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Vendetta

Written by Christine Pierson
Translated by Cassandra Pierson

 

Ich saß vor dem Tisch im Gästezimmer von Adam Piersons Wohnung. Alles war so kompliziert! Adam/Methos. Ich war mir immer noch nicht über meine Gefühle für ihn im Klaren. Er war mein Lehrer und doch war ich mehr als nur eine Schülerin. Unsere Seelen waren verbunden. Ich durchlebte Adams Vergangenheit in meinen Träumen und hatte so dieselben Erinnerungen wie er. Irgend etwas hatte sich letzte Nacht verändert, als wir beide über dieses Band zwischen uns herausfanden. Aber was bedeutete das für unsere Zukunft? Bis gestern war ich davon überzeugt gewesen, dass Adam mich Duncan 'zurückgeben' würde. Nun war ich mir da gar nicht mehr so sicher.

Plötzlich fühlte ich eine Präsenz. Das musste MacLeod sein. Ich hörte Methos zur Tür gehen und sie öffnen.

"MacLeod, du bist pünktlich. Was für eine Überraschung." Das war typisch! Er konnte einfach nicht ernst bleiben.

"Hallo Adam! Auch schön dich zu sehen. Kann ich reinkommen oder soll ich an der Tür warten?"

"Darüber muss ich zuerst einmal nachdenken. Okay, komm rein. Ich denke es ist nicht höflich, dich gleich wieder wegzuschicken."

Die folgende Stille sagte mir, dass Duncan den letzten Kommentar ignoriert hatte. Aber schließlich fragte er, "So, wo ist sie?"

Oh, das bedeutete, dass er mich nicht gespürt hatte. Vielleicht war Methos Präsenz zu stark und hatte meine überdeckt. Das konnte lustig werden.

"Wen?"

"Methos, du weißt über wen ich spreche." Seine Stimme hatte einen wütenden Unterton.

"Oh, Evlyn. Ich weiß nicht."

"Was?" Da war nun eindeutig ein Hauch von Panik zu hören. "Du hast sie doch nicht etwa weggeschickt?"

"Ich habe ihr nichts dergleichen gesagt. Aber sie tut eben nur, was sie will."

"Sie ist alleine weggegangen?" Nun war es definitiv Panik.

"Sie ist nicht da oder siehst du sie?"

"Methos!?!" Duncans Stimme überschlug sich.

An dieser Stelle entschied ich, dass er genug gelitten hatte. Ich stand auf, öffnete die Tür und betrat das Wohnzimmer. "Hi, Duncan!"

Zuerst starrte er mich an, als ob ich eine Außerirdische wäre. Aber dann begann Methos zu kichern und Duncan schien zu bemerken, dass er hereingelegt worden war. Mit unterdrückter Wut bemerkte er, "Das war nicht nett. Ganz und gar nicht. Ich hatte beinahe eine Herzattacke."

"Es würde dich nicht töten." Unbeeindruckt zuckte Methos mit seinen Schultern. Er setzte sich auf die Couch und ignorierte den Highlander, der auf und ab ging. Beide vermieden es, sich anzusehen und waren mit dem beschäftigt, was sie gerade taten. In diesem Moment war dies Auf-und-Abmarschieren-wie-ein-Tiger-in-seinem-Käfig-und-nur-vor-einem-Fenster-stehenbleiben bzw. mit-den-Fingern-auf-das-Leder-der-Couch-Hämmern.

Ich fühlte mich ein wenig unwohl, weil ich nicht genau wusste, auf welche Seite ich mich stellen sollte. Einer der beiden Männer würde für die nächsten Monate - vielleicht sogar Jahre - mein Lehrer sein.

Aber welcher? Ich konnte es nicht riskieren denjenigen wütend zu machen. Ich seufzte. Duncan war über 400 Jahre alt und Methos mehr als 5 000. Wieso mussten sie sich wie Kinder benehmen? Schließlich entschied ich, dass es für die beiden Zeit war, eine Lektion zu lernen.

"Wann werdet ihr beiden Babys eure Ich-bin-für-immer-tödlich-beleidigt und kannst-du-keinen-Spaß-verstehen-Launen ändern?"

