REUNION

by Saberwing

 

ARKHANGELSK, RUSSLAND

Die starken Schmerzen machten es ihm schwer, sich auf den Beinen zu halten, seine Haare klebten ihm an der schweissnassen Stirn. Er stützte sich an der Wand ab und legte den ersten Hebel um, das grüne Licht leuchtete auf. Axon packte ihn an den Schultern, versuchte, ihn davon abzuhalten.

"Nein, Connor! Nicht die Kompressoren! Sie wissen, was dann passiert."

Er sah ihm in die Augen. "Ja, das weiss ich."

Die Parasiten begannen, aus ihren Verstecken hervorzukriechen. Axon überprüfte den Raum mit dem Bewegungsmelder.

"Ich registriere Bewegungen! Dort... dort... dort. Sie umzingeln uns, Connor."

Doyle lehnte an der Wand. "Ich werde sie ablenken und Sie verschwinden. Auf der Stelle."

"Nein!" widersetzte Axon sich.

"Peter! Ich würde die Fahrt nicht überleben, aber dieses Ding möglicherweise." erklärte er so ruhig er konnte.

Axon sah ihn ungläubig an, schüttelte den Kopf. "Connor..." sagte er leise.

"Sie entwickeln sich bereits ausserhalb der Wirte, Sie müssen Elsinger davon in Kenntnis setzen." brachte er unter Schmerzen hervor. Axon schüttelte den Kopf. Er wollte ihn nicht zurücklassen.

"Ich bin für Sie verantwortlich, ich will nicht, dass Sie sterben, Peter. Also gehen Sie." insistierte er, aber Axon reagierte immer noch nicht.

"Gehen Sie!" brüllte Doyle ihn an. Axon wich zurück, zögerte noch kurz, sah ihm ein letztes Mal in die Augen, wendete sich ab und rannte los so schnell er konnte, er wusste, dass er um sein Leben lief.

Das Brummen der Kompressoren wurde immer lauter. Doyle konnte nicht mehr länger stehen und liess sich auf den Boden sinken. Das Glas eines der Druckmesser zerbarst. Er streckte den Arm nach oben und legte die Hand an den letzten Hebel. Noch einige Sekunden wartete er, bis er glaubte, dass alle seine Leute das Gebäude verlassen hätten. Erst jetzt legte er den letzten Hebel um. Er schloss die Augen und ein grelles Leuchten erfüllte den Raum. Ihm wurde kalt. Der harte Boden unter ihm schien verschwunden, an seinen Händen fühlte er etwas kaltes und ihm wurde klar, dass er im kalten Schnee lag. Er fühlte sich schwach, konnte sich nicht bewegen, war fast zu schwach, um zu atmen. Um ihn herum war es seltsam still. Er versuchte, seine Kräfte zu sammeln und öffnete die Augen. Der klare hellblaue Himmel über ihm verschwamm in seinem Blick. Er konnte nicht mehr in der Fabrik sein, wurde ihm klar. Sollte er die Explosion überlebt haben? Er liess seinen Kopf zur Seite fallen, aber da war nichts, nur unendlich weite schneebedeckte Landschaft. Über allem lag diese unbeschreibliche Stille. Von weit weg hallte ein Schrei eines Tieres wieder, dann hörte er etwas grosses mit den Flügeln schlagen und aufflattern. Der Himmel wurde dunkler, dann wieder hell, ein strahlendes Licht schloss ihn ein und er verlor wieder das Bewusstsein.

O.S.I.R. - QUARANTÄNE, 2 TAGE SPÄTER

Lindsay sass auf ihrem Bett in dem Raum, der ihr für die Dauer der Quarantäne zugeteilt worden war, und starrte an die Wand. Sie hatte in keiner der beiden Nächte, die sie jetzt schon hier war, schlafen können. Obwohl ihr diese Tatsache relativ viel Zeit zum Nachdenken gegeben hatte, hatte sie immer noch nicht wirklich realisiert, was eigentlich passiert war. Es klopfte leise an ihre Tür und als sie mit ihrem Blick dem Geräusch folgte, ertappte sie sich dabei, dass sie tatsächlich darauf hoffte, Connor dort stehen zu sehen. Anton Hendricks betrat den Raum.

"Wie geht es Ihnen, Lindsay?" fragte er besorgt. Sie antwortete nicht, das hatte er auch nicht wirklich erwartet. Er setzte sich zu ihr und legte ihr den Arm um die Schultern.

"Haben Sie schon mit Peter gesprochen?" fragte sie leise.

Er schüttelte den Kopf. Sie stand auf und verliess den Raum. Vor Axon's Zimmer blieb sie stehen und öffnete die Tür einen Spalt. Er sass in der Ecke auf dem Boden, mit angezogenen Beinen, den Kopf auf den Knien und die Arme über dem Kopf verschränkt. Er bemerkte sie nicht. Anton war ihr nachgegangen, nahm sie am Arm und führte sie einige Meter den Gang hinunter.

"Sie dürfen ihn nicht dafür verantwortlich machen." sagte er schliesslich zu ihr.

"Tun Sie das denn nicht?" flüsterte sie.

Er antwortete nicht und ging den Gang hinunter. Auch er hatte einen Freund verloren und es war leider nur allzu menschlich, einen Schuldigen dafür zu suchen.

WHITE LADY CASTLE, SCHOTTLAND, FAST 2 JAHRE SPÄTER

"Also das nenne ich einen guten Platz für ein Schlossgespenst!" stellte Matt Praeger mit Blick auf die grosse alte Burg vor ihm fest. Das in ein Hotel umgewandelte Bauwerk war sehr schön gelegen, in den schottischen Highlands, umgeben von weiten Wiesen.

"Wenn uns niemand gerufen hat, warum sind wir dann hier?" fragte Axon.

Praeger zuckte die Schultern. "Wir untersuchen das Paranormale. Auch dann, wenn jemand sein Gespenst vielleicht gar nicht loshaben will." stellte er fest und machte sich auf in Richtung Eingang.

Die übrigen folgten ihm. "Hoffentlich ist es da drinnen wenigstens wärmer." murmelte Axon.

"Hi. Matt Praeger, Office Of Scientific Investigation And Research." stellte er sich bei der jungen Frau an der Rezeption vor. "Wir haben einen Termin mit dem Besitzer, Mr. Finch."

Sie lächelte ihn freundlich an. "Tut mir sehr leid, der Chef ist momentan nicht im Haus. Er lässt sich bei Ihnen entschuldigen, er wird leider erst morgen zurückkommen. Ich werde Ihnen gleich Ihre Zimmerschlüssel heraussuchen." Damit verschwand sie in den Raum hinter der Rezeption.

"Was gibt's?" fragte Axon.

"Der Boss ist nicht da und kommt nicht vor morgen wieder." antwortete Praeger.

"Gut geplant, Matt." gab Axon mit einem Grinsen zurück.

"Was haben Sie denn, Pete? Ein Tag Urlaub wird genau Ihnen am allerwenigsten schaden." grinste Praeger ihn an.

"Mr. Praeger, Ihre Schlüssel." unterbrach die Hotelangestellte. "Das sind alles Zimmer im dritten Stockwerk, da zeigt sich unsere White Lady am liebsten. Mr. Finch meinte, Sie würden sie sicher gerne selbst erleben." Praeger lächelte verbindlich und verteilte die Schlüssel an seine Kollegen.

"Wenn Sie mir bitte folgen, ich zeigen Ihnen die Zimmer."

Lindsay und Peter folgten den anderen nebeneinander den Gang entlang.

"Das ist ein Werbegag." bemerkte er leise.

