Needful Things
Melanie Laier

Teil 2





Gaunt legte langsam den Hörer zurück. Der Junge war ihm von Anfang an etwas
suspekt gewesen. Er hatte ihn sogar als schwierig eingestuft, dass er jedoch so
schnell zu beeindrucken gewesen war, überraschte ihn nun doch.

Es war etwas passiert? Oh ja, Mr. Wong's Auto. Ein Ferrari. Ein Traum. Und
Mrs. Resnick, seine Nachbarin, die Ausländer nicht aufstehen konnte und schon
gar nicht, wenn sie reicher als sie waren, hatte ihre Rechnung für ein kleines
Fußkettenchen bei Mr. Gaunt bezahlt. Er strich sie aus seinem Buch. Mr. Wong
würde wissen, wer das getan hatte. Auch nur eine Frage der Zeit. Gaunt starrte
für einen Moment auf drei Namen, die ihn sorgen machten: Buffy Summers,
Rupert Giles und Angel. Er unterstrich einen nach dem anderen, setzte
Ausrufezeichen dahinter. Für sie würde es auch bald an die Zeit kommen.

Oz rannte auf die Strasse. Mr. Wong, der zwei Häuser weiter die Straße raufzus
wohnte, stand mit dem Feuerlöscher in der Auffahrt und versuchte seinen Ferrari
zu löschen, der lichterloh brannte. Oz hatte das ungute Gefühl, dass der Wagen
explodieren könnte.

Mr. Wong schien das auch einzusehen, denn er warf den Feuerlöscher plötzlich
von sich, Richtung Mrs. Resnick, die am Kopf getroffen zu Boden ging.
Oz zog fragend eine Augenbraue in die Höhe. Was war das den gewesen?
Natürlich blieb eine Reaktion nicht aus, als Mr. Resnick aufgebracht auf Mr.
Wong losging. Ein paar Schaulustige hielten die zwei Streithähne auseinander und
die Situation entspannte sich. Die Feuerwehr traf mit Sirenengeheul ein und
machte sich an die Löschung des Ferraris, während ein beruhigter Mr. Resnick,
sich um seine Frau kümmerte.

Oz sah die Sachlage als geklärt und ging zurück ins Haus. Er wollte unbedingt
Willow anrufen und dann musste er diese Sache für Gaunt erledigen. Nichts
leichtes, aber Geschäft war Geschäft. Es beunruhigte ihn zwar, was da gerade in
der Strasse passiert war, aber er war von so vielen unterschiedlichen Gedanken
geleitet, einer davon beinhaltete seinen erworbenen Chip und seine Gitarre, dass
er nicht wirklich darüber nachdachte.

Oz ging in sein Zimmer, nahm den Hörer seines eigenen Anschlusses in die Hand
und wählte Willows Nummer. Er wartete auf das Freizeichen. Gut, sie war nicht
im Internet.

"Willow Rosenberg?"

"Hi, Will...ich bin's."

"Oz? Wo um alles in der Welt steckst du?"

Willow hörte sich sehr besorgt an und Oz fiel es nicht leicht sie anzulügen. Aber
die Wahrheit würde ihr sicherlich auch nicht gefallen.

"Mir ging's gestern nicht so gut."

"Und jetzt? Besser? Soll ich vorbeikommen?" Willow klang keineswegs beruhigt.
Im Gegenteil, wenn Oz krank war, war das sogar noch schlechter, als wenn er
nur geschwänzt hätte.

"Nicht nötig..."- PENG - Oz fiel der Hörer aus der Hand.

"Oz? Was ist bei dir los? Ist was passiert...Oz!" Willow wurde am anderen Ende
der Leitung unruhig. Der Knall war bis zu ihr durchgedrungen und es hatte sich
wie ein Schuss angehört. Doch das konnte unmöglich sein.

Oz sah erschrocken zum Fenster. War das ein Schuss gewesen? Er fischte den
Hörer zwischen den Kissen hervor.

"Willow? Wir sehen uns sicher heute Abend im Bronze. Ich geh mal nachschauen
was jetzt wieder passiert ist." Und er legte einfach auf, ohne ihre Antwort
abzuwarten. Er ging zum Fenster und sah auf die Strasse. Außer einigen
aufgebrachten Nachbarn war jedoch nichts besonderes zu sehen. Also ging er
zum zweiten Mal nach unten, durch die Küche nach draußen. Eine Sirene heulte
bereits in ihrer Nähe auf.

Eine kleine Menschenmenge hatte sich in der Auffahrt von Mr. Wong eingefunden
und Oz glaubte schon, dass sein brennender Wagen doch in die Luft geflogen
war. Doch das ausgebrannte, schwarzverkohlte Metalungeheuer stand
eingeschäumt in der Auffahrt. Ein Krankenwagen bog am anderen Ende der Straße
ein und raste auf sie zu. Oz verließ die elterliche Auffahrt und lief zu Mr. Wongs
Haus zurück.

"Was ist passiert?" fragte Oz den erst besten.

"Das Schlitzauge hat Mrs. Resnick erschossen. Er hat behauptet, sie hätte ihn
gehasst und sein Auto deshalb angezündet. Aus purem Neid und Hass."

Oz war geschockt. Mr. Wong sollte was getan haben? Der friedlichste,
unscheinbarste Nachbar in dieser Strasse? Doch als die Sanitäter sich durch die
Menge drängelten und er ein Blick auf die Einfahrt erhaschen konnte, sah er Mr.
Wongs erbleichtes Gesicht, das Gewehr auf dem Boden und eine in einer
Blutlache liegenden Mrs. Resnick.

Sunnydale war schon ein merkwürdiger Ort. Und wenn jetzt nicht mehr die
Vampire und Dämonen auf die Menschen jagt machten, sondern die Mensch auf
sich selbst, war ein Umzug vielleicht langsam etwas mehr als dringend
Anstehendes. Als die Sanitäter nur noch den Tod feststellen konnten, Mr.
Resnick fast durchdrehte und die Polizei eintraf zog sich Oz zurück. Er wollte aus
der Strasse verschwinden. Seinen eigenen Auftrag nachkommen und das
erschreckende Erlebte hinter sich lassen. Er stieg in seinen Van ein und fuhr los.

*****

Giles hatte es sehr eilig gehabt aus der Bibliothek zu verschwinden. Die Kugel
drückte in seiner Hosentasche gegen seinen Oberschenkel, erinnerte ihn daran,
dass sein einziges Ziel war, alleine und ungestört mit der Kugel Erinnerungen
aufleben zu lassen, Fantasien, die bis dahin nur in seinen Träumen existiert hatten.

Er schloss die Türe auf, nahm sich kaum die Zeit ordentlich Mantel und Tasche zu
verräumen. Hunger spielte keine Rolle mehr. Auch nicht die Tatsache, dass er
noch vor einigen Tagen den Aufstieg von Thezûkan verhindern wollte - musste.
Das dieser Zeitpunkt schon längst gekommen war und er Buffy nicht auf die
Pflichtverletzung hingewiesen hatte, war ihm sehr wohl bewusst. Aber die Kugel
beherrschte ihn.
Diese zog er aus der Hosentasche und setzte sich auf das Sofa. Das Licht hatte
erst gar nicht angeschalten. Die Kugel verströmte warmes Lichte, als er sie fest in
die Hand nahm und die Augen schloss.

Jenny kam in einem warmen Licht getaucht auf ihn zu, mit einem Lächeln, wie seit
dem Erwerb der Thesula Kugel in jeder Nacht. Das Licht um sie war neu. Es
erhellte die Schatten des dunklen Raumes, enthüllte ihm seine eigene Wohnung.

Diesmal war es anders. Er konnte es fühlen. Er wusste, dass es nicht nur bei
sanften Berührungen bleiben würde. An was es lag wusste er nicht zu sagen. Nur
ein Gefühl. Jenny neigte ihren Kopf leicht nach unten, während sie nur noch
wenige Schritte von ihm trennten und sah ihn verführerisch, geheimnisvoll von
unten hoch an.

Sein Atem stockte, ging unregelmäßig und sein Herz schien ein wenig schneller zu
schlagen. Kein Gedanke verschwendete er an ihren Tod, an Angelus. Es zählte
nur das hier und jetzt.
Sie trat den letzten Schritt auf ihn zu, griff mit ihrer rechten Hand um seinen
Nacken, zog ihn zu sich. Ihr Atem strich über seine Wange, als sich ihr Kopf
seinem Ohr näherte. Er versteifte sich für einen Moment, unsicher wie er auf sie
reagieren sollte. Doch dann ließ er sie, schloss die Augen. Ihre Zunge spielte sanft
mit seinem Ohrläppchen, bevor sie ihm ein "Oh Rupert," ins Ohr hauchte und sich
von ihm löste.

Er schluckte schwer, öffnete die Augen.

Sie zog ihn vom Sofa hoch und führte ihn die Treppe nach oben. Nie wäre ihm im
Traum eingefallen dort oben in jenen Bett, in der er sie in dieser schrecklichen
Nacht gefunden hatte, zu lieben. Nicht einmal in seinen Träumen. Doch der
Einfluss der Kugel ließ nicht einmal diesen Gedanken zu.

Sie gab seine Hand frei. Er blieb unschlüssig am Treppenabsatz stehen,
beobachtete jede ihrer Bewegungen. Versuchte jeden Hauch Leben von ihr zu
speichern, damit er sich an sie in der Zeit ohne die Kugel erinnern konnte. Jenny
ging auf das Bett zu, setzte sich und sah ihm erwartungsvoll entgegen. Er wollte
sich nicht von der Stelle lösen. Er wollte den Moment genießen, wünschte sich es
würde nie vorüber gehen. Er löste seine Krawatte, begann sein Hemd
aufzuknöpfen, während er endlich ihrem drängenden Blick folge leistete und sich
zu ihr auf das Bett zu bewegte.

*****

Xander war alles andere als erfreut gewesen, als er Buffy nirgends in der Schule
fand. Willow traf er recht durcheinander an. Sie war fast so einsilbig wie Oz, wich
Fragen über ihr erstandenes Buch aus und teilte ihm mit, dass Buffy nach Hause
gegangen sei.

Xander war daraufhin ohne die Spur eines schlechten Gewissens einfach auch
gegangen. Er musste unbedingt ein paar Dinge klären. Es war doch alles andere
als normal, dass Giles und Buffy kein Interesse an ihrem neusten Fall zeigten. Sie
machten sich keine Sorgen darüber, verteilten keine Aufgaben. Für gewöhnlich
säße Willow an ihrem Laptop in der Bibliothek und recherchierte für die zwei und
er, nun, er würde die Donuts oder die Pizza besorgen. Schließlich mussten sie ja
von irgendetwas leben.

Doch bei den Summers machte niemand die Türe auf und er begann sich sorgen
zu machen. Gestern war niemand an das Telefon gegangen. Und heute das. Doch
Joyce Wage stand nicht in der Auffahrt. Wenigstens sie schien ihrer Arbeit nach
zu gehen. Wäre Angel noch am Leben, wüsste Xander, wo er Buffy finden
könnte. So blieb ihm nur der Weg nach Hause.


****

Buffy hatte es in der Schule nicht mehr ausgehalten. Es verlangte alles in ihr nach
ihrem Kreuz, dem Trug eines menschlichen Angels und den Dingen, die sie dabei
taten. Sie hatte Willow kurz bescheid gegeben, bevor sie die letzten zwei Stunden
ausfallen hatte lassen. Ihre Mutter war nicht zu Hause - wie erwartet. Buffy
begann diesmal den Fehler nicht erneut, sondern schloss ihre Zimmertüre ab. Sie
holte sich das Kreuz und für eine Sekunde fragte sie sich, ob sie das richtige tat.
Ob es für sie als Jägerin nicht an der Zeit wäre den Fall Thezûkans zu lösen. Doch
dann übermannte sie das prickelnde Gefühl, als sie ein wenig fester um das Kreuz
griff. Sie ging zu ihrem Bett. Sie wusste nicht, wie lange sie diesmal in diesem
Traum gefangen sein würde. Aber dann sollte sie es wenigsten bequem haben,
wie sie mit einem leisen Lächeln für sich dachte. Sie legte sich hin, das Kreuz in
ihrer Hand auf die Brust gepresst und wartete. Angel stand in Shorts gekleidet
kurz darauf in Sonnenlicht getaucht in dem kleinen Raum mit dem Himmelbett. Sie
lächelte ihm entgegen. Er kam zu ihr, glitt unter die Decke, spielte verträumt an
ihrem Band, das die Bluse zusammenhielt, bevor er es sanft löste und sie die
Bluse über den Kopf zog. Ihr Blick verlor sich in seinem und er zog sie in seine
Arme.

Sie kuschelte sich eng an seine warme Brust, spürte den Herzschlag, der ihr sonst
verwährt blieb. Lauschte auf sein Pochen, ehe sie zu ihm zurück sah und sich kurz
darauf ihre Lippen fanden und der sanfte Kuss erneut zu einem drängenden,
fordernden und leidenschaftlichen Kuss wurde. Ihre Hand wanderte unter die
Decke, fuhr sanft über die Muskulatur seines Bauches, ihre Finger kreisten
spielerisch um die einzelnen Furchen, glitten an seinen Hüften ein Stück weiter,
strichen über den Oberschenkel weiter in die Innenseite und wanderten dort ein
stückweit nach oben. Ließen ihn leise ein Stöhnen über die Lippen bringen. Angel
löste sich aus der Umarmung, ließ sich in die Kissen sinken, übergab die Führung
ihr. Buffy zog ihre Hand zurück, was ihr ein enttäuschter Blick von Angel
einbrachte. Sie schlüpfte aus ihrem Rock und glitt zu ihm unter die Decke. Ihre
warmen Körper trafen aufeinander, als sie sich auf ihn schwang. Ihr Haar kitzelte
über seine Brust, als Buffys Lippen seine Wange berührte, seine Stirn, seine
Brust. Die Küsse wanderten über seinen Bauch, wurden langsamer als sie auf
Höhe seines Bauchnabels ankamen, ließen ihn vor Erwartung wohlig schaudern.
Doch schien Buffy eine Freude daran zu haben ihn zu quälen, denn sie unterbrach
und kehrte zu ihm nach oben zurück, ihre Hände verkrallten sich in seinen Haaren,
während sie ihn küsste, ihm keine Zeit gab über die Enttäuschung nachzudenken.

