Die Giles-Trilogie Teil 2
Llevlyn

Teil 10-13

von Melanie Laier




Giles lief nervös auf und ab. Er hatte noch vor wenigen Minuten selbstsicher gewirkt, als er mit Spike und den anderen einen Plan gegen Llevlyn ausgeheckt hatte. Aber kaum waren Buffy, Willow, Xander und Anya gegangen, plagten ihn auch schon die ersten Selbstzweifel. Was, wenn Llevlyn früher zu schlug als erwartet? Wenn er gar von ihrem Plan erfuhr? Er blieb stehen und sah zu Spike, der an Giles Bücherregal stand und offensichtlich nach was suchte.

"Kann ich dir irgendwie helfen?" Giles sah bereits sein ordentlich aufgeräumtes Regal in heillosem Durcheinander.

"Öh, ich suche nach dem "Buch des Bundes von Cerridwen". Sagt ihnen daswas?" Spike wandte seinen Blick nicht von den vielen in Leder gebundenBuchrücken ab.

Und ob Giles das Buch etwas sagte. Der Bund der Cerridwen war nach der Christianisierung Irlands ein großer Geheimbund der Druiden gewesen, der die Göttin Cerridwen weiter verehrte. Cerridwen war die Göttin des Mondes, des Getreides und der Natur. Aber sie stand unter anderem auch für die Schützerin der Magie, Astrologie, Kräuter, Zaubersprüche und Weisheit und war Herrin des Todes. Cerridwen war eine der höchsten Göttinnen der Kelten und stand für alles, was ein Druide beherrschen sollte. Unter den Christen wurde Cerridwen leichtsinnigerweise zur Hexe abgestempelt und die Druiden hatten keinen leichten Stand. Aber was hatte Cerridwen mit ihrem Problem zu tun?

"Also?" Spike sah nun ungeduldig zu Giles. 

Giles zog fragend die Stirn infalten.

"Haben sie nun eine Ausgabe davon? Es wäre uns sehr hilfreich. Ich erinnere mich nur noch dunkel an den Zauberspruch."

Das konnte lustig werden. Vorhin hatte Spike noch felsenfest behauptet den Spruch zu beherrschen und wenn nötig ihn jederzeit zu wiederholen.

"Ich denke schon. Es ist zwar kein Originalband, den konnte mir ein andere Wächter vor der Nase wegschnappen, aber es ist eine Abschrift, 10 Jahre später angefertigt. Ich habe es aber nicht hier im Regal. Einen Moment," völlig begeistert, daß das Buch doch noch für etwas Nutze war, nachdem er ein kleines Vermögen dafür ausgegeben hatte, eilte er die Treppe  zu seinem Schlafzimmer rauf und holte das in Samt gebunden Buch, mit Goldletteraufschrift aus seiner wertvolleren Sammlung und brachte es Spike.

"Und es ist wirklich uhm, wichtig?" Giles sah immer noch keinen Zusammenhang.

Spike schien gekränkt.

"Wenn sie mir nicht vertrauen, Mann..."

"Schon gut. Ich, ich sehe nur keine Verbindung..."

"Llevlyn ist aus einem der ersten Keltenstämmen hervorgekommen, bevor er zu einem Vampir wurde. Laut der Legende ging irgendetwas in der Todeswelt schief, mit seiner Seelenwanderung, und er wurde wieder geboren, eben als dieses Monster oder wie man heute moderner sagt Vampir. Sein Stamm musste sich was einfallen lassen, um ihn wieder los zu werden und der Saga nach, hat Cerridwen einen Bannspruch den Kelten geschenkt, mit dem sie Llevlyn wieder los wurden. Im Mittelalter wurde er jedoch durch einen geheimen Befreiungszauber befreit und er nahm die Identität Tigernmas "Herr der Toten an" und wurde zu
einem Herrscher über sein eigens kleines Reich. Er führte die Verehrung des Gottes Crom Cruach ein, dem  ein Teil der Ernte und die Erstgeborenen in einer Familie geopfert werden musste. Krankes Gehirn. Er wurde vom Geheimbund der Cerridwen gebannt und eben von Angelus und mir erneut freigesetzt."

"Du kennst dich wie ich sehe bestens aus," Giles Blick nahm den drohenden Ausdruck vor wenigen Stunden wieder an, aber er hatte wenig Lust sich auf Spike zu Stürzen und ihm für das Schweigen einen Denkzettel zu verpassen. Er war froh, dass er ihnen wenigstens jetzt half.

"Ich habe damals ausführlich recherchiert. Ich wollte den Wahnsinnigen los werden, um jeden Preis. Er wollte Dru und das musste ich ja schließlich verhindern.  Ich bin heimlich, ohne Angels Wissen, in Irland herumgezogen und habe mich über Llevlyns Legende erkundigt. Dabei bekam ich einen Hinweis auf
diesen Bund der Cerridwen und wo ich ihr Oberhaupt finden konnte. Und so neugierig wie ich nun mal war, ließ ich mir das nicht zweimal sagen und suchte diesen Geheimbund auf. Man verriet mir angesichts der großen Gefahr, die von Llevlyn ausging, den Bannspruch. Und sie glauben mir nicht, wie schwer es mir viel, keinen von diesen Menschen anzuknabbern, aber sie waren mir eine große Hilfe, also ließ ich sie in Frieden," Spike grinste selbstgerecht und bösartig. Giles ignorierte es, er hatte andre Sorgen.
"Und jetzt kann ich mich eben nur noch halb daran erinnern, aber mit diesem Buch..."

"Er hat Buffy! Giles, dieser Lev-Lev...der Vampir hat Buffy," Xander stolperte in den Raum, dicht gefolgt von Willow. Sie waren beide völlig außer Puste und in offensichtlichen Panikzustand.

"I-ich ... w-was?" Giles riss ungläubig die Augen auf. Llevlyn hatte bereits zugeschlagen. Er ließ ihnen keine Zeit zum Planen, er war zu gerissen. 

"Er hat uns auf dem Nachhauseweg angegriffen. Buffy ging gleich auf ihn los. Wir sollten zurücklaufen und sie warnen und..." plapperte Willow drauf los.

"Warte, warte, warte," stoppte Giles Willow. "Er hat Buffy, oder sie kämpfen?"

"Haben sie den schon mal kämpfen gesehen?" Xander verstummte sofort, als er Giles Blick begegnet. Auwei, dumme Frage Xander. Sicher wußte Giles wie dieser Wahnsinnige kämpfen konnte.

"Wir sind geflohen, während Buffy noch kämpfte, aber Giles, sie hat keine Chance..." Willow klang sehr niederschlagen und recht weinerlich. In Anbetracht was sie eben erlebt hatte keine Wunder. Die starke Jägerin, die bisher jeder Gefahr trotzte, hatte wahrscheinlich versagt.

"Wie weit von hier?" Giles stand bereits an seiner Waffenkiste und begann Armbrust und Axt zurichten, wohl wissend, daß er damit recht dumm und überstürzt handelte. Aber es ging um Buffy.

"Nicht weit." Xander zuckte mit den Schultern. "10 Minuten? Im Dauerlauf 5?"

"Spike? Mitkommen!" Und Giles warf dem verdutzten Vampir die zweischneidige Axt zu und stürmte Richtung Tür.

"Eh Giles und wir?" 

Nicht das Xander unbedingt versessen auf Mithilfe war, er konnte gut darauf verzichten zu Hundefutter verarbeitet zu werden, aber hatte er oder Willow eine Wahl?

"Ja, genau. Ich bleibe bestimmt nicht hier und..." Willow folgt Giles.

Doch Giles blieb an der Tür stehen und sah die beiden ungewohnt streng an. 

"NEIN, auf keinen FALL. Ihr bleibt hier und wartet...uhm, egal auf was. Jemand von uns wird schon zurück kommen. Ihr folgt uns NICHT! Ist das klar?"

Xander und Willow sahen sich überrascht an und schluckten schwer. Giles war ja mächtig übel drauf. Sie nickten stumm. Xander war es recht, so doch noch länger am Leben zu bleiben  und Willow war enttäuscht. Vielleicht hätten sie zu viert mehr ausrichten können.
 
 

Buffy konnte nicht mehr. Ihre Kraft war aufgebraucht. Sie wußte nicht weiter. Giles hatte nicht übertrieben. Er hatte sie nicht angelogen. Und was nun? Sollte sie sich einfach ergeben und diesem Vampir seinen Sieg gönnen? Sich gefangen nehmen lassen und somit zum Spielzeug von Llevlyn werden, mit dem er Giles erpressen konnte und dies unweigerlich zu ihrer beiden Tod führen würde? So wie es Giles vorhergesagt hatte?

"O.k., du Monster. Was willst du von mir und von Giles?"

Llevlyn machte eine Pause und lachte.

"Hat es dir dein Wächter nicht gesagt? Ich räche meine ermordeten Kinder. Deine Wächter und Du werden für die unzähligen gemordeten sterben..."

"Hey, du hast da was verpaßt. Ihr seid Abschaum, ihr seid böse. Ich rette die Menschen vor euch..."

"Argh!" 

Ups, anscheinend hatte sie Llevlyn gereizt. Er holte erneut aus und versuchte sie mit seiner Axt in zwei Teile zu spalten. Sie kam beim Ausweichversuch ins Schwanken und verlor das Gleichgewicht. Hart schlug sie auf
den Asphalt auf und ehe sie sich aufrichten konnte, stand Llevlyn über ihr. Sie versuchte sich von ihm wegzurobben, aber er packte sie am Kragen und beugte sich halb zu ihr, halb zog er sie in die Höhe.

"Du solltest dir deine Worte gut überlegen, Kleine. Ich spaße nicht. Ich bin kein dummer Gegner, ich bin nicht so leicht zu staub zu verarbeiten ... ich bin dein schlimmster Alptraum, daß sollte dir klar werden..."

"BUFFY!" Giles kam dicht von Spike gefolgt die Straße entlang gerannt.

Buffy sah ihn nicht, hörte ihn nur und sie hoffte, er war schlau genug, fern zu bleiben und nicht im Affekt zu handeln. Sein kühler Kopf war hier gefragt. Sollte Llevlyn sie doch gefangen nehmen. Giles würde sie bestimmt nicht im Stich lassen.

"Oh, Wächter Giles," Llevlyn ließ Buffy unsanft zurückfallen. Erneut schlug sie mit ihrem Kopf auf. Mann, das machte sie langsam fertig. "Wie ich sehe, rennst du diesmal nicht vor mir weg. Diesmal steht du vor mir, zwar vor Angst schlotternd und mit ... SPIKE?" 

