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Disclaimer: Leider ist die Idee des Highlander Universums nicht auf meinen Mist gewachsen. Und alle Charaktere außer Evlyn und Sandra ebenfalls nicht. Aber sie haben mir so gut gefallen, dass ich sie mir ausgeborgt habe. Dies ist der 5. Teil des FOREVER-Zyklus ("Veränderungen", "Zweifel", "Entdeckungen", "Vereinigung", "Wahrheit", "Vendetta"). Viel Spaß beim Lesen!

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Vereinigung

Written by Christine Pierson
Translated by Christine Pierson

 

Ich konnte spüren, wie seine samtenen Lippen meine Wange berührten. Es war perfekt. Ich stöhnte vor Leidenschaft. Plötzlich wurden wir von einem fremdartigen Geräusch gestört. Die sanften Liebkosungen hörten auf. Nein! Ich wollte ihn festhalten, ihn hindern fortzugehen. Ich streckte meine Arme aus und...

Klirr. Ich öffnete meine Augen und merkte, dass ich in meinem Bett lag. Alleine. Was für ein Traum!

Klirr. Erstaunt blickte ich auf. Das war kein Teil meines Traumes! Was zum Teufel ging da vor? Ich schaute auf meine Uhr. Zehn nach eins! Waren die total verrückt? Ich schob meine Decke weg und stand auf. Dann ging ich hinüber zum Fenster. Ich würde diesen dummen Jungen mal sagen, was ich von ihren Aktivitäten hielt. Mitten in der Nacht! Ich zog die Vorhänge zur Seite und riskierte einen Blick auf die Straße. Die wenigen Laternen beleuchteten die Umgebung nur spärlich und erzeugten eine unheimliche Atmosphäre. Ich konnte nur Schatten erkennen. Deshalb öffnete ich das Fenster. Kalter Wind strich mir über das Gesicht und ich zitterte leicht. Ich versuchte die Leute draußen zu identifizieren, konnte sie aber nicht genau erkennen. Plötzlich explodierte ein Blitz in meinem Kopf und im selben Moment wurde mir schwarz vor Augen.

<i>Überall um mich herum sah ich das Gleiche. Riesige Blutlachen und Menschen, die kämpften und schrien. Sie waren alle mit Fellen bekleidet. Sie hatten lange, verfiltzte Haare und Bärte. Und sie trugen Waffen. Schwerter, Keulen und Stöcke. Einige saßen auf Pferden und schleuderten Speere. Plötzlich kam ein riesiger Barbar auf mich zu. Sein Gesicht war wild und vor Ärger verzerrt. Er schwang einen Knüppel und versuchte mich damit zu treffen. Ich wollte wegrennen, aber ich konnte nicht. Starr vor Schreck sah ich die Waffe näherkommen. Aber bevor sie mich traf, bewegte sich mein Arm aufwärts und mit ihm ein Schwert. Es war nicht sehr lang, der Griff ohne Verzierungen, aber die Klinge war scharf - und voll Blut. Ich parierte den Schlag und mit einer Fertigkeit, die ich nie erlernt hatte, enthauptete ich den Mann. Ich sah auf seine Leiche und war schockiert über das, was ich gerade getan hatte. Aber ich hatte keine Zeit darüber nachzudenken, weil mich ein anderer Barbar angriff. Wieder reagierte mein Körper und tötete ihn. Ich konnte nichts dagegen tun. Ich konnte mich nur selbst beobachten, wie ich vorwärtsging und in die Schlacht eintauchte. Es gab keine Zeit für Gefühle und nachdem ich den zehnten Mann abgeschlachtet hatte, hörte ich auf zu zählen. Ich war eine von ihnen, von diesen Kampfmaschinen. Ich duckte mich, parierte, griff an, ein anderer Kopf fiel ohne seinen Körper auf den Boden. Ich wusste nicht einmal, wer auf welcher Seite stand. Plötzlich spürte ich, wie ich die Balance verlor und in die matschige Erde stürzte. Ich versuchte wieder aufzustehen, aber bevor mir dies gelang, war ein Reiter an meiner Seite. Ich sah Raserei in seinen Augen und wusste, dass mich nichts mehr retten konnte. Er hielt seinen Speer fest und stach ihn in mein Herz. Der Schmerz war unbeschreiblich. Ich öffnete meinen Mund, um zu schreien.</i>

