X-Files, Fox Mulder und Dana Scully gehören Chris Carter und 1013. Ich leihe mir nun diese Figuren unerlaubt aus, bin also nicht berechtigt, das hier zu schreiben. Auch verletze ich damit vielleicht eine andere Verordnung, die es verbietet, irgendwelche eindeutigen Szenen zwischen Mulder und Scully zu verbreiten, aber das ist mir egal. Ich bin noch minderjährig und ihr könnt mir nichts anhaben!
Rating: PG (FSK 12)
Teil 1
Dunkelheit! Dann erhellte ein fahles Licht die Düsternis. Trotzdem war immer noch nichts zu erkennen. Der Nebel war so dicht, daß selbst die Scheinwerfer seines Auto es nicht vermochten diese Suppe zu durchdringen. Vorsichtig stieg er den schlammigen Hügel hinauf. Fast wäre er abgerutscht, aber im letzen Moment fing er sich wieder. Langsam tastete er sich voran. Wie blind schlich er Schritt für Schritt durch die eisige Nacht. Es mußte doch hier sein. Die Kälte fuhr ihm durch alle Glieder. Sein Atem ging stoßweise und es bildeten sich kleine weiße Wölkchen vor seinem Gesicht. Langsam schlich die Panik in ihm hoch. Was war, wenn sie nicht da waren? Was war, wenn man ihn belogen hatte? Was, wenn SIE auf ihn warteten? Seine Zähne klapperten und er zitterte. Er fror wahnsinnig und kalter Angstschweiß lief ihm an der Schläfe herab. Plötzlich stieß er gegen einen Widerstand. Es war etwas schweres. Augenblicklich beugte er sich vor. Ja, das war es. Ein wenig angeekelt betrachtete er den Körper. Ja es stimmte wirklich. Was hatten SIE nur wieder gemacht? Tja, Pech gehabt.
Jetzt war er zuerst da und er würde es dem Mann endlich zurückzahlen, daß er ihn so hintergangen hatte. Mit zugehaltener Nase drehte er den Leichnam um. Er zog sein Messer heraus und schnitt die Marke, die unter der Haut lag, vorsichtig heraus. Das Fleisch fühlte sich kalt und glitschig an. Er mußte würgen. Als er es schließlich jedoch geschafft hatte, umspielte ein hämisches Grinsen seine Lippen. Er betrachte die Marke genau. Das war das Richtige. Schnell steckte er das Metall in seine Tasche und drehte sich um. SIE konnten wiederkommen. Er stand auf. Ein leises knistern, so wie Schritte auf gefrorenem Gras. Er begann zu rennen. Aber je schneller er lief, desto mehr überflutete ihn die furchtbare Vorstellung verfolgt zu werden. Schon glaubte er hinter sich lautes Keuchen zu hören. Wenn Sie ihn hier entdeckten, dann würden SIE ihn nicht verschonen. Diesmal nicht. Er stolperte und schlitterte über das feuchte Gras. Dann blieb er an einem Erdhügel hängen und stürzte. Er ließ das Messer fallen und versuchte, sich im letzten Moment noch ab zu stützen. Fluchend kämpfte er sich aus dem Dreck. Erste jetzt bemerkte er, daß er sein Messer verloren hatte. Wie verrückt wühlte er im Schlamm, aber er konnte es nicht finden. Dann wurde seine Furcht zu groß und er zog es vor, so schnell wie möglich zu verschwinden. Alles war besser, als jetzt entdeckt zu werden. Keuchend lief er weiter und als er endlich an seinem Wagen ankam, war er vollkommen verschwitzt und außer Atem. Immer wieder wand er sich hin und her, um sicher zu gehen, daß er nicht verfolgt wurde. Dabei packte ihn das kalte Grausen, wenn er daran dachte, daß sich eins dieser Wesen immer hinter seinem Rücken befinden könnte. Eilig setzte er sich und startete das Auto. So schnell er nur konnte, verließ er das Feld und kehrte zur Straße zurück. Erste nach mehreren Meilen atmete er auf und konnte sich sicher sein, daß ihm niemand gefolgt war. An einem verlassenen Parkplatz hielt er an und nahm das Metallstück aus seiner Jacke. Triumphierend erkannte, Krycek, daß es das war, wonach er gesucht hatte.
**********
"Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst?"
"Was erwarten sie, Scully? Langsam müßten Sie mich doch gut genug kennen."
"Mulder, täglich gibt es solche Meldungen im Fernsehen. Warum fahren Sie denn nicht nach Kalifornien? Da ist es wenigstens warm"
"Wollen Sie etwa schon Urlaub machen, Scully?" Sie schenkte ihm einen vernichtenden Blick. "Nein im Ernst. Die Sache hört sich wirklich heiß an. Es hat schon viele UFO Sichtungen in diesem Bereich gegeben und die Polizei weigert sich strikt, auch nur irgend etwas in diesem Fall zu unternehmen."
"Was ist daran verwunderlich? Sie scheinen ja hier der einzige zu sein, der von der paranoiden Vorstellung beherrscht wird, nicht allein zu sein."
"Scully, ich bin nie allein."
