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Ein Grund zu leben

von Raffaella


Disclaimer: Die Charaktere von Highlander-Die Serie gehören nicht mir (leider!), sie gehören den Leuten, die wirklich Geld in die Sache gesteckt haben und nicht nur ihre Freizeit, also Davis/Panzer Productions und ich leihe mir sie nur für kurze Zeit aus. No offense meant, I hope none taken.

Die Geschichte knüpft an die Doppelfolge „Comes A Horseman & Revelations 6:8“ zu deutsch „Die Reiter der Apokalypse I + II“ an. So ist es von gewisser Notwendigkeit, diese Folge bereits gesehen zu haben, aber wer sie noch nicht gesehen hat, kann sie ja tro tzdem lesen :)). It's a good read anyway... Ach ja, und das, was in der Serie danach kommt, ist zu ignorieren.

Feedback ist immer willkommen und geht dann direkt an mich: rpergola@debitel.net


Das leise Dröhnen des Basses hing ihm in den Ohren und er nahm einen kräftigen Zug von seinem Bier. Er saß allein an der Bar...und so wird es auch für die nächste Zukunft bleiben, alter Mann, dachte er und lächelte grimmig. Kein nobler Highland-Krieger mehr da, um dir Gesellschaft zu leisten....verdammt! Er war wieder allein und er spürte, daß es Zeit war, weiterzuziehen und ein neues Leben irgendwo zu beginnen. Aber ich will es nicht...aber du mußt oder du wirst kaputt gehen. Bin ich das nicht schon? Und w em habe ich das nun zu verdanken, mir oder MacLeod? Verdammt, verdammt, verdammt.

Die Musik hatte aufgehört zu spielen und begeisterter Beifall war zu hören. Joe bedankte sich und stand auf und bewegte sich Richtung Bar, wo sich ein äußerst nachdenklicher Unsterblicher grübelte. Methos bekam es nicht direkt mit, er dachte darüber nach, wie er möglichst bald von Seacouver und seinem alten Leben hier wegkommen konnte. Die Frage war nur, ob dafür Adam Pierson sterben mußte oder nicht. Bora Bora hörte sich immer besser an.

Er zuckte zusammen, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte. „Alles in Ordnung, Adam? MacLeod hat immer noch nicht mit Dir gesprochen.“ Keine Frage, eine Feststellung. Joe schluckte seinen Ärger runter.

„Über was sollten wir noch sprechen? Auf seiner Seite scheint alles gesagt zu sein und ehrlich gesagt habe ich keine Lust, mir noch mehr Anschuldigungen anzuhören. Davon hatte ich in letzter Zeit genug, vielen Dank.“ Die Worte waren bitter und Joe wußte, d aß Methos zutiefst verletzt war über MacLeods vorschnelles Urteil. Er hatte nie die Gelegenheit gehabt, sich vor ihm zu rechtfertigen, einfach, weil dieser sture Highlander es nicht zulassen würde.

„Du weißt, Adam, er ist auch verletzt und Du kennst ihn, er ist so verdammt stur und voreilig. Er gesteht nicht gerne ein, daß er Unrecht hatte,“ sagte Joe sanft.

„Ach ja? Muß ich zu ihm gehen und mich dafür entschuldigen, was ich vor 3000 Jahren gewesen bin? Denkst Du wirklich, daß ich zu ihm krieche auf allen vieren und ihn um Verzeihung bitte? Für was? Für Dinge, die schon längst vergangen sind und die ich nicht mehr ändern kann? Gott weiß, daß ich alles tun würde, um es rückgängig zu machen, aber leider geht das nicht. Ich muß damit leben, mit den Geistern all derer, die ich auf dem Gewissen habe und glaube mir, das sind nicht wenige. Ich lebe damit jeden beschis senen Tag und es ist nicht einfach, aber ich tue es, weil ich es nicht vergessen darf. Nicht nur Duncan MacLeod vom Clan MacLeod hat ein Monopol auf Schuld. Jeden Tag spüre ich die Schuld und niemand muß mich daran erinnern, das tue ich jede Minute meines Seins selber. Er denkt, er könnte über mich richten, mich verurteilen und mich verbannen. Auch wenn er nicht das Recht hat, tut er es und es zerreißt mich, Joe. In seinen Augen...ich sehe es und ich kann es nicht mehr ertragen...nicht mehr...“ Er atmete ti ef ein und schloß die Augen. Joe war überrascht, er hatte eine solche Antwort nicht erwartet. Dieser Mann, der schon 5000 Jahre überlebt hatte, ging an einer Freundschaft kaputt, für die er schon mehr als einmal seinen Kopf, wörtlich gesprochen, riskiert h atte. Er suchte nach Akzeptanz, die ihm verwehrt worden war. Und nun saß er hier vor ihm und sah älter aus dennje. Und das alles wegen Duncan MacLeod, der nach so langer Zeit immer noch dachte, die Welt sei in Gut und Böse, schwarz und weiß einzuteilen. Er sollte es mittlerweile besser wissen. Und immer noch sah er es nicht ein. Oder sah er es nur nicht bei Methos ein? Warum?

Er drückte nocheinmal die Schulter von Methos und fragte ihn: „Wollen wir ins Büro gehen? Ich glaube, du könntest ein wenig Ruhe vertragen.“ Methos wollte protestieren, aber Joes Blick ließ keinen Widerspruch zu. Er nickte langsam und räumte seinen Platz a n der Bar. Er folgte Joe und als Joe die Tür hinter sich schloß, ließ sich Methos auf das Sofa fallen. Er seufzte.

Joe setzte sich in den Stuhl hinter dem großen Schreibtisch. Er verschränkte die Arme und sah Methos an, der wieder die Augen geschlossen hatte.

Nach einer Weile öffnete Methos wieder seine Augen und blickte Joe an. Einige Minuten verstrichen und die Spannung in den beiden Gesichtern nahm wieder zu. Schließlich begann Joe: „Du mußt nicht gehen. Du bist hier immer willkommen gewesen und daran wird s ich auch so schnell nichts ändern.“ Für einen kurzen Moment lockerten sich die Züge und Methos setzte zu einem Lächeln an.

„Bin ich so leicht zu durchschauen?“ sagte er leise, dann verschwanden wieder sämtliche Emotionen aus seinem Gesicht.

„Tu es nicht, Methos. Versteck dich nicht wieder hinter einer Mauer, so daß ich dich nicht erreichen kann. Ich werde dich für nichts verurteilen. Ich werde dich nicht im Stich lassen, also brauchst du dich auch nicht zu verstecken. Was hast du mir noch nicht gesagt?“

Du bist wirklich wie ein Bilderbuch zu lesen, dachte Methos. „Was meinst du? Was habe ich dir noch nicht gesagt?“

„Oh, Methos. Ich kenne dich jetzt lange genug und ich kenne diesen Blick. Du bist müde und du gehst daran kaputt und ich könnte wetten, daß es mit MacLeod zu tun hat. Ich kann es mir denken, aber ich möchte es von dir hören.“

Verdammt! „Joe, da ist nichts mehr zu sagen. Mac hat mir nichts zu sagen und ich ihm auch nicht mehr. Es ist vorbei.“ sagte er ruhig, viel zu ruhig. In ihm war das reinste Chaos.

„Wenn du es dir lange genug einredest, dann glaubst du vielleicht selber noch irgendwann daran. Bitte, wenn du es als Nichts abtust, dann ist das in Ordnung. Es ist dein Leben, aber ich dachte eigentlich immer, daß du jetzt alt genug bist, um zu wissen, da ß Gefühle nicht einfach verschwinden. Was wirst du in ein paar Jahren denken, in ein paar Jahrzehnten? Du wirst dich immer fragen, ob es nicht hätte anders werden können. Aber du wirst es nicht wissen. Noch mehr Fragen, noch mehr Schuld. Tu dir das nicht a n, versuch es, sag ihm endlich, was du fühlst...Methos!“

„Seit wann weißt du, Joe Dawson, besser über mich Bescheid als ich selber? Seit wann glaubst du, du wüßtest alles besser...“ - „Aber ich habe recht und du weißt das. Seit ein paar Monaten sehe ich es immer deutlicher. Wäre es nicht zu diesem bedauerlichen Zwischenfall gekommen, dann hätte es auch Mac endlich kapiert und es wäre endlich ausgesprochen gewesen. Du liebst ihn, aber das brauche ich dir nicht zu sagen, nicht wahr.

Warum denkst du, ist Mac so verletzt? Würdest du ihm nicht sehr viel bedeuten, hätte er auch nicht so Probleme, dir zu verzeihen oder es zu akzeptieren. Er fühlt sich verraten und verunsichert und in gewisser Weise verüble ich es ihm nicht. Aber warum denk st du, lässt ihn diese Sache nicht los? Du bedeutest ihm mehr als du zu glauben scheinst. Vielleicht anders, als du es möchtest, aber nichtsdestotrotz, du bist sein Freund und ich glaube nicht, daß er dich verlieren will.“, beendete Joe sanft.

„Was macht dich so sicher? Hast du mit ihm gesprochen? Hat er es dir gesagt?“ bellte Methos. Er wurde ärgerlich. Was dachte sich Joe, daß er so einfach darüber urteilte, wer für wen etwas emfände. Aber er hat doch recht, was mich betrifft, oder nicht... „E s war alles so einfach, bevor er in mein Leben hereingeplatzt ist. Es war ruhig, keine anderen Unsterblichen, die von mir wußten. Methos, der älteste Unsterbliche, nur eine Legende und sie hätte es auch bleiben müssen. Ich habe kein Versteck mehr, mit den Beobachtern bin ich fertig, auf einmal scheinen mehr Leute zu wissen, wo ich bin und vor allem, wer ich bin. Ich bin wieder im Spiel. Das hätte ich nicht zulassen dürfen...“ - „Ja, genau das hättest du tun sollen, dich weiter verstecken, dich in deinem Gr ab verscharren, nicht mehr leben, das ist doch so viel einfacher. Keine Emotionen, keine Freunde. Keinen Zweck. Warst du glücklich so? Nein, das warst du nicht. Du hättest deine wahre Identität nicht preisgeben müssen, du hättest dich vor Kalas verstecken können, verschwinden, aber du hast es nicht getan. Du hast nach einem Grund zum Leben gesucht. Wie könnte man besser zum Leben zurückfinden als mit Duncan MacLeod, der das Leben umarmt und genießt. Bereue es nicht, Adam, daß du Freunde hast, daß du ein Leb en hast. Es war die richtige Entscheidung.“

„Ach ja? Und wo bin ich jetzt? Geht es mir etwa besser deswegen? Ich bin leer, ich habe nichts mehr zu geben. Joe, es ist vorbei.“ Das letzte war so leise, daß es Joe fast nicht gehört hätte.

„Gib ihm eine letzte Chance. Tu es für dich. Für eine Freundschaft, die schon andere Krisen überstanden hat. Ich von allen Menschen auf diesem Planeten weiß, daß es verdammt schwierig ist, mit ihm befreundet zu sein. Aber auch das gehört dazu. Das haben wi r uns ausgesucht. Und wir beide wissen, daß es das wert war. Nicht wahr? Nicht wahr?? Verdammt, Methos...“ Der Blick, dem ihm Methos zuwarf ließ ihn zurückfahren. So viel Schuld, so viel Schmerz. Eine gebrochene Seele. Er war viel zu lange allein gewesen. Es tat Joe weh, ihn so zu sehen. In Methos' Augen standen Tränen. Tränen, die noch nicht vergossen worden waren.

Der Blick, in dem sich die komplexe Seele des Mannes wiederspiegelte, den er 10 Jahre als Adam Pierson gekannt hatte, bis ihm seine wahre Identität bekannt wurde, reichte ihm aus, um zu erkennen, daß Methos nun einen Freund brauchte, einen Anker, an dem er sich klammern konnte. Könnte ich nach 5000 Jahren noch so viel empfinden? Er bewunderte Methos, daß er auch nach so langer Zeit Mensch geblieben war. 'Ich bin eben auch nur ein Mensch', das hatte ihm Methos einmal gesagt und er hatte es nicht recht glaube n wollen, aber nun hegte er keinen Zweifeln daran. Joe setzte sich zu Methos auf die Couch und legte den Arm um seine Schulter. Er spürte, daß sich Methos wehren wollte. Nein, diesmal nicht. Er verstärkte seinen Griff an Methos' Schulter und der ältere Man n entspannte sich langsam und akzeptierte den Trost, den sein wahrscheinlich einziger Freund, dem ihm noch geblieben war, in diesem Moment spenden wollte.

Unvermittelt begann er zu schluchzen. Ein herzzereißendes Geräusch, das Joe die Kehle zuschnürte. Zweifel begann in ihm zu keimen. War es das wert? Richter und Henker in einem, Mac, eine ganz schöne Verantwortung, dachte er grimmig. Er würde mit Mac reden. Was MacLeod seinem Freund, wenn man das noch so sagen konnte, antat, war nicht richtig. Duncan MacLeod, der bereitwillig seinen Kopf für Menschen riskierte, die er kaum kannte, aber in die er glaubte, konnte einem guten Freund, ein Verbrechen nicht verze ihen, das schon 3000 Jahre her war.

Nach einer Weile hörte er Methos tief einatmen und sah, wie er die letzten Tränen von seinen Wangen wischte. „Danke“, sagte er heiser, seine Stimme immer noch dick von Emotionen.

„Keine Ursache, es war Zeit. Diese Last hast du schon viel zu lange alleine herumgetragen. Ich werde...“ - „Nein“, zischte Methos plötzlich, „du wirst auf keinen Fall mit MacLeod reden. Ich will das nicht. Ich werde damit abschließen, auf meine Art.“

Joe schüttelte den Kopf. „Du meinst, du verschwindest und kommst nie wieder zurück. Das ist nicht richtig. Das ist nicht die Antwort auf deine Fragen. Es wird rein gar nichts bringen. Hör auf davonzulaufen. Laß dich nicht zerstören von einem Menschen, der deine Aufmerksamkeit und Besorgnis eigentlich gar nicht verdient.“

Ein leichtes Lächeln war in Methos Gesicht zu erkennen. „So viel Weisheit und Einsicht... müßte das nicht eigentlich mein Spezialgebiet sein?“ - „Oh ja, du bist sicher sehr alt und weise noch dazu.“

Ein Leuchten war in Adams, nein Methos Augen zu sehen und er sagte: „Ja, das bin ich wohl. Wie auch immer, ich muß gehen.“ Als er den Blick in Joes Gesicht sah, fügte er hinzu: „Nicht für immer, nicht mal aus dieser Stadt. Auch ein weiser,alter Mann wie ic h braucht seinen Schönheitsschlaf. Ich komme wieder.“

Joe nickte. Methos würde Zeit für sich alleine brauchen, um sich seinen Dämonen zu stellen. „Das hoffe ich.. und ich hoffe, daß du die richtigen Fragen findest, um die Antworten zu bekommen, die du suchst.“ - „Ich auch, Joe, ich auch.“ Und damit war er a us der Tür verschwunden.

Als Methos aus der Tür war, seufzte Joe. „Dieser verdammte Schotte...., er hat keine Ahnung, daß er dabei ist, einen der besten Freunde, die er je hatte, zu verlieren.“

Auf einmal steckte Mike seinen Kopf durch die Tür: „Joe, entschuldige, aber könntest Du ein wenig helfen? Der Laden ist voll bis unters Dach.“ - „Ich komme sofort.“ War das Leben eines Barkeepers nicht viel einfacher als das eines Beobachters? Vielleicht s ollte ich aussteigen, schoß es ihm durch den Kopf, aber verwarf den Gedanken wieder. Ich bin zu oft im Kreuzfeuer gestanden, als daß ich das jetzt aufgeben würde. Und damit verließ auch er das Büro.

Duncan MacLeod war früh ins Bett gegangen diesen Abend. Er wollte nichts sehen, nichts hören. Und tief in ihm drin, schrie eine kleine Stimme: Er hat dich betrogen! Er hat dir nicht genug vertraut! Eine andere Stimme gesellte sich dazu: Aber er wollte dich schützen! Er würde dir nicht mit Absicht weh tun! War es das? Das eine oder das andere? Ich habe ihn gerichtet, aber das war nicht recht. Ich habe einen wertvollen Freund vertrieben, weil ich nach 400 Jahren immer noch genauso engstirnig bin wie zuvor. Ab er warum hat er es getan? Was ist passiert, daß er zu „Tod“ wurde? Was hat ihn verändert? Keine Antwort. Stille. Totenstille. Wer ist er jetzt? Was bin ich für ihn? Ein Freund sicher nicht mehr. Wahrscheinlich hat er die Stadt verlassen. Er wollte mit mir reden, nicht wahr? Und du hast ihn weggeschickt, gesagt, du könntest das nicht verzeihen. Und was hast du gemacht in den letzten 400 Jahren? Däumchen gedreht und Tee getrunken? Du hast Menschen getötet. Es war anders...ich war nicht ich zu der Zeit. Was, w enn Methos das auch nicht war? Ich hielt es für das richtige, es war Krieg. Es waren Soldaten...die ihre Pflicht taten. Kämpften für ihr Land, weil sie es für richtig hielten. Was, wenn Methos es für richtig hielt? Was hat ihn zu dem gemacht, was er war? W AS?

