Bemerkungen: Ich könnte jetzt hier hinschreiben, daß das meine erste FanFic ist und sie nur stellenweise korrekturgelesen ist, aber eigentlich will ich nur, alle die die Bemerkungen tatsächlich lesen dazu auffordern mir flache Witze zu schicken, wie zum Beispiel;

Kommt ein Mann in den Bäcker und sagt: „Ich hätte gerne sechs Schrippen (Brötchen bzw. Semmeln für alle Nicht-Berliner).“ Sagt die Verkäuferin zu ihm: „Nehmen sie doch acht, dann haben sie zwei mehr.“

Also, wenn ihr solche Witze kennt, schickt sie mir, Feedback und ähnliches wird auch gelesen. J

MacUli@gmx.de  

 

Ohne Titel oder Eigentlich bin ich zu faul mir einen auszudenken 
Uli

You take me in

no questions asked

you strip away the ugliness

that surrounds me

are you an angel

am I already that gone

I only hope

that I won't disappoint you

when I'm down here

on my knees

And sweet

sweet

sweet surrender

is all that I have to give

----------------------- Sarah Maclachlan "sweet surrender"  

 

Wir sahen uns ohne uns zu sehen, mussten beide erst zweimal hingucken, um zu begreifen, wer wir waren und wer wir sind.

 

Endlich schläfst du. Ich warte seit über drei Tagen darauf, seit du hier mit mir bist. Nein, Richie, versteh mich nicht falsch, es gibt nichts schöneres als zu wissen, daß du da bist, aber nicht bis zur Selbstaufgabe. Ich habe deine verzweifelten Blicke gesehen, ich kenne die Sorgenfalten in deiner Stirn und ich weiß, daß das alles von dir weicht, wenn du schläfst. Es ist sozusagen unsere Pause von der Welt.

 Wenn ich jetzt so im Nachhinein darüber nachdenke, wann und wie wir uns kennengelernt haben, weiß ich es nicht. Ich weiß nur, daß du immer da warst, immer ein Teil von meinem Leben, auch wenn wir zu verschiedenen Pflegefamilien kamen. Immer wußtest du, wo ich gerade war und wie es mir ging. Wenn ich in der Klemme steckte warst du da. Besonders dieses eine Mal. Ich weiß, daß du alles am liebsten vergessen hättest, aber ich wollte, mußte darüber reden, doch für dich tat ich es nicht. Ich verschwieg dir, daß die Unschuld, die du retten wolltest schon verloren war, bevor sie überhaupt Unschuld genannt werden konnte. Er war nicht der erste Pflegevater, der sich an mir verging, aber es war der erste, dem Widerstand geboten wurde und es war das erste Mal, daß jemand etwas wirkliches für mich tat. Aber trotzdem, trotz allem was passiert war, hättest du ihn nicht herausfordern sollen, hättest dich nicht auf einen Kampf einlassen sollen, ohne vorher zu wissen, daß du gewinnen könntest. Er hätte dich beinahe totgeschlagen.

Doch um ehrlich zu sein, ich zog aus deiner Tat, deinem Versuch, etwas zu ändern all meine Kraft und all den Rückhalt, den ich für mein Leben brauchte. Ich weiß bis heute nicht, ob du damals bereit warst zu sterben, nicht für mich, sondern für dich. Weil du endlich Ruhe und Frieden wolltest, aber man bekommt zu selten das, was man wirklich will. Du überlebtest, wir beide überlebten, ohne zu wissen wofür. Doch, wir fingen auch nicht an darüber nachzudenken, sondern machten weiter, räumten Taschen und kleine Läden aus, um unsere Mägen zu füllen. Wir merkten nicht, wie wir abrutschten. Wie wir immer tiefer sanken und zu dem wurden, was wir noch vor ein paar Jahren verpönt hatten.

