Disclaimer: Keiner der erwähnten Charaktere gehört mir, ich mache kein Geld damit. Lasst mich nur ein wenig mit ihnen spielen!
Rubrik: Crossover, Humor
Fandom: Highlander/Buffy tVS
Charaktere: M, J / G, S und ein Überraschungsgast von außerhalb
Zusammenfassung: Fortsetzung von "Urlaub gefällig?". Diesmal verschlägt es Joe und Methos nach Sunnydale.
Großes DANKE an Birgit für's Korrektur lesen. (Und glaubt mir, Deutsch-Lehrer können so grausam sein!) Falls dennoch irgendwelche Fehler in der Story sein sollten, geht das auf unsere Kappe!
Datum: 2001


Hat hier jemand was von Urlaub gesagt?
 by  Counselor und Jeherion



ACHTUNG: Diverse grundlegende Fakten und Aussagen aus der Highlander-Serie haben wir bei dieser Story NICHT berücksichtigt!

Das Geräusch der unablässig auf den Wagen prasselnden Regentropfen wirkte einschläfernd - nicht gerade geeignetes Wetter für eine längere Autofahrt. Joe Dawson gab sich einen Ruck, warf einen letzten Blick über die Schulter auf die sorgfältig gepackte Reisetasche auf dem Rücksitz und griff zum Zundschlüssel, als sich plötzlich die Beifahrertür öffnete und eine völlig durchnässte Gestalt auf den Sitz neben ihm hopste.

"Ah, da hab' ich dich gerade noch erwischt...." tönte es dem völlig verdutzten Barbesitzer entgegen. "Lass mich nur schnell meine Sachen.... ah... Moment!" Ein olivfarbener Leinen-Rucksack gesellte sich zur Tasche auf den Rücksitz während ein kleinerer Beutel im Fußraum verstaut wurde. "Jetzt können wir los!"

Dawson überwand seine kurzfristige Sprachlosigkeit und polterte los: "METHOS! Was willst du hier? - Du machst ja alles naß .. und überhaupt ... raus aus meinem Wagen!" Beiläufig nahm er das belustigte Funkeln in den grün-braunen Augen seines Gegenübers wahr, was ihn nur noch mehr in Rage brachte. "Ich fahre jetzt für ein paar Tage weg - hörst du? ICH, nicht WIR!" Demonstrativ zog er den Schlüssel aus dem Zündschloß und blickte den jugendlich wirkenden Unsterblichen provozierend an. Dieser schien durch das abweisende Verhalten keineswegs beunruhigt und öffnete mit stoischer Ruhe seinen Beutel.

"Ich hab' Leberwurst-Brote mitgebracht!", thriumphierend präsentierte der Unsterbliche das Objekt seiner Begierde.

Auch das konnte Joe nicht überzeugen. "Ich mag keine Leberwurst!"

"Aber ich!", Methos schälte sich aus dem nassen Trenchcoat, machte es sich auf dem Sitz bequem und fing an seine Reiseverpflegung zu dezimieren. "Übrigens, finde ...... ich..... mhmmm, lecker.... ähm, ich finde es eine......gute Idee......", gedankenverloren kaute er vor sich hin.

"Was ist eine gute Idee?", grummelte Joe, der sich noch immer nicht mit der Tatsache einen Beifahrer zu haben abgefunden hatte.

"Daß du nach Süden fährst. Ich meine, schau dir doch dieses miese Wetter an - ein bißchen Sonne wird unseren erschöpften, alten Knochen gut tun!" Um die Worte 'erschöpft' und 'alt' noch einmal zu bekräftigen, drehte der Unsterbliche die Rückenlehne in Liegeposition und lümmelte vor sich hin.

"Und wenn ich nun nicht nach Süden fahre - was machst du dann?"

Methos klimperte kokett mit den Wimpern. "Wo immer du hingehst, da will auch ich sein! Außerdem, wenn du nach Norden wolltest, wozu würdest du dann die ganzen Straßenkarten der Westküste bis runter nach Mexico brauchen?"