Die Stimmen hörten nicht auf und er würde auch diese Nacht keine Ruhe finden. Jede Nacht im letzten Monat waren seine Zweifel wiedergekommen und wenn es auch am Tag bei Licht so aussah, als ob er mit Methos und den apokalyptischen Reitern abgeschlossen ha tte, kamen die Dämonen bei Nacht wieder, um ihn zu quälen. Ich kann so nicht weiter, ich muß mit ihm reden, ihm sagen, daß es vorbei ist. Ich muß es von ihm hören. Aber könnte er es tun? Alles zurücklassen, was er mit dem alten Mann erlebt hatte? Es ignori eren, es vergessen? Das könnte er nicht.. Bis Kronos aufgetaucht war und dieser Alptraum begonnen hatte, der ihn immer noch nicht losließ, war doch alles in bester Ordnung. Oder nur die Ruhe vor dem Sturm?

Methos, 5000 Jahre alt.. ein Mensch mit Gefühlen. Und diese Gefühle hatte er, Duncan MacLeod, verletzt. Das wußte er. Er hat zu mir gehalten, als ich Koltecs Quickening erhalten habe. Er hat mich nicht im Stich gelassen. Warum? Weil ich zu wichtig bin, um zu sterben. Weil ich die beste Chance bin, die die Menschheit hat. So ein Blödsinn. Er war nicht mehr und nicht weniger wert als Richie oder Amanda oder Connor oder... ja, Methos. Sie alle hatten das Recht auf den Preis. Wer war Methos, daß er den Ausgang der Zusammenkunft bestimmen wollte? Ärger kam in ihm hoch. Aber mein Problem hat nichts mit Methos Einstellung zum Spiel zu tun. Es geht um Freundschaft und um Vertrauen.. Sollte ein Freund nicht einen anderen Freund verzeihen können? Man mußte die Fehler des anderen akzeptieren, sich ihnen stellen, sie hinter sich lassen. Das war doch immer seine Maxime gewesen. Warum funktionierte es dann nicht mit Methos? Weil das Verbrechen unverzeihlich ist? Weil er ein Monster war? Weil er Spaß daran hatte, unschuld ige Menschen zu töten? Methos WAR ein Monster gewesen, ja, aber das war 3000 Jahre her. Er hatte die Reiter verlassen, oder nicht. Das war der Grund gewesen, weswegen Kronos ihm nicht vertraut hatte. Was ist passiert? Diese Frage geisterte seit über einem Monat in seinem Kopf herum. Also war er nicht in erster Linie wegen Methos' Taten als Tod so verletzt, vielmehr weil er ihm nicht vertraut hatte mit der Wahrheit.. einem Freund muß man vertrauen. Man muß ihm seine Taten gestehen. Und der Freund muß akzept ieren.... und das tue ich nicht, kam es ihm. 'Ich war nicht darauf vorbereitet. Ich konnte nicht ahnen,was auf mich zukommt. und er wollte mich warnen und ich habe ihm nicht zugehört. Ich hatte gerichtet, bevor der Angeklagte eine Chance hatte, sich zu rec htfertigen. Und dennoch hat er mir geholfen. Er wollte mich vor Kronos schützen, hat versucht, mich von ihm zu fernzuhalten. Und dann? Dann hat er mich doch manipuliert, um die Menschheit vor Kronos zu schützen. Was wäre aber geschehen, wenn ich nicht gewo nnen hätte? Hätte Methos weiter seine Scharade gespielt und hätte der Menschheit Terror und Tod gebracht? Oder hätte er sich gegen Kronos gestellt und auf eigene Faust versucht, ihn aus dem Verkehr zu ziehen?'

Er konnte ihn nicht einschätzen. Methos war in vielen Beziehungen 'auch nur ein Mensch', wie er zu sagen pflegte, aber andererseits viel mehr als das. Ein komplexer Mensch mit zu vielen Dämonen. Er konnte nicht sagen, wie er gehandelt hätte in dieser Situa tion, welche Entscheidung er getroffen hätte. Mit Kronos oder ohne ihn? Sein Leben riskieren in einem Kampf, den er höchstwahrscheinlich verloren hätte? Wahrscheinlich hätte er es getan, wenn es keine andere Möglichkeit gegeben hätte. Schließlich hatte Met hos ihm schon einmal seinen Kopf angeboten. Um ihn zu retten. 'Bin ich es wert gewesen? Ich habe ihm nicht zugehört, konnte ihn nicht verstehen, aber er ist doch mein Freund.' Duncan wußte nicht, ob er schon bereit war, Methos zu verzeihen, aber er wollte es wenigstens versuchen. 'Ich möchte ihn nicht verlieren', schoß es ihm durch den Kopf, 'dafür bedeutet er mir zu viel'. Und wenn sie beide dann doch zu dem Entschluß kämen, daß diese Freundschaft nichts mehr bereithielt für keinen von beiden, dann sollte es nicht anders sein. Aber noch hatten sie kein Wort darüber gesprochen. Die Zukunft war immer ein unbeschriebenes Blatt. Sie mußten darüber sprechen. Dem Problem konnte nicht mehr aus dem Weg gegangen werden. Duncan würde diese Ungewißheit nicht mehr läng er ertragen.

Er schaute auf die Uhr. Sie zeigte 3.40 Uhr an. Zu früh, morgen würde er mit Methos reden und hoffentlich zu einer Einigung kommen. Ihm fiel ein Gedicht ein, das er vor einigen Jahren gelesen hatte: „Sticks and stones are hard on bones, aimed with deadly a rt. Words can sting like anything, but silence breaks the heart.“ Er wußte, daß diese Worte wahr waren. Er war dabei, an der Situation kaputtzugehen und Methos mochte es genauso gehen. Ein Gespräch würde helfen, Ordnung in das Chaos zu schaffen. Er hoffte es zumindest.

Plötzlich erschrak er. Was, wenn Methos nicht mehr in der Stadt war, hatte er das nicht vorher schon gedacht. Methos hatte seit seinem mißglückten Versuch, diese Freundschaft zu retten, nichts mehr von sich hören lassen. Also hielt ihn nichts mehr in diese r Stadt und er hatte Joe ebensolange nicht mehr gesehen. Er hatte nicht das Bedürfnis gehabt, überhaupt jemanden zu sehen. Er konnte sich nicht sicher sein, daß Methos noch in Seacouver war. Vielleicht war er für immer verschwunden, um wieder zu der Legen de zu werden, die er so lange gewesen war. In Duncans Kopf dröhnte es. Das durfte nicht passieren, obwohl es doch in gewisser Weise ausgleichende Gerechtigkeit wäre. Du hast ihn im Stich gelassen, einen ganzen Monat lang dich in deiner Wohnung verkrochen, um mit allem ins Reine zu kommen. Mac hatte es für selbstverständlich genommen, daß Methos immer da sein und auf ihn warten würde. 'Ich bin so ein Idiot.'

Joe würde wissen, ob Methos schon aus der Stadt war. Er mußte ihn anrufen. Sofort. Er konnte nicht mehr bis zum Morgen warten. Er stieg aus seinem durchwühlten Bett und lief zum Telefon in der Küche. Nachdem er das Telefon 5mal hatte klingeln lassen, war J oes Stimme zu hören. Sie war rauh, er hatte ihn aufgeweckt, wie Duncan vermutet hatte. „Wer zur Hölle...? Es muß schon verdammt wichtig sein...“

Duncan lächelte. Das war der gute alte Joe. „Äh...Joe. .. ich bin's, Mac. Ich muß Dich etwas Wichtiges fragen?“ - „Mac?“ kam die überraschte Antwort. „Und das hatte nicht bis morgen Zeit? Ich meine, du meldest dich über einen Monat nicht und dann eines Nac hts kommt es dir, daß du mich etwas Wichtiges fragen mußt. Normale Menschen schlafen um diese Uhrzeit..verdammt, was ist es?“ - „Joe, es tut mir leid, daß ich mich nicht gemeldet habe. Es war nicht richtig, das weiß ich, aber ich brauchte Zeit, um zu einem Entschluß zu kommen und....ich.....“ er stoppte. Wollte er das wirklich?

„Was, Mac? Was willst du? Ihm noch mehr weh tun? Spuck's schon aus. Mit was kann ich dir helfen? Soll ich ihn festhalten, wenn du zum entscheidenden Schlag ausholst? Verdammt noch mal, sag', was du sagen mußt, frage, was du fragen mußt und dann laß mich v erdammt noch mal schlafen.“ Joe knurrte fast und Duncan war entsetzt über so viel Feindseligkeit in der Stimme seines Freundes.

„Es tut mir leid, Joe. Ich wollte dich nicht mit hineinziehen.....aber von dem, was du gesagt hast, kann ich davon ausgehen, daß er noch in der Stadt ist?“ fragte Duncan mit zittriger Stimme. Reiß dich zusammen, Duncan.

„Ja,“ sagte Joe, erheblich ruhiger als vorher und leiser; er fuhr fort: „aber ich weiß nicht, ob es eine gute Idee ist, zu ihm zu gehen. Er schien es gerade akzeptiert zu haben, daß er dich verloren hat und nun braucht er Zeit. Er hat gesagt, daß er in ei n paar Tagen wieder in die Bar kommt. Er muß über Dinge nachdenken. Zerstör das nicht, bitte.“ Die Sorge in Joes Stimme war unüberhörbar.

„Was habe ich getan, Joe? Was ist passiert?“ - „Ich habe.....er war...ich kannte ihn so nicht. Er hat geweint, Mac. Wie ein Baby in meinen Armen. Wegen dir, wegen Kronos, wegen seinem ganzen, beschissenen Leben. Er ist allein, wieder. Er läßt mich nicht so nah heran. Ich weiß nicht mehr, was ich noch tun kann.“, sagte Joe mit müder Stimme.

„Ich danke dir, daß du geholfen hast. Ich werde versuchen, es in Ordnung zu bringen. Ich will ihm nicht mehr weh tun. Er und ich müssen reden.“, sagte Duncan mit fester Stimme. Jegliche Zweifel waren hinweggefegt, als er Joe zugehört hatte. Methos braucht e ihn jetzt. Duncan brauchte ihn, um dieses Problem, das zwischen ihnen stand, zu beheben.

„Gut, das ist gut. Ich weiß nicht genau, ob er in seiner Wohnung ist. Er sagte nur, daß er die Stadt nicht verlassen würde, das ist alles. Hilf ihm. 5000 Jahre und schließlich schaffst du es, diesen Mann in kleine Teile zu zerbrechen,“ Joe hörte Duncan har sch einatmen. Der Schuldapparat in Duncan war angesprungen. „Hör zu, es tut mir leid, ich meinte es nicht so..“

„Doch, Joe, genau so meintest du es und du hast recht. Ich war ein Idiot.“ sagte Duncan mit leiser Stimme. „Gute Nacht, und danke für die Information.“ - „Ja, ok, ich hoffe, ihr kommt darüber hinweg. Es wäre schade, einen Freund zu verlieren. Gute Nacht, Mac.“

'Er will Methos nicht verlieren'. Das hatte Joe gemeint, als er gesagt hatte, daß er es schade fände, wenn er einen Freund verlieren würde. Er wollte das auch nicht. Methos durfte nicht einfach so verschwinden.

(Methos Appartment)

Stille... aber keine Ruhe. Schlaf, der nicht kommen wollte. Geister, die ihn nicht schlafen ließen. Meditieren, ja, das würde helfen, seinen Kopf klar zu bekommen. Besser, als sich stundenlang im Bett zu wälzen. Er setzte sich auf sein Bett in einer Lotuss tellung und begann mit einzelnen Atemübungen. Die Luft schwirrte um ihn und langsam verlor er das Zeitverständnis. Die Gegenstände in seinem Raum verschwanden und er stand im Nichts. Der Ort der Ruhe, von dem man nie wieder gehen wollte. Sich treiben lasse n. Nie wieder gehen....das Nichts in sich aufnehmen und eins mit ihm werden. Die Erlösung für sein Wesen. 'Vielleicht die Antwort auf all meine Fragen'. Ein Versteck, in dem man sicher war... nein, in keinem Versteck war man sicher. Immer wieder würde er gefunden werden.....und dann war alles wieder da, die Schmerzen, die Wut über sich selbst, die ihn aufzuzehren drohte und die Resignation. Das war seine Welt....er würde nie entfliehen können. Die Götter bestraften ihn dafür, auf ewig gefangen zu sein und blutigen Ritualen ausgesetzt. Und immer wieder würden sie ihn töten, seinen Körper und seine Seele.....

 

Sumer 2467 v. Chr.

Wie lange war er schon hier? Er wußte es nicht. Die Gesichter kamen und gingen. Generationen. Es hätten nur Tage, Jahrzehnte oder Jahrhunderte sein können, die Gestalt, die sich auf dem Boden in einen kleinen Ball zusammengerollt hatte, hätte nicht antwort en können. Er sprach nie, es war ihm vor langer Zeit verboten worden, auch Schreien durfte er nicht. Das bedeutete nur noch einen schmerzhafteren Tod. Und auf wie viele Weisen er den Tod schon erlebt hatte. 'Vielleicht bin ich der Tod oder ich bin in der U nterwelt und werde für meine Untaten bestraft.' Er hatte schon lange aufgegeben, einen Grund dafür zu finden, warum er hier verdammt worden war, auf immer neue Arten zu sterben. Die Priester nannten ihn Opfer. Das Opferlamm für die Götter, ein gefallener G ott sei er, das Wesen in der dunklen Zelle, das nicht sterben konnte. Man habe ihn verbannt von den Göttern und nun würde er bezahlen für seine Untaten. Eine Dokrine, die von Generation an Generation weitergegeben worden war. So lange sie den gefallenen Go tt bestrafen würden, würden ihre Götter ihnen gut gestimmt sein.

Er lag nur da, wartete auf seinen nächsten Tod. Sie würden ihn so lange töten, bis er nicht mehr erwachte. Danac hatte ihnen gesagt, daß es ihnen untersagt sei, seinen Kopf von den Schultern zu trennen; es wäre gegen den Willen der Götter und würde deren Z orn beschwören. Also war auch diese Anweisung weitergetragen worden. Das war der Schlüssel, so würde er Erlösung finden. In einer Enthauptung, die ihm auf Ewig verwehrt werden würde.

Er konnte auch nicht mehr weinen, zu viel hatte er die ersten paar Jahrzehnte in dieser Zelle geweint, als er wieder vom Tod zurückgekehrt war, als daß er noch Tränen übrig hatte. Er wollte alle seine Gefühle vergessen, den Priestern nicht den Anblick gönn en, ihn leiden zu sehen. Also blieb sein Gesicht immer ausdruckslos, wenn sie ihn töteten. Egal wie schmerzhaft, er würde sich nicht regen. Seine Genugtuung.

(Gegenwart)

Nein, es mußte aufhören. Methos bewegte sich Richtung Ende des Bettes. Seine Augen waren halb-offen und Resignation war in ihnen zu erkennen. 'Es muß aufhören', flüsterte eine Stimme. Ja, das mußte es. Die Stimmen waren zuviele. Er wollte wieder an diesen Ort des Friendens und den konnte er nur mit einer Möglichkeit erreichen. Er griff nach seinem Dolch, den er auf der Kiste am Bettende gelegt hatte und dann begann er. Erst schnitt er in seine Beine. Der Stoff seiner Jeans gab dem scharfen Messer nach und d as Blut strömte aus den Wunden, die sich aber wenig später wieder schlossen. Dann setzte er den Dolch an seine nackten Arme und stach tief ein. Dann das langersehnte Nichts...

Er wachte auf und fuhr fort, sich Schmerzen zuzufügen. Er mußte an diesen Ort. Er hatte ihn kurz vor seinem Tod gespürt. Das war seine Erlösung. Kein Schmerz, keine Priester, kein Kronos, der ihn erniedrigen und töten konnte. Das lag jetzt alles in seiner Macht. Sein einziges Ziel bestand darin, diesen Ort zu erreichen. Er starb und lebte wieder.

Das Bett war blutdurchnäßt. Sein Körper war bedeckt mit altem und neuen Blut. Aber das kümmerte ihn nicht. Er sah es nicht. Das Nichts erleben... es war zu schön. Leere. Stille. Ruhe. Aber kein Vergessen.

Duncan näherte sich Methos' Wohnung. Er müßte mich schon längst gespürt haben. Vielleicht will er mich nicht spüren. Aber wenigstens ist er noch da. Methos muß denken, ich bin verrückt, daß ich um 5.00 Uhr morgens an seine Tür klopfe, aber ich darf es nich t länger herausschieben. Er klopfte an Methos Tür und erhielt keine Antwort.

