Titel: Schatten der Vergangenheit (12/00)
Autor: Kathrin (Little Shakespeare)
Altersfreigabe: keine
Rechte: Alle Rechte an der Fernsehserie "Buffy the Vampire Slayer" und ihren Charakteren gehören Joss Whedon, Mutant Enemy, Sandollar Productions, Kuzui Enterprises, 20th Century Fox Television und dem WB Television Network. 
Die Geschichte entstand aus reinem Spaß an der Serie und am Schreiben. Sie dient nicht zu kommerziellen Zwecken. Mein einziger Lohn sind hoffentlich viele nette Feedbacks.
Kategorie: Giles  = Vergangenheit
Kommentar: Hm, was soll ich schreiben? Ganz einfach, Mel und Tanja sind Schuld daran, daß ich die Beziehung zwischen Giles und Ethan begann allmählich mit anderen Augen zu sehen und zu beleuchten. Oh ja, eine gefährlich, interessante Angelegenheit... Manchmal ist wirklich hilfreich auf Sachen mit der Nase gestupst zu werden. Danke dafür an dieser Stelle.
Feedback: schmorkopf@lycosmail.com

 

Schatten der Vergangenheit
von Kathrin

Wochen, Monate waren vergangen seit diese kleine Stadt im sonnigen Kalifornien zu seiner neuen Heimat wurde. Weit ab von allem Vertrauten und Vergangenem, ein völlig neuer Anfang im Auftrag der Berufung.

Wieder einer der Tage mit schmerzenden Gliedern, blaue Flecken, müden Augen und trotz allem der beruhigenden Gewissheit dem Höllenschlund erneut entkommen zu sein. Doch da war noch etwas anderes. Es war auch einer der Tag wo die Frage nach dem Sinn des Ganzen auftauchte. Früher gab es eine Zeit wo alles einfacher und unbeschwerter war. Eine Zeit wo er das Gefühl hatte in all der Hektik er selbst sein zu können. Er selbst ohne die Bürde der Pflicht auf den Schultern.

Was war mit ihm geschehen? Wann und wo verlor er das Gefühl der kurzzeitigen Unbeschwertheit von damals? Was war übrig geblieben von dieser erlebten Freiheit? Und wollte er sie überhaupt zurück haben?

Gedankenverloren, fast schon mechanisch, leerte er den Briefkasten. Ein schickes Teil mit seinem Namen Rupert Giles. Wer sollte ihm hierher schon schreiben? Außer Werbung, hin und wieder eine Rechnung und die Tageszeitung verirrte sich nichts dort hinein.

Aber was war das? Ein grauer Umschlag, Poststempel Großbritannien, seine Anschrift in geschwungenen Buchstaben. Eine Handschrift die er nur zu gut kannte, die er einmal bewunderte und später hasste.

Fast schon einwenig aufgeregt öffnete er den Brief. Was und warum sollte er ihm schreiben? Es gab nichts mehr zwischen ihnen zu reden. Er war froh so weit wie möglich von ihm entfernt zu sein. Warum gerade jetzt und hier nach all den Jahren? Zögernd begann er zu lesen.

***

Sei gegrüßt Ripper!

Mit Sicherheit bis Du erstaunt diesen Brief hier vorzufinden, aber ich möchte wetten Du hast meine Handschrift auf Anhieb erkannt. Natürlich hast Du das, schon allein weil Du diese Schnörkel immer so albern gefunden hast. Ehe Du Dich jetzt beginnst zu fragen woher ich weiß wo Du bist, lass es einfach, denn Du weiß doch selber zu gut, dass ich bisher immer und alles herausgefunden habe.

Nun wie fühlt man sich so als kleiner, unbedeutender Bibliothekar an einer High-School? Genauso schrecklich gefordert wie als Kurator in einem Museum? Aber entschuldige, halt ich vergaß, das ist ja gar nicht Dein Hauptjob, sondern jetzt endlich kannst Du das sein was Du immer so sehr wolltest. Der strahlende Ritter an der Seite der Jägerin im Kampf gegen das Böse.

Du wirst es kaum glauben, aber ich kann mich Dich lebhaft vorstellen. In einem großen Raum Du und die staubige Bekanntschaft der Weltliteratur, Einsamkeit und Langeweile pur. Genau das richtige für einen Mann im reifen Alter. Aber nein, so einsam bist Du doch gar nicht. Ich vergaß Deine Jägerin und die vielen Monster, die Dämonen die Euch hin und wieder beehren. Ja in der Tat ein erfülltes Leben, genau wie Du es Dir immer erträumt hast. Ein geregelter Tagesablauf mit der nötigen Portion Action. Keine durchliebten oder durchzechten Nächte wie damals. Keine Beschwörungen, keine Orgien, keine Gewissensbisse und keine Seele die man verlieren kann. Stattdessen immer besorgt, ehrlich, höflich und nett. Auf der Suche nach Weissagungen, Vorhersagen, Erkenntnissen und so weiter und so weiter... Oh Gott wie langweilig! Wo ist nur die gute alte Zeit mit all dem Spaß geblieben?