"Dann hätten die Besitzer doch wohl kaum unseren Untersuchungen zugestimmt." gab Lindsay zurück.

"Wer weiss? Vielleicht ist er davon überzeugt, uns verarschen zu können und durch uns mehr Publicity zu bekommen?"

"Als ob uns jemand einen Geist vormachen könnte." antwortete sie mit einem Lächeln.

"Also, ich denke, für heute haben wir dann alle frei." bemerkte Praeger mit einem breiten Grinsen. "Wir sehen uns dann ja wohl alle beim Essen, wäre sieben Uhr okay?"

Die anderen nickten und verschwanden in ihren Zimmern. Eigentlich war ein freier Tag vor Beginn der Ermittlungen nicht das Schlechteste, da konnte man zumindest versuchen, den Jet Lag zu verarbeiten.

WHITE LADY CASTLE, SCHOTTLAND, AM NÄCHSTEN TAG 14:40h

Axon begutachtete die Steine am einen Ende des Flurs, als Praeger ihn sah.

"Na, Pete? Sie können es wohl doch nicht ohne Ihre Arbeit aushalten. Und, schon was gefunden? Kalte Flecken, elektromagnetische Felder?" fragte er. Axon ging nicht weiter auf seine spöttische Art ein, Praeger war skeptisch gegenüber allem, was er tat, er hatte sich mehr oder weniger damit abgefunden.

"Wenn Sie so fragen, ich denke, das ganze Gebäude wir sich bald in einen ziemlichen kalten Fleck verwandeln, wenn die hier nicht bald mal die Heizung anstellen." Praeger bemerkte erst jetzt, dass Axon auch hier im Hotel seine Jacke noch trug. "Tatsächlich habe ich mich nur mal nach ein paar gar nicht übernatürlichen Hinweisen umgesehen, Lautsprecher, Diaprojektor und ähnlichem." fuhr er fort.

"Legen Sie sich lieber hin, nicht, dass Sie mir noch krank werden." überging Praeger ihn, grinste und verschwand die Treppen hinunter.

VOR EINER KIRCHE IN ST. PETERSBURG, RUSSLAND

"Haben Sie vielleicht ein bisschen Kleingeld übrig?" fragte der Junge. Die Einheimischen nahmen keinerlei Notiz von ihm, nur einige Touristen blieben stehen und durchsuchten ihre Taschen nach Münzen. Sein Komplize, kaum älter als er selbst, schlich sich währenddessen von hinten an, um sich mit einigen geschickten Griffen in Handtaschen und Rucksäcke etwas Geld zu verdienen.

"Hilfe! Meine Tasche!" rief eine der Frauen plötzlich. Er wollte verschwinden, aber einer der Touristen hatte ihn schon am Ärmel gepackt, als es plötzlich hell wurde. Ein gleissendes Licht hüllte den Platz ein. Die beiden Kinder nutzten die allgemeine Verwirrung, rissen sich los und entkamen. Das Licht wurde heller und wärmer, dann, mit einem lauten Knall gleich einem Donnerschlag wurde es wieder dunkel und der fremde Mann lag auf dem Boden inmitten des gepflasterten Kirchenvorplatzes. Die vielen Menschen um ihn herum starrten den Mann, der aus dem Nichts herauf aufgetaucht zu sein schien, erstaunt an, erst als er sich langsam aufrappelte, liefen ihm zwei Männer entgegen und halfen ihm auf.

Er zitterte, war viel zu leicht bekleidet für das strenge Klima, er trug nur eine kurze Hose und ein Hemd. Verstört blickte er um sich. "Oh mein Gott, wo bin ich?" fragte er dann.

WHITE LADY CASTLE, SCHOTTLAND, 17:00h

"Matthew, wie geht es Ihnen." grinste Elsinger ihn vom Bildschirm des Laptop aus an.

"Frank, was gibt es?" fragte Praeger sachlich.

Er lächelte ihn immer noch an. "Wie steht es mit Ihren Ermittlungen? Hat sich schon irgend etwas ergeben?"

Praeger lehnte sich in seinem Sessel zurück. "Nope, der Schlossgeist hat sich noch nicht die Ehre gegeben. Das wird aber kaum der Grund für Sie sein, mich anzurufen."

Elsinger nickte. "Also gut. Dann möchte ich, dass Sie und Ihr Team Ihre Sachen packen, ich habe einen neuen Auftrag für Sie."

Praeger war überrascht. "Wir haben die Ermittlungen hier noch nicht einmal richtig begonnen. Was ist das für ein Auftrag?"

"Ich werde Ihnen die nötigen Informationen noch früh genug zu kommen lassen. Ein Flug für Sie ist gebucht für heute abend, 21:00h ab Glasgow."

"Und wohin geht es?"

"Russland, St. Petersburg. Matthew, ich habe noch eine Besprechung, melden Sie sich, wenn Sie vor Ort sind. Elsinger, Ende."

Die Verbindung wurde beendet und das Bild verschwand vom Monitor um dem O.S.I.R. - Logo Platz zu machen. Matt rief über das Headset seine Leute zusammen, nur Lindsay konnte er nicht erreichen. Er hatte keine Zeit, auf sie zu warten, deshalb eröffnete er die Neuigkeit zuerst nur Axon und Hendricks.

"Kann das nicht ein anderes Team machen?" fragte Axon.

"Hoffen Sie immer noch darauf, die White Lady zu Gesicht zu bekommen? Ich dachte, gerade Sie wären von Anfang an überzeugt gewesen, dass das alles nur Betrug ist." antwortete Praeger.

Axon reagierte nicht darauf, zuckte dann die Schultern. "Ich geh dann mal packen." murmelte er und verliess den Raum.

Praeger hatte von der Geschichte seines Vorgängers gehört und auch wenn er nichts genaues darüber wusste vermutete er, dass es wohl damit zusammenhing, trotzdem brachte er es nicht zur Sprache.

"Um was für eine Ermittlung geht es denn?" fragte Hendricks

Praeger zuckte die Schultern. "Keine Ahnung. Elsinger war nicht allzu gesprächig."

Hendricks lächelte. "Das wäre ja mal nichts neues."

Axon hatte gerade fertig gepackt, als Lindsay an seine Zimmertür klopfte. Sie hatte den Zettel in der Hand, den er an ihre Tür geklebt hatte.

"Peter?" sie wirkte verstört.

"Ich weiss nicht, um was es geht." antwortete er, jeglichen Augenkontakt vermeidend.

"Ich will nicht wieder nach Russland." flüsterte sie.

Er zögerte. "Ich auch nicht." antwortete er dann leise. Sie hatte Tränen in den Augen. Er ging zu ihr, legte ihr die Hände auf die Schultern und sah ihr tief in die Augen. "Lindsay, es ist ein ganz normaler Fall." sagte er sanft. "Es hat nichts zu tun mit Arkhangelsk. Es hat nichts zu tun mit Connor."

Sie nickte. "Ich gehe dann mal meine Sachen packen." flüsterte sie.

IM FLUGZEUG

Praeger hatte die Akten, die Elsinger für ihn hinterlegt hatte, durchgesehen und an seine Kollegen verteilt, als er seinen DAT - Rekorder einschaltete, um die erste Aufzeichnung zu diesem Fall zu machen.

"Fall # 297 - 142, Leiter der Ermittlungen Matt Praeger. Wir befinden uns auf dem Weg nach St. Petersburg, Russland, um das ungeklärte Auftauchen von fünf Menschen, die sich angeblich an nichts erinnern können, auf dem Vorplatz einer Kirche zu untersuchen."