Gleichzeitig begannen Methos und Duncan, "Wir sind keine. . ." Dann fielen ihre Blicke aufeinander und sie begannen zu lachen. Sie brauchten über zwei Minuten um sich wieder zu beruhigen. MacLeod schaffte es als erster. "Was machen wir jetzt?"

Methos unterdrückte ein Kichern, welches die ernste Atmosphäre zu zerstören drohte. "Evlyn bleibt bei mir. Das heißt, wenn sie will. . ."

Ich nickte und bemerkte den erleichterten Ausdruck auf Duncans Gesicht. "Ich hatte gehofft, dass sich die Situation so entwickeln würde. Aber was hat dich deine Meinung ändern lassen, Adam?"

"Sie," sagte er und deutete auf mich. "Sie hat alles herausgefunden."

"Evlyn weiß, dass du . . .?" Sein Gesichtsausdruck war ein einziges Fragezeichen.

"Ja."

"Hast du es ihr gesagt?"

"Nein. Sie hat es alleine herausgefunden."

"Wie hat sie - wie hast du das geschafft?" Duncan drehte sich zu mir um.

"Das ist eine lange Geschichte." Ich wollte ihm weder über letzte Nacht noch über meine Träume erzählen.

"Du kannst es mir ein anderes Mal erklären. Es ist sicher interessant. Ich muss jetzt aber sowieso gehen. Ich treffe Amanda heute nachmittag. - Hey, wieso gehen wir vier nicht zusammen essen? Du wirst Amanda mögen, Evlyn. Sie ist eine von uns. Ich werde euch vorstellen."

"Ich bezweifle, dass Amanda die Idee gut finden wird," antwortete Methos voller Zweifel."Oh, ich bin sicher ich kann sie überzeugen. Sie wird glücklich sein, dich wieder zu sehen. Und sie freut sich sicherlich dich kennen zu lernen, Evlyn." Duncan schien ziemlich enthusiastisch zu sein. Ich versuchte ihm zu helfen, "Komm schon, Adam. Ich will sie kennenlernen!"

Mein Lehrer seufzte. "Okay. Aber ich suche das Restaurant aus. Wir gehen zu Luigi.""Das passt mir gut!", sagte MacLeod mit einem glücklichen Lächeln.

"Ist Amanda eine Freundin von Duncan?", fragte ich Methos, nachdem der Highlander weg war.

"Ja und nein. Ihre Beziehung ist ein bisschen kompliziert. Du musst sie erst kennen um das zu verstehen. Amanda ist - etwas Besonderes."

Das war eher kryptisch und ich hatte nicht die leiseste Ahnung, was er damit meinte. Aber ich entschied ihn nicht mehr weiter danach zu fragen.

 

***

 

Adam hatte einen Tisch in einem italienischen Restaurant reserviert. Als wir ankamen, waren Duncan und Amanda noch nicht da. Deshalb setzten wir uns hin und warteten. Wie würde diese Amanda sein? Eine zweite MacLeod? Plötzlich fühlte ich zwei starke Präsenzen. Ich drehte meinen Kopf und fixierte die Tür. Duncan und eine attraktive Frau mit kurzem, schwarzem Haar traten ein. Sie kamen auf uns zu.

"Hallo Adam, Evlyn. Ich kann dich doch Evlyn nennen, oder?" Sie bot mir ihre Hand an und ich schüttelte sie.

"Natürlich."

"Nenn mich Amanda. Alle meine Freunde tun das." Dann ging sie zu Adam und küsste ihn auf die Wange.

Ich mochte die Frau. Ich wusste zwar nicht wieso. Aber in dem Moment, in dem ich sie zuerst gesehen hatte, war mein Gedanke, "Sie ist okay."

Kurze Zeit später saßen wir alle um den Tisch herum und hörten Amandas Monolog über ihren Tagesablauf zu. Schließlich wandte sie sich wieder mir zu. "Sag mir, wie kommst du mit Adam klar?"

"Sehr gut. Er ist ein toller Lehrer. Ich lerne viel. Aber er ist auch ziemlich streng. Er . . ."