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'Vielleicht sollte ich ihn wirklich in Ruhe lassen, er will mich nicht sehen'...'Feigling'. Wieder die 2 Stimmen, die ihn nicht in Ruhe ließen, egal, was er tat. „Na schön“, murmelte er und klopfte nocheinmal mit fester Entschlossenheit. Immer noch keine A ntwort, kein Laut. „Me..Adam, ignoriere mich nicht. Wir müssen reden. Mach die verdammte Tür auf!“

Mac preßte seine Ohren an die Türe und horchte angestrengt. Er hörte immer noch nichts. Er fuhr frustriert durch sein offenes Haar und dachte darüber nach, ob er einfach gehen oder ob er die Tür aufbrechen sollte. Wenn er jetzt gehen würde, würde er nicht wiederkommen. Er konnte sich nicht vorstellen, nocheinmal seine eigene Sturheit zu überwinden und hierher zu kommen, um mit Methos zu reden. Er mußte handeln. Aber wie würde Methos auf die gewaltsam aufgebrochene Tür reagieren. 'Das hat er sich selbst zu zuschreiben.Schließlich weiß er ganz genau, daß ich vor seiner Türe stehe und wie ein kompletter Idiot an seine Tür klopfe. Also los.' Es tat irgendwie gut, ein Stück seiner Wut und seinen Schmerz an der Tür von Methos Appartment auszulassen. 'Schließlich ging es nicht nur Methos schlecht.'

Die Tür war kein wirkliches Hindernis und gab sofort nach dem ersten Tritt Macs nach. Er stellte die Tür wieder in ihren Türrahmen, damit ihm und Methos wenigstens ein bißchen Privatssphäre bleiben würde für die Diskussion, die sicherlich noch folgen würde . Als er das erledigt hatte, sah er sich um. 'Was für ein Chaos!' Kleidungsstücke waren zerstreut und leere Bierflaschen standen herum... nicht nur Bier auch Whisky- und Wodkaflaschen standen auf den Möbelstücken oder lagen auf dem Boden. „Home sweet home“ , flüsterte Duncan, als er sich dem Schlafzimmer näherte. Langsam begann er, sich Sorgen zu machen. Methos hätte ihn spätestens jetzt bemerken und ihm mit einem Schwert in der Hand empfangen müssen. Aber immer noch Nichts. „Methos?“ Sorge trat in seine Sti mme und er bewegte sich weiter in Richtung Schlafzimmer.

Als Antwort auf seine Frage, hörte er ein Wimmern, das sich in ein Stöhnen wandelte. Es klang schmerzhaft und entweder war Methos gerade aus einem schlechten Traum erwacht oder von den Toten. Die letzte Möglichkeit jagte MacLeod einen Schauer über seinen R ücken. Und mit mehr oder weniger steten Schritten erreichte er das Schlafzimmer und sah die Gestalt, die mit zerissenen Jeans und nackten Oberkörper auf dem Bett lag in einer zusammengekauerten Position. An dem Bild stimmte etwas nicht und er ließ seinen B lick über das Bett schweifen. Blut... überall war Blut und der Dolch, der offensichtlich das Instrument dieser Tat gewesen war, lag auf dem Boden neben dem Bett.

Duncan hatte einen sauren Geschmack im Mund, als er die Hand auf die Schulter der Kreatur legte, die gerade eben noch wimmernd und nun schluchzend auf dem Bett in einen kompakten Ball lag. Zwischen den Schluchzern hörte er gemurmelte Worte in einer Sprache , die er nicht verstand. Das war Methos, kein Zweifel, aber was war passiert? Wer hatte ihm das angetan?

Er ignorierte das Geräusch, das die Blut durchtränkte Matratze von sich gab, als er sich neben Methos setzte und versuchte ihn aus dieser äußerst unangenehmen Position zu befreien. „Sssh, Methos.. laß mich dir helfen... versuch, locker zu werden. Atme tief durch, komm schon...sshh“. Seine beruhigenden Worte fielen auf taube Ohren. Methos schien ihn nicht zu hören.. oder nicht zu verstehen. „Ich bin hier, Methos, ich bin's, Duncan, niemand kann dir mehr weh tun. Ich bin hier...“...'ja, du Idiot, als ob du ih m nie wehgetan hättest', aber diese Gedanken behielt er für sich. Er wollte Trost spenden, er wollte seinem Freund helfen. Was war nur passiert. Wer hatte das getan? Die Wut auf diesen jemand nahm mit jeder verstreichenden Sekunde zu.

In seinen Armen wiegte Mac die zitternde Gestalt hin und her und überlegte, was er tun könnte, um zu Methos durchzudringen. Immer noch schien Methos seine Anwesenheit nicht zu bemerken und das bereitete ihm immer mehr Sorgen..das mußte bald aufhören. 'Wozu sind denn sonst die Heilungskräfte eines Unsterblichen gut?' fragte sich Duncan, als er hilflos auf den 5000 Jahre alten Mann hinabsah. „Ich werde dich nicht loslassen, Methos. Um keinen Preis auf der Welt“ flüsterte er und damit strich er mit seiner Han d über die kurzen Haare seines besten Freundes.

Als Methos seine Augen aufschlug, war er irritiert. Wo bin ich? schoß es ihm durch den Kopf. Er atmete tief durch und drehte seinen Kopf so, daß er seine Umgebung wahrnehmen konnte. Keine Zelle, kein Zelt...nein, eine Wohnung. Meine Wohnung. 20. Jahrhunder t, Seacouver. Es kam alles zu ihm zurück. Erst langsam, dann in hohen Wellen, die ihn zu ertränken drohten. Er schnappte nach Luft. Es war gestern alles wieder da gewesen. Der Schmerz, die Qual, der Tod.... aber das bist du doch: 'Tod'. Niemand anderes auf diesem Planeten war auf so viele verschiedene Arten getötet worden wie er. Er hatte sich diesen Titel wirklich verdient... die Priester hatten ihn diesen Namen gegeben, nachdem er auf seinen eigentlichen Namen nicht mehr reagiert hatte.

Er wollte aufstehen, aber irgendetwas hielt ihn fest. Panik stieg in ihm auf und sein Atem beschleunigte sich. Er versteifte sich wieder. „Nein, Methos, es ist ok. Ich bin's, Duncan. Bleib bei mir!“ Duncan... er hörte sich so hilflos und verzweifelt an. W as war passiert? Wie... war Duncan MacLeod in sein Bett gekommen? Und wie kam es, daß er ihn in seinen Armen hielt? Er sprang abrupt auf und starrte MacLeod mit weit aufgerissenen Augen an. Duncan schüttelte leicht den Kopf und versuchte zu lächeln, was ih m nicht gelang, denn sein Lächeln verformte sich zu einer Grimasse. Sorge, 'Warum sorgst du dich, Highlander? Wem von seinen zahlreichen Freunden war nun wieder etwas passiert? Warum bist du hier?' Er konnte die Fragen nicht formulieren und seine Gedanken nahmen ein jähes Ende, als er seinen Blick von MacLeod löste und er sein Schlafzimmer betrachtete und dann an sich herunterschaute.

Oh Gott! Was hatte er getan... in seinem Schmerz hatte er Zeit und Raum hinter sich gelassen und war ohne sein Wollen wieder an den Ort seiner Alpträume gereist, wo sein Schicksal auf ihn wartete. Der Tod in seinen vielen Formen, physisch und psychisch, da nn hatte er sich wieder an diesen geheimnisvollen Ort versteckt, den er vor 5000 Jahren zum ersten Mal gespürt hatte... und wie war der Highlander in seine Wohnung gekommen? Wieso war er hier? 'Nun ja, nun hatte er Gelegenheit, sich nochmals davon zu überz eugen, was für ein Monster ich doch bin und daß ich diese Freundschaft nicht verdiene.... wie krank und pervers ich bin, daß ich mich selbst verstümmele... ach, wenn du nur wüßtest, MacLeod. Denn du weißt so wenig über mich.' dachte er einem Bedauern, da s sich in seinem Herzen widerspiegelte.

Mac sah, wie Methos erst aufsprang und als er die Szene, die sich vor ihm entfaltete, in sich aufnahm, langsam zu Boden sank. Über Methos Gesicht sprangen viele Emotionen... Erstaunen, Wut, Erkennen, Resignation, Schmerz in all seinen Gestalten. 'So viel L eid, Methos, warum nur? Ich bin es nicht wert.. war es nie'. In seinen Augen brannte es und er fühlte sich schuldig, daß er solange gewartet hatte, um sich zu überwinden und zu Methos zu gehen und zu versuchen, sich mit ihm auszusöhnen. Es hätte nie soweit kommen müssen. 'Warum leidet er nur so? Keiner seiner Freunde sollte so leiden.. du bist zu wertvoll, um so zu leiden, Methos...Warum sagst du es dann nicht endlich? Sag ihm, wieviel er dir bedeutet anstatt ihn weiter leiden zu lassen. Nehm ihm wenigstens ein bißchen seine Qualen.'

„Methos, ich....“ begann Mac. „Nein“, es war so leise, daß er es fast nicht gehört hatte. „Was bedeutet nein'? Nein wieso?“ Verwirrung machte sich in MacLeod breit.

„Bitte gehe einfach. Laß es gut sein, ok?“ stieß Methos hervor. Und war das Verwzeiflung gewesen, was Duncan da eben gehört hatte?

„Es ist nicht ok und schon gar nicht gut. Wer hat dir das angetan? Ich will dir helfen. Also laß mich nicht im Stich. Nicht dieses Mal..“ fügte er mit kleiner Stimme hinzu. Methos drehte seinen Kopf so, daß er direkt in die Augen des Highlanders sah. 'Das Kind hatte tatsächlich keine Ahnung'.

Mac sah sich durchbohrt von dem haselnußbraunen Blick. Was diese Augen schon gesehen haben mußten. Qualen, Folter, Kriege und das schlimmste, was die Menschheit zu bieten hatte, aber auch Genie, Glück und Wohlstand. Seit es eine zivillisierte Gesellschaft gab, war Methos immer da gewesen, hatte alles gesehen und alles überlebt. Ging weiter und paßte sich neuen Gesellschaften und Kulturen an. Was war passiert? War das 5000 Jahre schwere Gewicht, das er auf seinen schmalen Schultern trug, zu schwer geworden u nd hatte ihn in einer Nacht erdrückt, als alles hoffnungslos erschien?

Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als Methos Augen einen eher überraschten Ausdruck annahmen. „Nicht dieses Mal?“ fragte er leise. Dann in einer lauteren und festeren, fast schrillen Stimme: „Nicht dieses Mal??“ Ungläubig schüttelte er den Kopf. „Imm er noch enttäuscht, nicht wahr? Entschuldige, daß ich deinen hohen Erwartungen nicht entsprochen habe. Daß ich nicht der bin, für den du mich gerne halten würdest. Ich habe dir nie vorgemacht, jemand zu sein, der ich niemals sein konnte. Ich habe auch kei ne Antworten auf die Fragen, die dich bewegen. Und ich bin auch nicht weiser, nur weil ich älter bin als jeder andere. Ich mache Fehler so wie jeder andere. Warum werde nur ich nach anderen Maßstäben gerichtet? Warum?“ zischte er.

„Es tut mir so leid“, flüsterte Duncan. Sein letzter Schimmer Hoffnung, den er bis dahn noch gehabt hatte, war dabei, zu erlischen. 'Es gibt nichts mehr zu retten. Es ist zu spät. Zu viel Angst. Zu viele Barrieren zwischen uns..' - „Was?“ fragte Methos mü de. Erst jetzt bemerkte Duncan, daß er laut gedacht hatte.

„Ich sagte, es tut mir leid.. ich habe vorschnell gehandelt. Ich habe mein Urteil über das aller anderen gestellt, bevor ich alle Seiten gehört hatte. Du hattest nie die Chance, dich zu verteidigen. Und jetzt, wo es wahrscheinlich zu spät ist, um noch irge ndetwas zu retten, habe ich eingesehen, daß ich falsch lag. Du bist nicht mehr ein Reiter der Apokalypse, du bist Methos, ein guter Freund. Mein Freund. Und auch wenn ich nicht verstehen kann, warum, kann ich es akzeptieren. Das einzige, was ich nicht akze ptieren kann... warum hast du mir es nicht von Anfang an gesagt? Warum hast du mir nicht von Kronos erzählt, als wir auf ihn getroffen sind? Warum bist du weggerannt, direkt in seine Arme? Zusammen hätten wir ihn auch besiegen können ohne deine Manipulatio nen. Du hättest es mir sagen müssen...“ Mac holte tief Luft und bevor Methos zu einer Bemerkung ansetzen konnte, hob er seine Hand. „Ich muß das jetzt zu Ende bringen, Methos, sonst schaffe ich es vielleicht nie. Bitte...“ Methos nickte langsam. „Ok, ich w ar also überrascht, nein, entsetzt über das, was Cassandra mir erzählte. Ich konnte...wollte es nicht glauben und ich habe wirklich versucht, objektiv zu sein. Aber alles deutete darauf hin, daß sie recht und ich mich geirrt hatte. Dann bin ich zu dir geko mmen und du hast es bestätigt. Ich habe mich noch nie so betrogen gefühlt in meinem gesamten Leben. Ich fragte mich, ob du nicht bei allem gelogen hättest, was du je mir erzählt hast und ob ich nur eine Schachfigur in deinem Spiel des Lebens gewesen bin. A lles Gute, was wir je miteinander erlebt hatten, verschwand und nur das Schlechte blieb zurück. Ich konnte nichts anderes mehr sehen. Und dennoch wollte ich dich nicht töten. Egal, was passierte, ich wußte, ich könnte es nie tun. So folgte ich deinen Hinwe isen und ich war mir bewußt, daß du mich manipuliertest, aber ich ließ es geschehen. Ich war mir manchmal nicht sicher, ob du wirklich helfen oder mich und Cassandra in eine Falle locken wolltest, aber ich spielte mit. Und letztenendes hast du mir geholfen , Cassandra gerettet und dich gegen Kronos gestellt.

Ich war so verwirrt und konnte deine Handlungen nicht mehr verstehen. Ich brauchte Zeit und in meinem verletzten Stolz habe ich nicht gesehen, daß es dir noch viel schlechter ging als mir. Und jetzt ist es wirklich zu spät, nicht wahr? Methos, ich will dic h nicht verlieren. Ich will es versuchen, nein, laß uns versuchen, wieder eine Freundschaft aufzubauen...“ Duncan ließ seinen Kopf sinken. Es war getan. Er hatte es gesagt und was Methos nun tat, das war seine Entscheidung. Er hatte gesagt, was er sagen wo llte und nun lag es an seinem Gegenüber. Immer wieder entstand die Frage in seinem Kopf, was gestern Nacht in Methos Wohnung passiert war, aber wenn der alte Mann nicht darüber reden wollte und das war offensichtlich so, dann würde er ihn lassen und wenn e s noch etwas zu retten gab, ihn später nochmals darauf ansprechen. Jetzt ging es erstmal um eine Freundschaft, die Mac mehr wert war, als er je gedacht hätte.

Minuten verstrichen und keiner der beiden Männer sagte etwas. 'Ruhe', dachte Methos... war so etwas noch möglich? Konnte er das Friedensangebot des Highlanders annehmen? Konnte alles wieder so werden wie vor Kronos Erscheinen? Er wußte es nicht, aber tief in ihm war sicher, daß er es versuchen wollte. 'Um welchen Preis?' fragte eine Stimme in seinem Kopf. 'Warte, bis der nächste Alptraum aus deiner Vergangenheit dich einholt und er wird dich wieder zurückweisen.' Und bis das sture, aber liebenswerte Highlan derkind dann wieder eingesehen hatte, daß er falsch lag, war er endgültig an seiner Schuld und seinem Schmerz zerbrochen. Wollte er sich das antun? Konnte er eine weitere Zurückweisung ertragen?

Wie schnell er doch wieder gelernt hatte, wieder zu leben und zu lieben. Und wie schnell alles wieder zerstört worden war. 'Vielleicht ist das die Strafe, die ich für meine Verbrechen zahlen muß. Ewiges Leben, ewige Einsamkeit und ewiger Schmerz und Enttäu schung. Die Götter wissen, ich verdiene es.' Aber die Verlockung, wieder eine Familie und ein Leben zu haben, waren so groß, daß er kaum widerstehen konnte. Und er wollte es auch nicht. Bis er es dann bereute, wenn wieder der Tag gekommen war, an dem sein Leben zusammenfiel wie ein wackeliges Kartenhaus. Und sein Überleben war wichtig, denn wer sonst würde für die Grausamkeiten bezahlen, die er bereitwillig Unschuldigen zugefügt hatte. Deshalb hatte er überlebt über die Millennia hinweg. Den Kopf von den Sc hultern zu verlieren, war eine nicht nennenswerte Option, auch wenn sie mit jedem verstreichenden Jahr verführerischer geworden war. Aber seine Verantwortung derjenigen gegenüber, die er getötet, gehaßt und geliebt hatte, war zu groß, als daß er sich ihr e ntziehen konnte. Die im Vergleich zu seiner Lebensspanne so gering erscheinende Zeit, in der er wieder lieben konnte, genoß er und brannte sie sich fest ins Gedächtnis - genauso , wie er jede Schreckenssekunde, sei es als Folterer oder Gefolteter nicht ver gessen durfte. Vergeben und Vergessen war unmöglich. Zu viele Menschen hatte er auf dem Gewissen und zu vielen Menschen hatte er sich hingegeben, um ihnen die verbleibende Zeit so schön wie möglich zu bereiten. Ein Versuch der Abtragung seiner Schuld. Tija , Antonius, Camille, Alexa... die, die ihm sofort und in schmerzhafter Weise einfielen. 'Kann man Leben mit Tod ausgleichen? Kann sich ein Gleichgewicht einstellen, so daß ich Frieden finden kann? Und wenn ja, kann ich diesen Frieden in der Nähe des Highla nders finden?' Geborgenheit und Dazugehörigkeit waren nicht die einzigen Dinge, die ihm einfielen, wenn er an Duncan MacLeod dachte. MacLeod, der ihn von der ersten Minute an beschützen wollte und der ihn daran gehindert hatte, sich der Schwäche hinzugeben und sich seinen Kopf von einem vielversprechenden Kandidaten für den Ausgang des Spiels nehmen zu lassen. 'Vielleicht war es ein Zeichen? Vielleicht war es eine Gelegenheit, der Menschheit zu helfen, und Duncan MacLeod vom Clan MacLeod bis ans Ende seiner Reise zu begleiten?' Es war seine Entscheidung. Er sehnte sich so nach Verständnis. Und der Highlander hatte es ihm angeboten. Vielleicht sollte er das Angebot annehmen und sehen, wie weit es die beiden trug. Gott, wie er Ruhe ersehnte. Mac konnte ihm di ese Ruhe des Geistes geben. Und wie müde er doch war....