"Wann sind wir da?" fragte Lindsay. Es war das erste Mal, dass sie überhaupt etwas sagte, seit sie White Lady's Castle verlassen hatten.

Axon sah kurz auf seine Uhr. "Knapp fünf Stunden." antwortete er. "Alles in Ordnung?" fragte er dann, leise genug, damit es Praeger nicht hören konnte.

Sie seufzte. "Ich weiss nicht. Es ist irgendwie ein seltsames Gefühl." Er nickte.

Wenig später überkam sie die Müdigkeit, sie fiel in einen unruhigen Schlaf, geplagt von Erinnerungen.

St. PETERSBURG, 09:10h ORTSZEIT, 17. NOVEMBER

Die Polizei hatte den Vorplatz der Kirche abgesperrt, als sie dort eintrafen. Es hatten sich relativ viele Menschen eingefunden, Einheimische genauso wie Touristen, um sich den Ort, an dem 'die Wunder' geschahen, selbst anzusehen. Praeger blieb mit seinen Leuten ebenfalls hinter der Absperrung, es hätte ohne Ausrüstung ohnehin keinen Sinn, sich dort genauer umzusehen. Elsinger hatte ihm zugesichert, dass alles, was sie brauchten, noch im Laufe dieses Tages eintreffen würde.

"Mr. Praeger?" Ein Mann im dunklen Anzug kam auf ihn zu, er sprach mit starkem russischem Akzent. Matt nickte, schüttelte ihm die Hand. Der Mann öffnete seinen Aktenkoffer, nahm einen dicken braunen Umschlag heraus und übergab ihn an Praeger.

"Elsinger hat darum gebeten, dass ich Ihnen alle unsere Akten bei Ihrer Ankunft aushändige."

Bevor Praeger antworten konnte war der Russe wieder zwischen den Menschen verschwunden.

"Elsinger hat wohl überall seine speziellen Freunde." kommentierte Axon, Praeger grinste.

"Wir sollten uns unsere neuen Informationen genauer ansehen, ohne Instrumente können wir hier ja ohnehin nicht viel unternehmen."

HOTEL, 11:20h

Sie sassen still an einem Tisch in der verlassenen Hotelbar, jeder ging einige der Akten durch.

"Anton?" forderte Praeger ihn auf, mit seiner Zusammenfassung zu beginnen.

"Die Zeugenberichte stimmen alle grösstenteils überein." fing er an. "Alle haben ein immer greller werdendes Licht beobachtet, das die Kirche und ihre Umgebung einhüllt. Das Licht wurde immer wärmer und gleissender, dann verschwand das Phänomen mit einem lauten Knall und einer der aufgetauchten Menschen lag in der Mitte des Platzes auf dem Boden."

"Und niemand konnte beobachten, wie die dort hingekommen sind?" fragte Matt nach.

Anton schüttelte den Kopf. "Nein. Alle haben das Licht als so blendend beschrieben, als ob ein Blitz direkt vor ihnen eingeschlagen hätte, es war absolut nicht möglich irgend etwas zu sehen."

"Ein heller Blitz und ein lauter Knall? Hört sich sehr nach einem Gewitter an. Haben wir irgendwas über das Wetter?" fragte Axon.

"Ein Gewitter? Nicht so phantasielos, Axon. Was ist denn mit Ausserirdischen?" witzelte Praeger. Axon reagierte nicht, sah ihn immer noch ernst an. "Wir werden die Wetterverhältnisse überprüfen." antwortete Matt daraufhin. "Wer hatte die Akte über den ersten, der auf dem Platz aufgetaucht ist?"

"Bradley Miller." begann Axon. "Tauchte auf in der ersten Nacht, in der das Phänomen beobachtet wurde, 11. November, 21:20h. Er ist Amerikaner, stammt aus Key West und wurde am 12. November vor genau 10 Jahren von seiner Frau als vermisst gemeldet, nachdem er am Tag zuvor in seinem Garten den Rasen mähen wollte und verschwunden ist. Er behauptet, keine Ahnung davon zu haben, wie er hierherkam oder was passiert ist. Er ist körperlich gesund, jedoch davon überzeugt, es wäre 1988."

"Nummer zwei ist Mrs. Christina Stone." fuhr Lindsay fort. "Aufgetaucht einen Tag später, 22:15h, 80 Jahre alt, wohnhaft in Cambridge, England. Sie wurde am 12. November 1989 als vermisst gemeldet, nachdem sie nicht von einem Spaziergang mit ihrem Hund zurückkehrte. Sie erinnert sich ebenfalls an nichts, was nach dem Tag ihres Verschwindens geschah. Ihr Hund ist mit ihr hier aufgetaucht und der müsste jetzt 16 Jahre alt sein, der Veterinär hält ihn jedoch für kaum älter als sieben oder acht Jahre. Mrs. Stone gibt ihr eigenes Alter mit 71 an."

Praeger nickte. "Gleiche Geschichte, neue Namen: die dritte im Bunde ist Mrs. Maria Castelli aus Tarvisio, Italien. Verschwunden am 13. November 1990, aufgetaucht vor drei Nächten, etwa gegen 23:30h. David Stanton, Kanadier, 17 Jahre alt, verschwunden am 14. November 1991, wieder aufgetaucht vor zwei Tagen gegen 17h. Der vorläufig letzte ist Darryl Myers, 23 Jahre alt, Amerikaner, verschwunden am 15. November 1992 nach einer Party, aufgetaucht gestern, 19:40h ."

"Na, wenn das kein Muster ist." kommentierte Axon

Praeger nickte. "Irgendwelche Theorien? Aliens, Zeitspalten, oder vielleicht etwas ganz anderes? Pete?"

Axon zuckte mit den Schultern und lehnte sich in seinem Ledersessel zurück. "Für eine Raum - Zeitspalte sieht es zu strukturiert aus."

"Kontrollierte Zeitreiseexperimente?" fragte Lindsay skeptisch.

"Mr. Praeger?" wurden sie von dem Barkeeper unterbrochen. "Telefon für Sie."

"Peter, glauben Sie wirklich, dass so etwas möglich ist?" fuhr Donner mit dem Gespräch fort, sobald Praeger ausser Hörweite war.

Er schüttelte den Kopf. "Nein, eigentlich nicht. Aber wenn das hier kein Betrug ist, sehe ich kaum eine andere Erklärung. Apportationen umfassen keine so grossen Zeiträume und diese so auf das Datum exakte Struktur ist für eine Raum - Zeitanomalie mehr als uncharakteristisch."

"Leute, Elsinger sagt, die Ausrüstung ist heute Nachmittag bis 16:00h vor Ort." unterbrach Praeger ihn. "Ich würde vorschlagen, wir ruhen uns bis dahin alle ein bisschen aus, der Jet Lag steckt uns ja wohl allen noch in den Knochen. Ausserdem könnte das heute eine lange Nacht werden." grinste er.

"Nicht allzu lang." widersprach Axon. "Wenn das Phänomen sich weiter an das Datum hält, sollte es wohl vor Mitternacht passieren, oder?"

Praeger dachte kurz darüber nach, was er darauf sagen sollte. Axon's Besserwisserei ging ihm auf die Nerven. Ihm fiel aber nichts ein also zuckte er nur mit den Schultern. "Wie auch immer. Wir treffen uns hier unten um 16:00h. Gute Nacht." Damit verliess er den Raum.