"Können wir bestellen oder möchtet ihr beiden Frauen die ganze Nacht lang reden?", unterbrach mich Methos.

Ein Kellner kam zu uns und wir bestellten alle Bier und Pizza. Dann sprachen Duncan und Methos über Fußball, währen Amanda und ich Bemerkungen über Männer austauschten. Amanda wußte viele interessante Geschichten über Duncan und Methos. Und sie ließ nicht ein einziges erniedrigendes Detail aus. Ich lachte viel und als es schließlich Zeit war zu gehen, waren wir so gute Freundinnen, als würden wir uns schon für Jahre kennen. Sie war eine gute Frau, obwohl ihre Vergangenheit einem anderes vorgaukeln konnte. Aber ich hatte noch nie Leute danach beurteilt. Unsterbliche noch viel weniger als Sterbliche.

Duncan und Methos bezahlten und wir standen auf. Die Männer gingen vor und wir folgten ihnen in einigen Metern Abstand. Bevor wir uns trennten zog Amanda mich noch ein Stück weiter zurück und flüsterte, "Es ist schön, dass du bei Methos bist. Du hast einen guten Einfluss auf ihn. Das letzte Mal habe ich ihn nach Cassandras Tod gesehen." Amanda drückte meine Hand. Ich hatte nichts dergleichen erwartet. Sie war nicht der Typ, der seine Gefühle offen zugab. Das konnte nur bedeuten, dass sie sich Sorgen um ihn machte.

Sie lächelte mich an und drehte sich um. Dann ging sie zu Duncan, nahm seinen Arm und die beiden ließen uns mit einem "Tschüs. Bis bald!" alleine.

 

***

 

Am nächsten Tag war Methos viel entspannter als er im ganzen letzten Monat gewesen war. Er war in sehr guter Stimmung und schaffte es sogar seine sarkastischen Meldungen auf ein Minimum zu reduzieren. Er gab mir sogar einen "freien Tag", ohne Training! Zuerst konnte ich das gar nicht fassen und hielt es für einen Scherz, aber es war keiner. Deshalb entschied ich mich für einen Besuch bei meiner Freundin Sandra. Wir hatten uns nicht sehr oft gesehen seit ich herausgefunden hatte, dass ich unsterblich bin. Und ich hoffte, sie würde nicht allzu böse sein, dass ich sie derartig vernachlässigt hatte ohne ihr eine Erklärung dafür zu geben. Aber ich war noch nicht bereit ihr von meiner Unsterblichkeit zu erzählen.

Ich war gerade auf dem Weg zu ihr, da hörte ich plötzlich die Geräusche von zwei aufeinandertreffenden Schwertern und Schüssen. Was ging da nur vor? Ich fühlte Panik in mir aufsteigen. Dieser Ort war nicht so weit von Duncans Wohnung weg. Schnell rannte ich in Richtung der Geräusche. Als ich um eine Ecke bog, konnte ich einen Fremden mit einem Schwert in der Hand sehen, der den leblosen Highlander in ein rotes Auto zerrte. Ich blieb abrupt stehen. Da ich immer noch nicht in Reichweite war, konnte mich der andere nicht fühlen. Wenn dieser Unsterbliche - er musste einer sein, denn er hatte mit Duncan gekämpft - gut genug war um den Schotten zu besiegen, sogar wenn er geschummelt hat, konnte ich nichts tun. So entschied ich mich dafür zu warten und ihnen zu folgen. Aber wie? Ich sah mich um. Ein paar Fahrräder, die gegen eine Mauer lehnten, waren die einzigen Fortbewegungsmittel in der Nähe. Das musste reichen. Mit meinem Schwert kappte ich eine der Ketten.

In der Zwischenzeit war der Fremde ins Auto gestiegen und fuhr langsam weg.

Ich versuchte ihn nicht zu verlieren, was ziemlich schwer war. Ich konnte nicht zu nahe kommen, denn sonst könnte er mich spüren. Glücklicherweise fuhr er nie besonders schnell und ich war in guter Kondition. Trotzdem war ich 20 Minuten später völlig außer Atem. Als er schließlich den Rand der Stadt erreichte wurde er schneller. Das rote Auto verschwand hinter einer Ecke und ich konnte es nicht mehr sehen, als ich ihm folgte. Ich blieb stehen und lehnte das Fahrrad gegen eine Hauswand.