"Natürlich, wenn sie in Gesellschaft ihrer Videos sind, dann sicherlich nicht."
Ein kurzes Schweigen. Mulder grinste verwegen. Genervt nahm Scully schließlich den braunen Umschlag, mit dem er ihr schon die ganze Zeit unter der Nase herumgefuchtelt hatte. Sie wurde überrascht. Nun sah sie die schlampigste Akte ihres Lebens, bzw. das, was dieser Zettel darstellen sollte. Keine Photos, kein Autopsiebericht, rein gar nichts. Nur eine halb vollgeschriebene Seite, in der berichtet wurde, daß zwei Leichen gefunden worden waren, bei denen Augen und Zähne entfernt worden waren. Als sie fertig war, musterte sie Mulder abschätzend. "Wollen Sie mir etwa wirklich sagen, daß sie darauf reinfallen? Das ist die schlechteste Fälschung eines Polizeiberichtes, die mir je untergekommen ist. Wie lange arbeiten Sie nun schon beim FBI?"
"So unglaublich es auch klingt, aber dieser Bericht ist echt. Ich habe schon alles überprüfen lassen und mich mit den Verantwortlichen auseinandergesetzt. Unser Flugzeug geht in zwei Stunden." Mit diesen Worten nahm er ihr die Akte aus der Hand und warf sie auf den Müll. Zumindest dachte Scully das. Doch was sie zunächst für einen Haufen Abfall gehalten hatte, entpuppte sich schon bald als Mulders Schreibtisch. Empört versuchte sie, ihm etwas zu erwidern, aber da hatte er ihr schon das Ticket in die Hand gedrückt und schob sie lächelnd aus seinem Büro.
Kurz bevor er die Tür schloß, sagte er: "Vergessen sie nicht, ihren Bikini ein zu packen. Vielleicht kommen Sie ja doch noch auf ihre Kosten. Wir fahren ans Meer." Dann klickte das Schloß. Völlig perplex blieb sie noch einige Augenblicke vor seiner geschlossenen Tür stehen. Sie versuchte die letzten paar Sekunden zu verarbeiten und fand, daß sie bei ihrem Gespräch ziemlich den kürzeren gezogen hatte. Seufzend sah sie auf das Flugticket. Anvik! Ja, ja, ans Meer. Sie konnte sich viele andere schönere Dinge vorstellen, als im Beringmeer zu baden. Alaska! Langsam fand sie ihren Partner auch ein wenig spooky. Ärgerlich stieg Sie die Kellertreppe hinauf. Was dachte er sich eigentlich dabei? Was sollte dieses Machogetue? Seit vier Jahren arbeiteten sie nun schon zusammen und trotzdem bestimmte immer er alles. Das brachte sie zur Weißglut. Manchmal würde sie sich am liebsten für eine Weile in eine andere Abteilung versetzen lassen, wenn da nicht noch dieses andere, undifferenzierbare Gefühl gewesen wäre, daß sie für ihren Partner empfand.
Teil 2
Der Flug war öde und die Autofahrt abgrundtief langweilig. Resigniert starrte Scully aus dem Fenster und betrachtete desinteressiert die Landschaft, die an ihnen vorüberflog, während ihr Partner fröhlich mit dem Lied im Radio mitsummte. Es sollte nicht mehr lange dauern, bis sie Dawnfort erreicht hatten. Trotz allem mußte sie sich eingestehen, daß sie doch neugierig auf diese eigenartigen Leichen geworden war.
Mulder unterhielt sich kaum mit seiner Partnerin. Er hing seinen Gedanken nach. Fast ein Jahr war der Zwischenfall nun her. Damals hatte er eine angeblich Leiche eines Aliens aus der Yukon Bergregion geholt. Jetzt war er wieder auf dem Weg. Vielleicht sollte er diesmal Glück haben.
Dawnfort lag etwa 25 Meilen entfernt von Anvik. Sie folgten dem Yukon flußaufwärts nach Norden.
"Ich weiß immer noch nicht, wie ich mich dazu überreden lassen konnte, mit zu fahren. Vor allem jetzt, im Herbst!"
"Sie können eben meinem Charme nicht widerstehen."
"Bilden Sie sich bloß nicht so viel ein. Das ist bestimmt das letzte Mal, daß ich Sie auf so eine dumme Reise begleite. Ich kann ja verstehen, das Sie persönlich daran interessiert sind , aber ich frage mich wirklich, wie lange Ihnen das FBI noch die Flugtickets bezahlen wird. Was erwarten Sie eigentlich dort zu finden? Solche Nachrichten gibt es doch wirklich fast jeden Tag. Warum gerade hier? Wollen Sie hier ihre Suche nach den kleinen grünen Männchen beginnen, die hier eindeutige Spuren hinterlassen haben?"
"Ihr Zynismus ist manchmal schon erschreckend, Scully. Aber hier gibt es noch etwas, das ich Ihnen noch nicht gezeigt habe."
Er suchte auf dem Rücksitz. Schließlich gab er ihr einen braunen Umschlag. Eine weitere Akte. Scully blätterte uninteressiert darin. Dann hielt sie inne und betrachtete das Bild.