Und dann kam MacLoed. Es war wie ein Sechser im Lotto für dich, nur für dich. Du fragtest mich, ob ich nicht mitkommen wollte und ich sagte Nein. Nur um meinen Stolz nicht zu brechen, verletzte ich dich. Ich hätte mir nichts schöneres vorstellen können, als ein festes Dach und geregelte Mahlzeiten, aber mein Stolz verbot es mir und dir beinahe auch. Ich glaubte, ich war noch nicht auf fremde Hilfe angewiesen und lehnte sie deswegen ab.

Doch du konntest sie annehmen und hast dich mir widersetzt, weil du noch vor mir verstanden  hast, warum ich nicht mitkommen konnte, warum ich lieber zurück ins Heim ging, mehr Pflegeväter riskierte und nicht mit dir zusammen sein wollte, warum ich die Zeit brauchte.

Und du hast mich nicht gezwungen, nicht mal dazu, meine Entscheidung laut auszusprechen und zu begründen. Und damit gingst du. Du verließest nicht mich, sondern dein altes Leben. Angie hat es nicht verstanden. Es ging nicht darum, ob du mal hättest vorbeischauen sollen, es ging nicht um Gary, Nikki, Donna oder sonstwen aus dem Viertel. Es ging um dich, darum, ob du noch in deine alte Gegend gehörtest, ob du noch mal so leben könntest, nachdem du etwas anderes kanntest. Doch du bist ein Straßenkind, Richie, du wirst es immer bleiben, vielleicht wirst du eines Tages zu enormem Ansehen und Geld kommen, aber du wirst immer ein Kind von der Straße bleiben, daß klauen mußte, um zu überleben. Es hat eine Weile gedauert, aber als du es erkannt hattest, war alles gut. Da wolltest du nicht

mehr mehr, denn du wußtest, wer du bist.

Wir hatten keinen Kontakt bis zu dem Tag an dem du unsterblich wurdest. Ich wußte nichts von deiner Zeit in Paris, wußte nichts von Darius und wenig von Tessa. Doch trotzdem kamst du zu mir als Tessa starb und du unsterblich wurdest. Ich hätte froh sein sollen, daß du zurückkamst, daß ich diejenige war, zu der du kamst und ich hätte es verstehen sollen. Aber ich verstand es nicht und dich nicht. Ich wollte nicht verstehen. Ich wollte, daß alles so bleibt wie es war. Vielleicht, weil ich auf eine Zukunft für uns beide gehofft habe, die wir nie bekommen sollten. Ich war unfair, weil ich vor dir erkannte, welches Schicksal auf dich zukommen würde, und wir beide ihm nicht ausweichen würden könnten. Ich habe erwartet, dass du dagegen kämpfen würdest, aber du wusstest, dass es sinnlos war, dass der Kampf schon verloren war.

Obwohl ich sowenig Verständnis hatte kamst du zu mir, wenn du Probleme hattest. Auch als MacLeod dich töten wollte. Es war das erste Mal, dass ich versuchte dich zu verstehen, aber nicht um deinetwillen, wie du es gebraucht hättest, sondern um meinetwillen, weil ich wusste, du würdest mir entgleiten, dich von mir entfernen, und, das wollte ich am wenigsten. Aber ich irrte mich, wie so oft.

Du brauchtest niemanden, der dich verstand, weil du dich selber nicht verstanden hast. Du brauchtest jemanden, der dir zuhört. Und da habe ich angefangen dir zuzuhören. Stundenlang lagen wir in meiner Wohnung auf dem schmalen Bett und unterhielten uns. Erst da habe ich von dem Schmerz und dem Hass erfahren, den dein Leben mit sich bringt. Auch wenn du wieder gegangen bist, weil du selber damit klarkommen musstest und ich dir nur im Wege gestanden hätte, wusste ich, du würdest wiederkommen.

An diesen Tag werde ich mich ewig erinnern, an deinen warmen Atem in meinem Nacken und an deine ruhige Stimme. Es gibt so vieles, das ewig dauern sollte. Dabei habe ich Glück, wenn meine Ewigkeit noch 24h anhält.