****

Etwas schrillte in seinem Kopf. Es störte ihn dabei mit seiner Kathy über den
zugefrorenen Fischweiher zu schlittern. Es schrillte erneut. Es lenkte ihn so ab,
dass er aus rutschte und auf das Eis prallte. Kathy lachte. Angel blinzelte und fand
sich auf dem kühlen Steinboden wieder. Die Kette lose in seiner Hand. Das
Schrillen entpuppte sich als das Telefon. Er stand auf. Fühlte sich ein wenig
schwach. Leicht benommen taumelte er auf das Telefon zu und nahm ab.
Es konnte nur Buffy sein. Keiner sonst wusste, dass er wieder hier war.

"Buffy?"

"Uhm...Angel? Sind sie das? Hier ist Gaunt?"

"Oh...entschuldigen sie bitte." Hatte er dem sonderbaren Mann etwa seine
Nummer gegeben? Musste wohl so sein.

"Keine Ursache." Gaunt lächelte am anderen Ende der Leitung. "Ich rufe an, weil
es für sie Zeit wird, ihre Schuld zu begleichen."

Angel war auf einmal schlagartig wach. Es hatte also nicht sonderlich lange
gedauert, bis Gaunt auf sein seltsames Angebot zurückkam. Er hätte sich das
eigentlich denken können.

"Ich bin ganz Ohr."

"Sehen sie...ich habe da einen bedauerlichen Fehler gemacht. Ich habe einem
Kunden einen Gegenstand verkauft, denn ich am Tag zuvor zurückgelegt hatte -
für eine andere Kundin. Diese pocht jetzt natürlich auf ihr Recht. Aber sie können
sich sicherlich vorstellen, dass der Kunde den Gegenstand freiwillig nicht mehr
hergeben wird. Ich wollte sie bitten, mir diesen Gegenstand zurückzuholen oder
zu zerstören. Wenn der Kunde mir gegenüber sagen wird, dass der Gegenstand
kaputt ist - nun dann kann ich ihn unschwer zurückfordern."

Angel war erleichtert. Er hatte schlimmeres erwartet. Doch wenn das
Zurückholen eines Gegenstandes die ganze Bezahlung für die Kette sein sollte,
hatte er ein wirklich gutes Geschäft gemacht.

"Kein Problem, Mr. Gaunt. Sagen sie mir nur die Adresse und ich werde es heute
Nacht erledigen."

"Sicher," Gaunt gab ihm die Adresse durch und legte ohne weitere Worte auf.
Angel war wie betäubt. Der Hörer glitt aus seiner Hand. Die Adresse hatte ihm
das Blut in den Adern gefrieren lassen. Die leichte Aufgabe hatte sich in einer
Sekunde in einen Alptraum verwandelt.

*****

Giles entledigte sich seines Hemdes, als er vor Jenny zu stehen kam und sie mit
einem schüchternen Lächeln auf ihren Lippen, das sie in seinen Augen noch
begehenswerter werden ließ, seinen Gürtel löste und ihm aus der Hose half. Die
zu Tage kommende karierte Boxershorts ließ sie amüsiert grinsen. Damit hatte sie
wohl nicht gerechnet, stellte Giles selbst amüsiert fest. Sie zwang ihn ein Stück
zurückzuweichen, als sie aufstand und sich herumdrehte, ihn den Rücken
zukehrte. Er braucht nicht lange, um zu kapieren. Der Reisverschluss. Langsam
zog er ihn nach unten und strich ihr das Kleid sanft von der Schulter, so dass es zu
Boden glitt. Sie trug darunter nichts und er schlang seinen Arm von hinten um ihre
Hüfte und zog sie eng an sich, während er ihren Nacken mit Küssen eindeckte.
Sie genoss es für einen Moment, ehe sie sich von ihm befreite und sich auf das
Bett sinken lies. Er kniete sich auf die Bettkante, folgte ihr, bis sie an das
Kopfende gelangte und er über ihr war. Sie nahmen sich die Zeit, sich in ihren
Blicken zu fangen, sich nur durch den Augenkontakt zu sagen, wie sehr sie sich
das hier gewünscht hatten, wie sehr sie sich liebten. Seine Lippen öffneten sich. Es
war ihm ein Bedürfnis ihr das zusagen, was er alles versäumt hatte. Doch ihr
Zeigfinger legte sich auf seine Lippen, ihr Kopf bewegte sich in einem leichten
verneinenden Schütteln und in ihrem Blick lag eine stilles Verständnis, das es ihm
ein leichtes machte, die Gedanken darüber zu verbannen. Er lächelte sie dankbar
an, eher er seinen Kopf senkte und sich ihrer Lippen sanft berührten. So sehr er
sie gerne sofort genommen hätte, es hätte das ganze nur verdorben, diesen
einmaligen Augenblick zerstört. Und er wusste sich zu beherrschen.
Ihr Hände fuhren durch seine Haare, glitten an seinen Hals nach unten, strichen
sanft über seinen Rücken, wanderten zurück in seinen Nacken und umschlungen
diesen. Ihre Lippen berührten nach wie vor einander, sanft und ohne eile.
Ein Arm als Stütze nehmend nahm er die linke Hand von der Matratze, glitt mit
den Fingerspitzen über ihr Gesicht, über den Hals, umschloss ihre kleine, weiche
Brust, massierend, ihre Lippen öffneten sich leicht. Er folgte ihr. Ihre Zungen
berührten sich zögernd bis sie zu einander fanden.

****

Willow saß im Schneidersitz auf ihrem Bett, dass alte Buch vor sich. Sie wagte
nicht es anzufassen, es aufzuschlagen. Ihre Gedanken purzelten durcheinander.
Sie alleine trug schuld, das Mr. Rayon eine Halskrause trug und einen
eingegipsten Arm hatte. Sie alleine. Sie konnte es niemanden erzählen, denn dann
wäre sie als Verbrecherin abgestempelt. Wenn sie es Buffy oder Giles
anvertraute, würden sie ihr für den verbotenen Zauber die Hölle heiß machen.
Ihre Eltern lebten in ihrer eigenen Welt und würden sie sicherlich nicht verstehen.
Und rückgängig konnte sie es nicht mehr machen. Sie konnte auch nicht zu Mr.
Rayon gehen, denn er würde sie sicher sofort anzeigen.

Sie hasste auf einmal dieses Buch und wusste doch, dass sie nicht mehr ohne es
sein konnte. Sie hasste Gaunt. Ja, dieser Mann war verrückt. Wieso hatte er
gewollte, dass sie so etwas tat? Hatte er nicht gewusst wie gefährlich manche Art
von Magie sein konnte? Sie löste den Schneidersitz und kickte das Buch von
ihrem Bett. Nein, sie wollte sich nicht mehr von dem Zauber einfangen lassen.
Doch eine innere Stimme zwang sie unweigerlich und Willow bückte sich nach
dem Buch auf dem Fußboden, legte es sich in den Schoss und klappte es auf. Es
gab so viele Zaubersprüche darinnen, dass es immer schwerer wurde, sie sich alle
zu merken und es machte ihr mehr als nur Spaß, sie auszuprobieren. Um sie
herum begannen Gegenstände sich in die Luft zu heben und um sie zu kreisen.
Und Willow schlug die nächste Seite auf.

****

Cordelia genoss die Sonne, den Wind, der ihre Haut liebkoste und war mit sich
und der Welt zufrieden. Sie saß in einem Liegestuhl an ihrem Pool, ihr Butler
brachte ihr einen Cocktail. Einen von diesen schön dekorierten, mit Schirmchen,
Ananas und Kiwistücken am Glasrand. Ein Leben wie sie es sich immer
gewünscht hatte. Sie hörte Schritte hinter sich. Sie sah über die Schulter zu dem
braungebrannten, muskellösen Blonden. Er kam freudestrahlend auf sie zu.

"Cordy mein Schatz. Ich habe gerade das Geschäft meines Lebens
abgeschlossen. Hier...geh dir zur Feier des Tages etwas schönes kaufen." Er
reichte ihr seine American Express. Die goldene. Sicher. Oh und wie sicher,
würde sie sich etwas schönes davon kaufen.

Cordelia warf sich unruhig im Bett hin und her, während sie ihren Tagtraum lebte,
durch Hilfe eines vergoldeten Kugelschreibers, der angeblich Kennedy gehört
haben sollte und den sie für einen lächerlichen Gefallen als Preis erstanden hatte.
Dieser Kugelschreiber ruhte in ihrer Hand, während Cordelia die Nobelläden
abklapperte und sich ihre Tüten und Packungen anhäuften.

****

Oz kam mit einem weißen, abgedeckten Eimer aus der Tierhandlung. Der Eimer
war schwerer, als er gedacht hatte und die Bewegung darin, machte es ihm noch
schwerer, damit auf seinen Van sicher zu zugehen. Er hievte den Eimer auf den
Fußboden des Beifahrersitzes und stieg selbst ein. Für einen Moment fragte er
sich, ob er dass richtige tat. Aber als Belohnung würde ihn eine neu Runde mit
Jimi auf der Bühne erwarten. So merkwürdig es für ihn klang, aber das war für ihn
wichtiger als die Person, der er diesen Streich spielen sollte. Das war allerdings
höchst merkwürdig. Und bevor er den Gedanken richtig fassen konnte, war es
schon wieder für ihn normal und selbstverständlich. Er fuhr los.

****

Angel zwang Buffy nach hinten, als er sich aufsetzte und sie ihre Beine um seine
Hüfte schlang. Ihre Hände suchten sich ihre Wege, liebkosten einander mit
Küssen an allen Stellen die sie erreichten, bis Angel sich zurücksinken ließ und
Buffy mit sich riss. Er drehte sich zu Seite und Buffy löste ihre Beine. Angel rollte
mit ihr auf die andere Seite des Bettes. Sie kam unter ihm zu liegen und überließ
nun gerne ihm die Führung.
Der Tagtraum hatte immer und immer wieder dasselbe Schema und nie hatten sie
den Zeitpunkt erreicht, jedes Mal war eine Störung eingetreten, doch Buffy
wusste, dass es heute anders werden würde.
Angel fuhr verträumt mit seiner Hand über ihr Gesicht, malte mit dem Zeigefinger
ihre Nase nach, ihre Augenform, verspielte sich an ihren Ohrläppchen und
hinderte sie nicht daran, als sie ihm die Boxershorts abstreifen wollte. Er half ihr
bei dem Versuch. Buffy durch fuhr ein wohliges Schauern. Seit jenen verfluchten
17. Geburtstag durfte sie nie wieder daran glauben, hoffen, Angel auf diesen Weg
zu lieben. Nach dem sie ihn in die Hölle geschickt hatte, war es leichter gewesen
und nun, da er wieder in der Villa lebte, im geheimen, war das Verlangen nach
ihm kaum erträglich.
Angel schien es zu fühlen, ihre Ungeduld, ihr Drängen, denn er ließ sie nicht auf
sich warten und Buffy schloss die Augen, als sie ihn in sich spürte und gab sich
seinem Rhythmus hin.

****

Es war mittlerweile dunkle geworden und Angel hatte sich schweren Herzens
sofort auf den Weg gemacht. Er wollte die "Bezahlung" erledigt haben, bevor er
wirklich ernsthaft über Richtig oder Falsch nachdenken konnte.
Nun stand er auf der anderen Straßenseite der Wohnanlage und sah rüber zu dem
schmiedeeisernen Tor.
Er würde noch etwas warten, denn er hatte kein Licht in den Fenstern gesehen.
Entweder war er nicht zu Hause oder war ungewöhnlich früh zu Bett gegangen.
Es war nicht fair. Niemand sollte wissen, dass er aus der Dimension
zurückgekehrt war. Buffy befürchtete noch immer einen Rückschlag und hatte vor
der Reaktion ihrer Freunde angst. Das war verständlich. Warum musste Leland
Gaunt ihn auch unbedingt zu Rupert Giles schicken?


****

Giles löste sich aus Jennys Umarmung und küsste sie langsam zwischen die
Brüste, fuhr ihr sanft mit der Zunge über den Bauch, wanderte nach unten,
umkreiste ihren Bauchnabel, küsste ihre leichte Wölbung und brachte ihren
Körper zum Erbeben, als er seine Zunge weiter wandern ließ. Ein enttäuschter,
protestierender Seufzer entwich ihr, als Giles kurz darauf sich zurückzog und
aufstand, um die Shorts los zu werden. Ihr Blick war weiter drängend und es
schlich sich Verlangen nach ihm hinein. Er zog sie an den Beinen zu sich heran und
sie schlang sie um seine Hüfte. Er stand mit ihr auf und während ihre Hände sich
einen Weg über seinen Rücken suchten, übermannte ihn seine Lust, die Erregung
war kaum zu ertragen. Sie löste sich von der Umklammerung, ließ sich von ihn an
die Wand drängen, schob ihre Hand zwischen seine Lenden, wies seiner Hand
ihren Platz und schloss die Augen. Doch Giles konnte und wollte nicht länger
warten, so elektrisierend war ihre Berührung und die Erregung stieg. Er presste
sie mit dem Becken an die Wand, stütze sich mit den Händen neben ihrem Kopf
an der Wand ab und ließ zu, dass Jenny ihm den Weg zeigte. Als er sie spürte,
schloss er für einen Moment die Augen. Sein Herz raste, das Zimmer schien sich
zu drehen, das Blut pumpte durch seine Adern mit rasender Geschwindigkeit. Er
öffnete die Augen und blickte direkt in die ihren. Sein Blick verlor sich in ihrem
wohligen Lächeln, als er in seinen Rhythmus fand.