Axon lag auf seinem Bett und zappte sich durch die Fernsehkanäle. Den Ton hatte er abgestellt, er verstand ja ohnehin nichts. Folgedessen war er auch mehr oder weniger gelangweilt vom Programm und schlief bald ein. Seit langer Zeit hatte er zum ersten Mal wieder diesen Traum, der ihn so lange gequält hatte und den er mit so viel Aufwand verdrängt hatte. Er wurde zurückversetzt in das Kraftwerk in Arkhangelsk. Nur diese Mal war es nicht Connor, der infiziert war, sondern er selbst. Er schrie Connor an, wegzugehen, ihn zurückzulassen, aber er tat es nicht. Im Gegensatz zu ihm selbst.

Das Piepsen seiner Armbanduhr riss ihn aus dem Schlaf und er war dankbar dafür. 15:45h. Er schaltete den Fernseher aus.

16:00h, HOTELBAR

"Und, alle gut geschlafen?" fragte Praeger in seiner manchmal doch etwas aufdringlich freundlichen Art. "Das mobile Labor ist da, wir haben eine Seitenstrasse direkt neben der Kirche zur Verfügung gestellt bekommen."

"Also, gehen wir." schlug Lindsay vor und verliess als erste die Bar, gefolgt von Hendricks und Praeger. Peter schien nichts von der gesamten Unterhaltung mitbekommen zu haben, er stand immer noch an die Wand gelehnt da und starrte auf den roten Teppichboden.

"Axon!" Matt blieb in der Tür stehen. "Wollen Sie nicht mitkommen? Im mobilen Labor gibt's auch eine Menge technisches Spielzeug für Sie." fügte er mit einem Grinsen hinzu.

Peter wurde aus seinen Gedanken gerissen, lächelte und folgte ihm.

"Alles in Ordnung, Pete?" fragte Praeger auf dem Weg nach draussen.

Er nickte. "Ja, sicher. Hab wohl nur nicht genug Schlaf bekommen die letzten Tage."

"Das kommt davon, wenn man seine Nächte damit verbringt, Schlossgespenstern nachzujagen." antwortete Matt.

MOBILES O.S.I.R. LABOR, 16:45h

"Wir haben noch eine Menge zu tun bis heute Abend." begann Praeger, nachdem sich alle um den Tisch im Konferenzraum versammelt hatten. "Anton, Sie unterhalten sich mit den fünf Personen, die hier 'aus dem Nichts aufgetaucht' sind. Finden Sie heraus, ob sie die Wahrheit sagen und sich wirklich an nichts erinnern können oder ob vielleicht irgendeine Art Gehirnwäsche stattgefunden hat. Ich werde Sie begleiten. Lindsay, Sie befragen die Zeugen und Pete, Sie bauen die Überwachung für heute Nacht auf."

Praeger und Hendricks machten sich auf den Weg ins Krankenhaus, um die Betroffenen zu befragen. Obwohl sie alle bei bester Gesundheit zu sein schienen, wurden sie isoliert, da sie noch nicht darüber informiert waren, wie viel Zeit seit ihrem Verschwinden vergangen war. Sie begannen mit der Befragung von Bradley Miller.

"Ich habe der Polizei doch schon alles erzählt." begrüsste er sie, als sie das kleine unmöblierte Zimmer betraten.

"Matt Praeger, das ist mein Kollege Dr. Hendricks." stellt der Ermittlungsleiter sie vor. "Wir arbeiten nicht für die Polizei, sondern für das Office Of Scientific Investigation And Research, eine unabhängige Institution."

"Wieso darf ich nicht endlich raus hier? Ich habe nichts verbrochen, trotzdem werde ich hier eingesperrt gehalten. Ich habe nicht mal einen Fernseher oder ein Radio hier, können Sie sich vorstellen, wie unerträglich das langsam ist?" antwortete Miller.

Praeger nickte. "Ich kann verstehen dass Sie in der momentanen Situation unzufrieden sind. Ich werde sehen, was ich für Sie tun kann, aber zuerst müssten Sie uns ein paar Fragen beantworten, in Ordnung?"

Der Mann hatte sich inzwischen wieder beruhigt, nickte. "Okay. Stellen Sie Ihre Fragen."

"Können Sie mir sagen, was in den letzten Tagen passiert ist? Alles, woran Sie sich erinnern." fragte Hendricks. Praeger beobachtete den Befragten über den kleinen Bildschirm der Digitalkamera.

"Ich war im Garten , um den Rasen zu mähen. Dann dachte ich, Katey, meine Frau, hätte mich gerufen und habe den Rasenmäher abgestellt. Es war schon kurz vor Sonnenuntergang, aber plötzlich ... ich weiss nicht ... der Himmel schien irgendwie heller zu werden. Auf einmal war überall um mich herum dieses grelle Licht, ich konnte nichts mehr sehen. Dann lag ich auf dem Boden, um mich herum war nichts mehr, mein Haus, mein Garten , alles weg. Überall nur roter Sand, die Sonne brannte auf mich herunter, ich konnte mich nicht bewegen. Naja, und dann bin ich hier wieder aufgewacht und jetzt sitze ich seit drei Tagen in diesem Zimmer. Tut mir leid, aber das ist alles."

"Danke, Sir, das war schon alles." beendete Hendricks das Gespräch.

"Was ist mit mir passiert?" fragte Miller und wirkte nicht mehr so aggressiv wie vorher, eher fast verzweifelt.

"Wir wissen es noch nicht, aber wir werden es herausfinden." beruhigte Hendricks ihn.

MOBILES O.S.I.R. LABOR, 17:55h

Axon hatte Kameras rund um die Kirche aufgestellt und das O.S.I.R. - Personal gewissenhaft verteilt, um auf die Technik aufzupassen. Er selbst war als im Moment einziges anwesendes Mitglied des Alpha-Teams zurück ins Mobile Labor gegangen, um die Einstellungen an den Monitoren zu überprüfen.

"Sir, Sie sollten wirklich mal hier nach draussen kommen..." meldete einer seiner Leute sich über Interkom. Er fragte nicht nach, denn schon mit einem Blick zur offenen Tür konnte er das helle Leuchten sehen.

"Es geht los. Laufen die Kameras?" fragte er auf dem Weg nach draussen über sein Headset.

"Bestätigt."

Er trat einige Schritte vom Mobilen Labor weg, bis an die Absperrung, und beobachtete die Szene.

Ein grelles, bläuliches Licht hüllte erste die Kirche, dann den ganzen Platz ein. Es blendete so sehr, dass er die Hand schützend vor die Augen legte. Dann wurden die Zuschauer durch einen tiefen, lauten Knall erschüttert, das Licht war verschwunden und das Kind lag auf dem gepflasterten Boden vor der Kirche. Das Ganze konnte nicht länger als 30 Sekunden gedauert haben. Axon sprang über die Abgrenzung, gefolgt von zwei seiner Mitarbeiter, die russische Polizei hielt die Zuschauer davon ab, es ihnen gleich zu tun. Von der gegenüberliegenden Seite des Platzes folgte ein russischer Sanitäter.

Das Mädchen konnte kaum älter sein als acht oder neun Jahre.

"Geht es Dir gut?" fragte Peter.

"Was ist passiert? Wo bin ich?" fragte sie, auf französisch.

"Es ist alles okay, Du brauchst keine Angst haben." antwortete er, ebenfalls auf französisch. Weitere Sanitäter mit einer Trage eilten hinzu, um das Kind ins Krankenhaus zu bringen. Axon versicherte sich, dass einer der Männer französisch sprach, bevor er sie abfahren liess. Dann zog er sein Handy aus der Jackentasche. "Praeger, Sie haben die Show verpasst. Gerade ist ein Mädchen hier auf dem Platz wie aus dem Nichts aufgetaucht." teilte er dem Ermittlungsleiter mit.