 

"Ahhh!" Meine Augen flogen auf und ich erkannte meine Wohnung. Ich lag am Boden, unterhalb des geöffneten Fensters. Die Sonne schien. Es war ein Traum gewesen! Erleichtert schüttelte ich meinen Kopf und versuchte die schrecklichen Bilder aus meinem Kopf zu verbannen. Aber was tat ich hier? Dann erinnerte ich mich an letzte Nacht. Vielleicht bin ich ohnmächtig geworden, dachte ich. Ich stand auf und ging ins Badezimmer. Ich war geschockt, als ich bemerkte, dass meine Augenbraue voll von getrocknetem Blut war. "Wahrscheinlich habe ich mir den Kopf gestoßen, als ich gefallen bin." Dann wusch ich mir das Gesicht, konnte aber keine Verletzung entdecken. Schließlich hatte ich meine Morgentoilette beendet und sah auf meine Armbanduhr. Es war Zeit, um zur Universität zu fahren. Ohne Frühstück verließ ich meine Wohnung und ging zur Bushaltestelle. Meine Freundin Sandra wartete bereits.

"Hallo Evlyn! Du siehst schrecklich aus", begrüßte sie mich.

"Danke vielmals. Ich hatte einen wirklich grauenhaften Traum und habe viel zu lange geschlafen."

Sandra nickte. "Das ist nichts Neues für mich. Ich habe auch oft Alpträume."

Der Bus kam und wir stiegen ein. Wir fanden zwei freie Plätze und setzten uns. Sandra sah mich so intensiv an, dass ich ihr schließlich befahl: "Frag."

"Was?" verstellte sie sich überrascht.

"Du siehst mich an, als wäre ich ein Alien. Komm' schon!"

Sandra nickte. "Okay. Was hast du geträumt?"

Ich zuckte zusammen. Warum musste sie gerade das fragen? Warum konnte es nicht irgendetwas anderes sein? Aber jetzt musste ich ihr antworten. "Ich war in einer Schlacht, umgeben von Wilden. Am Ende hat mich einer von ihnen getötet."

"Hmm. Das kam sicher von unserer letzten Geschichtsvorlesung."

"Du hast wahrscheinlich recht. Es muss so sein." Dann schwiegen wir uns an. Doch meine Gedanken waren alles andere als ruhig. Sie wanderten zurück zu diesem Traum...

 

<i>Ich war wieder mitten unter ihnen. Nun hatte sich jedoch die Situation geändert. Ich stand in einem Zelt und vor mir lag eine nackte Frau am Boden. Sie war sehr schön. Ihr Haar war lang und braun und ihre Augen hatten die Farbe von Haselnüssen. Aber ich las Angst in ihnen und sie versuchte vor mir wegzukriechen, als sie mich sah. Ich wollte ihr sagen, dass sie sich nicht fürchten müsse, ich wollte sie trösten, ihr etwas zum Anziehen geben. Ich versuchte es! Aber es war das Selbe wie in der Schlacht. Ich konnte meinen eigenen Körper nicht kontrollieren. Dann öffnete sich mein Mund und ich hörte mich sprechen. Ich würde diese Stimme niemals vergessen. Sie war tief und ruhig, sicher die eines Mannes. "Cassandra, Cassandra. Wie oft muss ich dich noch töten, bis du gehorchst? Widerstand zu leisten ist sinnlos. Es ist nur eine Frage der Zeit und der Schmerzen, bis du mein sein wirst." Er/ich zog sein/mein Schwert und stach es in ihr Herz. Das grausame Lachen, das daraufhin folgte, übertönte ihren Schrei. Sie sank zurück und ihr Blut tropfte auf den Boden...</i>

 

"Huhu, Evlyn! Schläfst du?" Sandras Stimme holte mich zurück in die Wirklichkeit.

