Zur Beachtung: Diese Geschichte wurde nur zu meinem eigenen und zum Spaß für andere SW-Fans geschrieben. Ich verfolge damit keine finanziellen Absichten; weder jetzt noch in Zukunft. Sie soll in keiner Weise die Rechte von Lucasfilm, LucasArts und anderen Rechteinhabern berühren

Anmerkung für die Leser: Ich schreibe meine Storys, wie ich gerade Lust habe. Dass sie dadurch nicht immer ins offizielle SW-Universum passen und untereinander nicht unbedingt in Beziehung stehen, betrachte ich als kreative Freiheit. Man möge mir verzeihen.

Konstruktive Kritik wird gerne entgegengenommen - aber treibt es nicht zu bunt, Leute ;-)
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Dairyû

Viel Spaß!


Immer Zwei
Dairyû


   Nachdenklich starrte Darth Bane in die Flammen des knisternden Lagerfeuers vor ihm. Es war tiefste Nacht auf Ruusan, und hätte Bane es nicht besser gewusst, so hätte er meinen können, es gäbe keinen friedlicheren Ort in der gesamten Galaxis.
Dabei war Ruusan ein Ort des Schreckens.
Das Blut unzähliger Lebewesen hatte den Boden des Planeten getränkt, die Flüsse und Seen besudelt und auf die großen Wälder einen Fluch gelegt, der die Bäume verdorren ließ. Und es würde noch mehr Blut fließen ... so lange, bis niemand mehr da war, der es vergießen konnte.
Ruusan war der Schauplatz einer gigantischen Konfrontation. Hier hatten sich vor einigen Monaten Sith und Jedi getroffen, um eine Entscheidung herbeizuführen: die Entscheidung zwischen Licht und Dunkelheit.
Darth Bane kniff die Augen zusammen, als das Feuer kurz aufflackerte, weil ein Windstoß hindurchgefahren war. Bane streckte sich. Er war erschöpft. Seine müden Glieder schrien geradezu nach Entspannung und Ruhe, aber er konnte nicht schlafen. Sein Blut war immer noch in Wallung. Der Kampf des vergangenen Tages war heftig und lang gewesen; so wie viele Kämpfe davor.
Darth Bane hatte alle Jedi erschlagen, die es gewagt hatten, sich ihm entgegenzustellen. Aber er empfand schon lange keinen Triumph mehr dabei, wenn er auf ihre gebrochenen Körper blickte und ihr Blut den Boden tränken sah.
Bane hasste die Jedi, wie alle Sith es taten. Er wollte ihre Vernichtung ebenso sehr, wie alle anderen, aber er hatte begonnen, daran zu zweifeln, dass dieser Feldzug den gewünschten Erfolg bringen würde.

   Er hatte sich vor einiger Zeit Lord Kaan angeschlossen, weil er in dem Mann einen geborenen Führer sah, und weil es Kaan gelungen war, die zerstrittenen Sith unter seinem Kommando zu vereinen.
Bane verachtete die Intriganten und Ränkeschmiede unter den Sith. Es gab zu viele von ihnen. Sie waren schneller dabei, sich gegenseitig den Garaus zu machen, als daran zu denken, sich gegen die Jedi zu wenden.
Bis Kaan kam und sie durch seine Reden und seine Persönlichkeit vereinte.
Es hatte lange genug gedauert, aber irgendwann standen alle Sith-Lords hinter Kaan und waren bereit, die Führung des Mannes zu akzeptieren.
Kaan hatte große Pläne und anfangs schien es, als sei ihrer Verwirklichung nichts entgegengestellt.
Natürlich ließen die Jedi nicht lange auf sich warten. Sie konnten und wollten das Aufbegehren der Sith nicht dulden, die durch die Galaxis zogen – mit unzähligen Horden von Kämpfern – und sich Planet um Planet Untertan machten.
Schließlich waren die Armee der Finsternis und die Armee des Lichts auf Ruusan aufeinandergetroffen.
Bane schloss die Lider, als er vor seinem inneren Auge die erste Schlacht Revue passieren ließ.
Beide Seiten waren mit der Überzeugung in den Kampf gezogen, dass die Schlacht schnell, eindeutig und endgültig entschieden werden würde.
Dem war nicht so.
Bane war sich sicher, dass die Enttäuschung darüber auf beiden Seiten dieselbe gewesen war. Seitdem hatte man aufgehört, die Toten zu zählen, die jede weitere Schlacht forderte.
Darth Bane hatte halb belustigt und halb verächtlich das Erstaunen der Sith über die vielen Toten in ihren eigenen Reihen registriert. Er konnte die ungeheure Überheblichkeit kaum ertragen, die sich dadurch offenbarte. Viele Sith hielten sich offensichtlich für unbesiegbar und unsterblich.
Die Jedi hatten sie eines Besseren belehrt.
Seitdem kämpften sie.
Dabei hätte dem Kampf schon lange ein Ende bereitet werden können.
Darth Bane schüttelte verärgert den Kopf.
So viel Potenzial war vergeudet worden.
Wieso wollten die anderen nicht auf ihn hören?
Er hatte ihnen vor wenigen Tagen eindrucksvoll demonstriert, wie man die Dunkle Seite wirklich und richtig einsetzte. Es war in einer Nacht wie dieser gewesen ...