Nach einer Weile, die ihm unerträglich erschienen war, blickte Duncan wieder auf. Methos saß auf dem Boden, die Knie herangezogen und seine Augen waren verschleiert. Er schien tief in Gedanken zu sein. Methos sah so müde und geschlagen aus; das alte Blut, das in seinem Haar, über seinem nackten Oberkörper und auf seiner zerrissenen Jeanshose verteilt war, gaben dem Bild nur noch die nötige Schärfe. Der alte Mann blutete auch nach langer Zeit noch an den alten Wunden und er, Duncan MacLeod, hatte gerade bei der Erschaffung einiger neuer geholfen.

Auf einmal verschwand der getrübte Ausdruck aus Methos' Augen und er richtete sich auf. Dabei blickte er MacLeod direkt an. In seinen Augen leuchtete es und das haselnußbraune wich einem Gemisch aus glitzernden Gold und Grün. „Duncan...“ Der Gebrauch seine s Vornamens ließ ihn aufschrecken. So selten benutzte Methos seinen Vornamen. „Ja, ich will es versuchen,“ sagte er „wenn du noch willst“, fügte er unsicher hinzu.

In diesem Moment fiel Mac ein Stein vom Herzen und er ging sofort zu Methos und umarmte ihn. Erleichtert atmete er auf. Zuerst bemerkte er ein Anspannen in Methos, der die Umarmung nicht sofort erwiderte, aber sich langsam entspannte und seine Arme vorsich tig um Mac schlang. Methos vergrub sein Gesicht zwischen Duncans Hals und Schultern. Langsam ließ Duncan seine Hand Methos Rücken entlang hoch fahren, bis er Methos' Kopf streichelte und durch das immer noch von Blut verklebte Haar fuhr. Er schloß die Auge n und genoß diesen Moment der Erleichterung. In ihm stieg ein kaum beschreibbares Glücksgefühl auf und ihm wurde nochmal klar, wie nahe er daran gewesen war, seinen Freund zu verlieren... nicht nur einen Freund, einen Seelenverwandten, einen Gefährten und. .. soweit wollte Duncan nicht gehen. Vielleicht zu einer anderen Zeit, vielleicht bald, aber jetzt war es wichtiger, die Freundschaft und das Band, das zwischen ihnen bestand, zu festigen und einen Neuanfang zu wagen.

Der Gedanke, daß Methos mehr für ihn war als ein bloßer Freund, war ihm in dem Moment klar geworden, als er ihn die letzte Nacht zusammengekrümmt in seinem Bett inmitten all des frischen Blutes gefunden hatte. Sein Herz wäre fast an dem Anblick zerbrochen, hatte ihn aber dennoch bestätigt, Methos in jeder erdenklichen Weise zu helfen und die zerbrechliche Freundschaft wieder zu kitten. Und zu einem gegebenen Zeitpunkt vielleicht sogar etwas mehr daraus zu machen. An diese Art von Möglichkeit hatte er davor zwar noch nie bewußt gedacht, aber jetzt, da er seine Beziehung zu Methos betrachtet hatte, war er zu dem Entschluß gekommen, daß es vielleicht das gewesen war, was ihn empfindlicher hatte reagieren lassen auf Methos Handlungen über all die Jahre hinweg. D ie unterdrückte Spannung zwischen ihnen, die manchmal greifbar in der Luft lag. Diese Anziehung war seit der ersten Begegnung da gewesen, das hatte sich Duncan nicht eingebildet, aber er hatte es nicht akzeptieren wollen. Wie hätte das auch sein können? Du ncan MacLeod, der das andere Geschlecht mit einer Leidenschaft liebte, die er selber nicht begreifen konnte, könnte sich doch nicht von einem zynischen, sarkastischen 5000 Jahre alten Mann (!) sexuell angezogen fühlen. Aber es war so und daß es mehr als 3 Jahre gebraucht hatte, um das einzusehen und vor allem zu akzeptieren, sprach nicht gerade für ihn. Ob Methos genauso dachte, wußte er nicht. Der alte Mann war zu undurchschaubar, um sich sicher zu sein oder überhaupt etwas zu erahnen. 'Mit der Zeit, wenn wir dieses Problem gelöst haben, erst dann können wir den nächsten Schritt wagen.' Und Mac wußte, daß es das Warten wert sein würde.

Die Umarmung und das offene Zeigen von Gefühlen kam unerwartet für Methos. Er konnte sich nicht daran erinnern, jemals von Mac umarmt worden zu sein. Aber er genoß es und wollte diesen Moment für ewig festhalten. Vielleicht war es einfacher, als er gedacht hatte und sie beide würden bald wieder dort sein, wo sie aufgehört hatten. Er hoffte es wirklich. Er konnte eine Freundschaft mit dem Highlander akzeptieren, auch wenn es weh tun würde, ihn mit anderen Geliebten zu sehen. Sich dadurch immer wieder klar zu werden, daß er nie das haben konnte, was der Highlander bereitwillig jeder hilflos oder auch nur attraktiv erscheinenden Frau gab. Es war in dieser Hinsicht nicht wichtig. Er war in dieser Beziehung nicht wichtig. Wichtig war nur, daß Duncan MacLeod einen Freund hatte, dem er vertrauen und der ihm Rückhalt geben konnte. Es würde schwer werden, aber er würde es schaffen und den Highlander nicht merken lassen, daß da mehr Gefühle im Spiel waren, als MacLeod sich vorstellen konnte in seiner geordneten Schwar z-Weiß Welt. Das war ein Versprechen, das er sich in diesem Moment gab und das er hoffte, einhalten zu können.

Auch wenn er nicht loslassen wollte, wußte Methos, daß dieser Augenblick nicht ewig dauern konnte, obwohl das sehr verlockend klang. Ein letztes Mal drückte er sich an Mac heran, dann löste er die Umarmung und betrachtete den Highlander und das übrige Zimm er mit hochgezogenen Augenbrauen. Mac würde eine Erklärung erwarten. Und wenn er diese Erklärung nicht jetzt verlangen würde, dann würde MacLeod nach einer Weile wieder darauf zurückkommen. Aber im Moment schien es so, als ob er das Thema noch nicht anschn eiden würde.

Sich bewußt, daß MacLeod ihn musterte mit einem noch nie zuvor dagewesenen Glimmen in seinem Augen, das Methos ein komisches Gefühl in seiner Magengegend gab, brach er die Stille und sagte in einem flachen Tonfall: „Ich glaube, eine Dusche und eine komplet te Renovierung des Schlafzimmers wären an dieser Stelle mehr als angebracht.“ Er sah an sich herunter, dann zu Duncan, und langsam schüttelte er den Kopf. „Mac, du solltest auch duschen, bevor du in diesem Aufzug meine Wohnung verläßt, sonst werden die Leu te noch reden...“

Ein wenig irritiert durch die trockene Bemerkung ließ Mac ein Lächeln auf seine Lippen. „Ich helfe dir beim Saubermachen, in Ordnung?“ Falten legten sich auf seine Stirn. Er wollte Methos darauf ansprechen, was vor seinem Erscheinen hier passiert war, glei chzeitig merkte er aber auch, daß der alte Mann im Moment nicht darüber sprechen wollte. 'Also warten auf einen geeigneten Zeitpunkt. Das kann ich, ich weiß es.'

Methos merkte, wie schwer es Duncan fiel, ihn nicht auf das Chaos im Schlafzimmer und auf seinen Zustand in der gestrigen Nacht anzusprechen, aber er wußte Macs Schweigen mehr als zu schätzen. 'Er gibt sich große Mühe, Toleranz zu zeigen.' Er lächelte. Abe r es würde eben nicht lange dauern, bis Mac ihn mit diesem Vorfall konfrontieren würde und bis dahin mußte er sich überlegt haben, wieviel er ihm sagen konnte, ohne seine wahren Gefühle Duncan gegenüber preiszugeben. Aber das lag noch in der Zukunft und im Moment brauchte er wirklich eine Dusche und das Schlafzimmer mußte auch saubergemacht werden. Daß Duncan ihm seine Hilfe angeboten hatte, war der Beweis, daß Mac tatsächlich bereit war, Akzeptanz zu üben und die Freundschaft zu stärken.

„In Ordnung....danke. Ich werde dir helfen, wenn ich geduscht habe und dann kannst du den gröbsten Schmutz an dir entfernen?“ 'Bitte sei noch da, wenn ich wieder aus dem Bad komme.'

Die stumme Bitte erreichte Duncans Ohren. „Ich gehe im Moment nirgendwo hin. Bis gleich“. Mac nickte einmal und Methos nickte zurück.

Während Methos duschte, machte sich Duncan daran, das Bett abzuziehen. 'Die Matratze ist nicht mehr zu retten', dachte er. Den Boden könnte man eventuell sauber schrubben, aber das würde er Methos überlassen. Er ging auf die andere Seite des Bettes und sah den Dolch auf dem Boden liegen. Plötzlich schoß es ihm wie ein Pfeil durch den Kopf: Es war Methos eigener Dolch. Den, den er sonst immer bei sich trug und den Duncan immer mißbilligt hatte. Es war gegen die Regeln, mit 2 Schwertern zu kämpfen, aber Metho s hatte sich nie bekehren lassen und ihn weiterhin getragen. Er hatte Duncan immer nur gesagt, daß es einen Grund gäbe, daß er 2 Waffen trüge. Plus nicht zu vergessen einer Kanone mit Schalldämpfer. Der alte Mann war wirklich auf jede Eventualität vorberei tet, um sein Überleben zu sichern. In gewisser Weise beruhigte das Mac. Methos war nicht mehr so leichtsinnig, ihm seinen Kopf anzubieten, was eine enorme Erleichterung für MacLeod war.

Er stoppte seine Gedanken... Methos eigener Dolch?? Wer hatte Methos mitten in der Nacht überrascht und hatte ihn mit seinem eigenen Dolch so zugerichtet? Irgendetwas stimmte nicht.. Es sei denn... nein, der Bastard... und plötzlich wurde ihm auch klar, wa rum Methos so Probleme hatte, sich bei dieser Sache helfen zu lassen... er hatte sich selber getötet. Wut quoll in ihm hoch und er umschloß den Dolch in einem festen Griff. Warum? Wieso hatte sich Methos immer wieder verstümmelt? Zu welchem Zweck? Wollte e r Mitleid in ihm erwecken? Was hatte er mit seiner Zurschaustellung bewerkstelligen wollen? In seinem Kopf drehte sich alles und er ließ sich in den nächsten Stuhl fallen, der mit Kleidungsstücken vollgepackt war. Langsam beruhigte Mac sich wieder und sein rasender Atem wurde wieder ruhiger. Er mußte objektiv an diese Sache herangehen. Keine vorschnellen Urteile. Was war also passiert? Als Methos von *Joe's* den Abend zuvor weggegangen war, war er wahrscheinlich direkt nach Hause gegangen und dann was? Hat te er den Dolch genommen und begonnen, sich zu verletzen? Wie oft war er gestorben, bis er in Methos Wohnung angekommen war? Nach der Menge Blutes, die durch die Matratze gesickert war, mindestens dreimal. Aber woher hatte Methos wissen wollen, daß ich ih n in gerade dieser Nacht oder überhaupt aufsuchen würde? Er konnte es nicht wissen. 'Hätte ich Joe nicht angerufen, hätte er mich auch nie auf Methos Zustand aufmerksam gemacht und ich hätte wahrscheinlich noch bis heute morgen oder länger gewartet, bis ic h zu Methos gegangen wäre. Methos hätte nicht wissen können, daß ich kommen würde, um mich mit ihm auszusprechen.' Er wollte es verstehen, es versuchen zu akzeptieren, aber der saure Geschmack verschwand nicht aus seinem Mund. Mac wußte genau, daß, wenn er Methos jetzt damit konfrontieren würde, der alte Mann wahrscheinlich morgen auf den nächsten Flug nach Neuseeland oder Bora Bora sitzen würde und das wollte er nach Möglichkeit vermeiden. 'Bald...ich kann noch warten, ich werde Methos noch ein wenig Zeit geben.' Das würde schwer werden, weil er auch in dieser Sache den ältesten Menschen der Welt und seine Motive nicht verstehen konnte. 'Vielleicht wird er mir irgendwann alle meine Fragen, die sein Leben betreffen, beantworten..Geduld ist eine Tugend. Und l aut Methos besitze ich ja mehrere Tugenden. Ich werde ihn also nicht enttäuschen.'

Als Methos aus dem Bad kam, nur mit einem Handtuch um die schmalen Hüften gewickelt, fand er einen nachdenklichen Highlander vor, der mit zusammengezogenen Augenbrauen den Dolch in seiner Hand betrachtete. Er blieb unvermittelt stehen. Hatte Mac die Wahrhe it erkannt? Und was würde er jetzt tun? Seine Entscheidung revidieren und Methos nun endgültig für krank erklären und das Weite suchen? Ungewißheit und Angst stiegen in ihm auf und er schluckte laut. Bei diesem Geräusch merkte Mac, daß er nicht mehr allein im Zimmer war und daß ein paar gold-grüne Augen ihn anstarrten. Er ließ seinen Blick an Methos heruntergleiten und errötete. 'Wie eine römische Statue, unser Methos. Zeitlose Formen.' Er riß seine Augen von Methos Körper los und bemerkte den fragenden Bl ick, den ihm Methos zuwarf.

'Später“, rief er sich nochmal ins Gedächtnis. „Ich fürchte, die Matratze ist nicht mehr zu gebrauchen.“ Methos ließ seine Schultern zusammensacken. Aber er lächelte und fragte sich, ob der junge Highlander vielleicht doch ein wenig erwachsener geworden war.

„Das ist nicht schlimm...ich wollte mir sowieso eine neue kaufen.. Mac?“ - „Ja?“ - „Du sitzt auf meinen Sachen. Und ich habe nicht vor, hier weiter nackt herumzustehen.“ Bei diesen Worten nahmen Duncans Wangen einen pinken Ton an und Methos wunderte sich, was nun schon wieder kaputt war.

Duncan erhob sich schnell und fügte hastig hinzu: „Ich..ich werde die ganzen leeren Flaschen einsammeln, ok?“ - „Ich dachte, Du wolltest dich auch noch kurz waschen. Ich ziehe mich derweil an und fange hier mit dem Boden an. Oder...?“ Duncan sah an sich he runter und merkte jetzt, wie schmutzig sein Mantel war und daß seine Hände noch Spuren von Methos Blut aufwiesen. „Ich muß nur meine Hände waschen und den Mantel kann ich einfach ausziehen. Das ist alles.“ - „Wenn du meinst...“.

Als Mac sich immer noch nicht von der Stelle rührte, räusperte sich Methos. „Erm, eigentlich würde ich mich jetzt gerne anziehen. Allein.“ Duncan schien diese Information erst verarbeiten zu müssen, aber dann drehte sich um und verschwand im Wohnzimmer. 'W as war nur los mit dem Highlander? Offensichtlich hatte er sich nichts dabei gedacht, als er den Dolch gefunden hatte. Also, was war los? Vielleicht hatte er ihm wirklich einen großen Schrecken eingejagt.'

Den Rest des Morgens und einen großen Teil des Nachmittags verbrachten die beiden Männer damit, Ordnung in Methos Wohnung zu bringen. Nicht viel wurde gesprochen. Keiner der beiden hielt es für nötig, die Stille zu füllen, da Worte einfach unangebracht gew esen wären. Je mehr die Wohnung wieder ein normales Aussehen erlangte, umso mehr fühlte sich Methos befreiter und die letzten Stücke seiner Depression zogen sich in eine weite Ecke seines Gehirns zurück.