Abwesend fragte ich sie: "Sind wir da?"

"Nein, aber wir müssen an der nächsten Haltestelle aussteigen." Sie musterte mich und fügte hinzu: "Du bist ziemlich blass. Geht es dir wirklich gut?"

"Ja."

"Wenn du es sagst."

Der Bus hielt an und wir stiegen aus. Ich war nicht sicher, ob ich Sandra die Wahrheit gesagt hatte. Ich fühlte mich mies. Besonders nach diesem zweiten Traum. Es war das selbe Schwert gewesen. Ich war zu schockiert gewesen, um es in dem Moment zu bemerken, als ich (oder er) die Frau getötet hatte. Doch nun erkannte ich es wieder. Drehte ich jetzt allmählich durch?

15 Minuten später saß ich im Hörsaal und versuchte dem Professor zuzuhören. Aber ich konnte mich unmöglich konzentrieren. Ich musste immer wieder über die Träume nachdenken. Was bedeuteten sie? Und die wichtigste Frage: Wie konnte ich sie vertreiben? Ich wusste es nicht.

Es war das selbe Schwert gewesen, vielleicht war es auch der selbe Mann. Als ich an seine Stimme dachte, fühlte ich, wie mir ein kalter Schauer den Rücken hinunterlief. Sie war so, so tot, alt gewesen?!? Ich schloss meine Augen und versuchte mir vorzustellen, wie der Mann wohl aussehen könnte...

 

<i>"Methos, über was denkst du nach?"

Ich öffnete meine Augen wieder - und sah Berge! Ich ritt auf einem Pferd in einem Tal. Es war eiskalt und der Schnee war über einen halben Meter hoch. Neben mir war ein anderer Reiter.

"Über nichts Besonderes", antwortete mein Körper mit der männlichen Stimme, die ich bereits kannte. Nein! Nicht schon wieder!

"Dann ist ja alles in Ordnung. Ich hatte bereits befürchtet, du planst wie du mich am besten umbringst. Nicht, dass ich mich nicht verteidigen könnte, aber ich möchte nicht die ganze Nacht aufbleiben und dich beobachten." Der Mann lachte.

"Keine Sorge. Ich brauche dich noch Kronos. Du wirst dafür bezahlen, was du letzte Nacht getan hast. Wenn du nicht die Tochter des Häuptlings umgebracht hättest, wären wir noch in einem warmen Haus!"...</i>

 

"Evlyn, Evlyn!"

Die Berge verschwanden und statt dessen blickte ich in Sandras besorgtes Gesicht.

"Die Vorlesung ist vorbei, Evlyn. Aber was ist los mit dir? Zuerst im Bus und nun hier. Es ist als ob du in einer anderen Welt wärst. Ich denke du solltest besser heimgehen. Vielleicht wirst du krank."

Alles, was ich tun konnte, war zu nicken. Ich fühlte mich schrecklich. Das war das dritte Mal. So konnte es nicht weiter gehen. Es musste aufhören. Wir verließen den Hörsaal und Sandra begleitete mich zum Ausgang der Universität. "Soll ich ein Taxi rufen?"

"Nein, nein. Das ist nicht notwendig. Ich werde den Bus nehmen."

"Bist du sicher, dass du nicht... Du weißt schon, was ich meine", fragte sie mich.

"Ja. Es geht mir gut. Aber du wirst dich beeilen müssen, wenn du nicht zu spät kommen willst."

Sandra sah auf ihre Uhr und stöhnte. "Wir sehen uns morgen. Ich hoffe, du fühlst dich besser. Und du willst bestimmt nicht..."

"Nein. Tschau!"