Spike trat einen Schritt hinter Giles. Ihm war klar, daß Llevlyn sehr gut wußte, wer ihn vor über 100 Jahren in die
Hölle geschickt hatte. Er grinste Llevlyn entgegen.

"Hey, Meister. Schön dich wieder zu sehen," und zeigte ihm drohend die Axt.

"Ganz meinerseits, ja," Llevlyn beobachtete Giles und ließ Spike dabei nicht aus  den Augen. 

Giles hatte die Armbrust in Anschlag, wußte aber nicht ob die ihm überhaupt etwas nutzte. 2000 Jahre waren schon beträchtlich und seine Haut mußte zäh wieder Leder sein. Entweder brach der Pfeil oder prallte ab. Aber er fühlte sich etwas sicherer. Er mußte Llevlyn irgendwie ablenken, damit Buffy eine Chance hatte sich aus seiner Reichweite zu retten. Aber Llevlyn schien seine Gedanken gelesen zu haben, den er griff nach Buffy, zog sie hoch und schlug sie mit einem einzigen Faustschlag gegen die Schläfe k.o.

"NEIN!" sich völlig bewußt dumm zu handeln, bewegte sich Giles auf Llevlyn zu. Llevlyn sah ihn kommen, richtete seinen Blick starr auf Giles und machte eine wegwerfende Handbewegung. Eine unsichtbare Kraft, als wäre er gegen eine unsichtbare Mauer geprallt, wurde Giles nach hinten geworfen und prallte gegen eine Wand. Die Luft blieb ihm weg und er saß für einen  Moment benommen da. Seine Brille war ihm von er Nase geflogen und Spike reichte sie ihm.
Dieser kurze Moment hatte Llevlyn gereicht, um mit Buffy auf den Schultern in die Dunkelheit zu verschwinden. Giles blieb am Boden sitzen, starrte für eine lange Zeit an die Stelle, wo eben noch Buffy gelegen hatte und war seit Jennys Tod, seit langem den Tränen nahe, aus Wut, Erschöpfung und aus Angst
um Buffy. Schließlich riss er sich zusammen. Er durfte sich nicht gehen lassen. In diesem Zustand war er  für niemanden eine Hilfe und schon gar nicht für Buffy. Er ließ sich von Spike auf die Füße helfen.
 
 

"Und?" Kam es gleichzeitig aus Willows und Xanders Mund, als Spike und Giles zurückkehrten, aber sie wußten die Antwort noch bevor Giles antworten konnte. Erstens hatten sie keine Buffy dabei und  zweitens sah Giles ziemlich fertig aus.
Giles schüttelte nur mit dem Kopf und ließ sich erschöpft auf seinem Sofa nieder. Er nahm die Brille ab und langte sich an den Hinterkopf, mit dem er gegen die Mauer geprallt war.

"Er ... er uhm hat sie, uhm, ja..." Giles sah gefaßt Willow und Xander an. "Wir haben viel zu tun, wenn wir Buffy retten und mich vor Llevlyns Zugriff bewahren wollen."
 
 

Llevlyn brachte Buffy in den Keller des leerstehenden Bürogebäudes. Das Haus lag in einer ziemlich ruhigen Lage, es gab hier fast nur Bürogebäude, vereinzelte Läden, die längst geschlossen hatten und es gab hier fast niemand, der nach Feierabend auch noch wohnen wollte. Er hatte hier nach Sonnenuntergang völlige Ruhe. Der Keller lag tief, und es drang nichts nach außen. Der geeignete Ort.
Er kettete Buffy an den Hand- und Fußgelenken zwischen zwei Stützpfeiler an. Sie hing wie gekreuzigt da und Llevlyn sah mit einem zufriedenen Lächeln an die gegenüberliegende Seite, wo er für Rupert einen Platz seiner Jägerin gegenüber reserviert hatte. Das Spiel hatte begonnen und er genoss jetzt schon jeden einzelnen Zug.
Buffy stöhnte und Llevlyns Aufmerksamkeit wurde wieder auf sein Hauptobjekt gerichtet.

"Sieh an, die Jägerin kann doch einiges wegstecken," er riss Buffys Kopf an den Haaren packend  grob zurück. Buffy stöhnte auf, blinzelte benommen und sah ihn dann klar und direkt an.
"Wir beide werden viel Spaß miteinander haben. Verlass dich darauf."
In Buffys Gesicht spiegelten sich die verschiedensten Emotion wieder, Wut, Enttäuschung, aber sie beherrschte sich, versucht Haltung zu bewahren und wollte auf keinen Fall den Vampir ihre Angst spüren lassen. Llevlyn sah sie kurz durchdringend an und verließ den Keller und überließ Buffy der
Dunkelheit.
 
 

"Seid ihr fündig geworden?" 

Spike stand ungeduldig im Raum und wartete jetzt schon seit fast einer Stunde auf Giles Übersetzung des Buches der Cerridwen. Xander war in den Zauberladen gegangen, um Giles einige Zutaten zu holen, die er bereits in dem Buch gefunden hatte und Willow recherchierte in einer alten lateinischen Schrift, um mehr über Tigernmas herauszufinden. Giles sah kurz entnervt zu Spike, der den Blick richtig deutet und nicht weiter auf
eine Antwort pochte. Es war mittlerweile weit über Mitternacht hinaus. Aber Giles wollte sich und die anderen nicht schonen. Es ging alleine darum, Buffy so schnell wie möglich zu finden und vor Llevlyns Foltermethoden zu bewahren. Wenn er wirklich Angel beigebracht hatte, was Giles selbst am eigenen Körper zu spüren bekommen hatte, wollte er nicht wissen, wie Llevlyn in diesem Fach bewandert war. Es macht ihn fast wahnsinnig Buffy in seiner Gewalt zu wissen. Zu wissen, daß Llevlyn zum einen wegen seiner Mission hier war, und zum anderen auch vor allem hier war, um sich an Giles Entkommen vor 15 Jahren zu rächen. Aber das brachte hier niemanden weiter und er wollte den anderen nicht zeigen wieviel Angst es ihn bereitete. 

Xander kam zurück und brachte, was man ihn aufgetragen hatte. Giles bekam das Gefühl nicht los, das Xander seit zwei Tagen seinen Worten viel mehr Bedeutung zollte und sehr viel ernster an die Sache heranging als für ihn gewöhnlich war. Selbst seine dumme Sprüche sparte er sich. Konnte es sein, daß er das Angebot des Rates ernsthaft annehmen wollte? Er durfte nicht versäumen, Xander danach zu fragen, sobald sie das hier durchstanden hatten. Er fuhr mit der Übersetzung fort.

"Oh. Oh, oh, oh..." Willow hoppelte auf ihrem Stuhl ungeduldig auf und ab. Somit konnte sie sich sicher sein, die Aufmerksamkeit der Anwesenden hundertprozentig auf sich gerichtet zu haben. "Ich glaube ich habe hier was."

Willow stand auf und brachte Giles das Buch und tippte auf die entsprechende Stelle. Sie wollte sicher gehen, daß sie das eben richtig verstanden hatte und den Fachmann noch mal rann lassen. Giles nahm ihr das Buch ab, runzelte die Stirn und sah dann etwas erleichtert in die Runde.

"Sehr gut. Ich wußte, daß er irgendwo eine Schwachstelle haben muß." 

Er las die entsprechende Stelle erneut, Xander und Spikes Ungeduld ignorierend. 

"Was, Giles? Würden sie sich uns bitte etwas informativer zeigen?" Xander platzte vor Neugierde.

"Die Tätowierung, der Drache auf der Brust, uhm ist die offensichtliche Schwachstelle. So wie in der dt. Legende Siegfried eine einzige verwundbare Stelle auf der Schulter hatte..." Giles verstummte, als er sich mal wieder der fehlenden Allgemeinbildung der amerikanischen Schüler bewußt wurde  und Xanders zunehmenden, verwirrten Blick richtig deutete. "Hm, ja, was soll's, kurz gesagt, er ist nur an dieser Stelle durch einen Pflock zu töten. Aber es darf kein beliebiger Pflock sein. Er muß aus Eichenholz gefertigt werden und
von einem Druiden geweiht sein..."

"Oh prima und wie sollen wir da rann kommen? Fliegen wir kurz nach England, um diese Spinner zu suchen oder reicht eine Reise mit der Zeitmaschine?"

Xander schien langsam wieder in Form zu kommen.

"Nein," Giles nahm übermüdet seine Brille ab und legte sie vor sich auf den Schreibtisch. Er wusste wo sie solch einen Pflock herbekamen, aber das brachte schmerzhafte Erinnerungen mit sich. Er stützte sein Kinn in die linke Hand und sah kurz, in Erinnerung an Jenny, vor sich auf die Tischplatte. "Ich weiß von ... damals...uhm Jenny, eh Ms. Calendar hatte mir einst erzählt, wo sie und ihr Onkel ihre magischen Zutaten kauften...der Besitzer hat den Laden verkauft, nach ihrem Tod, aber ich weiß wo er wohnt und ich denke er
kann uns weiterhelfen. Hier geht es ja nicht mehr nur um harmlose Spielereien.."

Willow verdreht die Augen. Als wären ihre Zaubersprüche, die Giles in letzter Zeit alle angewendet hatte Spielereien gewesen. Aber trotzdem entging es ihr nicht, daß Giles seit sehr langer Zeit, dass erste mal wieder von Ms. Calendar sprach. Offensichtlich war der Verlust noch immer nicht verarbeitet, jedenfalls schien ihr Giles für einen Moment weit weg mit seinen Gedanken.
Als Giles mit einem Ruck seine Brille zurücksetzte und sich ihnen abrupt zu wandte, was sie sich sogar ziemlich sicher, wo er gerade mit seinen Gedanken war. Mit einem Blick zu Xander stellte sie fest, daß er wohl in die gleiche Richtung dachte.
Giles mußte mit einem unangenehmen Gefühl feststellen, daß Willow und Xander sehr wohl gemerkt hatten, daß er durch diese kurze Erinnerung, schmerzhaft seinen Gedanken freien lauf gelassen hatte.  Eine unangenehmes Schweigen machte sich kurz im Raum breit. Giles sah sich genötigt, als erster zurück
zum Thema zu finden.

"I-ich werde ihn sofort aufsuchen und wenn nötig aus dem Bett klingeln. Es ist ja schließlich ein Notfall nicht," er lächelte ein kurzes, zynisches Lächeln. Ein schlechter Versuch den anderen zu zeigen, daß alles mit ihm in
Ordnung war.