****

Willow riss ihre Augen auf. Es war dunkel in ihrem Zimmer. Die Gegenstände, die
ihre Bahnen um ihren Kopf zogen, fielen auf ihr Bett. Ihr Blick wanderte zu dem
Buch. Es war zugeklappt. Es sah schäbig aus. Der Ledereinband vom Zahn der
Zeit zerfressen. Als sie es anfasste hatte sie fast angst, es würde unter ihren
Fingern zerbröseln. Sie schlug es auf. Das reichverzierte Titelblatt war
herausgerissen, die Seiten zum Teil lagen lose im Buchdeckel, Holzwürmer hatten
ihren Weg vom Holzdeckel durch die Seiten auf die andere Seite gefunden.

Der Anblick war ernüchternd. Und es bestätigte ihren Gedanken, dass mit Gaunt
doch nicht alles stimmte. Aber wieso wurden ihr die Augen geöffnet? Hatte sie
ihre Schuldigkeit getan? Oder war Gaunt an seinem Ziel angelangt? Und was war
sein Ziel?

Ihr Blick wanderte durch ihr Zimmer und blieb an ihrem Laptop hängen, der seit
einigen Tagen verwaist auf ihrem Schreibtisch stand.

Sie stand auf und setzte sich an den Tisch, klappte den Deckel auf. Der
Computer bootete und Willow drippelte ungeduldig mit ihren Fingern auf der
Tischplatte. Als er das Betriebssystem endlich brachte, loggte sich Willow ins
Netz ein und versuchte über ein paar ihr bekannte Einrichtungen Akten über einen
Leland Gaunt zu finden. Es dauerte doch länger, als sie dachte. Und nebenbei
zapfte sie das Zeitungsarchiv einiger der großen Zeitungen im Lande an. Als sie
schließlich fündig wurde, wollte sie es nicht glauben. Aber schließlich lebte sie ja
in Sunnydale und was war hier schon normal?

Sie musste zu Xander. Er schien der einzige gewesen zu sein, der nicht von Gaunt
eingewickelt worden war. Selbst Oz schien ihr nach dem Telefonat heute Mittag
nicht mehr als vertrauenserweckend. Sie könnte auch sofort zu Giles, nur ob er ihr
zuhören würde? Oder Buffy? Sie hatten den Laden so langweilig gefunden, aber
in letzter Zeit so oft den Unterricht geschwänzt, dass sie sicher auch dort gewesen
war und etwas gekauft hatte.

Willow druckte die Artikel aus und verließ das Haus. Als sie die Garage öffnete,
um ihr Fahrrad zu holen, sprang ihr ein Frosch entgegen. Er verfing sich in ihren
Haaren und Willow begann zu kreischen. In wilder Panik versuchte sie das eklige
Tier von ihrem Kopf zu bekommen. Als es ihr endlich gelang, weiteten sich ihre
Augen. Die gesamte Garage war voller Frösche. In einer Ecke lag ein weißer
Eimer, der Tierhandlung von Sunnydale. Und obwohl Willow von Panik ergriffen
war, ihr innerer Ekel sie schaudern ließ, war ihr bewusst, dass jemand ihr im
Auftrag von Gaunt einen Streich gespielt hatte. Und dieser sollte sie daran hindern
ihren Plan in die Tat umzusetzen. Sie holte tief Luft und versuchte an das Fahrrad
heran zu kommen. Aber sie schaffte es einfach nicht. Sie rannte ins Haus und an
das Telefon.

****

Das Telefon klingelte und Xander meldete sich.

"Willow? Hey...ich versteh dich kaum. Was ist los...Frösche?"

"Die ganze Garage. Irgendjemand Hinterhältiges hat mir dort Frösche reingetan."
Im selbem Moment wurde Willow bewusst, dass nur die Gang und Oz von ihrer
Angst wusste. Aber sie traute es niemanden zu. Andererseits war sie ja auch in
der Lage gewesen einem Menschen etwas durch Magie böses an zu tun.

"Das ist ein Ding...und wieso rufst du an?"

"Du musst herkommen. Ich wollte mit dem Fahrrad zu dir. Ich hab nämliche was
interessantes herausgefunden und ich denke Giles oder Buffy sind in großer
Gefahr."

"Willow was...", doch da hatte sie schon aufgelegt und Xander starrte etwas
durcheinander den Telefonhörer an. Aber er kam Willows Bitte nach. Sie war
schließlich seine Freundin und hatte meistens mit ihren Ahnungen recht. Zudem
war es gut, wenn er alleine nicht das Gefühl hatte, dass hier etwas nicht stimmte.

Als er zwanzig Minuten später bei Willow eintraf, erwartete sie ihn schon nervös.

"Hi Xand, gut das du gleich gekommen bist. Es geht um Gaunt. Der Laden, das
Buch...warte." Sie holte ein zerflettertes, schäbiges Buch aus der Küche. Willow
drückte es Xander in die Hand. Er nahm es ihr ab und als er darin blättern wollte,
hatte er Buchdeckel und Buchblock getrennt in seinen Händen.

"Das ist das Buch, das ich in Gaunts Laden erworben habe. Und hier schau dir
die Ausdrucke an." Sie nahm Xander das Buch ab und drückte ihn ein paar
Blätter in die Hände. Xander sah sie sich an und verstand nicht so recht, was sie
wollte. Es waren Artikel über Kleinstädte, in denen aus unerklärlichen Gründen,
die Menschen aufeinander losgegangen waren, in einigen waren die Städte fast
dem Erdboden gleich gemacht worden. Manche Artikel vermuteten dahinter
Nachbarschaftsstreitereien, die eskaliert waren.

"Uhm, Willow...ich versteh nicht ganz wo da der Zusammenhang ist...."

"In allen Fällen, ich hab das in den jeweiligen Ämtern herausgefunden, wurde von
einem gewissen Leland Gaunt ein Laden eröffnet. Und es gibt hin und wieder
auch Eintragungsurkunden. Das erstaunlichste, der Mann muss mittlerweile weit
über 150 Jahre alt sein."

"Wow...ein Dämon," fragte Xander dann vorsichtig. Er hatte es ja von Anfang an
gewusst.

"Ich glaube es ist Thezûkan. Ich habe im Internet nach ihm recherchiert. Giles hat
ja in den letzten Tagen kaum Zeit in die Recherche investiert. Ich habe
herausgefunden, dass Thezûkan noch nie, nach Plan eingetroffen ist und meistens
in menschlicher Gestalt, sich unter uns mischt. Es könnte sein."

"Und...uhm...wieso sind Giles und Buffy in Gefahr?" Xander legte etwas
durcheinander die Ausdrucke auf den Beistelltisch im Flur.

"Nun...wenn Gaunt dieser Thezûkan ist, wird er sicher von der Jägerin gehört
haben. Und wer dürfte ihn an seinem Ziel hindern?"

"Buffy und Giles?"
Willow verdrehte die Augen. Manchmal war Xander ja so schlau. Sie grinste ihn
dann an und nickte.

"Dann sollten wir mal..."


****

Gaunt stand mit einer Tasse Tee in seinem Laden und war mit sich und der Welt
sehr zufrieden. Neben seinem Telefon lag sein Adressbuch. Zwei Namen waren
noch nicht durchgestrichen. Rupert Giles und Buffy Summers. Doch er würde den
beiden nur noch ein paar Minuten in ihrem Tagtraum gönnen, bevor er sich bei
Buffy melden würde.
Sirenen heulten, Feuerwehr- und Polizeiwagen waren im vollen Einsatz. Das
Chaos brach über Sunnydale herein und er war seinem Ziel bis auf wenige
Schritte näher gekommen.

Langsam stellte er die Tasse auf die Theke und nahm den Hörer ab, bevor er die
Nummer von Buffy wählte.

****

Ihre Körper klebten aneinander, erhitzt und in Bewegung. Buffy erschien es
unerträglich heiß im Raum. Angel wurde schneller, fast eine Spur zu drängend und
Buffys Augen richteten sich nach oben zum Dach des Himmelbettes. Ihr Köper
wurde von einem einzigen Schaudern überfallen und das Dach schien sich zu
drehen. Sie schloss die Augen, konzentrierte sich ganz auf Angel und das Gefühl,
dass sie fast zum Explodieren brachte. Ihre Hände krallten sich in das Leintuch,
als es für sie beide zum Höhepunkt kam, und es unglaublich befreiend war. Buffy
konnte ein leises, wohliges Aufstöhnen nicht unterdrücken, während nur Angels
schneller werdender Atem verriet, wie sehr seine Erregung gestiegen war und sich
entlud. Ihr Blut pulsierte in ihren Adern, so dass es ihr in den Ohren pochte und es
erschien ihr einem Adrenalinstoss gleich. Alles an ihr bebte und sie öffnete die
Augen, blickte in seine. Voller Liebe und Zufriedenheit, blickte er sie an und sie
lächelte schüchtern zurück. Und aus weiter Ferne drang ein Geräusch an ihr Ohr.
Ein vertrautes Geräusch, das sie gerne verdrängt hätte. Aber es war
unbarmherzig. Es riss Buffy aus dem Tagtraum, brutal und herzlos.
Sie öffnete ihre Augen und sah das verdammte Gerät auf ihrem Nachttisch
wütend an. Sie hätte gerne mit Angel das von eben noch einmal wiederholt.

Aber sie hatte keine Wahl. Als sie nach dem Telefon griff, fühlte sie eine Leere in
sich, die kaum zu beschreiben war und mit Angels Verlust, vor einigen Monaten,
fast gleichzusetzen war.

"Buffy Summers?"

"Hallo Buffy. Hier Gaunt. Ich rufe an, weil ich finde, es wird langsam Zeit für dich
zu bezahlen. Und ich denke das kleine Kreuz hat dir wahrlich schöne Stunden
bereitete, so dass du bereit bist alles dafür zu tun?" Gaunts Mund war zu einem
selbstgefälligen Grinsen verzogen, während er langsam mit seinem Kugelschreiber
begann Buffys Namen durchzustreichen. Das Grinsen wurde eine Spur anzüglich.

Buffy war sich nicht sicher, ob Gaunt wusste, was das Kreuz ihr bedeutete, aber
sie zweifelte seinem Tonfall nach nicht die Spur daran.

"Sie können darauf wetten, Mr. Gaunt. Was soll ich tun?" Sie blieb skeptisch,
war sich aber sicher, zu tun was auch immer er wollte.

"Du musst Angel pfählen!"

Für einen Moment herrschte Schweigen in der Leitung, nur ein statisches
Rauschen drang an ihrer beider Ohren. Dann hörte Gaunt Buffy entrüstet Luft
ausstoßen und ein Lachen von ihr, als hätte er einen schlechten Witz gemacht.

Hatte sie sich eben verhört? Was wollte der verrückte Kauz von ihr? Sie konnte
doch nicht Angel töten?

"W-wieso...w-warum verlangen sie so etwas Krankes von mir?" Und dann kam
ihr ein ganz anderer Gedanken. "Woher wissen sie von Angel?"

"Oh das spielt alles keine Rolle..."

"Es spielt für mich eine Rolle." Fuhr ihn Buffy barsch an.

"Nun...entweder du gibst das Kreuz zurück oder tust, um was ich dich gebeten
habe." Gaunts Ton ließ keinen Zweifel daran, dass Buffy sich dafür entscheiden
musste, wollte sie das Kreuz behalten. "Auf der einen Seite hast du das Kreuz,
mit dem du den Angel deiner Träume erlebst, jeder Zeit. Auf der anderen Seite
hast du den realen Vampir, der niemals deine Wünsche erfüllen kann oder erfüllen
wird - sollte er sich nicht wieder in ein Monster verwandeln."

Buffy kannte die Antwort. Sie brauchte keine Bedenkzeit. Es kam ihr merkwürdig
vor. Aber der Gedanken war nicht greifbar. Und so nickte sie mehr zu ihrer
eigenen Bestätigung und sprach fast ohne eigenen Willen:

"O.k. und wieso?"

"Soweit ich weiß befindet er sich gerade bei einem Freund von dir...einem
Kunden von mir, Mr. Giles?"

"Giles?" Buffy verstand immer weniger, obwohl eine Stimme in ihr der Lösung
sehr nahe kam, sie sie aber immer wieder verdrängte. Es drehte sich alles nur
noch um das Kreuz, das sie ganz in seiner Gewalt hatte und um das prickelnde
Gefühl, das noch immer von ihrem Körper besitz ergriffen hatte.

"Ja. Ich habe nichts genaues bei dem Streit gestern im Laden hier mitbekommen,
aber es ging um einen Gegenstand, eine Kugel, die Mr. Giles erwerben wollte, sie
sich aber Angel bereits herausgesucht hatte." Gaunt fühlte sich seines eigenen,
kleinen Lügengespinst stolz, schämte sich der Lüge keineswegs.

"Streit?" Aber das würde ja bedeuten, dass Giles von Angels Rückkehr erfahren
haben musste? Oder log Gaunt am Ende? Das war ein Gedanke, der sich
augenblicklich in ihr festsetzte. Doch trotzdem gab sie ihr o.k. und legte auf. Es
konnte nie schaden nachzusehen, ob Gaunt nicht doch recht hatte.

****

"Und was machen wir jetzt," Xander lief nervös vor dem schmiedeeisernen Tor
auf und ab, während Willow gegen die Mauer gelehnt dastand und versuchte
nachzudenken.

"Bleib doch mal ruhig stehen, du lenkst mich ab." Willow starrte auf die
Straßenlaterne auf der anderen Seite. "Vielleicht schauen wir nach, ob er zu
Hause ist. Ein einfaches Klopfen ja?"

"O.k. wenn du meinst? Und wenn er nicht da ist, brechen wir ein? So wie Buffy
es tun würde. Ja? Ich darf dann aber bitte die Türe aufbrechen. Ja?" Xander war
so was von nervös, dass er etwas brauchte, um sich daran abzureagieren. Die
Türe schien ihm ein willkommenes Objekt.