"Tschau." Ich beobachtete sie, wie sie sich umdrehte und die Halle hinunterrannte. Ich würde jetzt heimfahren, mich niederlegen und hoffen, dass die Träume nicht wiederkehrten. Dann verließ ich das Gebäude und ging zur Bushaltestelle. Plötzlich schien mein Kopf zu explodieren. Ich war so überrascht, dass ich meine Bücher fallen ließ. Aber genauso schnell wie die Kopfschmerzen begonnen hatten, verschwanden sie wieder. Ich bückte mich um die Bücher aufzuheben und als ich mich wieder aufrichtete, sah ich einen Mann vor mir stehen. Er schien um die 30 Jahre alt zu sein, hatte schwarzes, kurzes Haar und eine ziemlich große Nase. Er trug einen grauen Mantel, in dem er eine seiner Hände vergraben hatte. Dann fing der Mann an zu reden: "Gibt es irgendwelche Probleme zwischen uns beiden?"

Die Stimme! Ich kannte sie. Es war die Stimme aus meinem Traum. Ich war so erstaunt, dass ich nur stottern konnte: "Nei-ein."

"Dann, auf Wiedersehen. Vielleicht treffen wir uns ja wieder, irgend wann einmal."

Bevor ich noch etwas erwidern konnte, war er bereits um die Ecke der Universität verschwunden. Ich musste mit ihm reden, ihn fragen, ob sein Name Methos war, ob... Nein, das war Unsinn. Dieser Mann konnte nicht der Methos aus meinen Träumen sein. Es war unmöglich. Trotzdem könnte ich ihn fragen. Ich rannte hinter ihm her, aber als ich in die Straße einbog, in die ich ihn verschwinden gesehen hatte, war er nicht mehr da. Ich schaute mich um. Nichts. Nicht einmal ein Passant, den ich fragen könnte. Wo war er hin? Ich schlenderte die Straße entlang auf der Suche nach einer Spur. Aber als ich ungefähr 10 Minuten gegangen war, gab ich auf. Das war irrsinnig. Der Mann würde nur denken, dass ich verrückt sei, wenn ich ihn über meine Träume fragte. Andererseits hatte er sich selbst auch ungewöhnlich verhalten. Wer würde einem Fremden eine solche Frage stellen? Ich wollte gerade umkehren, als mich wieder dieses Kopfweh erwischte. Aber wie beim ersten Mal verschwand es nach einigen Sekunden. Dann hörte ich es. Diesen bestimmten Ton, den ich in der gestrigen Nacht bereits gehört hatte. Klirr. Wieder. Ich versuchte herauszufinden, aus welcher Richtung das Geräusch kam. Da war eine schmale Gasse auf der anderen Seite der Straße. Ich ging darauf zu und das Geklirre wurde lauter. Was zum Teufel ging da vor? Ich bog in die Gasse ein und folgte dem Geräusch. Nun gab es keine Möglichkeit mehr, den richtigen Weg zu verpassen, keine Kreuzungen, nur die Hinterwände einiger Häuser. Auf einmal wurde es still. Ich stoppte und lauschte, konnte aber nichts hören. Ich beeilte mich und rannte um die Ecke. Aber die Szene, die mich erwartete, ließ mich auf der Stelle erstarren. Die Bilder brannten sich tief in meine Seele. Der fragliche Mann stand neben einem anderen, der auf dem Boden kniete. Und in der Hand hielt er ein Schwert. Nein, nicht ein Schwert. DAS Schwert. Das aus meinen Träumen. Ohne überhaupt aufzusehen, holte er aus und... köpfte den anderen mit einem Schlag. Oh, Gott! Das musste ein anderer Traum sein. Bitte, lass das einer meiner Träume sein.

Plötzlich zuckte ein Blitz aus dem Leichnam und traf den Mann. Er schrie und sein Köper wurde von dem Ausbruch der Energie hin- und hergeschleudert. Ich musste weg von hier. Ich musste wegrennen und mich in Sicherheit bringen. Aber ich konnte nicht. Die Faszination des Moments und der Schock hielten mich zurück. Zur selben Zeit wollte ich es ansehen und wollte es nicht. Dann war da ein zweiter Blitz. Ich fühlte ihn den Bruchteil einer Sekunde, bevor er mich traf. Der Schmerz war überwältigend, aber nichts im Vergleich zu dem, was in mir geschah. Tausende von Bildern fluteten zugleich in mein Gehirn. Ich sah wie sich Kulturen entwickelten und in die Schatten der Zeit verschwanden, lang vergessene Völker, Kriege, die hunderte, tausende von Jahren zurücklagen, Babys, die geboren wurden, aufwuchsen und starben, Liebe, Hass, Enttäuschungen, Freundschaft... Nein, aufhören, aufhören! Zu viel. Könige, Zaren, Bettler, Waisen, Schwerter, Kämpfe, Verluste, Schwüre, Versprechungen... Neeeeeeeeeeein!