"Passen Sie auf, daß ihnen nicht schlecht wird. Manche Leute vertragen das Lesen bei der Autofahrt nicht."
Sie ging nicht darauf ein. Nachdenklich legte sie die Stirn in Falten. Sie schloß die Akte und legte sie auf ihren Schoß. Es wollte nicht so ganz in ihren Kopf. Nach einigem Zögern wandte sie sich schließlich an ihren Partner, der ein selbstgefälliges Grinsen aufgesetzt hatte. "Mulder, Sie wollen doch nicht etwa andeuten, daß Sie nur auf Grund eines Phantombildes, das von einer alten Frau abgegeben wurde, die mittlerweile tot ist, das angeblicherweise mit den Leichen in Verbindung steht, nach Dawnfort fahren." Als er keine Antwort gab, fuhr sie fort: "Viele Menschen sehen dieser Zeichnung ähnlich, aber daß Sie gleich an Krycek denken..."
"Das haben Sie jetzt gesagt. Na ja, Sie haben ihn also wenigstens auch erkannt, dann ist ja alles in Ordnung."
"Wieso müssen Sie von allem denn gleich das aller Schlimmste erwarten? Ja, der Mann sieht Krycek ähnlich, das gebe ich ja zu, aber müssen Sie denn gleich mit Bestimmtheit darauf pochen, daß er es auch wirklich ist? Ich meine, nicht alle Morde, dessen Opfer verstümmelt wurden, sind gleich von ihren "Freunden" da draußen verübt worden. Ich glaube nicht mal die Regierung denkt so verzwickt wie sie und könnte eine ähnliche Verschwörung aushecken, wie die, an die sie gerade denken." Abermals hielt sie inne um seine Reaktion zu prüfen. Er konzentrierte sich ganz aufs Fahren. Na wunderbar. Sie seufzte. "Warum sind Sie nur manchmal so unglaublich paranoid?"
Sie trafen um 15. 34 Uhr Ortszeit ein. Ein Polizist erwartete sie schon. Er stand, lässig an seinen Wagen gelehnt da und versuchte die ekelhafte Brühe zu schlucken, die ihm als Kaffee angedreht worden war. Erfreut warf er den Pappbecher weg und begrüßte die beiden Agenten. Mulders abfälligen Blick, der dem weggeworfenen Pappbecher auf dem Boden galt, bemerkte er nicht.
"Hallo, ich bin Detektive Poten." Er schüttelte ihnen die Hand und sie stellten sich vor.
"Tja, wie es scheint, sind Sie die einzigen, die diesen Fall auflösen können. Bei uns will sich hier niemand mit dem Fall befassen. Niemand kommt hier gerne ins Gerede, wenn es um UFOs geht.
"Wie kommen Sie denn darauf, daß es sich hierbei um eine UFO-Erscheinung handelt?" fragte Scully skeptisch wie sie war.
"Das ist doch ganz offensichtlich. Ich führe Sie am besten mal auf das Feld, damit Sie sich ein Bild von der Sache machen können." Mit diesen Worten führte er Sie eine kleine Hang hinauf. Das Gebiet war mit gelbem Klebestreifen abgesperrt worden. Er hob das Band hoch, damit die beiden Agenten darunter hindurch gehen konnten Schon auf den ersten Blick erkannten die beiden vom FBI, daß es sich hier um keine normale Vorgehensweise bei der Bearbeitung eines Falles handelte. Das feuchte Gras war von unzähligen Schuhen niedergetrampelt worden und es war anscheinend niemand auf die Idee gekommen, eine einzelne Spur zu isolieren und zu untersuchen. Scully schüttelte verständnislos den Kopf. Sie konnte ja verstehen, daß man es hier in der Abgeschiedenheit wahrscheinlich fast nie mit Mordfällen zu tun bekam. Trotzdem wurde bei der Polizeiausbildung ein Mindestmaß an Kenntnissen bei der Spurensicherung gelehrt.
"Sie lagen an zwei verschiedenen Stellen!", sagte der Officer und zeigte den beiden, die plattgedrückten Stellen. Die Körper mußten über Nacht dort gelegen haben und hatten den Abdruck im Gras festfrieren lassen. Wenigstens das hatte man nicht zerstört. Der Polizist bemerkte Scully abschätzenden Blick, als sie die verschiedenen Fußspuren begutachte. Er versuchte sich mit etwas zu retten. "Das seltsame war, daß wir bei der Spurensicherung keinerlei Anzeichen fanden, wie die Leichen hier her gekommen sein könnten. Wir fanden aber auch keine Indizien eines Kampfes."
"Tja, jetzt sind ja alle Beweise unkenntlich gemacht", sagte Scully wie beiläufig.
Der Mann wagte noch einen letzen Versuch: "Eigentlich sollte ich es Ihnen ja nicht sagen, aber wir haben Sie hergerufen und da müssen sie ja einige Informationen erhalten. Manche hier glauben, daß es die Besucher gemacht haben, sie wissen schon, die...-"
"Nein, nein, nein. Er ist hier derjenige, der an Aliens glaubt. Ich bin nur
seine Kollegin." Mit diesen Worten machte sie sich von dannen und kehrte zum Auto zurück. Mulder zuckte mit den Schultern.