Dennoch wurde die Stille unterbrochen, als auf einmal laut Methos' Magen knurrte. Von Mac kam ein ähnliches Geräusch und die beiden Männer sahen sich an und brachen in Gelächter aus. „Ich glaube wirklich, wir sollten etwas essen. Wie wär's, ich lade dich a uf ein spätes Frühstück und Mittagessen bei Joe ein?“ meinte der Highlander.

„Nenn es lieber Abendessen. Wir haben gleich 6 Uhr. Und bei einer solchen Einladung kann ich natürlich nicht widerstehen. Und glücklicherweise sieht die Wohnung wieder so aus, wie sie sollte.“ Das Dankeschön, das ungesagt blieb, war in Methos Augen zu sehe n und Mac nickte nur.

„Keine Ursache. Wollen wir..vielleicht sollte ich noch vorher bei mir vorbei und mir etwas anderes anziehen. Willst du mit oder treffen wir uns in einer Stunde bei Joe?“ Methos war angenehm überrascht über diese Frage. Mac schien ihm zu vertrauen, daß er a uch in einer Stunde bei Joe aufkreuzen würde und er würde ihn nicht enttäuschen. „Dann in einer Stunde bei *Joe's*.“

Beim Gehen bemerkte Duncan die gegen den Türrahmen gelehnte Tür. 'Mist', er hatte die Tür vergessen. „Äh, Methos? Die Türe.. ich werde die Reparatur bezahlen, ok?“ fragte er ein wenig kleinlaut.

Überrascht schaute Methos auf und blickte zur Tür. „Was hast du gemacht?“ fragte er ungläubig. Der grimmige Ausdruck erreichte nicht seine Augen, die endlich wieder das alte Funkeln wiederhatten. „Schon gut, wir erledigen das ein andermal. Bis dann, Highla nder.“ sagte er und hob eine Hand zum Gruß - „Bis später, Adam“, rief Mac, als er schon aus der Türe, oder besser gesagt, aus dem Türrahmen war.


Es war schwer gewesen, aber er hatte sich nicht anmerken lassen, daß er sich Sorgen machte um Methos. Er mußte seinem Freund den Freiraum lassen und ihm vertrauen, daß er soetwas nicht mehr tun würde. Methos schien entspannter zu sein und wieder seinen alt en Charme zurückzuerlangen. Und Duncan war heilfroh darüber. Dennoch konnte er nicht ignorieren, daß noch vor ein paar Stunden Methos wie ein aufgescheuchtes Reh im Scheinwerferlicht ausgesehen hatte. So offen hatte Duncan noch nie Methos gesehen. Gewöhnl ich verbarg sich das zerbrechliche Wesen des alten Mannes hinter einer Maske und ab und zu kam eine trockene oder sarkastische Bemerkung. Methos hatte ihm heute viel von sich gezeigt und das machte Mac stolz. Er war mehr als glücklich, daß Methos ihn ansch einend für wertvoll genug hielt, daß er sich so öffnete. Gleichzeitig jagte ihm ein kalter Schauer über den Rücken, als er darüber nachdachte, was Methos erst dazu bewegt hatte, sich so etwas anzutun. Suizide Gedanken hatte er nie mit Methos, dem 5000 Jah re alten Mann, verbunden. Aber vielleicht hatte er sich gar nicht umbringen wollen, denn sein Hals war nicht verletzt und er hatte auch keine Wunden in der Halsumgebung entdecken können. Vielleicht hatte er sich bestrafen wollen..für was? 'Genug jetzt, nur Methos weiß die Antwort darauf. Und auf diese Antwort wirst du noch ein paar Stunden oder Tage oder Monate warten müssen.' Er seufzte, bevor er in seinen Wagen stieg und sich in Richtung zum Dojo machte. Seine Sorgen stellte er beiseite, denn er hatte imm erhin noch die ganze Nacht Zeit, um zu grübeln. 'Heute abend wird ein Neuanfang gefeiert, also keine Konflikte.' Mit diesem Ziel vor Augen erreichte er das Dojo.

 

Methos kam bereits nach einer halben Stunde *Joe's* an und blieb vor der Türe stehen. 'Joe wird Fragen haben. Ist es wirklich erst gestern gewesen, daß ich ihm gesagt habe, er würde mich für eine Weile nicht mehr sehen? Tja, es führen wirklich alle Wege zu Joe.' Lächelnd schüttelte er den Kopf. „Von einem Tief in ein Hoch innerhalb weniger Stunden...du machst dich, alter Mann“ sagte er halblaut. Er straffte seine Schultern und öffnete die Tür.

In Joes Bar war noch nicht so viel los. Die Menge würde erst gegen später kommen, wenn sich Joe wie jeden Abend um halb neun an das erste Set machte. Im Moment waren nur einige Tische besetzt und im Hintergrund hörte man Jazzmusik. Joe war nicht zu sehen, höchstwahrscheinlich war er im Büro in den hinteren Räumen, um entweder irgendeine Beobachterangelegenheit zu erledigen oder die lästige Steuererklärung zu beenden, an der er schon mehrere Wochen arbeitete. 'Steuern gibt es schon fast solange wie dich', sc hmunzelte Methos. Mike war hinter den Tresen und Methos winkte ihm zu, als er sich zu einem der Tische in einer hinteren Ecke des Lokals bewegte. Wenig später kam Mike und brachte ihm das erste Bier. Wenig erstaunt blickte er auf. „Bin ich wirklich schon s o vorhersehbar geworden?“ Mike grinste.

„Nun, Adam, wenn du etwas anderes bestellt hättest, hätte mich das aber schwer gewundert.“ - „Ich sollte wirklich an meinem Image arbeiten und wieder ein wenig unberechenbarer werden.“ murmelte Methos. Damit setzte er zum ersten Schluck an.

Wenige Minuten später kam Joe aus seinem Büro und er wirkte ein wenig angespannt. 'Beobachterangelegenheiten', urteilte Methos sofort. Joe hatte ihn noch nicht bemerkt. Mike sagte etwas zu Joe und deutete mit einem Nicken zu dem Tisch, an dem Methos saß. Unmittelbar drehte sich Joe in seine Richtung und er bewegte sich weg von den Tresen auf ihn zu. Joe schien heute mehr Probleme zu haben zu laufen als gestern. 'Seine Beine müssen ihm wieder zu schaffen machen', kam Methos in den Sinn. Er blickte Joe an un d lächelte. Joe blieb plötzlich stehen, legte seine Kopf leicht auf die Seite und machte ein fragendes Gesicht. Dann lächelte auch er und seufzte erleichtert. „Adam“, rief er durch das Lokal. Seine Stimme war rauher als sonst. 'Wahrscheinlich hatte er nich t viel Schlaf bekommen. Irgendwie hatte das in dieser Nacht keiner', dachte Methos düster.

„Joe“, grüßte er den Beobachter. Er sah die Sorge in Joes Augen, als er sich einen Stuhl griff und sich mit einem halb Seufzer, halb Stöhnen auf den Stuhl fallen ließ. „Ist alles in Ordnung, Joe? Du siehst nicht gut aus.“

„Vielen Dank für das Kompliment. Und du bist wie immer ein Sonnenschein...“ bemerkte Joe trocken. „Ok, ok, ich wollte nur fragen. Kein Grund, sich aufzuregen.“, erwiderte Methos.

„Es tut mir leid, aber die gestrige Nacht bzw. dieser Morgen war die Hölle. Beobachter und dann noch MacLeod.“ Methos Augen verengten sich zu Schlitzen und er sah Joe argwöhnisch an. Hatte Joe Mac angerufen und ihn um Hilfe gebeten? Das würde er dem Beobac hter nicht verzeihen. 'Wenn er nicht aus freien Stücken zu mir gekommen ist...' Joe schien Methos Gedanken zu erraten. „Ganz ruhig, Adam, er hat mich angerufen. Er wollte wissen, ob du noch in der Stadt seist. Ich habe ihm geantwortet. Aber er hat verdammt früh angerufen, deshalb bin ich heute einfach nicht in Bestform, ok?“ Langsam nickte Methos, noch nicht ganz überzeugt. „Na schön.“

„Ich gehe davon aus, daß ihr miteinander gesprochen und die gröbsten Sachen hinter euch gelassen habt? Ich meine, du scheinst heute erheblich besser gelaunt zu sein als gestern oder die anderen 4 Wochen davor.“ Joe grinste breit.

„Da du sowieso schon alles weißt, mein lieber Freund, kann ich mir meine Antwort sparen.“ Er prostete Joe mit seinem Bier zu und leerte den Rest der Flasche in einem Zug. „Ich bin froh, daß ihr einen Schritt weiter seid. Kommt Mac auch noch?“ - „Yep!“ Offe nsichtlich war Adam wieder in bester Laune.

'Das Problem mit den Beobachtern kann warten. Immer schön der Reihe nach.' „Dann noch viel Spaß, Adam.“ „Danke, Joe“, sagte Methos sanft und Joe wußte, daß mit dieses Dankeschön nicht die Erwiderung auf seine besten Wünsche für diesen Abend war. „Wofür sin d Freunde da?“ Damit machte er sich wieder hinter die Theke, um ein paar neu angekommene Gäste zu begrüßen.

Methos legte den Kopf in den Nacken, schloß die Augen und ließ die Atmosphäre der Bar auf sich einwirken. Im Hintergrund die noch gedämpfte Musik und die vielen Stimmen. 'Leben' und er atmete tief den Rauch und den Geruch von Essen ein, der typisch für *Jo e's* war. Er ließ sich einige Minuten auf dieser Welle treiben und er erinnerte sich an andere „Bars“, die er im Laufe seines Lebens besucht hatte. 'Auch in der Gastronomie hatte sich nicht viel verändert.'

Auf einmal bemerkte er die Anwesenheit eines anderen Unsterblichen. 'MacLeod'. Instinktiv wußte er, daß es Mac war, der sich hinter diesem „Buzz“ verbarg. Seit dem gemeinsamen Quickening in Bordeaux konnte er MacLeod von anderen Unsterblichen unterscheiden . Dieses Phänomen hatte er das erste Mal bemerkt, als er vor einem Monat, eine Woche nach dem Vorfall mit Kronos und seiner Version der Apokalypse, zu MacLeod gegangen war, um ihm alles zu erklären. Und MacLeod hatte ihn weggeschickt. Er hatte sich nicht a nmerken lassen, ob auch er Methos auf Anhieb anhand seiner Präsenz erkannt hatte. Er war einfach zu stur gewesen, um überhaupt etwas einzusehen. Er wollte nicht daran denken.. es würde ihn nur wieder aufwühlen und das wollte er heute abend nicht. Er verdrä ngte die unwillkomenen Erinnerungen und konzentrierte sich auf das Hier und Jetzt.

MacLeod trat ein und sofort blickten sich einige Frauen und auch einige Männer nach ihm um. Der Highlander hatte eine Ausstrahlung, die seinesgleichen suchte. Erstaunlich. Nur heute schien er die Blicke der vielen Bewunderer nicht zu bemerken, denn er bewe gte sich, ohne sich auch nur einmal umzuschauen auf Methos zu. 'Du erstaunst mich, Highlander. Für heute abend keine hübsche Frau zum Flirten?' MacLeod schien tatsächlich ein wenig erwachsener geworden zu sein.

„Ich bin froh, daß du hier bist, Adam.“ - „Ganz meinerseits...willst du hier eine Szene machen oder setzt du dich endlich?“ Mac wußte, daß er dämlich grinste, aber er war so froh, daß der alte Mann sich entschlossen hatte, hierherzukommen und nicht von ein er Minute auf die andere zu verschwinden.

„Ich nehme an, du hast noch nichts zu essen bestellt, oder?“ - „Nein und ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich bin am Verhungern.“ Mac winkte Joe, der hinter der Theke stand, zu.

'Er hat tatsächlich niemand anderen wahrgenommen, als er hier reinkam.' dachte Joe und damit ging er zu dem Tisch, an dem zwei der besten Freunde, die er je hatte, saßen. „Was kann ich euch bringen? Hey, Mac.“

„Hi, Joe. Erm, nun, 2 Bier und irgendetwas zu Essen. Adam und ich haben seit einer Weile nichts mehr gehabt.“ Mit einem Seitenblick zu Methos vergewisserte sich Mac, daß seine Anweisungen auch richtig waren. Methos lächelte und das schien die Bestätigung zu sein, die er gesucht hatte.

„Onkel Joe wird sehen, was er zaubern kann, in Ordnung?“ Den Kopf schüttelnd drehte er sich um und verschwand in der Küche, um die Bestellung aufzugeben.

Das Essen verlief in angenehmer Atmosphäre. Leichte Konversation und lustige Erzählungen aus der Vergangenheit erweckten Gelächter an dem Tisch in der Ecke des Lokals. Einige Kunden blickten sich nach den beiden Männern, die offensichtlich die Zeit ihres L ebens hatten, um. Als Joe um halb neun dann mit seiner Band zu spielen anfing, war die Bar bereits bis zum letzten Platz besetzt. Seitdem Joe die Bar gekauft hatte, hatte er sich einen guten Ruf mit ihr erworben, nicht nur wegen des guten und rustikalen Es sens, sondern hauptsächlich wegen der täglichen Live-Musik, die mehr als gut war. Es gab einen heftigen Applaus und Joe begann mit einigen Jazzstücken, ging später dann auf ein paar melancholische Blues-Stücke über.

Mac beobachtete Methos, wie er völlig konzentriert, die Hand auf seinem Knie tippend die Musik genoß. 'Nicht alle Probleme würden heute abend vom Tisch sein, aber das Essen ist wirklich gut verlaufen.' Die beiden Männer hatten einen unbeschwerlichen Abend verbracht und Mac glaubte zu wissen, daß es nicht nur ihm so vorgekommen war, daß Methos und er sich schon lange nicht mehr so gut verstanden hatten. 'Wäre nur alles immer so einfach und unbeschwert.'

Sie warteten noch, bis Joe fertig war und stimmten in den begeisterten Beifall, den die Band und natürlich vor allem Joe erhielt, ein. Ganz plötzlich drückte Mac sanft Methos' Schulter und beugte sich zu ihm herüber. Er spürte, wie Methos zusammenfuhr, sic h aber schnell wieder faßte und ihn ansah.

„Du solltest heute nacht bei mir übernachten, Adam. Du weißt schon, die Türe in deinem Appartment. Meine Couch hat dich vermißt.“ Auf Methos skeptischen Blick hin erwiderte Duncan nur: „Wirklich!!“ und versuchte dabei, empört zu klingen.

„Wenn du darauf bestehst... Dann werde ich wohl auf deiner Couch nächtigen müssen, bis das kleine Problem mit meiner Tür wieder behoben ist?!“ 'Hoffentlich haben alle Tischler und Handwerker bis ins nächste Jahrtausend Urlaub', dachte Duncan und merkte, wi e seine Wangen wieder heiß wurden. Durch das gedämpfte Licht in *Joe's* würde Methos nicht merken, daß Mac dabei war, zu verglühen. „Ich werde dann an der Bar bezahlen gehen und du kannst ja draußen warten.“ Hastig entfernte Mac seine Hand, die immer noch auf Methos Schulter ruhte, und eilte zur Bar.

Methos ließ einen angehaltenen Atem entweichen. Die Stelle, wo Mac ihn berührt hatte, glühte immer noch, während der Rest seines Körpers wie festgefroren war. Es hatte fast so ausgesehen, als ob MacLeod ihn hatte küssen wollen. 'So ein Blödsinn' und er tat den Gedanken wieder schnell ab. Er nahm sich seinen Mantel und hastete förmlich aus der Bar, ohne Joe auch nur ein Fünkchen Beachtung zu schenken. Frische Luft würde ihm in diesem Moment mehr als guttun...

Als MacLeod die Bar erreichte, bemerkte Joe die roten Wangen und den verlegenen Blick des Highlanders. 'My, oh, my' dachte er und seufzte laut. Die beiden hatten offensichtlich noch nicht über das gewisse Thema geredet, das sie schon gekonnt seit einigen M onaten vermieden. Aber anscheinend hatte Mac etwas gemerkt und es sich zumindest eingestanden, daß da mehr war als bloße Freundschaft. Er hoffte es. Joe war schon immer ein offener Mensch gewesen und hatte bereits seit langem erkannt, daß Homosexualität et was Relatives war, denn in wen man sich verliebte, konnte man nicht vorherbestimmen. Man fühlte sich angezogen und verliebte sich in eine Person, in einen Charakter und nicht in ein Geschlecht. Auch wenn MacLeod mehr Zeit gebraucht hatte als andere, um da s einzusehen. Und Joe hoffte inständig, daß Mac nicht nochmal so lange brauchte, um sich zu überwinden, einen Schritt in diese Richtung zu machen.

„Die Rechnung, Joe.“ - „Hier hast du sie. Sag Me..Adam schöne Grüße, er schien mich nicht bemerkt zu haben, als er wie ein Geist aus meinem Lokal stürmte.“ Verwirrt blickte ihn Mac an. „Ja...ja, das werde ich machen. Bis dann, Joe.“ - „Gute Nacht, Mac.“ Er beobachtete wie ein äußerst nachdenklicher Highlander die Bar verließ.