Für diese - aus einer logischen Schlußfolgerung resultierenden - Tatsache fand Joe keinerlei Ausrede und alles Leugnen würde ihm nichts nutzen. Er nahm sich vor, in Zukunft sämtliche Karten unter dem Sitz zu verstauen und erst im äußersten Notfall hervorzuholen. Wieder musterte er seinen ungebetenen Beifahrer aus den Augenwinkeln und als er seine Gehirnwindungen bis auf das Äußerste strapaziert hatte, entblößte sich vor seinem inneren Auge die vermeintliche Lösung des Problems. Mit einem unverschämten Grinsen wandte sich der Beobachter an seinen Begleiter: "Du willst doch nicht etwa ohne Schwert auf Reisen gehen?"

"Natürlich nicht! Das wäre glatter Selbstmord!" erwiderte Methos belehrend. "Deshalb habe ich es ja auch schon gestern Abend in deinem Kofferraum verstaut!"

Nur den Grundregeln der menschlichen Anatomie war es zu verdanken, daß Joes Kinnlade nicht auf dem Boden aufschlug. "Wie.... was....woher....", stammelte er ungläubig vor sich hin.

"Falls du dich nun fragst, woher ich wusste, daß du diesen Kurzurlaub geplant hast - obwohl du dir soviel Mühe damit gegeben hast es vor allen geheim zu halten.......- ein kurzes ernsthaftes Gespräch mit Mike, der übrigens schon zum dritten Mal in den letzten zehn Minuten nachschaut, ob du endlich abgefahren bist, hat mir da einige Einblicke verschafft. Aber über das 'Wie' bei 'Wie kommt das Schwert in den abgeschlossenen Wagen?', kann ich dir leider keine Auskunft geben!"

Dawson , der wusste, wann es an der Zeit war aufzugeben, steckte den Schlüssel zurück ins Zündschloß und startete schicksalsergeben den Wagen.

***

Zwei Tage später in einem kleinen Häuschen in Sunnydale...

"Wenn sie jetzt nicht still sind..."

"Was dann?"

Giles seufzte innerlich. Noch vor kurzer Zeit hätte er behauptet, daß man aus Büchern alles Wissenswerte über Vampire erfahren könne - allerdings gab es in keinem seiner unzähligen Bücher auch nur den kleinsten Hinweis darauf, daß Vampire existieren oder existierten, die so penetrant sein konnten. In einem kurzen Anflug von Selbstironie dachte er daran, selbst ein Buch zu verfassen: 'Die schreckliche Wahrheit über Vampire' von Rupert Giles. Das klang doch gar nicht so schlecht. Er zweifelte zwar daran, daß ihm jemand glauben würde, daß sich Vampire hin und wieder wie Kleinkinder verhielten .... aber andererseits quälte er sich seit Tagen mit dem lebenden Be... nunja, 'lebend' war wohl der falsche Ausdruck... mit dem Beweis herum. Der Beweis, der in seinem Wohnzimmer saß und einfach nicht still sein konnte. Oder wollte.

Er holte noch einmal tief Luft und sagte: "Sie haben genau zwei Möglichkeiten. Entweder sie sind jetzt still und lassen mich in Ruhe dieses Buch weiterlesen...",

"Oder was?", unterbrach ihn die höhnische Stimme erneut. Trotz der Seile um seine Hand- und Fußgelenke, die ihn während seines Aufenthaltes in Giles' Haus fast ständig an einen Stuhl fesselten (hin und wieder wurde er auch mal in die Badewanne verfrachtet), zeigte Spike nicht den geringsten Respekt eines Gefangenen oder den Dank eines versteckten Flüchtlings. Er sah sich selbst viel mehr als Gast in diesem Haus, denn obwohl die Jägerin und ihre Freunde ihn ständig bedrohten, hatten sie doch offensichtlich nicht vor ihn zu töten. Seine größten Sorgen bestanden also darin, wann es die nächste Mahlzeit gab, wie er den 'elektronischen Maulkorb' der Initiative wieder loswerden konnte, und was die beste Möglichkeit wäre, seinen Gastgeber endgültig in den Wahnsinn zu treiben.

"... oder ich knebele sie so lange, bis Xander kommt um sie abzuholen!"

"Xander? Wieso?"

Giles unterdrückte ein zufriedenes Grinsen. "Ich bekomme Besuch und muß sie für einige Tage anderweitig unterbringen. Aber machen sie sich keine Hoffnungen, ich habe Xander ins Gewissen geredet - sie können soviel nörgeln, wie sie wollen: sie bekommen ihre Blutrationen und das war's! Kein Müsli, kein Eis, keine Chips. Es hätte uns gerade noch gefehlt, daß seine Mutter Verdacht schöpft, weil sich der sowieso schon immense Appetit ihres Sprößlings plötzlich verzehnfacht!"