"Haben Sie das Phänomen überwacht?" fragte Matt.

"Leider nur Kameraüberwachung, mehr hatten wir noch nicht aufgebaut." antwortete Axon.

"Besser als gar nichts. Wir befragen noch den letzten Betroffenen und machen uns dann auf den Weg zu Ihnen." beendete Praeger das Gespräch.

MOBILES O.S.I.R. LABOR, KONFERENZRAUM, 18:30h

Axon betrat als letzter den Konferenzraum.

"Ich habe die Bestätigung von der Polizei in Paris. Es sieht danach aus, als ob es sich bei dem Mädchen um dasselbe Kind handelt, das vor fünf Jahren in einem Pariser Vorort verschwunden ist." teilte er seinen Kollegen mit und legte eine Kopie des Fahndungsaufrufes auf den Tisch.

Praeger betrachtete den Zettel. "Wenn sie es tatsächlich ist, wäre sie um keinen Tag gealtert. Genauso wie die anderen..." stellte er fest. "Pete, Sie sind der einzige von uns, der das Phänomen selbst beobachten hat können. Was können Sie uns darüber erzählen?"

"Es ging alles ziemlich schnell. Ein grelles Licht umhüllte die Kirche und dann den ganzen Platz, so hell, dass man nichts mehr sehen konnte. Mit einem lauten Knall war alles wieder vorbei und das Mädchen lag innerhalb der Absperrungen auf dem Boden."

"Ihre Beschreibung deckt sich mit allen anderen Zeugenaussagen, abgesehen von dem Temperaturanstieg. Haben Sie so etwas bemerkt?" fragte Hendricks.

Axon schüttelte den Kopf. "Nein, aber das kann an mir liegen, mir ist hier ohnehin die ganze Zeit viel zu kalt." stellte er fest und lächelte. "Können wir uns die Befragungen der Betroffenen ansehen?" lenkte er dann schnell vom Thema ab.

In ihren Aussagen beschrieben die Betroffenen ebenfalls alle ein helles Licht und keiner von ihnen konnte sich daran erinnern, was in den letzten Jahren passiert war, und keiner war sich im Klaren darüber, wie viel Zeit seit ihrem Verschwinden vergangen war.

"Alles was wir haben, ist also ein Licht, das Menschen durch die Zeit reisen lässt." fasste Lindsay zusammen.

"Klingt irgendwie ähnlich dem Fall in England den wir mal hatten." bemerkte Axon. Hendricks und Donner nickten.

"Darf ich auch erfahren, um was es geht?" fragte Praeger.

"In Bedfordshire ist ein Mann aufgetaucht, der behauptete im 17. Jahrhundert zu leben. Nachforschungen ergaben, dass ein John Hanrahan zu dieser Zeit spurlos verschwunden ist. Der Mann wurde genau da gefunden, wo John Hanrahan gelebt hatte." erklärte Lindsay.

"Haben Ihre Ermittlungen irgend etwas ergeben?" fragte Praeger weiter.

"Nein." antwortete Axon. "Wir konnten nicht einwandfrei klären, ob er wirklich die Wahrheit sagte, aber auch nicht das Gegenteil beweisen. Es sah nach einer Raum - Zeit - Spalte aus. Aber die Menschen hier tauchen nicht da auf, wo sie verschwunden sind und keiner von ihnen hat irgendeine Verbindung zu dieser Kirche oder dieser Stadt."

"Dann könnte es doch etwas mit diesem speziellen Ort zu tun haben. Haben die Umgebungsuntersuchungen irgend etwas ergeben?" fragte Praeger.

"Nein, nichts Ungewöhnliches. Nichts was wir messen könnten zumindest." entgegnete Axon.

"Lindsay, haben Sie etwas über die Kirche herausgefunden?"

"Nichts Besonderes. Erbaute wurde sie 1810, es ist aber nie etwas Bemerkenswertes passiert, es gibt nicht einmal irgendwelche Legenden." antwortete sie.

Praeger nickte. "Also, wer hat eine Idee?" fragte er.

"Zeitreise - Experimente." gab Axon als erster seine Meinung zum Besten. "Das würde erklären, dass die Umgebungsanalyse nichts ergeben hat. Ausserdem könnte die Strukturiertheit des Phänomens damit erklärt werden."

"Was ist mit UFOs?" warf Lindsay ein. "Die Beschreibungen ähneln auch dem, was Entführte berichtet haben."

"Aber bei keinem der angeblich Entführten lag eine so lange Zeitspanne vor. Ausserdem hat keiner der Befragten angegeben, von dem Lichtstrahl irgendwie nach oben gezogen worden zu sein, was ja normalerweise in den Aussagen eine grosse Rolle spielt." stellte Hendricks fest.

"Gibt es irgendwelche Beweise dafür, dass kontrollierte Zeitreise möglich ist?" fragte Praeger.

"Das Philadelphia - Experiment." entgegnete Axon. "Die Navy führte 1943 Versuche durch, ein Kriegsschiff unsichtbar für gegnerische Sensoren zu machen. Dieses Schiff, angeblich die USS Eldridge, soll in einem hellen Licht verschwunden und von Philadelphia, Pennsylvania, nach Norfolk, Virginia teleportiert worden sein, wobei die Crew in die Zukunft gereist und verschwunden sein soll. Die Zeugenberichte über das Experiment ähneln dem, was hier passiert. Wirklich einwandfrei bewiesen wurde natürlich nie etwas."

Praeger nickte. "Sieht so aus, als könnten wir nicht mehr tun, als die Überwachung vollständig aufzubauen und darauf zu warten, dass das Phänomen wieder auftritt. Anton, vielleicht könnten Sie einen der Betroffenen unter Hypnose setzen. Mrs. Stone schien mir sehr kooperativ zu sein."

Hendricks nickte. "Ich werde ins Krankenhaus fahren und mit ihr sprechen. Lindsay, begleiten Sie mich?"

"Ja, gerne." antwortete sie mit einem Lächeln und die beiden verliessen den Konferenzraum.

"Warum hat Elsinger so lange damit gewartet, uns herzuschicken?" fragte Axon, als die Glastüren sich hinter ihnen geschlossen hatten.

"Habe ich mir auch schon überlegt. Vielleicht sollte ich ihn einfach mal selbst fragen. Er ist sicher noch bei der Arbeit." antwortete Praeger und klappte den an den Hauptmonitor angeschlossenen Laptop auf, um eine Verbindung zum O.S.I.R. - Zentrallabor herzustellen. Axon stand auf um zu gehen.

"Bleiben Sie ruhig hier, Pete. Wenn Elsinger etwas zu verheimlichen hat, wird er es mir auch nicht erzählen." hielt Praeger ihn auf.

Das O.S.I.R. - Logo wurde von einem wie immer oberflächlich freundlich lächelnden Frank Elsinger ersetzt.

"Matthew. Axon. Wie geht es mit den Ermittlungen voran?" begrüsste er sie.

Praeger grinste und trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. "Es gestaltet sich relativ schwierig mit so wenigen Informationen." antwortete er.

"Sie haben die Betroffenen und jede Menge Zeugen, Axon eingeschlossen. Was wollen Sie noch mehr?" fragte Elsinger.

"Informationen, Frank. Wir wurden erst ganze fünf Tage nach dem ersten Auftreten des Phänomens hierher geschickt. Wieso? Wer hat vorher hier ermittelt und wo sind die Ergebnisse?" fragte Praeger eindringlich.