"Von mir aus," seufzte Willow, während sie das Tor aufschubste und über den
Hof ging.



****

Angel hatte schließlich den Plan gefasst nachzuschauen, ob Giles nicht doch
zuhause war. Aber auf sein Klopfen hatte niemand geöffnet und er war auf die
Rückseite der Anlage gegangen. Er spähte durch das Fenster. Giles saß auf dem
Sofa. Anscheinend schlief der Wächter? Er rührte sich jedenfalls nicht. Würde er
hier oder durch die Tür eindringen, würde Giles sofort aufwachen. Er sah nach
oben. Das Schlafzimmerfenster. Er schwang sich an einem nahen Baum nach
oben, auf die schmale Brüstung und nahm den Ellenbogen, um damit die
Glasscheibe einzuschlagen. Splitter regneten im Inneren auf den Fußboden. Angel
griff nach innen, legte den Riegel um, stieß das zerbrochene Fester auf und stieg
ein.

Für einen Moment wurde es ihm recht seltsam zu mute, erneut in Giles
Schlafzimmer einzudringen. Angel bemerkte mit einem Anflug von schlechtem
Gewissen, dass Giles das Bett umgestellt hatte. Sicher eine Sache, die für Giles
wichtig gewesen war, nachdem er damals Jenny hier tot vorgefunden hatte. Als
Angel an den Treppenabsatz kam, übermannten ihn die Erinnerungen und er sah
sich mit Jenny in seinen Armen, wie er mit einem erhabenen und siegesbewussten
Gefühl diese Treppen nach oben gelaufen war, um sie dort oben auf Giles Bett zu
legen, wie eine Katze ihre Beute. Wie er anschließend eine passende Schallplatte
aus Giles Sammlung herausgesucht und aufgelegt hatte. Für die mitgebrachte
Flasche Champus fand sich sogar ein Sektkühler in Giles Schränken. Er fragte
sich, ob Giles die Platte noch besaß und ob der Kühler jemals wieder in Einsatz
kam. Als er seinen Fuß auf die erste Treppe setzte, sah er die Kerzen wieder, die
er dort in einer Anwandlung von falscher Romantik für Giles dekorativ aufgestellt
hatte. Er war sogar so unverfroren gewesen, sich die Zeit zu nehmen für Giles ein
Bild von Jenny zu zeichnen - einen letzten Blick in ihre gebrochenen Augen und
dann mit dieser Erinnerung endlich zu verschwinden. Es wurde mit jedem Schritt
für ihn schwerer.

****

Giles wusste nicht wie ihm geschah. Die Gefühle übermannten ihn, spielten
verrückt. Er tat hier etwas, dass er niemals mehr zu bekommen erhofft hatte. Es
hatte nur immer wieder in seinem Kopf statt gefunden und selten in seinen
nächtlichen Träumen. Er wollte sich zügeln, wollte den Moment auskosten, doch
es war kaum möglich. Die ganze Zeit über hatten sie sich dabei in die Augen
geblickt. Keine falsche Scheu, kein Platz für Zierde. Nur die reine Lust. Als er
kam, war es unbeschreiblich, der Raum begann sich zu drehen und er spürte ihren
Körper unter seinem leicht beben. Ein zufriedenes Lächeln spielte um ihren Mund.
Nichts sonst deutet darauf, dass er sie im selben Moment glücklich gemacht hatte
wie sie ihn. Er fühlte sich erschöpft und doch glücklich. Er löste sich von ihr ein
Stück, nicht zu weit. Noch wollte er sie spüren, keine Sekunde ihrer Nähe
verpassen, als etwas neben ihm zerplatzte.

****

Angel kam an das Ende der Treppe an und schlich sich an Giles heran. Er schien
tatsächlich zu schlafen, einem Tagtraum nachzujagen, wie er selbst mit seinem
Amulett, das er bei sich trug. In seiner Villa war es ihm nicht sicher genug. Er
schritt um das Sofa und sah den Gegenstand, den Gaunt meinte, in Giles Hand
ruhen.

Ausgerechnet eine Thesulakugel. Angel erschauderte. Und das zufriedene Lächeln
um Giles Mundwinkeln, ließ ihn keine Sekunde daran zweifeln, was Giles
Tagtraum beinhaltete. Es erfüllte ihn mit Scham hier zu stehen und dem Mann das
zu nehmen, was ihn wohl vergessen ließ. Doch Geschäft war Geschäft. Er griff
nach der Kugel, doch Giles hielt sie fest. Verdammt fest. Er würde sie ihm nicht
entlocken können, ohne den Mann zu wecken. Und Giles durfte auf keinen Fall
mitbekommen, dass er hier war. Er wollte weg sein, bevor der Wächter begriff
was passiert war.

Und dann geschah alles auf einmal und es schien das Chaos in Giles Wohnung auf
den Plan zu rufen. Als Angel nach Giles Hand griff und die einzige Chance darin
sah, die Kugel direkt in Giles Hand auf dem Couchtisch zu zerschlagen, bewegte
sich der Wächter unruhig, doch Angel war dank seinen vampirischen Fähigkeiten
blitzschnell. Die Kugel zerplatzte unter Giles Hand, jagte einige Splitter durch die
Hand und Blut schoss aus der Wunde. Giles Augen schnellten auf und Angel
fühlte sich ertappt. An der Tür klopfte es zeitgleich. Er wollte etwas sagen, eher er
rechtzeitig begriff, dass Giles ihn gegen das Fenster nur als Schatten wahrnahm.
Genau dieses Fenster zersplitterte in diesem Moment hinter ihm und als er sich
umdrehte konnte er gerade noch Buffy erkennen, bevor sie ihm ihre Faust ins
Gesicht schlug. In diesem Moment wurde die Haustüre aufgebrochen.

"Oh Mist, das hat weh getan Will, kommst du?" Xander stolperte herein und rieb
sich den Oberarm. Willow tauchte hinter ihm auf.

****

Buffy war vorsichtshalber gleich von der Rückseite an Giles Wohnung
herangeschlichen und als sie das zerbrochene Fenster im oberen Stock gesehen
hatte, befürchtete sie das Schlimmste. Und als sie durch das Fenster spähte und
Angel über Giles gebeugt sah, stand für sie fest, dass Gaunt recht gehabt hatte.
Keine Sekunde zögerte sie, als sie durch das Fenster sprang.

****

Giles hörte das Zerplatzen, fühlte den Schmerz und noch gerade eben vom
elektrisierenden Gefühlen gleitet, war er hellwach. Er sah einen großen schwarzen
Schatten vor sich stehen, und er spürte etwas warmes, klebendes an seiner Hand.
Er nahm leicht benommen das Zersplittern seines Fensters wahr und das
Aufbrechen seiner Tür. Er hörte auch Xanders Stimme, doch das alles war
unwichtig. Denn als auf seine Hand sah, erstarrte er vor schreck. Jemand hatte
seine Kugel zerstört...und damit auch Jenny. Dieser Jemand würde dafür mit
seinem Leben bezahlen müssen. Als er aufstehen wollte, brachte ihn der
überraschende stechende Schmerz in seiner Hand fast um und er kippte zurück
auf das Sofa. Er sah den großen Schatten gegen einen kleineren kämpfen und der
Einbrecher, oder was auch immer es war, nahm durch das zerstörte Fenster reis
aus.

"Alles in Ordnung, Giles?"

Buffy? Das war Buffy...aber was...er hörte sich selbst ein leises "Ja" murmeln, als
Buffy auch schon aus dem Fenster gesprungen war.

Licht wurde angeschalten und enthüllte ihm eine blutüberströmte Hand, die er
fasziniert betrachtete, als der Schock nachließ und er erneut den stechenden
Schmerz zu spüren bekam.

"Oh mein Gott, Giles. Ist alles in Ordnung?" Willow kam recht bleich im Gesicht
auf ihn zu.

"Abgesehen davon, dass mir gerade ziemlich schwarz vor den Augen wird, und
ein paar Glassplitter in meiner Hand stecken...nein!"

"Hol' Verbandszeug Xander, schnell." Xander verschwand im Badezimmer.

"Was...was ist passiert?" Willow besah sich mit einem flauen Gefühl im Magen
Giles Hand. Sah gar nicht gut aus.

"Du stellst ausgesprochen schwere Fragen...ich weiß es nicht?" Giles sah sie
durcheinander an. Xander kam zurück und stellte den Verbandskasten vor
Willow hin, die unverständlich zu Xander aufblickte. Er würde doch nicht
ernsthaft von ihr verlangen...

"Mir wird's speiübel und ich kipp` bei Blut um, ehrlich." Xander zuckte
entschuldigend mit den Schultern und Willow blieb nichts anderes übrig und griff
nach dem Verbandskasten. Sie suchte eine Pinzette.

"Lasst mal gut sein," Giles legte beruhigend die unverletzte Hand auf Willows und
setzte sich etwas aufrechter hin. Er besah sich die drei Splitter in seiner
Handfläche genauer. Einer war auf der anderen Seite durchgedrungen, die
anderen schienen nur zur Hälfte in der Hand zustecken.

Willow lächelte dankbar und stellte den Verbandskasten zurück auf den Tisch.

Giles konzentrierte sich darauf, sich nicht auf die Schmerzen zu konzentrieren und
zog an dem ersten Splitter. Er glitt aus dem Fleisch und Blut schoss nach. Der
Schmerz war unerträglich. Ein leises Stöhnen kam über seine Lippen und brachte
ihm mitfühlende Blicke von Willow und Xander ein.

"Eh...und wie wäre es mit einem Notarzt oder dem Krankenhaus?" Schlug
Xander vor, der sich zur Seite wegdrehte, weil es ihm wirklich schwindlig wurde.
Willow sah fasziniert zu.

"Keine Zeit. Was auch immer passiert ist, Buffy scheint in Gefahr zu sein." Mit
einem unterdrückten Stöhnen riss Giles den zweiten Splitter aus seiner Hand. Das
Blut lief ihm bereits am Ärmel hinunter und fühlte sich warm auf seiner Haut an.

"Den wollen sie aber nicht wirklich selbst ziehen, oder," fragte Willow ängstlich
als Giles seine Hand hin und her drehte und sich überlegte, ob er es tun sollte oder
nicht. "Ich...ich meine der schaut auf der anderen Seite heraus..."

"Danke für den Hinweis," Giles Gesicht wurde fast grau, als er zögernd an den
Splitter langte. "Während ich herumdoktere, erzählt ihr mir, was ihr hier eigentlich
wollt." Giles fühlte sich ein wenig einer Ohnmacht nahe. Es war ihm etwas
schwummrig vor den Augen, aber er musste den Splitter los werden, wollte er auf
irgendeine Weise hilfreich sein. "Und ich hoffe zudem ihr habt eine gute Erklärung
für meine aufgebrochenen Eingangstüre."

"Vielleicht sollten sie sich eher...."

"AUTSCH...verdammt," Giles war unsanft an dem Splitter abgerutscht. Statt
heraus, hatte er ihn noch tiefer in das Fleisch rutschen lassen.

"'Tschuldigung", Xander sah betreten zu Boden. Er hatte das Gefühl Giles
abgelenkt zu haben. "'Konzentrieren' - war das was ich meinte."

Giles biss die Zähne zusammen und war für einen zweiten Versuch bereit. Willow
wollte ihm von Gaunt gleich Thezûkan berichten, als das Telefon läutete und
Xander dran ging.

Giles war auf den Splitter fixiert. Er holte tief Luft und zog einmal kräftig daran. Es
war die Hölle, doch er schaffte es. Er griff sofort in den Notkasten und holte eine
Kompresse heraus, die er sich auf die Wunden drückte und die sich schnell voll
saugte.

"Ich helfe ihnen...und da sagt noch mal einer, wir wären als Hilfsjäger bereits
einiges gewöhnt und abgebrüht." Willow wickelte ein Mullbinde um Giles
Kompresse und versuchte ihm dabei nicht all zu weh zu tun, was an seinem
bewegten Minenspiel ihr wohl nur zum Teil gelang.

"Ist für sie Giles. Nannte keinen Namen," Xander hob den Hörer hoch. Giles
hievte sich aus dem Sofa. Es wurde ihm kurz schwummrig vor den Augen, doch
dann war er in der Lage zu seinem Schreibtisch zu gehen.

"Danke. Giles?"

"Mr. Giles? Hier Gaunt. Und bevor sie etwas sagen können...ich weiß, dass sie
ein kleines Problem mit ihre Kugel haben? Aber ich kann ihnen einen Ersatz
besorgen...", Gaunt setzte den Kugelschreiber vor das R von Rupert und begann
es durchzustreichen.

Giles war etwas durcheinander. Es war gerade einiges hier geschehen, dass er
nicht wirklich begriff und schon gar nicht darüber nachdenken konnte. Aber das
die Kugel zerstört war, war unabweisbar und dass das für ihn der erneute Verlust
von Jenny bedeutete genauso. Er brauchte den Ersatz. Egal was er kosten würde.
Egal wie seltsam es war, dass Gaunt über die zerstörte Kugel bescheid wusste.

"Ihr Schweigen nehme ich als Zustimmung. Mr. Giles, alles hat seinen Preis und in
ihrem Fall würde er sich ein wenig erhöhen."

"Einverstanden. Und das wäre....?" Ihm war klar, dass er, wenn er einen Ersatz
wollte, auch einen höheren Preis zu zahlen hatte. Zwar war es nicht seine Schuld
gewesen, dass die Kugel zerstört war, aber auch nicht die von Gaunt.

Willow hörte interessiert auf. Sie hatte ein ungutes Gefühl.

