- Diese Geschichte spielt einige Jahre in der Zukunft und ist aus Scully´s Sicht geschrieben. leicht MSR impliziert, FSK: 12 Jahre
- Disclaimer: Akte X - Die unheimlichen Faelle des FBI; The X-Files; Dana Scully; Fox William Mulder u. a. sind Eigentum der Fox Broadcasting und Chris Carter. Die Verwendung erfolgt ohne Erlaubnis und dient keinen kommerziellen Zwecken.
- Diverse Orte und Person in dieser Geschichte sind frei erfunden; Aehnlichkeiten mit lebenden Personen oder tatsaechlichen Orten sind zufaellig.
- Achtung! Themen und Inhalte dieser Geschichte wurden nicht recherchiert, es wurde spontan aus Spass an der Sache geschrieben!
Licht in der Dunkelheit
von Stephanie Raatz
- Es war einer dieser Tage, an denen man mit allem rechnen musste. So wunderte ich mich auch nicht, als an diesem Tag eine junge Frau zu mir an den Tisch kam und mir wortlos eine kleine Visitenkarte ueberreichte.
- 'Trust no one' stand dort geschrieben. Ich haette laut loslachen koennen, wollte fragen was dieser Scherz sollte, doch sie war bereits unbemerkt verschwunden.
- Statt diese laecherliche Karte einfach wegzuwerfen, begann ich sie zu wenden und zu drehen. Ich weiss wirklich nicht, was ich erwartete zu finden.
- Vielleicht hatte ich nach all den Jahren einfach nur drei Buchstaben erwartet ...erhofft: 'F.W.M.' - Fox William Mulder.
- Doch da war nichts dergleichen; die Karte war leer.
- Ich legte das Visitenkaertchen in den kleinen Aschenbecher vor mich und wollte aufstehen und gehen. Ein eigenartiger Zwang hielt mich jedoch davon ab.
- Also steckte ich das Kaertchen seufzend in meine Manteltasche und machte mich auf den Weg zu meinem Appartement.
- Ich hatte es mir mit einem Glas Rotwein vor dem Fernseher gemuetlich gemacht, vor mir auf dem Tisch lag der 'Einsame Schuetze'. Frohike steckt mir die Zeitung immer noch in den Briefkasten; manchmal war auch noch eine kleine Suessigkeit dabei. Ich musste laecheln. Ja, es war schon eine verrueckte Zeit gewesen und irgendwie fehlen mir die 'Lone Gunmen' gewaltig.
- Seufzend zog ich das Kaertchen aus meiner Manteltasche und drehte es gedankenverloren immer wieder in meiner Hand. Wie sehr ich ihn doch vermisse...
- Es war an meinem Geburtstag vor 3 Jahren. Wenn ich meine Augen schliesse, kommt es mir vor, als ob es erst gerade eben passiert ist...
- Ich sass mit Mulder in einer kleine Bar. Meine Kollegen hatten ein donnerndes 'Happy Birthday to you' geschmettert und sich dann wieder ihren Getraenken zugewandt. Ich war verlegen. Mulder hatte so etwas an meinen Geburtstagen schon oefter inszeniert, aber ich fuehlte mich jedesmal aufs neue beschaemt.
- Ich erzaehlte ihm, dass ich keine Geburtstagsparties mochte, worauf er lachen entgegnete: "Ich weiss, Scully, sie lieben sie!"
- Ich war auf alles gefasst, als er ankuendigte, er habe noch eine Ueberraschung fuer mich. Jedes Jahr gab es eine Kleinigkeit von ihm, dessen Sinn ich allerdings meist erst viel spaeter begriff.
- Ich ergriff das Kaestchen, welches er mir zuschob und oeffnete es, doch diesmal war ich nicht auf den Inhalt gefasst.
- Ich zog ein kleines goldenes Kettchen mit einem Anhaenger in Form eines Sternes hervor. In der Mitte des Anhaengers funkelte ein kleiner Stein. Ich war ueberwaeltigt und wollte im ersten Augenblick nicht glauben, dass diese Kette fuer mich sein sollte. Mulder gab mir zu verstehen, ich solle die Rueckseite betrachten und laechelte verschwoererisch.
- Der Anhaenger hatte eine Gravur. Ich las sie und stand kurz davor in Traenen auszubrechen.
- Ich wusste, ich hatte noch nie solch ein schoenes Geschenk bekommen.
- Dann stand Mulder auf, stellte sich hinter mich und band mir die Kette um. Ich spuerte das kalte Metall auf meiner Haut. Es fuehlte sich so gut an.
- Er legte Geld auf den kleinen Tisch, half mir in meinen Mantel und ging los, um den Wagen zu holen, den er etwas weiter weg hatte parken muessen. Ich sollte vor der Tuer auf ihn warten; es waere mein Ehrentag und da wuerde er Chauffeur spielen, entgegnete er entgegen allen meinen Protesten.
- Ich wartete vor der Tuer, den Anhaenger beruehrend und wartete gedankenverloren auf Mulder...
- ...doch Mulder kam nicht. Ich stand stundenlang auf diesem einen Fleck und wartete.
- 3 Jahre ist es her und es hatte nie wieder ein Lebenszeichen von ihm gegeben. Ich zog die Kette unter meinem Pullover hervor und betrachtete die Gravur auf der Rueckseite: 'Dana, mein Licht in der Dunkelheit. F.W.M.'
- Traenen sammelten sich in meinen Augen. Das war das schoenste Kompliment, dass ich je bekommen hatte.
- Mulder´s Verschwinden hatte Alarmglocken beim FBI laeuten lassen. Es waren Hebel in Bewegung gesetzt worden, von denen ich nicht einmal wusste, dass es sie gab. Jedoch nach 3 Monaten vergeblicher Fahndung wurde Fox William Mulder offiziell suspendiert. Nach einem weiteren Monat wurden jegliche Untersuchungen eingestellt.
- Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich bei Direktor Skinner im Buero stand und mit meiner letzten Kraft und Energie versuchte zu verhindern, dass die Untersuchungen endgueltig eingestellt wurden. Ich hatte keinen Erfolg.
- Das erste Jahr seines Verschwindens hoffte ich immer noch, ihn ploetzlich um eine Ecke biegen zu sehen. Es war das Jahr der Schliessung der X-Akten, doch diesmal schien es keine neue Oeffnung mehr zu geben, diesmal war es endgueltig. Das Buero wurde verschlossen und versiegelt. Ich habe nichts von Mulder´s Sachen entfernt. Vielleicht auch nur, damit jegliche Erinnerungen an ihn weggeschlossen wurden.
- Seufzend stellte ich das Glas Rotwein auf den Tisch und betrachtete abwechselnd den Anhaenger in der einen, die Karte in der anderen Hand. Wieviel mir Mulder bedeutet hatte, war mir erst klar geworden, als er nicht mehr da war. Ich sah noch einmal auf die Karte und fasste dann einen Entschluss...
- "Wen haben wir denn da? Freunde, seht wer hier ist!" Ich laechelte: "Hallo Jungs, lange her." "Kommen sie rein, Scully! Was fuehrt sie zu uns?... Meine Pralinen bekommen?" Frohike rueckte ein Stueckchen naeher an mich heran. Ich lachte: "Ja, die habe ich erhalten, aber ich bin hier weil ich etwas fuer Euch zu tun haette."
- Langley richtete sein Augenmerk auf die Karte in meinen Haenden. "Eine einfache Visitenkarte," brummte er nach einem kurzen Blick.
- "Ja, aber ich habe sie auf eine merkwuerdige Weise erhalten. ...und dieser Spruch...?"
- "Trust no one? Hey, Scully, wo haben sie Mulder versteckt?" scherzte Frohike.
- "Ich dachte, ihr koenntet mir das sagen." Ich sah die drei flehend an...
- Drei Tage spaeter fand ich mich nervoes und voller Erwartungen wieder bei den dreien ein. Ich haette mir keine grossen Hoffnungen machen duerfen; Enttaeuschungen kamen so schnell.
- Es kam wie ich rueckblickend haette erwarten muessen.
- "Tut uns leid, Scully!" Ich sah die Enttaeuschung auf den Gesichtern der drei. "Wir konnten wirklich nichts rausfinden." "Und wenn ihr mehr haettet?" fragte ich gespannt. "Mehr?" Byers sah mich fragend an.
- Ich holte einen Briefumschlag aus meiner Manteltasche und reichte ihn ihm. "Diesen Brief habe ich heute morgen in meinem Briefkasten gefunden." Langley nahm mir den Umschlag aus der Hand und entnahm ein weiteres Kaertchen mit der Aufschrift 'I want to believe'.
- "Vielleicht erlaubt sich da einer einen ganz gewaltigen Scherz!" zischte Frohike.
- Ich schuettelte energisch den Kopf: "Das ist kein Scherz mehr! Das hier habe ich auf meinem Schreibtisch gefunden, als ich ins Buero kam: Mulder´s FBI-Ausweis!"
- Langley riss ihn an sich und betrachtete ihn von allen Seiten: "Nicht moeglich!"
- Ich zuckte mit den Schultern: "Das habe ich mir auch erst gedacht, aber er ist echt. Ich habe ihn bei uns pruefen lassen."
- "Und man hat ihn ihnen so wieder mitgegeben?" Byers sah mich misstrauisch an.
- "Naja... nicht ganz!" entgegnete ich schulterzuckend, "ich musste ein wenig nachhelfen."
- Da waren also ploetzlich zwei Visitenkarten mit seinen Lieblingsspruechen sowie sein FBI-Ausweis bei mir aufgetaucht. Es war nicht schwer zu erraten, was ich darueber dachte, und dass ich wieder zu hoffen begonnen hatte. Doch wer hatte mir diese Dinge zugespielt und warum. War es Mulder selbst gewesen? Sicherlich nicht. Er haette sich direkt mit mir in Verbindung gesetzt. Wollte mir vielleicht jemand zu verstehen geben, dass Mulder in Gefahr schwebte?
- Ich hatte Fragen ueber Fragen, die sich eines abends scheinbar ploetzlich aufklaeren sollten...
- Ich hatte meinen Wagen gerade vorm Haus geparkt und wollte mein Appartement betreten, da spuerte ich hinter mir einen Luftzug ...fast wie Atem.
- Mit einem geuebten Griff zog ich meine Waffe, waehrend ich noch herumwirbelte.
- Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ein eisiger Schauer meinen Ruecken herunterlief, als sich eine Gestalt aus dem dunklen Schatten herausloeste und auf mich zu kam.
- "Stehen bleiben!" zischte ich nervoes. Die Zeiten des Waffengebrauchs waren seit der Schliessung der X-Akten vorbei. Ich war aus der Uebung, registrierte ich erschrocken.
- "Miss Scully..."
- Ich sah in sein nun deutlich erkennbares Profil und hatte das Gefuehl, der Schlag muesse mich treffen.
- "Miss Scully, ich muss mit ihnen reden!"
- Das war einer von der Regierung, nein, nicht von der Regierung ...es war einer der Maenner, die jene Verschwoerungen geplant hatten und wahrscheinlich immer noch planten, die waehrend Mulder´s und meiner Zusammenarbeit den groessten Teil unserer Faelle ausmachten. Meine Gedanken wirbelten in meinem Kopf wild durcheinander.
- "Es geht um Agent Mulder."
- Ich sah ihm in die Augen und musste ploetzlich hysterisch lachen: "Agent Mulder?"
- "Agent Mulder!" entgegnete er.
- "Sie sind glaub ich nicht mehr auf dem laufenden, Agent Mulder gibt es nicht mehr!"