Elsinger grinste. "Matthew... denken Sie, die ganze Welt hätte sich gegen Sie verschworen? Es gab keine Ermittlungen bis zu Ihrem Eintreffen, weil es niemand für nötig hielt, das ist alles."

"Was ist mit Ihrem russischen Freund, der mir die Akten mit den Aussagen der Betroffenen hat zukommen lassen?" bohrte Praeger weiter.

Elsinger wandte sich vom Bildschirm ab. "Sie haben alle Informationen, die verfügbar sind. Fahren Sie mit den Ermittlungen fort und halten Sie mich auf dem laufenden. Elsinger, Ende." Die Verbindung wurde beendet und das Logo erschien wieder auf der Leinwand.

Peter grinste als Matt ihn fragend ansah.

"Wenn Elsinger nichts verschweigt bin ich der Weihnachtsmann." beantwortete Axon die nichtgestellte Frage.

Praeger grinste und stand auf. "Na dann mal los, Santa. Wir haben noch einiges zu tun."

MOBILES O.S.I.R. LABOR, 01:30h

Hendricks' Bericht über die Hypnose von Mrs. Stone brachte keine neuen Erkenntnisse, bestätigte vielmehr, was sie schon angenommen hatten. Sie konnte sich tatsächlich an nichts erinnern, ebensowenig wie David Stanton, der der Hypnose ebenfalls zugestimmt hatte.

Die Überwachung war vollständig aufgebaut und Axon sass vor den Monitoren, den Kopf auf den auf dem Tisch verschränkten Armen. Er trug immer noch seine Jacke, obwohl das Mobile Labor angenehm geheizt war.

"Peter?" fragte Lindsay und rüttelte ihn sanft an der Schulter, als er nicht reagierte. Er wachte auf und rieb sich die Augen. "Warum gehen Sie nicht zurück ins Hotel?" fragte sie. "Jemand anderes kann die Monitore überwachen, wir haben ja genug Leute hier."

Er wollte protestieren, erkannte aber selbst, dass er zu müde war, um die ganze Nacht wach zu bleiben. "Sie rufen mich, wenn etwas passiert." versicherte er sich. Sie nickte. "Aber klar."

Es waren keine fünf Minuten bis zum Hotel. 1:30h stellte er mit einem Blick auf die Kirchturmuhr fest. Die Strassen waren menschenleer, auch hinter den Absperrungen hielten sich nur noch wenige besonders Ausdauernde Zuschauer auf. Die Nacht war eiskalt, der Himmel sternklar. Er blieb kurz stehen und sah nach oben, fast so, als ob er auf irgend etwas warten würde. Ein helles Licht, ein UFO oder was auch immer die Menschen aus einer anderen Zeit in seine Gegenwart beförderte. Aber natürlich passierte nichts.

Seinen Weckruf bekam er übers Handy nur vier Stunden später.

"Peter, es ist wieder einer aufgetaucht. Wir haben ein starkes Magnetfeld rund um die Kirche festgestellt." teilte Lindsay ihm mit.

"Ich bin auf dem Weg." antwortete er.

MOBILES O.S.I.R. LABOR, KONFERENZRAUM, 10:00h

"Die Auswertungen der Aufzeichnungen haben zum Zeitpunkt des Phänomens einen Temperaturanstieg um 10°C und ein sehr starkes Magnetfeld ergeben. Nach 20 Sekunden hat das Feld sich aufgelöst und die Temperatur hatte sich schlagartig wieder normalisiert. Die Videoaufnahmen haben leider nicht mehr ergeben, als wir mit blossem Auge sehen konnten. Keinerlei Strahlung während des Geschehens, keine anderen Energiefelder." fasste Axon seine Arbeit dieses Morgens zusammen.

"Wir kommen nicht weiter." stellte Matt fest. "Anton und Lindsay, Sie sprechen mit dem Mann der heute Nacht aufgetaucht ist. Ich will herausfinden, wer vor uns an diesem Fall war. Irgendwer muss die Leute doch im Krankenhaus isolieren haben lassen. Pete, Sie kommen mit mir - falls Sie hier fertig sind."

IM KRANKENHAUS, 11:10h

"Doktor, mein Name ist Matt Praeger, das ist mein Kollege Peter Axon, wir arbeiten für..."

"... das O.S.I.R." beendete der Arzt den Satz für ihn. "Was kann ich für Sie tun?"

"Uns würde interessieren, wer die ersten fünf Patienten bei Ihnen eingeliefert hat."

"Das waren auch welche von Ihren Leuten." antwortete der Mann im weissen Kittel, während er seinen Stationsbericht ausfüllte. "Zusammen mit russischer Polizei."

"Können Sie sich an irgendwelche Namen erinnern?" fragte Praeger weiter.

"Nein, tut mir leid." antwortete der Arzt.

"Können wir die Akten einsehen?" fragte Axon dazwischen.

"Sicher." Der Mann verschwand in der nächsten Tür.

Praeger sah Axon fragend an. "Wieso die Akten?"

"Irgendwer wird die Einlieferungspapiere wohl unterzeichnet haben." antwortete Axon.

Der Arzt kam mit einigen Akten zurück und händigte sie an Axon aus. Der sah sich die erste durch und lächelte, so als ob er mit dem, was er sah, gerechnet hatte.

"Können Sie sich erinnern, wie die Leute aussahen?" fragte er den Arzt während er die Akten an Praeger weiterreichte.

"Amerikaner mit Anzügen und Krawatten. Ich erinnere mich wirklich nicht. Wenn Sie keine weiteren Fragen haben, ich müsste jetzt meine Visite machen." Axon entliess ihn mit einem Nicken.

Praeger legte die Krankenblätter zurück auf den Tisch. Alle waren mit seinem eigenen Namen oder den Namen der Mitglieder seines Alpha - Teams unterzeichnet.

"Ich habe so das Gefühl, ich muss mich unbedingt noch einmal mit Elsinger unterhalten." stellte er fest.

"Glauben Sie wirklich, das bringt irgend etwas?" fragte Axon.

"Ich will wissen, was hier los ist, und ich bin mir sicher, er weiss es." antwortete Praeger.

MOBILES O.S.I.R. LABOR, 17:30h

"Matthew, ich habe hier noch etwas anderes zu tun, ich hoffe, es ist wichtig" meldete Elsinger sich.

"Wichtig genug." antwortete Praeger kurz. "Was soll das, Frank?"

"Darf ich fragen, wovon Sie sprechen?"

"Die Krankenblätter sind in den Namen meines Teams unterzeichnet, obwohl zu der Zeit noch keiner von uns hier war. Also, wer hat vor uns hier ermittelt?" fragte er eindringlich.

"Sie wissen alles, was ich Ihnen sagen kann. Elsinger, Ende."

Praeger klappte den Laptop zu und schlug mit der Faust auf den Tisch.

"Immer mit der Ruhe, Matt." ermahnte Axon ihn. "Wenn Elsinger mit verdeckten Karten spielen will, können wir das auch."

Praeger nickte, "Wenn das Sinn macht. Vielleicht weiss er ohnehin über alles bescheid."

Axon schüttelte den Kopf. "Wofür hätte er uns dann hergeschickt."

"Stimmt." antwortete Praeger. "Wenn er sich wirklich so dafür interessiert, was hier abläuft, muss er schon ein paar Informationen mehr preisgeben. Meinen nächsten Bericht bekommt er nicht, bevor er dazu bereit ist."

Den Rest des Tages verbrachten die Mitglieder des Alpha - Teams im Hotel um sich auszuruhen. Im mobilen Labor überwachte ein Teil der übrigen Mitarbeiter die Geräte, obwohl keiner davon ausging, das etwas passieren würde.