 

"Was tust du hier? Warum bist du mir gefolgt?"

Die Worte tropften in mein Gedächtnis. Der Nebel in meinem Kopf löste sich langsam auf. Dann erkannte ich die Stimme wieder und die Erinnerung an die Vorfälle der letzten Minuten stüzte auf mich ein. Dieser Mann hatte jemanden geköpft. Er... er....

"Mörder!" schrie ich. Ich sprang auf und versuchte wegzulaufen. Aber der Mann brauchte nur wenige Meter um mich einzuholen. Er presste mich gegen die Wand und hielt mir das Schwert an die Kehle. Mein Herz begann zu rasen und ich traute mich fast nicht zu atmen. Der Mann musste verrückt sein. Oh, warum war ich ihm nur gefolgt?

"Es gibt keinen Streit zwischen uns. Es tut wir leid wegen des Jungen dort. Es war ein fairer Kampf und er verlor ihn. Ich würde es bevorzugen, alles so zu lassen wie es ist. Aber wenn du ihn rächen willst, kannst du deinen Kampf jederzeit haben."

Ich konnte sehen, wie ein Schweißtropfen seine Wange hinunterrann und er atmete schwer. Über was redete er? Er musste völlig durchgedreht sein. Ich musste von hier fort, schnell. Aber was sollte ich tun? Die Angst hinderte mich am Nachdenken. Das einzige, was mir einfiel, war ihn nicht noch mehr zu reizen, so dass er nicht völlig ausflippte.

"Ich... ich werde es niemandem sagen. Nie... niemand wird herausfinden, dass du... diesen Mann getötet hast."

Der Ausdruck auf dem Gesicht des Mannes änderte sich. Er wurde unsicher und auch etwas zweifelnd. Dann fragte er, ohne die Waffe auch nur um einen Millimeter zu bewegen: "Was meinst du damit?"

Vielleicht konnte ich ihn ja beruhigen. "Ich werde nicht zur Polizei gehen."

Nun schien er völlig überrascht. "Was hat die Polizei damit... Scheiße. Du weißt es noch nicht. Scheiße."

Gott, jetzt würde er mich umbringen. Der Mann fluchte weiter. Er war so in Rage, dass er das Schwert senkte. Das war genug für mich. Mit meinem rechten Fuß trat ich ihn in den empfindlichsten Teil seines Körpers. Er stöhnte und krümmte sich vor Schmerz. Ich begann zu laufen. Der Mann schrie: "Nein, warte! Es ist nicht so, wie es zu sein scheint..."

Ich drehte mich um um zu sehen, ob er mir folgte. Das war ein Fehler. Ich stolperte über meine eigenen Füße und eine Sekunde später lag ich auf dem Boden. Der Mann war über mir. Ich konnte den Griff seines Schwertes sehen und hörte ihn murmeln: "Es tut mir leid." Dann versank ich in der Dunkelheit.

 

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Als ich aufwachte, lag ich auf einem Bett in einem Raum, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. Neben mir saß ein Mann mit einem schwarzen Ponyschwanz in einem Sessel und beobachtete mich. War er ein Komplize des Verrückten? Warum hatte er mich nicht getötet? Ich musste wegrennen. Ich sprang auf.

"Bitte, lauf nicht weg. Ich muss dir etwas sagen..."

Die Worte verwirrten mich und ich hielt inne. "Was geht hier vor?", fragte ich ihn mit brüchiger Stimme.

"Lass es mich dir erklären. Du kannst gehen, wenn du willst. Aber bitte lass mich zuerst ausreden. Das ist sehr wichtig. Für mich und für dich."