Der ungewohnt verdutzte Ausdruck auf Spikes Gesicht war einmalig, und Giles genoß den Moment des Triumphs, bei dem zur Abwechslung einmal er das letzte Wort hatte. Leider währte dieser Augenblick nur kurz, denn die wohltuende Ruhe war im Nu wieder vorbei, als Spike lauthals eine Protestaktion gegen Xander, Giles und Menschen und ihre Grausamkeiten im Allgemeinen startete. Giles ignorierte ihn vollkommen, ging rasch in die Abstellkammer und kehrte mit einem großen Tuch zurück, das er zu einem Knebel umfunktioniert hatte. Der radikal zum Schweigen gebrachte Vampir sah ihn mit gerunzelter Stirn an und grummelte vor sich hin.

"Sagen sie nicht, ich hätte sie nicht gewarnt!", meinte Giles trocken, ging um seine Küchentheke herum und holte eine unbeschriftete Flasche aus dem Schrank. Nachdem er sich voller Vorfreude ein Glas mit der bräunlichen Flüssigkeit gefüllt hatte, ging er mit Glas und Flasche zurück zum Sofa, um sich wieder in seine Lektüre zu vertiefen. Schon nach wenigen Minuten hatte er den ungebetenen Gast in seinem Wohnzimmer vollkommen aus seinen Gedanken verdrängt.

***

Fast eine Stunde später riß ihn die Türklingel zurück in die Gegenwart. Auf dem Weg zum Eingang blickte er staunend auf seine Uhr. Offenbar gab es doch noch Hoffnung für Xander - der Junge war zur Abwechslung mal pünktlich, eigentlich sogar noch zu früh. Doch als er die Tür schwungvoll öffnete, standen ihm ein anscheinend leicht gestreßter Joe Dawson und in seinem Schlepptau ein dunkelhaariger Unbekannter gegenüber. Ohne auch nur einen Moment darüber nachzudenken, warf er die Tür wieder ins Schloss, überließ die beiden verwirrten Besucher sich selbst und den Sehenswürdigkeiten des nicht vorhandenen Vorgartens und stürmte mit schnellen Schritten auf Spike zu. Der Vampir hob fragend die Augenbrauen und murmelte etwas Unverständliches in seinen Knebel, während Giles mit beiden Händen die Rückenlehne packte und den Stuhl samt dem darauf sitzenden 'Gefangenen' zum Abstellraum zerrte. Bevor Spike wußte, wie ihm geschah, war er in der dunklen Kammer deponiert, und mit einem gezischten "Keinen Laut!" als Abschiedsgruß schloß sich die Verbindung zur Außenwelt.

Giles hastete zurück zur Eingangstüre und riß sie regelrecht auf.

"Entschuldige, aber...", begann er, unterbrach sich aber, als er Joes Kopfschütteln bemerkte.

"Wenn sich hier überhaupt einer entschuldigt, dann bin ich das! Schließlich sollte ich erst morgen hier auftauchen.", erklärte der bärtige Beobachter.

"Was ist passiert?", Giles machte eine einladende Geste und ließ seine beiden unerwarteten Gäste eintreten.

"Er!", meinte Joe lapidar und deutete auf seinen Begleiter. "Tut mir leid, aber er hat es sich zur Aufgabe gemacht, mir zu Urlaub und Erholung zu verhelfen, und du weißt ja, wie das mit den selbst ernannten Helfern ist: man wird sie nicht los!"

Methos blickte genervt von einem zum anderen. "Ich dachte, das wird ein Freundschafts-Besuch. Stattdessen, 'Entschuldigung' hier, 'Tut mir leid' da - wenn ihr glaubt, daß ich da mitmache..... habt ihr euch gründlich getäuscht! Einer muß auf Joe aufpassen, damit er sich genügend Entspannung gönnt - und deshalb bin ich hier - und ich werde mich dafür nicht entschuldigen!"

Dawson seufzte theatralisch, verdrehte die Augen und wandte sich an Giles. "Ich erklär' es dir ein anderes Mal. Schätze, ihr beide kennt euch schon vom Hörensagen. Rupert Giles - Adam Pierson."

"Ja, Pierson, diesen Namen habe ich bereits gehört - ich kann mich allerdings nicht mehr genau erinnern in welchem Zusammenhang...?"

