Semper Fidelis
von Salandra

(Kapitel 7-8)

 

- Kapitel 7 -

[Kleopatras Quartier]

"Endlich", murmelte sie und erhob sich von ihrem Bett, als Enkidu Methos hereinschob. "Wie geht es dir?", fragte sie fürsorglich, winkte ihren Primus heraus und ging neben Methos in die Hocke.

"Ich fühle mich wie von einer Dampfwalze überrollt", murmelte er müde und fuhr ihr versonnen durchs Haar.

Die Königin lächelte so, wie sie es immer tat und half ihm aus dem Rollstuhl. "Du solltest schlafen", flüsterte sie und ließ ihn in ihr Bett gleiten. Methos wehrte sich nicht und sank zufrieden in die Kissen. "Nur schlafen, ja?"

Kleopatra lächelte wieder und befreite ihn von Bademantel und Krankenhaushemdchen. "Ganz wie du willst", murmelte Kleopatra, löschte das Licht und kuschelte sich neben ihn. Auf diesen Augenblick hatte sie 2000 Jahre gewartet, nur bei ihm liegen und nichts anderes tun. Die Wärme des anderen spüren wie den eigenen Körper. Das sanfte Atmen und das leise Rascheln der Bettdecke, wenn er sich umdrehte. Es war einfach himmlisch. Kleopatra schloß die Augen und hielt ihn noch fester. So verdammt lange mußte sie auf ihn verzichten und nun war er wieder bei ihr. Nie wieder würde sie ihn hergeben, das schwor sie sich in diesem Augenblick. Sie würde dafür kämpfen und nicht einmal der Tod konnte sie auseinanderbringen, sie hatten die Ewigkeit.

"Bist du böse?", fragte Methos nach einer Weile. Kleopatra öffnete die Augen und sah in die Dunkelheit. "Böse? Ich? Wieso?"

"Weil wir... weil wir's nicht... tun?", fragte er zaghaft.

Die Tok’ra lachte herzhaft auf. "Kennst du mich nicht gut genug, um zu wissen, das ich immer nur das beste für dich wollte?"

Keine Antwort.

"Du bist müde und bei weitem nicht in bester Verfassung. Du wärst ein schlechter Liebhaber heute nacht, glaube mir." Sie lachte wieder und streichelte über seine Brust. Die gleiche Brust, die sie schon vor 2000 Jahren gestreichelt hatte. Es war einfach unglaublich.

"Ohohoh", machte sie. "Ich bin ein so böses Mädchen."

"Was?", brummte Methos müde.

"Ich habe dich noch gar nicht mit Sheila bekannt gemacht."

"Wer ist Sheila?!"

"Meine Wirtin."

"Häh?", machte Methos und kratzte sich verwirrt hinterm Kopf.

"Ich bin Sheila, Methos. Kleopatras Wirtin", beantwortete Sheila, Kleopatras Wirtin, seine Frage selbst.

Der Unsterbliche zog interessiert, in der Dunkelheit unbemerkt, eine Augenbraue in die Höhe. "Ich liege hier also mit zwei Frauen?"

Sheila lachte. "Ja, das tust du."

"Nicht direkt", schaltete sich Kleopatra dazwischen. "Wir sind schon ein und dieselbe, aber doch verschieden. Wie bei Lantasch und Martouf oder Selmac und Jacob."

Methos stöhnte. "Das ist ja verwirrend."

"Nein, ganz und gar nicht", meinte Sheila nun wieder. "Wir teilen uns einen Körper, und können je nach Lust und Laune jeder die Kontrolle übernehmen."

"Kleo, war das damals auch schon so?", erkundigte sich Methos jetzt interessierter.

"Ja, aber meine damalige Wirtin konnte dich nicht leiden. Sie fand, du seist ein Einfallspinsel, arrogant und zu gut bezahlt." Sie lachte leise.

"Ach ja, dachte sie das? Und Du, Sheila, was glaubst du?", wandte sich Methos amüsiert an die Wirtin.

"Als ich mich mit Kleopatra vereinigte, teilte ich auch ihre Empfindungen für dich, sie waren stark und überwältigten mich. Also, ich mag dich."

Methos lachte herzhaft auf und zuckte kurz zusammen, als ihn ein brennender Schmerz in der Magengrube an seine zwar verheilte Verletzung, aber immer noch schmerzende, erinnerte.

"Ist alles okay?", fragte Sheila besorgt. legte eine Hand auf seinen Bauch und fuhr sanft über die Wunde.

Methos biß sich bei dem Gedanken an die Schmerzen auf die Unterlippe und nickte. "Ja, alles okay", antwortete er ruhig und ließ die Verkrampfung los. Der Schmerz wurde schwächer und er konnte seiner nächsten Frage nachgehen. "Wieso färbten Kleos Empfindungen nicht auf sie ab?"

"Ich war schon lange mit ihr zusammen, als wir dich kennenlernten. Ich verliebte mich in dich, aber sie nicht. Amarice bevorzugte eher Cäsar."

Methos lachte auf. "Ah, den Gelehrten und Feldherren, aber nicht seinen Handlanger."

"Red‘ nicht so, du warst nie nur sein Handlanger", erwiderte Kleopatra. "Du warst viel mehr."

"Ach ja? Ich konnte sein Reich nicht halten. Nichtmal etwas so einfaches vollbringen, wie sein Leben retten."

"Cäsar mußte sterben, sieh das endlich ein. Er hat zuviel riskiert, indem er Cäsarion anerkannte und mich nicht gleich zurück nach Alexandria schickte", entgegnete Kleopatra scharf. "Er hat zuviel riskiert."

"Und wir, haben wir nicht auch zuviel gewollt?", fragte Methos die Königin verschlafen.

"Vielleicht. Wir waren größenwahnsinnig."

Methos lachte gequält, in Gedanken schon ganz woanders. "Ja, und verliebt und blind." Kleopatra küßte ihn zärtlich, bevor sie Sheilas Ruf nach SCHLAF folgte.

[SGC- irgendwo auf dem Gang]

Sam schlenderte beunruhigt durchs Center. Sie konnte oder wollte einfach nicht einschlafen, der Gedanke, Mastarna in Sokar zu verwandeln nagte an ihren Nerven. Wie sollten sie das bewerkstelligen? Einfach den Wirt von dem Goa’uld trennen und Mastarna einsetzten? Ja, das wäre eine Möglichkeit, und dann? Was hatte Methos vor und würde der General mitspielen? Geschweige denn würden sie von oben grünes Licht für eine solch gewagte Operation bekommen? Wie sollten sie denen Methos und Duncan erklären? Naja, Methos konnte man notfalls durch seine Sprachkenntnisse erklären, aber Duncan? Der Schotte war schon aufsehenerregend genug. In den Umkleidekabinen wurde schon über ihn getuschelt. Warum mußte er auch hier trainieren, wo jeder weibliche Militär seinen gut gebauten Körper beschmachten konnte. Sam seufzte und merkte gar nicht, wie sie gegen ein Hindernis lief, das partout nicht weichen wollte. Verdammt stures Teil, knurrte sie und wollte schon nachgeben und eine anderer Rute wählen, als sie hochsah und in ein lächelndes und immer wieder nervenaufreibend freundliches Gesicht blickte.

"Martouf", grüßte sie ihn und erwiderte gezwungen seinen Blick.

"Samantha." Seine Mundwinkel zuckten amüsiert, als er ihren gezwungen Gesichtsausdruck wahrnahm. "Kannst du nicht einschlafen?"

"Ach, es ist nichts", wehrte sie kopfschüttelnd ab.

"Und warum marschierst du dann mitten in der Nacht wahllos in den Gängen umher?", fragte er spitz und verzog dabei das Lächeln zu einem schiefen Grinsen.

Sam stöhnte genervt auf. "Okay, du hast gewonnen. Kommst du mit in die Mensa, einen Kakao zum Einschlafen trinken?"

Martouf stutzte. Er kannte dieses Gebräu namens ‚Kakao‘ nicht. Sam lachte herzhaft bei seinem Gesichtsausdruck, hakte sich bei ihm ein und führte ihn in die Mensa. "Dann wird’s aber mal Zeit."

"Meinst du, die Tok’ra erlauben uns die Benutzung des Gerätes, um den Sokar zu entfernen?" Nachdenklich setzte Sam ihre Tasse Kakao an und trank einen Schluck.

"Ich weiß es nicht", murmelte Martouf müde. Dieser Kakao war wirklich erstaunlich. Es hatte eine beruhigende Wirkung auf ihn und machte ihn so schläfrig.

"Aber es könnte funktionieren?", hakte Sam weiterhin nach.

"Ja, das schon", bestätigte Martouf und nahm einen weiteren Schluck. "Du solltest dir darüber keine Gedanken machen, wir werden es morgen früh...", er sah nachdenklich auf die Uhr über dem Eingang, die bereits halb drei zeigte, "... oder in ein paar Stunden ausdiskutieren."

Sam nickte. "Und was, wenn..."

"Laß es bitte für heute nacht bleiben", unterbrach Martouf sie und setzte seine Tasse ab. "Laß uns über Jacob reden."

Sam runzelte die Stirn. "Was hat Dad damit zu tun?"

"Nichts, das ist es ja gerade. Ich will dich ablenken."

"Das ist süß von dir", murmelte Sam, lächelte zaghaft und bemerkte gerade noch rechtzeitig, wie ihr die Schamröte ins Gesicht stieg. Ich muß raus, sonst..., schoß es ihr durch den Kopf. Sie konnte nicht anders, wenn sie noch eine Sekunde länger hier bleiben würde, würde er bemerken, wie sie rot wie eine Tomate wurde, und das wäre äußerst peinlich. Sam stand abrupt auf. "Sorry, aber ich bin jetzt wirklich müde." Sie drehte sich auf dem Absatz um, murmelte ein "Danke für das Gespräch!" und stürmte aus der Cafeteria.

[Konferenzzimmer, 7:00]

"Meine Damen, meine Herren, dann wollen wir mal über Methos‘ Vorschlag von gestern abend reden", eröffnete der General die Sitzung und setzte sich.

"Tatata", brummte Methos verschlafen. "Lasset uns wie die Löwen über ihn herfallen."

Duncan, der neben ihm saß und somit seine geflüsterte Bemerkung gehört hatte, unterdrückte ein Lachen und stieß ihm in die Rippen. Der älteste Unsterbliche schraubte den Kopf herum und sah ihn vorwurfsvoll an, sagte aber nichts.

"Ähm, Methos, könnten Sie Ihren Vorschlag nochmals wiederholen und uns allen etwas ausführlicher Ihre geplante Vorgehensweise erläutern?" Damit lenkte der General die Aufmerksamkeit der Anwesenden, bestehend aus SG1, Mastarna, Kleopatra, Martouf und Selmac, auf ihn.

Methos brummte ein wenig verärgert, setzte sich auf und begann dann nach einem kleinen Räuspern. "Ich habe damit gemeint, dass wir Mastarna in Sokar verfrachten."

"Und was willst du damit bezwecken?", fragte ihn Daniel.

"Wer sagt, das ich irgendwas damit bezwecken will?", knurrte Methos und ließ sich tiefer in den Sessel sinken.

"Ich. Also sag‘ schon und hör mit diesem Spielchen auf", murrte Jack und beugte sich über den Tisch. Er saß Methos direkt gegenüber und konnte ihn so ganz gut mit Blicken aufspießen.

"Ihr meint also ich hätte was vor?" Methos setzte seine Unschuldsmine aus einem Humphrey Bogart Film auf und wartete gespannt ab. Solche Situationen liebte er abgöttisch und er konnte sich ums Verrecken seine Bemerkungen nicht verkneifen, aber langsam wurde ihnen die Zeit knapp, also verzichtete er auf weitere Täuschungsmanöver und erklärte bereitwillig sein Vorhaben. "Also, wenn wir es schaffen sollten, Sokar und die anderen Systemlords so miteinander zu beschäftigen, lenken wir vielleicht ihre Aufmerksamkeit von der Erde ab, und das ist es ja, was ihr wollt, oder?"

"Ah, und weiter?", murmelte der General und forderte ihn mit einer Handbewegung zum Fortfahren auf.

"Dazu bräuchten wir einen vertrauenswürdigen Goa’uld, den wir in Sokar verwandeln."

"Mastarna", sagte Teal’c und blickte den Tok’ra an.

