Zweifel
Disclaimer: Weder das Highlander Universum noch die Charaktere gehören
mir. Meine Schwester hat den größten Teil der Arbeit auf sich genommen diesen Zyklus (FOREVER: "Veränderungen", "Zweifel", "Entdeckungen", "Vereinigung",c.pierson@gmx.net
Warum hat er das getan? Cassandra saß auf ihrer Couch. Sie konnte den Mann nicht verstehen. Vorher war alles klar gewesen: Methos war ein Reiter der Apokalypse – oder war gewesen. Grausam, brutal, böse. Sie hatte keine Veränderung in seinem Charakter erwartet, aber der Vorfall in MacLeods Dojo hatte ihr gezeigt, dass der Methos, den sie gekannt hatte, nicht länger da war. Der Reiter, der die Angewohnteit gehabt hatte, sie zu töten wann immer es ihm passte, war durch einen eher passiven Mann ersetzt worden. Es schien sogar eher so zu sein, dass er nicht gegen sie kämpfen konnte, aber warum? Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Habe ich so falsch gelegen? Hat er sich derartig verändert? Sie konnte es nicht sagen.
Cassandra konnte noch nicht einmal ihre Gefühle ihm gegenüber ausdrücken. Der Hass, den zu fühlen sie so überzeugt gewesen war, war nicht mehr länger da. Vielleicht sollte sie ihre Meinung noch einmal überdenken und vielleicht sollte sie versuchen, mit ihm zu reden. Denkst du wirklich, dass er noch mit dir sprechen will, nach alledem? Sie schüttelte ihren Kopf und lehnte sich zurück. Zuerst würde sie den uralten Unsterblichen finden müssen, dann konntes sie mit ihm reden. Cassandra konnte sehr überzeugend sein, wenn sie wollte.
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Methos saß vor seinem Schreibtisch und vollendete seinen letzten Tagebucheintrag. Er trug einen schwarzen Sweater und Jeans obwohl es schon fast ein Uhr Morgens war. Seine Augen brannten und er fühlte sich furchtbar müde. Nicht nur müde sondern erschöpft. Seit dem Vorfall mit Cassandra und Kronos hatte Methos Problem zu schlafen. Seine Erinnerungen verfolgten ihn in seinen Träumen und oft traute er sich nicht einmal seine Augen zu schließen. So arbeitete er weiter an seinem Tagebuch, schrieb Eintrag um Eintrag, Schrieb die ältesten ab um sie vor der völligen Zerstörung zu retten, nur um seine Emotionen unter Kontrolle zu halten. Es hatte Momente gegeben wenn er ans aufgeben gedacht hatte. Aber diesmal war es viel schlimmer. Er hatte das Vertrauen seines besten Freundes verloren und die Depressionen waren schlimmer als jemals zuvor im letzten Jahrtausend. Aber wie konnte er von MacLeod erwarten ihm zu vergeben, wenn er noch nicht einmal sich selbst vergeben konnte.
Plötzlich fühlte er die Präsenz eines anderen Unsterblichen. Aus reinem Reflex stand er auf und nahm sein Schwert. Als sich die Tür öffnete hoffte er fast es würde Mac sein, aber es war Cassandra. Da stand sie, eine Pistole in der Hand die sie auf sein Herz zielte.
Methos seufzte und ließ sein Schwert fallen. "Was tust du denn hier? Willst du meinen Kopf nehmen?"
Seine depressiven Fragen überraschten sie und sie fixierte ihren Blick auf Methos' Ivanhoe, das zu seinen Füßen lag. Dann sah sie in sein blasses Gesicht. Er sah grauenhaft aus, fast krank. Es war nicht leich, krank auszusehen, wenn du ein Unsterblicher warst, aber Methos hatte sein bestes versucht um es wenigstens zu versuchen. Und er hatte es geschafft. "Was ist mit dir passiert?" Sie konnte die Frage nicht zurückhalten.
"Was bedeutet dir das denn? Gar nichts", sagte er und beantwortete seine Frage im selben Atemzug. Er vermied es ihr direkt in die Augen zu sehen, weil er sich nicht sicher war, dass er nicht um Erlösung betteln würde. "Was tust du hier?", fragte er erneut.
"Ich wollte mit dir reden." Sie legte die Waffe auf den Tisch neben der Tür und ging um sich vor ihn zu stellen. Als er sie dann immer noch nicht ansah, wuchs die Wut in ihr. "Was ist? Bist du zu feige, mich auch nur anzusehen?" Ihre Stimme war eisig. Methos reagierte nicht, zitterte aber sichtlich am ganzen Körper. Nach ein paar Momenten der Stille hob sie eine Hand zu seinem Kopf und zwang ihn, sie anzusehen. Ein Blick in seine traurigen Augen sagte ihr alles. Cassandra kannte diesen Ausdruck, sie hatte ihn viel zu oft gesehen. Verlusst und Furcht mischten sich darin und plötzlich fühlte sie Mitleid für diesen alten Mann. Nur einen Augenblick bevor er sich vor ihr niederkniete konnte sie die Entscheidung in seinen Augen sehen.
"Ich bin nicht mehr derjenige, der ich vor vier Jahrtausende gewesen bin. Die Leute verändern sich, weißt du? Aber wenn du denkst, dass ich den Tod verdiene, dann tu es. Beende mein miserables Leben." Tränen strömten und er war sich sehr sicher, dass dies die letzte Tat in seinem Leben sein würde. Aber Cassandra überraschte ihn indem sie sich auch niederkniete. Ihre Augen waren voller Mitleid und all die Wut und der Hass die er darin im Dojo gesehen hatte waren verschwunden.