- "Sagt Ihnen der Satz, 'mein Licht in der Dunkelheit', etwas?" Er laechelte unverschaemt gutgelaunt und betrachtete gespannt meine Mimik, die zwischen ueberschwenglicher Freude und totaler Skepsis wankte.
- "Nehmen sie bitte ihre Waffe runter, sie koennten mich noch treffen."
- "Und?" Erschrocken stellte ich fest, dass meine Haende zitterten.
- "Hoeren sie gut zu, Miss Scully, ich weiss wo Mulder ist und ich habe vor, ihnen zu helfen, aber ich wiederhole mich nicht gerne!"
- Meine Gedanken ueberschlugen sich.
- Was, wenn er log?
- Und wenn nicht?
- Er kannte die Gravur meiner Kette, aber was sagte das schon aus ? Dass eine Moeglichkeit bestand, dass Mulder noch lebte! Und diese Chance konnte ich doch nicht verstreichen lassen. Ich musste mich auf seine Aussage verlassen! Ich konnte einfach nichts unversucht lassen, wenn es die Möglichkeit hatte, Mulder zu finden!
- Und doch protestierte mein Gewissen, als ich die Waffe langsam sinken liess.
- "Danke sehr," vernahm ich meinen Gegenueber erleichtert aussprechen.
- "Wo ist Mulder?"
- "Ich sagte, ich helfe ihnen, ich habe nicht gesagt, dass ich ihnen seinen Aufenthaltsort verrate!" laechelte er.
- "Warum helfen sie mir ueberhaupt? Und das nach all diesen Jahren?" zischte ich ein wenig zu unfreundlich.
- "Er wird nicht mehr gebraucht. Er soll eliminiert werden."
- "ELIMINIERT???" Entsetzen machte sich auf meinem Gesicht breit. Gott, wo zum Teufel steckte er nur?
- "Warum wollen sie mir helfen? Warum sie? Sie gehoeren doch zu diesen, diesen..." Ich vollendete meinen Satz nicht, sondern starrte meinen Gegenueber nur misstrauisch an.
- "Weil es nicht rechtens waere."
- "Nicht rechtens? Sie sprechen von Recht?" Ein lautes, fast schon wieder hysterisches Lachen erklang aus meinem Mund.
- Er seufzte und begann sich abzuwenden.
- "Halt! Gehen sie nicht!" rief ich ihm nach. Ich hatte nicht vor die Chance Mulder wiederzufinden zu vergeuden.
- "Miss Scully, ich habe nie gewollt, dass Menschen sinnlos sterben, aber manchmal blieb es nicht aus. Vielleicht kann ich in dieser Situation nicht von Moral reden, aber Agent Mulder´s Tod waere ein sinnloser Tod, so viel steht fest. Vielleicht mag ich aber auch einfach nur nicht meinen besten Gegner so einfach zur Strecke bringen. Ich mag skrupellos erscheinen, sicher, denken sie jedoch daran, dass ich derjenige bin, der die Informationen hat, die sie brauchen." Seine Stimme war leise und eindringlich geworden.
- "Wo kann ich ihn finden?"
- "Passen sie auf..." begann er und erlaeuterte seinen unglaublichen Plan...
- Zurueckblickend auf diesen Moment hoechster Angespanntheit, kann ich noch immer das Froesteln verspueren, dass mich erfasste, als er zu erzaehlen begann.
- Es schien alles so unglaubwuerdig, so unwahrscheinlich, dass nach 3 Jahren ploetzlich jemand auftauchte und erzaehlte Mulder waere noch am Leben. Ich hatte wirklich mit mir zu kaempfen.
- Es war der "Tag X", so bezeichne ich diesen Tag im nachhinein, an dem meine eigentliche Suche nach Mulder begann. Obwohl 'Suche' nicht das richtige Wort dafuer war, denke ich rueckblickend.
- Zwei Tage nach dem mysterioesen Erscheinen des 'Verschwoerers', wie ich ihn so schoen nannte, tauchten zwei Maenner in Polizeiuniformen beim mir auf, um sich nach einem entflohenen Haeftling zu erkundigen. Ich wusste, sie waren nicht echt! Sie zeigten mir ein Bild des Entflohenen und ich antwortete ruhig und gelassen, dass ich diesen Mann nicht kennen wuerde.
- Kaum das ich jedoch die Tuer hinter ihnen geschlossen hatte, durchfuhr ein Zittern meinen Koerper und meine Knie gaben nach. Ich schnappte nach Luft und musste mich an einer Stuhllehne festhalten, um nicht umzukippen.
- Mulder war am Leben! Ich hatte ihn eindeutig auf diesem Fahndungsfoto erkannt, auch wenn er einen Bart trug, seine Haare wesentlich laenger waren und er nur noch ein hagerer Schatten seiner Selbst zu sein schien.
- Mein unbekannter Informant und Helfer hatte sich zwar darueber geaeussert, dass er Mulder, wo auch immer er auch die letzten 3 Jahre gesteckt hatte, eine Flucht ermoeglichen wuerde, doch er hatte sich in keinster Weise darueber ausgelassen, wann dieses geschehen wuerde. Und nun stand ich in meinem Appartement und wusste vor lauter wirren Gedanken und Gefuehlen, die mich just beim Anblick des Bildes erfuellt hatten, nicht, welchen Schritt ich als erstes unternehmen sollte.
- Ich wusste, ich musste ihn schnell finden, da er sonst nicht mehr lange am Leben sein wuerde. Mein Helfer hatte ihm zwar zu einer Flucht verholfen, sah sich jedoch gezwungen, noch zur gleichen Zeit Alarm zu schlagen und Verfolger auf ihn anzusetzen, damit er sein eigenes Leben nicht riskierte.
- Ich bekam keine Kontrolle ueber meine Gedanken. Wo sollte ich anfangen? Wie sollte ich ihn finden?
- Zwei Stunden spaeter fand ich mich am Stadtrand wieder. Ich bin mir heute noch nicht sicher, was mich dorthin gefuehrt hatte. Aber tief in meinem Inneren, war ich mir sicher, dass ich den richtigen Weg eingeschlagen hatte.