Lindsay und Peter fanden sich kurz vor Mitternacht wieder im Labor ein, Matt und Anton würden sie gegen Mittag ablösen. Die Nacht und auch der Vormittag verliefen relativ ereignislos, nur eine Zuschauerin, die schon seit drei Tagen fast ununterbrochen vor der Kirche ausgeharrt hatte, musste mit einem Kreislaufzusammenbruch ins Krankenhaus eingeliefert werden.

"Na, nichts los gewesen hier?" fragte Praeger, als er den Raum betrat.

Axon gähnte. "Absolut nichts." antwortete Donner.

"Okay, dann übernehmen wir jetzt hier. Ich lasse Sie wissen, wenn es etwas Neues gibt."

Axon und Donner standen auf um zu gehen.

"Pete." hielt Praeger ihn auf. "Kein Bericht an Elsinger."

Axon lächelte. "Trauen Sie mir nicht?" fragte er und verliess das Labor. Praeger wandte sich den Monitoren zu

Lindsay wartete vor dem mobilen Labor. Es schneite.

"Was war das eben mit Elsinger?" fragte sie. Axon dachte nicht, dass sie es gehört hätte, wollte es jetzt aber auch nicht vor ihr verheimlichen.

"Elsinger hält Informationen zurück." antwortete er.

"Das wäre ja mal nichts Neues." entgegnete sie.

Er nickte. "Matt spielt jetzt nach seinen Regeln: keine Informationen für uns bedeutet keine Berichte für ihn."

Lindsay begnügte sich damit, obwohl sie wusste, dass er ihr mehr sagen würde, wenn sie fragen würde. "Gehen wir was essen?" wechselte sie das Thema.

Er zuckte die Schultern. "Gerne. Wohin?"

Sie nickte in Richtung der Hauptstrasse. "McDonald's?"

MOBILES O.S.I.R. LABOR, KONFERENZRAUM, 23:40h

"Ich habe mit den meisten der Betroffenen gesprochen und sie darüber aufgeklärt, wie viel Zeit seit ihrem Verschwinden vergangen ist. Sie haben es eigentlich relativ gut aufgenommen." berichtete Hendricks.

"Haben sie sonst noch irgend etwas Neues berichtet?" fragte Praeger.

"Nein, eigentlich nicht. Sie beschreiben das Phänomen alle vollkommen gleich."

Sie wurden von einem eingehenden Anruf unterbrochen. Frank Elsinger erschien auf dem Bildschirm vor ihnen.

"Wie sieht es mit en Ermittlungen aus?" fragte er ohne Umwege. "Ist noch nichts passiert?"

Praeger lehnte sich in seinem Sessel zurück, verschränkte die Arme und sah Elsinger erwartungsvoll an. "Sagen Sie mir etwas Neues, dann erzähle ich Ihnen auch etwas." schlug er vor und grinste siegessicher.

Elsinger nickte. "So spielen Sie also. Ich kann Sie von dem Fall abziehen, Matthew."

Praeger lachte. "Frank, machen Sie es uns allen doch nicht so schwierig. Wenn Sie mit offenen Karten spielen tun wir das doch auch."

"Axon, was halten Sie davon, vorübergehend Leiter der Ermittlungen zu werden?" fragte Elsinger dann.

Axon grinste. Elsinger wusste genau, dass er diesen Job wollte. Trotzdem musste er ziemlich verzweifelt sein, um ihn das zu fragen, denn er wusste genauso gut, dass er sich nicht so von ihm manipulieren lassen würde. Er schüttelte den Kopf, lehnte sich zurück. "Nein danke, Frank." antwortete er dann.

Elsinger wandte den Blick ab und nickte. "Also gut. Der Mann, der Ihnen die Akten übergeben hat, arbeitet für das russische Militär. Die Russen haben vor uns selbst in der Sache ermittelt. Sie haben uns erst gerufen, als sie sich sicher waren, dass wir über das Phänomen auch nicht mehr wissen als sie selbst. Sie wollten kein Risiko eingehen, das ist alles."

"Wissen 'wir' denn wirklich nicht mehr als die Russen?" fragte Praeger nach.

Elsinger schüttelte den Kopf. "Wie gesagt, das ist alles, was ich weiss."

Praeger gab sich damit zufrieden. "Kurz nach 22:00h ist das Phänomen wieder erschienen. Aufgetaucht ist eine 51-jährige Frau aus Schottland, Mary McMartens. Sie wurde vermisst gemeldet am 18. November 1995, verschwand auf dem Weg zur Arbeit aus einem fahrenden Auto und berichtet ansonsten das gleiche wie alle anderen."

Elsinger nickte. "Sehr schön. Ich denke, ich kann mich auf Ihre weiterhin ordnungsgemässe Berichterstattung verlasen, Matthew?" fügte er hinzu.

Praeger nickte. "Sicher. Praeger, Ende." Mit einem Knopfdruck beendete er die Verbindung.

"Tja, das wäre Ihre Chance gewesen, Pete." bemerkte Praeger.

Axon lachte. "Wenn Sie so weitermachen sicher nicht meine letzte." antwortete er mit einem Augenzwinkern. "Also, wie soll es jetzt weitergehen?"

Praeger zuckte die Schultern. "Warten."

"Wie oft rechnen Sie noch mit dem Phänomen?" fragte Axon.

"Eigentlich sollte es wohl nur noch zweimal passieren, wenn es dem bisherigen Schema treu bleibt." stellte Donner fest.

"Wer weiss, vielleicht bekommen wir danach ja Besuch aus der Zukunft." witzelte Praeger.

"Warten wir es ab." entgegnete Axon.

Am nächsten Tag waren die Mitglieder des Alpha - Teams kaum anwesend. Hendricks betreute die Betroffenen und deren Angehörigen, die inzwischen eingetroffen waren. Obwohl die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen waren, entliess er sie aus der Beobachtung, da weitere Befragungen und Tests unnötig schienen. Praeger schlug sich so lange mit dem Papierkram herum, den er in den letzten Tagen sträflich vernachlässigt hatte. Axon und Donner überprüften die Kameras und die übrigen Instrumente. Obwohl es ziemlich sicher schien, dass sie keine neuen Werte bekommen würden, hatte Elsinger sie beauftragt, weiterhin Daten über das Phänomen zu sammeln.

MOBILES O.S.I.R. LABOR, 20:00h

Hendricks, Donner, Axon und Praeger hatten sich wieder im mobilen Labor eingefunden und beobachteten ihre Monitore. Innerhalb der nächsten vier Stunden war mit dem Auftreten des Phänomens zu rechnen, und wenn sie schon sonst nichts tun konnten, wollten sie es wenigstens beobachten.

Donner verabschiedete sich nach draussen, Axon folgte ihr wenig später. Es hatte aufgehört zu schneien. Sie stand hinter der Absperrung und beobachtete den Himmel.

"Ist Ihnen nicht zu kalt hier draussen?" fragte Axon.

"Ich habe das Phänomen als einzige noch nicht 'live' sehen können, da will ich meine Chance nutzen, bevor es wieder verschwindet." antwortete sie.

Er liess den Blick über den schneebedeckten Platz schweifen. "Ich werde mal besser dafür sorgen, dass der Platz geräumt wird. Wenn das Phänomen die Temperatur wieder ansteigen lässt, schmilzt das alles weg, und wenn sie sich dann schlagartig wieder normalisiert verwandelt der ganze Platz sich in ein Eishockeyfeld." bemerkte er.

Sie lächelte. "Und ich habe meine Schlittschuhe nicht dabei."