"Sollen wir mitkommen, Giles?" Willow wollte irgendetwas tun und nicht nur hier nutzlos herumsitzen und Giles dabei zu sehen, wie er vor Angst langsam durchzudrehen begann.

"Nein, nein ich - ich schaffe das schon alleine. Du und Xander könntet noch ein wenig weiter recherchieren..."

"Was ist mit dem Bannspruch?" Spike fühlte sich ausgeschlossen. Sicher, er erinnerte sich an diese Lehrerin, die Angel, besser gesagt Angelus im Anfall von Wahnsinn getötet hatte und damit seine eigene Pläne vereitelte. Aber das diese Menschen nach so langer Zeit immer noch nicht darüber sprechen konnten, verstand er nicht.

"Ich will Llevlyn ein für allemal ausschalten. Ihn mit dem Bannspruch zurück in die Hölle zu schicken reicht nicht aus. Er wird eines Tages zurückkommen und seine Jagd fortführen. Ich will ihn als Staub zu Boden rieseln
sehen..."

"Und wie wollen sie das anstellen, hm? Sie wissen doch genauso gut, wie ich, daß nicht mal die Kräfte der Jägerin ausgereicht hatten..."

"Spike, sei still. Ich will das nicht hören!" Und damit stürmte Giles aus seiner Wohnung, um den ehemaligen Besitzer des Zauberladens aufzusuchen.
 
 

Buffy hing in völliger Dunkelheit an ihren Ketten, und langsam fingen ihre Gliedmassen an zu schmerzen und müde zu werden. Ihr ganzes Gewicht zog an den Handgelenken und die Dunkelheit und Stille um sie herum, half nicht, daß sie sich besser fühlte. Ihr Kopf dröhnte von dem Schlag, den ihr Llevlyn verpaßt hatte und sie hätte gerne geschlafen, aber in dieser unbequemen Lage war das kaum möglich. Sie hatte nicht mal genug Spielraum, um zu überprüfen, ob die Ketten so fest waren, daß sie sie vielleicht aus der Verankerung hätte reißen können, wie ihr das damals im Keller der Zeta-Kappa-Verbindung gelungen war. Sie glaubt so langsam in einem ziemlich schlimmen Schlamassel geraten zu sein. Und wer hatte schuld? Giles. Prima. Dem Mann, den sie blind
vertraut hatte, seit mehr als 3 Jahren. Und dann das. Sie wußte nicht, ob sie wütend auf ihn war oder einfach nur enttäuscht. Vielleicht beides. Aber wenn er jetzt hier wäre und sie nicht gefesselt wäre, oh Mann, dann würde sie ihn die Kräfte einer Jägerin spüren lassen. Das wäre ganz schön was anderes, als er es in ihrem Training zu spüren bekommen hatte, als sie versucht hatte sich zurückzuhalten. Aber das half ihr auch nicht. Gut sie konnte auf Giles wütend sein, aber das änderte an ihrer Lage nichts und wahrscheinlich war es
ja Giles, der sie hier rausholte.

Giles raste durch die Straßen von Sunnydale, soweit man bei seinem Auto von rasen sprechen konnte. Nahm keine Rücksicht auf rote Ampeln oder Geschwindigkeitsbegrenzungen. Als er bei der Adresse ankam, stürmte er die Treppe nach oben, hämmerte gegen die Tür. Als ihm nach einigen Minuten ein verschlafener Mann in einem Kimonopyjama öffnete, drängte sich Giles einfach an ihm vorbei. Der Mann hatte sich kaum verändert, er war höchstens etwas schwergewichtiger geworden.

"HEY...was..."

"Hören sie, es tut mir leid einfach so einzudringen, glauben sie mir, aber es geht hier um einen Notfall. I-ich brauche einen ganz bestimmten magischen Gegenstand und ich ..."

"Ich habe mich zur Ruhe gesetzt. Wenn sie jetzt bitte meine Wohnung verlassen würden, bevor ich die Polizei rufe?"

"I-ich - sie verstehen nicht. I-ich weiß von einer alten Freundin, ihnen war sie als Janna bekannt, daß sie in solchen Angelegenheiten eine Anlaufstelle sind...bitte," fügte er etwas verzweifelter hinzu.

"Oh, so ist das." Sicher erinnerte sich der Mann an Enyos und seine Nichte Janna vom Volk der Kalderash. Beider Tod war ja schließlich der Grund gewesen, dass er es für sicherer gehalten hatte sich zur ruhe zusetzten. "Was genau suchen sie?"

"I-ich brauche einen "Tetachlion".

"Aha, ein Mann der weis was er will. Was wollen sie den mit einem geweihten Pflock? Noch dazu einem keltischen?" 

Der Mann ging zu einer Tür und bedeutete Giles ihm zu folgen. Die Tür führte zum Keller. In Regalen stapelten
Kisten, beschriftet , verstaubt. Der Mann bestieg ein Holztreppchen und holte eine Kiste nach unten.

"Ich, ich muß einer Freundin das Leben retten. Und das geht nur damit...", er wußte nicht wie weit der Mann an solche Dinge glaubte. Das er die mystischen Gegenstände verkaufte, hieß noch lange nicht, daß er auch daran glauben mußte.

"Sicher," er kramte in der Kiste herum. "Ah, hier haben wir ihren Tetachlion. Bitte." Er reichte Giles, den schmalen Pflock aus Eichenholz. Giles griff in seine Tasche und holte einen 100 Dollarschein heraus.

"Ist schon in Ordnung. Sie sind ja uhm waren ein Freund von Janna. Das geht schon in Ordnung." 

Giles stieg in seinen Wagen und legte den kostbaren Pflock auf den Boden der Beifahrerseite und startete durch, als etwas, jemand, auf seine Motorhaube sprang. Die Frontscheibe zersplitterte, als eine Faust auf ihn zu raste und ihm am Kragen packte und aus dem Wagen riss. Er blickte direkt in Llevlyns schwarze Augen.
 
 

"Wo Giles bleibt?" Willow stand an dem Fenster neben der Eingangstür und sah jetzt bereits zum zehntenmal auf die Straße. "Ich mache mir langsam sorgen. Ihr nicht?" 

Sie sah zu Xander und Spike, die mit einer Packung Chips vor Giles kleinen Fernseher saßen und sich über die Nachtwiederholungen von "South Park" amüsierten.

"Er kommt schon. Wer weiß wo er das Ding herholen muß. Jetzt komm, setzt dich zu uns." 

Xander rückte etwas weiter an Spike heran, der angewidert und erstaunt ein Stückchen wegrutschte. Das er ihnen half, oder gar mit ihnen den Fernseher teilte, hieß nicht das er auch noch Köperkontakt mit ihnen
erdulden mußte. Xander sah ihn komisch von der Seite an. Willow kam tatsächlich, setzte sich, spritzte aber eine Minute später wieder hoch.

"O.k., Jungs. Giles ist jetzt über 2 Stunden weg. Da stimmt was nicht. Ruf Anya an. Sie soll uns mit dem Auto abholen." 

Xander tat, was Willow verlangte, während Willow in Giles Notizbuch blätterte, um die Adresse
herauszufinden.
 
 

Als sie bei der Adresse ankamen, die Giles zum Glück unterstrichen hatte, sahen sie schon das Blaulicht von weiten. Willow schenkte Xander einen strafenden Blick. Sie hatte von Anfang an gefühlt, dass was nicht stimmte, als Giles länger als eine Stunde unterwegs gewesen war. Sie parkten.

"Das ist Giles Auto," Willow sah entsetzt zu dem Wagen, der an einer Straßenlaterne hing. Sie beeilten sich.

"Halt, ihr könnt hier nicht durch," ein bulliger Beamter versperrte Willow den Weg, als sie unter der Absperrung zum Wagen eilen wollte.

"Das - unser Freund. Das ist sein Auto," stammelte Willow.

"Mr. Rupert Giles," fragte der Polizist nach.

Die drei nickten stumm. Der Polizist hob die Absperrung hoch und ließ die drei durch. Mit wackligen Knien näherte sich Willow dem Auto und Xander hatte ein flaues Gefühl im Magen. Selbst Anya sah besorgt aus. Sie entdeckten die zerbrochene Frontscheibe, aber kein Giles. Sie drehten sich fragend zum Polizisten herum.

"Mr. Giles ist nicht im Wagen gewesen, als wir hier ankamen. Wir haben nur seine Geldbörse gefunden mit Ausweisen, Adressen und das hier," er zeigte den drei den Tetachlion.

"Oh, den können sie getrost uns überlassen," und noch bevor der Mann was sagen konnte hatte ihn Anya den Pflock frech aus der Hand gerissen und die drei gingen eilig zu Anyas Wagen.
Willow nahm den Pflock und spielte daran herum.

"Wo Giles nur abgeblieben ist? Meint ihr diese Llevlyn hat ihn geschnappt?" 

Xander sprach aus, was die anderen beiden still befürchtet hatten, aber sich nicht getrau hatten, es laut auszusprechen. Schweigend fuhren sie zu Giles Wohnung, in der Hoffnung Giles dort zu finden. Aber außer Spike war niemand da und das Telefon blieb stumm.
 
 

Llevlyn war enttäuscht. Der Wächter hatte nicht die Haltung verloren, als er ihn durch die Straßen von Sunnydale schleppte. Im Gegenteil, er hatte versucht sich zu wehren und Llevlyn hatte ihn für die restliche Strecke ein wenig k.o. schlagen müssen. Schade auch. Er hatte gehofft, dass Giles um sein Leben wimmern würde, wie schon einmal. Na gut, dann mußte er eben seine Strategie ändern und konnte gleich mit seinen schönerem Spielzeug anfangen. Er war jetzt schon gespannt was Jägerin und Wächter zu seiner, für sie
ausgedachten, Show sagen würden.
Er schleppte Giles die Treppe nach unten wie Stunden zu vor Buffy.  Sicher, er hatte gehofft länger sein böses Spiel mit ihnen treiben zu können, aber da er erkannt hatte, daß Buffy ungeahnte Kräfte besaß, und Giles
wohl einiges dazu gelernt hatte, mußte er schneller handeln. Er schaltete das Licht an und Buffy stöhnte leise. Ihre Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt. Als sie Giles in Llevlyns Gewalt erkannte, sah sie sich verloren und bekam es zum erstenmal seit dem Meister wieder mit der Angst zu tun.

"Na, da staunst du, nicht wahr? Dein Wächter ist doch nicht so schlau wie du dachtest." 