- Ich stieg aus dem Wagen und lief die Strasse immer wieder auf und ab.
- Die erste halbe Stunde verging...
- Die zweite halbe Stunde verging...
- Es wurde langsam dunkel und ein gewisser Anflug von Panik machte sich in meinem Inneren breit.
- Die dritte halbe Stunde verging...
- Aus meinem bedaechtigen Auf- und Abgehen war ein fanatisches Auf- und Abrasen geworden. Ich war mir langsam ziemlich sicher, Mulder verpasst zu haben. Die Frage, ob ich mich vielleicht mit meinem Standort irrte, stellte sich mir nicht, ich war mir darueber sehr sicher.
- Nachdem eine weitere Stunde vergangen war, beschloss ich resigniert und wuetend, dass ich, statt weiter nichtstuend zu warten, lieber wieder in meinen Wagen steigen sollte.
- Ich oeffnete gerade meine Tuer und war bereits mit einem Fuss im Wagen, da vernahm ich ein Keuchen auf der anderen Seite meines Wagens. Ich erstarrte in meiner Bewegung.
- Vorsichtig zog ich meine Waffe und schritt langsam um mein Fahrzeug herum, bis ich eine am Boden liegende Gestalt auf der Seite der Beifahrertuer erkannte.
- Mit zwei schnellen Schritten war ich neben der Person und rollte diese auf den Ruecken.
- "Mein Gott, Mulder!" entfuhr es mir, waehrend ich das Gefuehl hatte, mein Herz muesse stehenbleiben.
- Sein Puls war schwach aber regelmaessig, sein koerperlicher Zustand liess jedoch zu wuenschen uebrig. Was ich dort sah, waren nicht mehr als Haut und Knochen.
- Muehsam hievte ich ihn in eine tragbare Position und oeffnete die hintere Tuer meines Wagens, in den ich ihn nur mit aeusserster Kraftanstrengung hinein bekam. Wir mussten weg hier, so schnell wie moeglich.
- Aber wohin? Dieser Gedanke kam mir erst, als ich bereits in die Strasse, in der sich meine Wohnung befand, einbog. Wenn es tatsaechlich jemanden gab, der nach Mulder suchte, dann wuerde er zu erst bei mir suchen. Hier waren wir also absolut nicht sicher!
- Es war ein mehr ein Reflex als gruendliche Ueberlegung, als ich den Wagen wendete und wenig spaeter bei meiner Mutter vor der Tuer stand.
- "Dana, Liebling, was...?"
- Ich draengte sie von der Tuer weg und schleppte Mulder mit letzter Kraft ins Wohnzimmer meiner Mutter.
- "Dana, was geht hier vor? Und wer ist das?"
- "Mulder! Mutter, das ist Mulder!"
- "Aber Dana, sagtest du nicht, er waere spurlos verschwunden?"
- Ich nickte: "Das habe ich gesagt, aber es ist Mulder. Ich erklaere dir das spaeter, hilf mir jetzt bitte!"
- Und meine Mutter half mir ohne ein weiteres Wort oder eine Erklaerung. Sie wusste, dass ich bezueglich Mulder keine Scherze machen wuerde. Ich glaube, bei der Reinigung seines Gesichtes, erkannte sie ihn auch. Zumindest sah ich dieses erkennende Blitzen in ihren Augen.
- Es waren ganze 4 Tage seit meinem Zusammentreffen mit dem "Verschwoerer" vergangen, ehe ich wieder ein wenig zur Ruhe kam. Mulder lag oben in einem der alten Kinderzimmer und schlief nun schon seit dem Moment, 14 Stunden zurueck, als ich ihn gefunden hatte.
- Ich setzte mich zu meiner Mutter auf die Couch und blickte verloren und voller wirrer Gedanken in das Kaminfeuer.
- "Dana, willst du mir erzaehlen, was passiert ist?"
- "Wo soll ich da nur anfangen," seufzte ich. Es war nichts mehr so wie noch vor einer Woche, als ich das letztemal bei meiner Mutter gesessen hatte.
- Aber vielleicht, so dachte ich, tat es mir gut, jemanden alles zu erzaehlen. Und eigentlich hatte sie bezueglich der Gefahr, der ich sie aussetzte eine Erklaerung verdient...
- Ich hatte das erstemal nach 4 Tagen so richtig tief geschlafen. Mulder lag noch immer bewusstlos in der oberen Etage.
- Ich richtete mich von der Couch auf und stieg die Treppe zu Mulder hinauf, um meine Mutter abzuloesen, die die letzten Stunden bei ihm Wache gehalten hatte.
- "Hallo."
- Sie blickte von ihrem Buch auf und nickte mir zu.
- In stummer Absprache stand sie auf, um ihren Platz fuer mich zu raeumen. Ich nahm ihren Platz ein und betrachtete meinen Partner mit kummervoller Miene. Wie lange war es her, dass ich ihn nicht mehr gesehen hatte...
- Seufzend richtete ich mich wieder auf, um ans Fenster zu gehen und nach eventuellen Verfolgern Ausschau zu halten. Meine Gedanken schweiften jedoch ab und fuehrten mich in die Zeit zurueck, in der wir noch ein Team waren. Sein verschmitztes Lausbubenlaecheln taucht vor meinem geistigen Auge auf; der Glanz in seinen Augen, wenn wir eine neue X-Akte geöffnet hatten.
- Nun lag er vor mir, eingefallenes Gesicht, dunkle Raender unter den Augen, struppiges, viel zu langes Haar. Ich musste meine Traenen zurueckhalten.
- Wo war mein starker, unergruendlicher Fox William Mulder geblieben?
- Ein leises Roecheln liess mich aus meinen Gedanken aufschrecken und in seine Richtung wirbeln. Hatte ich ein Lebenszeichen von ihm vernommen?