Ich brauchte mehr als eine Minute um mich ein bisschen zu beruhigen. Dann sah ich mich um und bemerkte dass ich dieses Gebiet kannte. Adams Warenhaus war in der Nähe. Langsam ging ich die Straße hinunter und suchte nach einem Hinweis, konnte aber keinen finden. Verdammt. Duncan war in großer Gefahr und ich stand bloß herum und tat nichts!

Plötzlich hörte ich ein Auto näher kommen. Schnell versteckte ich mich hinter der nächsten Ecke. Als das Geräusch am lautesten war, spürte ich die Gegenwart eines Unsterblichen. Das bedeutete, dass der andere Unsterbliche den Highlander irgendwo in der Nähe zurückgelassen hatte.

Ich konnte ihn immer noch finden! Und er war am Leben, weil ich keine Quickening gesehen hatte. Ich verließ mein Versteck und ging in die Richtung, aus der das Auto gekommen war. Systematisch durchwanderte ich auch die abzweigenden Straßen. Eine halbe Stunde später fand ich mich vor Adams Warenhaus wieder. Ich hatte die Präsenz eines Unsterblichen gespürt, als ich vorbeigehen wollte. Was konnte das nur bedeuten? Methos war es sicher nicht, er war zu Hause. Aber warum sollte ein Fremder Duncan zu Adams Warenhaus bringen? Ich konnte auf meine Fragen keine Antwort finden, so schlich ich mich einfach in das mir schon bekannte Gebäude. Als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte ich eine Gestalt sehen, die auf dem Stuhl saß, der in der Mitte des "Übungsplatzes" stand, den Methos abgesteckt hatte. Er versuchte verzweifelt aufzustehen, aber ein Seil hinderte ihn daran.

"Duncan! Geht es dir gut?" Ich rannte zu ihm.

"Evlyn, bist du das?" Er saß mit dem Rücken zur Tür und konnte mich deshalb nicht sehen.

"Ja, ich werde dir helfen. Aber was ist denn passiert? Wer war dieser Unsterbliche?" Sobald ich ihn erreicht hatte, durchschnitt ich seine Fesseln mit meinem Schwert.

"Ich habe ihn noch nie zuvor gesehen. Aber ich denke, er jagt Methos. Bevor er mich erschoss, hat er irgendwas über Rache gesagt und dass ich der Lockvogel für jemanden namens Matthews sein werde. Ich kenne niemanden mit dem Namen. Aber Methos und Matthews hören sich doch ziemlich ähnlich an. Wir müssen ihn warnen!"

Methos! Er war in Gefahr! "Beeil‘ dich!"

Wir hatte noch nicht einmal die Tür erreicht, als wir beide die Präsenz von mindestens drei Unsterblichen vor uns spürten. Wir hielten an und im selben Moment betraten drei mit Maschinengewehren bewaffnete Männer das Warenhaus. Voll Panik drehten wir uns um und versuchten Deckung zu finden. Eine Ladung Kugeln traf mich in den Rücken und ich wurde zu Boden geworfen. Die Schmerzen waren kaum auszuhalten. Der Highlander schaffte es mich aus der Schußlinie zu ziehen. Er beugte sich über mich.

"Duncan. Es ist sinnlos. Ich werde es nicht schaffen. Da drüben ist ein anderer Ausgang. Renn," schaffte ich zu flüstern, während ich versuchtedie Schmerzen zueückzudrängen und gegen die Müdigkeit ankämpfte, die mich plötzlich zu überkommen drohte.

"Ich kann dich nicht hier zurücklassen."

"Hör zu. Irgend jemand muss Methos warnen. Wenn du nicht gehst, werden sie . . . werden sie uns beide töten und ihn. Das ist unnötig. Bitte, geh! Geh!" Ich konnte den besorgten Ausdruck auf seinem Gesicht sehen. Ich hustete und dann wurde die Welt um mich herum schwarz.