"Ich denke, wir sollten und erst mal die Leichen ansehen", schlug er vor und machte ebenfalls kehrt. Plötzlich blieb er stehen, als ihm etwas auffiel, daß er vorher für zufällig gehalten hatte. Auf dem Boden waren zwei merkwürdige Kreise. Er kniete sich nieder und untersuchte die Flecken. Die Kreise hatten etwa einen Durchmesser von zwei Metern und schienen um die Leichen herum zu verlaufen. Genau konnte Mulder das nicht sagen, da die Erde aufgewühlt worden war und ein Teil der Kreise nicht mehr zu sehen war.
"Was ist das?"
Der Polizist begutachte Mulders Fund. "Ich weiß nicht, Sie sind doch hier vom FBI!"
"Es scheint einer enormen Hitze ausgeliefert gewesen zu sein. Der Boden ist völlig verbrannt und hart. Aber außerhalb des Kreises sind keine Spuren von Hizteeinwirkung zu erkennen. Haben ihre Leute davon Proben genommen?" Der Mann schüttelte den Kopf. Mulder seufzte und erhob sich. Das bedeutete also, daß er später noch mal zurückkehren mußte.
Im Auto sagte Scully ihm die Meinung: "Tut mir leid das sagen zu müssen, Mulder aber diesmal sind Sie wirklich zu weit gegangen. Sie fliegen mit mir nach Alaska um zwei Morde aufzudecken, die eigentlich gar nicht in unseren Zuständigkeitsbereich fallen. Dann stellt sich heraus, daß nichts unternommen wurde um den Tatort zu untersuchen, keine Autopsie wurde gemacht und auch sonst wurde nichts getan. Wie stellen Sie sich eigentlich vor, soll das klappen? Wahrscheinlich existieren nicht einmal die Leichen!"
Mulder steuerte ruhig den Wagen. Als er nach wenigen Sekunden schließlich antwortete, wäre Scully bereit gewesen, sofort nach Washington zurück zu fliegen. "Was wissen Sie über die Kornkreise?"
"Was?"
"Sie haben schon richtig verstanden. Was wissen Sie über die Kornkreise?"
"Also, Mulder, wenn das jetzt ein Witz sein soll, dann bin ich aber ganz und gar nicht zum Scherzen aufgelegt..."
"Bitte, ich meine es ernst."
"Okay. Nun es stellte sich heraus, daß diese Kornkreise nichts weiter waren als ein phantasievolles Mittel der Farmer in England, die Öffentlichkeit auf sich zu lenken. Keine geheimen Botschaften, keine Landebahnen. Zufrieden?"
Er nickte. "Und wie können Sie sich erklären, daß zwei Kreise um die Leichen in den Untergrund eingebrannt wurden? Die Kreise sind etwa zehn Zentimeter dick und haben einen Durchmesser von zwei Metern. Mich wundert es, daß es Ihnen nicht aufgefallen ist. Auch unser netter Freund hat es anscheinend nicht zur Kenntnis genommen."
"Worauf wollen Sie hinaus?"
"Auf gar nichts. Ich frage mich nur, was die Leute dazu veranlaßt hat, einen Tatort so zahlreich zu besuchen, daß sämtliche Spuren verwischt wurden und doch steht in dem Bericht nichts von den Kreisen. Der Polizist hat es vermieden, uns darauf hin zu weisen und Sie als ausgebildete FBI Agentin habe es auch nicht bemerkt. Meinen sie nicht, daß hier eine Manipulation des Unterbewußtseins eine Rollen spielen kann?"
Scully unterdrückte ein Stöhnen. Es war auf jeden Fall besser, die Tatsachen zu besprechen, als sich Mulders verzwickte Verschwörungstheorien anhören zu müssen. Darum kam Scully wieder auf das Anfangsthema zurück "Okay, für was halten Sie denn diese Kreise?"
"Es sieht ganz nach den Brandabdrücken eines Düsenantriebs aus, wie bei einem Senkrechtstarter. Etwas ist hier also gelandet und hat die Leichen dort auf dem Feld gelassen."
"Mulder, warum müssen Sie denn in jeder Spur gleich ein UFO hinein interpretieren?"
"Sein Sie doch nicht so aufgeregt. Seit wann glauben Sie denn nicht mehr an Außerirdische?" Er unterdrückte das Lachen, als er Scullys strafendem Blick begegnete. "Nehmen Sie sich das nicht so zu Herzen. Es ist ja auch was für Sie dabei. Sobald Sie den Autopsiesaal betreten haben, ist die Welt doch wieder in Ordnung."
"Werden Sie jetzt bloß nicht ironisch, Mulder!"
"Schon gut."
Nach wenigen Minuten hatten sie Dawnfort erreicht. Ein kleines Kaff von zweieinhalb tausend Einwohnern. Eine Kleinstadt in der man sich kannte. Die einzigen öffentlichen Gebäude bestanden aus dem Rathaus der Polizeistation und einem, im Verhältnis übermäßigen Krankenhaus. Kein Wunder, wenn man bedachte, daß hier die großen Autocrashcontests stattfanden. Natürlich nur national, also nur für die Leute, die in Alaska lebten.