"Ja, und er muß nur mitspielen", erläuterte Methos weiter. Die Blicke der Anwesenden richteten sich auf den Tok’ra, der bislang noch nichts zur Diskussion beigetragen hatte und weiterhin beharrlich schwieg.

"Mastarna, würdest du das tun?", richtete sich nun sein Sohn direkt an ihn.

"Ich weiß nicht, ob ich das kann", antwortete er verunsichert. "Ich meine, Methos hat recht, wenn er mich erwählt. Immerhin habe ich den größten Haß auf Sokar und würde demnach meine Aufgabe sicherlich gut erfüllen." Methos nickte zustimmend. "Aber ich weiß nicht, ob ich es kann. Es würde mich ankotzen, im Körper des Feindes zu stecken und mich bewegen wie er, reden wie er zu müssen und meinem Wirt nicht lauschen zu können."

Methos lächelte. "Und genau deswegen bist du der Richtige dafür. Du weißt, was Leiden bedeutet."

Mastarnas Blick bohrte sich in Methos‘. Dass er nicht entrüstet aufgesprungen war, war Grund zum feiern. Er tötete Methos mit seinen bloßen Blicken, aber der Unsterbliche hatte recht und das wußte Mastarna, also beließ er es bei verheißungsvollen Blicken, die Methos warnten, niemals alleine im Dunkeln spazieren zu gehen.

"Das Problem sind nur die Tok’ra", murmelte Sam und wich Martoufs Blick geschickt aus. "Sie werden uns das Gerät nicht geben, oder?" Sie blickte ihren Vater fragend an.

Jacob schüttelte verlegen den Kopf. "Dein Plan, Methos, in allen Ehren, ich werde versuchen, dem Hohen Rat euren Vorschlag zu unterbreiten und wir werden das Gerät bekommen, wir würden uns sogar sehr freuen, Sokar eins auszuwischen." Selmac grinste zufrieden und lehnte sich genüßlich zurück. Der Gedanke, den Goa’uld, der ihm auf Netu solchen Schaden zugefügt hatte, endlich einmal leiden und ihn womöglich noch sterben zu sehen, bereitete ihm eine riesige Freude und Genugtuung.

"Und wie wollten Sie weiter vorgehen, Methos?", erkundigte sich Hammond bei dem Unsterblichen. Sie konnten Sokar vernichten, nicht einfach nur töten, sondern ihm die Grundlage seiner Macht nehmen: Die Angst der Systemlords. Und ganz nebenbei würden sie noch die allgemeine Aufmerksamkeit des Universums von der Erde ablenken. Genial.

Der Unsterbliche zuckte mit den Schultern. "Sokar, unsern Sokar, und die Systemlords auf einem Planeten zum Plausch einladen und gewaltig Stunk machen, sprich: Sokar dermaßen dümmlich wirken lassen, das die Systemlords a, sehr gereizt auf ihn reagieren und b, ihn für so blöde halten, das sie einen Angriff wagen können. Dann die Wunde noch zusätzlich mit Salz und Pfeffer würzen und schon ist mein kleiner Krieg fertig. Wir brauchen uns dann nur noch Popkorn und Bier zu beschaffen und am Rande der Milchstraße dem Kampf zusehen. Vorher tauschen wir noch schnell Mastarna und Sokar zurück und dann kann’s losgehen. Ehe Sokar auch nur annähernd erklären kann, was vorgefallen ist, haben ihn die Systemlords schon aufgemischt. Obwohl, sie werden ihm vermutlich eh‘ kein Wort glauben."

"Sehr hübsch, und an welche Systemlords hast du da gedacht?", fragte ihn Mastarna, neugierig eine Augenbraue nach oben gezogen.

Methos zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung, sucht euch welche aus, die leicht reizbar sind und über große Waffenstärke verfügen."

"Ah", machte Hammond. "Das klingt sehr vielversprechend", und lehnte sich, die Hände gefaltet, zurück. "Sie sind wirklich clever."

"Ein ausgekochtes Schlitzohr, um ehrlich zu sein", grummelte Duncan und dachte mit einem flauen Gefühl im Magen an die Reitergeschichte, die Methos immer noch nicht als einen Plan von ihm ausgegeben hatte und weiterhin beharrlich schwieg, wenn er, Duncan, das Gespräch in diese Richtung lenkte. Vor einigen Jahren war Kronos, Methos‘ Bruder und Freund, wieder aufgetaucht und hatte ihm angeboten die Reiter der Apokalypse wiederaufleben zu lassen. Aus Duncans Sicht hatte Methos den Schotten so geschickt manipuliert, das er erst Caspian und dann Kronos getötet hatte, Methos hatte Kronos Befehl, Cassandra zu töten, verweigert und sich gegen Silas gestellt mit dem Ergebnis, das Duncan Kronos getötet hatte und die Reiter vernichtet waren. Duncan wußte gar nicht, wie nahe sie der Apokalypse gewesen waren, aber irgendwie hatte der Schotte Methos auch noch vor Cassandras Rache gerettet.

Methos grinste breit. "Schuldig, Euer Ehren."

"Vielleicht funktioniert ja dieser Plan", murmelte Kleopatra bedrückt und blickte Methos tief in die Augen. "Einen Fehler können wir uns nämlich diesmal nicht leisten."

Methos funkelte sie wütend an. "Landschlacht, ich habs dir ja gesagt, aber nein, du hast ja auf deine Galeeren bestanden. Hah! Römer sind keine Wasserratten und ich auch nicht."

"Das Gespräch hatten wir schon vor 2000 Jahren, also laß es gut sein", stöhnte Kleopatra genervt auf. " Nein", behaarte sie energisch. "wir haben keine andere Möglichkeit, ein Versagen wäre fatal oder versteckt hier irgendwer eine Hintertür, durch die wir uns verdrücken könnten?"

"Es wird funktionieren", murmelte Methos besänftigt.

"Welche Rolle spielen wir dabei?", erkundigte sich Jack.

"Ich dachte mir schon, dass du mich das fragen wirst." Methos lächelte. "Ihr kommt mit nach Dormak, wir müssen stets bereit sein, notfalls zu verschwinden."

"Wir müssen uns beeilen.", erinnerte sie Martouf an die vorangeschrittene Zeit. "Sokars Leute schöpfen sicher schon Verdacht."

Der General nickte. "Also gut, bleibt nur noch ein Punkt, den wir besprechen müssen."

Alle Blicke richteten sich fragend auf den Oberbefehlshaber des SGC. "Gaschuw."

 

- Kapitel 8 -

[Arrestzellen]

"Verdammt, Sokar!", schrie Garschuw und versuchte so, den Goa’uld aus seinem unendlich lang anhaltenden Tiefschlaf zu wecken. Erfolglos.

Im trüben Licht der uralten Lampen wirkte sein Äußeres schon nicht mehr ganz so bedrohlich. Seine fahle Haut wurde von einem dünnen Schweißfilm überzogen. Angstschweiß, dachte die Tok’ra verächtlich. Der Kerl machte sich wahrscheinlich schon in die Hosen, und dabei war noch gar nichts passiert. Diese Tauori, so verdammt arrogant, sie glaubten doch tatsächlich, das sie sie, Garschuw, hier halten konnten. Ein fataler Irrtum. Sie würde hier rauskommen, wenn nur dieser... Oh, er rührte sich.

"Sokar", brüllte sie zum hundertsten Male, und diesmal reagierte er, wenn auch nicht so, wie sie erhofft hatte. Der Goa’uld hielt sich die Ohren zu und preßte die Lider ob des grellen Lichtes zusammen.

"Verdammt, du alte Schlampe. Halt die Klappe", knurrte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

"Gut, ich bin still, wenn du mir endlich sagst, wie wir hier rauskommen wollen?", entgegnete sie mit vor der Brust zusammengeschlagenen Armen.

"Ah, wo sind wir überhaupt?"

"Darf ich vorstellen:", Garschuw deutete auf den Wachmann vor den Zellen. "Lt. Michaels, unser Bewacher und Folterknecht." In ihrem Ton schwang eine gewichtige Portion Sarkasmus mit. "Lt. Michaels, Lord Sokar, Herr von Dormak...", sie sah ihn abschätzend an, ".. und noch einiger Dutzend anderer Sonnensysteme." Der Lt. reagierte nicht auf sie, worauf die Tok’ra mit einem verächtlichen Schnauben und "Tauori!" reagierte.

Sokar lachte kurz auf und wurde sofort wieder ernst. "Hat er mich wirklich reingelegt, dieser alte Dreckskerl", sagte er beinahe erschreckend ruhig.

"Das kannst du wohl laut sagen", knurrte Gaschuw und zeigte dabei ein unnatürlich hohes Temperament.

"Und, haben sie schon gesagt, was sie von uns wollen?", fragte Sokar die Tok’ra. Die Frau antwortete nur mit einem Achselzucken. "Hättest du nur mit deinem Kopf gedacht, anstatt mit diesem...", sie deutete auf seine Beckengegend, ".... Dingsda, dann müßten wir uns darüber jetzt nicht den Kopf zerbrechen und könnten die Tok’ra vernichten."

Sokar knurrte wütend. "Und warum mußtest du unbedingt auf ihn zielen und hast nicht brav die Verletzliche in Selmacs starken Armen gespielt?" Er setzte sich unter Stöhnen auf, fuhr aber dennoch verärgert fort. "Dann hätten wir noch ein As im Ärmel."

"Dieser Kerl kotzt mich an." Gaschuw wischte sich den Mund ab, als ob sie in faules Obst gebissen hätte. "Er ist so.... bäh." Sie verzog das Gesicht zu einer Grimasse.

Sokar grinste. "Hättest ja mit mir Vorlieb nehmen können."

"Tut mir leid, aber dein Bett war belegt", stichelte sie ungeniert weiter. Sokar zuckte abfällig mit den Achseln. "Und? Wie kommen wir hier raus?"

"Gar nicht." Gaschuw trat einen Schritt vor. "Sie haben kein Anwahlgerät oder ähnliches. Sie machen das mit ihren Computern."

"Computern?", Sokar runzelte die Stirn.

"Frag‘ mich nicht, was das ist." Sie zuckte mit den Achseln. "Und vor ihr Tor machen sie eine Wand aus undurchdringlichem Metall."

Sokar grinste bitter. "Das habe ich bereits mitbekommen." Seine Stimme nahm wieder diesen ungeheuer ruhigen und Raubtier ähnlichen Klang an, den Gaschuw frösteln ließ.

"Und auf der Oberfläche war ich auch noch nicht."

"Oberfläche? Wie, heißt das etwa, wir sind im Fels, in einer Höhle?" Sokar konnte es nicht glauben, kein Sonnenlicht, kein Feuer, kein Sauerstoff?

Gaschuw schüttelte entmutigend den Kopf. "Ich weiß vom Marmorschädel, dass wir mehr als 25 Stockwerke unter der Erde sind."

"25 Stockwerke?!", hauchte Sokar ungläubig. "Wieviel ist ein Stockwerk?", überlegte er gedankenverloren und starrte an die Zellendecke. Er wußte vielleicht nicht, was ein Stockwerk war, aber es klang verdammt tief.

[Konferenzzimmer]

General Hammonds Aussage hatte sie alle tief getroffen. Gaschuw war eine Verräterin, sie hatte dies deutlich mit ihrem Angriff auf Methos gezeigt. Aber warum? Niemand konnte ihre Tat nachvollziehen, sie liebte die Tok’ra und war mit Leib und Seele eine von ihnen. Aber nun? Was sollten sie mit ihr tun? Wie sollte ihr Verrat gehandhabt werden.

"Wir sollten sie dem Hohen Rat übergeben", seufzte Martouf und brach die schon erdrückend gewordene Stille. Selmac stimmte ihm nickend zu.

"Es tut mir wirklich leid für euch, Dad", tröstete Sam ihren Vater und legte ihm eine Hand auf den rechten Unterarm. Ihr Vater quittierte ihre Besorgnis mit einem kurzen Nicken, schwieg aber dennoch.

"Was wird der Hohe Rat mit ihr machen?", fragte Duncan Martouf. Dieser hob die Schultern.

"Ich weiß es nicht. Verräter haben sich meistens selbst getötet, als uns in die Hände zu fallen", antwortete er und sah Selmac traurig an. Es tat ihm unendlich leid für seinen alten Freund, der seit so vielen Jahren keine Gefährtin mehr gehabt hatte. Nun hatte er endlich eine gefunden, die zu ihm paßte, und dann entpuppte sie sich als Verräterin.