Llevlyn kettete Giles Buffy gegenüber auf dieselbe Weise fest, ließ das Licht an und verließ den Raum. Buffy starrte stumme Giles an und hoffte er würde bald zu sich kommen, damit sie ihm ihre Meinung geigen
konnte.
 
 
 

to be continued...


 

Die Giles-Trilogie Teil 2
Llevlyn

Teil 14-15


Buffy wußte nicht zu sagen, wie lange sie auf ein Lebenszeichen von Giles gewartet hatte, aber war sichtlich erleichtert, als er endlich stöhnend seinen Kopf bewegte und langsam zu sich kam. Giles sah zu nächst alles nur
verschwommen und erinnerte sich schwach an den Schlag gegen die Schläfe. Also hatte er seine Entführung nicht geträumt. Sein Blick wurde klarer und fiel auf Buffy, die sichtlich unbequem zwischen zwei Säulen gekettet war. Da wurde ihm das Reißen an den eigenen Gelenken bewußt und er hob angesichts der
Kopfschmerzen langsam den Blick und besah sich die Bescherung. War das das Aus für seine Jägerin und ihn? War es das, was in so vielen Wächtertagebüchern nur angedeutet wurde? Der frühe Tod, den eine Jägerin ereilen konnte, mit dem auch ein Wächter hin und wieder  rechnen mußte? War er darauf vorbereitet?
Hatte er wirklich gehofft, als alter Mann zu sterben?

"Sie Mistkerl."

Giles sah zurück zu Buffy, die ihn wütend anfunkelte.

"Bitte?" Giles zog seine Stirn in Falten und sah überrascht aus.

"Sie wußten die ganze Jahre über, daß es jemanden gibt, der für mich mehr den Tod bedeuten könnte als  je der Meister oder ein anderes Monster eine Bedrohung gewesen wären. Und sie haben geschwiegen."

"Aber doch nur, w-weil i-ich sicher uhm sicher sein konnte das er gebannt war..."

"Oh, sparen sie sich ihre Erklärungen," fiel im Buffy ins Wort. "Darauf gebe ich nichts mehr. Sie haben mich in diese Lage gebracht. Nicht ich."

Giles hätte ihr in diesem Punkt gerne widersprochen, immerhin war sie gestern beleidigt davon gestürmt ohne sich genau zu informieren. Hätte sie das getan, hätte sie Llevlyn nicht angegriffen und sie wären nicht hier. Llevlyn hatte ja nur darauf gewartet, daß einer von ihnen den ersten Schritt machte. Aber er schwieg.

"Hat es ihnen jetzt die Sprache verschlagen, Giles?"

"Was soll ich schon sagen, Buffy? Du bist wütend, gut. Aber ich bin genauso wütend  - auf mich. Wenn es dich beruhigt. Aber das hilft in dieser Situation nicht. Wir brauchen all unser Kraft um..." Giles verstummte plötzlich. Solle er ihr wirklich sagen, was auf sie zukam? Mußte sie sich darüber jetzt schon den Kopf zerbrechen?

"Um was Giles? Um die Folter durchzuhalten, von der sie sprachen? Glauben sie nicht, ich habe an nichts anderes Gedacht seit ich hier hänge, wie ein Fisch an der Angel?"

"Uhm, Buffy, i-ich denke wir spielen bereits sein Spiel mit. Er will uns aufeinander hetzen und wie es scheint funktioniert es bei dir hervorragend." 

Giles sah sie direkt an.

Vielleicht hatte ja Giles recht, man konnte nie wissen. Das änderte aber nichts daran, dass sie hier die Hölle erleben sollten. Hatte sie nicht alles Recht der Welt ihre Wut, ihren Zorn herauszulassen? Oder tat sie damit Giles unrecht?

"Was schlagen sie vor?" Es war vernünftiger einen klaren Kopf zu bewahren. Zu planen, sich an Fakten festzuhalten auch wenn es keine gab oder nur düstere.

Giles sah Buffy mit gerunzelter Stirn an. Was war das für eine Frage in solch einer Lage? Hoffte sie, daß er sie beide befreien konnte? Hatte sie wirklich soviel Hoffnung in ihn? Er hatte keinen Plan, keine Hoffnung, keinen
Ausweg. Aber das wollte er ihr nicht sagen. Er hatte ihr nie seine Angst, seine Panik und seine Sorgen gezeigt, weder als er sie in den Kampf gegen den Meister schickte, als Angelus Sunnydale terrorisierte oder als er sie gegen Faith alleine im Kampf wußte. Sie hatte ihn in nur seltenen Fällen seine Haltung verlieren gesehen und schätzte das machte auch einen Teil ihres Selbstbewußtseins aus. Denn wenn ein Wächte nicht stark genug war, dann gab es auch für die Jägerin keine Stärke, keine Kraft. Wie oft, wurde eine Jägerin durch die Unfähigkeit ihres Wächters, durch dessen Angst und Panik in den Tod geschickt. Er wußte das nur zu gut.
Aber diese Situation unterschätzte sie eindeutig. Die Ketten klirrten, als er sich versuchte in eine bequemere Stellung zu bringen.

"Buffy, ich ... uhm...", als er sie ansah, erkannte er in ihrem Blick die Erkenntnis, daß Giles diesmal keinen Plan hatte und beide hier den Tod finden sollten.

 **********************

"Wir können hier doch nicht so hilflos herumsitzen und uns unnötig Sorgen machen," Willows Gehirn arbeitete auf Hochtouren. "Buffy und Giles schweben in größter Gefahr. Spike müßte das wissen und wir, wir haben Giles Ausführungen gehört. Spike, hast du eine Idee?"

Spike spielte gedankenverloren an seiner Unterlippe. Er schien wirklich nachzudenken.

"Ehm, ja...ich weiß nicht. Mit diesem Bannspruch, den ja Giles in diesem Buch hier übersetzten wollte, wäre uns gedient. Mit eurem Pflock, müßten wir erst mal Llevlyn ausfindig machen. Effektiver wäre es in der Tat."

"Also gut, dann mal alle herhören: Buffy und Giles brauchen uns jetzt. Wenn das was Giles angedeutet hat stimmt, dann wird es für die beiden verdammt ungemütlich und wir sollten dafür sogen, dass ihnen nicht zu viel geschieht. Ich, ich werde mal in Giles Tagebüchern recherchieren, um herauszufinden, was Llevlyn von ihm will. Xander und Anya ihr schnappt euch ne Karte von Sunnydale und versucht mögliche Verstecke zu lokalisieren und Spike hilft euch dabei. Er müßte ja wissen, wo sich ein Vampir gerne versteckt." 

Und damit verschwand Willow in Giles Schlafzimmer. Sie hoffte, dass er dort seine Bücher
aufbewahrte. In einer antiken Kiste wurde sie fündig. Zum Glück war ihr Giles ein ordentlicher Mensch, wie sie lächelnd feststellen mußte, als sie sah, daß die Tagebücher mit Jahreszahlen beschriftet waren. Sie ging 15 Jahre zurück und fand den Band, beschriftet mit 1980 bis 1984. Sie übersprang die Seiten, in denen Giles ausschweifend über seine Ausbildung berichtete und die Landschaft von Irland ausführlich beschrieb. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte es ihr gefallen, in Giles Vergangenheit herumzuschnüffeln, aber jetzt ging es um Giles und Buffys Leben und da zählten nur die Fakten. Endlich fand sie die ersten Hinweise. Offensichtlich hieß Giles erste Jägerin Eileen Sullivan und war 17 gewesen, als Giles, der wohl um die 30 gewesen sein mußte, 1981 als ihr Wächter nach Irland kam. Sie las weiter. Eileen hatte ihren eigenen Wächter durch einen Licht-und Schattendämon verloren, der sich von menschlichen Seelen ernährt und sich in ihren Wächter eingenistet hatte. Das Verhältnis zwischen Giles und Eileen schien eher kühl und distanziert gewesen zu sein. Zum
einen weil Giles noch keine Erfahrungen hatte und zum andern weil Eileen niemand anderem Rechenschaft schuldig sein wollte, als ihrem verstorben Wächter, den sie seit sie acht gewesen war als ihren Ziehvater gekannte hatte. Anscheinend hatte der Rat, nach dem Unfalltod ihre Eltern ihren Wächter frühzeitig auf sie angesetzt. Willow übersprang diesen Teil. Er war nicht für sie wichtig. Aber sie nahm sich vor Giles doch ein wenig mehr über diese Eileen auszuquetschen. Wenn Buffy keine Interesse zeigt, sie jedenfalls war neugierig
geworden. Sie suchte die Eintragungen die im Jahre 1984 begannen. Nach Giles Aufzeichnung war das Verhältnis nicht viel besser geworden, Eileen war inzwischen 19 und fühlte sich als Erwachsene weder ihm noch dem Rat untergeordnet. Aber sie rebellierte nicht offen dagegen an, so wie Buffy es getan hatte. Es war
nur ein ständiger Grund, daß Giles und Eileen sich stritten. Willow las weiter.

"Ich sehe nicht ein warum ich dabei helfen soll. Das ist doch sinnlos,"Anya sah Xander schmollend an. 

Spike grinste breit. Es gefiel ihm, daß Xander offensichtlich mit seiner Gefährtin ständig Schwierigkeiten hatte.

"Anya, es geht hier um das Leben von unseren Freunden. Also bitte," Xander steckte mit roten Pinnadeln mögliche Gebiete auf der Karte ab, die sie in Giles Schrank gefunden hatten.

"Toll, eure Freunde. Ich sehe das Ganze etwas...WAS?" Anya war Xanders strafender Blick nicht entgangen. 
"Du vergisst hier, daß es Giles war, der mir mein Amulett zerstört hat."

"Ja, und dank ihm, konntest du menschlich werden und dich in mich verlieben. Plus Punkt für Giles." Xander hatte jetzt wirklich keine Lust auf eine Diskussion mit Anya.

Anya überlegte kurz  und mußte dabei an den vielen Sex mit Xander denken, den sie pausenlos zu genießen bekam. Sie machte ein zufriedenes Gesicht.

"O.k. du hast recht. Was kann ich tun?" Xander blickte sie erstaunt an. Woher der Sinneswandel? 

"Leute, ich weiß warum Llevlyn hinter Giles her ist," Willow kam zurück, bewaffnet mit dem Tagebuch.

"Dann lass mal hören," Xander legte die Karte zur Seite. Das brachte in seinen Augen eh nicht viel.