 

***

 

Ich versuchte mich zu bewegen, aber ich konnte nicht. Wellen von Schmerzen liefen durch meinen Körper und konzentrierten sich in meinem Rücken. Wo . . .?!? Plötzlich kam mir der Vorfall im Warenhaus ins Gedächtnis zurück. Ich wollte aufspringen, aber ein Paar Handschellen hielten mich fest. Ich war an einen Haken am Boden eines kleinen Raumes, der kein Teil des Warenhauses war, festgemacht. Was hatten diese Bastarde vor? "Hey, ist irgendeiner von euch Feiglingen zu Hause?"

Ich fühlte eine Präsenz, bevor ich die Schlüssel im Schloß hörte und die Tür quietschte. Der Mann, der Duncan entführt hatte, trat ein.

"Dann bist du also endlich wach. Das schien ja eine Ewigkeit zu dauern."

"Tut mir leid, dass ich dich hab warten lassen. Aber deine Freunde haben gute Arbeit geleistet mit ihren kleinen Spielzeugpistolen." Ich schaffte es sogar sarkastisch zu klingen, obwohl ich mich mehr fürchtete, als jemals zuvor in meinem Leben. Aber der Unsterbliche beachtete weder meine Worte noch meine Gefühle.

"Dann können wir ja anfangen. Dein Freund ist leider entkommen. Aber das ist unwichtig. Ich werde Matthews so weh tun, wie er mir weh getan hat." Ich seufzte erleichter. Duncan war frei.

Der Mann machte eine unauffällige Geste mit seinen Händen und die beiden anderen Unsterblichen von vorher betraten den Raum. Einer öffnete die Handschellen, beide zogen mich hoch und hielten mich fest. Ich versuchte mich zu befreien, war aber nicht erfolgreich. Sie waren zu viele und zu stark. Die beiden zwangen mich in den anschließenden Raum zu gehen. Dieser war größer als der vorherige und auch hier waren keine Möbel. Die Wände und der Boden waren aus Stein und zwei Ketten hingen von der Decke. Sie stießen mich direkt darunter und fesselten meine Hände damit. Meine Füße berührten gerade noch den Boden. Ich begann zu schwitzen. Was zum Teufel ging hier vor?

Einer der Männer holte eine Videokamera, der andere eine Peitsche. Der Anführer stand nur da und sah zu.

"Leute! Ihr wollt dieses Ding doch nicht etwa benützten, oder? Ihr müsst wissen dass das Mittelalter ein paar Jahrhunderte zurückliegt." Ich fühlte Grauen in mir aufsteigen. Die mussten doch alle drei verrückt sein!

"Wein und schrei ein kleines bisschen, so dass es genauso schmerzhaft aussieht wie es sein wird", sagte der Anführer, während der Mann mit der Kamera das Gerät auf mich ausrichtete und der andere hinter mich trat.

Gott, bitte hilf mir!

Dann traf der erste Schlag meinen Rücken. Ich konnte kaum einen Schrei unterdrücken. Die Schmerzen waren unglaublich. Wieder und wieder schlug er mich mit der Peitsche. Nach dem zehnten Mal hörte ich auf zu zählen und stöhnte nur noch. Dann wurde aus dem Stöhnen Schreie.

"Nein! Bitte!"

Mein Gehirn schaltete ab und ich hörte ein Heulen wie das eines verwundeten Tieres. Erst später wurde mit klar, dass ich das war. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, denn mein Zeitgefühl schien stehen geblieben zu sein. Dann hörte es plötzlich auf. Zuerst konnte ich es nicht glauben. Ich ließ mich mit meinem gesamten Gewicht in die Fesseln fallen. Mein ganzer Rücken brannte wie Feuer und jedes Klopfen meines Herzens schien wie ein neuer Schlag. Eine Minute später hatte ich mich genug erholt um meinen Kopf zu heben. "Warum . . .", begann ich. Dann bemerkte ich das Schwert in der Hand des Anführers. Von Panik erfüllt versuchte ich mich nach hinten zu bewegen. Aber ich war zu schwach und die Fesseln erlaubten nur minimale Bewegungen. Er ging auf mich zu und hielt die Spitze der Waffe an meine Kehle. Ich zitterte. "Nein!" Meine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern.

