Story: Die J/C Storyline ist weitestgehend verloren gegangen in Voyager, die "interpretierbaren" Szenen, die sie gemeinsam haben, werden immer seltener. (Allerdings haben wir ein J/C Bild im neuen Voyager Kalender (2000)! Eine der unbedeutenden Sachen, die mich sehr glücklich machen.) Diese Geschichte ist mir irgendwann gegen 23.00 Uhr eingefallen, wie das oft passiert. Summary: Ein winziger, aber bedeutender J/C Moment, der auf das Fehlen dieser Szenen in der 4. Und 5. Staffel Bezug nimmt. Disclaimer: Es werden keine Namen genannt, aber die Personen zu den nicht genannten Namen gehören Paramount <g>. Feedback: Eure geschätzte Meinung könnt ihr unter Susan74656@aol.com loswerden.

 

Stille
By Susan

 

Wir haben es verloren.

Du sitzt mir gegenüber, vor meinem Schreibtisch. Es ist still.
Du konzentrierst dich auf dein PADD. Der Wochenbericht aus der Astrometrie.
Du arbeitest.
Ich sehe dich an und plötzlich beginne ich die Wahrheit zu erkennen.
Wir haben es verloren.

Ich war nie ein besonders emotionaler Mensch. Rationalität! Meine wissenschaftliche Seite... Und als Captain habe ich das Protokoll immer beachtet. Im Gesamtbild bin ich wohl kein besonders offener Mensch.

Aber es gab immer noch dich. Ich mißtraute dir zu Beginn unserer Reise. Ich zweifelte an dir. Sicher empfandest du genauso.
Aber wir lernten uns zu respektieren, zu schätzen, zu...
Nun 'lieben' kann man es wohl nicht nennen - zumindest nicht zu Beginn.
Wir haben geflirtet, gelacht, viel Zeit miteinander verbracht. Und dann gab es da noch Neu Erde...
Es bestand wohl immer eine besondere Anziehung zwischen uns.
Und sie wuchs.
Wir ließen es zu.
Und dann kamen wir an diesen unvermeidlichen Punkt.
Wir waren längst mehr als nur Kollegen. Aber wir wußten beide, daß wir den entscheidenden Schritt nicht tun würden. Ich hielt es nicht für klug. Und du tatest das auch nicht.
Unsere Arbeitsbeziehung, unsere Freundschaft - es hätte alles verändert und in ein irreparables Chaos gestürzt. Das vermute ich jedenfalls.
Also stagnierten wir an diesem Punkt, konnten nicht vorwärts und auch nicht zu dem zurück, was wir vorher hatten.
Es hatte bereits alles verändert.

Und dann fingen wir an uns aus dem Weg zu gehen, verbrachten kaum noch Zeit miteinander. Wohl wissend von der latenten Anziehung, die weiterhin existierte, dem großen Tabu und dem Frust, die im Raum schwebten, begannen wir uns unwohl zu fühlen in der Gesellschaft des anderen.

Und dann entfremdeten wir uns plötzlich. Die Anziehung wandelte sich in Ablehnung. Sie brachte zu viele Probleme, zu viele Fragen und zuwenig Schlaf mit sich.

Wir arbeiten immer noch gut zusammen. Nicht mehr so reibungslos, wie früher. Ich dachte immer, so würde es sein, wenn die intime Beziehung, auf die wir uns eingelassen hätten, nicht funktionierte.
Wir hatten das Risiko gemieden - und unsere Befürchtungen haben sich trotzdem erfüllt.

Kein Flirten mehr beim Durchgehen der Wochenberichte, oder wann immer wir zusammen in meinem Bereitschaftsraum sind. Keine gemeinsamen Holodeckbesuche mehr, keine weiteren indianischen Legenden...

Ich vermisse es. Ich vermisse dein warmes, mitfühlendes Lächeln, daß du mir immer geschenkt hast, wenn du merktest, daß es mir schlecht ging, oder ich gestreßt war. Dieses Lächeln, das nur für mich bestimmt war und mich jedesmal aufgebaut hat - auch wenn ich oft versucht habe, das nicht zu zeigen.

Ich vermisse deine Gesellschaft, deine Nähe - ein Captain's touch ist nicht immer nur ein Captain's touch.

"Und von diesem Moment an, würden ihre Bedürfnisse an erster Stelle stehen und auf diese Weise begriff der Krieger die wahre Bedeutung von Frieden!"

Das waren deine Worte. Sie hatten mich in diesem Moment so berührt und überwältigt. Sie bedeuteten mir soviel.
Doch jetzt bedeuten sie wohl nichts mehr. Leere Phrasen.

Wir haben es tatsächlich verloren.

Tränen steigen plötzlich in meine Augen. Ich spüre wie sie brennen. Ich versuche zu schlucken und sie zurückzuhalten. Ich blinzele und atme tief ein.
Aber alles leise, unauffällig. Du darfst es nicht bemerken.

Es gelingt mir nicht sie zu unterdrücken.
Der ganze Zorn, die Unzufriedenheit, die angestaute Wut der letzten Monate entlädt sich in diesem Augenblick.

Verdammt, nicht jetzt!!

Ich stehe auf und durchquere den Raum, gehe auf das Sofa zu und wende dir den Rücken zu, mein Blick auf die Sterne gerichtet.

Tränen laufen mir die Wangen hinunter.
Ich wische sie nicht weg. Sie wirken befreiend.

Ich bereue meine Entscheidung. Unsere Entscheidung. Ich verfluche sie. Sie und unser Schicksal, den Delta Quadranten, meine Unfähigkeit glücklich zu sein.

Und plötzlich stehst du hinter mir, ganz nah.
Du greifst meine Schultern und drehst mich vorsichtig zu dir.
Du siehst mich an. Offen, verstehend. Du stellst keine Fragen, versuchst nicht auf mich einzureden.
Du bist einfach still.
Und dann schließt du deine Arme um mich, hältst mich fest.
Ich lege meinen Kopf an deine Brust und versuche nicht mehr die Tränen aufzuhalten.
Ich schäme mich nicht in diesem Moment.
Ich bin dankbar.
Deine Wärme gibt mir Kraft. Dein Verstehen gibt mir Hoffnung.

Wir haben es nicht verloren. Wir haben es nur verdrängt - weil es das war, was wir tun mußten.
Ich hoffe verzweifelt, daß wir den Mut haben zu verhindern, daß es wieder das sein wird, was wir tun müssen.

Du schließt deine Arme fester um mich.

***

In der Liebe gilt Schweigen oft mehr als Sprechen. (...) Es gibt eine Beredsamkeit des Schweigens,
die tiefer eindringt, als das Sprechen könnte.
Blaise Pascal

~ Finis

Ich denke diese Geschichte mußte ich schreiben, um mir selbst den Glauben und das Vertrauen in die J/C Idee zu bewahren, und ich muß sagen, daß ich sehr zufrieden bin mit dem Ergebnis (jedenfalls beim Schreiben). Diese Geschichte bedeutet mir, genau wie "Jenseits der Sterne", sehr viel. Über Feedback würde ich mich sehr freuen.