"Nun...es ist nicht einfach und es wird nicht einfach. Aber ihre Kugel, der
Einbrecher, dass war ein Vampir. Buffy jagt ihm gerade nach - ihre Art ihre
Schulden zu begleichen. Sie wird jedoch keine Chance gegen ihn haben. Er ist zu
mächtig. Er wird sie verwandeln. Sie sollten sie suchen und pfählen, bevor sie mit
ihrer Kraft als Vampir Sunnydale zerstört. Denn das wird sie. Vertrauen sie mir."
Gaunts Stimme war sanft, fast hypnotisierend. Einfühlsam, sich bewusst, was er
gerade von dem Mann verlangte.


Schweigen und statisches Rauschen. Er kannte diese Reaktion. Die Jägerin hatte
nicht anders reagiert. Giles schluckte am anderen Ende schwer. Das war nicht
wahr?

"Woher wissen sie das alles? Und wieso sollte ich ihnen trauen?"

"Spielt das eine Rolle."

"Für mich schon."

Gaunt lächelte. Die zwei waren sich ja so verdammt ähnlich.

"Ich habe meine Informationsquellen. Und zum anderen sollten sie mir trauen, weil
ich ihnen eine neue Kugel besorgen kann. Sie sollten sich lieber beeilen." Gaunt
legte auf. Er hätte gerne Angels Namen erwähnt, aber er hatte unlängst das
Gerücht gehört, dass Angel angeblich getötet worden war. Er war anschienend
zurückgekehrt. Aber das spielte für seinen letzten Schachzug eine untergeordnete
Rolle. Er selbst war nur vor einigen Tagen sehr erstaunt gewesen, den
berüchtigten Vampir vor seinem Schaufenster im Regen stehen gesehen zu haben.
Doch das war nur ein kleines Problem mehr gewesen, das in seinem Gesamtplan
beseitigt werden musste.

"Wer war das?" Willow wusste ziemlich genau, oder dachte zu wissen, wer
angerufen hatte.

"Ach niemand von belang. V-vielleicht sollte ich damit doch ins Krankenhaus," er
hob den bereits halb blutdurchdrängten Verband in die Höhe. Willow sagte nichts
und Xander verzog angewidert das Gesicht.

Giles Gedanken kreisten um die Kugel, um Jenny, um die Dinge die sie getan
hatten, Buffy...es war falsch. Was auch immer er tun würde, war falsch. Aber er
war besessen und obwohl er das genau wusste, verließ er einfach seine Wohnung,
ohne Willow und Xander eines weiteren Wortes zu würdigen.

Die beiden sahen sich überrascht an und beeilten sich Giles zu folgen. Es galt unter
Umständen das Schlimmste zu verhindern.

****

Was auch immer in Angel gefahren war, sie durfte es nicht zu einer Widerholung
kommen lassen. Er hatte von Giles etwas gewollt und sie hofft, er hatte eine gute
Erklärung für sie parat, wenn er nicht Mr. Pointy mitten in sein Herz gejagt
bekommen wollte. Egal wie sie zu ihm stand, sie hatte sich selbst zur Auflage
gemacht, ihn zu töten, sollte er je rückfällig werden. Sie jagte seinem Schatten
nach. Er schien auf den Friedhof zu zueilen. Er hielt nicht an, er drehte sich nicht
einmal zu ihr um und als sie den Friedhof erreichte, war er verschwunden.
Versteckte sich wohlweislich. Das verstärkte ihr Vermutung. Sie ging in
langsamen Tempo zwischen den Gräbern hindurch. Auf alles gefasst.
Eine Faust traf sie plötzlich an der Schläfe, die seitlich auf ihren Kopf
zugeschleudert wurde. Sie taumelte. Als sich ihr Blick klärte, sah sie Angel hinter
der Gruft auftauchen.

"Sag mal Buffy spinnst du? Wieso hast du mich vorhin angegriffen und wieso hast
du deinen Pflock in der Hand."

"Sag du Mistkerl mir erst mal, was du von Giles wolltest?" Sie hob Mr. Pointy
drohend hoch.

"Willst du mich töten?"

"Wenn es sein muss..."

"Du hast es schon einmal getan oder wie?"

"Das ist nicht ... fair ...," Buffy fühlte sich auf einmal nicht mehr sicher. "Mr.
Gaunt...er...." Sie dachte an ihr Kreuz, das in ihrer Manteljacke steckte. Und
daran, dass sie es verlieren würde, würde sie nicht tun, was Gaunt von ihr
verlangte. Sie griff blind an, ohne Angel eine Chance zum Erklären zu geben. Der
Vampir wich aus, verwirrt und durcheinander. Er musste sich verteidigen.

Buffy stolperte an ihm vorbei, wirbelt herum und kickte ihm die Beine weg. Angel
fiel zu Boden. Als Buffy auf ihn sprang den Pflock erhoben, knallte er ihr die
flache Hand gegen die Brust und Buffy flog ein Stück durch die Luft nach hinten,
gegen einen Grabstein. Mr. Pointy fiel ihr aus der Hand.

"Ich habe bei Giles nichts schlimmes angestellt, ich habe nur jemanden einen
Gefallen getan." Das hörte sich selbst in Angels Ohren falsch an.

"Ach ja, und wieso hast du da an deinem Ärmel Blut?"

Angels Blickt richtete sich auf seinen rechten, weißen Ärmel, an dem tatsächlich
Giles Blut klebte. Musste ihn wohl vorhin doch etwas stärker verletzt haben.

"Keine Ahnung. Ich hab ihn nicht angefasst. Nur seine Kugel."

"Kugel?" Von was sprach Angel? Und wieder griff sie ihn an, fester, aggressiver.
Angel fing sie ab, schleuderte sie gegen die Gruft. Buffy knallte unsanft dagegen,
riss sich an dem herausgearbeiteten Blumenranken am Hals eine tiefe Wunde und
taumelte zurück. Blut lief ihr am Hals hinunter.

"Na klasse." Sie griff sich an den Hals und starrte das Blut an ihren Fingern an.
"Und animiert dich das jetzt," sie hielt ihm die Wunde hin. Angel sah sie verletzt
an. Sicher, das Blut roch verlockend und er hätte mehr als gerne von ihr
getrunken. Doch er durfte nicht, er durfte nie wieder sich gehen lassen.

****

Giles eilte zu seinem Wagen und stieg ein. Das Fahren stellte sich als sehr
schmerzhaft und umständlich heraus. Aber er fühlte sich nicht in der Lage zu
laufen. Und so biss er die Zähne zusammen und konzentrierte sich auf die Strasse,
die ihn zum Friedhof führen sollte.

Willow und Xander mussten enttäuscht feststellen, dass Giles schneller als sie
gewesen war und sahen seinen Wagen gerade noch losfahren.

"Und jetzt?"

Willow sah Xander hilflos an.

"Keine Ahnung."

****

"Na komm schon. Ich seh' es dir doch an, dass du gerne würdest. Wenn du so
mutig warst Giles in der Dunkelheit zu überfallen, dann nur keine falsche Scheu."

"Ich habe Giles nicht überfallen, nur einen Gefallen, nenne es von mir aus auch
Auftrag, für jemanden getan."

"Du wiederholst dich," Buffy griff mit voller Kraft an und Angel konnte ihr nicht
ausweichen. Wer war er schon, verglichen mit dem Angel aus ihrem Tagtraum?
Nur ein Vampir, wie jeder andere auch, den es nach Blut dürstete.

Ihr Fußspann traf ihn auf das Ohr und es wurde ihm für einen Moment schwindlig.
Sie ließ ihm keine Zeit sich zu erholen, sondern trat diesmal gegen seine Brust. Er
fiel erneut auf den Rücken. Als Buffy nach Mr. Pointy sich umsah, ihn aufhob und
wieder versuchte ihn zu pfählen, fing er ihre Hand ab. Er bog ihren Arm nach
hinten, bis sie vor Schmerz nachgab. Der Pflock entglitt ihr erneut. Angel nutzte
den Vorteil Buffy von sich zu werfen und war in derselben Sekunde über ihr.

"Buffy...ich versteh nicht was auf einmal in dich gefahren ist...aber ich bin ich...ich
bin nicht Angelus. Egal was du gesehen hast...es war völlig anders. Ich kann es dir
nicht erklären ab..." Angel brach ab, als Buffy ihm ins Gesicht spuckte und ein
"Lügner" entgegen zischte.

Buffy wehrte sich gegen Angels Griff, fühlte wie sie schwächer wurde. Es tat weh,
aber sie hatte gesehen, was sie gesehen hatte, gepaart mit Gaunts Aussage und
dem brennenden Verlangen nach einer weiteren Runde mit ihrem Kreuz,
verdrängte jeden Gedanke an die Frage, was sie hier eigentlich tat.

"Du willst, dass ich von deinem Blut koste, ja?" Angel hoffte sie so auf den Boden
der Tatsachen zurückzuholen, aber versprach sich nicht wirklich einen Erfolg. Sein
Kopf näherte sich ihrem Hals. "Wie fühlt sich das an? Das Warten auf den
Moment, bis meine Zähne sich in deinen Hals bohren?"

Buffys Augen weideten sich.

Angels Lippen berührten ganz leicht ihre Wunde, die sie sich an der Gruft
zugezogen hatte. Der Geruch betörte ihn, doch er riss sich zusammen. Mit einem
Ruck wandte er sich von ihrem Hals ab und sah ihr in die Augen.

"Nimm's mir bitte nicht übel, aber ich denke ich muss etwas erledigen und das
geht schlecht, wenn du versucht mich zu töten." Und ehe Buffy begriff was Angel
damit meinte, schlug er ihr die Faust gegen die Schläfe, was Buffy ins Reich der
Träume schickte. Als er sich aufrichtete, hörte er hinter sich jemanden näher
kommen. Mit einem schnellen Blick über seine Schulter, sah er Giles. Zum Glück
war es zu dunkel und Giles noch zu weit von ihnen entfernt, als dass er Angel
erkennen konnte. Angel verschwand in der Dunkelheit. Sich nicht sicher darüber,
was er von dem Ganzen halten sollte, aber nicht wirklich interessiert oder berührt.
Für ihn gab es nur den sicheren Ort seiner Villa, die Kette, Kathy.

****

Giles kam mit quietschenden Reifen vor dem Friedhof zum Stehen. Es war der
einzige logische Platz, an dem er suchen konnte. Es war der seiner Wohnung am
nahe liegensteten, wo sich ein Vampir wahrscheinlich auch hinretten würde.

Er stieg aus und schritt durch das Tor. Er hörte laute Stimmen und
Kampfgeräusche, die links von ihm kamen. Er eilte durch die Gräber. Die
Geräusche wurden lauter. Als er um eine Gruft bog, sah er eine Gestalt davon
laufen. Für einen Moment glaubte er in ihr Angel erkannt zu haben, doch diesen
absurden Gedanken verwarf er. Wie lächerlich. Angel weilte in der Hölle. Wo er
hoffentlich lange schmoren würde. Er entdeckte Buffy am Boden, bewusstlos und
stark aus einer Wunde blutend. Das konnte, das durfte nicht sein. Er eilte zu ihr.
Dabei stieß sein Fuß gegen etwas. Mr. Pointy, den Buffy wohl ihm Kampf
verloren hatte. Er bückte sich danach. Es wurde ihm nur eine Sekunde lang
bewusste, was er hier vor hatte, doch dann kamen die Erinnerung hoch, die die
Kugel in seinen Kopf gebannt hatte und er wusste, er brauchte die Kugel mehr,
als er Buffy und seine Arbeit als Wächter brauchte.
Er ging langsam mit dem Pflock auf Buffy zu.

****

"Und wenn uns jemand sieht?" Xander stand nervös neben Willow auf der
Türschwelle zu "Needful Things".

"Wer sollte uns sehen? Oder sich dafür interessieren? Hast du nicht gesehen was
hier in Sunnydale los ist? Dort drüben zündet gerade jemand das Haus seines
Nachbars an, in der Kneipe eben war eine Schlägerei am Gange...es herrscht
Anarchie und Mr. Gaunt scheint nicht hier zu seine. Zudem hat dich das vorhin bei
Giles Türe auch nicht interessiert. Also..." Willow sah Xander an und wartete,
dass er zuversichtlich nickte. Er holte es schnell nach und Willow schlug die
Glasscheibe der Türe mit dem alten Buch ein, das sie eigentlich hatte Giles zeigen
wollen.

Sie langte nach innen und schob den Riegel zurück.

"Komm schon," sie schritt mutig ins Innere und Xander folgte nicht eher, als bis er
sich in alle Richtungen versichert hatte, dass sie niemand beobachtete. Er schloss
die Türe.

"Mr. Gaunt?" rief Willow nach dem seltsamen Besitzer. Doch es rührte sich
nichts.

"Wow, der Mann hat alles verkauft." Xander lief zwischen den leeren Vitrinen
herum.

"Ja, sieht so aus. Moment mal...," Willow entdeckte eine Kristallkugel auf der
Theke. Ein Zettel klebte daran. Sie lass beängstigt Xander vor: "Mr. Giles von
L.Gaunt. - War es das wert gewesen?"

"Was bedeutet das?"

"Das Giles eine Dummheit begehen wird, um das hier zu bekommen."

"Diese billige Kristallkugel? Die ganz stumpf ist?"

"Für ihn scheint sie etwas anderes zu bedeuten. Zudem verstehst du das nicht. Du
standest nicht im Bann von solchem...solchen nutzlosem Zeug."

"Ja und ich weiß nicht, ob ich das gut finden soll oder eher schlecht."

"Glaub mir...es ist gut so," erinnerte sich Willow schaudernd an Mr. Rayon. Sie
ging um die Theke und griff nach einem Telefonbuch in Leder. "Das ist ja
interessant, schau dir das an." Willow las fasziniert die Namen der Stadtbewohner
Sunnydales und was sie noch mehr beunruhigte, waren durchgestrichene Namen.

"Steh' ich da auch drin?" Xander nahm ihr das Buch aus der Hand und blätterte
darin herum. "Alphabetisch warte... Harrington, Harrison...nein...merkwürdig."