"Ihr solltet vielleicht erst einmal ihre Beweggründe ausfindig machen", murmelte Methos und sah auf seine Daumen, die wilde Kreise um den jeweils anderen beschrieben. "Ich will euch da nichts vorschreiben, aber was ist, wenn sie noch mehr Verbündete in euren Reihen hatte und sie vielleicht einen Plan hatten, euch zu vernichten?"

"Kein Tok’ra würde sich gegen die eigenen Leute ....", empörte sich Martouf, wurde jedoch von Jack mit einer ungeduldigen Handbewegung zum Schweigen gebracht.

"Aha! Kein Wort, Marty, Gaschuw hat euch hintergangen. Und ich befürchte, Methos hat Recht."

Martouf rutschte noch etwas tiefer als Selmac in seinen Sessel und betrachtete angestrengt einen Punkt hinter Daniel, der ihm gegenüber saß. "Ich fürchte, wir zerfallen...", flüsterte er so leise, das es nur Sam und Daniel hören konnten.

"Ihr zerfallt?", wiederholte Sam und runzelte interessiert die Stirn. "Wie darf ich das verstehen?"

"Seit Monaten geht jeder seine eigenen Wege", murmelte er tief betroffen. "Es haben sich radikale Gruppen gebildet, die einen wollen sich mit einem Systemlord verbünden, um die anderen auszuschalten..."

"Wieder andere wollen so weitermachen wie bisher", unterbrach ihn Selmac und zeigte damit deutlich seine eigene Gesinnung. Martouf nickte ihm zu, auch er gehörte dieser Gruppe an. Gaschuw jedoch nicht.

"Gaschuw zielte wahrscheinlich auf ein Bündnis mit Sokar ab, um die Systemlords zu vernichten und den Rest der Tok’ra zu retten", fuhr Martouf fort.

"Den Rest?", wiederholte Daniel Martoufs letzte Worte.

Der Tok’ra nickte bitter, seine Lippen fest aufeinander gepreßt. "Bei diesen kleinen Aktionen sterben viele Tok’ra, zu viele."

"Deswegen habt ihr euch uns auch widerspruchslos angeschlossen." Langsam dämmerte es Daniel. Es war schon äußert eigenartig, dass die Tok’ra so schnell auf einen Befehl von der Erde reagierten, oder dass sie überhaupt reagierten. Niemandem kam diese Reaktion seltsam vor, aber jetzt, als Martouf ihnen die Situation der Tok’ra erklärte, dämmerte es ihnen. Die Tok’ra zerfielen an ihrer eigenen Uneinigkeit in kleine Splittergruppen, es gab keinen mehr, der sie zusammenhielt.

"Ihr hofft, in uns noch immer einen Verbündeten zu haben", konstatierte Jack.

Wieder nickte Martouf. "Wie viele teilen euer Vorgehen?", fragte der General unverblümt.

"Dreißig, vielleicht auch mehr", antwortete Martouf.

"Und wer folgt Garschuw?", fragte Jack weiter.

Martouf hob resigniert die Schultern. "Ich weiß es nicht, ich wußte nicht einmal, das sie so etwas plante. Es gab weder Streit noch sonst irgendeine Art der Auseinandersetzung innerhalb der Tok’ra, nur eine heiße Debatte um die Rechtmäßigkeit des Hohen Rates. Viele bezweifeln seine Entscheidungen und folgen nur noch ihren eigenen Zielen."

"Eine Widerstandsbewegung, die nicht am gleichen Strang zieht", murmelte Methos in Gedanken versunken. "Ihr braucht einen starken Führer. Jemand, zu dem alle aufschauen."

Martouf stimmte ihm nickend zu. "Was wir brauchen, ist jemand, der etwas großes vollbracht hat."

Methos grinste breit. Ihm war gerade ein genialer Einfall gekommen, aber die Zeit war noch zu unreif, erstmal müßten sie Gaschuw von Sokars Hinterhältigkeit überzeugen, denn sie diente zweifelsohne ihm. "Gaschuw glaubt an Sokar."

Wieder nickte Martouf. "Seine Versprechungen ihr gegenüber müssen ungeheuerlich gewesen sein, als sie bei ihm spioniert hat."

"Sie war bei ihm?" Jack räusperte sich, Martouf bestätigte mit einem Nicken, das der Colonel schon nicht mehr sehen konnte, so Unheil verheißend sah es aus.

"Sie sollte eigentlich bei ihm spionieren, hat aber anscheinend mit ihm über den Weiterbestand der Tok’ra diskutiert und Bedingungen ausgehandelt, die unser Überleben sichern, nachdem Sokars Flotte die Systemlords ausgelöscht hat."

"Das sind alles nur Spekulationen", grunzte der General. "Wenn Gaschuw nun ganz andere Pläne hatte?"

"Wir werden dies herausfinden müssen", murmelte Jack aufmunternd.

"Aber zuerst brauchen wir das Gerät", erinnerte Methos an seinen Plan. "Sind noch genug Tok’ra auf eurer Seite, um einige Systemlords auf einen Planeten zu beordern?"

Martouf nickte nun etwas freundlicher, als wäre eine große Last von seinen Schultern genommen. "Es wäre besser, wenn wir die Einladungen von Sokar aus schicken, um ihnen vielleicht einen größeren Köder hinzuwerfen."

Methos nickte nachdenklich. "Ja, das könnte ihnen zu schaffen machen, wenn der Teufel sie zu Tisch bittet." Er grinste diabolisch.

"Und wir befragen Gaschuw zu ihren Motiven, ich glaube nämlich nicht so recht an den billigen Verrat. Das würde sie nie tun, es kann sich nur um einen verzweifelten Versuch handeln, die Tok’ra zusammenzuhalten", murmelte Martouf gedankenverloren. Selmac schwieg zu diesem Thema beharrlich. Sie hatte ihn betrogen, ihm nicht alles gesagt, was sie bedrückte. Wut nistete sich in seiner Magengegend ein und verursachte ein häßliches kleines Geschwür, was andauernd von Gaschuws Verrat murmelte.

"Wir befragen sie eingehend, keine Spekulationen mehr", schimpfte der General und erhob sich. "Martouf, Jacob, wir brauchen dieses Gerät, wenn nötig schafft es ohne die Einwilligung des Hohen Rat her, obwohl wir nicht an der Zersplitterung eurer Gruppe beteiligt sein wollen. Jetzt bleibt keine Zeit mehr für ein sanftes Verhandeln."

Jacob nickte. "Der Hohe Rat wird es uns geben, das versichere ich dir, George", besänftigte ihn Jacob, Hammond nickte ihm dankbar zu.
"Jack und Methos, Sie befragen Gaschuw, da Sie beide relativ unbeteiligt an dieser Tok’ra- Zersplitterung sind." Sie nickten Hammond zu, nicht einmal Methos widersprach.

"Major Carter, Sie und Dr. Fraiser sorgen dafür, das Sokar ruhig gestellt ist und wir sofort mit der Transplantation beginnen können. Mastarna, ich würde mich freuen, wenn Sie den beiden zur Hand gehen würden und sich selbst und Jonathan schon auf den Austausch vorbereiten." Der Tok’ra nickte Hammond freundlich lächelnd zu. "Wir müssen dafür Sorge tragen, dass Sokar derweil einen anderen Körper bekommt. Ich möchte nicht, daß er in Jonathan bleibt", verlangte der Tok’ra.

"Wir versuchen eine andere Möglichkeit finden, Mastarna. Aber ich kann für nichts garantieren", versicherte ihm Sam lächelnd. Der Tok’ra nickte ihr dankbar zu.

"Duncan, Daniel und Teal’c, Sie sorgen dafür, das wir bereit sind für Dormak und Mastarnas großen Auftritt. Wälzen sie Bücher, Daniel, und kontrollieren sie die Waffen, tun Sie, was immer notwendig ist, um gut auf den Einsatz vorbereitet zu sein."

Die drei nickten und versicherten dem General, das sie alles Notwendige in die Wege leiten würden.

"So, meine Damen, meine Herren, an die Arbeit, es bleibt nicht viel Zeit", sagte der General und schloß damit die Sitzung. Als alle Anwesenden sich erhoben und den Raum verlassen hatten, nahm der General Kleopatra zur Seite.

"Würden Sie an der Verhandlung teilnehmen?", fragte er sie unverblümt.

"Mein lieber General, ich werde sogar mit Mastarna und den anderen nach Dormak zurückkehren." Sie lächelte ihn wie selbstverständlich an. "Ich werde ebenfalls an den Verhandlungen teilnehmen und Duncan, Daniel und dem Jaffa bei den Vorbereitungen helfen."

"Danke", erwiderte der General sichtlich gerührt. Diese Frau tat so viel für sie.

"Und, General", hielt sie ihn noch zurück, als er sich bereits zum Gehen wenden wollte. "Sie können mein Schiff als Tarnung für Ihre Truppen benutzen oder was immer Sie in der Nähe Ihrer Leute benötigen."

"Womit habe ich Sie nur verdient?"; fragte Hammond sehr dankbar lächelnd.

"Sie haben mir meinen Antonius zurückgebracht, ich bin Ihnen und Ihren Leuten so dankbar dafür, dass ich nie genug für Sie tun könnte." Sie lächelte verträumt. "Einen Wunsch hätte ich trotzdem noch, auch wenn es vielleicht zuviel verlangt wäre..."

"Was immer Sie wollen", unterbrach er sie lächelnd.

Kleopatra blickte durch die Scheiben in den Stargate- Raum und dann zurück zum General. "Ich möchte gerne noch einmal nach Ägypten."

Der General lächelte. Dieser Wunsch sollte ihr nicht verwehrt bleiben.

[Vor dem Konferenzzimmer]

Die ganze Sitzung über hatte sie ihn nicht angesehen.... Martouf grummelte, wurde aber von Lantasch sofort wieder beruhigt.

‚Du mußt ihr ruhig und gelassen gegenübertreten", schlug er ihm besänftigend vor.

Ich weiß genau, wie ich mich ihr gegenüber zu verhalten habe!, schimpfte er verärgert zurück.

‚Gut, dann tu‘ doch was du willst.‘, zischte Lantasch und beschloß, jetzt seine verdammte Klappe zu halten.

"Sam?!", rief Martouf ihr hinterher, sie drehte sich ruckartig zu ihm um und musterte sein Gesicht eingehend. Gott, diese Augen.

"Ja?", fragte sie ihn freundlich anlächelnd. Wenn es das letzte wäre, was er sehen dürfte, würde er mit Freuden in den Tod gehen.

"Ähm", er kam näher und blieb zwei Schritte vor ihr stehen. "Ich wollte mich entschuldigen für das, was heute morgen in der Mensa passiert ist."

'Oh, sie wird ja rot.‘, freute sich Lantasch und bekam sofort eine geistige Tür vor der Nase zugeknallt. Sam errötete wirklich ein wenig um die Nase.

"Du brauchst dich dafür nicht zu entschuldigen." Sie senkte den Blick und untersuchte angestrengt ihre Schuhe, Martouf folgte diesem Blick. ‚Kopf hoch!‘, schallte es in seinem Schädel. Martouf gehorchte ruckartig. "Ich bin ja weggerannt", sagte sie so leise, dass er es nur mit größter Mühe verstehen konnte.

Martouf spitzte die Ohren. "Warum bist du weggerannt?"

"Ich weiß nicht...", murmelte Sam unentschlossen. "Vielleicht weil ich diese Minuten so genossen habe?", ihre Stimme nur noch ein sanftes Plätschern. Das Plätschern eines Gebirgsbaches. Martouf schwelgte dahin, sie hatte die Zeit mit ihm genossen. Jetzt war es an ihm, zu erröten, und Lantasch bekam beinahe einen Tobsuchtsanfall.

‚Nicht rot werden, verdammt", fluchte er ein bisschen zu laut, denn Martouf verzog vor Schmerz das Gesicht.

Sam erschreckte ob dieser Reaktion. Sie gestand ihm gerade ihre Gefühle und er schnitt Grimassen? Verdammt, das mußte sie sich nicht bieten lassen.

"Was soll das?", erkundigte sie sich ein wenig gereizt.

"Lantasch", zischte Martouf unter Schmerzen. "Er ist sehr ungehalten."

Sams Mundwinkel zuckten belustigt nach oben. "Er wirkt also auf mich ungehalten?"