Mulder setzte Scully am Krankenhaus ab, wo sie sich tatsächlich schon mal mit den Leichen befassen wollte. Er hingegen brachte ihr Gepäck zu einem Motel, das nur wenige hundert Meter entfernt war und mietete dort zwei Zimmer. Er suchte sich das schönere aus und relaxte eine halbe Stunde vor dem Fernseher. Dann beschloß er, noch mal zum Tatort zu fahren, bevor es dunkel wurde, um einige Photos machen zu lassen und Bodenproben zu nehmen. Dazu fuhr er zum Polizeipräsidium und wollte einen Gerichtsphotographen anheuern. Seltsam war nur, daß sich scheinbar niemand mit dem Fall beschäftigte und alle sehr daran interessiert waren, nichts damit zu tun haben zu müssen. In Mulder keimte schon fast der Verdacht auf, daß die Polizei am Tod dieser beiden Mädchen schuld gewesen war. Nach mehreren vergeblichen Versuchen schnappte er sich kurzerhand das Gerät und wollte die Bilder selber machen, obwohl er noch nie so einen Apparat in der Hand gehalten hatte. Draußen begegnete er dem Polizisten, der sie eingewiesen hatte.
"Oh, hallo Mr. Mulder. Was haben Sie denn mit der Kamera vor?"
"Es ist hier anscheinend keiner bereit, mit bei der Untersuchung des Falls zu helfen. Ich will Ihnen ja nicht drohen, aber diese ganze Vorgehensweise verstößt gegen die Vorschriften und ich könnte ein Disziplinarverfahren einleiten, wegen Behinderung der Aufklärung eines Verbrechens. Was um alles in der Welt ist hier geschehen? Warum weigert sich jeder, mir zu helfen?"
Der Mann schluckte. Er schien sichtlich mit sich zu ringen. Dann entschloß er sich aber doch mit Mulder zu reden. Er antwortete zur zögernd. "Es...es liegt an den Drohungen."
"Drohungen?"
"Ach glauben sie mir, daß sind alles nur Geschichten. Die Menschen sind abergläubisch und denken sich Geschichten aus um die unheimlichen Dinge zu erklären, die hier vor sich gehen."
"Was gehen denn für unheimliche Dinge vor?"
"Darum sind Sie ja hier, um das herauszufinden. Erklären sie uns, was den Menschen hier Angst macht."
"Ich dachte es wären nur Geschichten. Warum wollen Sie mir dann nicht helfen?"
Der Polizist suchte nach einem Ausweg. Schließlich stieg er verlegen in seinen Dienstwagen und startete den Motor. Als er anfuhr, sagte er schließlich: "Ich bin auch abergläubisch, Mr. Mulder!" Dann verließ er den Parkplatz und bog um die Ecke. Schon kurz danach verschwand er aus Mulders Blickfeld.
Teil 3
Scully war angenehm überrascht, als sie zu den Unterlagen des Krankenhauses geführt wurde. Alles war auf dem höchsten Stand der Technik und ließ keine Wünsche offen. Als sie die weißen Gummihandschuhe übergestreift und den Mundschutz aufgesetzt hatte und zwei Gehilfen die erste Leiche aus dem Kühlfach auf den Tisch hoben fühlte sie sich ganz in ihrem Element. Ihr fiel jedoch auf, daß die beiden Männer darauf bedacht waren, möglichst nichts an der Leiche zu berühren. Hier war nicht alles so, wie es sein sollte.
**********
Als Mulder wieder am Feld ankam, hatte sich der Himmel verdunkelt und es zogen graue Wolken auf. Er hatte also nicht mehr lange Zeit. Die Frage, die es hier eigentlich zu klären galt, war nun weniger, wer diese Leichen waren, sondern warum sich alle Bewohner so strikt dagegen wehrten, ihm zu helfen.
Nachdenklich riß er das gelbe Absperrungsband beiseite und betrat das geheimnisvolle Feld. Er mußte einige Minuten gehen, ehe er den Tatort oder besser gesagt, Entdeckungsort gefunden hatte. Die schwarzen Kreise waren noch immer dort. So gut wie möglich versuchte Mulder, einige Photos zu schießen. Er nahm auch noch Boden- und Grasproben. Als er den Fokus richtig einstellen wollte, ging er einige Schritte zurück. Dabei stieß er an etwas. Verdutzt blickte er sich um. Ein Messer! Erst wollte er es aufheben, dann besann er sich eines anderen, zog ein Taschentuch hervor und steckte das Beweismittel in einen der netten kleinen Plastikbeutel. Nun machte er seinen Aufenthalt so kurz wie möglich, denn er glaubte, das ausschlaggebende Beweisstück gerade eben gefunden zu haben.
Als er zurückkam war Scully noch im Krankenhaus. Die Autopsie hatte sie anscheinend schon beendet. Sie saß in der Cafeteria und starrte Löcher in die Luft. Hin und wieder trank sie einen Schluck Leitungswasser. Dabei konnte sie am besten überlegen. Sie grübelte angestrengt und bemerkte ihren Partner erst, als dieser sich zu ihr setzte.
