangt die Herausgabe Harmertis innerhalb kürzester Zeit oder wir werden dieses System höchstens in Form von Trümmern verlassen.“
„Das kommt nicht in Frage.“ Stellte Lantash fest. „Er kennt zu viele unserer Geheimnisse. Selbst die Tatsache daß er Anise hat, ist für uns kaum zu verschmerzen. Schon das wird uns viel zu viel kosten.“ O’Neill registrierte daß sich Martoufs weiches Gesicht unter dem Einfluß seines Symbionten in eine harte Maske der Entschlossenheit verwandelte. Innerhalb weniger Stunden war es ihm so gelungen, die Abneigung, die der Colonel ihm entgegen brachte, deutlich zu verringern.
“Aha. Dachte ichs doch. Irgendwelche Vorschläge?“
„Na ja....“ meinte Daniel „vielleicht sollten wir einfach von hier verschwinden?“
Alle sahen ihn verdutzt an. Es lag auf der Hand. Waren sie nur nicht darauf gekommen oder waren sie so sauer auf die Goa’uld, daß sie in jeder noch so verzwickten Lage eine Möglichkeit suchten, ihnen irgendwie zu schaden?
„Das ist ein wirklich guter Vorschlag, Doktor Jackson.“ Stellte Teal’c fest.
„Ja. Ja das finde ich auch.“ Auch Jack hatte wieder zu sich gefunden. „Kriegen sie das hin?“ fragte er Sam.
„Ähm, klar, aber es dauert einen Moment, die Energie und die Maschinen hochzufahren.“
„Ah! Wie lange?“
„Keine Ahnung... ein paar Minuten vielleicht.“
„Ein paar Minuten....“ murmelte er „kann ja nicht so schwierig sein...“ Dann wurde seine Stimme wieder lauter „Dann los! Worauf warten sie noch?“
Sam setzte sich sofort in Bewegung und fuhr die Maschinen an.
Im selben Moment bewegte sich auch die Feng.
„Oh!“ entfuhr es Daniel. „Ich glaube die Botschaft ist angekommen.“
„Ja, sicher haben sie bemerkt was wir vorhaben. Haltet euch fest Leute. Gleich wird’s ungemütlich!“
Noch bevor Jack den Satz vernünftig beenden konnte erhielt die Uschebti einen weiteren Treffer.
„Noch einen von dieser Sorte vertragen wir nicht!“ schrie Lantash. „Ich fliege ein paar Ausweichmanöver, dafür reicht die Energie gerade noch!“ Ohne auf Zustimmung zu warten begann er einen zufälligen Kurs zu fliegen. Verzweifelt versuchte er Abstand zur Feng zu bekommen aber sie konnte mühelos mithalten. Vermutlich hatte Yu den Oldtimer nach und nach etwas aufgerüstet. Immer wieder konnte sie feuern und langsam fragte sich Lantash wo sie die Energie für diesen Kraftakt hernahm. Einige Feuerstöße schrammten nur haarscharf an der Uschebti vorbei. „Beeil dich Sam!“
„Ich mach ja schon so schnell ich kann!“ Mit zitternden Händen klammerte sie sich an der Armatur fest und starrte wie gebannt auf die Anzeigen. Sie hatte alles getan was nötig war um den Vorgang zu beschleunigen aber es dauerte nun mal solange es eben dauerte, bis die Energie für den Antrieb geladen war.
Inzwischen mühte sich Lantash damit ab, der Feng so gut es ging auszuweichen. Dabei waren die beiden Schiffe unbemerkt einem kleinen Mond nahe gekommen. Gerade als es so aussah als wäre Yu doch noch erfolgreich, kam Lantash ein rettender Gedanke. Eigentlich war es eher eine Verzweiflungstat aber manchmal ist beides dasselbe und hier war das wohl der Fall.
Er war sich der Gefahr bewußt als er einfach schnurstracks auf den Mond zuhielt. Ohne weitere Ausweichmanöver waren sie für Yus Schiff ein leichtes Ziel.
„Wir haben Energie!“ rief Sam, aber Lantash war voll konzentriert. Er fixierte den Mond, der schnell näher kam und bald den ganzen Schirm ausfüllte.
Jack sah was dort passierte und biß die Zähne zusammen. Er hätte gerne etwas gesagt, irgendetwas, aber es ging viel zu schnell und irgendwie wollte ihm nicht das richtige einfallen.
Im letzten Moment riß Lantash das Steuer herum und tauchte unter dem Mond hindurch. Die Feng drehte nach oben ab und überflog den Mond um die Uschebti auf der anderen Seite erneut ins Visier zu nehmen.
Aber Lantash dachte nicht daran dem Feind diese Möglichkeit zu geben. Noch während das gegnerische Schiff auf der Oberseite des Mondes war und sie für einen Moment aus den Augen verlor, kehrte er den Schub um und startete den Hyperantrieb. Die Feng brauchte einen Moment zu lange, um die Trägheit die sie immer weiter von ihrem Ziel fort trug zu überwinden und den Kurs zu ändern.