- Ich trat naeher an ihn heran und richtete mein Augenmerk auf seine Augenlider, die zu zucken begannen. Als Aerztin war mir klar, dass er vorm Aufwachen stand, als Partner und Freundin konnte ich noch nicht so recht daran glauben.
- In meinem ganzen bisherigen Leben hatte ich noch nie so zwischen Erleichterung und Entsetzen gestanden wie in dem Augenblick, als er die Augen oeffnete und mich ansah.
- Seine Augen lagen tief in den Augenhoehlen und Schmerz und Verwirrung machten sich darin breit, waehrend er sich umsah. Sein Blick wirkte leer und verschwommen. Ich musste mehrmals tief Luft holen, ehe ich mich ueberwinden konnte, naeher an ihn heranzutreten.
- "Mulder?" Vorsichtig strich ich eine Haarstraehne aus seinem Gesicht. Ein verwirrter Blick streifte mich. Er schien mich nicht zu erkennen.
- Wahrscheinlich haette ich laut losgeheult, wenn meine Mutter nicht in diesem Augenblick den Raum betreten haette. So riss ich mich zusammen, vermied es jedoch Mulder weiterhin in die Augen zu blicken.
- "Ist er wach?"
- "Ja," seufzte ich, "aber er erkennt mich nicht!"
- Sie legte troestend ihre Hand auf meine Schulter: "Das wird noch kommen, Dana, bestimmt!"
- Ich nickte, empfand jedoch nicht den gleichen Optimismus wie meine Mutter.
- Kurze Zeit spaeter sass ich wieder im Wohnzimmer und blickte in das Kaminfeuer. Tief in meinem Inneren spuerte ich das Verlangen aus dem Haus zu rennen und zu schreien.
- Was war nur geschehen? Drei lange Jahre hatte ich darauf gewartet, dass er wieder auftauchen wuerde, doch jetzt empfand ich Wut und Verzweiflung in mir.
- Ich hatte das dringende Beduerfnis mit jemandem zu sprechen, aber mit wem? Mit meiner Mutter, das wusste ich, hatte es keinen Sinn.
- Ich brauchte jemanden, der mich in meiner Situation vielleicht verstand, mir weiterhelfen konnte und dem ich bedingungslos vertrauen konnte. Leider fielen mir nur Byers, Langley und Frohike ein.
- Mich mit den drei zu treffen, stellte sich jedoch unter den gegebenen Umstaenden, als zu gefaehrlich heraus. Also blieb nur noch eine letzte Person...
- Ende Teil 1
"Agent Scully, was...?"
Ich liess Skinner nicht zu Wort kommen und zwaengte mich vorbei an ihm in seine Wohnung.
Mit verschraenkten Armen betrachtete er mich: "Wo haben sie gesteckt?" "Sir, ich..." "Wollten sie genauso verschwinden wie Agent Mulder?"
"Ich brauche ihre Hilfe!" platzte es aus mir heraus. Skinner sah mich sehr verwundert an. Ich glaube, er hatte mich noch nie in solch aufgewuehltem Zustand gesehen.
"Ich habe ihnen gesagt, wenn sie Probleme haben, koennen sie zu mir kommen. Also?"
Nervoes trat ich von einem Bein auf das andere. Konnte ich ihm wirklich vertrauen?
Aber wem sollte ich sonst vertrauen? Er hatte die ganzen Jahre waehrend Mulder´s Abwesenheit immer hilfsbereit an meiner Seite gestanden. Ich musste es riskieren.
"Ich habe Mulder gefunden!" Meine Worte kamen langsam und leise ueber meine Lippen, aber sie schwebten wie ein Damoklesschwert ueber mir im Raum. War es ein toedlicher Fehler gewesen sich Skinner anzuvertrauen. Ich schwankte, denn eine Reaktion von ihm blieb aus.
"Sir?"
"Sie haben was?"
"Ich habe Mulder gefunden!" wiederholte ich mit zum Zerreissen gespannten Nerven.
"Wie kann ich ihnen helfen."
Keine ueberfluessigen Fragen, keine Belehrungen, sein einfaches Hilfsangebot ueberzeugte mich endgueltig und so erzaehlte ich ihm die Geschichte haarklein...
"Warum sind sie ausgerechnet zu mir gekommen?"
Ich laechelte: "Mulder vertraute nur wenigen Menschen wirklich, ich denke, sie zaehlten dazu."
"Er muss in ein Krankenhaus." "Nur wenn sie seine Sicherheit garantieren koennten und das koennen sie nicht, nicht wahr?"
"Sie haben Recht," seufzte er und schritt nachdenkend im Raum auf und ab. "Wo befindet er sich zur Zeit?" "Ich weiss nicht, ob ich ihnen das erzaehlen sollte."
Er blickte in mein skeptisches Gesicht und schuettelte traurig den Kopf: "Ich dachte, sie vertrauen mir?"
"Ja, nein...ich... verstehen sie mich doch..." setzte ich verzweifelt an.
"Aber wie soll ich ihnen helfen, sie eventuell beschuetzen, wenn sie mir nicht verraten wo sie sich mit Mulder verstecken?"
Schweren Herzens lueftete ich schliesslich mein Geheimnis. Wenn er mir wirklich helfen wollte, dann hatte er das Recht, alles zu wissen.
Als ich Skinner Stunden spaeter zu Mulder ins Zimmer fuehrte, war mir von vornherein klar, dass ich einen Fehler gemacht hatte.
Zwar war Skinner kein Verraeter und ich konnte ihm vertrauen, aber ich hatte die Verfolger wahrgenommen, als ich das Haus meiner Mutter betrat. Ich fuehlte mich dumm und hilflos, weil ich darauf vorbereitet haette sein muessen. Ich widmete mich wieder Skinner, der mich mit einem fragenden Blick bedachte.
"War er zwischendurch wach?"