"Na, alles klar? Was haben Sie herausgefunden?"
Verwirrt blickte sie auf. Sie sah etwas verschwommen. Wahrscheinlich war sie einfach müde. Verwirrt antwortete sie: "Ich weiß nicht so recht, wie ich Ihnen das erklären soll."
Sie stand auf und machte sich auf den Weg zum Autopsiesaal. Mulder folgte ihr gespannt. "Ich habe etwas gefunden, daß Sie sich ansehen sollten." Ein Tisch war schon sauber. Der andere wurde gerade von einer Putzkolonne von den letzten Blutresten gesäubert. Scully schenkte dem keine Beachtung. Sie öffnete eines der Kühlfächer und zog es heraus. Eines der Opfer lag darauf. Ein Mädchen, vielleicht gerade 18 geworden. Ihr Gesicht war weiß. Die Augenhöhlen waren leer und Mulder assoziierte mit diesem Anblick den furchtbaren Gedanken an kaltes Fleisch, das kurz vor der Verarbeitung stand. Scully beachtete dies nicht. Ihr schien der Tod nichts aus zu machen. Mulder ging es doch immer wieder an die Nieren. Ja man stumpfte mit der Zeit ab, aber man gewöhnte sich nie daran. Sie drehte den Körper zur Seite und zeigte ihm eine rosige Stelle. Sie befand sich dort, wo der Nacken in die Rückenpartie überging. Mulder identifizierte diese Stelle, auch ohne Ausbildung, als Narbe.
"Das ist nicht von mir!", sagte Scully. "Diese Wunde wurde wenige Stunden nach Eintritt des Todes verursacht. Mit ihren weißen Gummihandschuhen klappte Scully den Hautlappen zur Seite. Mulder erschien es, als sein dort ein Hohlraum. "Es wurde etwas aus dem Gewebe entfernt. Ich habe diese Wunde nicht bei der zweiten Leiche gefunden, deshalb untersuchte ich die Stelle und fand das hier." Sie holte einen Plastikbeutel hervor. Darin befand sich ein achteckiges Plättchen, das etwa zwei Zentimeter maß.
"Eine Hundemarke?" Er nahm den Beutel und begutachtete seine Inhalt.
"Das habe ich auch zuerst gedacht aber bei genauerer Untersuchung fiel mir auf, daß es große Ähnlichkeit mit dem Implantat hatte, das aus meinem Nacken entfernt worden war." Unwillkürlich fuhr sie sich mit der Hand über den Nacken, als glaubte sie, ein weiteres Metallstück zu fühlen. "Es ist auch ein Mikrochip, nur erheblich größer."
"Ein älteres Modell!" Sie ging nicht weiter darauf ein. "Haben Sie schon versucht, das Ding unter dem Mikroskop zu untersuchen?"
"Nun ja, unter dem Mikroskop sieht es eben aus, wie ein Mikrochip. Mehr kann ich bis jetzt auch nicht sagen. Ich wollte noch auf Sie warten. Ich wollte es mit Ihnen noch besprechen. Als ich durch Zufall darauf kam, wie widerstandsfähig dieses Ding..."
"Durch Zufall, Scully?"
Sie blickte ihn scharf an. Dann wich sie ihm aus. "Ja, okay ich gebe es ja zu! Ich war unvorsichtig und ließ es fallen."
"Das ist ihnen passiert?" "Jetzt seien Sie aber still. Ich habe anschließend einige Tests durchgeführt. Dieses Material ist äußerst stabil bei Gewalteinwirkung und resistent gegen Lauge und Säure."
Mulders Kinnlade klappte hinunter. War das ihr Ernst? Er mußte erst nach Worten suchen, wie er das zum Ausdruck bringen konnte. "Äh.. meinen Sie.. haben Sie... Scully, wollen Sie etwa damit andeuten, daß Sie an diesem Beweisstück einfach so Tests durchgeführt haben, ohne dies vorher auf wichtige Informationen zu untersuchen? Sie hätten es zerstören -" Er stockte, als er bemerkte, wie sich ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht breit machte. Er stemmt die Hände in die Hüften und holte Luft um etwas zu sagen. Er neigte den Kopf in die eine, dann in die andere Richtung. Nach einer Weile wurde er sich bewußt, wie dämlich er aussehen mußte, mit angehaltenem Atem und offenem Mund.
"Tja, Agent Mulder, da habe ich Sie endlich mal reingelegt. Nun ja, Sie kennen mich eben doch nicht so gut wie Sie glauben. Nach vier Jahren?.. Egal, niemand ist eben perfekt."
"Bis vor kurzem war ich nicht Ihrer Meinung." Er lächelte. Das war eine völlig neue Seite an ihr. Bisher hatte sie sich immer vor seinem Humor gesträubt. Aber nun sah er, daß sie eigentlich genau das Selbe witzig fanden. Jetzt war es aber wieder an der Zeit, ernstere Töne an zu schlagen.
"Dafür habe ich etwas gefunden." Er holte den Plastikbeutel mit dem Messer hervor. Überrascht nahm sie ihn entgegen und drehte ihn hin und her.
"Wo haben Sie denn das gefunden?"