"Nein, nein", wehrte Martouf stockend ab. "Es ist nur..." Er wurde wieder rot und Sam nahm es amüsiert zur Kenntnis.

"Ah, ich verstehe", lästerte sie. "Es kann sich also nur um Männergespräche handeln."

Martouf runzelte die Stirn, und Lantasch verstummte. "Männergespräche?"

Sam zuckte lachend die Schultern. "Ich muß jetzt arbeiten, wir sehen uns später." Sie grinste breit. "Um fünf, in der Cafeteria?"

Martouf lächelte. "Ja, wir kommen. Kakao?"

Sam lachte, klopfte ihm herzhaft auf die Schulter und ließ den verdutzten Martouf und den grölenden Lantasch einfach stehen.

Sam schlenderte zufrieden den Gang hinunter. Martouf mochte sie, da war sie sich hundertprozentig sicher. Und Lantasch auch, sonst würde er nicht so ein Theater in Martoufs Kopf veranstalten, wenn sie in der Nähe war. Ach, ist das Leben nicht was Wunderbares?

Sam seufzte und bog trällernd um eine Ecke, gleich würde sie das Labor erreichen und mit Janet... Ein Mann saß auf dem Boden und hatte den Kopf in die Hände gelegt. Methos.

"Methos?", flüsterte Sam und ging neben ihm in die Hocke. "Geht es dir nicht gut?"

Der Unsterbliche blickte auf und sah sie durchdringend an. "Nein, mir geht’s schon gut."

"Aber, warum sitzt du hier?"

"Ich?!", der Unsterbliche spielte mit ihr, stellte sie verblüfft fest. Sam nickte.

"Ich kann da nicht rein" Er deutete auf eine Tür, die Arrestzellen.

Sam lächelte. "Sokar?"
Methos nickte. "Er wird mich auffressen." Sam runzelte die Stirn. "Bildlich gesprochen", korrigierte sich Methos hastig.

"Nein, sicher nicht. Er ist eingesperrt und...", sie stockte und überlegte kurz. "Du willst ihm nicht begegnen?"

Methos schüttelte den Kopf. "Ich habe Jack alleine rein gehen lassen und warte so lange, bis der Kerl weg ist. Ihr nehmt ihn doch sicher mit auf die Krankenstation?", fragte er besorgt.

Sam verneinte. "Er wird so lange in Arrest bleiben, bis wir so weit sind."

"Keine Vorbereitungen an ihm?", fragte Methos verunsichert.

Sam schüttelte den Kopf. "Komm‘ schon, ich geh mit rein." So kannte sie den Unsterblichen gar nicht, so ängstlich und beinahe in Panik.

Methos erhob sich. "Ich will da nicht rein." Sam drückte ermutigend seinen Arm. "Mehr als dich beschimpfen kann er nicht."

Methos sah sie durchdringend an. "Und? Das macht mir nichts aus, ich mag Konfrontationen nur nicht, das ist alles."

Was war nur mit ihm los? Er war doch so mutig nach Dormak gegangen, hatte seinen Plan kaltherzig ausgeführt, ihn schien nichts erschüttern zu können und jetzt das? "Was ist denn los?", fragte sie ihn besorgt.

Methos hob lässig die Schultern. "Früher bin ich solchen Konfrontationen eigentlich immer aus dem Weg gegangen." Er grunzte verärgert. "Aber seit der Schotte da ist, habe ich plötzlich wieder ein Gewissen."

Sam hob interessiert die Augenbrauen ob dieses Geständnisses und wollte gerade weiter nach haken, als Methos ihre Hand abschüttelte und zu den Arrestzellen ging.

[Arrestzellen]

"Oh, der Sho’va kommt mich besuchen!", rief Sokar wütend und lehnte sich gebieterisch nach vorne. Methos sah ihn kurz an, ließ sich aber nichts anmerken und wandte sich dann an Jack. "Hat sie schon was gesagt?"

Der Colonel verneinte. "Sie will nicht mit mir reden." Jack sah Gaschuw durchdringend an, erhielt aber nur einen bösen Blick.

"Was sollte sie euch Idioten schon sagen?", grunzte Sokar verärgert. "Sag‘ mal, Methos, mit wem teilst du jetzt dein Bett? Dem Hammond?" Methos‘ Mundwinkel zuckten nervös, oh, er würde ihm so gerne den Hals umdrehen und ihm zeigen, was er in den letzten 2000 Jahren so alles gelernt hatte, aber Jack kam ihm zuvor.

"Halt die Klappe, Sokar. Du bist hier nicht der Boss, sondern sitzt hinter Gittern", fuhr ihn der Colonel wütend an.

"Gaschuw", begann Methos langsam und zog sich einen Klappstuhl heran. Die Tok’ra hob desinteressiert den Kopf und sah den Unsterblichen müde an.

"Was Sokar dir auch immer erzählt haben mag, es ist eine Lüge", fuhr Jack Methos‘ angefangenen Satz fort.

"Wir schätzen deine Bemühungen die Tok'ra beisammen zu halten, aber sich mit Sokar zu verbünden, ist keine Lösung." Methos taxierte den Goa’uld angestrengt und fuhr dann fort. "Wir helfen euch dabei, wenn es nötig ist."

Gaschuw zog nun interessiert die Brauen zusammen. Diese dümmlichen Menschen glaubten doch tatsächlich, dass sie sich mit Sokar verbündet hätte, um die Tok’ra zu retten. Hah, das sie nicht lachte. Das wäre ja wohl das letzte, die Tok’ra retten. Aber sie mußte den beiden das Gefühl vermitteln, dass sie im Recht waren. Das würde ihnen, ihr und Sokar, vielleicht eine Fluchtmöglichkeit verschaffen. Gaschuw stöhnte. Ja, gut so, altes Mädchen. "Ich kann nicht mehr, O’Neill", murmelte sie. "Diese ganze Zersplitterung macht mir schwer zu schaffen."

Jack lächelte. "Wir werden euch helfen."

Methos betrachtete ihre Gesichtszüge mit geteilter Meinung, nein, so leicht würde sie sie nicht überzeugen können, dazu gehörte schon etwas mehr, als ein wenig Seufzen und große Augen machen. Methos tippte Jack an und forderte ihn auf, ihm zu folgen. Vor der Tür grinste er schief. "Guter Bulle, böser Bulle?"

[Krankenstation]

Dr. Janet Fraiser nahm einige Proben von Mastarnas Blut und schob sie unter ein Mikroskop. Alles schien in Ordnung zu sein, die Zellen wiesen keinerlei Veränderungen auf. Auch ihr Gesundheitscheck war vollkommen in Ordnung, der Tok’ra war gesund und seinem Wirt ging es sogar noch besser. Janet lächelte zufrieden.

"Hallo, ihr beiden", trällerte Sam, als sie die Krankenstation betrat. Sie gab Mastarna die Hand und wandte sich dann fragend an Janet. "Und, wie geht es denn unserem Patienten?"

Janet nickte zufrieden und zeigte Sam die Blutwerte. "Er ist vollkommen gesund, es könnte gar nicht besser sein." Sie lächelte Mastarna zu.

Sam blätterte in den Werten. "Ich bin beeindruckt. Die Ergebnisse sind besser als Teal’cs. Wie machen Sie das?"

Mastarna lächelte. "Jonathan ist ein sehr gesund lebender Mann, er treibt viel Sport und trinkt nicht. Eine Maßnahme die ich äußerst begrüße."

"Mh." Janet lächelte zerstreut und betrachtete eine andere Tabelle. "Wir müssen nur noch das Tok’ragerät abwarten und dann kann’s ja losgehen."

"Und Sokars Werte?", erinnerte sie Sam. Janet nickte ihr zu. "Ja, und deswegen werden wir dem alten Goa’uld jetzt einige Blutproben abnehmen." Janet nahm ihr Köfferchen und wollte schon gehen, doch Mastarna erhob sich vom Bett und verlangte, sie zu begleiten. Janet würde sich hüten, ihm diese Bitte zu verweigern. Sie selbst hatte wahnsinnige Angst vor dem mächtigen Sokar, und mit Mastarna an ihrer Seite würde er vielleicht nicht so grob und ungehobelt sein. Jedoch vor seiner Art hatte sie keine Angst, sondern vor seinen Augen.

[Arrestzelle]

Jack schlug wütend mit einer Eisenstange nehmen Gaschuw auf die Matratze. Die Tok’ra zuckte nervös zusammen. "Ich nehm‘ ihr das nicht ab", schrie er wütend und drehte die Eisenstange nervös zwischen seinen Fingern.

"Ruhig, Jack", besänftigte ihn Methos gespielt, seine Augen zeigten deutlich, welchen Gefallen er an diesem Spiel hatte. "Gaschuw. Was gibst du uns, damit wir dir glauben?"

"Ich euch geben?", flüsterte sie verängstigt. Das hatte sie sich eigentlich ganz einfach vorgestellt, aber diese beiden hier, erst recht O’Neill, verhielten sich völlig gegen ihren Plan. Und diese verdammte Eisenstange machte sie nervös.

"Da, siehst du’s, HEUCHLERIN!", schrie O’Neill und wollte sich schon auf sie stürzen.

"Sachte, Jack", murmelte Methos und drängte den Colonel weg. Dann setzte er sich neben Gaschuw und nahm beruhigend ihre Hand zwischen seine Finger. "Ich meine, du warst bei Sokar, gib‘ uns ein paar Informationen."

"Informationen kriegen wir nur mit Schlägen aus ihr raus!", rief O’Neill und spielte nervös mit der Eisenstange.

Methos taxierte ihn mit einem amüsierten Blick. "Gaschuw", fuhr er völlig ruhig fort. "Wir brauchen etwas, womit wir Sokar ...", er schielte zu dem Goa’uld rüber, "... vernichten können."

Sokar runzelte angespannt die Stirn, enthielt sich aber jeden Kommentars. Ihre Zeit würde noch kommen, da war er sich hundertprozentig sicher.

"Gaschuw, ich glaube dir, aber sieh doch O’Neill einmal genauer an." Sie blickte ängstlich zum Colonel, der, wie zur Verdeutlichung seiner Kraft, die Eisenstange in seine andere Hand schlug. "Er braucht schon ein paar Vertrauensbeweise."

"Vertrauen...", flüsterte Gaschuw und wandte ihren Blick zu Sokar.

"Sie mich an", verlangte Methos, noch ehe sie einen Blick von Sokar auffangen konnte. "Was hat er dir versprochen?"

Gaschuw hob fragend die Augenbrauen.

"Für deine Tok’ragruppe, als Entschädigung für euren Aufwand?", präzisierte Methos seine Frage. Die Tok’ra sah ihn weiterhin fragend an.

"Er wird seine Versprechungen nicht halten, er hält sie nie", erklärte Methos.

"Ja, und dafür setzt es eine Tracht Prügel", zischte Jack und schlug wieder mit der Eisenstange auf die Matratze. Gaschuw zuckte ängstlich zusammen.

"Aber nicht bei dir, meine Liebe", raspelte Methos und streichelte ihre Hand. Die Tok’ra mußte total verwirrt sein, der eine wollte sie töten und der andere... sie sah Methos abschätzend an und konnte sich vorstellen, was er vor hatte. Nein, sie würde ihnen nichts verraten, da konnten sie sie windelweich prügeln, sie würde nichts verraten...

Die Tür öffnete sich und Dr. Fraiser kam mit Mastarna und Sam herein. "Was ist denn hier los?", empörte sich die Ärztin, als sie Jack mit grimmigem Blick und der Eisenstange spielen sah und Methos sanft Gaschuws Hand streichelte.

"Äh, nichts. Doktor", murmelte Jack und ließ die Eisenstange diskret hinter seinem Rücken verschwinden.

"Ich glaub‘s nicht", murmelte Sam. "Ihr habt wohl zuviel ‚Miami Vice‘ gesehen?"

Janet runzelte die Stirn und erkannte sofort, was die beiden getan hatten. "Raus, ihr laßt das jetzt bleiben, Sie sind ja schon ganz fertig", murmelte sie und setzte sich neben Gaschuw. Sie betastete vorsichtig deren Stirn und drückte ihr vorsichtshalber Valium in die Hand. Als Methos und Jack sich immer noch nicht gerührt hatten, machte sie den beiden Trab und scheuchte sie unter lautem Gezeter aus dem Zellentrakt.