"Nach Giles Aufzeichnung hier, hatte er keineswegs feige den Rückzug nach England angetreten, so wie er uns die ganze Zeit glauben ließ. Er hatte übereilt Llevlyns Versteck aufgesucht, um seine Jägerin zu befreien. Als er dann jedoch von Llevlyn gefangen genommen wurde, stellte ihn Llevlyn vor die Wahl. Sein Leben gegen das der Jägerin. Llevlyn gab Giles diese Chance, weil er ihn befreit hatte und das war sein Dankeschön Geschenk. Giles wollte lieber an der Seite seiner Jägerin bleiben. Aber diese entschied sich dagegen und forderte Llevlyn zum Kampf heraus. Giles protestierte, aber Llevlyn nahm die Herausforderung an. Giles wurde ausgesetzt und er scheint mehrer Tage versucht zu haben zu Llevlyns Versteck zurückzukehren. Aber vergebens. Er brach
auf, um Ethan zu suchen, der im Besitz des Bannspruchs war. Als er Ethan fand war es bereits zu spät: Llevlyn schickte ihm die Leiche seiner Jägerin nach, mit der unmissverständlichen Drohung, ihn als nächstes zu holen, da er ihm den Spaß an seinem Ritual genommen hatte."

"Ritual?" wollte Xander wissen.

"Den Wächter und seine Jägerin aufeinander zuhetzen, sie zu quälen, sie zu foltern und dann die Jägerin vor den Augen des Wächters zu töten. Giles floh nach England in den Schoß des Rates und versteckt sich bis dieser Merrick, Buffys erster Wächter, Llevlyn bannte. Giles wurde Pflichtverletzung und Verrat vorgeworfen. Beweisen konnte es niemand. Nur den Punkt, dass er mit Ethan auf Grund einer Wette, Llevlyn entfesselt hatte. Woraufhin er suspendiert wurde..."

"Der Mann hat ja wirklich ne tolle Karriere hinter sich und scheint sich zu wiederholen," Xander musste an Giles Suspendierung Mitte letzten Jahres denken. Willow beachtete ihn gar nicht und fuhr fort.

"Tja, das fand ich alles in seinem Tagebuch."

"Weiterhelfen tut es uns jedenfalls nicht, Rotschopf." Spike hatte ihnen schweigend und auch nachdenklich zu gehört. "Ich denke, wenn er sich versteckt, dann in einem leerstehenden Gebäude, am Hafen,  Büro-
gebäude...vielleicht sollten wir uns darauf konzentrieren?"

"Das ist mal eine ausgesprochen gute Idee, von Spitzzahn hier," Xander klopfte ihm kameradschaftlich auf den Rücken. Spike sag ihn gift an.

"Ich rufe Oz an, vielleicht nützt uns ja seine feine Werwolfnase bei der Suche," Willow war schon am Apparat und wartete erst gar nicht auf Zustimmung.

Giles Gedanken versuchten sich auf das Problem zu konzentrieren. Aber was brachte das schon? Es war beiden klar, dass sie hier völlig machtlos an Ketten hingen und darauf warteten, dass Llevlyn zurückkehrte und sein grausames Spiel begann. Giles erinnerte sich zurück, als er durch Zufall über Llevlyns Versteck gestolpert war. Unvorbereitet, naiv und dumm war er ihm gegenüber getreten. Und das hatte seiner Jägerin Eileen das Leben gekostet. Sie war genauso alt gewesen wie Buffy im Moment. Und das schmerzte noch mehr. Giles hatte sich damals geschworen, nie wieder das Leben einer Jägerin zu opfern, sondern lieber sein eigenes für das der Jägerin zu geben. Das mag vielleicht auch dumm und naiv gewesen sein, dachte sich Giles, aber immer noch besser, als mit der Schuld leben zu müssen. Er sah zu Buffy, die ihren eigenen Gedanken nachzuhängen schien. Sie sah ihn nicht an und so richtete er seinen Blick auf die Tür. Wäre es jetzt nicht wunderbar, Oz, Willow oder Xander kämen zur ihrer Rettung durch diese Tür? Begann er jetzt schon die gedankliche Kontrolle über sich zu verlieren? Er konnte sich schon glücklich schätzen, wenn sie und nicht die Polizei den Tetachlion fanden. 

"Giles?"

Giles sah zurück zu Buffy.

"Giles, ich glaube ich habe zum erstenmal seit ich Vollzeit-Jägerin bin Angst. Und ich befürchte, dass mich diese Angst wahnsinnig macht." 

Ihre Stimme war mehr ein Flüstern. Aber Giles hörte trotzdem darin den stummen Vorwurf.

"Ich weiß Buffy. Ich weiß..." seine Stimme versagte.

"Ist - ist das alles was sie darauf zu sagen wissen?"

"Was willst du hören? Das alles gut wird? Das man uns vorher finden wird und rettet? Das alles nur ein Traum ist? Ich habe fast 4 Jahre versucht dich auf das mögliche Ende vorzubereiten, trotz deiner Gegenbeweise, dass dich so schnell nichts aus dem Leben befördern kann. Aber irgendwann..." Giles unterbrach sich selbst. 

Er hörte sich verbittert und kalt an. Das wollte er nicht. Er musst für seine Jägerin stark bleiben, durfte ihr nicht  zeigen wie viel Angst er um sie beide hatte.

"Giles? Geben sie doch einfach zu, dass sie auch Angst empfinden. Es bringt uns doch nichts, wenn wir uns deswegen belügen."

Giles ließ den Kopf hängen. Buffy hatte recht. Aber es war nicht so einfach, das zu zugeben. Er wollte immer seine Jägerin beschützen. Sein größter Alptraum war ihr Tod gewesen. Das sie den Weg eines Tages gemeinsam beschreiten sollten, hatte er nicht geahnt.

"Uhm, Giles, was ich sie schon immer fragen wollte...uhm...wie....wie war das damals mit Angel? Genauso?"

Giles sah erstaunt hoch. Buffy hatte ihn kein einziges mal deswegen in den letzten 1 ½ Jahren angesprochen, noch hatte er ihr je zu verstehen gegeben, darüber mit ihr reden zu wollen.

"Uh, ich wollte nicht...uhm Erinnerungen wecken," Buffy war sich bewusst, dass die Situation es verbat alte Wunden aufzureißen, aber jetzt hatte sie schon mal damit begonnen.

"Uhm, ich weiß nicht...damals wusste ich, wenn ich nicht schweige, ist die Welt dem Untergang geweiht. Ich war auf den Tod vorbereitet gewesen, weil er Sinn machte. Das hier ist...völliger Wahnsinn. Wir werden einfach nur sterben, weil es ein psychopathischer Ur-Vampir so will..." Giles schluckte schwer. 

Buffy schwieg und bohrte nicht weiter. Vielleicht hätte sie schon früher die Gelegenheit ergreifen sollen, um mit Giles darüber zu reden, zu erfahren, was in ihrem Wächter seit damals vorging, was er damals durchgemacht
hatte. Sie hätte ihm dabei auch endlich mal sagen können, wieviel er ihr bedeutete. Aber irgendwie dachte sie immer, es wäre unpassend, oder sie hätte ja noch alle Zeit der Welt, ihm das zu sagen. Wie man sich doch täuschen konnte.

"Buffy, hörzu. Egal was passiert...uh...ich wollte dir nur sagen...uhm du solltest wissen...wie leid mir das alles tut - der  Wahnsinn. Ich...uh...wir, der Rat, haben dich in eine Rolle hineingedrängt und du und ich haben ihm
treu gedient bis zur Wende vor einem halben Jahr. Und trotzdem haben wir gemeinsam weitergemacht, Sunnydale vom Bösen gesäubert. Ich wünsche mir manchmal, wir hätten uns unter anderen Umständen kennengelernt, besser gesagt...ich meine...ich wäre dir gerne mehr als nur der steife Brite, dein Wächter
gewesen, uhm im Sinne eines guten Freundes..."

"Giles...", Buffy fiel im ins Wort. Sie lächelte, trotz ihrer Lage. Was musste Giles immer so kompliziert daher reden. Hätte es nicht ein einfaches "Buffy, du bedeutest mir sehr viel" getan? Trotz der fast vier Jahren mit ihr
als Jägerin, konnte er den Briten nicht ablegen. "...ich weiß das doch. Und sie sind doch schon längst mehr als nur mein Wächter. Zu wem komme ich den bitte schön mit meinen Problemen angerannt? Nun gut überwiegend," Buffy war der zweifelnde Blick von Giles nicht entgangen. "Und auf wessen Ratschläge höre ich - uh mehr oder weniger? Und gegen unsere Bestimmung können wir nun nicht mal dagegen an?" 

Was hätte sie jetzt nicht alles dafür gegeben Giles in diesem Augenblick in die Arme  nehmen zu können, wenn auch nur kurz und auch nur dieses eine Mal. Wie sehr bedauerte Buffy gerade jetzt, ihm nicht öfters gesagt zu haben, daß sie ihn brauchte, dass er ihr jedesmal  Halt gegeben hatte, wenn sie keinen Ausweg gewußt hatte. Er war mehr für sie, als es ihr eigener Vater je gewesen war oder es ihre Mutter hätte sein können, so sehr ihr dieses Eingeständnis auch schwer viel und weh tat.

"Giles, sie wissen....sie wissen doch hoffentlich wie sehr mir an ihnen liegt, was sie mir bedeuten...",

Die Tür flog auf. Buffy und Giles wurden grob unterbrochen und Giles verfluchte sich für seine Steifheit und unterdrückten Gefühle. Er hatte es schon wieder verbockt und diesmal gab es keine neue Gelegenheit. Nicht wenn die Legende um Llevlyn hielt, was sie versprach.

"Oh, wie nett. Ihr zwei geht noch nicht aufeinander los. Redet sogar noch mit einander. Schade auch." Llevlyn kam näher.

"Ich habe mich mal schlau gemacht, mich umgehört. Und dabei interessante Dinge erfahren." Er trat hinter Buffy und grinste Giles mit seiner Vampirfratze an, die Eckzähne waren lang und Giles Blick heftete sich sofort darauf.

"Sag Rupert, wie fühlt sich das Brechen von Knochen an?" Buffys Sinne schalteten sofort auf Alarm. Ihre Muskeln verkrampften sich. 

"Nun, Rupert, wie ist das?"

Seine Hand legte sich auf Buffys rechte Schulter, wanderte zu ihrem Hals hoch, streifte ihre Kehle. Giles sah wie hypnotisiert Llevlyn zu, das Atmen fiel ihm schwer. Er versuchte nicht in Panik zu geraten. Was hatte der Vampir mit Buffy vor? Er durfte ihm nicht seine Angst zeigen, denn genau das wollte Llevlyn. Wenn er ruhig blieb, hatte der Vampir keinen Spaß daran. Also schwieg er. Buffy sah durch Giles hindurch und wartete auf den Schmerz. Irgendetwas in dieser Richtung ahnte sie. Aber das half ihr auch nicht, die Angst zu unterdrücken. 
Llevlyn zog seine Hand zurück und schnaufte verächtlich.