"Och, lag im Gras. Mir scheint, die Polizei hat es wirklich nicht so mit der Spurensicherung."
"Das sehe ich. Ich werde beides gleich mal im Labor abgeben. Für eine Kleinstadt wie diese, ist dieses Hospital unglaublich gut ausgerüstet. Ich werde Fingerabdrücke und die Bodenproben untersuchen lassen und die sollen sich auch mal den Chip ansehen. Fahren sie schon mal ins Motel, ich komme nach." Er nickte und wand sich ab. Sie begab sich direkt in die oberen Abteilungen. nach etwa einer halben Stunde war sie fertig und machte sich ebenfalls auf den Weg. Es war schon dunkel. Mulder war anscheinend zu Fuß gegangen und hatte ihr das Auto dagelassen. Egal. Das Motel war sowieso nur vierhundert Meter entfernt. Die ganze Zeit war ihr unwohl zumute gewesen. Sie wurde das Gefühl nicht los, etwas wichtiges vergessen zu haben. Nervös parkte sie den Escort und stieg aus. Da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Wie hatte sie es nur vergessen können? War dies nicht de eigentliche Grund ihres Aufgeregtseins gewesen? Warum hatte er sie nicht darauf hingewiesen? Eilig lief sie zu Agent Mulders Tür und klopfte an. Schon kurz darauf vernahm sie Schritte und die Tür öffnete sich. Mulder war nur mit schwarzen Shorts bekleidet und trocknete sich mit dem Handtuch gerade die Haare. Scully stieg die Schamröte ins Gesicht, als sie sich bewußt wurde, daß sie nicht sein Gesicht betrachtete.
"Oh, entschuldigen Sie bitte, ich störe wohl gerade. Ich komme dann nachher wieder." Schon wollte sie sich umdrehen, als Mulder antwortete: "Nein, nein, Sie stören gar nicht. Kommen sie nur rein und machen sie es sich bequem. Ich wollte nur gerade den Paychannel suchen." Er hielt ihr die Tür auf und sie trat grinsend ein. Der Raum war karg einreichtet. Ein Bett ein Fernseher, ein Schrank und hinten Toilette und Dusche. Sie setzte sich auf das Bett und wartete. Mulder machte jedoch keine Anstalten, sich anzuziehen, sondern setze sich ihr gegenüber neben den Fernseher und fuhr fort damit, wie wild an seinen Haaren zu rubbeln. "Schießen Sie los, Scully. Was wollten sie mir sagen?"
"Nun ja, ich weiß selber nicht, wie ich es vergessen konnte. Der Chip war nicht alles, was ich gefunden habe." Mulder hielt inne und legte das Handtuch auf seinen Schoß. Er wurde hellhörig. "Also, ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben soll. Ich konnte keine Todesursache feststellen. Eigentlich, müßten die Patienten noch leben. Bis auf die Tasche, daß ihnen das Herz fehlt."
"Wie bitte?"
"Eigentlich hätte es diese Leute gar nicht geben dürfen. An der Stelle, an der sich sonst das Menschliche Herz befindet, war...nichts. Sie hätten gar nicht erwachsen werden können, Mulder. Ich kann mir nicht erklären, wie das von Statten gegangen sein soll. Diese Leichen waren echt und ich konnte keine Spuren einer Operation oder sonst etwas finden. Diese Menschen sind ohne Herz zur Welt gekommen und trotzdem am Leben gewesen!"
Stille. Mulder überlegte. Auch er konnte sich das nicht erklären. "Was gab es noch?"
"Als ob dies nicht schon genug wäre. Also, auf den ersten Blick sah es so aus, als sein den Opfern die Augen, Zähne und Geschlechtsteile entfernt worden, aber dies entspricht nicht den Tatsachen, Mulder. Diese Menschen, soweit es welche waren..."
"Ach das bezweifeln sie?"
"Diese Menschen besaßen keine Augen, Zähne oder Geschlechtsteile. Es gab keine Wunden oder Narben. Sie waren einfach nicht da."
"Wurden die Leichen schon identifiziert?"
"Ja, beide Mädchen waren Waisen. Die eine Margarete Evans arbeitet im Supermarkt um die Ecke und die andere Alice Reighen war Gehilfin in einer Boutique. Sie waren beide alleinstehend. Damit Sie gar nicht erst fragen: Niemand hatte sie richtig gekannt und es war ihnen in den Wochen vor ihrem Tod auch nichts merkwürdiges aufgefallen. Damals hatten sie aber nach Zeugenaussagen noch alle Körperteile."