Methos verkniff sich ein Grinsen. "Leider sind sie mir nur als alter Freund von Joe bekannt, ich habe einfach zu selten mit anderen Beobachtern zu tun!"

"Eigentlich überhaupt nicht!", warf Joe ein.

"Spielverderber!", Methos' beleidigter Blick sprach Bände.

"Macht es euch doch gemütlich!", Giles deutete auf die Sitzecke und huschte dann um die Küchentheke. "Möchtet ihr etwas trinken?"

Dawson ließ sich auf die Couch sinken und begutachtete die halbvolle Flasche auf dem Tisch. "Aber klar."

"Sie haben nicht zufällig auch Bier da?", ließ sich sofort Methos' sonore Stimme vernehmen.

"Du trinkst gefälligst das, was auch wir trinken!", warf Joe ein. "Giles, was hast du da in der Flasche? Scotch, Brandy....?"

"Irgendwas Braunes!", stellte Methos fest. "Hey Joe, sowas haben wir doch auch mitgebracht!"

"Ich! Nicht wir."

"Ach, Joseph, sei doch nicht so kleinlich!", versuchte Giles zu beschwichtigen und plazierte frische Gläser vor seinen Gästen. Methos beobachtete voller Vorfreude, wie sein Glas sich füllte, während Joe mit der Frage haderte, wie Methos es immer wieder fertig brachte, die Leute auf seine Seite zu ziehen.

***

Später am Abend, als Joes getrübte Laune schon längst verschwunden war und Methos und Giles zum vertraulichen 'Du' gewechselt hatten, gab der Unsterbliche noch ein paar Anekdoten der letzten Reise zum Besten.

"... und bevor ich ihn warnen konnte, hatte er das Buch bereits aus dem Regal gezogen und alles kippte um! Urlaub! Und was hatte ich davon? Ich durfte meinen Urlaub mit Aufräumen verbringen..."

"Wenn du nicht so betrunken gewesen wärst...", startete Joe.

"Halt!", warf Methos ein. "Du meinst wohl, wenn du nicht so betrunken gewesen wärst!"

"Nein, nein, ich meine, wenn DU nicht so betr..."

"Ich war nicht betrunken! Nicht mal angetrunken. Ich bin nie betrunken. Nie!"

Giles lehnte sich zurück und genoß das freundschaftliche Gezänk seiner beiden Gäste. Joe war immer noch ganz der Alte und dieser Adam Pierson war zwar etwas seltsam - aber durchaus sympathisch. Betrunken war noch keiner, aber falls sie in diesem Tempo weitermachten, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Erste von ihnen nicht mehr gerade sitzen konnte. Wobei Adam dieses Problem offensichtlich schon die ganze Zeit hatte. Wenn er sich nur erinnern könnte, wo er den Namen Pierson schon einmal gehört hatte....? Er griff nach der fast leeren Flasche und wollte erneut die Gläser füllen, als Joe plötzlich vehement den Kopf schüttelte.

"Nein, für mich nicht mehr, ich muß nachher noch fahren. Gibt's hier in der Nähe ein empfehlenswertes Motel?"

"Etwas außerhalb, ja. Aber ihr könnt auch gerne hier bleiben. Platz genug wäre da - oben habe ich ein Gästezimmer und die Couch ist ebenfalls ganz bequem."

"Naja,.... warum nicht? Adam?"

Methos erhob sich langsam. "Tja, dann hol' ich mal besser unsere Sachen rein - und: die Couch ist für mich reserviert!"

Joe grinste breit, während Giles sich daran machte, erneut die Gläser zu füllen.

"Ab und zu,", sagte der Wächter in einem verschwörerischen Ton zu dem Beobachter, "tut es einfach mal gut sich mit Freunden sinnlos zu betrinken und über die guten alten Zeiten zu lästern."

"Auf die guten alten Zeiten!", erwiderte Joe.

"Kindsköpfe!", flüsterte Methos lächelnd.

***

Einige Zeit später....

"Wieso ist die Flasche denn schon wieder leer? Joe? Hast du noch 'ne Flasche mitgebracht?"

"Was denn, was denn - M...Adam, bist du jetzt unter die Brandy-Fans gegangen?", flachste Joe.

"Bleibt mir was anderes übrig, wenn ich kein Bier kriege?", erwiderte Methos anklagend. "Was jetzt? Noch was da?"