"Ich denke du hast dich verändern." Diese Feststellung war mit einer sanften Berührung ihrer Hand an seiner Wange begleitet. Sie fühlte sein Zurückweichen und hielt ihn nicht vom Aufstehen ab, sondern folgte ihm nur mit den Augen, während er vor dem Fenster stehenblieb, mit dem Rücken zu ihr. "Du bist nicht länger der Tod." Sie stand auf und stellte sich neben ihn. Sie konnte sehen wie er jeden Muskel im Körper anspannte.
"Was willst du, wenn nicht meinen Kopf?" Methos drehte sich nicht um, sondern stand einfach nur da und starrte in die Dunkelheit hinaus.
Cassandra legte ihren Kopf schief, als sie über seine Frage nachdachte. "Ich will Antworten."
"Dann frag."
"Wieso hast du mir das alles angetan? Du hast mich mehrmals getötet und niemals auch nur versucht, meinen Kopf zu nehmen. Warum?"
Nun drehte er sich um und sah sie an. Dies alles war so unwirklich wie einer seiner Träume. Aber sie hatten die Phase, in der er niederkniete und sie darum bat, seinen Kopf zu nehmen, bereits hinter sich, wieso also nicht? "Weißt du, wie lange ich schon davon träume, dass du mir diese Frage stellst?" Er wartete nicht auf ihre Reaktion. "Als ich anfing Kronos zu folgen war ich mehr tot als lebendig. Ich meine . . . ich fühlte nichts mehr. Kronos gab mir Leidenschaft zurück, zwar nur in Form von Hass, Wut und Macht. Auf seine eigene, verdrehte Weise half er mir. Wenn er nicht gewesen wäre, hätte ich meinen Kopf wahrscheinlich zu dieser Zeit verloren." Er machte eine kurze Pause und versuchte seine Gedanken zu sammeln. "Aber er verlangte absoluten Gehorsam von mir. Kronos war unser Anführer, er kannte mich nur zu gut – viel zu gut. Er sah, dass ich mich weiterentwickeln wollte, bevor ich es selbst wusste, aber er konnte mir nicht erlauben, zu gehen. Wenn Kronos das Herz der Reiter war, war ich der Verstand. Deshalb war er eigentlich sehr glücklich mich mit dir beschäftigt zu sehen und nicht mit irgendwelchen Gedanken, die mich noch weiter von ihm entfernten." Methos schüttelte den Kopf und lachte. "Ist es nicht ironisch, dass er nicht sehen konnte, wie weit ich mich schon von ihm entfernt hatte und dass du eines der Dinge – neben den Alpträumen die zu der Zeit begannen, als ich wieder anfing zu fühlen – warst, die es auslösten. Und was denkst du, was Kronos mit dir getan hätte, wenn er es bemerkt hätte?"
Sie wusste, dass er die Furcht, die sie fühlte, auf ihrem Gesicht sehen konnte. "Mich töten." Sie war kaum dazu in der Lage die Worte zu flüstern.
"Zuletzt . . . Ja. Aber er hätte dich für Erlösung betteln lassen." Er sah zu Boden. "Deshalb habe ich dich behalten und gehofft, dass Kronos es niemals herausfinden würde." Methos lächelte leicht als er ihr eine Tatsache offenbarte, die er all diese Jahre geheim gehalten hatte. "Ich wusste, dass ich es nicht ertragen könnte deinen Kopf über die Erde rollen zu sehen."
Cassandra war definitiv überrascht. Sie hatte viel erwartet, aber nicht diese fast offene Bekenntnis.
Er schüttelte den Kopf und seufzte wieder. "Was denkst du?"
Cassandra starrte ihn nur an und traute sich nicht zu antworten.
Der fragende Blick, den sie ihm zuwarf, brachte ihn dazu es ihr so offen zu sagen wie er nur konnte. Er nahm einen tiefen Atemzug, "Ich liebe dich. Ich habe mich in dich verliebt als ich dich zum ersten Mal gesehen habe und ich bin immer noch in dich verliebt." Da, er hatte es gesagt. Erleichterung durchfloss ihn als die gefürchtete Reaktion nicht eintrat.
Methos Worte hatten sie völlig sprachlos gemacht. Es war ihr nicht möglich etwas anderes zu tun als ihm sanft über die Wange zu streichen. Plötzlich drehte sie sich um und floh.
Der uralte Unsterbliche dachte nur kurz daran, ihr zu folgen, aber dann entschied er sich dagegen. Er hatte mehr als genug Zeit um auf sie zu warten. Er hatte schon eine Wartezeit von 4 000 Jahren hinter sich und er hatte es nicht eilig. Wenn ihn 5 000 Jahre etwas beigebracht hatten, so war das Geduld. Methos stand einfach nur da, starrte auf dich offene Tür, durch die Cassandra gestürmt war und hoffte, dass sie bald zurückkommen würde. Langsam brachte er eine Hand hoch und berührte die Stelle, an der Cassandras vor kurzem noch gewesen war. Seufzend ging er um die Tür zu schließen und setzte sich dann wieder an seinen Schreibtisch. Während er die Vorkommnisse der Nacht aufschrieb, fiel er in tiefen Schlaf, die Füllfeder immer noch in seiner Hand, die Wange gegen das Papier gepresst.
Fortsetzung folgt . . .