Mit einer raschen Bewegung senkte er das Schwert und stach es in meinen Bauch. Ich holte Luft. Der Schmerz trieb mir Tränen in die Augen. Langsam begann der Mann die Waffe in meinem Magen umzudrehen und zog sie dann zu meinem Herzen hoch. Der Schrei, den ich von mir gab, war nicht länger menschlich.

 

***

 

Was ich fühlte war reinste Agonie. Als ich meine Augen öffnete, konnte ich nur Schatten sehen. Alles war in Nebel gehüllt. Nur langsam begann meine Umgebung Gestalt anzunehmen.

Die drei Unsterblichen waren immer noch da. Sie schauten mich nicht an, sondern sahen auf die Tür. Dann fühlte ich eine Präsenz. Erschrocken sah ich, dass Methos den Raum betrat. Ich wollte ihm zurufen, dass er wegrennen sollte. Aber ich konnte meinen Mund nicht öffnen.

Als Methos mich ansah, bemerkte ich zwei verschiedene Gefühle, die in rascher Abfolge in seinen Augen erschienen. Eine brachte Wut und Hass zum Ausdruck. Die andere war Mitleid, gemischt mit Hoffnungslosigkeit und Schuld. Trotzdem war seine Stimme ohne Emotion, als er die Männer fragte, "Warum tut ihr das?"

"Matthews, Matthews. Du weißt nicht, wer ich bin, oder?", fragte der Anführer.

Methos schüttelte den Kopf.

"Vor 600 Jahren hast du meine Frau getötet. Sie war Unsterblich und wir herrschten zusammen über ein kleines Königreich. Ihr Name war Kithara."

Ich konnte plötzliches Erennen auf Methos Gesicht sehen. "Sie war ein Dämon. Sie hat Unschuldige gequält und getötet", spuckte er aus. "Sie hat meine sterbliche Frau ermordet! Und sie hat mich zusehen lassen. Ich war gefesselt und drei Soldaten mussten mich festhalten. Und diese Teufelin hatte es genossen. Sie war fasziniert von ihren Schreien nach Hilfe! Kithara verdiente nichts anderes als den Tod!" Seine Stimme zitterte.

Der andere Unsterbliche zuckte nur mit den Schultern. "Ich habe an ihrem Grab geschworen, dass ich sie rächen würde. Der Mörder soll zwei Mal soviel leiden wie ich. Und so wirst du. Zuerst war Cassandra dran . . ."

"Du hast sie getötet!?! Aber ich dachte . . ."

". . . dass du ihren Mörder bereits gefunden hättest? Oh nein, das war nur einer meiner Schüler." Während er noch redete, zog Methos sein Schwert und begann in blinder Wut auf den Mann zuzulaufen. Aber er erreichte ihn nie. Die zwei anderen Unsterblichen zogen ihre eigenen Waffen und hielten ihn auf. Obwohl er kämpfte wie ein Teufel, konnten sie ihn schließlich entwaffnen. Sie warfen ihn zu Boden und traten ihn mehrere Male, dann nahm einer sein Ivanhoe und der andere zog ihn ein Stück hoch, so dass er schließlich kniete.

Nun erst trat der Anführer vor ihn. "Ich habe doch gesagt, dass du zwei Mal soviel leiden sollst wie ich. Du siehst, eine Frau ist nicht genug."

Ich konnte Furcht in Methos Augen sehen. "NEIN! Du willst mich. Evlyn hat nichts damit zu tun."

Sein Gegner lächelte nur auf eine bösartige Weise und drehte sich zu mir um. Sanft nahm er mein Kinn in eine Hand und flüsterte in mein Ohr, "Ich muss dich töten. Nichts Persönliches."