Was ist los Rupert? Bist Du versucht den Brief hier wütend aus der Hand zu legen? Mich insgeheim zu verfluchen und zu wünschen mir nie begegnet zu sein? Komm schon sei ehrlich, Du hasst es durch mich an die Vergangenheit erinnert zu werden. Aber Du kannst es nicht leugnen und ich weiß Du wirst weiterlesen. Denn Du bist gierig und sehnst Dich danach, nach dem Teil Deines Lebens. Als alles noch einfach und unkompliziert, freier war.

Erinnere Dich, Du bist es gewesen der die Grenzen testen wollte, der mich begleitete an den Rand der menschlichen Abgründe. Oh ja und es hat uns gefallen, sehr so gar. Ich sehe noch genau Deine faszinierten Augen als wir die erschaffene Macht das erste Mal spürten, sie leben durften und in uns vereinten. Du wolltest mehr viel mehr. Wir wollten alles.

Glaubst Du wirklich das liegt jetzt einfach hinter Dir? Kannst Du so tun als sei es nie geschehen?

Du hast Dich nicht gewehrt als wir es gemeinsam weiter führen wollten, die Macht und die Leidenschaft die davon ausging. Es waren nicht nur meine Berührungen die zu fühlen waren, nicht nur mein Körper der sich auf der Suche befand und nicht nur mein Geist der nach der Vereinigung verlangte. Glaube mir, Du kannst Dein wahres Ich nicht verleugnen.

Nun was ist, beginnt die Hand zu zittern? Verschwimmen die Zeilen vor Wut? Ich kann mich Dich förmlich vorstellen, wie die Stirn in Falten liegt und die Mundwinkel nervös vibrieren. Ja ich kenne Dich. Gut, sehr gut so gar. Und das macht Dir Angst, nicht wahr? Was geschieht wenn all die Menschen, die neuen Freunde um Dich herum erfahren wer ihr ach so edler, linientreuer Mr. Giles in Wirklichkeit ist? Ein Mann der die Gefahr liebt und bis zum bitteren Ende austesten will. Dem nur ein Fingerbreit bis zur Macht fehlte. Der danach griff und dann plötzlich so verdammt feige war. Das werde ich wohl nie verstehen. Wie konntest Du nur? Du hast mich, du hast uns verraten. Hat Dir das Ganze denn überhaupt nichts bedeutet? War das alles nur ein Spiel oder glaubtest Du ich sei nicht gut genug für Dich? Letzteres wohl aber kaum, denn sonst hättest Du es nie so weit kommen lassen.

Nun gut, wenn Dich Deine Neugier bis zum Ende dieses Briefes geführt hat, dann kann ich sie ja stellen die Fragen warum es mir geht. Möchtest Du es gerne zurück das alte Leben? Wie wär's ein Angebot um der alten Zeiten willen? Lass es uns wieder versuchen. Du und ich, unser gemeinsamer Wille und wir können alles Begonnene zu Ende führen. Wir haben Macht und es gibt keine Einsamkeit mehr. Überleg es Dir. Du warst schon einmal so nah dran. Wir beide waren es.

In guter Erinnerung
Dein alter, Dich nie vergessender Freund

Ethan

***

Das weiße Papier zerknitterte. Die blauen mit Tinte geschriebenen Buchstaben verloren an Farbe. Sein Herz schlug schneller. Die Gedanken überschlugen sich. Sein Blick gefror zu Eis.

Wie konnte er es wagen? Nach all den Jahren. Er hatte ihm nicht nur einmal gesagt, dass er aus seinem Leben verschwinden solle und jetzt plötzlich war er wieder da. Auch wenn es nur ein Brief war, so verstand er es doch seine Worte als Waffe einzusetzen. Sie trafen tief, fraßen sich fest und ließen sich nicht so einfach verdrängen.

Es wäre ein leichtes die Zeilen einfach zu ignorieren und zu vernichten. Doch das vertrieb nicht die aufgeworfenen Erinnerungen, die geheimen, verdrängten Sehnsüchte und die immer wiederkehrenden Fragen. In mancher Hinsicht hatte der alte Freund sogar recht. Das wurde ihm schmerzlich bewusste. Was sollte er jetzt tun? Die Augen schließen und es vergessen? Oder sich ihm und den Erinnerungen stellen? Es gab nur eine Möglichkeit um die Gedanken zu ordnen.

***

Ethan,

tatsächlich war ich verwundert, nach so langer Zeit auf diesem Wege, von Dir zu hören. Es wäre gelogen, würde ich schreiben, ich habe mich gefreut. Ich werde auch nicht fragen woher Du von diesem Ort weißt, denn hier trifft sich soviel Abschaum, dass mich Deine Kenntnis davon nicht verwundert. Viel mehr bin ich über Deine Dreistigkeit plötzlich einfach wieder in mein Leben zu platzen erstaunt. Wieso kommt es, dass Du Dich auf einmal dafür interessierst? Das hast Du nie getan. Du warst Dir doch selbst immer nur der wichtigste Mensch.