   ... ruhig und friedlich, mit einem Sternenhimmel, so klar, dass das Licht der Sterne fast in den Augen wehtut, wenn man sich zu lange an ihrem Anblick ergötzt.
Wieder einmal können die Sith keinen durchschlagenden Erfolg gegen die Jedi verbuchen. Und wieder einmal diskutieren sie, geben sich gegenseitig die Schuld an der Misere und gehen sich fast wieder an die Gurgel.
Lord Kaan hat Mühe, die Streitenden zu besänftigen. Er muss seine ganze Überredungskunst dafür einsetzen.
Darth Bane hört angewidert den Zänkereien zu. Mit jedem Wort ist er zorniger geworden. Als Kaan die Streitenden zum Schweigen bringt, springt Bane auf und ergreift das Wort.
"Lasst eure Streitigkeiten ruhen! Ihr könnt die Jedi nicht Mann gegen Mann besiegen. Wir müssen zusammen kämpfen, unsere Kräfte vereinen, eins werden. Vergesst den Hass, den ihr füreinander empfindet und den Ehrgeiz, der euch frisst. Vergesst euch selbst, wenigstens für diesen einen Moment!"
Befriedigt sieht Bane, dass er die ungeteilte Aufmerksamkeit der Sith-Lords hat. Sie wägen seine Worte ab und er fühlt, dass sie sie für gut befinden.
"Geht in euch! Berührt die Dunkle Seite! Sie ist nicht teilbar. Wollt ihr nicht eins mit ihr werden?"
Die Sith haben die Augen geschlossen. Sie sind in eine Art Trance gefallen. Reine Energie beginnt von einem zum anderen zu springen und sich mit jedem neuen Geist, der sich dem Kreis anschließt, zu verdoppeln.
Bane steht in der Mitte des Kreises.
"Ja! Das ist es!" stachelt er die anderen an. "Fühlt ihr es? Fühlt ihr die Macht der Dunklen Seite. Die einzig wahre Macht. Das Einzige, für das es sich zu leben lohnt!" Der Kreis schließt sich. Die Energien der Dunklen Seite ergreifen Darth Bane. Weiß-blaue Blitze umzucken ihn, er beginnt zu schweben.
Das ganze Felsplateau leuchtet, als sei es von Elmsfeuer eingehüllt.
Darth Bane lächelt.
"Seid ihr bereit, eine Welt zu töten?" fragt er langsam.