Aber ich glaube es gab Tage an denen die Ewigkeit uns gehört hat. Zum Beispiel, der Tag an dem wir zum ersten Mal miteinander schliefen. Wie gerne würde ich dich jetzt wecken um mit dir zu reden, aber es ist das erste Mal seit du hier bist, dass du schläfst.

Ja, Richie, ich weiß, weiß, dass du mich immer noch im Schlafen beobachtest, dass du Methos anfängst zu verfluchen für seinen Versuch den Kristall zu finden und, dass er ihn dabei endgültig zerstört hat. Und das du geweint hast, auch das weiß ich. Du hast nicht um  mich geweint, sondern um den 19 jährigen Jungen, der du immer noch bist, niemals aufhören wirst zu sein. Darum geweint, dass er bald wieder alleine ist. Es ist nicht das erste Mal und garantiert auch nicht dass letzte Mal. Aber du wirst weiterleben, wirst für unsere Jungs leben, bis du für dich selbst wieder leben kannst. Du musst für unsere Jungs leben, denn sie sind noch nicht stark genug alleine zu  leben. Aber über die Zwillinge will ich erst später reden. Es gibt noch so viel, was vor ihnen passiert ist.

Immer, wenn ich nicht wusste, wohin bin ich zu dir gekommen. Auch an dem Tag, als meine Wohnung ausgeräumt wurde. Eigentlich wolltest du gerade zu Angie los, aber du bist geblieben, weil ich dich gebraucht habe. Ich erinnere mich nicht mehr genau an diesen Abend. Ich ging duschen und das nächste, was ich heute noch fühlen kann, sind deine weichen Lippen auf meiner Haut und deine sanften Hände überall auf meinem Körper, unsere Erregung und am Ende meine kalten Füße zwischen deinen warmen Schenkeln. Du fragtest, ob es mir gut ginge und ich konnte nichts darauf antworten, so glücklich war ich.

Gott, wurde unsere Beziehung danach intensiv. Wie oft und selbstverständlich wir dann ständig zusammen waren. Bis du es eines Tages beendet hast. Du gingst ohne ein Wort der Erklärung. Erst heute verstehe ich, daß du mir zuliebe mich aufgabst. Du wolltest still und leise gehen und ich bin dir nachgelaufen, um daraus eine große Sache zu machen. Lange hast du gebraucht, bist du mir sagen konntest, daß du eine Familie für mich wolltest, jemanden, der mit mir altern würde. Erst da habe ich begriffen, daß deine Unsterblichkeit nicht nur mein Feind war. Ich schrie dich an, versuchte dir zu erklären, daß ich mein Leben lieber mit dir als mit einer Familie verbringen wollte. Doch du nahmst mir meine Lüge nicht ab. Du wußtest, daß ich beides wollte, aber nur eins kriegen konnte, würde. Also gingst du, fingst an dein Leben im Motorsport zu riskieren, wolltest Schicksal spielen. Aber Schicksal lässt sich nicht beeinflussen. Ich lernte Methos, Adam kennen. Ich weiß, dass du ihn nicht besonders leiden kannst. Ich glaube ihr seit euch zu ähnlich, ja Richie, zu ähnlich. Er ist nur älter. Ich kann es nicht anders erklären. Er ist alt, richtig alt.

Durch ihn trafen wir uns wieder, konnten reden, reden über Dinge, über die geredet werden musste, aber nicht geredet werden konnte. Er war da, immer da. Er hat uns zum reden gebracht durch seine ständige pure Anwesenheit. Trotzdem blieb es eine Sache zwischen dir und mir, doch du wolltest keine Sache zwischen dir und mir. Du wolltest Abstand, Abstand, den ich dir nicht geben konnte, immer noch nicht geben kann.