"Ihr wollt wohl beide nicht kooperativ sein. Schön, dann zieh ich jetzt mal andere Seiten auf." Er packte Buffys Hals, bog ihn nach links und stutzte.
Er entdeckt die Narbe, die Buffy als Erinnerung an Angels Biss zurückbehalten hatte.

"Oh, wie ich sehe, hat dich schon jemand anders angeknabbert." 

Ihm war heute aber auch kein Spaß gegönnt. Er ließ erneut ab, denn er wollte nicht von jemanden trinken, an dem ein andere Vampir seinen Durst gestillt hatte.

"Ja, präziser Angel." Giles versuchte Llevlyn aus der Reserve zu locken.

"Angel? Mein Angelus?" 

Giles nickte. 

"Oh, ich wußte ja schon immer, das der Knabe Geschmack hat. Wie geht es Angelus?"

"Wir  haben ihn zur Hölle geschickt und bekamen ein Schoßhündchen zurück," zischte ihn Buffy an, die keine Lust hatte über Angel zu reden. Was dachte sich Giles eigentlich dabei? 
Llevlyn sah von Giles zu Buffy, knurrte und schlug ihr mit der Faust in die Seite, auf die Rippen. Buffy stockte der Atem. Sie spürte ihre Rippen, die in zwei brachen. Der Schmerz wurde durch ihre unbequeme Lage zur Qual. Doch sie biss die Zähne zusammen.

"Mistkerl," Giles rüttelte sinnlos an seinen Ketten. 

Llevlyn lachte auf.

"Ah, endlich spielt ihr mit. Wie schön," und damit verschwand Llevlyn aus dem Raum.
 
 

to be continued...
 


Die Giles-Trilogie Teil 2
Llevlyn

Teil 16-19


Oz stand auf dem Dach seines Vans, die Augen geschlossen und versuchte in der Luft etwas zu wittern. Da war nur alter Fisch, Öl und abgestandenes Wasser zu riechen, keine Buffy und kein Giles. Schon gar nicht ein Untoter. Willow hatte sich eindeutig zu viel von ihm versprochen. Nur weil er damals, als Spike sie entführt hatte, Willow riechen konnte, hieß das noch lange nicht, daß er jeden anderen wittern konnte. Aber er tat sein bestes.

"Und Oz," Willow sah erwartungsvoll zu ihm hoch.

Xander trippelte ungeduldig auf der Stelle. Anya und Spike lehnten gegen die Motorhaube. Die Blicke richteten sich auf ihn.

"Nun ja, ich rieche Fisch...aber ansonsten nichts. Tut mir leid Willow."

Er kletterte von dem Dach runter.

"Bist du dir sicher?" Willow wollte nicht so schnell aufgeben.

"Nein," er zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht wie weit mein Geruchsinn verläßlich ist, aber die Sonne geht gleich auf."

Er zeigte zu Spike rüber.

"Ich versteh schon," Willow sah niedergeschlagen aus.

"Hey," er gab ihr einen tröstenden Kuß auf die Stirn. "Morgen  versuchen wir es eben noch mal."

"Morgen? Wenn es da nicht schon zu spät ist." Willow stieg in den Van, der Rest folgte ihr.

*****

Xander hing seinen Gedanken nach, als Oz zu seinem Haus fuhr. Er wollte unbedingt etwas sinnvolles mit seinem Leben anfangen. Da war ihm Giles senior Erklärung und Offenbarung über seine weit zurückgehende Wächterfamilie gelegen gekommen. Jetzt hatte er sich endlich entschieden, auch wenn das Anya sicher nicht gefallen würde. Es war einfach an der Zeit, daß er den Clown ablegte und was mit sich anfing. Etwas aus sich machte. Er wußte nicht ob das funktionieren würde, mit ihm und Giles, aber er wußte, daß er diesen Llevlyn eigenhändig töten würde, wenn dank ihm aus seiner Wächterkarriere nichts wurde.

*****

"Buffy? Alles in Ordnung?" Giles wußte nicht was er hätte sonst sagen sollen. Er hatte selbst das Knacken der Rippen gehört. Aber irgendetwas mußte er sagen.

"Oh Giles bitte," Buffys Stimme war nur ein Flüstern. Sie hatte Schmerzen und das übersah auch Giles nicht.

Er schwieg. Es gab nichts mehr, daß er ihr zum Trost hätte sagen können.

*****

Am nächsten Abend waren sie wieder am Hafen gewesen und waren mit offenen Fenstern die Docks abgefahren, aber Oz konnte keine Witterung aufnehmen. Sie waren Spikes Vorschlag in die Industrieanlagen zu fahren nachgekommen, aber dort war Oz Nase zu sehr von Chemikalien und Abgasen abgelenkt gewesen. Willow schien kurz vor einem Zusammenbruch zu stehen, Xander platzte vor Unruhe und Anya schien sich langsam auch Sorgen zu machen. Oz war einfach nur über sich enttäuschst, er hatte gehofft seine Werform sinnvoll zum Einsatz zu bringen.

*****

Als Llevlyn wieder durch die Tür trat, war er nicht alleine. Vier Vampire begleiteten ihn. Giles Blut gefror. Er hatte sie wohl für heute abend auf dem Speiseplan stehen. Llevlyn stellte sich zwischen die zwei und gab den vier einen Wink. Zu zweit bezogen sie hinter Giles und Buffy Stellung.

"Ich habe für heute abend meine neue Freunde eingeladen. Wir wollen uns einen gemütlichen Abend machen. Was für ein Glück, daß ich schon an das Knabberzeug gedacht habe... mal schauen wer länger durchhält."

Er hatte ein Messer oder war es ein Skalpell? Giles konnte es nicht eindeutig erkennen.

*****

"Und damit es für meine lieben Freunde nicht zu anstrengend wird...", er trat auf Buffy zu und zog ihr mit dem Messer blitzschnell über beide Oberarme jeweils einen tiefen Schnitt. Buffy stöhnte.

"Bitte sehr!"

Die zwei Vampire hinter Buffy begannen das Blut, das Buffy an den Armen herunterfloss aufzulecken.

"Na Wächter, gefällt es dir, sie so leiden zu sehen?"

Giles starrte ihm finster entgegen. Er hatte das schon einmal durchgestanden, es würde ihn auch diesmal nicht umbringen. Llevlyn verpaßte ihm quer über beide Oberschenkel zwei Wunden und die Vampire hinter ihm, machten sich daran, daß hervorsprudelnde Blut aufzusaugen. Es war nicht schmerzhaft, es war einfach nur widerwärtig, diese zwei Kreaturen an sich hängen zu haben, die sich aus seiner
frischen Wunde satt tranken.

*****

Etwas weckte ihn. Der Schmerz. Er öffnete die Augen. Blinzelte in das grelle Neonlicht, das jetzt schon seit Stunden (oder doch Tage?) brannte. Langsam erinnerte er sich und er ignorierte die brennenden Schmerzen, die seinen Körper durchliefen. Er sah voller Angst zu Buffy. Sie hing schlaff in den Ketten. Ihre Kleidung war von Blut durchdrängt und an den Stellen, an denen Llevlyn ihr Schnitte zugefügt hatte, war der Stoff gerissen. Er spürte zur selben Zeit, dass seine Kleider an ihm klebten Er hatte den Geruch von Blut in der Nase. Er mußte das Bewußtsein verloren haben, als Llevlyn ohne müde zu
werden, Buffys und seinen Körper traktiert hatte. Er sah vorsichtig an sich herunter. Auch er blutete aus mehreren Wunden. Auch seine Kleidung war durchdrängt und zerfetzt. Noch immer spürte er die Zungen dieser Vampire an seinem Hals, als Llevlyn ihn kurz über der Schlagader verletzt hatte. Er schüttelte sich innerlich. Buffy schien bewußtlos. Er wollte etwas sagen, aber seine Stimme versagte.

*****

In der dritten Nacht waren sie Xanders Idee gefolgt und fuhren zu dem kleinen Gewerbegebiet in Sunnydale. Hier gab es viele leerstehende Häuser und nach Feierabend trieb sich hier kaum noch einer herum. Oz parkte hinter einem zerfallenen Schuppen.

"Viel ist es ja nicht, was wir hier durchsuchen können, aber wenn wir nicht fündig werden, weiß ich auch nicht mehr weiter. Habt ihr eure Ausrüstung?"

Willow sah fragend in die Runde. Sie hatte mal wieder für Giles das Kommando übernommen. Xander hob seinen Elektroschocker hoch, Anya ihre Eisenstange, Spike die schwere Eisenkette und Willow drückte den Tetachlion fester an sich. Oz hatte eine Wasserpistole gefüllt mit Weihwasser bei sich.  Sie waren schweigend nebeneinander hergegangen als Oz plötzlich stehen blieb und den Kopf in den Nacken legte.

"Oz, hast d..."

Er hob die Hand und Willow verstummte sofort. Oz begann schnell in eine Richtung zu gehen und die anderen hatten Mühe ihm zu folgen.

*****

"Hey, aufwachen!"

Kaltes Wasser platschte in sein Gesicht. Giles schüttelte den Kopf und öffnete die Augen. Llevlyn war wieder da.

"Das gilt auch für dich, Möchtegern-Jägerin," er schlug ihr mit der Faust ins Gesicht. Giles verzog das Gesicht, somit brachte er sie höchstens schneller ins Jenseits, als zurück. Aber er täuschte sich. Buffy öffnete die Augen und sah Llevlyn verwirrt an und starte ihn dann voller Erkenntniss an. Giles hatte jedes Zeitgefühl verloren. Er schätzte, daß sie mind. 2 Tage hier gefangen waren. Llevlyn hatte Buffy vor geraumer Zeit mit einer Eisenstange seine Meinung über Jägerinnen kundgetan und er hatte irgendwann die Augen geschlossen, weil er nicht mehr mit ansehen konnte, wie Buffy ihn und nicht den Vampir, bei jedem Schlag vorwurfsvoller und am Ende mit Hass angestarrt hatte.

"Du schon wieder. Kann man mal nicht 5 Minuten in Ruhe seinen Schönheitsschlaf frönen?!"