Der Verstand dieses Mannes musste völlig verlorengegangen sein! Mein Herz begann zu rasen. Ich wollte nicht sterben. Nicht jetzt! Ich wollte schreien oder mich von ihm weg bewegen, soweit wie möglich, aber meine Furcht ließ mich erstarren. Der Unsterbliche öffnete die Ketten, die mich festgehalten hatten, und ich sank zu Boden. Meine Beine waren zu schwach mein Gewicht zu tragen.

Ich bemerkte, dass Methos gegen die beiden Männer ankämpfte, die ihn festhielten, aber er war nicht dazu in der Lage, sich selbst zu befreien.

Dann konnte ich mich nur mehr auf das Schwert konzentrieren, das der Unsterbliche über meinen Kopf geschwungen hatte. Mit einer letzten großen Anstrengung rollte ich weg von ihm und das Schwert verfehlte meinen Hals. Mühevoll kam ich auf die Füße und versuchte ein wenig Distanz zwischen uns zu bringen. Der Mann nahm meine versuchte Flucht nicht allzu ernst. Aber seine zwei Studenten wurden unsicher. Einer von ihnen ließ Methos los um zu seinem Meister zu rennen. Das war genug für Adam. Er stieß den Mann, der ihn immer noch zurückzuhalten versuchte, weg. In der nächsten Sekunde hatte er ein Messer in der Hand. Es schien, als ob er es aus der Luft geholt hätte. Der Unsterbliche wurde durch den plötzlichen Angriff zu Boden gestoßen und reagierte viel zu langsam. Methos stieß die Waffe in sein Herz. Der andere hatte sich herumgedreht und schwang Adams eigenes Schwert gegen ihn. Der alte Unsterbliche duckte sich und das Messer fand seinen Weg durch die Rippen des Angreifers, wo es zurückblieb.

Der Anführer war völlig überrascht ob der plötzlichen Veränderung und hatte in den ersten paar Sekunden gar nicht reagiert. Dann stürmte er auf Methos zu, der nun sein Schwert wieder in seinen Händen hielt, und ließ mich alleine zurück. Sie begannen zu kämpfen. Es war ein faszinierendes Bild. Die beiden waren fast gleich stark. Zuerst konnte ich nur starren. Dann begann ich zu beten, dass Methos gewinnen sollte. Es konnte nicht mit seinem Tod enden! Es konnte einfach nicht.

Dann bemerkte ich eine Bewegung in der Ecke meines Blickfeldes. Ich drehte mich um und sah, dass einer der beiden Unsterblichen, die Adam getötet hatte, wieder wach wurde. Ich konnte nicht zulassen, dass er sich einmischte. So schnell ich konnte rannte ich zu dem immer noch toten Unsterblichen hinüber und nahm dessen Schwert. Mein Feind war schon aufgestanden und trat mir nun gegenüber, seine Waffe gezückt. Dies würde mein erster echter Kampf werden! Nervös begann ich ihn zu umkreisen. Mit Erleichterung bemerkte ich, dass er sich noch nicht ganz erholt hatte.

Trotzdem war er viel größer als ich und er schien muskulöser zu sein. Ich hatte nur eine Chance, wenn ich mich schneller bewegte als er. Aber das war nicht einfach. Mein Körper tat immer noch weh. Sein erster Angriff schlug beinahe mein Schwert aus meinen Händen, als ich ihn parierte. Von diesem Zeitpunkt an tauchte ich unter seinen Schlägen weg und wich ihm aus. Ich bewegte mich rasch von links nach rechts und zurück und wartete darauf, dass er einen Fehler machte. Schließlich stolperte er und ich begann meinen ersten Angriff. Er parierte und schwang seinen Schwertarm zurück. Dies ließ mir genug Zeit ihn mit der Schulter zu rammen. Darauf war er nicht vorbereitet gewesen und so verlor er seine Balance. Nun konnte ich ihn mit meinem Schwert treffen. Er fiel auf die Knie und ich hob meine Waffe. Ohne zu denken enthauptete ich den Mann. In dem kurzen Moment, bevor die Quickening mich traf, drehte ich mich um und sah Methos hoch aufgerichtet über seinem Feind stehen. Er hatte es geschafft!

Dann traf mich der erste Blitz und ich vergaß alles außer dem Schmerz.

