Autor: Melanie Laier
Titel: Sail Close to the Wind
Freigabe: ab 18. Sex, Gewalt
Spoiler: 5. Staffel (klein wenig)
Hinweis: Eine kleine Äußerung von Giles in "Into the Woods" ließ mich ein wenig experimentieren.
Disclaimer: Joss hat die Rechte - wir sind nur Trittbrettfahrer.



Sail Close To The Wind
Melanie Laier

 

Dunkelheit.
Sie umgab ihn, hüllte das Grauen ein, verbarg es vor seinen Augen, die nicht wirklich wahrhaben wollten, dass er schwach geworden war. Dankbar im schwachen Kerzenlicht nur Schatten zu sehen, schemenhafte Gestalten, die ihm fremd bleiben würden. Keine Nähe war zugelassen, keine Namen wurden je genannt. Anonymität gehörte zum Geschäft.

Stille.
Sie gab es nicht wirklich in diesem abgelegenen Winkel, in dem sie sich verkrochen, versteckten und vor der Außenwelt verschlossen. Ein Rascheln neben ihm, ein Stöhnen weiter links von seinem Platz, das vertraute alles verheißende Knurren neben seinem Ohr.
Das Schaben von Füssen auf dem Betonboden, das Rauschen seines Blutes in den Ohren, der rasende Herzschlag gegen seine Brust.

Gerüche.
Sie waren überall, ein betörender Vanillegeruch in der Luft, der schwach versuchte, den Tod zu vertreiben, und den Geruch des schweren Motorenöls, der in der alten Halle alles zu überlagern drohte. Kerzenwachs, das auf den Boden tropfte, Staub, der dick über alles seinen Schleier gelegt hatte.

Berührungen.
Die Hände waren überall und doch nirgends. Mal fuhren sie zufällig sanft über seinen Nacken, strichen leicht an seinem Hals hinunter, zogen sich wieder zurück, lösten seine Krawatte. Er spürte das durchgesessene alte Sofa in seinen Rücken, fühlte die Sprungfedern unsanft dagegen drücken. Hände schoben seinen linken Hemdsärmel nach oben, fuhren über die Innenseite seines Armes, kreisten um seine Tätowierung, die nun bedeutungslos nur noch ernüchternd an die Vergangenheit erinnerte. Ein Kopf beugte sich nach unten, eine fremde Zunge leckte über sein Handgelenk...


.... sein Kopf fiel in den Nacken, seine Augen schlossen sich. Ein prickelndes Gefühl der Vorfreude machte sich in seinem Körper breit. Gemischt mit Angst vor dem Schmerz und mit Scham vor sich selbst. Nicht wirklich Ekel, nur Wissen , dass es unrecht, dass es nicht "normal" in seiner neuen, konservativen Sicht der Dinge war. Vielleicht versuchte er nur seine Jugend wiederzufinden, wie sein kostspieliger, kleiner, roter Flitzer wohl schon bewies. Und während sich die Zunge ihren Weg bis in seine Armbeuge suchte und eine leichte Berührung der kühlen Zähne auf seiner Haut eine vertraute Erregung auslöste, wurde ihm bewusst, wie gefährlich seine eigene Äußerung gegenüber Buffy gewesen war, als sie aufgebracht, angewidert und angeekelt von dem Vampirbordell im Zauberladen aufgetaucht war. Wieso nur hatte er ihr sagen müssen, dass er von deren Existenz aus seiner Ripper-Zeit wusste? Hätte er nicht einfach fragen können, wieso sie sich so aufregte? Statt Erinnerungen auferstehen zu lassen? Nun war er wohl hier. Hatte dem Drang nachgegeben, der erwacht war, als er hörte, dass es sie auch in Sunnydale gab.

Ein leichter Biss, ein kurzes Ziehen ließ seine Augenlider aufschnappen und seinen Blick auf den Braunschopf richten, der zu seiner Seite kniete und die spitzen Zähne sanft in sein Handgelenk bohrte, ein wenig von dem schwach heraussprudelnden Blut aufleckte und leise knurrte...

Zeit.
Sie schien in diesem Moment stehen zu bleiben. Es gab nur das merkwürdige Gefühl in seinem Körper, als das Monster zu seinen Füssen zu saugen begann. Er war wie paralysiert. Nichts spielte eine Rolle. Er konzentrierte sich ganz auf die wachsende Erregung, sein Atem ging ein wenig schneller. Hier und jetzt zählte. Sein Blut rauschte lauter in seinen Ohren, Schweiß perlte von seiner Stirn, er glaubte, sein Herz würde die Erregung nicht überstehen, so wie es zu rasen begann...