Der Mann schien nicht gefährlich zu sein und wenn er mich töten wollte, hätte er es schon getan. Und er hatte mir sogar angeboten zu gehen. Vielleicht sollte ich ihm zuhören. Ich setzte mich wieder.

Der Mann lächelte. "Danke, dass du mir traust. Mein Name ist übrigens Duncan MacLeod. Meine Freunde nennen mich Mac. Und wie heißt du?"

Misstrauisch antwortete ich ihm: "Evlyn, Evlyn Parker."

Er rutschte unruhig in seinem Sessel hin und her, bevor er weiterfuhr: "Was ich dir jetzt sage, fällt mir nicht leicht und für dich wird es noch schwerer werden, es zu verstehen. Der Mann, dem du gefolgt bist, sein Name ist Adam Pierson. Er ist ein Freund von mir.

Ich versteifte mich und meine Nackenhaare stellten sich auf.

"Schau, Adam ist kein Mörder. Du wirst dies selbst sehen, wenn du ihn besser kennenlernst. Okay, er tötete diesen Mann. Aber hätte er es nicht getan, wäre er jetzt tot. Es ist normal. Normal für ihn, für mich, ein paar andere und dich."

Was zum Teufel meinte er? Jetzt klang er genauso verrückt wie dieser Adam Pierson.

"Wir sind alle von der selben Art und wir leben nach anderen Regeln. Töten oder getötet werden. Am Ende kann es nur einen geben. Weil wir Unsterbliche sind."

Er war verrückt. Ganz bestimmt.

"Ich weiß, dass dies komisch klingt, aber es ist wahr. Wir leben ewig, Außer wenn wir geköpft werden. Dann sterben wir und unsere Lebensenergie geht auf den Gewinner über. Wir nennen das eine Quickening, eine Erneuerung. Du hast sie schon gesehen. Die Blitze, die Adam getroffen haben." Er sah mich an und schüttelte seinen Kopf. "Du glaubst mir nicht. Aber ich dachte auch nicht, dass du es tun würdest. Niemand tut es, wenn er es zum ersten Mal hört. Ich werde es dir zeigen." Er bückte sich und holte etwas von unter dem Bett hervor. Es war ein Schwert. Ich zuckte zusammen, doch er lächelte nur. "Ich werde dir nicht weh tun." Dann zeigte er mir seine linke Hand und schnitt sich mit dem Schwert tief in seine Handfläche. Blut floss aus der Wunde. Aber plötzlich krochen kleine Energieströme über die verletzte Stelle und die Wunde schloss sich. Ich konnte es nicht glauben. Das musste ein Trick sein. So etwas wie Unsterblichkeit existierte nicht!

"Willst du es auch versuchen?" fragte mich Duncan. Ich nickte und hielt meine Hand hoch. Wieder machte er einen Schnitt, diesmal jedoch kleiner, und die Prozedur von vorher wiederholte sich. Die Energie heilte die Wunde innerhalb von wenigen Sekunden. Das konnte kein Trick sein. Und ich träumte auch nicht. Dafür tat es zu sehr weh.

"Bin ich wirklich unsterblich?"

"Ja. Du alterst nicht mehr. Du wirst für immer so bleiben, wie du jetzt bist."

"Aber du scheinst älter zu sein als ich. Warum hast du nicht vorher zu altern aufgehört?"

"Jeder Unsterbliche altert bis zu seinem ersten Tod."

Dann musste ich gestern wegen dem Blitz gestorben sein... Oh, war das vielleicht eine andere Quickening? Waren diese Unsterblichen überall? "Wie kann ich herausfinden, ob jemand unsterblich ist. Adam schien es zu wissen."

"Das ist leicht. Wir können einander fühlen. Doch erst nachdem wir gestorben sind. Das heißt, die bereits Gestorbenen können auch jene spüren, die es noch nicht sind, aber umgekehrt funktioniert das nicht. Es ist übrigens so ähnlich wie Kopfweh. Wir nennen es den Buzz."

Das erklärte einiges. Aber da gab es so viele andere Fragen! "Wie viele von ihnen... ich meine uns gibt es?"