Ich schrie. Bilder aus meinem und Methos Leben fluteten in mein Bewusstsein. Die Agonie zerriss mich innerlich. Dann war es vorüber. Ich lehnte mich schwer auf mein Schwert. Es war kein bisschen Energie in mir übrig. Plötzlich fühlte ich die Präsenz eines Unsterblichen. In Panik beobachtete ich die Tür. Wenn da noch ein Anhänger dieses Verrückten übrig war, konnte ich ihn nicht mehr bekämpfen. Aber als sich die Tür öffnete, seufzte ich vor Erleichterung. Es war Duncan!

Von hinten hörte ich Methos schwache Stimme. "Was hat dich so lange aufgehalten?"

"Wenn du schon fragst: du. Oder hast du vergessen, dass du mich niedergeschlagen und dann an dein Bett gefesselt hast?"

"Nein, aber ich dachte du könntest dich schneller befreien."

"Deine Knoten sind sehr fest." Ich konnte nicht anders, ich musste einfach lachen.

Methos kam zu mir und half mir diesen schrecklichen Raum zu verlassen. An der Türe drehte er sich ein letztes Mal herum und frage Duncan, "Würdest du dich bitte um diese netten Typen da kümmern?"

"Natürlich. Du kannst ruhig nach Hause gehen."

"Danke," antworteten Methos und ich gleichzeitig.

 

***

 

Schließlich erreichten wir Methos Wohnung. Er musste mich fast durch die Tür tragen und ich sank gleich auf die Couch, als er mich losließ. Er setzte sich neben mich und beobachtete mich. Nach fünf Minuten fragte ich, "Ist alles in Ordnung?"

"Ja. Ich bin nur ein bisschen müde." Ich hatte mich genug erholt um meinen Kopf zu heben und Methos anzusehen. Er sah selbst nicht so gut aus. Irgendwie wusste ich, was er dachte. Das Band zwischen uns war durch die geteilte Quickening noch stärker geworden. "Du kannst dir nicht die Schuld an dem geben, was passiert ist. Du hast mir nicht weh getan."

Er lächelte mich an, aber es war kein glückliches Lächeln. "Ich habe dich fast verloren. Du bist meine Schülerin. Es war meine Pflicht auf dich aufzupassen, so dass dir nichts passiert."

"Du kannst mir nicht immer über die Schulter schauen. Ich hätte besser auf mich aufpassen sollen." Ich machte eine kurze Pause – nur für ein paar Sekunden – bevor ich weiter sprach. "Dieser Unsterbliche war böse. Es war gut, dass er gestoppt wurde, von dir. Er kann niemanden mehr verletzen und töten.

"Trotzdem, ich war der Grund, dass er dich entführt und gequält hat!" Ich konnte seinen traurigen und gedankenverlorenen Gesichtsausdruck kaum ertragen.

Ich drehte mich zu ihm um und begann sanft mit meinen Fingern über sein Gesicht zu streichn. "Du musst lernen dir selbst zu vergeben. Ich habe dir schon längst verziehen."

Nun rannen Tränen über seinen Wangen. "Ich . . . ich hatte solche Angst! Ich konnte es nicht ertragen, dich zu verlieren. Ich weiß nicht wie das passieren konnte, aber ich kann mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen. Niemand war mir in all diesen 5 000 Jahren so nahe. Nicht einmal Kronos oder . . . Cassandra. Du weißt alles über mich. Es ist, als ob du mein Leben gelebt hättest. Ich kann nicht mehr ohne dich LEBEN!"

Er lehnte seinen Kopf an meine Schulter und flüsterte: "Ich liebe dich."

Nun war ich an der Reihe zu weinen. Ich umarmte ihn. "Ich wusste nicht, was ich für dich empfinde. Ich habe jede einzelne Minute seit wir uns getroffen haben über dich nachgedacht. Mit meinem ganzen Herzen. Bitte, verlass mich niemals."

Durch den Nebel meiner Tränen sah ich sein Lächeln. "Niemals."

Dann zog er mich an sich und unsere Lippen berührten sich.

 

Fortsetzung folgt . . .