"Immer mit der Ruhe, ich hab' noch 'ne Flasche im Schrank!" versuchte Giles ihn zu beruhigen, als er jedoch aufstand, um besagte Flasche zu holen, schwankte der Raum mit einem Mal bedenklich.

"Was ist?", erkundigte sich Dawson. "Probleme?"

"Mein Fußboden is schhhhhiiieeffff!", verkündete Giles entsetzt.

"Bei eurer Generation stimmt was nicht, ihr vertragt nix!", kommentierte der Unsterbliche die mißlungene Aktion, stand schwungvoll auf, reckte und streckte sich demonstrativ und marschierte dann - selbst stark schwankend - in die Küche.

"Nein, nein.... im Schrankwand...ähm, Wandschrank!", rief Giles, wandte sich dann wieder an Joe und nuschelte: "Wie meint er das? Unsere Generation? So alt sind wir doch nich..."

Derweil öffnete Methos den Schrank, stutzte einen Moment, schloß die Tür wieder und kam dann - das Etikett der Flasche studierend - zurück zur Couch.

"Das Zeug muß stärker sein, als ich dachte. - Giles, was ist da wirklich drin?"

"Wieso?", entgegenete Giles verdutzt.

"Ich könnte schwören, daß da Billy Idol in deinem Wandschrank sitzt!"

Giles, der mit einem Schlag wieder stocknüchtern war, bemühte sich um Schadensbegrenzung. "Aaaaber, den... den hat doch seit Ende der 80er keiner mehr gesehen...."

"Kein Wunder, wenn er in deinem Schrank sitzt!", presste Joe heftig kichernd hervor. "Rupert...", begann er, hielt aber inne, als der Wandschrank dumpfe Geräusche von sich gab, und er den nervösen Gesichtsausdruck seines Freundes sah. "Also schön, was wird hier gespielt?"

Giles holte tief Luft, schluckte schwer und beschloß, nicht die Katze aus dem Sack sondern den Vampir aus dem Schrank zu lassen.

***

".....Spike konnte flüchten, allerdings hat er noch immer den Chip im Kopf. Buffy hofft nun, daß er uns nützliche Hinweise über die Initiative liefern kann. Allerdings stellt er sich noch ein wenig quer.", schloß Giles die Zusammenfassung der neuesten Ereignisse.

Methos betrachtete den weißblonden, gefesselten Vampir interessiert - doch dann wanderten seine Gedanken in eine andere Richtung. Als er von Joes geplantem Kurzurlaub in Sunnydale gehört hatte, stand für ihn sofort fest, daß er seinen Freund begleiten würde. Zuviel hatte er schon über das Horror-Städtchen am Höllenschlund gehört. Und die Geschichten, die Giles ihnen berichtet hatte, bestätigten die Richtigkeit seines Entschlusses. Nun galt es Informationen zu sammeln, aber dazu musste er sich erstmal des Wächter-/Beobachter-Pärchens entledigen. Er griff nach der Flasche und füllte die Gläser. "Hey, das Leben ist zu kurz um Trübsal zu blasen! Lasst uns noch ein wenig feiern. Die Probleme können bis morgen warten!"

Giles nickte zustimmend und auch Joe griff nach seinem Glas. "Es geht doch nichts über einen Abend mit Freunden und...."

"....und einem gefesselten, geknebelten Vampir in der Ecke!", vervollständigte Methos lakonisch den Satz.

***

Gemeinsam schlenderten sie über den Campus, wechselten ab und an ein paar kurze Worte. Wäre ihnen jemand begegnet, man hätte den Anschein gehabt, als ließen zwei Freunde eine durchfeierte Nacht gemeinsam ausklingen. Doch um diese Uhrzeit traf man in Sunnydale auf keine Menschenseele mehr - die dunkle Zeit der Nacht bis zum Morgengrauen gehörte den Untoten und den Dämonen. Methos' äußere Gelassenheit täuschte über seine innere Anspannung hinweg - aufmerksam lauschte er in die Dunkelheit hinein. Zwischendurch kam ihm der Gedanke, daß die Idee Spike mitzunehmen eventuell doch nicht so klug gewesen war, andererseits interessierte ihn die derzeitige Lage des Vampirs. Ein Vampir, der nicht mehr beißen konnte...., Methos schmunzelte. Er hatte schon viel erlebt ... aber sowas! Schlagartig veränderte sich seine Miene. Was würde diese "Initiative" wohl mit einem Unsterblichen machen? Eine Gänsehaut überzog seinen ganzen Körper - er musste mehr über die im Geheimen forschenden Wissenschaftler mit ihren Soldaten herausfinden, denn wenn sie bisher in Sunnydale unentdeckt geblieben waren, wer garantierte, daß sie nicht Projekte im ganzen Land hatten?
Spikes Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.