"Janet, sie haben doch nur ‚guter Bulle...", weiter kam Sam nicht, denn Janet warf ihr einen wütenden Blick zu.
"Nicht mit meinen Patienten", grummelte sie. "Gaschuw ist sowieso schon fix und fertig. Da braucht sie nicht noch psychischen Stress, den diese beiden Haudegen verursachen." Sie erhob sich und forderte die Tok’ra auf, sich auszuruhen. Dann begab sie sich zu Sokar und ließ sich von Mastarna die Zelle öffnen.

Gaschuw atmete erleichtert auf. Diese Frau hatte sie gerettet, wie gut. Sie hätte den beiden Männern nicht mehr lange Widerstand geleistet, und dann erst Sokars bohrender Blick in ihren Rücken. Grauenvoll. Nun gut, jetzt hatte sie erstmal eine Weile Ruhe vor den beiden.

Janet nahm Sokar, der völlig teilnahmslos in der Ecke saß, genügend Blut ab, um ein Dutzend Tests durchführen zu können und ließ ihn dann auf die Krankenstation bringen, das Tok‘ragerät müßte jeden Moment eintreffen, und so lange konnte sie ihn noch untersuchen.

[Krankenstation, wenige Stunden später]

"Das Gerät ist eingetroffen, Dr.", sagte Jack und trug mit Teal’c eine etwa Computer große Kiste aus blauem Metall herein. Ihm folgten zwei Tok’ra, nicht Selmac und Martouf. Sie würden an dieser Aktion nicht teilnehmen, sondern wählten die Systemlords aus, die auf dem Planeten Sindoar in 24 Stunden mit Sokar zusammentreffen würden.

Sie bereiteten alles vor, damit Mastarna als Sokar nur noch eine Botschaft sprechen mußte. Der General hatte sich doch noch einmal umentschieden und beschlossen, die Nachrichten nicht erst von Dormak aus zu verschicken, seiner Meinung nach würde dieses Vorgehen zuviel Zeit in Anspruch nehmen. Er beauftragten Kleopatra, die Nachrichten von ihrem Schiff aus zu versenden, da es sich noch immer in der Umlaufbahn von Dormak befand. Außerdem wollten sie es vermeiden, nochmals nach Dormak zu gehen, sondern beschlossen, eine Nachricht an den Palast zu schicken, in der Mastarna erklärte, er werde einige Tage auf dem Schiff der Königin verbringen.

Die Kiste wurde auf einem Tisch abgestellt, und Dr. Fraiser und Sam betrachteten sie sofort etwas eingehender.

"Meine Damen, bitte verlassen sie den Raum", verlangte der Tok’ra, der in eine violette Robe gekleidet war und sich ungefähr im mittleren Alter befand.

"Aber...", protestierte Janet, wurde aber mit Bestimmtheit hinaus geleitet, Sam folgte ihr nach wenigen Protestausrufen.

Die beiden Frauen sahen sich verdutzt an. Aus ihrer Krankenstation ausgesperrt, das war Janet auch noch nie passiert. Genauso wenig wie Sam. Jedoch blieb ihnen nichts anderes übrig, als hier draußen mit Teal’c und Jack zu warten, und zwar solange, bis die beiden Tok’ra mit dem Transfer fertig waren.

Sokar sollte für die Zeit, während Mastarna in dem Unas- Mensch steckte, in Jonathan. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. Der Goa’uld mußte irgendwo verweilen, er würde noch gebraucht werden. Jonathan hatte sich nach vielen Streitereien doch gegen den General und Dr. Fraiser durchgesetzt. Jedoch würde Janet dafür sorgen, das Sokar in Jonathan ruhig gestellt war und somit keine Möglichkeit bekam, den Wirt von Mastarna gefährlich zu verletzen.

Der General sah diesem Austausch mit gemischten Gefühlen entgegen, wußte aber genausogut wie die anderen, dass es keine andere Möglichkeit gab, die Systemlords gegen Sokar aufzustacheln, wenn der Goa’uld noch in seiner eigenen Hülle steckte.

[Daniels Büro]

"Danny?", fragte Methos und tastete sich an den Archäologen heran.

"Mm", murmelte dieser, völlig in seine Arbeit vertieft.

"Wo ist Kleopatra?"

"Ich weiß nicht, sie wollte mir beim Übersetzten einiger Texte behilflich sein, ging dann aber, als ihr Riese sie rief", antwortete er bereitwillig.

Methos zuckte die Achseln. "Könntest..."

"In ihrem Quartier vielleicht, und jetzt laß mich arbeiten", grummelte Daniel. "Ich habe da vielleicht eine Spur, eine Schwachstelle des Teufels." Als Methos nur verständnislos blickte, fügte er "Sokar." noch hinzu. Methos nickte.

"Und worum geht es?"

"Er benutzt immer ein und dieselbe Angriffstaktik. Wenn ich sie entschlüsselt habe", Daniel blickte auf und sah Methos breit grinsend an, "können wir den Systemlords diese Information verkaufen."

"Soll ich dir vielleicht nicht beim Übersetzten helfen?", bot Methos an. "Ich kann das etwas schneller als du."

"Ja", murmelte Daniel verärgert. "Du liest das wie andere die Fußballergebnisse. Aber ich schaffe das schon", wehrte er ab. "Geh‘ Du Kleopatra suchen. Auf ihrem Schiff ist noch viel zu erledigen und sie sollte möglichst bald zurückkehren."

Methos nickte und schlenderte ein wenig beleidigt von dannen.

"Verdammt", murmelte Daniel. Das konnte doch unmöglich war sein. Er kniff angestrengt die Augen zusammen und laß weiter. Wenn Sokar wirklich diese Schiffe besaß, die auf dieser Tafel beschrieben wurden, dann konnten selbst die vereinigten Systemlords ihn nicht vernichten.

Außerdem rüstete er seit Monaten gegen die Erde und die Lords auf, seine Flotte müßte also zehnmal so stark sein, wie diese hier.

Die Tafel handelte von einem Kampf, Sokar gegen einen Systemlord namens... Daniel strengte sich an, konnte den Namen aber nicht entziffern.

"Methos?", murmelte er. Vielleicht konnte ihm der Unsterbliche weiterhelfen. Keine Antwort.

"Methos?!", rief Daniel etwas energischer, aber der Unsterbliche gab keine Antwort von sich.

"Methos, verdammt, jetzt sei nicht belei...", Daniel drehte sich um und suchte nach ihm, konnte ihn aber nirgends entdecken.

"Verdammt, wo ist dieser Mistkerl!?", zischte er und wandte sich verärgert wieder seinen Tafeln zu. Sie glichen jener, die Daniel Methos vor einigen Wochen gezeigt hatte und waren in Koptisch oder einem ähnlichen Dialekt verfaßt. Methos konnte ihn relativ gut und flüssig lesen, aber Daniels Stärke war es nicht gerade.

Methos schlenderte den Gang hinunter und erreichte bald Kleopatras Quartier. Enkidu kam mit einer großen Kiste heraus und ging, ihm kurz zunickend, an ihm vorbei, direkt zum Stargate- Raum. Was zum Teufel?

"Enkidu?!", rief Methos und lief dem Primus hinterher. Der stämmige Mann blieb stehen und drehte sich zu ihm um.

"Ja, Herr?"

"Wo wollt ihr hin?", fragte Methos außer Atem.

"Die Herrin kehrt zurück", lautete die knappe Antwort.

Methos nickte. "Wo ist deine Herrin?"

"Hier", lockte eine weibliche und sehr vertraute Stimme. Methos Mundwinkel hüpften nach oben, auch Enkidu lächelte, als er Methos' Reaktion gewahr wurde und entfernte sich taktvoll.

"Wo warst du denn?", tadelte Methos sie, indem er sich umdrehte und sie durchdringend ansah.

"Ich habe Daniel geholfen", erklärte sie.

"Und mich hat er einfach so abgewiesen", schmollte Methos und drückte Kleopatra einen dicken Kuß auf die Wange. Die Tok’ra lächelte.

"Ihr müßt gehen?"

"Ja", bestätigte sie. "Wir müssen einige Nachrichten absetzen und ich werde auf meinem Schiff verlangt."

"Sehen wir uns wieder?" Methos streichelte über ihre Wange und zog sie eng an sich. Sie ließ ihn gewähren.

"Ja, natürlich", murmelte sie. "Ich will, dass du bei mir bleibst."

"Wie?", Methos runzelte die Stirn und sah sie forschend an.

"Du verstehst mich schon richtig", murmelte sie und legte ihren Kopf an seine Schulter. "Wenn das alles hier vorbei ist, komm mit zu mir. Auf meinen kleinen Planeten..."

Methos lächelte. "Bist du dir da auch sicher? Ich meine...", er schmunzelte, "Du hast mich nie länger als ein paar Monate ertragen müssen, und das ist auch schon fast 2000 Jahre her." Er kraulte sanft ihren Nacken. "Ich habe mich indessen verändert und du auch..." Sie küßte ihn kurzerhand auf den Mund, damit er schweigen mußte.

"Ich weiß, aber es ist mir egal. Ich will dich. Und zwar bei mir haben, ständig." Fordernd legte sie ihm einen Finger auf den Mund und sah ihn, keinen Widerspruch duldend, an. Methos lächelte verträumt, in seinen Augen blitzte es erregt auf. "Wir ihr befehlt, meine Königin", murmelte er und gehorchte.

[Daniels Büro]

"Daniel!", begrüßte Duncan den Archäologen. "Was haben Sie herausgefunden?"

"Viel und doch so wenig", grummelte er. Duncan runzelte fragend die Stirn. "Wie darf ich das verstehen?"

"Mh." Daniel holte tief Luft. "Auf diesen Tafeln hier...", er deutete auf die vor ihm liegende polierte Platte aus schwarzen Gestein. Auf ihrer Oberfläche waren eigenartige Schriftzeichen eingeritzt, die Duncan leider nicht lesen konnte. Aber Daniel konnte es, glaubte Duncan zumindest.

"... sind Schlachtpläne oder sowas ähnliches von Sokar eingeschrieben." Er brummte verärgert. "Ich komme aber leider nicht hinter den Namen des Systemlords, gegen den Sokar kämpft. Und Ihr ach so lieber Freund Methos hat mich hier einfach sittengelassen."

"Daniel, es ist doch nicht wichtig, gegen wen Sokar kämpfte, sondern was über seine Strategien geschrieben steht", sagte Duncan beruhigend.

Daniel nickte zustimmend. "Ja, verdammt, aber ich würde schon gerne ..."

"Daniel!", fuhr Duncan ihn an. "Übersetzen Sie die Strategien."

"Ja, okay, ist ja schon gut." Er kniff die Augen zusammen und laß. "Hier steht, das Sokar vorwiegend schwere Angriffskreuzer verwendet." Daniel blickte auf. "Das müßten diese großen Dinger sein..."

"Angriffskreuzer?", wiederholte Teal’c, als er den Raum betrat. "Das sind die großen Schiffe, die auch Apophis bei seinem Angriff auf Tauori verwendete."

"Ja, das meinte ich", stimmte ihm Daniel erfreut zu.

"Der Transfer ist vollzogen", sagte Teal’c. "Wir starten, wenn Mastarna sich erholt hat."

"Okay", bestätigte Duncan. "Dann müssen wir die Waffen noch zusammensuchen und uns passend kleiden."

"Jep", murmelte Daniel. "Wir brauchen Sokar- Uniformen."

"Die wir bei Kleopatra auf dem Schiff zurückgelassen haben", versetzte Duncan. "Am besten wir holen sie."

"Es wäre doch unsinnig, wenn wir alle als Sokars Leibwache auftreten, einige könnten doch auch als Kleopatras Leibwache auftauchen, oder?", meinte Daniel und sah von seiner Tafel auf.

Teal’c nickte. "Ich werde es dem General vorschlagen."

"Gut, dann machen wir uns jetzt an die Waffen." Daniel nickte Duncan zu. "Ich würde es bevorzugen, wenn Sie Ihr Schwert hier lassen."

"Niemals!", wehrte Duncan ab. "Eher bleib ich so, wie ich bin, anstatt ohne Schwert zu gehen."

Daniel schluckte. "Darüber müssen wir noch mal reden."

[Vor der Krankenstation, mehrere Stunden später]

"Verdammt", murmelte Jack und ging dieselbe Stelle zum wiederholten Male ab. Er drehte sich um und stellte sich mit verschränkten Armen vor die noch immer verschlossene Tür. "Ich muß da jetzt rein!"

"Colonel O’Neill!", ermahnte ihn Fraiser. "Wir werden hier draußen warten, bis sie uns hereinbitten."