Giles lächelt schwach. Selbst jetzt hatte Buffy ihren Humor nicht verloren. Aber Llevlyn wußte das nicht zu würdigen, als er ihr gegen das Knie trat. Buffy wimmerte, unterdrückte den Schmerzensschrei, als
sie ihre Kniescheibe nachgeben spürte.

"Ich kann Jägerinnen nicht ausstehen. Das hat dir dein Wächter ja wohl gesagt. Du wirst hier den Tod finden und glaube bloß nicht, daß wir hiermit  schon am Ende angelangt wären. Ich fange erst an..."

Giles stöhnte leise und schoß die Augen. Er hätte auch gerne seine Ohren verschlossen, doch die Ketten hinderten ihn leider daran. Er war, nein er hatte geglaubt, vorbereitet zu sein, was Llevlyns
Grausamkeiten anging. Aber er hatte sich getäuscht.

*****

Oz hatte deutlich Angst gewittert. Er roch weder Giles noch Buffy, nur zentrierte Angst. Diesem Duft war er zu einem leeren, halb verfallenen dreistöckigen Gebäude gefolgt, daß vor langer Zeit als Anwaltskanzlei gedient hatte, wie das verwitterte Messingschild neben dem Eingang sagte. Vorsichtig betraten sie das Gebäude durch die eingefallene Tür. Staub rieselte auf ihre Köpfe und Willow glaubte Ratten vorbei huschen gesehen zu haben. In Anbetracht der Gefahr, in die sie sich begaben, lächelte sie über sich selbst und den Schrecken, den ihr diese Pelztierchen eingejagt hatten. Oz ging mit Xander voran, Willow und Anya folgten und Spike bildete die Nachhut. Oz führte sie zum Kellerabgang. Als sie gerade den anderen ihren Plan mitteilen wollten, krachte hinter ihnen ein Vampir durch die morsche Wand.

"Oh...mein Gott," Anya sprang schutzsuchend hinter Spike. Willow wich an die gegenüberliegende Wand aus. Xander aktivierte seine Elektroschock-Waffe und empfing den heranstürmenden Vampir damit.
Somit gelähmt, hatte Oz keine großen Probleme den Vampir mit einem Pflock zu Staub zu verarbeiten.

"Hey, Jungs...hinter euch."

Willow sah zwei Vampire vom hinteren Teil des Gebäudes heranstürmen und Anya sah mit einem erschreckten Quietscher zur Treppe hoch. Auch von dort näherte sich ihnen ein Vampir.

"Los, in den Keller," Spike riss die Tür auf. Er hatte wenig Lust Seinesgleichen zu töten, nur um den Freaks hier zu helfen eine Plage loszuwerden. Anya, Willow und Oz stürmten hinterher. Xander
drohte den neuen Angreifern mit dem Elektroschocker und knallte dann die Tür zu. Aus Mangel an einem Riegel oder Schlüssel, beeilte er sich den anderen zu folgen.

"Oh verdammter Mist. Mist, Mist," hörte Xander Spike von vorne fluchen.

"Was...", Xander sah erstaunt Willow, Anya und Spike zurückkommen. Verfolgt von 3 übel aussehenden Vampiren. Die Tür flog oben auf und Xander sah sich umzingelt.

"Und jetzt?" rief er Willow zu.

"Äh...kämpfen?" Willow sah zu Oz, der stumm und entschlossen nickte.

"Prima," Xander versuchte die 3 Vampire von oben mit dem Elektroschocker fernzuhalten und Oz beschoß die Vampire im Flur mit seinem Weihwasser. So drängten sie die Angreifer zurück und näherten
sich der einzigen intakten Tür langsam und vorsichtig.

"O.k.?" Willow sah fragend in die Runde. "Jetzt!"

*****

"Na Wächter, was würdest du mir dafür geben?" Llevlyn stand feixend vor Giles und hielt ihm den Schlüssel unter die Nase. "Dein Leben? So wie du es mir schon einmal angeboten hattest? Wie hieß sie noch mal, diese undankbare Göre? Eileen, nicht?"

Giles starrte ihn so wütend wie nur möglich an. Doch dann lächelte er auf einmal. Nein er würde diesem Wahnsinnigen keine Macht über sich geben.

"Weißt du, was du mit deinem Schlüssel machen kannst...."

Die Tür  flog auf und Giles sah erst verwirrt, dann erschrocken und schließlich entsetzt wie Xander, Oz, Willow, Anya und Spike hereingestürzt kamen. Waren die fünf wahnsinnig? Hatte Spike ihnen nicht gesagt, wie gefährlich Llevlyn war? Er war zu schwach, um darüber nachzudenken, wie sinnlos ihr Rettungsversuch war. Er war zu geschwächt, zu sehr auf seine Schmerzen konzentriert, daß er begann
sich an ihr Auftauchen als Rettung zu klammern.

Sie blieben für einen Moment wie angewurzelt stehen, geschockt und sprachlos, als sie Giles und Buffy angekettet und offensichtlich am Ende ihrer Kräfte vorfanden. Anya war etwas weniger geschockt, sie war so einiges gewohnt, nach 1120 Jahren. Willow drehte es den Magen fast um, als sie das viele Blut an Buffy und Giles sah. Doch sie fing sich schnell wieder. Wollten sie den beiden helfen, mußte sie schnell handeln. Doch bevor sie den nächsten Schritt planen konnte, prallten ihre Verfolger auf sie und sie wurden nach vorne gerissen. Spike taumelte, fing sich aber wieder. Willow krachte gegen Llevlyn, der
überrascht das Gleichgewicht verlor. Xander und Oz versuchten die 6 Vampire in Schach zu halten.

"Anya, würdest du mir bitte zur Hand gehen? Wäre ganz hilfreich, wenn du die gelähmten Vampire pfählst." Rief Xander über die Schulter Anya zu, die sichtlich unbehaglich den Pflock aus der Umhängetasche  zog und ihnen dann zur Hilfe eilte. Auch Willow hatte ihren anfänglichen Schock überwunden  und stürzte sich ins Kampfgetümmel, nachdem Spike ihr zu verstehen gegeben hatte, daß er sich um Llevlyn kümmern würde. Einem Vampir wurde dank Oz' Weihwasser das Gesicht in ein Dampfbad verwandelt, so daß Anya sich von hinten an ihn klammern konnte und Willow in aller Ruhe das Herz mit dem Pflock anvisieren konnte. Xander traf einen Punkverschnitt so stark, daß er zappelnd und zuckend zu Boden ging. Willow sprang auf seine Brust und verwandelte ihn in Staub. Anya übernahm für Oz die Wasserpistole, während Oz Xander half, der von einem der vier noch verbleibenden Vampire im Schwitzkasten genommen worden war. Xander schlug ihm mit dem Kopf gegen die Nase und Oz konnte sich von hinten anschleichen und zu stechen. Drei weniger.

"Sieh an Spike," Llevlyn hatte den Schlüssel bei Willows Aufprall verloren und suchte nach ihm, als Spike hinter ihn mit den Worten "Hey, Landplage!" getreten war.

Als er aufsah, krachte Spikes Faustauf seine Nase.

"Pff, jetzt bekomme ich ja richtig Angst vor dir. Das hat auch nicht mehr weh getan, als die schwächlichen Angriffe der kleinen Jägerin hier." Llevlyn lachte. "Hast du vor mich zu verprügeln?"

Spike schüttelte immer noch die schmerzende Faust. Es war schon eine Plage sich nicht mehr verwandeln zu können, wenn man einfach zu schwach war. Er knurrte über seine eigene Unfähigkeit.

"Willst du mir drohen?" Spike sah zu Llevlyn und wich ein paar Schritte zurück, lockte den Wahnsinnigen von Buffy und Giles weg.

"Liegt mir fern, Landplage. Aber ich habe mich noch gar nicht bei dir verabschiedet, als ich dich damals zurückschickte." Und wieder machte er ein paar Schritte rückwärts und Llevlyn folgte ihm.

Willow sah, was Spike vor hatte und was sie vor allem sah, war der kleine Schlüssel, der genau vor ihrer Nase lag. Sie griff danach. Dann machte sie Oz auf ihre ungünstige Lage unter einem der Vampire
aufmerksam, in dem sie seinen Namen brüllte. Er riß den Vampir zurück, der zufällig in Xanders erhobenen Pflock stolperte. Willow kam auf die Beine und überließ den anderen den Kampf alleine auszutragen. Sie umkreiste Llevlyn, so daß er sie nicht bemerkte und spurtete zwischen den Pfeilern zu Giles. Sie machte sich an seinen Ketten zu schaffen.

"Willow...ihr müßt von hier verschwinden. Es gibt keine..."

"Pst,Giles. Wir holen sie und Buffy raus. Keine unnötigen Sorgen bitte," unterbrach ihn Willow. Ihre Hände zitterten vor Nervosität. Schließlich bekam sie den Schlüssel ins Schloss und öffnete Giles
Ketten. Giles ging erschöpft in die Hocke. Ihm war schwindlig und der Raum drehte sich. Trotzdem machte er eine abwehrende Handbewegung, als ihm Willow auf die Beine helfen wollte. Er zeigte zu Buffy. Willow verstand sofort und machte sich daran auch sie zu befreien. Spike und Llevlyn waren zum Glück noch immer in ein Wortgefecht vertieft. Vorsichtig öffnete sie Buffys Fesseln. Buffy stöhnte leise. Ihr Körper war nur noch ein einziger Schmerz, sie sah alles verschwommen, fast schon grau in grau. Sie wollte nur noch schlafen. Giles kämpfte sich von alleine auf die Beine. Die Knie zitterten, die Schnitte brannten und sein Blick verschleierte sich für einen Moment, als die Schmerzen ihn übermannten. Er blieb in halber Höhe gegen einen der Pfeiler gelehnt stehen und wartete, bis die Schmerzen erträglicher wurden. Schließlich schaffte er es, erstaunt darüber wie sehr Wut und Rachegefühle einen stärken konnten. Llevlyn hatte ihm weniger zugesetzt als Buffy. Trotzdem war er erstaunt, wie leicht es ihm fiel
sich auf den Beinen zu halten. Er kam zu Willow geschwankt und stützte Buffy, als sie ihrer Ketten befreit, nicht von alleine ihr Körpergewicht kontrollieren konnte. Er ließ sie sanft zu Boden gleiten. Dann sah er fragend in Willows entsetztes Gesicht. Sie schien langsam zu begreifen, was man ihrer besten Freundin und ihm angetan hatte. Sie sah fragend zurück. Giles deutet auf den Tetachlion in ihrer Hand. Sie reichte ihn Giles ohne Proteste. Giles wußte, daß es dumm von ihm war, was er vor hatte. Aber er war es Buffy und sich schuldig. Und Eileen Sullivan. Seiner ersten Jägerin, die er vor 15 Jahren an dieses Monster verloren hatte, weil das Mädchen nicht hatte auf ihn hören wollen, weil sie ihn nicht als ihren Wächter akzeptieren wollte. Jetzt war es an ihm, Rache zu nehmen.