"Du warst ja auch der einzige, der merkte, dass etwas nicht stimmte." Stellte
Willow fest und ging in das Hinterzimmer von Gaunt. "Oh mein Gott, oh mein
Gott...Xander!"

Xander ließ das Notizbuch fallen und rannte zu Willow in das Zimmer. Er blieb
wie vom Blitz getroffen stehen, als sein Blick auf Fotografien der High School fiel.

"Ich glaube das bedeutet eines...Gaunt hat etwas mit dem Höllenschlund vor.
Richtig?" Xander nahm eines der Bilder von der Wand, der den Flügel zeigte, in
dem die Bibliothek unterbracht war.

"Wir müssen Giles und Buffy finden, bevor sie etwas ganz dummes tun," Willows
ungutes Gefühl wuchs, um so verwirrender die Ereignisse wurden.

****

Gaunt stand an seinem Wagen gelehnt der Schule gegenüber und rauchte ein
Zigarillo. Sein Plan war so einfach aufgegangen, fast geschenkt. Alles was er für
seine immer währende menschliche Gestalt zu tun hatte, war in der Bibliothek
dem Höllenschlund ein Opfer zu bringen und zu warten, bis jemand von den
Ernüchterten hier eintraf. Wenn er glück hatte, waren es sogar jene Personen, die
er zu opfern gedachte. Langsam schritt er auf das Gebäude zu. Er hatte schließlich
zeit.

****

Giles beugte sich über Buffy und fühlte ihren Puls. Er war kaum zu fühlen, Blut
floss ihr am Hals hinunter und Giles Gedanken, vernebelt und wirr, nahmen nicht
ein einziges Mal die Idee an, sich zu vergewissern, ob zwei Male unter dem Blut
verborgen waren oder nur ein Kratzer. Er hätte nur mit dem Taschentuch ein
wenig Blut wegwischen müssen, doch er dachte nur daran, dass er die Kugel
danach holen konnte. Doch dann zögerte er. Nicht weil ihm das Falsche an dieser
Situation bewusst wurde oder sein Handeln merkwürdig war. Es war alleine die
Frage, ob Buffy im Moment nicht noch menschlich war, ob sie nicht erst noch
sterben musste. Wenn er sie jetzt pfählte und sie war noch im
Verwandlungsstadium, dann würde er hier eine gewaltige Sauerei anstellen.
Vielleicht sollte er noch warten? Doch wenn er zu lange wartete, würde er dann
die Kugel noch bekommen?

Er kniete neben Buffy ins Gras und holte aus, als er von jemanden zur Seite
gerissen wurde. Er kam unsanft auf den Boden auf und das Gewicht auf ihn
zwang ihn liegen zu bleiben. Hände griffen nach dem Pflock, den er nur ungern
hergab, aber seine verletzte, freie Hand wurde derb auf den Boden geschlagen.
Der Schmerz fuhr durch seinen Körper und betäubte ihn fast. Er ließ den Pflock
in der anderen Hand los.

"Lass ihn los, Xander."

Das war Willow. Wieso...das Gewicht von ihm erhob sich und er blickte in
Xanders Gesicht. Er half den Wächter auf die Beine.


"Tut mir leid Giles...uhm...Willow wollte das ich das tue."

"Xander...," Willow war entrüstet. "Ich habe auch eine vernünftige Erklärung,"
sagte sie etwas nervös, als sie Giles stechender Blick traf.

"Das will ich für dich hoffen. Buffy wurde gebissen und verwandelt. Ich wollte
gerade...w-was?" Ihm wurde auf einmal bewusst was er tun wollte. Zu was er
gerade eben im Stande gewesen war. "Oh mein Gott...," er ließ sich zum zweiten
Mal neben Buff auf die Knie fallen und kramt sein Taschentuch aus der
Jackettasche. Er wischte das Blut weg und sah einen tiefen Kratzer an Buffys
Hals. "Oh mein Gott..."

"Genau das Giles, wollten wir ihnen vorhin in ihrer Wohnung erklären. Das ist
Gaunts Werk. Sie wollten das hier, nicht?" Willow holte die stumpfe Kristallkugel
aus ihre Tasche. Giles sah sie irritiert an und stand auf. Er nahm die Kugel aus der
Hand. Das war also seine Thesula Kugel gewesen?

"Woher habt ihr sie?" Er sah verlegen zu Willow.

"Aus Gaunts Laden?"

"Wir...wir wurden geblendet?"

"Ich denke ja," Willow war erleichtert. Offensichtlich hatte Gaunts Tricks nur eine
bestimmte Dauer, bis die Aufgaben "erfüllte" waren, egal ob jemand wirklich sie
getan hatte oder innerlich nur dazu bereit gewesen war.

"Faszinierend. Abgesehen davon, dass ich gerade eben meine Jägerin wegen...so
etwas," er warf die Kugel aufgebracht gegen einen Grabstein, die zersplitterte.
"Fast getötet hätte... Unglaublich. Und wo steckt nun der Mann? Ich denke ich
habe ein Hühnchen mit ihm zu rupfen."

Willow nahm etwas nervös werdend einen bestimmten Glanz in Giles Augen
wahr, der für Gaunt sicher nichts gutes bedeutete, aber sicherlich auch zu ihrem
Vorteil war.

"Wir denken, er hat was mit dem Höllenschlund vor." Willow ließ sich auf Buffys
andere Seite nieder und sah besorgt in das Gesicht ihrer Freundin. Buffys Atem
ging flach.

"Der Höllenschlund?" Giles blickte Willow überrascht an.

"Willow denkt Gaunt ist Thezûkan. Sie erinnern sich? Böser Dämonenkönig, tritt
bei der Sonnenwende zu Tage? So vor Schätzungsweise zwei, drei Tagen?"
Xander war gerne hilfsbereit, auch wenn ihn Giles Blick nervös machte.

"Uhm...danke Xander für den hilfreichen Hinweis auf eventuell vernachlässigte
Pflichten. Erinnere mich daran, wenn der Rat Orden verteilen sollte, dass ich dafür
sorge, dass du einen erhältst." Es war Giles unangenehm sich selbst
einzugestehen, dass seine Hormone in letzter Zeit die Oberhand gehabt hatten. Er
hatte wohl schwerlich einen Gedanken an Thezûkan verschwendet.

"Buffy," er rüttelte leicht an ihre Schulter. Als sie daraufhin leise aufstöhnte, war er
etwas beruhigter. Kurz darauf öffnete sie ihre Augen und mit leicht verschleierten
Blick, nahm sie Giles über sich wahr und hörte Willows Stimme etwas von "Gott
sei dank" sagen. Sie richtete sich mit Giles Hilfe in sitzender Stellung auf.

"Oh...mein Kopf...was ist passiert?"

"Jägerin jagte Vampir?" Schlug Willow neben ihr vor. Buffy musste lächeln. Sie
erinnerte sich. Angel. Sie hätte ihn pfählen müssen. Das Kreuz? Gehörte es ihr
noch? Sie fummelte aufgebracht in ihrer Jackentasche, fand es aber nicht. Panik
stieg in ihr hoch. Die andere Tasche. Ihre Hand schloss sich um das Kreuz und...

"Aua, verdammt noch mal. Ich hab mir einen Spreißel gezogen."

Drei Augenpaare richteten sich fragend auf Buffy. Sie zog das Kreuz hervor und
ihre Augen weideten sich erstaunt.

"Was...oh je....was passiert hier? Giles?" Sie sah fragend zu Giles, der sich
gerade wieder aufrichtete und sich sicher war, dass Buffy dieses verfaulte,
wurmstichige Holzkreuz bei Gaunt erworben und ihr Herz daran verloren hatte.

Buffy verstand nur, dass ihre Träume, Angel ... zerstört waren. Ein Trugschluss.
Sie hatte sich blenden lassen.

"Thezûkan. Er kam wie befürchtet in menschlicher Gestallt viel zu früh in die
Stadt. Als Leland Gaunt treibt er schon seit mehreren Jahrhunderten sein
Unwesen. Jedenfalls hat Willow das herausgefunden, während ich...uhm...andere
Dinge zu tun hatte." fügte Giles etwas leiser hinzu und starrte dann auf seine
verbundene Hand. Er war froh, dass niemand wusste, was genau die Kugel für
ihn bedeutet hatte. Es wäre ihm doch peinlich gewesen.

Buffy schwieg und senkte ihren Blick auf das alte Stück Holz in ihrer Hand, das
nichts wert war. Sie verstand zu gut, was Giles meinte. Seine verletzte Hand
erinnerte sie an das Blut an Angels Ärmel und an dessen merkwürdiges Verhalten.
Auch er schien von Gaunt beeinflusst worden zu sein. Es interessierte sie
brennend, was es gewesen war. Und Willow. Xander?

"Willow, was war es bei dir?" Buffy stand aus eigener Kraft auf und klopfte sich
die Erde aus den Kleidern.

"Das Buch hier" Willow holte das zerfletterte Buch aus ihrem Rucksack. "Es sah
nur vor einer Stunde noch etwas kostbarer aus."

"Und du Xander?"

"Bewahre. Mir war der Laden zu teuer. Ich hab nicht mal ins Schaufenster
geschaut."

"Was Xanders unentdeckte Intelligenz bestätigen würde," grinste Buffy, der zwar
alles anders als zum Scherzen zu mute war, aber versuchte das beste aus der
Situation zu machen.

"Ich habe deswegen sogar...uhm," Willow sah verlegen zu Boden, ließ ihren Blick
nervös über den Friedhof wandern und vermied es Giles anzusehen. "Etwas mehr
oder wenig verbotenes getan...einen Zauber...einen bösen Zauber...Mr.
Rayon...das war ich," brachte sie schließlich leise heraus. Sie warf kurz einen
Blick zu Buffy, die jedoch recht betroffen wirkte, fast mitfühlend. Zu Giles wagte
sie nicht zu schauen.

Es war für einen Moment still zwischen ihnen, als Giles sich schließlich räusperte.

"Ich schätze mal, es war einer der ‚verbotenen' Bücher?" Er sah Willow an, die
nickte und weiterhin lieber ihre Aufmerksamkeit einem Grabstein zollte.
"Nun...uhm...ich denke wir alle haben nicht den geringsten Anlass dir Vorwürfe zu
machen. Wir selbst wurden durch Gaunt zu Dingen gezwungen, die wir nie in
unserem Leben getan hätten. Von daher Willow, ist es einfach geschehen und wir
vergessen diese mehr als uhm...peinliche Angelegenheit." Er wollte selbst nicht
gefragt werden, was er für Gaunt hatte tun müssen. Er war nicht einmal sicher, ob
er wissen wollte, was Buffys Auftrag gewesen war. "Wir sollten uns lieber
beeilen, bevor uns Gaunt, oder sollte ich lieber Thezûkan sagen, zuvorkommt."

"Na auf was warten wir noch. Das Gilesmobil wartet," Xander ging voraus, als
ihm der Rest folgte.



****

Gaunt marschierte gemütlich durch die leeren Flure. Seine Schritte hallten auf den
frisch gebohnerten Boden. Er konnte noch den frischen Zitrusgeruch
wahrnehmen, der in der Luft hing. Sein Blick wanderte über Plakate, die den
nächsten Schulball ankündigten, Bands in einem Schuppen namens "Bronze".
Schwarzbrettanschläge kündigten die nächsten Footballspiele,
Cheerleader-Auswertungen an. Er bog um eine Ecke und sah vor sich die
Bibliothek. Mit einem Schmunzeln schritt er durch die unverschlossene Flügeltüre
in das Dunkle dahinter. Es roch muffig nach alten Büchern, das Holz der
Einrichtung arbeitete und knackte. Gaunt fühlte sich sofort wohl. Und hier also lag
der Höllenschlund darunter. Welche Ironie des Schicksals.
Er holte aus seiner mitgebrachten Tasche ein Buch hervor, legte es sorgfältig und
ohne Eile auf den Boden ab. Ein erneuter Griff in die Tasche zauberte drei lange
Kerzen hervor, die er zu dem Buch legte und ein letzter Griff brachte rote Farbe
zu Tage.

Mit der Farbe ausgerüstet ging er zu dem großen Konferenztisch und schob ihn
ohne große Mühe zur Seite, als wäre der Tisch eine Feder und kein Holzungetüm.
Dämonische Kräfte hatten ihr Gutes.

Mit der Farbe malte er einen großen Kreis auf den Boden. Innerhalb des Kreises
zog er einen zweiten, engeren Kreis und in diesen drei kleine. In diese drei kleinen
stellte er die drei Kerzen, zündete sie an und stellte sich selbst mit dem Buch in
das Innere des Kreises. Langsam und betont begann er die Öffnungsformel für
den Höllenschlund laut vorzulesen. Jedem Satz folgte ein leichtes Beben. Und als
Gaunt die Hälfte der Seite durch hatte, entstand ein feiner Haarriss auf dem
Boden.

****

"Giles? Ich kritisiere nur ungern an ihrem Fahrstiel herum, aber nur fürs Protokoll
und weil ich mich gerne wiederhole: kaufen sie sich endlich einen neuen und
gescheiten Wagen. Uns hat gerade eben eine Oma mit Gehhilfe überholt -
wirklich," fügte Buffy toternst hinzu, als Giles eisiger Blick sie traf.

"Und weil ich mich gerne wiederhole," sagte Giles zu Xanders und Willows
Amüsement auf der Rückbank. "Ich habe das Gaspedal durchgedrückt, jede rote
Ampel überfahren und Vorfahrten missachtet. Zudem junge Dame liegt die Schule
vor uns."

"Oh, wie das? Haben sie den Knopf für die Lichtgeschwindigkeit endlich
gedrückt?" grinste Buffy ihn frech an, was Giles zu einem Augenrollen veranlasste
und er schweigend auf dem Lehrerparkplatz den Wagen zum Halten brachte.

Sie stiegen aus und eilten auf den Hintereingang zu.