MOBILES O.S.I.R. LABOR, 21:30h

Axon sass vor seinem Laptop und schlug sich in Form eines 3D - Helden durch unbekannte Computerwelten als Lindsay sich neben ihn setzte.

"Ist wohl doch zu kalt draussen." bemerkte er, ohne lange von seinem Spiel aufzusehen.

"Allerdings. Nicht mal ein Zeitreisephänomen ist das wert." stellte sie fest und griff nach seiner Kaffeetasse. "Ist der noch warm?"

Er nickte, speicherte den Spielstand ab, schaltete den Laptop aus und rieb sich die Augen.

"Noch zweieinhalb Stunden." stellte er mit Blick auf seine Armbanduhr fest.

MOBILES O.S.I.R. LABOR, 23:20h

"Leute, ich glaube, es geht endlich los. Magnetische Energie und Temperaturanstieg." informierte Praeger die übrigen über sein Headset.

Donner eilte nach draussen, Axon bevorzugte den Platz vor den Monitoren. Es hatte sich eine beachtliche Menge von Zuschauern eingefunden, so dass Lindsay vor dem mobilen Labor, einige Meter hinter der Absperrung, stehenblieb, um das Phänomen zu beobachten.

Ein geisterhaftes Licht umhüllte die Kirche, breitete sich dann über den gesamten Platz aus und wurde immer greller, bis man nichts mehr um sich herum erkennen konnte. Mit einem lauten Knall schwächte das Licht schnell wieder ab und die Dunkelheit der Nacht kehrte zurück. Axon beobachtete den Monitor der Kamera, die er direkt auf die Stelle ausgerichtete hatte, an der die Menschen erschienen waren. Umrisse einer auf dem Boden liegenden Gestalt formten sich als das grelle Licht nachliess. Die Zuschauer draussen brauchten länger, um etwas erkennen zu können, weil sich das menschliche Auge erst wieder an die Dunkelheit gewöhnen musste.

Das Bild auf dem Monitor liess Axon für den Bruchteil einer Sekunde erstarren.

"Connor..." flüsterte er. Als er von seinem Stuhl aufsprang, stiess er Praeger, der direkt hinter ihm gestanden hatte, fast zu Boden. Axon beachtete ihn nicht weiter, rannte aus dem mobilen Labor, vorbei an Lindsay, die immer noch neben der Tür stand.

"Peter?" rief sie ihm nach, bekam jedoch keine Antwort. Axon überrannte einige der Zuschauer, sprang über die Absperrung und lief über den Platz. Schon aus einigen Metern Entfernung war er sich sicher, dass er sich nicht getäuscht hatte.

Axon kniete sich neben ihn, Tränen in den Augen.

"Connor..." flüsterte er nochmals. Der hatte sich inzwischen vom Boden aufgerappelt. Er brauchte einen kurzen Moment, bis er wieder ganz bei sich war und ihn erkannte.

"Peter... was ist passiert?" fragte er leise.

Peter umarmte ihn. "Es ist jetzt alles wieder in Ordnung." antwortete er.

Hendricks, Donner und Praeger kamen über den Platz auf sie zu, keinem von ihnen war klar, was passiert war, sie waren nur Axon gefolgt.

Lindsay wurde als erstes klar, wen sie da vor sich sah. Sie rannte auf die beiden zu, dicht gefolgt von Hendricks. Sie weinte, als sie Connor in die Arme schloss.

MOBILES O.S.I.R. LABOR, 01:00h

Axon und Donner warteten im Konferenzraum während Hendricks Doyle untersuchte. Keiner von ihnen sagte ein Wort. Praeger blieb kurz vor den Glastüren stehen, entschied sich aber dann, nicht hineinzugehen. Er fühlte sich mehr als fehl am Platze in diesem Moment und wartete lieber im Überwachungsraum. Als Doyle zusammen mit Hendricks aus dem Behandlungsraum kam, stand er auf und ging auf ihn zu. Hendricks liess die beiden alleine um Axon und Donner darüber zu informieren, dass es Connor gut ging und vor allem, dass er keine Spuren des Parasiten mehr finden konnte.

Praeger grinste verlegen. "Matt Praeger, ... Ihr Nachfolger, denke ich." stellte er sich vor. Ihm fiel auf, dass Doyle sehr gefasst wirkte dafür, dass er gerade mehr oder weniger von den Toten auferstanden war und erfahren hatte, dass er zwei Jahre auf dieser Welt verpasst hatte. Connor lächelte und schüttelte ihm die Hand, dann gingen sie gemeinsam zum Konferenzraum. Doyle wollte sich gerade ans Kopfende des Tisches setzen, sah dann aber davon ab. "Das ist wohl jetzt Ihr Platz." sagte er zu Praeger und setzte sich neben Hendricks.

"Mmh ... wir sollten vielleicht Elsinger bescheid geben." schlug Praeger vor.

In diesem Moment piepste der Laptop in der Mitte des Tisches, Axon nahm den Anruf entgegen. "Wenn man vom Teufel spricht..." murmelte er dabei.

Frank Elsinger lächelte, zufrieden. "Connor. Wie schön, dass es Ihnen gut geht." Elsinger wirkte nicht wie jemand, der plötzlich einen Geist aus der Vergangenheit vor sich sah, er schien nicht einmal sonderlich überrascht zu sein. "Matthew, führen Sie die Ermittlungen zu Ende und kommen Sie dann hierher zurück. Connor, ich kann doch mit Ihnen rechnen?"

"Ich denke schon, Sir." antwortete Doyle.

Elsinger grinste. "Schön. Melden Sie sich bei mir, wenn Sie wieder hier sind. Elsinger, Ende."

Im Raum kehrte eine unerträgliche Stille ein, keiner wusste so recht, was er sagen sollte. Doyle fühlte sich als Mittelpunkt des Geschehens mehr als unwohl und war Praeger mehr als dankbar, als der die Stille brach.

"Gehe ich richtig in der Annahme, dass Sie Ihr Team wieder zurück haben wollen, Mr. Doyle?" fragte er.

Doyle lächelte und nickte. "Da wird sich sicher eine Lösung finden."

Die Glastüren öffneten sich einen Spalt. "Sir, es geht wieder los. Starkes Magnetfeld." berichtete einer der Mitarbeiter.

Doyle lächelte über sich selbst, als er sich angesprochen fühlte. Praeger verliess den Raum, Hendricks folgte ihm. Lindsay hatte eigentlich nicht vorgehabt zu gehen, aber Anton griff sie am Arm und nahm sie mit nach draussen. Er wusste, dass Axon und Doyle miteinander zu sprechen hatten.

"Es tut mir leid, Connor." sagte Axon, ohne aufzusehen.

Doyle schüttelte den Kopf. "Ich habe Ihnen keine Wahl gelassen. Es war das einzig Vernünftige." antwortete er.

Axon sah zu ihm auf. "Sind Sie sicher?" fragte er.

Doyle lächelte. "Ja. Sie wären nicht gegangen, wenn es eine andere Möglichkeit gegeben hätte, das weiss ich."

Nach einer kurzen Pause fragte er:"Peter, wollen Sie mir nicht mal erzählen, was ich in den letzten zwei Jahren hier so verpasst habe?"

"Akte # 297 - 142, Matt Praeger, Abschlussbericht. Nach dem Wiedererscheinen eines zehnten Vermissten, dem fünfjährigen Benjamin Michaels, der seit einem Jahr vermisst war, scheint das Phänomen verschwunden zu sein. Herkunft und Beschaffenheit dessen, was wir beobachten konnten, konnte nicht aufgeklärt werden. Praeger, Ende."

THE END