Inhalt: Wie weit würde Miss Parker gehen, um mehr über sich selbst und ihre
Vergangenheit zu erfahren?
Charaktere: Miss Parker, Jarod
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Rechtliche Hinweise: Die bekannte Charaktere der Fernsehserie 'The Pretender'
gehören nicht mir, sonder MTM, TNT, Fox und NBC. Ich habe sie mir nur
ausgeliehen (aber ich habe nicht vor, sie so schnell wieder rauszurücken!).
Diese Geschichte wurde nur zu meinem Vergnügen und dem anderer Fans
geschrieben; ich verfolge damit keinerlei finanzielle Interessen...
Spoiler: Hm, eigentlich nicht...
Zur Handlung: Eine kleine Szene, die mir nicht mehr aus dem Sinn gegangen ist...
Wie weit würde Miss Parker gehen, um mehr über sich selbst und ihre
Vergangenheit zu erfahren?
Kontakt: missbit@web.de
Wie die meisten anderen Autoren freue ich mich natürlich immer, etwas von
meinen Lesern zu hören - also schreibt mir doch einfach eine kurze Mail mit
eurer Meinung! Und jetzt... Viel Vergnügen!
Genau wie immer...
von MissBit
"Und was wird mich das kosten?"
Miss Parker warf einen beinahe verächtlichen Blick auf die Akte in Jarods Händen. Er verzog leicht amüsiert das Gesicht, gab damit ihrem Zorn noch mehr Brennstoff, weil sie schon wieder das Gefühl hatte, genau nach dem Plan zu handeln, den er sich vorher ausgedacht hatte. Das machte sie wahnsinnig - er machte sie wahnsinnig.
"Jarod...", grollte sie wütend.
"Einen... Kuß", antwortete er nach einer kleinen Ewigkeit. Seine Antwort war der letzte Anstoß, den sie noch brauchte, um ihren Zorn zu entladen.
"Wie bitte?", fragte sie fassungslos. "Hast du den Verstand verloren?" Nur ihr letztes bißchen Willenskraft hinderte sie daran, nicht aus Leibeskräften zu brüllen, obwohl ihr danach zumute war. Sie hatte einen furchtbaren Tag gehabt. Eigentlich verdiente die ganze letzte Woche die Bezeichnung furchtbar. Und jetzt das. Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein?
Jarods Lächeln wurde noch ein wenig breiter.
"Kein Grund, sich so aufzuregen. Ich verlange doch gar nicht viel, oder? Auf alle Fälle sehr viel weniger, als du an meiner Stelle verlangen würdest."
Die aufgestauten Emotionen einer ganzen, miserablen Woche drohten über Jarod zusammenzubrechen. Irgendwie schaffte es Miss Parker, sie im Zaum zu halten. Das Centre möchte ihn lebend - vorzugsweise. Die Worte hallten in ihrem Gedächtnis wider, und plötzlich wurde ihr klar, daß Jarod gar nicht so unrecht hatte. Hätte sie irgendwelche Informationen über seine Eltern, so würde sie die dazu benutzen, ihn wieder ins Centre zu locken. Vergleichsweise gesehen verlangte er wirklich nicht allzu viel. Aber aus ihrer ganz persönlichen Sicht verlangte er mehr, als er wahrscheinlich ahnte.
"Und wenn ich ablehne? Was passiert dann?" brachte sie erstaunlich ruhig hervor. Er zuckte mit den Schultern.
"Gar nichts. Dann nehme ich das hier wieder mit und überlege mir eine andere adäquate Art der Bezahlung."
Bei dem Wort Bezahlung schoß Miss Parker eine scharfe Erwiderung durch den Kopf. Ich bin nicht bereit, meinen Körper für ein paar Informationen zu verkaufen. Und schon gar nicht an dich. Doch sie sprach sie nicht laut aus. Sie hätte damit nicht nur ihn, sondern vor allem sich selbst verletzt.
"Wohin?" erkundigte sie sich mit einer Stimme, die nicht ihr selbst zu gehören schien. Dachte sie etwa wirklich darüber nach, seine Bedingung zu erfüllen?
Für einen Moment schien er verwirrt zu sein.
"Wie meinst du das?"
"Der Kuß", erklärte sie eisig.
"Oh." Das Grinsen kehrte zurück, weit selbstgefälliger als zuvor. "Ich dachte dabei an eine Stelle meiner Wahl."
Ihre Lippen bildeten einen dünnen Strich. Verdammt, sie konnte sich nicht von ihm erpressen lassen! Aber sie konnte sich auch nicht die Informationen über ihre Mutter entgehen lassen.