"Und was machen wir, wenn wir drinnen sind?" fragte Willow ängstlich, die
bezweifelte, dass einer von ihnen, die Zeit gehabt hatte, sich einen Plan zu recht zu
legen.

"Fragen stellen wir hinterher, Willow," stellte Buffy zuversichtlich fest, mehr um
sich selbst zu beruhigen. Sie hatten ja alle eigentlich keine Ahnung, wie stark
Gaunt war. Und das Chaos auf den Strassen war unvorstellbar groß gewesen,
das Gaunt in Sunnydale angerichtet hatte. Nur was er davon hatte, war ihr
schleierhaft. Giles vermutete, dass er als Dämon von den Früchten seines Erfolges
zehrte. Aber sicher war er sich nicht. Und das beunruhigte sie sehr. Wenn Giles
schon kaum etwas über Thezûkan wusste...

Giles schloss mit fahrigen Fingern die Hintertüre auf und wollte als erster
voranstürmen. Doch Buffy hielt ihn sanft zurück und gab ihm nur mit einem Blick
zu verstehen, dass es ihre Aufgabe als Jägerin war, als erste durch die Türe zu
schreiten.

Er zögerte, ließ ihr dann jedoch den Vortritt. Sie wussten ja nicht, ob Gaunt
bereits in der Bibliothek war und was sie erwarteten.

Als Buffy in die Bibliothek kam, wurde ihr Blick sofort von den angezündeten
Kerzen angezogen. Und als Giles hinter ihr herkam, bebte der Boden unter ihnen
und ein knirschendes Geräusch, das die Spaltung des Bodens ankündigte, war zu
vernehmen. Willow und Xander kamen hinzu und sahen erstaunt zu den Kerzen.
Eine Gestallt bewegte sich dazwischen. Worte wurden gemurmelte und die
Bibliothek begann erneut zu beben. Giles wurde unangenehm an die Befreiung des
Meisters erinnert, an das Erdbeben und an die Öffnung des Höllenschlundes.
Doch damals hatte er eine Erklärung für die Ereignisse gehabt. Diesmal war er
genauso verwirrt, irritiert und ziemlich durcheinander wie die anderen.

"Oh...sieh da...meine Gäste sind endlich eingetroffen," Gaunt sah von dem Buch
hoch und klappte es zu. "Gutes Timing. Dürfte ich euch alle zu mir rüber bitten?"

"Sie dürfen, aber sicher werde ich ihnen dann gewaltig in den Hintern treten,"
grimmig blickte Buffy zu Gaunt, rührte sich aber nicht. Sie wartete auf ein Zeichen
von Gils, sofern er wusste, was zu tun war. Sie jedenfalls war durcheinander.

"Erfrischend die Kleine, die Jägerin." Gaunt grinste Buffy an, entblößte spitze
Zähne.

"Irgh...hast du das gesehen Will," Xander fuhr zurück und stellte sich hinter Buffy.
"Die hat er aber nicht immer gehabt, oder?"

"Nicht, dass ich wüsste," Willow war genauso überrascht wie Xander. Sogar ein
wenig nervös.

"Er zeigt uns sein wahres Gesicht. Darum geht es, nicht wahr? Sie brauchen den
Höllenschlund, um ihre menschliche Gestalt zu behalten?" Giles erkannte langsam
einen Plan hinter Gaunts Vorgehen. Er erinnerte sich an das, was er als letztes
über Thezûkan herausgefunden hatte: er kam in menschlicher Gestalt, von kurzer
Dauer. Seine Worte über den Bäcker um die Ecker fielen ihm dazu ein.

"Das trifft es exakt. Nach dem letzten Dilemma auf der anderen Seite dieses
Kontinentes, als man mich frühzeitig erkannte und vertrieben hatte, muss ich
verhindern, in dieses Monster verwandelt zu werden." Gaunts Augen begannen
rot zu glühen und er spürte die Verwandlung in sich beginnen.

"Und was hat das mit uns zu tun? I-ich meine, wieso mussten sie eine Art
Armageddon über die Stadt bringen?" Giles hielt Buffy unbewusst mit einem
schnellen Griff zurück, als sie sich Gaunt nähern wollte, während er ihm seine
Frage stellte.

Gaunt lachte laut auf, entblößte tatsächlich eine Reihe spitzer Zähne, die im
Kerzenlicht weiß funkelten. Das Lachen war tief und dämonisch.

"Das ist mein Geschäft, Mr. Giles. Ich bringe das Chaos, ich ernähre mich von
dem Leid, das sich die Menschen selbst antun und erhalte somit vorübergehend
meinen menschlichen Körper am Leben. Chaos kennt keine Regeln. Es gibt keine
Erklärung, wieso es diese Stadt oder eine andere trifft. Ich suche sie mir zufällig
heraus. Gut, zugegeben Sunnydale hat diesen Höllenschlund...es war zu
verlockend. Nur hab ich dabei sie und dich übersehen." Sein Blick wanderte von
Giles zu Buffy.


"Prima und deswegen...deswegen..." Giles war nicht fähig, laut auszusprechen,
dass Gaunt ihn fast dazu gebracht hätte, Buffy zu töten.

Gaunt verstand jedoch nur zu gut und nickte stumm.

"Bastard," nun war es Giles der unüberlegt vorstürmen wollte, von Buffy jedoch
gehindert wurde.

"So, da wir das geklärt hätten," Gaunt rieb sich die Hände, an denen sich
Hautfetzen ablösten und eine bläuliche, dämonische Haut zum Vorschein brachte.
"Können wir zum gemütlichen Teil übergehen. Die Opferbereitschaft meiner
Gäste. Ich bräuchte einen Freiwilligen, und damit sie wissen von was ich spreche
- laut diesem Buch hier brauche ich Intellekt, Mut, Magie und Normalität - und
ihr vier seit dafür wie geschaffen."

Sie sahen sich überrascht kurz an und Panik machte sich in Xander und Willow
breit. Giles versuchte ruhig zu bleiben und Buffy...

"Mister. Sie haben ein kleines Problem," sie schritt auf Gaunt zu, schüttelte Giles
Arm ab, der sie erneut zurückhalten wollte. "Ich bin die Jägerin - ich werde sicher
nicht so blöd sein und mich von ihnen auf irgendeine Weise dazu zwingen lassen,
mich in den Höllenschlund zu stürzen..."

"Oh, das ist nicht nötig," Teilte ihr Gaunt recht unbeeindruckt mit. "Der
Höllenschlund wurde nur geöffnet, um die Kraft, die Magie dieses Ortes
freizusetzen. Ihr müsst nur einer nach dem anderen in diesen äußeren Kreis treten,
um zur reiner Energie zu werden. Die ich dann selbstverständlich in mich
aufnehmen werde. Dein Mut macht mich unbesiegbar, ihre Magie bewahrt meine
dämonische Kräfte, sein Intellekt ist eine nette Zugabe und er mit seiner
menschlichen Normalität gewehrt den Bestand meiner neuen Gestallt für die
Ewigkeit."

"Danke für die Aufklärung...aber ich lehne dankend ab. Ich schätze die andern
ebenso. Und jetzt zu ihnen, Gaunt, Thezûkan oder wie auch immer sie sich nennen
wollen...wenn sie mich wollen, dann müssen sie aus dem Kreis treten und mit mir
kämpfen."

"Das geht leider nicht. Würde ich das tun - und nichts lieber als das, würde die
Kraft der Magie unterbrochen und meine Arbeit war um sonst."

"Nun, dann komme ich eben zu ihnen..."

"Buffy nicht...," doch noch bevor Giles bei ihr war, trat Buffy in den Kreis.
Grünes Licht strahlte auf und legte um den Kreis einen grünen Gürtel. Giles prallte
zurück.

"Was jetzt Giles?" Willow eilte an seine Seite und Xander stand mit offenen
Mund und ungläubigen Blick da. War Buffy wirklich so dämlich?

"Wir müssen den Kreis unterbrechen, irgendwie...und zwar schnell!" Giles wusste
zwar nicht wie, aber so lange Buffy sich nicht in Luft auflöste oder in Energie,
hatten sie eine Chance.

Buffy spürte gar nichts, auch nicht als sich das grüne Licht um sie legte. Und
Gaunt starrte sie ungläubig an.

"Damit hast du Monster wohl nicht gerechnet?" Und Gaunts Überraschung
nutzend, trat sie zu ihm in den inneren Kreis. Sie kickte eine der Kerzen zur Seite,
Wachs floss über den Boden und die Kerze erlosch. Der Boden bebte erneut,
das Licht wurde um den Kreis schwächer. "Ach so, die Kerzen sind also die
Verbindung?"

Gaunt war wirklich mehr als erstaunt gewesen, als die Jägerin in den Kreis
sprang. So viel Mut und Unüberlegtheit hatte er nicht erwartet und so kam seine
Reaktion ein wenig zu spät. Buffy unterbrach bereits den Zauber. Es blieb nur der
Kampf.

"Ihr Menschen seid so dämlich. Ich frage mich ernsthaft, warum ich wohl eure
Gestallt annehmen will. Ihr seid ein Fluch...." Buffys Faust traf auf seine Nase. Er
fuhr sich mit den Händen ins Gesicht. Das hatte überraschend weh getan. Als die
Hände wieder nach unten wanderten, verzog Buffy angewidert das Gesicht.

"Irgh...was bist du für ein Freak? Da halten ja selbst Chers Ersatzteile besser,"
Gaunts Nase war verschwunden und lag am Boden, hinterließ ein dunkles, blau
strahlendes Loch in seinem Gesicht.

"O.k. und bevor ich dich über den Jordan schicke...wieso hast du versucht erst
Giles, Willow oder mich auf diesen langatmigen Weg auszuschalten, wenn du uns
für diesen Hokuspokus brauchst?"

"Ablenkung? Zudem konnte ich mir nicht sicher sein, wie weit ihr meinen Plan
sonst vereitelt hättet. Ich hatte so zeit mich vorzubereiten, während ihr euren
Träumen nachjagtet..." Gaunt grinste anzüglich, was mit fehlender Nase ein wenig
skurill aussah und ihm von Buffy einen derben Tritt gegen die Brust einbrachte.

Giles beobachtete den Wortabschlag mit gemischten Gefühlen und auch den
Kampf. Buffy hatte sich zwar nicht in Energie verwandelt, aber ob sie gegen
Gaunt kämpfen konnte, war nicht offensichtlich.

"Wasser!"

"Wasser...was?" Giles sah Willow überrascht an.

"Wasser. Die Kerzen, Licht. Energie. Vielleicht kann Wasser etwas gegen diesen
Lichtvorhang ausrichten?"

"Uh...ausgezeichnete Idee. Xander - Wasser!"

Xander noch immer über "Normalität" beleidigt, beeilte sich Giles Aufforderung
nachzukommen und eilte in dessen Büro. Ein Mülleimer diente als Gefäß und er
füllte ihn randvoll, eher er zurückkehrte.

Buffy wartete bis Thezûkan sich aufrappelte und kickte ihm dann die Füsse unter
dem Köper weg. "Das wird irgendwie langweilig."

"So findest du?" Gaunt blieb am Boden und hob die Hand. Eine leichte
Bewegung und Buffy prallte nach hinten, aufgefangen durch den Lichtvorhang, der
sie abprallen ließ. Und diesmal spürte sie etwas. Leichte Elektrizität, die durch
ihren Körper empfindlich schoss. Sie wurde wütend. Nicht weil Gaunt
offensichtlich über magische Tricks verfügte, sondern weil dieser Mann, dieser
Dämon, ein gemeines, dreckiges Spiel mit ihnen gespielt hatte. Das sie fast Angel
hätte töten lassen.

Sie sprang Gaunt an, der halb erhoben sich auf die Beine stellte. Als er am Boden
lag, setzte sie mit einem Schlag gegen seine Schläfe nach. Doch dieser Schlag
zeigte keinerlei Wirkung, ließ nur dir Haut aufplatzen und ein Stück mehr
dämonische Haut sichtbar werden. Es war, als würde Gaunts Kräfte wachsen, um
so mehr er menschliches verlor. Als Gaunt auf die Beine kam, bemerkte Buffy
entsetzt, dass er sich zu verwandeln begann. Das Gesicht löste sich auf und ein
bläulich schimmernder Dämonkopf kam zu vorschien, ohne Ohren, Nase, dafür
mit roten Augen und hellblauen Adern, die über das Dunkelblaue ihre Bahnen
zogen. Sein Körper schien zu wachsen, die Kleider platzten aus ihren Nähten.
Und als er sich auf sie zu bewegte schien sich sein linkes Bein in einen Klumpfuss
zu verwandeln. Als er vor ihr stand korrigierte sich Buffy. Es war ein behuftes
Bein und ehe sie etwas sagen konnte, landete sie von Gaunts Schlag in den
Magen getroffen auf dem Boden.

"Na findest du es noch immer langweilig?"

"Mist. Du bist mir ein widerspenstiges Monster." Buffy kam hoch und griff Gaunt
erneut an.

"Irgh, Giles tun sie was. Der Dämon kommt hervor." Willow schritt aufgebracht
um den Lichtvorhang, um ja keine Aktion zu verpassen. Giles stand mit dem
Eimer Wasser da und war sich seiner Sache ziemlich unsicher. Aber es war ein
Versuch wert. Er goss den Eimer in das Licht. Anders wie erwartet, prallte das
Wasser nicht ab. Es war nicht einmal klar zu erkennen, was vor sich ging. Für
Giles wirkte es, als würde das Wasser durch den Vorhang ins Innere gesaugt.
Willow hatte eher den Eindruck, als würde das Wasser sich von außen um den
Vorhang legen und Xander sah nur ein Blitzen und hörte das statische Rauschen,
als Wasser auf reine Energie traf.