"Was dagegen, wenn wir noch'n Abstecher zur Blutbank machen?"

"Ja!"

"Was?"

"Ja, ich habe etwas dagegen."

"Und was sollte mich daran hindern dort hinzugehen?", ließ sich Spike leicht provozierend vernehmen.

Methos blickte ihn ausdruckslos an. "Argument 1: mein Schwert .... Argument 2: ... hm, ich glaube Argument 1 reicht schon aus. Kein Kopf - kein Vampir - Blutbank irrelevant! Außerdem wird Argument 1 dafür sorgen, daß du morgen früh wieder schön brav in Giles' Wohnzimmer sitzt!"

Spike rannte wie ein aufgescheuchtes Huhn hin und her und gestikulierte wie wild. "Wenn dieser verdammte Chip nicht wäre .... ich schwöre dir.....ich ... ich.... verdammt...!" Er griff nach einem großen Stein und feuerte ihn mit all seiner Wut ins Gebüsch.

"Grrrrrr", machte der Busch und dann krochen einige schleimige, übelriechende Dämonen aus dem Unterholz hervor. Ihre Gesichter troffen vor Blut und dem häßlichsten, dessen Gesicht über und über mit Warzen bedeckt war, hingen noch Hautfetzen zwischen den Zähnen.

"Ohoh", war alles, was Spike im ersten Moment sagen konnte. Dann kam sein Selbsterhaltungstrieb zum Tragen. "Tut mir leid, Kumpel. Ich nehm' einen anderen Weg." Langsam, Schritt für Schritt, entfernte er sich in einer Rückwärtsbewegung . Währenddessen näherte sich der warzengesichtige Dämon Methos, der sein Schwert gezogen hatte und abwartend in Verteidigungsstellung gegangen war.

"Ich kenne dich!", drang die rauhe Stimme des Unwesens durch die Nacht. "Du bist einer der Reiter der Apokalypse! Du und deine Reiter ... ihr habt vor langer Zeit eine gesamte Brut von mir vernichtet... erinnerst du dich, Todgeweihter?"

Mit einem Satz war Spike neben Methos. "Reiter der Apokalypse? Wow, ich bin sprachlos." Er starrte den Unsterblichen bewundernd und zugleich fassungslos an. "Du musst ja richtig alt sein...... hey, würdest du meine Jacke signieren, bevor du dich mit diesen Viechern beschäftigst?"

Sowohl Methos als auch die Dämonen blickten auf den Vampir, als hätte er eine ansteckende Geisteskrankheit. Der Unsterbliche fand als erster seine Sprache wieder. "Ich spiele eher mit dem Gedanken, dich zu köpfen und diesen Typen mit deiner Asche die Sicht zu vernebeln!"

Das verdarb Spike jedoch die Stimmung. "So geht man aber nicht mit seinen Fans um!"

Warzengesicht blickte von einem zum anderen, er war überzeugt, mit seinen Artgenossen diese beiden Kreaturen zur Strecke bringen zu können und ließ sich deshalb mit dem Angriff Zeit. "Du und dieser ... Vampir..ist das alles, was von den Reitern übrig ist?"

"Ich bin kein R.....", setzte Spike an und überlegte es sich doch noch einmal anders. ".... Reiter der Apokalypse, klingt gut....!", sinnierte er.

"Natürlich!", fiel Methos ein. "Und in den Geschichtsbüchern wird über die Auferstehung der vier Reiter der Apokalypse stehen: es waren zwar nur noch zwei, und einer hatte dauernd Kopfschmerzen, aber ihre Witze waren grausam!"