Das hatte er nicht geplant, schoß es Duncan durch den Kopf, als er Methos ein Nachtquartier angeboten hatte. 'Aber es ist ja nicht so, als ob er noch nie bei dir geschlafen hat. Also beruhige dich.' dachte Duncan, als er sich auf sein Auto zubewegte und Me thos gelehnt an sein Auto, das ein paar Meter von Macs T-Bird entfernt geparkt war, sah. „Wir sehen uns dann gleich am Dojo.“ Mit diesem Worten stieg Methos in seinen 4x4, knallte die Tür zu heftiger zu als notwendig gewesen wäre und fuhr los. Duncan blieb wie angewurzelt stehen und überlegte sich, ob es eine kluge Entscheidung gewesen war, Methos mit zu sich nach Hause zu nehmen. 'Nicht jetzt, erst muß das andere Problem erledigt sein. Erst dann werde ich einen weiteren Schritt wagen.' Mac straffte die Sch ultern, stieg ihn sein Auto und fuhr ebenfalls davon.

Was war in ihn gefahren, als er zugestimmt hatte, mit MacLeod nach Hause zu gehen, geschweige denn bei ihm zu schlafen? Methos konnte nicht fassen, daß er so schwach geworden war. Zugegeben, dieser Abend war besser verlaufen, als er sich das je erträumt ha tte und Mac und er waren fast wieder da, wo sie vor Kronos Auftauchen aufgehört hatten. Nein, der Abend war phänomenal gewesen, aber konnte es wirklich so einfach sein? Den ganzen Abend hatte er nach Anzeichen einer Zurückweisung auf seiten des Highlanders gesucht, aber nichts gefunden, was darauf hindeuten konnte. Warum war seine abneigende Haltung so schnell verschwunden? Was war in den 4 Wochen passiert, seit ihrem letzten Aufeinandertreffen, das so katastrophal geendet hatte? Noch vor 4 Wochen hatte sic h MacLeod geweigert, ihn auch nur anzusehen und hatte nichts außer feindseligen Blicken und anklagenden Bemerkungen für ihn übrig gehabt und seit gestern Nacht schien er ein anderer Mensch zu sein.

MacLeods Zurückweisung vor 4 Wochen brachte Methos immer noch Alpträume. Nach ihrem „Gespräch“ hatte sich auch Methos betrogen gefühlt. Er hatte MacLeod vorher nie zugetraut, sich kalt und abweisend gegenüber einem Menschen, den er eine Woche zuvor noch Fr eund genannt hatte, zu verhalten, aber er hatte es am eigenen Leibe erfahren. Er wollte diese Erfahrung nicht noch einmal machen. Wieder eine Woge schmerzhafter Erinnerungen, die sich immer schwerer unterdrücken ließen....

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(4 Wochen davor; MacLeods Dojo)

Ausgelaugt stand er vor MacLeods Dojo. Er war sich nicht sicher gewesen, ob er es wagen könnte, hier noch einmal aufzukreuzen, aber er war noch nicht gewillt, die Freundschaft mit MacLeod aufzugeben. Es war erst eine Woche her seit dem Ende der Reiter der Apokalypse in Bordeaux und sowohl Mac als auch Methos hatten sich wieder in Seacouver eingefunden. Aber in seperaten Flügen. Seit ihrem letzten Treffen auf dem Friedhof in Bordeaux hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen und Methos war sich bewußt, da ß der Highlander noch nicht bereit war, Methos zu akzeptieren und ihn als den Menschen zu sehen, der er heute war und nicht als den mordenden Bastard an Kronos Seite vor 2000 Jahren.

Mac hatte kein Verständnis darüber gezeigt, daß ein Mensch sich im Laufe seines Lebens ändern konnte und hatte Methos als Freund zurückgewiesen. Er hatte die Wahrheit nicht erkannt und selbst nach dem Disaster Methos beschuldigt, alles geplant zu haben. Me thos konnte nicht leugnen, daß er auf beiden Seiten manipuliert hatte, aber viele Dinge hatten sich von selber in das Spiel eingefügt ohne sein Dazutun. Wie zum Beispiel das Folgen MacLeods und Cassandras bis nach Frankreich. Kurz bevor er sich mit Kronos auf den Weg in die Ukraine gemacht hatte, um Silas zu holen, hatte er MacLeod abschrecken wollen. Ihn vertreiben, damit er nicht Kronos über den Weg lief. Denn Kronos zu widersprechen, war etwas, was Methos schon lange gelernt hatte zu vermeiden. Denn die Bestrafungen auf einen Verrat waren mehr als nur schmerzhaft. Das hatte er mehrere Male als Zeuge und als „Verräter“ selbst am eigenen Leibe erfahren können. Er hatte den Highlander beschützen wollen, aber das Schicksal spielte ihm einen Streich und MacLeo d war mit der Hexe gefolgt. Letztenendes hatte es sich als etwas Positives herausgestellt. Methos hatte improvisieren müssen, dennoch hatte der Highlander ihm unterstellt, von Anfang derjenige gewesen zu sein, der die Fäden in den Händen hielt. Wie wenig d och MacLeod über ihn wußte.

Er schloß die Augen und atmete tief durch. Wollte er sich dem Urteil Macs ein weiteres Mal aussetzen? Konnte er akzeptieren, wenn MacLeod ihn zurückweisen würde oder wenn er ihm etwa vergeben könnte? Eine dieser beiden Ausgänge würde seine heutige Begegnun g mit dem Highlander bewirken und er hoffte inständig, daß Mac ihm verzeihen konnte, aber es war nur ein kleiner Hoffnungsschimmer vorhanden.

Methos überquerte die Straße und öffnete die Tür zum Dojo. Sein Herz klopfte schneller und er wollte fast wieder umdrehen und aus diesem Haus stürmen, als er auf einmal eine Präsenz spürte. 'MacLeod', schoß es ihm durch den Kopf, aber die Präsenz war ander s als sonst. Normalerweise erkannte man nicht anhand einer Präsenz eines Unsterblichen auch die Person, die sich dahinter verbarg. Es war eher als eine universelle Warnanlage gedacht. Wieso konnte er also instinktiv wissen, daß es Mac war und nicht Amanda oder der Junge Ryan? Das gemeinsame Quickening. Das mußte die Antwort sein. Spürte MacLeod das gleiche wie er in diesem Moment? Dann wußte er, daß Methos gekommen war, um mit ihm zu reden.

Das machte die Sache nicht leichter. Er durchquerte das Dojo, in dem einige Männer entweder Gewichte stemmten oder Katas machten. Der Manager, den Mac engagiert hatte, um das Dojo in seiner Abwesenheit zu verwalten, saß konzentriert über den Laptop in dem Büro am Ende des großen Raumes. Methos Knie begangen zu zittern, aber er bewegte sich mit trägen Schritten auf die Treppe neben dem Aufzug zu. Er hatte keinen Schlüssel für den Aufzug, Mac hatte ihm zwar vor 2 Wochen gesagt, daß ein Schlüssel für ihn in Ar beit sei und er ihn so bald wie möglich erhalten würde - ein Beweis des Vertrauens und der Freunschaft. 'Das ist nun vorbei, oder? Kronos hatte schon immer ein unmögliches Timing gehabt.' Ein Mann, der gerade eine Kata beendet hatte, kam auf ihn zu und ver sperrte ihm den Weg:

„Hey, Mann, du siehst aus als wärst du der Tod persönlich. Brauchst du Hilfe oder so?“ Die als eine freundliche Geste gemeinte Aussage ließ Methos in hysterisches Gelächter ausbrechen und der Mann wich zurück und einige Männer, die gerade beim Trainieren w aren, blickten zu ihnen herüber.

„Ok, Mann, mach was du willst.“ Und damit machte er sich an das Stemmen von Gewichten. 'Der arme Kerl hat keine Ahnung, wie recht er doch hat.' dachte Methos traurig. Er fühlte sich wie betrunken, als er die Treppen zu Macs Appartment hinaufstieg. Er hatte das Gefühl, seiner eigenen Exekution entgegenzustreben. 'Er wird dich niemals akzeptieren.' Diese Worte wiederholten sich wie eine kaputte Schallplatte in seinem Kopf immer und immer wieder. Er versuchte nicht hinzuhören.

Er zögerte noch einen kurzen Moment vor der Türe zu Macs Wohnung, dann hob er seine Hand und klopfte vorsichtig an die Tür. 'Vielleicht öffnet er einfach nicht. Diese Antwort wäre offensichtlich, dabei noch kurz, aber keinesfalls schmerzlos....zuviel gehof ft', Methos stieß einen leisen Seufzer aus, als die Türe aufschwang. Er konnte Mac erkennen, wie er in den großen Wohnraum auf und ab marschierte wie ein gefangenes Tier.

Langsam setzte sich Methos in Bewegung und blieb nach einigen Schritten wieder stehen. Auch Duncan blieb stehen und musterte Methos. Und war das Verachtung in seinen Augen? Methos war sich nicht sicher. Er schaute zur Seite, er konnte dem feindseligen Blic k nicht länger begegnen. Einige Minuten sagte keiner der beiden Männer etwas.

„Was zum Teufel machst du hier?“ zischte Mac plötzlich. Sofort blickte Methos Mac wieder an und er war entsetzt, was er sah. Keine Wärme, nur Zorn und Haß glaubte er zu erkennen. Es war ein Fehler gewesen, schon nach so kurzer Zeit hierherzukommen und zu v ersuchen, sich dem Highlander wieder zu nähern. Hätte er in Frankreich bleiben sollen oder ganz verschwinden? Er hatte darüber nachgedacht, aber er hatte seinen Gefühlen nachgegeben und war in der Annahme hergereist, die Freundschaft und das Band zwischen MacLeod und ihm wieder knüpfen zu können. Er hatte falsch gedacht. Seine Einschätzung, es sei möglich, dem Highlander zu erklären, warum er so gehandelt hatte und danach Worte der Versöhnung zu hören, war falsch gewesen. 'Ich habe es dir gesagt.' War das der gesunde Menschenverstand, dem er die ganze Zeit nicht zugehört hatte? Wahrscheinlich. Er hatte sämtliche Warnungen ignoriert und nun würde er die Konsequenzen tragen müssen, die Zerstörung seines Selbst.

„Warum?“ Es war fast so leise, daß es Methos fast überhört hatte, aber in Macs Worten hatte er den Schmerz gehört und er spürte wieder Hoffnung, daß Mac ihm vielleicht doch zuhören würde.

„Mac, ich..ich.....wollte....“ Methos wußte nicht recht, wie er beginnen sollte. Zuviel war in den letzten Wochen passiert. Viel war zwischen ihnen zerstört worden. Er wollte Duncan alles erklären, ihn auf seine Fragen antworten, sollte der Highlander welc he an ihn stellen. Er war bereit, alles zu tun, um wieder an MacLeod heranzukommen.

Jäh wurde er von Mac unterbrochen. „Was? Du hast keine Ahnung. Du hast alles zerstört. Du bist ein teuflischer alter Mann. Ich habe es nie glauben wollen, ich habe in dir das Gute gesehen. Nun weiß ich, daß alles eine Täuschung war. Gott sei Dank ist es no ch nicht zu spät, diese Sache endgültig zu beenden. Ja, ich will dich nie wieder sehen, Methos oder wer auch immer du sein magst. Weißt du überhaupt, was Freundschaft bedeutet? Hast du auch nur den geringsten Schimmer, was es heißt zu lieben oder jemanden zu vertrauen? Nein, das tust du nicht. Du hast mich so enttäuscht, Methos. Das werde ich nicht mehr zulassen. Nie wieder. Geh, bevor ich etwas tun werde, was mir später leid tun könnte.“ Das letzte sagte Mac mit einem Ausdruck des Ekels. War es schon so we it gekommen? Ekelte sich MacLeod vor ihm? Wahrscheinlich. Sicher sogar.

„Ich wollte es dir erklären, Mac, aber mit Cassandra hier..“ - „Ich will es nicht hören, Methos. Das sagte ich dir bereits. Ich will es nicht hören. Ich habe genug von dir und deinen Ausreden. Wann suchst du endlich die Schuld bei dir?“ 'Das tue ich jeden Tag, Duncan.' dachte Methos. 'Aber du weißt so wenig über mich.' Duncan drehte sich wieder um. Seine Schultern waren gespannt. Methos würde nicht zu ihm durchdringen können. Zuviel Schmerz, zuviel Haß und Ablehnung in der Haltung des Highlanders.

Er hatte versagt. Er konnte es nie wieder gutmachen.

Er wollte „Lebe wohl“ sagen, ein „Achte auf deinen Kopf“, wäre an dieser Stelle unangebracht gewesen, um damit für sich einen Schlußstrich unter die Freundschaft ziehen zu können, aber bevor er den Mund aufmachen konnte, fuhr Duncan herum und fauchte ihn f örmlich an: „Verschwinde endlich!“

Geschlagen blickte Methos wieder zu Boden und bewegte sich weg von der Stelle, von der er sich seit seiner Ankunft in Macs Wohnung nicht fortbewegt hatte und ging Richtung Tür. Er war so müde. Methos hatte das Gefühl, als ob der Highlander gerade sein Herz in seine Hand genommen und es mit einem hämischen Grinsen langsam zerquetscht hatte. Es tat so weh. Er fuhr sich müde mit der Hand über sein Gesicht und durch sein kurzes Haar.

Als er aus der Wohnung trat, ließ er die Tür offen. Er wollte nicht mehr eine Szene machen als nötig. Und Türenknallen war im Moment das letzte, an das er dachte. Langsam ging er die Treppen herunter. Er nahm den Hinterausgang; er wollte nicht noch einmal durch das Dojo. Er wollte jetzt niemanden sehen. Nach Hause war der einzige Befehl, den sein Gehirn an seinen Körper weitergab. Eine Heimat und Familie, die er dachte, in Duncan MacLeod vom Clan MacLeod gefunden zu haben war nicht mehr begehbar. Jetzt war dieser Zufluchtsort nicht mehr vorhanden. 'Es kommt alles immer zu einem zurück. Verbannt und vertrieben.' Mehr als einmal in seinem Leben hatte er es erlebt und überlebt, mußte weiterziehen und ein neues Leben beginnen. Aber noch nie wegen seiner Vergange nheit. Man hatte ihn als etwas Abnormales aus Dörfern vertrieben, ihn manchmal getötet, verbrannt, gehängt oder gesteinigt, wenn man aus Zufall seine Unsterblichkeit herausfand, um sich von dem Dämon zu befreien, aber noch nie zuvor hatte er eine solche Zu rückweisung erfahren. Sowohl eine körperliche sowie eine geistige Verbannung. Es gab Gründe, warum er seinen Ehefrauen nie etwas von seiner Unsterblichkeit erzählt hatte. Sie waren alle nach einer gewissen Zeit gestorben und so hatte er immer nur die körpe rliche Verbannung erfahren. Die Seele war zerbrechlich und das teuerste Gut, das ein Mensch besaß. Man mußte vorsichtig sein, wem man sie anvertraute. Und trotz aller Vorsicht und langen Überlegungen hatte Methos seine Seele wieder an den Falschen gegeben. Er hatte so gehofft, MacLeod sei der richtige. Nun wartete wieder Einsamkeit auf ihn.

In seiner Wohnung angekommen, wollte er nichts mehr sehen und hören. Die anklagenden Stimmen und das Gesicht MacLeods endlich abstellen. Er öffnete den Schrank, in dem seine Erlösung für den Moment stand: mehrere Flaschen Whiskeys, Tequila und Wodka. Ja, das würde Ruhe bringen für einige kostbare, wenige Momente....

 

(Gegenwart, MacLeods Dojo)


Methos mußte noch einige Minuten auf MacLeods Eintreffen warten. Wortlos folgte er ihm bis hinauf in seine Wohnung. Es lag wieder Anspannung in der Luft, das war nicht zu leugnen, aber jeder der Männer hatte gerade mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen. Me thos ließ sich auf die Couch fallen und versuchte, sich zu entspannen. Immer deutlicher merkte er, wie müde er war. Er brauchte jetzt wirklich Schlaf und Ruhe.