"Ja, aber er erkennt seine Umgegend nicht." <und mich und das tut am meisten weh> fuegte ich in Gedanken zu, wollte und konnte es jedoch nicht gegenueber Skinner erwaehnen.
Mein Blick schweifte wieder zum Fenster.
Skinner´s Hand legte sich auf meine Schulter: "Werden wir ueberwacht?"
"Ja, bereits seit wir das Haus betreten haben und bestimmt auch schon vorher."
Ich drehte mich um und laechelte nervoes: "Ich haette es wissen muessen!"
"Scully, machen sie sich jetzt keine Vorwuerfe! Sie haben Mulder wieder gefunden, das allein zaehlt!"
"Na und?" platzte es wuetend und enttaeuscht aus mir raus, "das ist nicht der Mulder, den ich kannte! Er kennt mich nicht und draussen stehen Maenner die ihn toeten wollen, was zaehlt jetzt noch?!"
Erschrocken stellte ich fest, dass ich meine Traenen nicht mehr zurueckhalten konnte und so ergab ich mich hemmungslos der Versuchung zu weinen.
Skinner fuehrte mich stuetzend zu dem Stuhl neben dem Bett, in dem Mulder lag. Mein Blick fiel wieder auf sein eingefallenes Gesicht und mein Herz machte einen Satz als ich registrierte, dass er mich beobachtete.
"Mulder..." fluesterte ich und beugte mich vor, um ihm eine wirre Straehne aus dem Gesicht zu streifen. Ich konnte ihn doch nicht einfach aufgeben...
Seine Hand glitt unter der Decke vor und ploetzlich spuerte ich, wie er meine Ketten umfasste.
Sie musste unter meiner Bluse hervorgerutscht sein, als ich mich zu ihm herueber gebeugt hatte.
"Scully..." hoerte ich seine leise Stimme. Sein Blick verweilte auf dem Anhaenger. Traenen stiegen mir in die Augen. Er erkannte mich...
"Dana!" hallte der Ruf meiner Mutter aus dem Erdgeschoss und liess mich aufschrecken.
Skinner eilte zum Fenster und dann zur Tuer: "Wir bekommen Besuch!"
Entsetzt richtete ich mich auf.
"Was geht hier vor?" vernahm ich Mulder´s leise Stimme neben mir. Scheinbar schien er jetzt vollkommen aus seiner Lethargie erwacht.
"Man sucht nach ihnen!" Skinner´s Haltung war angespannt.
"Skinner?" Mulder sah mich fragend an. "Ja, er ist der einzige, dem ich trauen konnte. Jetzt muessen wir hier auf jedenfall erst einmal verschwinden!" Zaertlich betrachtete ich das geschundene Gesicht.
"Koennen sie gehen, Mulder?" Skinner trat naeher, um ihm unter die Arme zu greifen. Dankend nahm Mulder die Hilfe an.
Ich liess einen Blick aus dem Fenster schweifen und erkannte vier Fahrzeuge mit jeweils 3 Insassen. 6 davon waren bereits ausgestiegen und steuerten auf das Haus meiner Mutter zu. Es schien, als saessen wir in der Falle.
"Seht zu! Dana, nehmt die Kellerluke auf der anderen Hausseite!" meine Mutter war wild am delegieren. "Und was ist mit dir, Mutter?" fragend blickte ich sie von der Treppe herab an.
"Ich habe die Polizei informiert, dass sich merkwuerdige Personen vorm Haus herumtreiben, wenn alles gut geht, sind die in ein paar Minuten hier."
"Bist du sicher, dass du hier bleiben willst?" Sorge klang in meiner Stimme mit.
"Dana, Darling, wenn ich nicht hierbleibe, wer haelt sie dann auf?"
Ich seufzte: "Du bist sicher?" "Geht endlich!"
Schweren Herzens eilte ich hinter Skinner und Mulder hinterher, die sich bereits an die ersten Treppenstufen zum Keller gewagt hatten.
Ich ueberholte sie am Treppenabsatz und begutachtete erst einmal unseren Fluchtweg, um sicher zu gehen, dass wir dort nicht in die Arme unserer Verfolger geraten wuerden.
Skinner und Mulder waren nun auf meiner Hoehe und ich vernahm Mulder´s geschwaechte Stimme neben mir: "Scully, wohin?"
Ja, diese Frage lag mir auch auf der Seele. Mein Blick wanderte zu Skinner, der mich ebenso ratlos anblickte. "Erst einmal raus hier!" zischte er schliesslich.
Ich oeffnete die Kellerluke und spaehte vorsichtig hinaus.
Wir hatten darueber gesprochen, wie wir Mulder schuetzen konnten, dass er gepflegt werden musste, wir hatten diskutiert, ob wir es den Behoerden melden sollten, aber wir hatten nie wirklich an solch eine Situation oder ein Versteck gedacht. So weit haette es in unseren Vorstellungen und Plaenen nicht kommen sollen.
Es war eine anstrengende Tortur fuer uns alle bis wir zwischen den Haeusern und Gaerten zu einer angrenzenden Hauptstrasse gelangten, auf der wir ein Taxi anhalten konnten.
Erst innerhalb des Taxis begannen wir wirklich darueber nachzudenken, wohin wir nun sollten...
"Haben sie nicht Freunde, zu denen wir gehen koennten?" Ich spuerte die Anspannung in Skinner´s Stimme. Er wusste wozu diese Leute faehig waren, die uns verfolgten. Fuer seinen Geschmack hatte er schon zu oft mit Ihnen Kontakt gehabt.
"Freunde? Meinen sie da wird man uns nicht suchen?" Ich spuerte das flaue Gefuehl von Angst in meinem Magen.
"Byers...," Mulder hustete, "Langley...und Frohike." Ich richtete mein Augenmerk auf ihn: "Aber das ist zu gefaehrlich!" "Ich halte das fuer die einzige Moeglichkeit," entgegnete er schwach. "Und er?" Ich wiegte den Kopf in Skinner´s Richtung. Mulder sah mir intensiv in die Augen, einer Antwort bedurfte es nicht mehr. Es galt am Leben zu bleiben und nicht, Geheimnisse zu wahren.