"Ja, Jack. Sie hat recht", besänftigte ihn Sam mit ruhigen Worten. "Wir können gar nichts tun, außer warten."

"Ich mag das nicht", antwortete er und schlug nervös eine Faust in seine geöffnete Hand.

"Mh, ich auch nicht, aber wir müssen", bestätigte der General und richtete seinen gespannten Blick auf die verschlossene Tür.

"Die Tok’ra werden tun, was notwendig ist", erklärte Teal’c und verschränkte die Hände hinter seinem Rücken. Jack drehte den Kopf und sah ihn vorwurfsvoll an. "Ja, danke, Teal’c", zischte er. Als er noch eine passende Bemerkung hinzusetzen wollte, öffnete sich abrupt die Tür. Gespannte Blicke richteten sich auf diese, und als plötzlich Sokar vor ihnen stand, schlugen fünf Kinnladen schmerzhaft auf den Boden auf.

Sokar grinste breit, öffnete die Arme und blitzte mit den Augen.

"Mastarna?!", fragte Jack vorsichtig.

Der Goa’uld, nein, der Tok’ra nickte freundlich. Die Kinnladen hakten sich wieder ein und formten angenehme Lächeln.

"Das bösartig Grinsen müssen wir noch üben", murmelte Jack und deutete auf Sokars Gesicht. Mastarna grinste freundlich und deutete hinter sich, wo Jonathans Körper auf einer Bahre lag.

Dr. Fraiser ging schnell an ihm vorbei und begutachtete den Bewußtlosen. Die Tok’ra traten neben sie und schüttelten den Kopf. "Es wird noch eine Weile dauern, ehe er das Bewußtsein wiedererlangt", murmelte der in violett gekleidete Mann.

Fraiser hob angewidert eine Augenbraue und musterte Jonathan. "Wer sagt, dass er das Bewußtsein wiedererlangen soll?" Sie schob den Tok’ra beiseite und griff nach ihren Instrumenten, unter anderem auch einer Spritze. "Ich werde ihn bewußtlos halten, damit er Jonathan keinen Schaden zufügt." Sie rammte dem Mann die Spritze in den Oberarm und drückte sie aus. Dann verrieb sie mit geübten Griffen die Stelle und deckte ihn behutsam zu.

Jack trat neben sie und musterte Jonathan. "Sollten Sie ihn nicht lieber festbinden?"

Dr. Fraiser schüttelte den Kopf. "Das wird nicht notwendig sein, mit dieser Ladung...", sie deutete auf die leere Spritze, "... wird er Monate schlafen."

"Lange genug, hoffe ich", versetzte Sam und nahm Jonathans Hand. "Hoffentlich geht es ihm gut."

"Sicher", meinte Janet. "Er wird von dem ganzen Trubel nicht das Geringste mitbekommen."

"Nur hin- und wieder einen Albtraum...", sagte der Tok’ra und erntete von Janet und Sam einen wütenden Blick. Mastarna stutzte. "Sie sagten doch..."

"Es wird nicht sonderlich dramatisch für ihn sein", beruhigte ihn der Tok’ra. "Er wird kaum etwas mitbekommen." Er schüttelte Mastarna/ Sokar die Hand. "Sie rufen mich, wenn Sie die Rückverpflanzung vornehmen wollen?", wandte er sich an Dr. Fraiser.

Die Ärztin nickte.

"Gut, dann, General", er nickte dem Militär zu, "können Sie mich ja zurückschicken."

Sam betrachtete Mastarna, der nun wie Sokar aussah, eingehender. "Das ist einfach unglaublich", murmelte sie und berührte seine milchig- weiße Stirn.

Sokar schraubte die Lippen zu einem schmalen Lächeln. "Nicht wahr?" Seine Mundwinkel zuckten plötzlich schmerzhaft nach unten. "Mir fällt es verdammt schwer, den Unas- Menschen unter Kontrolle zu halten..." Er faßte sich schmerzhaft an die Brust und unterdrückte einen tiefen Seufzer. Dr. Fraiser kam sofort zu ihm und befühlte fürsorglich seine Stirn.

"Sie haben Fieber", murmelte sie und drückte ihn sanft auf eine Liege. "Ruhen Sie sich ein wenig aus."

Mastarna nickte, er war völlig erschöpft. "Ein wenig Schlaf, und es geht mir schon besser." Er sackte nach hinten und sofort fielen ihm seine Lider zu.

[Stargate- Raum]

"Kleopatra, warten Sie!", rief Duncan der Königin hinterher. Sie stand am unteren Ende der Rampe und verabschiedete sich gerade von Methos.

"Wir brauchen die Uniformen", murmelte Duncan etwas verlegen, als sie Methos zärtlich küßte.

"Ah, ja", versetzte sie. "Sie werden doch sowieso die Aktion von meinem Schiff aus starten. Also kleiden Sie sich doch am Besten dort an." Sie lächelte verträumt und musterte den Schotten von Kopf bis Fuß. Methos stöhnte genervt, als er ihrem Blick folgte. "Laß es", murmelte er an Duncan gewandt. "Oder du mußt deinen Kopf unterm Arm spazieren tragen."

Der Schotte hob abwehrend die Hände. "Niemals würde ich so etwas tun! Was denkst du nur von mir?"

Methos hob grinsend eine Augenbraue. "Nur das beste MacLeod, nur das beste."

Kleopatra überging diesen Einwurf geflissentlich und nahm Methos Hände in die ihren. "Versprich mir, das du vorsichtig sein wirst, ja?"

Methos preßte genervt die Lippen aufeinander.

"Antonius", rief sie empört. "Versprich es mir!"

Methos nickte genervt. "Ja, ich werde vorsichtig sein." Er zwang sich, ein Lächeln aufzusetzen. "Ich werde so vorsichtig wie immer sein."

"Oh!", sie pochte wütend auf seine Brust. "Du bist nie vorsichtig, schon gar nicht in wilden Schlachten!".

"Kleje", er nahm zärtlich ihre Hände in die seinen. "In diesem Punkt habe ich mich geändert."

Duncan nickte. "Da muss ich ihm ausnahmsweise Recht geben. Vorsicht ist sein zweiter Vorname." Der Schotte lächelte aufmunternd.

"Ja?" Kleopatra sah ihn forschend an.

"Ja", bestätigte Duncan und Methos folgte mit einem Lächeln.

"Okay, aber versprich es mir trotzdem", verlangte sie energisch. Methos lächelte.

"Ja, bei meiner Ehre..."

"Die du nicht hast", versetzte Duncan grinsend. Methos tat so, als hätte er Duncans Einwurf überhört. "... verspreche ich, jedem Kugelhagel auszuweichen und keine Stabwaffe an meinen corpus heranzulassen."

Kleopatra nickte zufrieden. "Gut." Sie drückte ihm noch einen kräftigen Kuß auf und wandte sich dann dem Tor zu. "Wir sehen uns in wenigen Stunden auf meinem Schiff, oder auf Sindoar." Sie warf Methos noch ein Lächeln zu und schritt dann erhoben Hauptes durch das Stargate, Enkidu folgte ihr.

"Ist sie nicht wunderbar, MacLeod?", wandte Methos sich an seinen Freund. Der Unsterbliche grinste breit. "Jep", murmelte er. "Und ich verspreche, sie nicht anzufassen."

Methos sah ihn durchdringend an. "Ehrlich?"

Duncan zog empört eine Augenbraue nach oben. "Würde ich dich belügen?"

Methos grinste und verneinte. "Du mich nicht... aber ich dich schon", versetzte er grinsend und verschwand.

[Krankenstation]

Methos schlenderte vergnügt den Gang entlang und bemerkte gerade noch, wie Jonathans Körper, wild zuckend, auf einer Bahre Richtung Arrestzellen gerollt wurde. Er steckte den Kopf um die Ecke und sah Dr. Fraiser, wie sie eine erneute Injektion vorbereitete.

"Dr.?", fragte er und trat vollends auf die Station.

"Ja?", fragte die geschäftige Frau und ging an ihm vorbei, dem Wagen mit Jonathan folgend.

"Wie geht es ihm?", fragte Methos und lief ihr hinterher.

"Tja, Jonathan schläft tief und fest, Mastarna befindet sich in dem Unas. Ein leichtes Fieber hat sie befallen, aber nichts ernstes", antwortete sie und hielt den Wagen an. Sie plazierte die Injektion über einer Vene und stach hinein, dann drückte sie vorsichtig die Spritze aus und zog sie ab.

"Was geben sie ihm denn da?"

"Sedativen."

"Ah", murmelte Methos. "Wissen Sie, zu meiner Zeit gab‘s sowas kaum."

Janet runzelte die Stirn. "Sie waren Arzt?"

Methos nickte amüsiert. "Ja, 15. Jahrhundert, hab in Heidelberg studiert, praktiziert habe ich bis ins 19. Jahrhundert, aber dann wurden meine Kenntnisse zu ungenau, hätte nachholen müssen."

"Dann könnten Sie mir eigentlich helfen..", versetzte die Ärztin und zog Methos sanft zur Seite, um die beiden Pfleger mit dem bewußtlosen Sokar/ Jonathan vorbeizulassen.

"Oh nein, Dr.!", entgegnete Methos abwehrend. "Aus diesem Alter bin ich längst raus." Er deutete auf Jonathan, der langsam in die Arrestzellen geschoben wurde. "Ich befasse mich jetzt wieder mit Gaschuw."

Janet nickte. "Aber vielleicht könnten Sie mir später noch mal zur Hand gehen, ich würde mich wirklich gerne mal mit Ihnen über alternative Methoden, die damals praktiziert wurden, unterhalten."

Methos schmunzelte. "Wollen Sie das wirklich? Immerhin waren wir relativ brutal, mit Aderlaß und so weiter..."

Janet runzelte die Stirn. "Naja, nicht gerade über den Aderlaß, aber der Einsatz von Blutegeln zur damaligen Zeit würde mich interessieren."

Methos war schon auf dem Weg zu den Arrestzellen, doch er drehte sich noch mal zu ihr um. "Naja, das war wirklich eine ekelige Sache..." Und schon war er in dem Zellentrakt verschwunden.

Janet wollte ihm noch hinterher rufen, er solle Gaschuw sanft behandeln, aber zu spät. Die Tok’ra müßte wohl oder übel alleine mit dem Unsterblichen fertig werden ... und Jack, fügte sie noch hinzu, als sie den Colonel hinter Methos im Trakt verschwinden sah.

[Kleopatras Schiff, 2 Stunden nach ihrer Abreise]

Endlich hatten sie die ‚Panatas‘ erreicht. Kleopatra seufzte zufrieden, auch Sheila war zufrieden mit ihrem Vorgehen, ja, sie war geradezu darauf erpicht, Methos hier zu haben.

‚Wann kommt er?‘, flüsterte sie schon jetzt andauernd in ihrem Kopf, pardon, es war ja Sheilas Kopf. Kleopatra schmunzelte.

Was hast Du, meine Liebe?, fragte Sheila besorgt.

Ich habe gerade an Antonius gedacht.

Methos, Kleo, er heißt Methos.

Ja, ich weiß, aber für mich ist er immer Antonius., murmelte sie verträumt. Weißt du, was er in unserer letzten gemeinsamen Nacht gemacht hat?

Ja, er hat geschnarcht.

Nein, du dumme Gans, diese Nacht meine ich nicht. Ich denke an unsere letzte gemeinsame Nacht, bevor er starb und ... ich auch.

Ich kann's mir lebhaft vorstellen., grunzte Sheila vergnügt. Kleo rollte die Augen. Natürlich konnte sie es, Sheila besaß ja ihre gesamte Erinnerung. ‚Schätzchen, ich würde es dir aber gerne erzählen‘, schmollte Kleo.

Sheila stöhnte genervt. Okay, Liebes, schieß los...

Kleopatra wollte gerade mit ihrer schönsten Erinnerung um sich schmeißen, als Enkidu ihre Räumlichkeiten betrat. Sie lächelte etwas verärgert und winkte ihn zu sich. Er kniete sich vor sie und senkte seinen goldenen Kopf.

"Herrin, wir sollten alles vorbereiten", summte er mit seiner tiefen Stimme. Kleo nickte.