   Sein Geist rast zusammen mit dem Feuersturm über Ebenen, Wälder, Gebirge und Seen, bis das Inferno das Schlachtfeld erreicht, auf dem sich die Horden der Sith mit den Abordnungen der Jedi erbitterte Kämpfe liefern.
Bane sieht sie.
Er ist das vernichtende Feuer, das alles verschlingt.
Alles!
Denn er macht keinen Unterschied, und selbst wenn er es wollte, ist er dazu nicht in der Lage. Absolute Macht erfordert absolute Zerstörung.
Bane rast weiter. Sein Ziel ist das Hauptfeldlager der Jedi. Dort wird er auf die Feinde treffen, deren Vernichtung am dringlichsten ist. Die wirklich mächtigen Jedi, deren Willen und Einfluss die anderen Jedi zum Kämpfen bewegt.
Darth Bane freut sich auf die finale Konfrontation mit Lord Hoth. Er hasst diesen Jedi, der so unbeugsam ist, wie ein Lebewesen nur sein kann. Wenn es einen perfekten Jedi gibt, dann Hoth. Bane kann nicht umhin, für diesen Mann Respekt zu empfinden. Er ist ein Feind, aber er ist auch ein wahrhaftig würdiger Gegner.
Banes Vorfreude scheint den Feuersturm, dessen Zentrum er ist, noch mehr zu entfachen. Er ist dem Ziel ganz nahe! Nur noch wenige Minuten trennen die Sith von ihrem Sieg.
Darth Bane schreit auf, als Kräfte an ihm zerren, die unglaublich und unerträglich sind.
Plötzlich findet er sich in seinem Körper wieder. Er kniet erschöpft auf dem steinigen Boden des Felsplateaus und presst die zitternden Hände an die Schläfen. Vor seinen Augen flackern wilde Lichter und er nimmt nur verschwommen Stimmen wahr, die aufgeregt miteinander sprechen.
Jemand packt ihn an den Schultern.
Bane sieht auf und blickt in Lord Kaans Augen, in denen ein seltsames Feuer irrlichtert.
Darth Bane wankt, als er sich erhebt und schüttelt dabei Kaans Hände ab. Er sieht, dass sich die anderen Sith-Lords bereit machen.
"Wieso habt ihr den Kontakt abgebrochen, Kaan?" fragt er mit brüchiger Stimme. "Wohin geht ihr?"
Kaan zuckt gespielt bedauernd die Achseln. "Um es zu beenden. Jetzt haben wir die Jedi!"
"Wir hatten sie! Wir hätten sie ein für alle Mal erledigen können!" antwortet Bane heftig.
Githany, die übergelaufene Jedi, betrachtet ihn spöttisch. "Komm mit Bane! Lass uns ein paar Jedi töten."
"Ja, aber lasst es uns durch die Dunkle Seite tun. Zusammen!"
"Wo ist der Spaß dabei? Ich will Jedi-Blut sehen!" Githanys Worte klingen verächtlich.
Sie folgt Kaan und den anderen Sith, um sich das Vergnügen zu gönnen von dem sie gesprochen hat.
Schließlich stehen nur noch Darth Bane und Kopecz auf dem Felsplateau. Der Twi’lek wirft Bane einen nicht zu deutenden Blick zu.
"Du machst uns Angst, Bane", sagt er nach einer Weile.
"Was war das?"
"Angst. Deshalb haben wir den Kreis unterbrochen. Du hast uns buchstäblich ausgesaugt. All unsere Kräfte gingen auf dich über, als wir uns konzentrierten, um gemeinsam die Jedi zu vernichten."
Bane sieht den mürrischen Twi’lek an.
"Kannst du nicht sehen, das wir nur stark genug sind, wenn wir unsere Kräfte vereinigen! Ich tat es für die Dunkle Seite, nicht für mich!"
"Nun ...", antwortet Kopecz, als er sich zum Gehen bereit macht. "Wir wissen, dass du es nicht für uns getan hast."
Darth Bane schaut dem letzten Sith-Lord nach. Der Morgen graut bereits und die Sterne verblassen. Bane ballt beide Hände zu Fäusten, so fest und so lange, bis seine spitzen Fingernägel sich in die Handflächen graben und Blut fließt. Dann entspannt er sich und lässt sich am erloschenen Feuer nieder und wartet.