Spike sah Giles sich von hinten an Llevlyn heranschleichen. Er registrierte Giles wild entschlossenen Gesichtsausdruck und mußte unbewußt lächeln. Giles würde diesen Großkotz ins Jenseits befördern, keine Frage. Solange er ihn ablenkte.

"Was grinst du so? Was schleichen wir eigentlich so herum? Bist du noch der Feigling, den ich damals kennenlernte?" Und mit diesen Worten machte Llevlyn eine unbedeutende Handbewegung, durch die Spike jedoch wie von unsichtbaren Händen nach hinten gerissen wurde und gegen einen Pfeiler krachte. Er kam auf die Füße, schüttelte sich und sah Llevlyn grimmig entgegen.

"Na schön, dann auf die harte Tour. AUA. Verdammt." Spike hatte für einen Moment vergessen, daß er nicht mehr transformieren konnte und der Schmerz kam unerwartet hart. Llevlyn lachte über ihn und das machte es nicht gerade leichter.

Giles war fast am Ziel, als Llevlyn Spike durch die Luft fliegen ließ und dann sich über ihn beugte. Doch Giles wollte Llevlyn töten. Egal wie und selbst wenn er damit mit seinen Leben bezahlen mußte. Er nahm all seinen Mut zusammen.

"Hey, Llevlyn! Vielleicht solltest du dich mal wieder deiner Beute widmen, bevor sie dir davon läuft." Sein Stimme war immer noch schwach. Trotzdem hörte Willow darin die leise Drohung, die Entschlossenheit. Llevlyn drehte sich ganz langsam zu ihm herum. Giles war auf seine Magie vorbereitet und als Llevlyn mit der Hand wedelte, trat Giles aus dessen Blickwinkel. Der Zauber prallte von der Wand ab und schoß unkontrolliert zwischen den Pfeilern um sie im Kreis herum und traf Llevlyn, der durch seine eigene Kraft zu Boden ging. Er kam aber schnell wieder in die Höhe.

"Nicht schlecht Wächter. Aber sag mir, wie du es bewerkstelligen willst, mich auszuscha...", ein Elektrostoß durchfuhr seinen Körper, als Xander hinzukam und Giles hilfreich zur Seite stand. Giles lächelte ihm dankbar zu. Llevlyn schüttelte benommen den Kopf.

"Was...", Giles war schneller an ihn herangetreten, als es Llevlyn bemerkt hatte. Sein Körper fühlte sich seltsam an, als wäre er gelähmt aber irgendwie doch nich. Noch konnte er auf den Beinen stehen, aber nicht handeln. Er mußte Giles vor sich ertragen, obwohl er den Geruch eines Menschen, eines Wächters, nur schwer ertrug, außer er hatte Hunger.

"Das ist für Buffy und Eileen, du Monster," Giles hob den Tetachlion weit hinter sein linkes Ohr, peilte den Drachen auf Llevlyns Brust an und stach dann zu. Llevlyn starte ihn für einen Bruchteil einer Sekunde erstaunt und verblüfft an, sah dann auf den Pflock, der genau in seiner Tätowierung, in seine einzige verwundbare Stelle, fuhr. Giles rammte ihn bis zum Anschlag in Llevlyns Brust, drehte ihn herum und zog ihn dann heraus. Llevlyn zerfiel mit einem lauten "PUFF" zu Staub. Der noch verbleibende Vampir nahm sofort Reißaus, als sein Boss nicht mehr war.

Giles hatte es geschafft. Er hatte eine Legende getötet und würde nun endlich ohne Alpträume und Ängste um Buffy leben können. Er sank zu Boden, auf die Knie. Er stützte sich mit den Händen ab. Ihm war
schwindlig. Alles drehte sich. Xander legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter und Willow schlug vor, daß sie nach oben gehen sollten, um einen Rettungswagen, vielleicht auch die Polizei zu rufen. Xander wollte Giles die Treppe nach oben helfen, doch er bat Oz und Xander Buffy nach oben zu tragen, da sie es alleine nicht schaffte. Er selber blieb an der Tür gelehnt stehen und sah zu, wie sie vorsichtig Buffy hochnahmen. Als sie an ihm vorbei gingen, trafen sich die Blicke von Wächter und Jägerin. Und was er in ihren Augen sah, gefiel ihm nicht: Leere. Als sie ihn jedoch erkannte, blitzte für eine Sekunde Haß darin auf.

*****

Die Polizei suchte bereits nach Spuren, krempelte Unterstes nach Oberst, wühlten im Abfall und schossen Bilder von der "Folterkammer". Detc. Stein und Hamilton hatten versucht Fragen an Giles und Buffy zu richten. Giles hatte zwar Verständnis für die Beamten, die ihren Fall gelöst sahen, aber ihm war es nicht nach einer ideenreichen Geschichte. Er hatte ihnen zu verstehen gegeben, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür war. Überraschender Weise übernahm Xander für ihn die Klärung. Er erzählte den Beamten einfach, der Psychopath habe sich mit Benzin übergossen und sich selbst verbrannt. Als Beweis zeigte er ihnen die Asche. Ob sie es ihnen abkauften, war ihm jetzt recht egal. Buffy wurde von den Sanitätern gerade in den Rettungswagen geschoben. Man bat ihn einzusteigen und er folgte ohne zu protestieren. Die Schnitte hatten wieder begonnen zu bluten und ihm war noch immer schwindlig. Er wollte nicht wissen, wieviel Blut sie verloren hatten. Der Notarzt versorgte Buffy und gab ihm dann eine schmerzstillende Spritze. Der Wagen fuhr mit Blaulicht los und Giles sah aus dem Rückfenster zu dem alten Gebäude.
Sie waren der Hölle entkommen.

*****

Buffy schlug die Augen auf und ihr Blick wanderte orientierungslos über die Decke. Wo war sie? War das das Leben nach dem Tod? Wo war Giles?

"Buffy?"

Giles Stimme drang zu ihr durch und ließ sie frösteln.

"Buffy?" Giles trat neben sie an ihr Bett und Buffy richtete ihren Blick auf Giles.

Giles war erleichtert. Seit drei Tagen warteten sie alle darauf, daß Buffy wieder zu Bewußtsein kam. Man hatte ihr, wie auch ihm Bluttransfusionen gegeben, ihre Rippen gerichtet und die vielen Wunden genäht, die es nötig hatten. Ihre zertrümmerte Kniescheibe wurde in einer zweistündigen Operation gerichtet und man hat Giles und ihrer Mutter versprochen, daß sie ohne Probleme und Nachwirkungen mit dem Knie wieder arbeiten konnte. Nur Leistungssport würde er ihr nicht raten. Beim Gedanken an Joyce lief Giles eine Gänsehaut über den Rücken. Buffys Mutter hat ihm, ohne Rücksicht auf seinen eigenen
mißerrablen Zustand, Vorhaltungen gemacht, ihn angeklagt ihre Tochter fast umgebracht zu haben und im Grunde hatte sie ja recht. Deswegen hatte er ihr zugehört und nichts erwidert. Wie damals, als sie ihm die Schuld an Buffys Weglaufen gegeben hatte.

Buffys Augen blickten ihn eisig und voller Hass an. Das tat weh. Bevor einer der beiden etwas sagen konnte, platzten Willow und Oz ins Zimmer.

"Oh, hey Buffy. Wie geht es dir? Sicher, dummer Frage. Puh klar du mußt dich scheußlich fühlen. Von Xander und Anya sollen wir dich grüßen. Sie müssen leider heute mittag arbeiten, aber.." Willow verstummte als sie Buffys Blick bemerkte, mit dem sie Giles anstarrte. Sie sah fragend zum Morgenmantel bekleideten Giles, der nur Augen für Buffy hatte. Er ignorierte Willows und Oz Anwesenheit.

"Buffy...uh...bitte schau mich nicht so an. Ich kann doch auch nichts dafür, was paßiert ist, ist paßiert. Denkst du nicht, daß ich..."

"Giles? Halten sie die Klappe. Seien sie einfach still.  Tun sie mir einen einzigen, letzten Gefallen und verschwinden sie aus meinem Zimmer und aus meinem Leben. Sie sind weder mein Vater noch sind sie noch mein Wächter. Sie, sie haben mich fast das Leben gekostet. Sie sind mit daran Schuld, dass ... dass ich hier liege...gehen sie." Buffy sah zur Seite, um ihre Tränen zu verstecken. Giles schluckte schwer. Unfähig etwas zu  sagen. Ja, sie hatte recht. Er war schuld. Er hatte sie nie über Llevlyn aufgeklärt. Eine Gefahr, die immer über ihrer beider Köpfe geschwebt hatte. Aber es war doch nicht aus Absicht geschehen? Er hatte gehofft Buffy würde es verstehen. Aber er wußte auch, was es bedeutete seelische und körperliche Folter zu erleiden. Er hatte damals Angelus überlebt und lange danach sich kaum in das Leben zurück gefunden. Er war dadurch auf Llevlyn vorbereitet gewesen. Buffy jedoch nicht. Er war sich sicher, daß sich ihre Gefühle ihm gegenüber in einigen Tagen wieder ändern würden. Sie brauchte Zeit.

"Buffy, bitte. In ein paar Tagen..."

"Nein Giles. Nicht in ein paar Tagen, nicht in Monaten oder in Jahren. Ich will nichts mehr mit ihnen, ihren Büchern, Vampiren oder Dämonen zu tun haben. Ich arbeite nicht mehr für den Rat, daß wissen sie. Suchen sie sich für die eine andere, die den Job erledigt. Und ich werde auch nicht mehr für sie arbeiten. Ich habe genug von ihnen. Ich meine es so wie ich es sage. Gehen sie." Sie hatte sich nicht mehr zu ihm gewendet, Tränen liefen ihr über die Wangen. Giles sah betreten zu Boden und verließ sehr übereilt das Zimmer. Oz und Willow mußten nicht sehen, daß er nur sehr schwer gegen die Enttäuschung und Tränen kämpfte.

Ja, sie waren der Hölle entkommen. Doch die inneren Höllenqualen hatten erst begonnen.
 

~ENDE~


....Teil 3 folgt in Kürze!!!