Vergangenheit.
Es gab Zeiten, in denen er Ethan für jene Fehltritte in seiner Jugend hasste, wenn unter der Dusche seine Hände die kleinen Narben berührten, die zurückgeblieben waren, der Seifenschaum über die Tätowierung an seinem Arm lief. Er wünschte sich in jenen Momenten, er könnte die Zeit zurückdrehen, doch würde es nicht wirklich etwas ändern. Er war geworden was er nun mal war durch sich, durch den Rat, durch die Dinge die er sah, erlebte, wusste, durch Ethan. Hauptsächlich durch sich. Hätte er es nicht gewollt, wäre es nie soweit gekommen. Wäre er nie Ethan in die dunklen Seitenstrassen Londons gefolgt, um sich für ein paar Dollar die Erfahrung, von einem willigen Vampir gebissen zu werden zu erkaufen. Wäre er nie mit dem Rest der Clique in das erste Vampirbordell in dem alten, verfallenen Haus gegangen, um die Erfahrung zu vergrößern.

Vergessenheit.
Er hatte so vieles verdrängt, so vieles versucht zu vergessen, dass die Erinnerungen ihn jedes Mal schmerzlich trafen, und wenn sie ihn einholten, auch jedes Mal gefährlich aus der Bahn warfen. Er hatte Buffy gegenüber erwähnt, dass manche Menschen abhängig wurden und hin und wieder auch an Vampire gerieten, die töteten, statt das Geld zu nehmen. Er hatte vergessen, wie sehr er selbst davon abhängig gewesen war, wie sehr er sich selbst einst Nacht für Nacht diesen Gefahren ausgesetzt hatte, immer einen Schritt weiter gegangen war. Immer mehr zuließ, mutiger, experimentierfreudiger...

...über seine Lippen kam ein leises Stöhnen, als sich eine Hand drängend ihren Weg zwischen seine Beine suchte und ihn aus seinen Gedanken riss . Es war nicht im Preis inbegriffen, aber wenn er es umsonst bekam, würde er sich auch nicht sonderlich wehren. Dinge wie diese waren ihm vor langer Zeit sehr vertraut gewesen. Er war über den Punkt hinweg, sich vor sich selbst zu ekeln. Er war sogar davon überzeugt, dass es nur bei diesem einen Mal bleiben würde. Schließlich hatte er diesen Drang so lange nicht mehr gespürt - er würde ihn erneut unterdrücken können. Alles nur eine Frage der Disziplin, der Selbstbeherrschung. Begriffe, die ihm seit seiner Kindheit vertraut waren.
Auch wenn er vor einigen Wochen schon durch die Ereignisse mit Dracula, daran erinnert wurde, wie oft er sich in seiner Jugend am Rande der Legalität bewegt hatte. Der Sturz in diesen Keller, die Berührungen der drei Schwestern - es hatte ihn nicht wirklich angeekelt oder abgestoßen. Im Gegenteil. Die drei Vampire hatten etwas in ihm geweckt, dass ihn die Situation hatte sogar genießen lassen.


Der Braunschopf zog seinen Kopf zurück, blickte mit seinen toten Augen und dem zur Vampirfratze verzogenen Gesicht unverwandt in die Augen von Giles, so dass es ihn fröstelte. Spürte der junge Kerl etwa sein stummes Verlangen? Wusste er, wie sehr er hinter der zur Schau gestellten Arroganz das Ganze genoss? Sein Blick wanderte zu dem verletzten Handgelenk. In dem schwachen Schein der Kerzen glänzte die dunkle Flüssigkeit, die er teilnahmslos nicht als sein Blut betrachtete, er wunderte sich darüber, wie wenig es brannte, wie schmerzfrei es doch war.