   Jetzt saß er hier, so wie vor ein paar Tagen, und starrte in das verlöschende Feuer. Natürlich hatte Kaan keinen Erfolg gehabt. Die Jedi bekamen unerwartete Verstärkung und konnten die Sith zurückschlagen. Aber Kaan gab nicht auf. Der kommende Tag sollte das Ende der Jedi bringen, so hatte er es bestimmt.
Bane würde sich den Sith-Lords zum zweiten Mal nicht anschließen. Er ahnte, was Kaan vorhatte.
Es war töricht!
Darth Bane erhob sich langsam. Er sah sich noch einmal um. Über das Felsplateau verteilt, das ihnen als sichere Basis gedient hatte, lagen die anderen Sith-Lords im Schlaf. Bald würden sie sich regen, erfüllt von der Vorfreude auf einen glorreichen Sieg. Sie würden sich ein wenig wundern, dass sie Darth Bane nicht mehr unter sich fanden, aber dann würden sie lachen und ihn einen Narren und Feigling nennen ... und in ihr Verderben rennen.
Darth Bane kümmerte das alles nicht mehr.
Er wollte Ruusan rechtzeitig verlassen haben.

   Darth Bane schaute aus dem Cockpitfenster seines kleinen Raumschiffs auf das rote Inferno, das über Ruusan tobte. Kaum etwas dürfte den finalen Zusammenstoß der Armee der Finsternis und der Armee des Lichts überlebt haben; ganz sicher kein Sith und kein Jedi.
Bane fühlte seltsamerweise nicht das, was er fühlen sollte.
Keine Freude über die Vernichtung unzähliger Jedi und keine Genugtuung über das unausweichliche Ende der Sith, die zu dumm gewesen waren, um ihren Fehler zu erkennen.
Statt dessen nagte Zorn an ihm. Hätten die Narren auf ihn gehört, dann wären die Sith jetzt Herren über die Galaxis.
Darth Bane wandte sich ab und nahm schwerfällig im Pilotensessel Platz. Er schloss müde die Augen.
Sogar im Orbit um Ruusan hatte er das Zerren vernichtender Kräfte an seiner Seele gespürt, als Sith und Jedi gemeinsam vergingen ... nur um gemeinsam gebannt zu werden.
Bane erschauerte. Er fühlte die Verzweiflung der gefangenen Seelen, die an das Tal gefesselt worden waren, das der wahrhaftig letzte Kampfplatz gewesen war. Er "hörte" ihre Stimmen: verwirrt, ängstlich, zornig, rasend, wahnsinnig.

   Kaan hatte genau das getan, was Bane vor ihm getan hatte, mit einem kleinen, aber fatalen Unterschied: er tat es nur für sich. Er wollte derjenige sein, der den Sieg über die Jedi errang, obwohl er die Niederlage schon vor Augen hatte. Die Kräfte der anderen Sith-Lords waren willkommene Gaben, die er kompromisslos eingesetzt hatte.
Aber das war nicht Sinn der Sache.
Darth Bane hatte das gewusst, deshalb war sein Angriff, durch die vereinten Kräfte der Sith-Lords tausendfach verstärkt, so unabwendbar gewesen und hätte den Sieg für die Sith gebracht, wenn sie ihn nicht im Stich gelassen hätten.
Bane hatte für die Dunkle Seite gekämpft, nicht für seinen eigenen Ruhm.
Nun lag es an ihm, das Weiterbestehen der Sith zu garantieren. Er musste sich einen Schüler suchen und das Wissen weitergeben. Es würde nicht einfach werden. Aber selbst wenn es Jahrtausende dauern sollte, bis die Sith sich den Jedi wieder stellen würden, einmal wären sie erfolgreich. Den Grundstein dafür wollte er – Darth Bane – legen.
Nie wieder sollten die Sith sich gegenseitig ins Verderben führen, nie wieder gegeneinander kämpfen, weil sie ihren Machthunger nicht unter Kontrolle hatten und so ihre Kräfte vergeudeten.
Darth Bane tat einen Schwur: Fortan würde es nur noch zwei Sith geben. Einen Meister, der die Geschicke der Sith lenkte, und einen Schüler, dem Meister bedingungslos ergeben und ein Werkzeug der Dunklen Seite.
Bane ließ Ruusan hinter sich. Er musste einen Unterschlupf finden.

   Auf Ruusan erloschen die Feuer langsam.
Der Planet geriet in Vergessenheit ... für über tausend Jahre.


Dairyû 9/2001

"Immer zwei von ihnen es gibt.
Nicht mehr, nicht weniger.
Ein Meister und ein Schüler."
(Yoda)