Die Dämonen blickten irritiert, während hinter ihrem Rücken eine Stimme ertönte. "Interessanter Versuch, die Dämonen zu Tode zu langweilen, aber die Methode scheint nicht sehr effektiv zu sein!" Ein großer, vollkommen in Schwarz gekleideter Mann mit tiefdunklen Augen und Drei-Tage-Bart hatte sich in nicht allzu großer Entfernung postiert. Amüsiert blickte er von den Unwesen zu Methos und Spike. "Sie erlauben, daß ich ihnen etwas unter die Arme greife?" Die letzte Silbe war kaum verklungen, als der Neuankömmling den ihm am nächsten stehenden Dämon mittels eines Pflocks aus seiner Armbrust tödlich traf. Warzengesicht kreischte auf, als er seinen Artgenossen verpuffen sah - und der Angriff begann.

Während der Neuankömmling ein Schwert aus seinem Mantel hervorzauberte, nahm Spike seine Vampirgestalt an - schließlich wollte er es sich nicht nehmen lassen, an der Seite eines Reiters der Apokalypse gekämpft zu haben. Innerhalb weniger Minuten war die Lichtung von sämtlichen Dämonen befreit, und die Männer musterten sich gegenseitig.

"Hey, sie haben uns fast die Show gestohlen!", fauchte Spike.

Der Mann kam näher und musterte Spike, Erstaunen zeigte sich auf seinem Gesicht, dann kindliche Freude und als er den Vampir erreicht hatte, ließ er seine Hand anerkennend auf dessen Schulter krachen. "Wow.... ich wusste gar nicht, daß Billy Idol ein Vampir ist! - Ich bin Jarod!"

Methos stützte sich breit grinsend auf sein Schwert. "Ich bin Adam ... und der Kerl dort drüben, ja genau der, der sich jetzt so tierisch aufregt, heißt Spike." Der lakonische Unterton entging dem Schwarzgekleideten nicht.

"Oh, Spike...", Jarod überlegte kurz. "Wie der Hund aus Tom & Jerry?"

Der Vampir stand nun endgültig vor einem Nervenzusammenbruch. "Was bin ich denn noch alles? Ein untalentierter Sänger .... ein Schoßhündchen .... was kommt als nächstes?". Wutentbrannt malträtierte er den Busch, aus dem die Dämonen hervorgekrochen waren. Dann warf er einen Blick dahinter. "Ähm, ... hier liegt noch ein angeknabberter Soldat ... igitt, der ist bestimmt schon kalt! Lassen wir ihn liegen, er ist ja noch nicht mal mehr als Zwischenmahlzeit geeignet."

Jarods Miene wurde ernst. "Ich werde mich darum kümmern - ich habe hier sowieso noch etwas zu erledigen!"

"Mit Schwert?", fragte Methos misstrauisch.

"Nun, ich habe mir sagen lassen, in Sunnydale muss man auf alles gefasst sein! - Adam?"

"Ja?"

"Das mit den Reitern der Apokalypse war nur ein Ablenkungsmanöver?"

"Natürlich, was sonst?", Methos' Stimme war ausdruckslos, doch in seinen Augen konnte Jarod die Wahrheit erkennen. Der dunkelhaarige Mann mit der angenehm ruhigen Stimme nickte dem Unsterblichen kurz zu und verschwand im Dickicht, während sich bei Methos eine innerliche Zufriedenheit einstellte. Er hatte herausgefunden, was er wissen wollte und wandte sich nun wieder dem Vampir zu.

"Spike!", er hob sein Schwert, um die nächsten Worte zu bekräftigen. "Du erinnerst dich sicher noch an Argument 1!? Wir sollten sehen, daß wir zu Giles zurückkommen, bevor er merkt, daß wir weg waren."

Spike bewegte sich zuerst widerwillig und kam dann doch schnell an Methos' Seite. Vielleicht konnte er diesem undurchsichtigen Kerl doch noch die ein oder andere blutige Geschichte entlocken.

***

Rupert Giles schälte sich schlaftrunken und mit einem gehörigen Brummschädel langsam aus dem Bett. Fast mechanisch streifte er sich seinen Morgenmantel über, setzte die Brille auf und tastete sich vorsichtig zur Treppe. Während er im Zeitlupentempo - um seinem Kopf unnötige Erschütterungen zu ersparen - Stufe für Stufe bewältigte, wurde er aus dem Wohnraum mit stichelnden Bemerkungen von einem widerlich wachen Vampir malträtiert.

"Das kommt davon, wenn man nicht weiß, wann man aufhören muß! Hätte ich ihnen vorher sagen können. - Aber auf mich hört sowieso keiner .... ich bin ja nur ein wehrloser Va..."