"Ja, da hast du wohl recht." Sie strich sich eine lose Strähne aus dem Gesicht und fädelte sie wieder in ihre hochgesteckte Frisur. "Wie kriegen wir ihn also vom Schauplatz der Versammlung weg, ohne das dieser gerissene... unheimlich gut aussehende...", setzte Sheila in Gedanken hinzu. Kleo schmunzelte vergnügt. "Also, wie kriegen wir ihn von der Versammlung weg, ohne dass er Verdacht schöpft?"

Enkidu hob den Blick und sah sie mit seinen durchdringenden Augen an. "Herrin, ich dachte, der Hammond hätte eine Idee?"

Kleo lachte schallend. "Ja, die hat er gewiß, aber Antonius ist nicht dumm. Er wird es bemerken..."

"... und ihm folgen", unterbrach sie der Primus. Kleo lächelte verzeihend, jeden normalen Menschen hätte sie bestraft, nicht so Enkidu. Er war ihr Mann, nicht so, wie man es vielleicht denken könnte, nein. Sie mochte ihn und er mochte sie, aber eher auf einer geschwisterlichen Ebene. Enkidu war ihr bester Freund, er wußte, was sie brauchte, und was ihr fehlte. Seine Augen blitzten in diesem Augenblick amüsiert auf. "Herrin, ich werde mich um ihn kümmern, ganz gewiß."

Kleopatra lächelte. "Mein Enkidu, was würde ich nur ohne dich machen?", fragte sie verträumt und fing eine seiner goldenen Locken auf. Sie kräuselte die Strähne verspielt um ihren Finger und ließ sie wieder zu ihrem Herrn gleiten.

"Du würdest dir einen anderen Primus suchen", versetzte er lächelnd.

"Oh, nein, mein Freund. Niemand könnte dich je ersetzen", versicherte sie ihm und deutete auf die Tür. "Du müßtest ihn binden oder ähnliches. Er ist sehr stark."

"Herrin!", er blickte sie schockiert an. "Ich bin stärker."

"Gewiß, Enkidu, aber er hat die Kraft der Jahrtausende, also überschätze ihn nicht."

Enkidu senkte demütig den Kopf. "Ja, Herrin."

"Und dann bringst du ihn hierher.."

"Das wird dem Hammond nicht gefallen, du hast ihm versichert..."

"Papperlapapp", unterbrach sie ihn mit einer herrischen Handbewegung. "Was interessiert mich der Hammond. Ich will nur eines:" Sie lächelte zuckersüß. "Antonius, um jeden Preis."

Enkidu erhob sich. Wieso tat sie ihm das an? Wußte sie nicht, was er für sie empfand? Enkidu drehte sich um und ging. Schmerz zuckte in seiner Brust und breitete sich wie ein Lauffeuer über seinen gesamten Körper aus. Wieso nur?

Er hätte sie für sich haben können, wenn dieser Methos nicht aufgetaucht wäre. Er brauchte sie nur anzulächeln und schon waren Sheila und sie ihm restlos verfallen. Wenigstens mit Sheila hatte er sich ab- und zu vergnügen können, aber auch sie war diesem Bastard nun restlos verfallen. Das hatte sie ihm letzte Nacht deutlich gemacht, zu deutlich, dachte er schmerzhaft und befühlte die noch immer pochende Stelle auf seiner Brust. Geschlagen hatte sie ihn, und verwünscht, nur einen wollte sie, aber den würde sie nicht bekommen. Er sollte Methos von der Versammlung weg pflücken und ihn in Sicherheit bringen. Hah! Wenn er ihn erstmal in den Fängen hatte, würde er ihn zerreißen, wie ein Stück Beute. Köstlich, sein Blut auf seinen Fängen.

Enkidu ging durch die große Flügeltür und spürte noch immer ihren bohrenden Blick in seinem Rücken. Mein Gott, sie war so schön und so klug. Er wollte sie, nicht nur Sheila, er wollte Kleopatra. Er kannte Sheila schon bevor sie ihre Wirtin wurde und er hatte Sheila schon damals geliebt. Nur aus diesem Grund war er ihr Primus geworden, nur um bei Sheila zu sein, und nun war Kleopatra so abweisend zu ihm. Wie sollte er diesen Kerl nur loswerden?

Bevor es ihn gab, war alles so wundervoll, so perfekt, aber dann der Brief der Tok’ra, damit fing alles an. Und nun sollte er ihn retten um die Frau, die er liebte, glücklich zu machen. Enkidu ballte die Hand zur Faust, verdammt, er wollte sie so gerne glücklich machen. Auch wenn es sein Leid bedeutete, er würde für sie sterben, für beide, Sheila und Kleopatra. Aber wenn es einen Möglichkeit gab, sie von ihm zu trennen, würde er sie wahrnehmen. Enkidu lächelte, ja, er würde es tun und dann war alles wieder gut.

Kleopatra lehnte sich entspannt zurück und suchte ihr Kommunikationsgerät. Sie verlangte eine Verbindung zu Isis, ihrer Mutter. Sie lud die alte Dame ein, an der Versammlung auf Sindoar teilzunehmen und sie erläuterte ihr kurz den Plan, den Antonius so wunderbar ausgeheckt hatte. Isis wirkte sehr befriedigt, als sie von Sokars geplanter Vernichtung hörte und lachte herzlich, als Kleopatra von Antonius berichtete.

Isis war eine wunderbare Frau und Kleopatra und sie hielten ständig Kontakt. Obwohl die alte Dame nicht so viel von der Verständigung zwischen Wirt und Symbiont hielt, plapperte sie immer häufiger mit ihrer Wirtin. Und ob man es glaubte oder nicht, Isis verstand sich wunderbar mit Nesti, sie hatten Spaß und genossen das Leben. Aber seitdem Sokar mit dem Aufbau seiner Flotte begonnen hatte, war auch das unbeschwerte Leben von Isis und Nesti zusammengebrochen.

Isis war keine mächtige Goa’uld und sie besaß kaum genug Schiffe, um ihren Planeten gegen Horus und Month zu verteidigen, aber sie war eine geniale Strategin, und so hielt sie sich wacker. Der Plan, Sokar von seinen eigenen Leuten und den ganzen überkandidelten Systemlords vernichten zu lassen, gefiel ihr.

Jedoch beschlich beide Frauen ein ungutes Gefühl, wenn sie an Sindoar dachten. Kleopatra hatte Angst und selbst Isis beschlich eine eigenartige Vorahnung.

"Ich habe Angst", murmelte Isis und schloß vielsagend die Augen. Kleopatra nickte.
"Ich fürchte mich ebenfalls, Mutter", murmelte sie und setzte ein aufmunterndes Lächeln auf. "Aber wir dürfen uns nicht unterkriegen lassen, ja?" Isis lächelte kurz auf.

"Wird dein Freund kommen?", erkundigte sie sich neugierig. Kleopatra lächelte.

"Ich hoffe, er schafft es, wenn nicht, müssen wir uns eben alleine darum kümmern.", sie strich sich eine lose Strähne aus dem Gesicht. "Was ist mit Chons? Wird er zu uns halten?" Isis lächelte.

"Sicher, er folgte mir schon immer und wird es auch jetzt tun." Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. "Wer mir Sorgen macht ist Mut. Sie ist in letzter Zeit so eigenartig verschlossen. Ich fürchte, sie verheimlicht mir etwas." Kleopatra nickte.

"Also zählen wir lieber nicht auf sie...", sinnierte die Tochter der Isis, doch ihre Mutter unterbrach sie.

"Nein, ich benachrichtige Mut, sie wird wohl kaum rechtzeitig da sein, aber sie soll es auf jeden Fall wissen. Wer weiß, die alte Göttin hatte schon immer geniale Einfälle." Sie lächelte in Gedanken versunken. "Also, Tochter, wir sehen uns auf Sindoar." Kleopatra lächelte und verabschiedete sich von Isis.

"Ja, bis heute abend, Mutter."

[Sindoar]

Die Wüste auf Sindoar flirrte im gleißenden Licht der Sonne, der Sonnen. Der Planet besaß zwei Sonnen, die ihn jeden Tag unweigerlich aufheizten. Ein ideales Klima, um ein paar Goa’uld zur Weißglut zu bringen, genauso wie es sich Methos gewünscht hatte. Ein Wüstenplanet.

Für die nachmittägliche Konferenz sollte ein provisorischer Tok’ra- Tunnel dienen, aber nicht zu groß, klein und eng und dicht unter der Oberfläche gelegen, so daß er gen Nachmittag seine größte Hitze erreicht haben würde, in circa zehn Stunden würden die Goa’uld eintreffen. Wenn auf der Erde alles glatt gelaufen war, dann hätten die Goa’uld Systemlords, die Martouf und Selmac ausgewählt hatten, in den nächsten zwölf Stunden eintreffen. Zu einer Tageszeit, wo beide Sonnen den höchsten Stand erreicht haben würden.

Da der Planet einen Tageszyklus von 36 Stunden besaß, würde dies kurz vor Sonnenuntergang sein.

Martouf startete gerade den Tunnelbau, als ihn Aldwin leicht antippte. Martouf zuckte unwillkürlich zusammen und sah seinen Freund leicht verärgert an. "Was gibt’s denn, Aldwin?", grummelte er und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Tunnelbau zu.

"Telpi läuft über", flüsterte Aldwin so leise, das Martouf sich ernsthaft fragte, ob er nur den Wind gehört hatte. Aber er irrte sich nicht, Aldwin hatte etwas gesagt. "Telpi?!", hakte Martouf nach, nicht, weil er den Namen nicht verstanden hatte, wohl eher, weil er auf eine gegenteilige Aussage hoffte. Martouf drehte sich um und sah ihn durchdringend an. Aldwins Lächeln wirkte reichlich gequält.

"Er hat es mir heute morgen mitgeteilt."

Martouf nickte. "Wer hat denn das Glück, seine Gesellschaft fortan genießen zu dürfen?", zischte Martouf und blickt wie erstarrt in den Tunnel. Aldwin zuckte ob der Kälte in Martoufs Stimme zusammen.

"Das wollte er mir nicht sagen, aber ich vermute, er schließt sich Chloe an", murmelte er. Seine Stimme ein einziges Beben. Aldwin kannte Telpi seitdem sie Kinder waren, sie hatten nahezu alles geteilt, und dieser Verlust schmerzte ihn sehr.

"Chloe!", stieß Martouf verächtlich aus. "Ich hoffe, diese Sho’va weiß nichts von unserem Vorhaben?!" Aldwin verneinte.

"Noch nicht", fügte er etwas leiser hinzu. Martouf runzelte fragend die Stirn und ließ den Tunnel einige Sekunden unbeaufsichtigt, um seinen Freund zu mustern.

"Was heißt hier ‚noch nicht‘?!", zischte er zornig. Aldwin wich einige Schritte zurück und interessierte sich plötzlich für den hellbraunen Wüstensand unter seinen Schuhen, den er in feine Muster trieb.

"Ich ... ich..", er konnte ihn nicht belügen, also sah er auf und suchte Martoufs Blick. "Ich habe es Telpi erzählt", murmelte er und spielte wieder mit dem Sand. Martouf riß erstaunt die Augen auf.

"Du hast WAS?!", schrie er ihn plötzlich an und faßte seine Schultern. "Aldwin, verdammt!" Martouf schüttelte ihn durch und stieß den armen Tok’ra abrupt von sich, so hart, das dieser in den Sand viel. Martouf fuhr sich verzweifelt durchs Haar und drehte sich schnell um, er wollte ihm jetzt nicht in die Augen blicken, er konnte es nicht.

"Martouf?!", flüsterte Aldwin, als er sich halbwegs gefangen hatte und wieder auf die Beine gekommen war. Er berührte ihn sanft an der Schulter, wollte ihm tröstende Worte zusprechen, aber ein dicker Klos versperrte ihm die Kehle.

"Sag‘ nichts, Aldwin", erwiderte Martouf gepreßt und starrte wie gebannt in den Tunnel. Das fluoreszierende Blau leuchtete hell und stark, es spendete eine angenehme Wärme, die sein Herz zu verschließen drohte. Martouf versuchte zu lächeln.
"Chloe ist immerhin nicht zu blöd, diese Informationen auszunutzen", flüsterte er und suchte Aldwins Augen.

"Es tut mir leid, aber ...", versuchte er sich vorsichtig zu rechtfertigen. "... aber es ist doch Telpi. Ich dachte mir nichts dabei, er ist...", Aldwin preßte gequält die Lippen aufeinander und korrigierte sich, "war mein Freund." Martouf nickte.