Dem Spektakel folgte ein grelles Licht, Bücher fielen unter der folgenden
Erschütterung aus den Regalen und was noch nicht durch die Öffnung des
Höllenschlundes von seinem Platz gerückt worden war, holte dieses Versäumnis
nach. Der Boden unter ihren Füssen bebte so stark, dass sie Mühe hatten sich auf
den Füssen zu halten. Doch wie Willows Idee gedacht war, stürzte der Vorhang
zusammen. Der Weg zu den restlichen zwei Kerzen war frei, die seltsamerweise
bei dem Kampf noch nicht erloschen oder umgefallen waren.

"W-wir scheinen eine Art Kurzschluss erzeugt zu haben?" Giles war erleichtert.
Sie hatten zwar noch immer nicht Thezûkan bezwungen, wenigstens jedoch seinen
Schutzzauber durchbrochen.

Willow ergriff den leeren Eimer, den Giles noch hielt und dann losließ. Sie
verschwand in seinem Büro und kam kurz darauf mit einem erneut gefüllten Eimer
zurück. "Die Kerzen Giles," erinnerte sie ihn.

"Natürlich."

****

Buffy und Gaunt umkreisten sich gerade, als das Wasser auf die Energie traf und
das Gefängnis zum Einsturz brachte.

"Du hast begabte Freunde. Ich hätte das mit in die Planung einbeziehen sollen.
Aber so wenig wie ich damit gerechnet habe das du deinen Freund tötest oder
Giles," er hob seine Stimme, "Seine Jägerin tötet, so habe ich mit Widerstand
gerechnet."

Seine Worte erzielten, was er erhoffte hatte: trotz der Gefahr wendete sich die
Jägerin überrascht und schockiert ihrem Wächter zu.

Menschen waren ja so leicht zu manipulieren.

"Sie wollten was?" Buffy hatte entrüstet klingen wollten, doch statt dessen
überschlug sich ihre Stimme.

"Buffy...ich...können wir darüber später diskutieren und uns vielleicht auf das
Problem konzentrieren?"

Buffy funkelte ihn eisig an und ehe sie seinen Worten nachkam, hatte Gaunt sie zu
Boden gerissen und nagelte sie fest, indem er sich auf sie setzte und seine Hände
sich um ihren Hals legten.

"Wasser. Kerzen...Giles?" fragte Willow vorsichtig nach.

Giles nickte grimmig und entschlossen.

Willow zielte und ergoss erneut den Inhalt des Eimers über die Kreise. Die
Kerzen erloschen. Ein erneutes Beben folgte und erstaunt sahen sie, wie sich der
große Riss durch den Boden schloss und nur ein kleiner Haarriss als Zeuge der
Öffnung zurück blieb. Giles wurde von den Beinen gerissen und schlug hart auf
den Boden. Xander fing sich gerade noch am Geländer zur Galerie und Willow
schlug bei ihrem Sturz gegen den Konferenztisch unsanft mit dem Ellenbogen auf.

Gaunt hielt Buffys Hals eisern umklammert.

"Weist du was mich nervt," stieß sie kurzatmig hervor, während sie versuchte den
Schraubstock um ihren Hals zu lockern. "Das ihr es ständig auf meinen Hals
abgesehen habt." Doch ihr Versuch war ergebnislos. "Giles...würden...sie
sich...irgendwie beeilen...mit was auch immer sie...tun," presste Buffy angestrengt
hervor. Ihre Lungen begannen zu brennen.

Giles kam mit Xanders Hilfe auf die Füße und eilte auf die Kämpfenden zu. Durch
den aufgehobenen Schutzzauber, dem unterbrochenen Kreis, konnte er ohne
Schwierigkeiten zu ihnen gelangen. Er riss Gaunt von hinten am Hals packend
zurück. Gaunt hatte keine Wahl. Der Ruck war zu stark. Er musste los lassen.
Während Buffy nach Luft keuchte und hustete, wandte sich Gaunt Giles zu.

"Ich wollte nur ein wenig Menschlichkeit, gepaart mit meinen dämonischen
Kräften. Wieso müsst ihr mir diesen Traum zerstören?" Gaunts Verwandlung war
fast vollendet und es erinnerte nur noch sein Stimme an den Mann. Das Etwas
Giles gegenüber war widerlich und abstoßend. Giles rechnete sich eine geringe
Chance gegen den Dämon aus. Oh und dann fiel ihm das Wichtigste seiner
kleinen Recherche ein, bevor er den neuen Laden vor Tagen betreten hatte.
Thezûkan war ein Dämonenkönig. Ein Vorteil für den Gegner. Giles Muskeln
spannten sich. Noch immer wütend über das Spiel, das der Dämon gespielt hatte
und fast Buffys Leben gekostet hätte und vor allem erbost, weil Gaunt es in Buffys
Gegenwart bewusst ausgeplaudert hatte, um sie zu schwächen, war er auf den
Kampf vorbereitet.

Thezûkan sprang auf Giles zu und er konnte ausweichen. Jedoch ehe Giles sich
dem Gegner erneut zuwenden konnte, hatte Thezûkan Giles in den Rücken
getreten. Der Tritt ließ Giles vorwärts taumeln.

"So - ich bin also "Normalität"? Ja?" Nun wollte Xander unbedingt dem Monster
sagen, was er von ihm hielt. Sehr zu Buffys Sorge, die sich langsam erholte.

"Ich werde dir mal Normalität zeigen," er holte zu einem Schwinger aus und
landete ihn Thezûkans Brust. Der Dämon schwankte nicht einmal. Statt dessen
zog Xander seine schmerzende Faust zurück. Thezûkan ergriff Xander am Hemd
vor der Brust und zog ihn hoch. Xander versuchte mit wilden Faustschlägen,
Thezûkan etwas anzutun, aber war außer seiner Reichweite. Alles was er
erwischte war ein Stück des zerfetzten Hemdes des einstigen Gaunts. Als
Thezûkan Xander zur Seite warf, riss er ihm ein gewaltiges Stück Hemd ab.
Darunter kam ein orange pulsierendes Oval zu Tage.

Giles und Buffy warfen sich einen vielsagenden Blick zu.

Buffy sprang auf die Füße, rieb sie noch einmal über den schmerzenden Hals und
trat Thezûkan entgegen.

"Lass meine Freunde zufrieden und vergreife dich an jemanden von deinem
Kaliber." Sie versuchte mit einem hohen Kick, das Oval zu treffen, doch
Thezûkan roch die Lunte und drehte sich zur Seite, packte Buffys Bein und
versuchte sie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Buffy drauf gefasst, drehte sich
im Uhrzeigersinn nach hinten, hob so Thezûkans Griff auf und befreite sich. Das
eben noch festgehaltene Bein rammte Thezûkan in die Seite. Er taumelte.

Buffy sah sich nach einer Waffe um, die lang genug war, um das Oval zu treffen.
Sie nahm Giles dabei wahr, der hinter ihnen sich dem Käfig näherte. Er wollte
sicher an seinen Waffenschrank. Buffy versuchte Thezûkan zu beschäftigen und so
abzulenken. Somit griff sie ihn erneut mit einem Schlag vor die Brust an.

Giles erreichte den Käfig und schlüpfte hinein. Er öffnete seinen Waffenschrank
und entnahm ihn einen der Schlagstöcke. Er dürfte lang genug sein, um Buffy auf
Abstand zu halten und Thezûkan das Aus zu bereiten. Er verließ den Käfig und
sah Thezûkan Buffy in die Luft hebend auf den Konferenztisch werfen. Sie kam
krachend auf und er verzog mitfühlend das Gesicht. Als sie auf die Beine kam, sah
sie in sein Richtung. Er warf ihr ohne Aufmerksamkeit zu erregen den Stock zu.
Sie fing ihn auf.

"So, du Mistkerl, jetzt gibt es was vor den Latz," und sie rammte Thezûkan den
Stock in das Oval, drückte etwas nach und ließ dann los. Thezûkan stolperte
nach hinten, starrte von Buffy auf den Stock und zurück zu Buffy. Seine Hände,
mittlerweile zu Klauen geformt, umklammerten den Stab und er riss in Panik mit
lautem, dröhnenden Geschrei an ihm. Doch er steckte tief und fest. Seine roten
Augen weitenden sich, das Glühen erlosch und der Dämon fiel auf die Knie. Sein
blauer Köper begann orange zu pulsieren, das langsam in ein grelles Glühen
überging. Ein langgezogener, hoher Schrei hallte durch die Bibliothek, schmerzte
in ihren Ohren, bevor Thezûkan mit einem lauten Knall sich in reine Energie
verwandelte und mit einem noch lauteren Puff verschwand. Der Stab fiel polternd
zu Boden. Es kehrte eine unheimliche Stille in die dunkle Bibliothek ein.

Niemand sagte etwas, tief beeindruckt von dem Geschehenem. Erst als Buffys
Schritte die Stille unterbrach, als sie zum Lichtschalter ging und das grelle Licht
das Desaster erhellte, kam auch in sie alle wieder leben. Willows Lähmung lies
von ihr, Xander rieb sich den Kopf, den er sich in seinem unfreiwillige Flug an der
Wand gestoßen hatte und Giles räusperte sich, um die Aufmerksamkeit auf sich
zu lenken.

"Nun...das hätten wir mal wieder uhm...hingebogen?"

"Sieht ganz so aus und ehrlich gesagt...ich bin froh wenn ich heute im Bett liege.
Ich fühle mich ein wenig, wie durch den Wind gedreht." Buffy zog das
wurmstichige Holzkreuz hervor, sah es nachdenklich an und warf es dann in den
Mülleimer.

Giles lächelte sie verständnisvoll an.

"I-ich werde wohl hier erst ein wenig aufräumen müssen, wenn wir Snyder
morgen nicht an einen Herzinfarkt sterben lassen wollen." Giles sah verlegen zur
Seite. Er hoffte Buffy würde das Thema "Jägerin pfählen" ruhen lassen.

"Wir...wir können ihnen ja noch - helfen?" Schlug Buffy in einem Ton vor, der
Willow und Xander automatisch nicken ließ. "Und dann sollten sie mit ihrer Hand
zu einem Arzt gehen."

Giles sah sie schließlich an und nickte stumm.

"Und was auch immer es war, dass sie veranlasste mich zu tö...Gaunts Befehlen
zu folgen...ich will es nicht wissen und würde in unser aller Interesse sagen -
vergeben und vergessen?" Buffy wusste, dass Giles sie zu töten nie im Stande
gewesen wäre und würde sie ihn fragen, würde er sie dann nicht auch fragen?
Dieses Risiko wollte sie lieber nicht eingehen. Zudem nahm sie es ihm nicht
wirklich übel.

Willow und Giles gaben Buffy mit einem Nicken ihr Einverständnis.

****

Die Aufräumungsaktion dauerte bis zur frühen Morgenstunde und Giles versprach
die drei glaubhaft bei Snyder zu entschuldigen und schickte sie nach Hause, damit
sie ein wenig schlaf abbekamen. Er selbst blieb in der Bibliothek. Er war zu
aufgekratzt, um noch an Schlaf zu denken. Er wollte ein wenig mehr über den
Hintergrund dieses Thezûkans herausfinden. Nachholen, was er schon vor Tagen
hätte recherchieren müssen.

Er zog sich mit seinen Aufzeichnungen und Schriftrollen in sein Büro zurück.
Ein trauriges Lächeln spielte um seinen Mund, als er daran dachte, was ihm die
Kristallkugel vorgegaukelt hatte. Eine Spur sentimentaler, als er erwartet hätte,
zog er seine Schreibtischschublade auf. Er suchte etwas bestimmtes, das er hier
aufbewahrte, wohlweislich nicht zu Hause. Das hätte nur schmerzliche
Erinnerungen geweckt. Er fand das beige Papier, das zusammengefaltet unter
einem Stapel Rechnung verbogen lag. Er zog es hervor und faltete es auseinander:
Angelus talentierte Zeichnung aus jener schicksalsreichen Nacht. Er hatte sie nicht
weggeworfen oder verbrannt, wie er es oft vorgehabt hatte und es hätte tun
sollen. Doch es war das einzige Bild, das er von Jenny besaß.

****

Buffy begleitete Xander und Willow nach Hause und ging dann direkten Weges
zu Villa. Der Schlaf konnte warten. Sie musste sich bei Angel entschuldigen, auch
wenn sie eine solche nicht von Giles erwartet hatte, war sie sich sicher sie Angel
schuldig zu sein. Weniger, weil sie ihn hatte pfählen wollen, als viel mehr, weil sie
ihm zugetraut hatte, Giles etwas angetan zu haben.

Sie erreichte bei Morgengrauen die Villa und klopfte kurz zögerlich an, bevor sie
die Türe öffnete, den schweren Vorhang zur Seite schob und Angel in seinem
Sessel sitzend vorfand. Er schien sie nicht zu bemerken. Jedenfalls sah er nicht
hoch, sagte nichts, als sie näher kam.
Sie sah etwas in seiner Hand. Ein verrostetes Kettchen.

"Angel?"

Angel rührte sich endlich und sah zu ihr auf. Sie legte beruhigend ihre Hand auf
seine Schulter.

"Hi Buffy." Es lag soviel Traurigkeit in seinem Blick, die sie veranlasste tröstend
durch sein Haar zu fahren. "Was auch immer es war...habt ihr es besiegt?"

"Thezûkan, wie du vor einigen Tagen richtig vermutet hattest. Es war Gaunt. Er
ist...zerstört. Sein Zauber von der Stadt genommen. Obwohl die Polizei noch
einiges zu tun hat. Du hast es bemerkt," sie nickte auf das verrostete Ding in
seiner Hand, das sie mit seiner Traurigkeit verband. Er nickte stumme. Das alte,
wertlose Kettchen fiel zu Boden.

Buffy hob es auf. Es war brüchig und ein Kleeblatt war als Anhänger daran. Es
hatte nichts mehr gemeinsam mit jener Kette, die Kathy gehört hatte.

"Was hat es dir bedeutet?" Sie hoffte ihm mit dieser Frage nicht zu nahe zu treten.

"Vergebung."

-ENDE-