"Bitte, bitte!". Giles hob beschwichtigend die Hand. "Ersparen sie mir ihre Jammer-Tiraden - wenigstens solange bis ich die erste Tasse starken Kaffee intus habe!"

"Kaffee? - Die Thermoskanne steht auf dem Tisch. Schaffen sie das Eingießen selbst oder soll ich ihnen helfen?" Methos kam breit grinsend aus dem Küchenbereich.

Giles widerstand der Versuchung den Kopf zu schütteln und griff nach den großen Kaffee-Bechern. "Daß ich einen Brummschädel habe, bedeutet nicht automatisch, daß meine Sehfähigkeit beeinträchtigt ist - obwohl....." Er blickte irritiert auf Spike, der aufgestanden war, um sich seine Blutration in der Mikrowelle zu erwärmen und nun wieder an den Frühstückstisch zurückkehrte. "...obwohl..mir langsam Zweifel kommen!" Giles setzte sich und nahm einen großen Schluck Kaffee. "Ähm, Adam? Entschuldige die Frage, aber .... habe ich Halluzinationen oder ist 'ER' wirklich nicht mehr gefesselt?"

"Keine Sorge, Giles, er wird sich benehmen!". Methos trat zu dem Vampir und legte ihm den Arm um die Schulter. Spike kommentierte dies mit einem leichten Knurren, verstummte aber nach einem leichten Klaps auf den Hinterkopf sofort. "Weißt du, Spike und ich haben beschlossen..... also, nach heute Nacht.....", setzte Methos an.

"Oh Gott, mir wird schlecht!", Joes Stock landete mit lautem Rappeln auf dem Boden.

"Joe, gut daß du wach bist, ich wollte gerade...."

"Nein - ich will nichts davon hören....!" Demonstrativ steckte sich der Beobachter die Zeigefinger in die Ohren, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand in Richtung Gästezimmer.

"Giles?"

"Bloß nicht auf leeren Magen - und .... auf vollen schon gar nicht! - Ich geh' erstmal ins Bad!", sprach's und schlurfte von dannen.

Methos blickte ihm kurz nach und wandte sich dann wieder dem Vampir zu. "Du weißt, was jetzt kommt?"

Spike räkelte sich lasziv auf seinem Stuhl und streckte grinsend die Arme aus. "Fessel mich, Darling!"

Der Unsterbliche unterdrückte ein Lächeln. Der tote Kerl hatte tatsächlich Humor. "Wie hättest du's denn gerne? Fest? Fester?"

Ein verlegenes Hüsteln von der Eingangstür unterbrach das kleine Spielchen. "Ich...ich..."

"Xander, mein Lieblingstrottel!", Spike schnitt eine Grimasse. "Kennst du nicht das Sprichwort: wer zu spät kommt, den bestraft der Vampir?"

"Spike!", tadelte Methos, der inzwischen Arme und Beine des Vampirs an den Stuhl geschnürt hatte und ging auf den Neuankömmling zu. "Hallo, ich bin Adam."

Xander ergriff die ihm entgegengestreckte Hand und schüttelte sie kräftig. "Xander. Ich sollte.... wollte..."

"Wenn du Spike abholen willst, dann bist du zu spät dran.", stellte Giles fest, der sich inzwischen wieder halbwegs wie ein Mensch fühlte.

"Ja, aber zum Frühstück ist er gerade richtig!", lästerte Spike. "Los, versteckt meine Schoko-Knusperriegel, bevor er sich daran vergreift!" Weitere Kommentare wurden durch Giles vereitelt, der den Vampir wie am Vortag mit einem Tuch knebelte. Xander schaute leicht verwirrt drein, blieb aber stumm. Stattdessen wandte sich Methos an den Wächter.

"Was ich vorhin sagen wollte - Spike und ich, wir werden euch bei den Nachforschungen bezüglich dieser 'Initiative' unterstützen."

"Das war's?"

"Ja, das war's. Und deshalb muss ich jetzt auch los." Methos streifte sich seinen Trenchcoat über und nickte Joe zu, der - noch immer mit den Fingern in den Ohren - um die Ecke lugte. "Genieß' deinen Urlaub, Joseph!"

"Urlaub! Pah.", murmelte der bärtige Beobachter. "Zwei Tage Autofahrt mit dem Kerl, dann ein Vampir im Schrank .... das kann wirklich noch nicht alles gewesen sein!"

...... er wußte nicht, wie recht er damit hatte.


E N D E