Dann kam der Autounfall. Ich weiß nicht mehr, wie es passiert ist. Ich weiß nur noch, daß mein einziger Gedanke dir galt. Dass ich schon im Geiste versuchte dir zu erklären, wie es dazu kam und deinem besorgten Blick zu entgehen. Doch es kam wieder alles anders. Ich glaube, nicht einmal ist in unserem Leben etwas so gelaufen, wie wir es wollten. Ich weiß, dass du da warst. Immer, wenn ich aufgewacht bin, saßt du neben meinem Bett. Und immer, wenn ich Ansätze gemacht habe, dir zu erklären, wie alles passiert ist, hast du stumm den Kopf geschüttelt. Wie mich das beruhigt hat. Jetzt ist es ein bisschen wie damals. Du sitzt an meinem Bett, verzichtest auf jede Berührung, weil du weißt sie würde mir Schmerzen bereiten, und bist mir doch so nah wie kein anderer.

Von allen Theorien, die es über euch gibt, ist die, das ihr gefallene Engel seit meine liebste. Du bist mein Engel, Richie.

An dem ersten Abend im Krankenhaus, an dem ich ein paar Stunden durchgängig wach bleiben konnte, regelten wir alles zwischen uns, ohne ein Wort zu sagen. Du verstandest meine Blicke und ich verstand deine Blicke, deine Bewegungen, alles was du mir zu sagen hattest, sagtest du mir. Und es war gut so, kein Streit, keine Missverständnisse.

Du brauchtest Abstand, mehr als alles andere. Um wiederzukommen, brauchtest du Abstand. Da konnte ich warten und ich habe es getan.

Und so konnten wir, auf unsere eigene komische Art Distanz halten, bis zu dem Tag, an dem ich erfuhr, dass ich schwanger war.

Wir trafen uns im Joe`s. Du sagtest nichts, was hättest du auch sagen sollen, nicht du warst es der sie gezeugt hatte, zeugen konnte. Aber in deinem Blick sah ich, dass dir klar war, dass es unserer Kinder werden würden. Du fragtest nicht nach dem Vater. Es war nicht unwichtig, aber es war nicht wichtig genug für dich. Wir wussten beide, dass er eines Tages wiederkommen würde und vielleicht Anspruch auf Kinder erheben würde, die deine Kinder waren. Erst mit ihnen, die, die nie deine werden würden und doch deine waren konntest du wieder freiwillig in mein Leben zurückkehren, wolltest wieder ein Teil von meinem Leben sein, und konntest es, weil ich dich nie losgelassen habe.

Wir wurden eine richtige Familie. Und was für eine; Methos und MacLoed spielten ihre Rolle als Opas wirklich perfekt. Und du warst der liebevollste und beste Daddy, den ich je gesehen habe. Und dann war da noch Joe. Joe. Ein Kapitel für sich. Er war sterblich. Das war glaub ich, sein größter Fehler. Er neidete uns nicht das was wir hatten, das wäre zu einfach. Er wusste nur wie zerbrechlich alles war, wie alles kaputtgehen konnte, würde. Und deshalb distanzierte er sich, nicht wegen mir, sondern wegen dir. Du standest ihm zu nahe, als dass er den Verfall, deinen Verfall, der unweigerlich kommen musste mit ansehen könnte. Ich habe immer gedacht, ich würde ihn überleben, aber wieder einmal habe ich mich geirrt. Du wirst zu ihm gehen nach meiner Beerdigung. Und ihr werdet euch betrinken. Er wird sich um dich kümmern, bis der große Schmerz vorbei ist, zwar alles ein bisschen langsamer, denn er ist alt geworden, aber er wird es tun. Ihr werdet euch wieder nahe kommen, und dann wird auch er sterben. Es werden noch so viele vor dir gehen und alles was ich hoffen kann, ist, dass du eines Tages selber glücklich gehen kannst, dass du dich nicht selbst so zum Leben zwingen musst, wie Methos es manchmal tut.