"Wir sind nur noch so wenige", flüsterte er. "Selmac und du und ich und...", Martouf grinste, "naja, wenigstens können wir jetzt sicher sein, das uns keiner mehr hintergeht." Aldwin schüttel den Kopf.

"Es ist vorbei, Martouf", murmelte er und ließ sich in den Sand sinken. "Gaschuws Verrat, Chloes Abtrünnigkeit, ich meine, sie versammelt so gut wie alle von uns um sich." Er hob eine Hand und deutete auf den Tunnel. "Wir haben ja nichteinmal genug Waffen, um diese Tunnel zu verteidigen. Wie sollen wir dann diese absurde Idee schützen?!" Martouf nickte. Er verstand Aldwin nur zu gut, aber sie durften jetzt nicht aufgeben.

"Wir werden es schaffen, und werden ihnen damit zeigen, das wir Sokar auch ohne die Systemlords besiegen können. Wir brauchen keinen Goa’uld, dem wir uns ausliefern", ermutigte Martouf seinen niedergeschlagenen Freund und kniete sich neben ihn, der Tunnel wuchs indessen stetig.

"Ja, und der uns töten wird", fügte er hinzu. "Wenn Sokar weg ist, dann..." Martouf nickte.

"Dann könnten wir vielleicht wieder zusammenfinden...", Martouf sah zum Himmel. "Wem hat sich Chloe verpflichtet?", fragte er unverblümt. Aldwin zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nur, dass es eine sie ist und das sie Maat heißt."

[SGC, Mittag]

Mastarna erhob sich mühsam von seiner Liege und blickte sich verwirrt um. Er befand sich definitiv in der Krankenstation des SGC und ihm war speiübel. Mit Bedacht hob er die Beine von der Liege und stützte sich auf seine Arme, die ihm eigenartig unbekannt vorkamen. Stumpfsinnig, dachte er, es waren nach wie vor Jonathans Beine und die Arme des Menschen waren kräftig wie immer, nur... er hob die Hände vors Gesicht und betrachtete sie eingehender. Sie hatten eine leicht weiße Färbung angenommen und seine Fingernägel sahen unnatürlich gelb aus. Was, zum Teufel?

Er blickte an sich herunter und fuhr interessiert über die kostbaren Stickereien seiner Robe. Seit wann trug Jonathan solche Gewänder? Und was war mit seinen Sachen passiert?

Mastarna zuckte plötzlich schmerzhaft zusammen. Sein Kopf dröhnte und ihm war schon wieder so übel, sein Geist wurde von wirren Bildern schreiender Menschen überschwemmt und er hielt sich ob des unvorstellbar großen Schmerzes den Kopf. Er war plötzlich so schwer und fühlte sich unendlich wässrig an. Ein lautes Dröhnen hallte in seinen Ohren und übte einen starken Druck auf ihn aus. Was war das? Mastarna rief nach Dr. Fraiser, doch die Ärztin war nicht da. Verdammt. Galle kroch seine Speiseröhre hinauf und breitete sich übel schmeckend in seinem Mund aus. Mastarna fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, als der Schmerz etwas nachzulassen schien, doch etwas Spitzes furchte durch seine weichen Lippen. Seine Zähne waren fürchterlich, er fuhr sich mit der Zunge über die Zähne, sie waren spitz und total mit Zahnschmelz überzogen. Mastarna ekelte sich, was war nur mit ihm los, und dann kam wieder dieser Schmerz. Ein gellender Schrei hallte durch seinen Kopf und trommelte wild in seinen Ohren. Mastarna versuchte ihn krampfhaft zu unterdrücken, strengte sich dabei höllisch an und schaffte es schließlich, das der Schmerz nachließ.

Langsam bekam er wieder Luft, seine Augen öffneten sich wie von selbst und er blickte in das gräßlichste Gesicht, was er jemals gesehen hatte.

Sokar.

[Arrestzellen, zur gleichen Zeit]

Janet schob den bewußtlosen Sokar in eine Zelle und setzte ihm noch eine zusätzliche Dosis. Sie betrachtete den Schlafenden, er sah eigentlich aus wie immer, doch es war nicht Jonathan, den sie hier vor sich hatte, schalt sie sich.

Sie blickte auf und sah Methos und Jack, wie sie vor Gaschuws Zelle Streife liefen und auf die arme Tok’ra einredeten.

Janet zuckte mit den Achseln, die Tok’ra bekam eh‘ nicht viel mit, da sie noch unter den Nachwirkungen des Mittels stand, was Janet ihr heute morgen in aller Frühe verabreicht hatte. Ein Glück für sie, denn Jack und Methos spielten schon wieder "Guter Bulle, böser Bulle", aber die Tok’ra schien kein Interesse an ihnen zu haben, sondern sah Janet nur fragend an.

"Sokar, nicht wahr?" Janet nickte.
"Fürs erste", antwortete sie und verließ die Zelle, jedoch ohne sie zu verschließen. Jonathan war dermaßen mit Sedativa voll gepumpt, das Sokar wahrscheinlich für die nächsten drei Wochen alles doppelt sehen würde. Methos grunzte.

"Sie sollten lieber nicht mit Gaschuw reden, Doc." Janet fixierte ihn mit einem wütenden Blick und verließ den Zellentrakt. Dieser Idiot.

Methos sah Gaschuw durchdringend an, sagte jedoch nichts. Er überließ es Jack, ihr süße Worte ins Ohr zu flüstern, während er Jonathan betrachtete. Sie hatten es also geschafft. Sokar in den Menschen transferiert und Mastarna in den Unas. Unglaublich. Methos schüttelte den Kopf, diese Tok’ra sind einfach bemerkenswert.

Gaschuw schrie plötzlich laut auf und zeigte japsend auf Jonathan. "Er hat sich bewegt!", jauchzte sie und hüpfte von ihrer Liege. Jack drehte sich um und starrte wie Methos und Gaschuw zu dem schlafenden Goa’uld, sie blickten ihn etwa zwei Minuten stillschweigend so an, aber nichts passierte. Methos zuckte die Achseln und besänftigte Gaschuw.

"Meine Liebe, er schläft friedlich, und das für den gesamten Zeitraum. Er wird sich nicht bewegen. Selbst sein Atem geht so flach, das er kaum spürbar ist", murmelte er und ging zu Sokar in die Zelle. Er beugte sich über seinen Mund und hielt sein Ohr über ihn. Ein leises atmendes Geräusch war zu hören. Methos lächelte zufrieden.

"Nur eine flache Atmung", murmelte er zufrieden und wollte sich gerade wieder erheben, als ein fester Griff sich um seinen Hals schloß und ihm die Luft abschnürte. Methos schlug wild um sich, doch langsam wurde es knapp. Sterne explodierten in seinem Kopf und ein wildes Dröhnen pochte unaufhörlich in seinen Ohren. Er zappelte wie wild, doch seine Motorik verließ ihn, er hörte nur noch ein eigenartiges Krachen, als sein Genick brach und es plötzlich schwarz um ihn herum wurde. Verdammt, war sein letzter Gedanke, als er tot von der Liege rutschte.

[Daniels Büro, etwa zur gleichen Zeit]

"MacLeod?!", rief Daniel und steckte den Kopf um eine Ecke, der Highlander saß in Daniels Büro und brütete seit gut einer halben Stunde über einer der alten Tafeln.

"Ich kann das lesen", beharrte er seit zehn Minuten und starrte gebannt auf die Tafel. "Glauben Sie mir, Daniel, ich kann das." Er sah auf und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

"MacLeod", sagte Daniel und deutete auf die Tafel. "Wir müssen. Sie können später weiter die Tafel anstarren und auf die große Erleuchtung hoffen." Duncan löste sich von der Tafel und fixierte Daniel mit einem etwas verärgerten Blick, doch sein Zorn verflog, als ihm Teal’c eine Stabwaffe in die Rechte drückte. Duncan bedachte ihn mit einem amüsierten Lächeln und wog die Waffe abschätzend in seiner Hand.

"Sie ist schwerer, als die anderen", meinte er und betrachtete sie eingehender. Teal’c nickte.

"Da haben Sie recht, es sind Kleopatras Stabwaffen." Teal’c deutete auf Duncans Waffe. "Wir werden als ihre Leibwache auftreten." Duncan nickte.

"Und Hammond?"

"Er begleitet uns nicht", sagte Daniel und trieb zur Eile. "Wir müssen noch zu Kleopatra und von dort aus setzen wir mit einem ihrer Schiffe nach Sindoar über." Duncan runzelte die Stirn.

"Sindoar ist also gar nicht so weit weg von Dormak?", fragte er mit nervös zuckenden Augenbrauen. Teal’c bestätigte.

"Sindoar gehört zum gleichen Sonnensystem wie Dormak."

"Ja, Sindoar liegt auf derselben Umlaufbahn wie Dormak, sie umkreisen die Sonnen etwa im gleichen Abstand", meldete sich Major Carter zu Wort. Sie trug bereits nicht mehr ihre grüne Militäruniform, sondern ein äußerst Sokar- ähnliches Kostüm.

"Ich werde zu Sokars Leibwache gehören", grinste sie und deutete auf die verhüllte Gestalt hinter sich. Sokar.

Daniel klappte den Mund auf und schloß ihn wortlos wieder, als Sokar die Hand hob und ihm breit grinsend zuwinkte. Duncans Reaktion bestand aus einem kurzen Zucken der Brauen, bevor er sich seine Stabwaffe schnappte, und die Gruppe zur Eile trieb.

Teal’c und Duncan würden sich Kleopatras Leibwache anschließen und Daniel würde nebst Sam zu Sokars, äh, Mastarnas, Leibwache gehören. Sie waren zum Abmarsch bereit. Der General wünschte ihnen Glück, sie salutierten, die Militärangehörigen zumindest, und erklärte noch kurz: "Methos und Jack werden Ihnen folgen, sobald sie Gaschuw fertig verhört haben."

"Sie müssen sich dann aber beeilen", merkte Daniel an. Der General nickte.

"Selbst wenn sie es nicht schaffen sollten, Sie kennen Ihre Aufgaben. Also viel Glück und kommen Sie gesund wieder." Der General salutierte, lächelte aufmunternd und das StarGate öffnete sich tosend.

"Heut ist ein schöner Tag zum Sterben", murmelte Duncan und trat neben Daniel und Teal’c durch das Tor, von einem erstaunten Blick der beiden gemustert.

[Arrestzellen]

Jack glaubte seinen Augen nicht trauen zu können, als der Unsterbliche leblos von der Trage sackte.

"Methos?!", entfuhr es ihm, eher erschrocken denn besorgt. Und dann sah er es. Sokar richtete sich mit Jonathan mühsam auf, schüttelte genervt seine rechte Hand, die vor zwei Sekunden noch Methos‘ Hals im Schraubgriff hatte, und hob schwungvoll die Beine über die Liege. Er grinste breit und trat Methos kräftig in den Unterleib, als er aufstand.

Jack schrie wie wild und rannte auf Sokar zu, wollte ihn daran hindern, aus der offenen Zelle zu gehen, schaffte es aber nicht, denn Gaschuw war plötzlich pfeilschnell aufgesprungen, und griff durch die Gitterstäbe hindurch nach seiner Jacke, sie hielt ihn mit schier unglaublicher Kraft fest, so das Jacks Beine schneller waren, als sein von ihr festgehaltener Oberkörper. Er krachte scheppernd auf den Boden und schlug heftig mit dem Kopf gegen die Gitterstäbe.

"Verdammt", entfuhr es ihm, als er den heftigen Schmerz im Hinterkopf bemerkte, doch jeder Gedanke an eine etwaige Beule war wie weggeblasen, als er einen festen Griff um seinen Hals spürte, der ihm schier die Luft abschnürte.

Während er sich so gut wie möglich gegen Gaschuw wehrte, wurde seine Luft immer knapper, und um ihn herum wurde das Licht immer dürftiger. Sein Kopf schmerzte, sein Hals schien vor Anspannung zu zerspringen. Er kämpfte wild zappelnd gegen die übermächtige Tok’ra an, hatte jedoch nicht den Hauch einer Chance, denn ihre Kräfte überstiegen die seinen bei Weitem.

Bevor er bewußtlos zu Boden ging, sah er noch Sokar auf sich zukommen, seine Stiefelspitze in seinen Solarplexus fahren und unter der gewaltigsten Explosion kleiner gelber Sterne sank er ins Reich der Träume.

 

Kapitel 9-Epilog