Ein Knurren erweckte seine Aufmerksamkeit, ließ seine Augen zurück zu dem Vampir wandern, der zurück transformierte. Er musste zu Lebzeiten ein schöner Mann gewesen sein, strotzend vor Jugend, Kraft und Dynamik. Wer auch immer ihn zu einem Vampir gemacht hatte, hat Geschmack bewiesen. Er kam näher, Giles wehrte ab. Das war kein Teil der Abmachung... nicht so. Er war hier, um für einen Vampir zu zahlen... er wollte sich nachher im Spiegel noch selbst in die Augen blicken können. Enttäuscht, verletzt, aber bereitwillig transformierte der Braunschopf zurück in einen Vampir, und Giles ließ ihn näher an sich heran, neigte ein wenig angewidert seinen Kopf zur Seite, als der Vampir sich seinem Hals näherte. Die Hand, noch immer zwischen Giles Beinen ruhend, setzte sich wieder in Bewegung, massierend, kreisend, nahm ihm den Atem und ließ ihn erneut ergeben und doch ein wenig protestierend aufstöhnen. Der Vampir lächelte wissend, entblößte seine Fangzähne, ehe sein Kopf sich senkte, seine Zunge Giles Hals erkundete, spielend über die zwei kleinen Narben der Vergangenheit kreiste und Giles auf einmal wieder wusste, was ihn damals daran so sehr fasziniert hatte. Es war der Versuch gewesen, dauernd gegen alles zu rebellieren, was ihm in seiner scheinbar abnormalen Welt als normal eingetrichtert wurde. Zudem galt es unter Wächtern als Tabu, etwas mit dem "Feind" anzufangen. Es war nicht wirklich verboten, aber trotzdem war es verpönt. Um so mehr hatte es ihn gereizt. Wäre er damals als Wächter diesem Hang verfallen, hätte er sicher mit Disziplinarverfahren rechnen müssen - aber hatte er das nicht versucht zu erreichen? Ein Ausschluss aus dem Rat wäre nicht wirklich eine Strafe für ihn gewesen -mehr ein Segen. Schließlich hatte er nur versucht, sein eigenes Leben zu führen, fernab des Horrors und war dabei nur in neuen gestolpert. Wollte er das hier wirklich? War es DIE Suche nach der verlorenen Jugend? Gegen was wollte er rebellieren? War er wirklich so einsam unter so vielen Freunden...

....der Schmerz bohrte sich in seinen Kopf, explodierte und nahm ihm den Atem, ließ es schwarz vor seinen Augen werden, und sein Körper erstarrte für eine Sekunde, als sich die langen, spitzen Zähne bewusst langsam einen Weg durch seine Haut über der Schlagader suchten, sich erschreckend lange Zeit nahmen, um sich in sein Fleisch zu bohren. Seine Augen weiteten sich, als er das langsame Eindringen spürte, als sich die Lippen des Monsters um die Wunde schlossen.

Entspannung kehrte erst zurück, als er sein Blut aus sich sprudeln fühlte, das der Vampir an seinem Hals gierig aufsog, dabei versuchte seine Zunge in Bewegung zu halten. Die freie Hand verkrallte sich in Giles Haaren, die andere schob sich drängend in seinen Hosenbund. Die Berührung des kalten, toten Fleisches auf seiner Haut ließ ihn ein wenig zurückzucken, ungeachtet des Zuges an seinem Hals. Sich dem Gefühl zwischen Schmerz und Erregung hingebend, verkrallten sich seine Finger in den alten Stoffbezug des Sofas, als er spürte wie er unter der Hand des Vampirs anschwoll und zu explodieren drohte. Er kämpfte dagegen an, sich nicht sicher, ob er es wirklich wollte, ob er sich gegen den Bruch wehren sollte - er hatte nur ein wenig an sich knabbern lassen wollen - als es zu spät war. Er spürte den kaum noch zu ertragenden Druck, der sich anstaute, presste seinen Rücken fest gegen das Sofa. Der Vampir saugte ein wenig schneller, unkontrollierter, als die befreiende Explosion für ihn kam, die sich als Zittern durch seinen Körper fortsetzte und abflachte, ihn befreit aufstöhnen ließ.

Ein leichtes Ziehen an seinem Hals holte ihn in die Wirklichkeit zurück, als der Vampir seinen Kopf zurückzog und die Zähne schmerzhaft aus seinem Fleisch glitten. Er spürte warmes Blut an seinem Hals hinunterlaufen und eine Wärme in seinem Unterleib, die ihn erneut voller Scham über sich selbst auf einmal wütend aufspringen ließ. Er stieß den Vampir dabei grob von sich, so dass der Kerl hart gegen einen Kerzenständer fiel. Polternd ging dieser zu Boden, wodurch Giles einige fragende und neugierige Blicke auf sich zog. Es war ihm im Moment egal. Er wollte nur noch eins: raus hier. Er schnappte sich sein Jackett, suchte nach den Geldscheinen, die er dem Vampir ins Gesicht warf und eilte durch das Zwielicht der Halle zum Ausgang. Fort von hier, fort von seiner Vergangenheit.



- ENDE -