 

Es gibt soviel, was ich für dich und mich gehofft habe, aber was nie eingetreten ist. Vielleicht habe ich durch meine Lebensweise dein Leben komplizierter gemacht, als es eh schon war, aber ich liebe, liebte, dich zu sehr um gehen zu können. Auch als der Erzeuger unserer Kinder kam, und mir ein Leben anbot, wie wir es uns immer erträumt haben, und du es auch verstanden hättest, wenn ich gegangen wäre, konnte ich es nicht. Ich setzte mein Leben, und viel schlimmer das Leben meiner Kinder aufs Spiel um bei dir zu bleiben. Wie oft wir uns darüber gestritten haben, wie oft du mich zum gehen zwingen wolltest, und wie oft dann einer unserer Söhne kam und uns mit verweintem Gesicht bat nicht zu streiten, und wie weich du dann wurdest.

Sie lieben dich, Richie, wie einen Dad, auch noch nachdem sie die Wahrheit erfahren haben. Ja, ich weiß, dass ich dir das nie erzählt habe, aber sie wissen alles über dich und dein Leben. Ich wollte, dass sie die Entscheidung selber treffen, dich als Vater anzuerkennen. Hätten sie mich gebeten zu gehen, hätten sie aus deiner Nähe weg gewollt, ich weiß nicht, was ich getan hätte.

Sie sind jetzt fast erwachsen und sitzen zu Hause, warten auf deinen Anruf, dass meine Show für immer vorbei ist. Warten, nur um uns das bisschen Zeit zu geben, das noch übrig ist. Und du schläfst, wenn sie das wüssten. Aber es ist gut, dass du schläfst, es gibt uns, mir Zeit. Du siehst so unglaublich jung aus. Es ist komisch, aber es ist mir lange Zeit nicht aufgefallen, dass du nicht mit mir gealtert bist, denn die meiste Zeit warst du der verantwortungsbewusste. Es war das beste, was du für mich tun konntest, denn es hat mir ermöglicht etwas zu haben, was dir viel zu früh genommen wurde. Ich konnte solange jung und naiv bleiben, weil ich wusste, du würdest da sein.

Wie jetzt, wie als mir gesagt wurde, dass ich sterben würde. Du warst da, sagtest kein Wort, warst einfach nur da. Irgendwann sagtest du dann etwas, es war nichts schlimmes, etwas eigentlich banales, aber ich rastete aus. Ich schrie dich an, was du dir nur einbildest, deine Eltern hätten dich nur ausgesetzt, meine haben mich zusätzlich noch mit einer tödlichen Krankheit belegt. Aber du bliebst da, bis ich mich wieder beruhigt hatte. Wieder begriffst du vor mir die Dinge. Du wusstest, dass ich nicht dich meinte, sondern einen Feind, den ich nicht besiegen konnte, gegen den ich nicht mal kämpfen konnte. Du verstandest meine Hilflosigkeit, weil du selber hilflos warst. Nur konnte ich uns beide nicht leiden sehen, konnte deine ruhige, gebrochene Stimme nicht hören und deine Angst nicht ertragen und bin zu Methos geflüchtet. Ich weiß, dass ich dich damit vor den Kopf gestoßen habe. Aber ich brauchte jemanden, der genug Gleichgültigkeit mir gegenüber besaß.

Du warst zu offen, zu ehrlich und zu verletzt. Ich konnte dich nicht leiden sehen. Also bin ich zu Methos, saß stundenlang auf seiner Couch und habe mir Geschichten über irgendwelche Leute angehört, die er mal kannte. Ich glaube er hat mir das alles nur erzählt, weil er es mal erzählen musste und weil er wusste, ich würde es nicht mehr weitergeben können. Die meisten seiner Geschichten waren traurig, aber erzählte sie so, dass sie nicht traurig wirkten, dass sein Leben wie eine endlose Party wirkte, obwohl es bis auf Ausnahmen leer und einsam war. Aber es war seine Art mir zu erklären, dass ich eigentlich nur noch auf unentschieden spielen konnte, dass jeder versuchte Sieg eine Niederlage sein würde, dass ich wie er nicht mehr kämpfen konnte, sondern anfangen musste zu bescheißen.