Duncan ging zu der Whiskeyflasche, die auf einem Tischchen an der Wand stand und goß sich eine großzügige Menge Glenmorangie ein. Gerade, als er Methos fragen wollte, ob er ihm auch einen anbieten könne, bemerkte er, daß der andere Mann gerade dabei war ei nzuschlafen. Der Oldtimer hatte sich in seiner üblichen Pose auf dem Sofa ausgebreitet und sein Kopf lag auf einer der Lehnen. Er atmete gleichmäßig. Mit einem Lächeln auf den Lippen beobachtete Duncan seinen Freund. Er machte sich nun keine Gedanken mehr, ob es richtig gewesen war, Methos bei sich übernachten zu lassen. Vielmehr war er nun froh, es getan zu haben. Der alte Mann hatte es nötig gehabt, eine Nacht richtig zu schlafen, jetzt, da so gut wie alles (nein, noch nicht alles, Duncan, ermahnte sich M ac) zwischen ihnen gesagt worden war. Er gönnte dem alten Mann einen ruhigen Schlaf für diese Nacht und die, die noch folgen würden. Und er hoffte, daß Methos nicht mehr Alpträume heimsuchen würden. Auch er war in letzter Zeit zu oft schweißgebadet aufgewa cht, als er Bruchstücke von Kronos Erinnerungen erfahren hatte. Die meisten dieser Erinnerungen hatten mit Methos zu tun und immer war er von Kronos gefoltert worden. Duncan wußte nicht, ob es seine Einbildung war oder ob diese Dinge tatsächlich passiert w aren. Auf jeden Fall waren sie nicht angenehm und Methos zu sehen in seinen Träumen, erweckte in ihm eine Woge des Schmerzes, kein körperlicher, greifbarer Schmerz, aber in ihm tat alles weh, so als ob er der Empfänger der Handlungen Kronos' war. War es Ph antasie? Hatte er nach einem Grund gesucht, um zu Methos zu gehen und ihn noch einmal zur Rede zu stellen? Es wäre einfacher zu verstehen, warum Methos so große Angst vor Kronos gehabt hatte, wenn diese Träume tatsächlich passiert waren. Oder hatte er in s ich selber nach einer Rechtfertigung für Methos Taten gesucht, als er mit Kronos geritten war? Widerrum kannte nur der alte Mann die Antwort darauf und er mußte sich gedulden, bis Methos bereit war, ihm diese Fragen zu beantworten, wenn er überhaupt jemals bereit war, sie zu beantworten. Wenn es zu schmerzhaft für ihn sein würde, würde Mac darauf verzichten können. Er wollte Methos nicht mehr Leid zufügen und manche Dinge sollte man lieber vergessen als sie wieder und wieder aufzuwärmen.

Mac holte aus seinem Schrank eine Wolldecke und trug sie zum Sofa. Dann legte er sie vorsichtig über Methos. Bevor er sich von dem schlafenden Methos wegdrehte, streckte er seine Hand aus und fuhr mit seinem Handrücken sanft über das Gesicht des anderen.

„Schlaf gut, mein Freund.“ Er leerte sein Glas und begab sich kurz darauf auch ins Bett. Entgegen seinem Bestreben, sich wach zu halten und über den letzten Tag nachzudenken, fielen ihm nach einigen Minuten die Augen zu.

Methos wachte am nächsten Tag auf. Der Geruch frischen Kaffees weckte ihn. Er hatte eine traumlose Nacht erlebt und war so entspannt wie schon lange nicht mehr. Seine Befürchtungen des letzten Abends waren umsonst gewesen. Es war gut, wieder hier zu sein.

„Guten Morgen,“ rief eine fröhlich klingende Stimme aus der Küche. Er haßte solch fröhliche Frühaufsteher, und auch heute ließ er sich nicht von der guten Laune des Highlanders anstecken.

„Was ist an einem Morgen gut“, murmelte er mit schläfriger Stimme. „Komm schon, Methos, die Sonne scheint, die Vöglein zwitschern...“ Der Highlander war offensichtlich in Spiellaune. Auch zwei Leute konnten dieses Spiel spielen.

„MacLeod..“, begann Methos mit verachtenden Tonfall „ich habe noch nie hier mitten in der Stadt Vögel zwitschern gehört. Verwechsle die Autohupen nicht mit den Nachtigallen. Und außerdem scheint die Sonne auch nicht. So wie ich das von meinem Standpunkt hi er auf der Couch erkennen kann, scheint es sogar bald anzufangen zu regnen. Was sollen also deine leeren Phrasen?“

Mac grinste Methos an. 'Ja, es schien sich fast wieder alles normalisiert zu haben.' „Na, mein Plan hat doch funktioniert. Du bist hellwach, da du meintest, mich wieder mal korrigieren zu müssen.“ Eine unverständliche Antwort kam von Methos. „Hast du etwas gesagt, Methos?“ neckte Mac ihn. Wieder ein unverständliches Gemurmel. 'Wie er den alten Mann vermißt hatte...' dachte Duncan.

Mac fragte sich, wann der richtige Zeitpunkt kommen würde, Methos auf seinen Zustand in der vorigen Nacht anzusprechen. Wie weit könnte er gehen, bevor der alte Mann sich zurückziehen würde? Er wußte nicht, ob er es bereits riskieren konnte, seinen Freund damit zu konfrontieren. Wollte er es überhaupt schon so früh wagen? Aber Methos hatte sich wieder gefangen und es schien ihm tatsächlich besser zu gehen. Schließlich ging es ihm auch besser ,nach dem gestrigen Abend umso mehr. Nur noch dieses Problem stand zwischen ihnen und MacLeod konnte und wollte nicht einfach darüber hinwegsehen, als ob nichts gewesen wäre. Hier ging es nicht um Neugier, sondern um Sorge um seinen Freund, der offensichtlich in jener Nacht im Kampf erlegen war. Es mußte ein innerer Kamp f stattgefunden haben und das Ergebnis war Methos Flucht in den kurzweiligen Tod gewesen. 'Er muß ziemlich verzweifelt gewesen sein', dachte Duncan und wünschte sich, die Zeit bis zu dem Tage zurückdrehen zu können, an dem Methos ihn vor 4 Wochen besucht h atte. 'So etwas hätte vermieden werden können. Es hätte nie passieren dürfen.' Schuld überkam ihn.

Methos merkte sofort die Veränderung in der Haltung des Highlanders. 'Here we go again', dachte er grimmig. Er hatte sich schon gefragt, wie lange MacLeod es aushalten würde, sein Handeln in seiner Wohnung zu ignorieren. 'Wow, es sind schon fast 31 Stunden vergangen. Ich scheine doch Einfluß auf ihn zu haben.' dachte er trocken. Könnte er sich rausreden? Was würde sein Ausweichen dann aber bewirken? Als was würde es Mac deuten? Aber was, wenn er die Wahrheit wüßte? Was wäre die Reaktion des Highlanders? Wür de er ihn wieder verbannen oder ihn verstehen? Er sehnte sich so nach dem Letzteren.

 

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Methos setzte sich auf. Ruhig blickte er Mac in die Augen. Mac schien mit sich zu ringen, ob nun der richtige Zeitpunkt war, Methos auf gestern anzusprechen. Methos konnte in Duncans Augen Sorge erkennen und Unverständnis über das, was geschehen war. 'Wiev iel bist du bereit zu offenbaren? Wieviel ist zuwenig? Und wieviel zu viel, alter Mann?' Er senkte seine Augen und blickte auf seine Hände. Sollte MacLeod den ersten Schritt machen. Von dort aus würde sich alles weitere ergeben.

Mac räusperte sich auf einmal und lenkte Methos' Aufmerksamkeit wieder auf sich. In den Augen des Highlanders stand eine stumme Entschuldigung. 'Es liegt in deiner Natur, Mac.' Methos verstand, daß der 400 Jahre alte Unsterbliche den Grund seines Handelns wissen mußte. Er brauchte eine Antwort, um diese Episode hinter sich zu bringen. Dieses Mal sollte es nicht Schweigen und Abweisung zwischen den beiden Männern geben.

„Methos...es mag noch nicht der richtige Moment sein, betrachtet man die kurze Zeit, die erst vergangen ist seit vorgestern und wenn du nicht bereit bist, dann kann ich warten. Aber Methos, ich werde eine Antwort brauchen. Ich muß wissen, was passiert ist und warum. Ich weiß, wie das klingt und ich meine es nicht so.. ich will dir keine Befehle erteilen und werde das auch nicht tun, aber eine Erklärung würde mir mehr als helfen, deine Motive zu verstehen. Ich weiß, daß du es selbst getan hast.“ sagte Mac vo rsichtig.

Hatte er zuviel gesagt? Würde Methos die Flucht ergreifen und ein für allemal aus Macs Leben verschwinden? Mac hielt seinen Atem an. Die nächste Antwort würde entweder eine Zustimmung oder eine Abweisung sein. Es würde viel entschieden werden mit den nächs ten Worten.

„Ja, ich weiß.“ Methos hielt kurz inne und hörte, wie Mac seinen Atem wieder entweichen ließ, den er angehalten hatte. „Aber erwarte nicht von mir, daß ich hier einfach anfange zu reden. Wenn du eine Frage hast, dann stell sie und ich werde versuchen, sie zu beantworten.“ Kurz und schmerzlos. Und wenn er Glück hatte, dann würde MacLeod ihn nicht verurteilen. Der Highlander, der das Leben achtete und es zu bewahren versuchte.

Erleichterung stieg in Mac auf. Methos wollte diese Freundschaft ebenfalls nicht aufgeben. Er nickte langsam. Ein Frage und Antwortspiel. Hier bot sich die Chance, alles zu fragen, was den Highlander je auf dem Herzen gelegen war. Aber er wollte sich auf d as „Gestern“ beschränken. Von dort aus würde es weitergehen.

„Danke. Ich weiß, daß es dir schwer fällt. Und ich weiß dein Vertrauen mehr als zu schätzen. Gott weiß, ich habe es nicht verdient...“ er stoppte kurz und holte sich durch einen Blick in Methos Augen die Versicherung, daß es in Ordnung war fortzufahren.

„Warum hast du das getan? Welchen Grund gibt es, sich soetwas anzutun? Du wolltest dich nicht permanent töten, also warum fügst du dir solche Schmerzen zu? Das ist, was ich nicht verstehen kann.“ beendete Mac.

„Ich habe auch nicht erwartet, daß du es verstehst. Wie könntest du es auch verstehen?“ fragte Methos mehr zu sich selbst. „MacLeod, ich habe die ersten 600 Jahre meines Lebens nicht nur als Sklave gedient, 600 Jahre lang habe ich in einer kleinen Zelle vo r mich hin vegetiert, bis ich endlich befreit wurde. Und 600 Jahre lang habe ich jede erdenkliche Möglichkeit erfahren, wie man getötet werden kann, bis auf die einzige Methode, die mich hätte nie wieder aufwachen lassen. Ich habe den Tod in so vielen vers chiedenen Varianten erfahren, daß ich glaubte, ich sei der Tod selbst...“ Der bittere Ton verschwand und in einem sachlichen Ton fuhr er fort. “Wie auch immer, dadurch, daß ich dort so lange war, es war in Sumer in einem Tempel einer dortigen Sekte, habe i ch die Möglichkeit gefunden, wie man seinen Körper verlassen kann und an einen Ort der Stille gelangt. Es ist der Moment kurz bevor der Tod eintritt. Die Seele wird ruhig, man befindet sich in einem Zustand von solcher Ruhe, daß man nie wieder gehen will. Ich habe ihn so oft erlebt, daß ich eines Tages nichts anderes erleben wollte als diesen kurzen Moment, der mir Frieden brachte. Ich wußte, daß ich unsterblich war zu dieser Zeit, aber ich wußte nichts über das Spiel, über andere Unsterbliche, über den Pre is. Ich glaubte an die Geschichte, die sie mir erzählten, daß ich ein gefallener Gott sei, der aus dem Himmel geworfen worden war und es nun an den Priestern lag, mich auf jede erdenkliche Weise zu bestrafen. Ich durfte nicht für immer sterben. Das ist der Grund warum.

Wenn man 5000 Jahre alt ist und auf einmal jeden Tag dieser langen Zeit spürt, dann wird es zuviel. Es ist eine Art, Köper von Geist zu trennen und es funktioniert. Auch wenn es Schmerzen sind, wenn man diesen Moment erleben kann, dann waren es die Schmerz en wert. Ich hätte mich nicht permanent getötet. Dafür möchte ich zu sehr leben.“

Methos Stimme war rauh und dunkel geworden. Er blickte auf den Boden. Er sah so jung, so verletzlich aus, dachte Duncan. Methos hatte sich ihm noch nie zuvor so geöffnet. Methos hatte ihm mehr anvertraut, als er sich je erträumt hatte. 'Mach etwas aus dies em Geschenk.' sagte er sich. 'Aber du hast auch Schuld an seinem Zustand.' flüsterte ihm eine andere Stimme zu. Nichtsdestotrotz brauchte ihn Methos jetzt und dieses Mal würde er ihn nicht enttäuschen.

„Nein, du hast recht, ich kann es nicht verstehen,“ sagte Duncan leise, aber fest und er sah, wie Methos Schultern noch mehr zusammensackten. „Aber ich kann es akzeptieren.“ sagte er etwas lauter.

Methos Körper wurde unglaublich still und langsam hob er seinen Kopf und blickte in die Augen des Mannes, der ihm sein Herz mehr als einmal gebrochen hatte. In Duncans Augen war Hoffnung zu sehen und Dankbarkeit für das Geschenk, das ihm Methos gerade gema cht hatte. Es war nie leicht, sich an diese Zeit zurückzuerinnern, aber Duncan MacLeod war ihm viel wert. Er war ein nobler Mensch, einer der besten, den er je gekannt hatte und obwohl MacLeod oft zu vorschnellen Urteilen kam, war er doch ein guter Mensch.

Zum ersten Mal, seit Methos angefangen hatte zu erzählen, bewegte sich Mac von seinem Platz in der Küche fort, an dem er wie angewurzelt gestanden hatte. Sein Enschluß stand fest: Er würde Methos auf jede erdenkliche Weise helfen, ihnen beiden helfen, um e in wenig Frieden zu finden und das Band zwischen ihnen wieder zu festigen. Er wollte diesem Mann nicht mehr wehtun.

Er setzte sich zu Methos auf die Couch und legte vorsichtig seinen Arm um ihn. Methos wiederholte die Geste der Kameradschaft und Duncan drückte ihn näher an sich heran. Methos ließ seinen Kopf auf Macs Schulter sinken und genoß diesen Augenblick. In den Armen des Mannes, den er verehrte und bewunderte für seine Unschuld, obwohl er schon so viel von der Grausamkeit der Menschheit gesehen hatte, fühlte er sich wieder lebendig. Und zu wissen, daß Duncan seine Gründe akzeptierte, umgab ihn mit Wärme.

„Ich danke dir“, sprach Duncan leise. Noch eine Weile blieben die beiden Männer sitzen und genossen die Nähe des anderen. Mehr als jemals zuvor wollte Mac den 5000 Jahre alten Mann neben sich beschützen. Wie lächerlich das klingen mochte, wußte er sehr woh l, er hatte fast 5000 Jahre ohne ihn überlebt, aber hier setzte automatisch sein Führer- und Beschützerinstinkt ein.

„Owe, das mußte kommen. Duncan MacLeod vom Clan MacLeod übernimmt wieder die Kontrolle“, sagte Methos trocken und lachte kurz. „Duncan, es ist nicht deine Schuld, vielmehr war es alles, was in den letzten Jahren geschehen ist. Nicht, daß du nicht dazu beig etragen hättest...“ und als Methos die zusammengezogenen Augenbrauen seines Nebensitzers sah, fuhr er schnell fort. „nicht das, Duncan. Du hast mir wieder das Gefühl gegeben, lebendig zu sein und das ist schon eine Weile her, seit ich so gefühlt habe. Es w ar richtig und es war gut. Das ist alles nur passiert, weil Kronos aufgetaucht ist. Er war der Todesstoß sozusagen. OK?? OK???“

„Ich habe verstanden, keine Grübelei am Morgen, Mittag...ach, was auch immer.“ Methos schnitt eine ungläubige Grimasse und Mac fügte seufzend hinzu: „Wirklich!!“ - „Sicher“ war Methos' kurze Antwort, die jedoch wenig überzeugt klang. „Absolut“ war Duncans Antwort. „Genau“ und Methos war immer noch nicht überzeugt.

„Wollen wir jetzt so für die nächsten Tage so weitermachen?? Es ist doch sehr ermüdend.“ sagte Mac kopfschüttelnd.

„Ich dachte, meine Gesellschaft würde dir gefallen.“ erwiderte Methos mit gespielter Empörtheit. „Aber um dir einen Gefallen zu tun, werde ich nichts mehr sagen. Zumindest nichts zu diesem Thema, sonst sitzen wir wahrscheinlich wirklich noch in einer Woche hier rum. Schotten sind ja bekannt für ihre Sturheit. Und du bist wirklich ein wunderbares Beispiel für....“

Jäh wurde er von Duncan unterbrochen. „Das ist nicht wahr, wir sind nicht immer stur.“ - „Natürlich, einsichtig wie immer und selbst diese Antwort beweist das Gegenteil.“

„Es reicht jetzt.“ In Wirklichkeit hatte er diesen Teil des leichten Umgangs zwischen zwei Freunden so sehr vermißt, daß er sich nicht vorstellen konnte, jemals ohne dieses Sticheln ausgekommen zu sein.

„Ich wußte, daß das jetzt kommen würde....“ fuhr Methos fort.

Die beiden machten noch eine Weile so weiter, bis Methos Magen knurrte und das Spiel zwischen ihnen unterbrach. Daraufhin begaben sich die beiden zu *Joe's*, nachdem der Kaffee vom frühen Morgen nicht mehr genießbar war und das Früstück ausgefallen war.