Yu begriff daß er verloren hatte als er das Aufflammen des Antriebes der Uschebti sah. Wütend stieß er einen Fluch aus! Dafür würden sie bezahlten. Niemand hielt einen Systemlord ungestraft zum Narren. Noch hatte er eine von ihnen und er würde sie schon noch zum Reden bringen! Bisher war Anise keine Gefangene gewesen sondern mehr eine Versicherung, aber nun wies Yu seine Wachen mit einem Nicken an, sie ihn Gewahrsam zu nehmen. Erschrocken wich sie zurück aber die Wachen packten sie trotzdem und zerrten sie mit sich fort.
Nur eine Woche später fand man O’Neill in einer Tok’rabasis wieder, wie er vor dem Sitzungssaal des Hohen Rates saß. Drinnen fand die Verhandlung über Harmertis Verrat statt.
Er hatte nichts geleugnet und sich darüber hinaus selbst nach einer Woche langer ermüdender Gespräche als nicht belehrbar erwiesen. Jack sollte als Zeuge vernommen werden aber er wollte Harmerti niemals mehr gegenüberstehen. Unter keinen Umständen. Die Tok’ra hatten das akzeptiert. Sie hatten es akzeptieren müssen, denn er hätte sich ansonsten geweigert auszusagen.
Eigentlich war die ganze Verhandlung eine Farce. Das Urteil stand längst fest. Die Tok’ra konnten es sich nicht leisten ihn am Leben zu lassen. In dieser Hinsicht waren sie erstaunlich konsequent. Es war einfach nur eine Formsache.
Ab und zu hatte Jack gehört wie man seinen Tod bedauerte. Trotz allen Verrates schien man ihn nach wie vor als bedeutendes schwer ersetzbares Mitglied der Tok’ra anzusehen. O’Neill war das egal, solange es niemand wagte ihm ins Gesicht zu sagen daß alles nur ein Mißverständnis sei....
Noch während er grübelnd wie so oft in den letzen Tagen an die Wand gelehnt da saß kam Ria um die Ecke geschlendert. Wortlos ließ sie sich neben ihm nieder.
„Beraten sie noch?“ fragte sie.
„Ja!“
„Ich habe auch noch nicht ausgesagt.“
„Aha.“
Wieder schwiegen sich beide an. Jack dachte noch einmal an ihre Flucht. Er dachte daran wie entschlossen und zuverlässig das Mädchen gewesen war, als es daran ging, die übrigen von Harmertis Tok’ra an Bord gefangen zu nehmen. Davon einmal abgesehen hatte sie ihm in der Säulenhalle möglicherweise das Leben gerettet. Vielleicht waren diese Schlangen doch nicht alle gleich. Zumindest respektierte er sie jetzt.
Sie war jung, sehr jung und die Sache mit Harmerti hatte Spuren hinterlassen. Sie vermieden es seit diesem Tag über ihn zu sprechen oder auch nur seinen Namen in den Mund zu nehmen. Die körperlichen Wunden waren vielleicht verheilt, die seelischen jedoch waren tiefer und es würde noch lange dauern bis sie sich zu schließen begannen.
„Redest du immer so viel?“
„Hmm.“
„Ach? Und ich dachte immer alte Leute reden viel, .... du weißt schon.... damals war alles besser und so....“
Jack sah sie mit grimmigem Gesicht an, dann begann er langsam zu grinsen und schließlich sogar zu lachen. „Ich bin noch lange nicht so alt wie ich aussehe! An meinen grauen Haaren seid einzig und allein ihr Tok’ra schuld, und zwar durch solche Aktionen wie die von na-du-weißt-schon-wem!“
Ria sprang empört auf und stemmte die Hände in die Hüften. In ihren Augen glitzerte es jedoch verräterisch. „Ach ja, alter Mann?“ Sie begann zu lachen. „Das glaube wer will!“
Sie lachten sich einen Moment an, doch dann wurde Jack zu seiner Aussage herein gerufen.
„Darüber reden wir noch Mädchen!“ Sie hatte es tatsächlich geschafft ihn aufzuheitern und ihm etwas von seiner Verbitterung zu nehmen, die er über Harmertis Verrat empfand, denn er hatte ihn tatsächlich gemocht.
„Da bin ich aber gespannt! Bei so alten Leuten weiß man ja nie ob sie sich beim nächsten Treffen überhaupt noch an einen erinnern!“ rief sie ihm nach.
Jack tat als hätte er es nicht gehört aber er kam grinsend in den Sitzungssaal, was ein wenig Verwirrung unter den Zuschauern hervor rief. Die Kleine konnte es einfach nicht lassen. Das letzte Wort schien unwiderruflich ihr zu gehören.E N D E