<Scully, denk rationell!> schimpfte ich in Gedanken mit mir selbst.
Rueckblickend erinnere ich mich an eine verworrene Fahrt durch Washington D. C., die uns letztendlich in die Naehe von Byers, Langley und Frohike brachte. Skinner stellte keine Fragen, selbst in dem Moment nicht, als er Mulder´s Freunden, unseren heimlichen Informanten, gegenueber stand.
"Wer hat denn den Vorschlag gemacht, hierher zu kommen?" Langley schien nicht sehr begeistert. "Ich!" kraechzte Mulder und betrachtete seine drei Freunde mit einem verzerrten Laecheln, "ich wollte euch nach so langer Zeit wiedersehen." Ich sah das verzerrte Laecheln um seine Mundwinkel und seinen klaren, strahlenden Blick. Er war noch immer der Mulder, den ich 3 Jahre zuvor verloren hatte. Seine Augen verrieten mir seinen ungebrochenen Willen. Was immer sie mit ihm angestellt hatten, sie hatten es nicht geschafft, seinen Willen zu brechen. Sie hatten es nicht geschafft! Ein triumphales Gefuehl erfasste mich.
"Hier bleiben koennt ihr auch nicht! Man wird uns alle aufspueren!" draengte Byers.
"Koennt ihr uns eine Flucht ermoeglichen?" Mulder schien zu wissen, was er wollte.
"Sicher. Wohin?" entgegnete Langley...
Einer von Langley´s Informanten schaffte uns per Wagen aus Washington D. C. heraus und dort zu einer kleinen Landebahn.
"Scully, Mulder, ich werde sie hier verlassen."
Ich betrachtete Skinner mit einem forschenden Blick: "Sind sie sicher?"
"Wenn ich nicht bald wieder beim FBI auftauche, wird man misstrauisch, falls man das nicht sogar schon ist, und dann ist der ganze Staatsapparat auf ihren Fersen."
Skinner´s Erklaerung klang logisch, aber nicht akzeptabel. "Sie koennten uns verraten..." "Koennte ich," entgegnete er, "aber dann waeren sie vermutlich jetzt nicht hier, wenn ich die Absicht haette oder gehabt haette, " entgegnete er zu Recht. Mulder war schwach auf den Beinen, konnte nur durch meine Hilfe stehen, machte sich dennoch die Muehe, sich zu Skinner zu beugen und ihm die Hand dankend auf die Schulter zu legen.
Skinner kehrte mit dem Informanten zurueck nach Washington D.C., waehren wir eine kleine Chesna betraten und Washington weit hinter uns liessen.
Nach einer laengeren Zeit, ich kann nicht mehr sagen, wie viele Stunden es waren, landeten wir am Rande eines Berges, wo wir bereits von einem weiteren Informanten Lagley´s abgeholt wurden. Er hatte alles in wenigen Minuten durchorganisiert gehabt, ich war wirklich verbluefft.
Unsere Endstation befand sich irgendwo in den Bergen, aber wo, konnte ich nicht sagen. Ich konnte nicht mal genau sagen um welche Berge es sich handelte...
"Jetzt muessen wir uns wohl ziemlich lange ertragen..." Ich laechelte ueber Mulder´s Bemerkung: "Ertragen?"
Ich reichte ihm eine Tasse heissen Kaffee und setzte mich zu ihm auf die Couch. Sein Blick ruhte noch immer fragend auf mir. Amuesiert trank ich einen Schluck. "Was ist daran so lustig?"
"Ich halte 'Ertragen' fuer das falsche Wort. Ich bin froh, dass sie wieder da sind, Mulder, da werde ich ihre Anwesenheit auch laengere Zeit 'ertragen' koennen," entgegnete ich.
Ich erhielt keine Antwort, vernahm aber das versteckte Laecheln auf seinem Gesicht, als er die Tasse an die Lippen setzte.
Mulder erholte sich langsam. Ich tat mein moeglichstes ihn wieder aufzupaeppeln, jedoch konnte ich nicht in seine Psyche eindringen. Er lachte mit mir, scherzte, wie in frueheren Zeiten und sein Koerper erlangte langsam und stetig seine Kondition und Kraft zurueck. Er sah aeusserlich immer mehr dem Mulder aehnlich, der mich vor 3 Jahren verlassen hatte. Innerlich jedoch, versteckte er sich vor mir.
Langley hatte ganze Arbeit geleistet und so bekamen wir nur ein einziges Mal Besuch von einem Boten, der uns mitteilte, dass man mich gemaess meinem Wunsch, offiziell vom Dienst entlassen hatte. Mir war klar, dass Skinner so handeln musste, aber es verwirrte mich im ersten Augenblick doch ein wenig, von meinem eigenen Kuendigungswunsch zu lesen.
"Bereuen sie es?" vernahm ich Mulder´s Stimme hinter mir.
"Was?"
"Das sie durch mich entlassen wurden."
Ich schuettelte energisch den Kopf: "Oh Mulder, was reden sie fuer einen Bloedsinn!" Er blickte mich fragend an.
"Sie wieder zu finden, war es mir wert!" entgegnete ich leise, meine Hand nach seiner tastend.
Er umschloss meine Hand und fuehrte mich zur Couch, wo wir uns neben einander setzten und lange in die Augen blickten, ehe Mulder seine ganze Kraft zusammen nahm und mir endlich von seinen Torturen zu erzaehlen begann...
Ich hoerte ihm stundenlang zu, spuerte Traenen, Wut und Verzweiflung in mir aufsteigen ueber all die schrecklichen Dinge, die man ihm angetan hatte. Als ich seinen Ausfuehrungen ueber die Ausserirdischenentfuehrung lauschte, erwiderte ich nichts. Keine Belehrungen, keine Widerworte, ich wuerde ihn glauben lassen. Er waere sonst nicht mehr mein Mulder gewesen. Mein Mulder, den ich fest in mein Herz geschlossen hatte, fuer den ich mein Leben geopfert haette.