Da wir aber gerade dabei sind. Es gefällt mir hier. Die Arbeit an der High-School ist lebendiger als im Museum. Es ist eine Herausforderung. Da Du soweit ich mich erinnere, das Wort Arbeit jedoch gar nicht definieren kannst, ist es etwas was Du nie verstehen wirst. Eben so wenig wie meine Berufung. Das hast Du nie verstanden und wolltest es auch nicht.

Ja ich stehe an der Seite meiner Jägerin. Ich tue es gern und werde immer für sie da sein. Denn sie ist ein wunderbarer Mensch, den es zu beschützen und zu helfen gilt. Solche Menschen sind selten auf der Welt. Doch wahrscheinlich wirst Du auch das wieder nicht begreifen, weil Du zu solchem Pflichtgefühl und Empfindungen gar nicht in der Lage bist.

Wie Du siehst, habe ich den Brief tatsächlich bis zum Ende gelesen und ich lasse mich sogar dazu hinreißen Dir zu antworten. Keine Ahnung was mich dazu treibt? Ob es um der alten Zeiten willen ist oder weil ich mir vielleicht selbst einiger Dinge klar werden muss? Doch glaube nicht, dass Du hier irgend ein Zugeständnis und Eingeständnis erhalten wirst. Ich werde und will unsere gemeinsame Zeit nicht leugnen. Wenn ich das täte, wäre ich ein Heuchler. Das was damals geschah, geschah weil ich es so wollte und weil ich an Dich, an uns glaubte. Wie konnte ich auch ahnen, welch Egoist hinter der Schale mit dem verführerischen Kern steckt?

Ja ich gebe zu, mich von Dir habe blenden zu lassen, von Deinen Versprechen, von Deiner Begeisterung, der man sich nicht erwehren konnte und von Deiner Selbstsicherheit die keinen Platz für Zweifel ließ. Ich mache Dir damit keinen Vorwurf, denn es war meine eigene Schuld auf Dich herein zu fallen. Jedoch erwartete nicht von mir, dass ich den gleichen Fehler ein zweites Mal begehe. So einfältig kannst noch nicht einmal Du sein.

Du glaubst mich zu kennen? Denkst das ich wütend bin? Vielleicht bin ich das, vielleicht aber auch nicht. Die Tatsache das ich Dir hier antworte, lässt auf gar nichts schließen. Wir sind zum Glück beide so weit von einander entfernt, dass ich mir nicht die Mühe mache über eine eventuelle Reaktion bei einer Begegnung nachzudenken. Es reicht zu wissen, dass ich Dich nicht sehen und nicht in meiner Nähe haben will. Schon alleine bei dem Gedanken daran wird mir schlecht. Die Zeiten als Du mir etwas bedeutet hast sind vorbei, dass habe ich Dir mehr als einmal gesagt und daran wird sich auch nichts ändern.

Es sind andere Menschen in mein Leben getreten. Menschen die mir etwas bedeuten und denen ich etwas bedeute. Ganz im Gegensatz zu Dir. Aus diesem Grund werde ich zu verhindern wissen, dass Leute wie Du dies zerstören. Versuch es und ich versichere Dir, dann wird das Leben für Dich zur Hölle.

Nun was ist? Bist Du es jetzt der vor Wut schäumt und den Brief zerreißt? Oder ist es die Neugier, die Dich auf eine andere Antwort, als die die ich Dir schon gab, hoffen lässt?

Ganz ehrlich ich frage mich, was Du von mir erwartest, wo Du doch glaubst mich so gut zu kennen. Wenn Du das wirklich tätest, dann hättest Du diesen Brief erst gar nicht verfasst, denn dann würdest Du die Antwort wissen. Es wird niemals wieder ein Wir oder ein Uns geben. Keine Beschwörungen, keine Leidenschaft und keine gemeinsamen Gradwanderungen. Du hast Dich getäuscht, das bin und das will ich nicht mehr. Denn im Gegensatz zu Dir habe ich begriffen, das Macht allein nicht alles ist.

Rupert

***

Ein paar Tage später ein einsamer Brief zwischen einem Berg bunter Reklame.

***

Oh Rupert,
Du verdammter Heuchler,

glaubst Du Deine Zeilen wirklich? Tut mir leid, ich nicht.
Eines Tages wirst Du einsehen, dass Du mich brauchst und ohne mich nicht sein kannst. Wir brauchen uns, auch wenn Du das mit hervorragend ausweichenden Worten leugnest.
Geh nur Deinen Weg der Ehrenhaftigkeit. Lass uns sehen wie weit er Dich bringt, bis Du feststellst am Ende doch nur in die Einsamkeit zu laufen.
Bitte mach ruhig, lass Dich von mir nicht aufhalten. Ich kann warten, denn ich weiß das Du irgendwann zu mir und dem Begonnenen zurück finden wirst.

Ethan


 
>>> vorerst ENDE <<<

 

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