 

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(Joes Bar, nachmittags)

Joe wischte die Theke und unterhielt sich nebenher mit einem Gast, der an der Bar saß. Seine Prothesen taten immer noch ein wenig weh, aber seit gestern hatte es sich ein wenig gebessert. Der wenige Schlaf am Tag zuvor, die Sorge um Methos und dann noch da s Beobachterproblem hatte ihm schwer zu schaffen gemacht. Aber da er nun wußte, daß zumindest eines dieser Probleme dabei war, sich zu lösen, fühlte er sich wie von einer schweren Last befreit. Er hatte Methos als Freund nicht verlieren wollen und er war h eilfroh darüber gewesen, daß MacLeod endlich Einsicht gezeigt hatte. Er fragte sich zum wiederholten Male, wann der richtige Zeitpunkt kommen würde, um von seinen doch schlechten Nachrichten zu berichten. Lange konnte und sollte er es nicht zurückhalten. D as wäre nicht fair gegenüber „Adam“. Er entschuldigte sich bei dem Mann an der Theke und wollte gerade zum Telefon, um bei Adam anzurufen, als die Türe aufging und Mac und Methos hereinspazierten.

„Tag, Joe.“ rief Mac, als sich die beiden Unsterblichen an einen der Tische setzten und er dem Besitzer ein Hand zum Gruß hob. Methos nickte Joe zu.

„Na, Leute. Habt ihr *Joe's* bereits als zweiten Wohnsitz angemeldet? Euch scheint es hier ja wirklich zu gefallen...“ sagte Joe mit einem Lachen in seiner Stimme.

Er bewegte sich von seinem Platz hinter der Bar weg und ging zu dem Tisch seiner Freunde. „Was kann ich euch bringen?“

Nachdem die Bestellung aufgenommen worden war und das Essen serviert, setzte sich Joe zu seinen Freunden an den Tisch. „Ich unterbreche euer Essen nur ungern, aber ich muß mit Adam reden.“

„Nur zu. Probleme?“ fragte Adam. Joe nickte schwer. „Beobachter.“ Joe nickte wieder, obwohl Methos es nicht als Frage gemeint hatte.“

„Wie ernst?“ fragte Adam vorsichtig. Joe blickte ihm in die Augen. „Es kommt darauf an, aber es ist sehr ernst.“ Nun war Adam dran zu nicken. „Darf MacLeod es hören?“ - „Wenn Du willst. Es betrifft dich. Du mußt entscheiden, wer es hören darf und wer nicht .“ sagte Joe.

„Gut, dann sollte es Mac auch hören.“ sagte Methos mit einen bestimmten Ton.

„Nun gut,“ Joe räusperte sich kurz und fuhr dann fort. „Als das ganze Desaster mit Kronos anfing und Cassandra Kronos bei dem alten Elektrizitätswerk gefunden hat und als später noch MacLeod hinzukam, da warst du ebenfalls anwesend. Du hast Cassandra von e iner Brücke geworfen. Und Cassandras Beobachter hat dich dabei gesehen. Es hat eine Weile gebraucht, bis er dich identifizieren konnte. Da du nicht in der Datenbank der Unsterblichen gespeichert bist, hat er die Suche ausgeweitet und hat dich gefunden. Als Mitglied der Beobachter. Er hat seinen Bericht vor ein paar Wochen eingereicht und erstmal hat man deiner Wenigkeit nicht viel Beachtung geschenkt, aber auf einmal wurden Fragen gestellt. Adam, man will wissen, warum du dort warst. Ich glaube, es wird Zei t, daß du mit einer möglichst überzeugenden Erklärung herausrückst, sonst könnte es böse enden. Ein Unsterblicher, der die Beobachter als ein Versteck benutzt, ist nicht gerade das, was bei den Obersten auf Wohlgefallen stößt. Was wirst du tun?“ beendete J oe seine Erklärung.

Einige Minuten verstrichen und Methos Gesicht war unleserlich und völlig frei von jeglicher Emotion. Mac war durch die Ruhe, die sein Nebensitzer ausstrahlte beunruhigt, aber er wollte Methos Zeit geben, diese Information zu verarbeiten und über eine mögli che Lösung nachzudenken. Er hoffte inständig, daß diese Lösung nicht das Verschwinden von Methos war.

Nach einer weiteren Minuten atmete Methos tief ein und blickte Mac tief in die Augen. Danach wanderten seine Augen zu Joe, der geduldig auf eine Antwort von Adam gewartet hatte.

„Danke für die Information. Ich schätze sie werden bald kommen und mich befragen?“ Auf Joes Nicken fuhr er fort. „Dann werde ich mir etwas überlegen müssen. Ich werde mir etwas Plausibles einfallen lassen. Vielleicht glauben sie mir, daß ich neu im Spiel b in und Angst hatte, ihnen etwas davon zu erzählen und daß ich erst im Verlaufe meiner Forschungen nach Methos unsterblich geworden bin durch einen Unfall oder dergleichen. Ja...ja, das könnte funktionieren. Wenn nicht...“ Methos blickte auf seine Hände. Er brauchte den Gedanken nicht zu Ende zu bringen. Alle Anwesenden wußten, daß Methos wieder zu der Legende werden würde, die er schon so lange gewesen war, bevor MacLeod in sein Leben getreten war.

In Methos Kopf drehte sich alles. Hatte er doch erst vor kurzem sich wieder dazu entschlossen, hier in der Nähe des Highlanders zu bleiben, und nun kam dies. Macs Freundschaft war ihm wichtig und nun, da er sie wiedergewonnen hatte und der Highlander mit s einen Erklärungen leben konnte, sollte ihm das wieder weggenommen werden? Das Schicksal schien ihn wirklich nicht zu mögen. Er seufzte lautlos.

Duncan wollte nicht, daß Methos verschwand. Er wollte den alten Mann um sich haben, ihn nicht wieder verlieren. Es hatte Mac unheimlich erleichtert, daß Methos den Ausweg aus dieser Lage nicht sofort im Verschwinden sah, aber diese Möglichkeit stand immer noch offen. Natürlich würde es keine Verhandlung geben wie bei Joe im letzten Jahr. Die Beobachter hatten sich wieder reorganisiert und so würden solch Tribunale nie wieder stattfinden, das hoffte er zumindest. Aber man konnte Methos unter Druck setzen und der alte Mann mochte es nicht, wenn man ihn unter Druck setzte. Ewige Befragungen und wenn die Beobachter ihm nicht glaubten, dann bestand die Gefahr, daß sein Geheimnis offenbart werden würde. Das durfte nicht passieren, denn sonst wäre er in höchster Ge fahr. Sollten andere Unsterbliche von Methos' Aufenthaltsort erfahren, würde es zu einer erbarmungslosen Jagd kommen und Methos würde früher oder später den kürzeren ziehen.

Jeder der drei Männer hing seinen eigenen Gedanken nach und so verabschiedeten sich Mac und Methos bald von Joe und machten sich auf den Nachhauseweg. Methos war mit seinem eigenen Auto zu *Joe's* gefahren.

„Mac, ich muß darüber nachdenken, ich brauche Zeit, mich auf das Kommende vorzubereiten. Ich sollte lieber zu mir nach Hause gehen.. allein.“ Methos wirkte sehr ruhig, aber Duncan wußte, daß das rein gar nichts zu sagen hatte. Dieser Mann vor ihm hatte nic ht 5000 Jahre überstanden, wenn seine Gefühle zu offensichtlich zu sehen waren.

„Ich weiß und ich verstehe es, aber laß dich nicht unter Druck setzen. Setze dich mit dem Problem auseinander, wenn es kommt. Und...“ er schluckte den nächsten Satz herunter.

„Ich werde versuchen, diesmal nicht davonzulaufen, aber es hört sich sehr verführerisch an. Du weißt, was auf dem Spiel steht...“ sagte Methos und sah ihn direkt an.

Mac nickte. „O ja, aber ich wünschte, Du würdest es versuchen, für dich, für uns.“ Er schloß die Augen, drehte sich um und öffnete die Autotür. Er fuhr ohne ein weiteres Wort los.

Methos blieb noch eine Weile an seinem Auto stehen. Nach einer Weile stieg auch er ein, aber er fuhr nicht weg, sonder legte seinen Kopf zurück und schloß seien Augen. Er stand vor einer schwierigen Entscheidung. Wieviel war er bereit zu riskieren, um in d er Nähe des Highlanders zu bleiben?

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Eine Woche später kam Mac wieder ins *Joe's*. Er hatte von Joe erfahren, daß die Befragungen, nein, es waren Verhöre, vor vier Tagen angefangen hatten und Joe nicht viel über den Verlauf des Ganzen wußte. Es gab nur Gerüchte. Zeit und Geduld auf seiten von allen würden ein Ergebnis bringen. Duncan hatte Methos seit jenem Abend, als Joe ihn vorgewarnt hatte, was auf ihn zukommen würde, nicht mehr gesehen. Er war sich unsicher, was die Zukunft bringen würde. Wenn es Methos nicht gelang, die Verantwortlichen d avon zu überzeugen, daß er nur Adam Pierson, Forscher und Student, und seit kurzem ein Unsterblicher war, dann schienen die Möglichkeiten, hier bei Mac zu bleiben, sehr gering.

Solchen Gedanken nachhängend saß er an seinem üblichen Tisch. Wortlos hatte ihm Joe ein Glenfiddich auf den Tisch gestellt und hatte sich zu ihm gesetzt. Beide Männer waren still. Joe konnte sich vorstellen, was in Macs Kopf vorging und wie schwer es ihm f allen würde, wenn der alte Mann sich verabschieden würde. Er wußte, wie sehr er selber den 5000 Jahre alten Knaben vermissen würde. Joe konnte nicht sagen, wann eine Entscheidung getroffen werden würde. Solange, bis die Beobachter nicht zufrieden waren mi t den Antworten Adams, würden sie ihn immer weiter befragen. Adam durfte sich keinen Fehler erlauben, sonst wurde seine Lüge sofort herauskommen.

Plötzlich versteifte sich Mac und Joe wußte als langjähriger Beobachter, daß dies nur eins bedeuten konnte: ein anderer Unsterblicher befand sich in unmittelbarer Nähe. Doch die Tür vom *Joe's* öffnete sich nicht.

„Scheint, als sei dies eine Einladung, der ich nachkommen sollte“, sagte Mac bedrückt.

„Mac, sei vorsichtig, ich glaube nicht, daß das der richtige Zeitpunkt ist, um Kämpfe anzunehmen. Ich meine, ...“

„Keine Sorge, Joe. Es ist Adam.“ sagte Duncan resolut.

„Wie kannst Du Dir so sicher sein? Nicht nur Adam kennt das *Joe's*. Es ist kein Staatsgeheimnis, daß der berüchtigte Duncan MacLeod hier verkehrt. Du bist nicht in der seelischen Verfassung, eine Herausforderung anzunehmen.“ beendete Joe ruhig. Wie konnte Mac wissen, daß es Methos da draußen vor der Türe war? Er hatte noch nie davon gehört, daß Unsterbliche sich anhand ihrer Signatur erkennen konnten. Aber was sollte ihn noch wundern, bei diesen beiden?

„Wir sehen uns, Joe.“ sagte Duncan, ohne sich nocheinmal umzudrehen. Er war nervös, denn es war kein gutes Zeichen, daß Methos nicht einfach in die Bar gekommen war und dort von dem Ergebnis der Anhörung berichtet hatte.

Als Duncan aus der Türe trat, konnte er erst niemanden erkennen. Er war schon dunkel und es gab mehr Schattenfelder, als daß man irgendetwas außerhalb 10m Entfernung hätte erkennen können. Kälte stieg in ihm hoch. Er hatte eine Vorahnung, daß dies nicht di e Neuigkeiten sein würden, die er erhofft hatte.

„Adam?“ rief er in die Dunkelheit und er bewegte sich noch ein Stück weg vom Eingang der Bar. „Adam? Ich bin hier.“ Er bog um eine Ecke und fand sich in einer schmutzigen Hintergasse wieder, die nach verfaultem Essen und Urin roch. Angewidert wollte er sic h wieder abwenden, als plötzlich aus dem Nichts eine Hand auf seine Schulter legte. Er zuckte zusammen und blieb wie versteinert stehen. Hatte er sich geirrt und hatte er nur geglaubt, er spüre Methos und dabei war es nur reine Hoffnung gewesen, daß Methos zurückkommen würde? Er wartete, was der andere tat. Aber die Hand blieb auf seinen Schultern und er war nur ein leichtes Zittern in ihr zu spüren.

„Adam?“ versuchte es Duncan nocheinmal vorsichtig. Als er nur ein tiefes Einatmen als Antwort empfing, wußte er, daß er sich nicht geirrt hatte. Es war Methos die ganze Zeit gewesen, aber etwas stimmte nicht mit ihm.

„Duncan, ich... bin hergekommen, um auf wiedersehen zu sagen. Sie haben mir meine Geschichte nicht abgekauft, sie ahnen, daß ich nicht der bin, der ich zu sein scheine und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie herausfinden, daß ich Methos bin. Das k ann ich nicht zulassen. Ich muß verschwinden, möglichst schnell, möglichst noch heute.“ Die sonst so feste Stimme hörte sich schwach und erschöpft an und sie war rauher als sonst.

Mac hatte sich noch immer nicht umgedreht. Er konnte sich nicht bewegen. Das war es also? Nachdem die beiden wieder miteinander sprachen und es so ausgesehen hatte, als ob es eine gemeinsame Zukunft für die beiden gäbe, sollte das jetzt das Ende sein? Nach dem er entdeckt hatte, daß da mehr Gefühle im Spiel waren als bloße Freundschaft, sollte er diesen Mann einfach verschwinden lassen? Er mußte es irgendwie verhindern.

„Methos, bitte, es muß einen anderen Weg geben.“ Er konnte sich nicht umdrehen, aus Angst, was er im Gesicht seines Freundes sehen würde. „Du mußt nicht verschwinden, wir können in Kontakt bleiben. Vielleicht in ein anderes Land und ich besuche Dich. Es wi rd so funktionieren.“ Aber er fühlte sich nicht so überzeugt, wie es klang.

„Wem willst Du etwas vormachen, Highlander? Die Beobachter hängen an Dir wie eine Klette. Wo Du hingehst, sind sie auch. Wenn wir uns sehen, dann haben sie mich und bald wird die Nachricht sich verbreiten und Du weißt, was dann kommen wird... nein, es gibt keine andere Möglichkeit. Im Moment nicht. Duncan, wir sind unsterblich, und wir werden uns wiedersehen, es mag nur alles eine Weile dauern. Jetzt da ich weiß, daß ich Dir nicht egal bin, daß wir wieder eine gemeinsame Basis gefunden haben, weiß ich, daß ich zurückkommen kann. Wenn Du bereit bist zu warten, dann kann ich das auch. Gefühle sterben nicht und wenn wir uns wiedersehen, dann werden uns vielleicht bessere Umstände erwarten.“ Methos stockte, er hatte alles gesagt, was er sagen wollte, jetzt mußte er nur noch die Kraft aufwenden, fortzugehen von dem Mann, den er so sehr bewunderte und der ihn anzog wie eine Motte das Licht.

„Was ist mit Joe? Er lebt nicht für die Ewigkeit. Er ist auch Dein Freund, Du kannst ihn nicht einfach im Stich lassen.“ Zeit schinden, ihn versuchen, hierzubehalten waren Duncans Gedanken.

„Dafür ist gesorgt, er wird es verstehen. Er ist Joe.“ Methos sagte das mit einer solchen Sicherheit in seiner Stimme, daß Mac nicht widersprechen konnte. Er wußte, daß es wahr war. Joe war Joe, und egal, wie schwer es ihm fiel, er würde es akzeptieren. Nu r war Mac sich nicht sicher, ob er so leicht damit fertigwerden würde.

„Aber.....“ er konnte nicht mehr sagen. Mehr wäre zuviel. Er war geschlagen. Und das tat weh.

„Ich werde Dich auch vermissen, Highlander und erinnere Dich daran: Lebe, werde stärker und kämpfe einen weiteren Tag!“

Und damit entfernte sich die Figur, aber Duncan wußte, daß er den aufgehauchten Kuß auf seinem Nacken sich nicht eingebildet hatte. Er konnte sich nicht umdrehen, er wollte nicht sehen, in welche Richtung Methos gehen würde. Er blieb noch lange stehen in d er dreckigen, stinkenden Gasse, bis er es wagte, sich wieder in Bewegung zu setzen, bis er Methos nicht mehr spüren konnte, obwohl er wußte, daß das nicht möglich war. Er würde ewig mit diesem Menschen verbunden sein und Distanz konnte das nicht ändern.

Er wußte, er würde Methos eines Tages wiedersehen und er wußte, daß diese Gefühle nicht sterben würden, nur wenn er seinen Kopf verlieren würde und das wollte er verhindern. Der Ansatz eines Lächelns kam bei ihm zustande. Der alte Mann hatte es geschafft, Duncan einen Grund zu geben, hartnäckig am Leben festzuhalten und nicht mehr aufzugeben, denn das, was Methos versprochen hatte, war es wert zu warten und weiterzukämpfen.

 

The End????

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