"Naja, erst dachte ich wirklich, ich waere in einem Raumschiff und von Ausserirdischen entfuehrt..." <Nicht lachen, Dana!> ermahnte ich mich. "Dann jedoch wurde mir klar, dass eine Verschwoerung dahinter steckte und man mich nur fuer Versuchszwecke entfuehrt hatte. Ich denke, ich wusste und weiss zu viel!" Ein gequaeltes Laecheln umspielte seine Mundwinkel. Es ist nie gut, zu viel zu wissen, haette mein Vater in diesem Augenblick wahrscheinlich gesagt, schoss es mir durch den Kopf.
Man hatte ihn auf dem Weg zum Wagen, drei Jahre zuvor, von hinten angegriffen und ueberwaeltigt. Er war nicht darauf gefasst gewesen und hatte sich ueberrumpeln lassen. Alles woran er sich erinnerte waren vier Maenner, die ihn ueberwaeltigten, als naechstes fand er sich in einem riesigen Labor wieder, wie er spaeter herausfand. Man hatte den Raum in helles, weisses Licht getaucht, so dass er nicht viel um sich herum erkennen konnte und annahm sich in einem Raumschiff zu befinden.
Als man begann die ersten Experimente mit ihm durchzuführen, ihm laehmende Mittel spritzte und etliche Wahrheitsseren, kam langsam die Erkenntnis, dass es sich nicht um Ausserirdische handeln konnte. Man fragte ihn ueber Dinge aus, die nur fuer seine aergsten Feinde interessant sein konnten.
Die Zeit schien nicht zu vergehen. Dreimal hatte er versucht zu entkommen und jedesmal wurden die Bestrafungen dafuer schlimmer, bis er so erschoepft von den Medikamenten und Zuechtigungen war, dass er sich nicht mehr wehren konnte.
Was man wirklich von ihm wollte, war nur sein Wissensstand, den er, wie er mir laut lachend verkuendete, nie ganz preisgegeben hatte. Seine Flucht jedoch blieb ihm bis heute ein Raetsel und ich beliess es dabei.
"Und ich schaetze, ich kann den Rest meines Lebens jetzt Versteck spielen."
Er holte tief Luft und die Last der Erinnerung schien sich ein wenig von ihm zu loesen.
Ich legte ihm meine Hand auf die Schulter. Eigentlich sollte es nur eine troestende Geste werden, doch es wurde eine zaertliche. "Mulder..."
"Und sie werden sich mit mir verstecken muessen." Er schuettelte traurig den Kopf.
"Nicht..., Mulder, bitte hoeren sie auf sich Vorwuerfe zu machen." Ich holte tief Luft um den Kloss in meinem Hals loszuwerden. "Ich habe diese Buerde freiwillig auf mich genommen." <Mist, Buerde, das war das falsche Wort! Dana, wie willst du das wieder gut machen?> schoss es mir im gleichen Augenblick durch den Kopf, als mir die Worte ueber die Lippen kamen.
Er sah mich an und ich dachte, mein Herzschlag muesse aussetzen. "Warum haben sie das auf sich genommen, Scully?" Ich zoegerte. Sollte ich ihm sagen, dass er mir gefehlt hatte, dass das Leben ohne ihn langweilig und einsam war?
"Weil ich sie brauche, Mulder," kam es leise ueber meine Lippen. Ich spuerte seine Augen auf mich gerichtet, waehrend er mit der einen Hand die kleine goldene Kette zwischen die Finger nahm. "Sie haben sie all die Zeit getragen?"
Ich nickte und legte meine Hand auf seine, die meinen Anhaenger umschloss: "Ich habe sie jeden Tag getragen, so wie ich jeden Tag gehofft habe, sie wuerden einfach um die Ecke marschieren und mir erzaehlen, sie waren nur einen Kaffee trinken."
Wir versanken in den Augen des anderen. Eine ganze Weile sassen wir nur so da, meine Hand auf seiner, tief ineinander versunken.
Mit einem Male spuerte ich einen Ruck durch ihn gehen, als ob ein Gewittersturm in seinem Inneren tobte, dann zog er mich an sich und schloss mich ungestuem in die Arme. Ich laechelte gluecklich und schmiegte mich ganz fest an ihn.
Nach einem Augenblick liess er mich wieder los und lehnte sich auf der Couch zurueck. Ich winkelte mein Beine an und ueberliess mich der Staerke seines Armes. "Danke." Ich sah ueberrascht auf: "Wofuer?" "Fuer alles, fuer die Zuversicht, fuer den Glauben an mich, fuer die Opfer..." "Opfer? Ich habe keine wirklichen Opfer erbracht. Fuer mich fuehlt es sich einfach nur richtig an." Er lachte. Und es war ein erleichtertes, glueckliches Lachen.
"Dana, du bist mein Licht in der Dunkelheit, ich habe es immer gewusst!" Strahlend drueckte er mich an sich und sein Lachen verklang noch lange nicht...
Noch heute sitzen wir in dieser Huette in den Bergen, jetzt seit genau zwei Jahren...
Das Versteckspiel vor unseren Verfolgern wuerde vielleicht nie enden, doch wir fanden endlich unsere Zusammengehoerigkeit. Sollten wir je die Chance auf einen neuen Anfang erhalten, werden wir diesen gemeinsam beschliessen. Vielleicht geben unsere Verfolger irgendwann auf, vielleicht wollen sie uns irgendwann gar nicht mehr finden?
Gestern erhielten wir eine Nachricht von Skinner über einen von Frohikes Boten. Man habe uns für tot erklaert lautete die erschreckende Nachricht. Ich habe Mulder fragend angesehen.
Vielleicht sollte das unsere Chance fuer einen Neuanfang sein...
ENDE