"Du verlangst also, daß ich dich küsse?" hakte sie noch einmal nach und versuchte dadurch etwas Zeit zu gewinnen, um eine Entscheidung zu treffen.
"Nein, nicht direkt", erwiderte er. "Ich werde dich küssen."
Ein Anflug von Panik lähmte sie für einen Augenblick. Er wollte - würde - sie küssen. Dadurch verlor sie auch den letzten Rest von Kontrolle über die Situation. Bastard.
"Also?" Er kam ein paar Schritte auf sie zu. Verzweifelt wünschte sie sich, ihn abzuweisen - aber sie konnte es nicht. Ein winzig kleiner Teil von ihr wußte, daß die Informationen über ihre Mutter nicht der einzige Grund dafür waren. Während der Jagd auf Jarod unterdrückte sie diesen Teil immer, doch manchmal, für kurze Augenblicke, gewann er die Kontrolle über sie und ließ sie zweifeln. Ließ sie sehen, wie es einmal gewesen war, und wie es sein könnte.
"Dir ist klar, daß das absolut nichts bedeutet", sagte sie, um sich auf ihre Niederlage vorzubereiten. In seinen Augen sah sie nicht wie erwartet Triumph, sondern eher so etwas wie Erleichterung. Was für ein Spiel spielte er diesmal mit ihr? "Ich tue das nur, um diese Informationen zu bekommen." Mit ihren Worten versuchte sie, die Distanz zu ihm zu wahren, die ihr körperlich nicht möglich war, ohne zurückzuweichen. Und sie konnte nicht zurückweichen, nicht vor Jarod. Wie das Kaninchen vor der Schlange, dachte sie. Aber wer ist hier die Schlange? Die Antwort auf ihre Frage war ernüchternd. Bisher hatte sie immer geglaubt, Jarod nicht unterschätzt zu haben, doch jetzt erkannte sie ihren Fehler. Es gab Dinge zwischen ihnen, die wahrzunehmen sie sich immer geweigert hatte. Jarod hatte das nicht getan, und deshalb würde er jetzt gewinnen.
"Sicher", meinte er gedehnt, und die Belustigung war aus seinen Zügen verschwunden. Statt dessen beobachtete er sie jetzt aufmerksam, schien vorsichtig seinen nächsten Zug abzuwägen. "Du bist also einverstanden?"
Sie zögerte lange, bevor sie antwortete.
"Ja", sagte sie schließlich, leise, herausfordernd.
Er nickte. "Gut."
Langsam kam er noch näher. Wieder kämpfte sie gegen ihre Panik an. Warum machte sie sich eigentlich Sorgen? Es war, wie sie gesagt hatte. Das hier bedeutete absolut nichts. Es bedeutete höchstens, daß Jarod jetzt endgültig den Verstand verloren hatte.
Nur noch zwei Meter trennten sie von einander. Ihr Blick bohrte sich in seine dunklen Augen, um dort seine Motivation zu erkennen. Sie versuchte, ihre Wut als eine Art Barriere zu verwenden, um jedes andere Gefühl auszusperren. Es funktionierte nicht.
"Wovor hast du Angst?" wisperte Jarod, der plötzlich ganz nah war - viel zu nah.
"Ich habe keine Angst", widersprach sie schwach. Er glaubte ihr nicht.
"Du mußt keine Angst haben", sagte er ganz sanft. "Ich würde dir nie wehtun."
Seine Worte und seine sanfte, dunkle Stimme hüllten sie ein, aber er machte noch immer keine Anstalten, sie zu küssen. Dann spürte sie plötzlich, wie er nach ihrer Hand griff, sie in seine nahm und zu seinen Lippen hob. Ungläubig sah sie zu, wie seine Lippen ihre Hand berührten, so sanft, daß sie es kaum spürte. Einen Moment verharrten sie so, dann ließ er sie wieder los und trat zwei Schritte zurück. In seinen Augen glomm ein amüsierter Funke auf, wurde aber fast sofort von etwas anderem verdrängt, das sie vor langer Zeit schon einmal dort gesehen hatte. Etwas, das ihr Vertrauen einflößte und das sie mit einer lang vermißten Wärme erfüllte.
Jarod gab ihr die Akte und lächelte leicht.
"Ich habe noch mehr davon", ließ er sie wissen. "Sag mir Bescheid, wenn du an einem weiteren Tausch interessiert bist."
Bevor sie sich von ihrer Überraschung erholen konnte, drehte er sich um und floh. Wie immer - und doch ganz anders als sonst.
Ende
Vielen Dank an Nicolette - Du weißt, wofür!