"Ungefähr tausend, vielleicht mehr, vielleicht weniger. Ich weiß es nicht genau. Aber wir werden weniger und weniger. Es werden nicht mehr viele von uns 'geboren'. Eigentlich werden wir nicht geboren. Wir haben keine Eltern. Wir werden immer nur als Babys gefunden. Aber die Zusammenkunft ist nahe. Bald wird es nur noch einen geben."

Ja, ich war ein Waisenkind. Aber meine Zieheltern hatten mich immer so behandelt, als wäre ich ihr eigenes Kind. Was war das mit der Zusammenkunft? "Was passiert da?"

"Ah. Der Letzte von uns bekommt den Preis. Niemand weiß, was er ist, aber er muss einem sehr viel Macht verleihen. Die meisten von uns denken, dass er dem Letzten die Herrschaft über die Welt garantiert."

Herrscher über die Welt? Daran könnte ich mich gewöhnen. "Warum habt ihr, du und Adam, mich nicht geköpft? Es müsste ziemlich leicht gewesen sein..."

Duncan schien entrüstet. "Adam und ich töten nur, wenn es nötig ist, und du warst keine Gefahr für uns. Unsterbliche sind keine herzlosen Monster, wir sind den Sterblich gar nicht so unähnlich. Wir haben auch unsere Ehre - die meisten zumindest."

"Und Adam und du seid unter den Guten, nehme ich an." Ich versuchte sarkastisch zu klingen.

"Einige von uns sagen das."

"Gibst es noch mehr Regeln, die ich wissen sollte?"

"Nur noch eine erwähnenswerte. Wir dürfen nicht auf heiligem Boden töten. Du bist dort sicher, weil kein Unsterblicher es wagt, dir dort etwas zu tun. Aber du musst noch sehr viel mehr lernen, als ich dir jetzt sagen kann. Du brauchst einen Lehrer. Einer von uns muss dir beibringen, wie du dich verteidigen kannst. Zum Beispiel musst du lernen ein Schwert zu gebrauchen."

"Du hast recht. Oh, Gott. Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll. Es ist alles so - so neu für mich! Aber ich denke ich kann dir vertrauen. Wenn du meinen Tod gewollte hättest, wäre ich schon längst gestorben. Aber du hast mich nicht getötet und Adam auch nicht. Was schlägst du vor? Wer soll mein Lehrer werden? Du?"

"Nein. Eigentlich habe ich an Adam gedacht. Er braucht es. Ich werde dir etwas erzählen. Du musst mir jedoch versprechen nicht mit ihm darüber zu reden."

Ich nickte und er fuhr fort. "Den Mann, den du sterben gesehen hast, war wahrscheinlich der Mörder von Adams Frau. Er hat sie sehr geliebt und ich fürchte, dass er jetzt nicht mehr so sehr an seinem Leben hängt als vor diesem Zwischenfall. Aber wenn er einen Schüler bekommt hat er eine neue Aufgabe. Das Unterrichten wird ihn davon abhalten zu viel über sich selbst nachzudenken. Manchmal hat er diesen Hang zum Selbstmitleid. Du könntest ihn aufmuntern."

"Wird er mich denn akzeptieren? Ich meine, wenn er gerade jemanden verloren hat, der ihm so nahe gestanden hat, wird er nicht gleich wieder eine Schülerin wollen."

"Aye, das wird ein Stück harte Arbeit. Aber wir werden es schon schaffen. Ich kann ziemlich überzeugend sein und wenn du mir hilfst, kann nichts mehr schief gehen."

"Du bist dir da ziemlich sicher."

"Ich kenne den alten Jungen und weiß, wie man ihn handhaben muss."

Aber als ich in sein Gesicht sah, konnte ich dort das "Hoffe-ich-wirklich" sehen, das er in Gedanken hinzugefügt hatte. Nachdem wir uns ein paar Minuten lang angeschwiegen hatten, fragte ich Duncan: "Denkst du, ich sollte mich bei ihm entschuldigen, dass ich ihn getreten habe?"

Er lachte. "Ja, das wäre ein guter neuer Anfang."

 

Fortsetzung folgt...