Und ich versuchte dieser Philosophie zu folgen, bis mir klar wurde, dass es für mich nicht mehr um Sieg oder Niederlage ging, wie bei ihm, sondern um Zeit. Ich musste auf Zeit spielen. Erst als mir das klargeworden ist, konnte ich wieder zu dir zurück.

Du hattest inzwischen auch deinen Weg gefunden damit umzugehen. Du wolltest jeden Augenblick ausnutzen. Gott, Richie, wir beide trieben uns gegenseitig zur Verzweiflung, weil wir nicht miteinander reden konnten.

Und dann kam ich ins Krankenhaus wegen einer einfachen Lungenentzündung. Und du saßt wieder bei mir und sahst mich nur stundenlang an, ohne ein Wort zu sagen. Wie ich diesen Blick liebe, man kann jeden deiner Gedankengänge darin lesen. Und du entschuldigtest dich, ohne deine Lippen einmal bewegt zu haben. Und mit dem gleichen Schweigen gab ich dir zu verstehen, dass es nichts zum Entschuldigen gab. Wir regelten wieder alle unsere Probleme mit Blicken. Es war das einfachste. Und dadurch konnten wir unser normales Leben wieder aufnehmen. Darum ging es nur noch für mich, Leben. Ich begriff nicht wie nahe ich dir durch diesen einfachen Wunsch kam, wie sehr wir uns doch ähnelten.

Und dann dieser letzte gemeinsame Urlaub zu viert. Jeder der uns gesehen hat, hat gedacht, ich bin mit meinen drei Söhnen unterwegs. Doch du hast dir nichts anmerken lassen. Du wusstest, dass ich dich nicht als 19 jährigen sah, wie sollte ich auch, du warst reif. Du wusstest, was zu sagen und was zu tun war. Ich habe nicht mitbekommen, wann du vom Jungen zum Mann geworden bist. Auf einmal warst du einfach verantwortungsbewusst, ernst, wenn es darauf ankam und du kümmerst dich um deine Familie. Ich weiß nicht, wie weit ich dich in diese Rolle reinpresste, oder doch eigentlich weiß ich es. Ich presste dich voll und ganz rein. Ich erwartete so ungeheuer viel von dir. Und du hast all meine Erwartungen erfüllt oder sogar übertroffen, oft begriff ich nicht woher du diese Kraft nahmst. Und dann, als sich einer unserer Söhne den Arm brach, wurde mir klar, dass sie aus uns kam. Du sahst so fertig und allein im Krankenhaus aus. Ich habe so verflucht lange gebraucht, um zu merken, dass deine Familie dir diese Kraft gibt. Und dass du genauso wie Joe immer wusstest, dass alles wacklig war, dass es von einer auf die andere Minute hätte vorbei sein können. Doch es machte dir nicht die Angst, die es Joe machte, sondern es machte dich stark jeden Tag gegen das Leben anzutreten und um jeden weiteren Tag zu kämpfen. Wie ich dich dafür liebe.

Ach, Richie, es gibt noch soviel, was ich dir sagen will, aber ich merke, wie sogar das denken schon anstrengend wird. 

Kurz nach unserem Urlaub kam ich dann wieder ins Krankenhaus. Die Ärzte sagten uns, ich würde das Krankenhaus nie wieder verlassen können. Ich sah deine Lebenslust zusammenfallen und unser Kartenhaus. Wahrscheinlich wird es niemand wieder aufbauen. Und es ist auch nicht wichtig, denn ich weiß, du trägst uns in dir weiter, irgendwann wenn du soweit bist, wirst du unsere Geschichte weitererzählen und sie werden dir zuhören. Gott, wie gerne würde ich noch mal hören, wie du mir etwas vorliest, aber es werden andere kommen, die dir zu hören.

Und eines Tages werden wir uns wiedersehen und wir werden uns erst auf den zweiten Blick erkennen, aber dieser Blick wird die Ewigkeit andauern.