Mulder kratzte sich nachdenklich am Kinn. Das war natürlich schlecht. Sie überlegten noch gemeinsam, was zu tun sein, kamen aber zu keinem weiteren Ergebnis. Scully riet ihrem Partner davon ab, die Leichen zu begutachten, da diese bereits in Einzelteile zerschnippelt und wieder zusammengenäht keine weiteren Ungewöhnlichkeiten aufwiesen, die einem Laien aufgefallen wären. So legte sie sich schlafen. Mulder konnte jedoch nicht und zappte durch die Kanäle. Was war es nur, das allen Bürgern hier so Angst machte? Nach etwa einer Stunde schlief er ein und hatte einen Traum. Er war gefangen, in der Dunkelheit und konnte sich nicht regen. Überall waren Stimmen, leise flüsternde Stimmen, die jedoch gemeinsam zu einem ohrenbetäubenden Gemurmel anschwollen. Dann, mit einem mal, Licht. Es durchflutete sein Zimmer und ließ ihn entsetzt die Augen aufreißen. Da war es, dieses grelle weiße Licht. Benommen stand er auf und ging zur Tür. Wie in Trance öffnete er sie und das Licht schoß herein. Es umhüllte ihn, durchfuhr ihn und nahm ihn in sich auf. Es hielt ihn fest und es schien ihm als riefen ihm tausend Stimmen gleichzeitig zu: Halte dich fern davon, verschwinde, oder du wirst es bereuen! Immer wieder, immer das selbe. Sie hielten ihn fest, schienen seinen Körper zu zerstören. Er mußte sich wehren, damit sie nicht seinen Körper in Stücke rissen, denn an allen Seiten zerrte diese unerklärliche Macht. Er versuchte es, er wollte stark sein. Nach einer schier endlosen Zeit brach er erschöpft bewußtlos zusammen.
Scully fand ihn auf dem Boden vor der Tür. Zusammengekrümmt und verkrampft lag er regungslos auf dem Teppich. Ängstlich versuchte sie ihn wach zu bekommen und rüttelte ihn. Nur langsam begann er sich wieder zu bewegen. Er stöhnte und als er sie ansah, zuckte er zusammen und kniff die Augen sofort wider zusammen. Sie waren rot und geschwollen. Mulder versuchte sich hoch zu stemmen. Sie half ihm und setzte ihn vorsichtig auf das Bett.
"Was ist passiert?", fragte sie besorgt und maß seinen Puls.
"Ich weiß nicht genau. Da war dieses helle Licht und die Stimmen und dann..." Er stützte den Kopf in die Hände und rieb sich die Augen, um besser sehen zu können. Er strich sich die Haare aus dem Gesicht.
Scully untersuchte ihn. "Es handelt sich wahrscheinlich um eine leichte Vergiftung, vielleicht auch nur eine Allergie. Nicht schlimm, aber das was Sie da erzählen scheint mir ganz wie eine Halluzination. Was haben Sie gegessen oder getrunken? Hat es vielleicht irgendwie komisch geschmeckt, oder..."
"Nein, nein, mit dem Essen war alles okay. Ich hab mich die ganze Zeit gut gefühlt. Dann habe ich geduscht, sie kamen und.."
"Geduscht!" Sie sprang auf. Im Badezimmer fand Sie nichts ungewöhnliches. Die Dusche war in Ordnung und alles schien am rechten Platz zu sein. Trotzdem nahm sie eine Probe vom Wasser. Als wider zu ihrem Partner zurückkehrte, war dieser bereits im Begriff, sich an zu ziehen. "Sie haben Glück gehabt, daß es Ihnen jetzt schon wieder besser geht. Es hätte sich schlimmer auswirken können. Was weiß ich, woran Sie sich das geholt haben. Kommen sie in einer halben Stunde zu mir ins Krankenhaus. Vielleicht weiß ich dann schon mehr."
"Glück gehabt ist gut. Ich habe höllische Kopfschmerzen!"
Sie sah ihn mitleidig an. Dann kramte sie in ihrer Tasche und warf ihm schließlich eine Packung Aspirin aufs Bett. "Frühstücken sie eine Kleinigkeit und nehmen sie zwei davon. dann sieht die Welt schon ganz anders aus." Dann verließ sie das Motel.
*So hält sie es also nur mit mir aus* dachte Mulder und machte sich fertig.
Im Krankenhaus saß Scully im Labor und untersuchte interessiert das Leitungswasser. Mulder klopfte leise an.
"Darf ich rein kommen?"
Sie sah auf. Es war also doch nicht so schlimm, wie sie befürchtet hatte. Ihr Partner machte einen guten Eindruck. Nur die Augen waren noch etwas rot aber irgendwie fand sie, daß es ihm ein animalisches Aussehen verlieh, daß ihn gar nicht mal so häßlich machte. "Ich habe etwas Interessantes in Erfahrung bringen können. Und ich habe etwas weniger Spektakuläres. Die Bodenproben ergaben überhaupt nichts. Nur, daß sie einer Hitze von schätzungsweise 1000°C ausgesetzt gewesen sind. Keine Überreste, keine Strahlung. Tja, nun zum Wasser Anscheinend wurde das Leitungswasser vergiftet. Ich habe Spuren von verschiedenen Halluzinogene, darunter auch von LSD gefunden. Es ist also kein Wunder, daß sie glaubten, Außerirdische gesehen zu haben.
"Das ist es!", murmelte Mulder.
"Was? Ich habe sie nicht ganz verstanden."
"Ich denke, das ist es, was den Leuten in der Stadt so Angst macht. Kann es
sein, daß jeder..."
"....jeder Haushalt verseucht ist? Oh Mulder, daß ist doch wohl nicht ihr Ernst oder?"
"Prüfen wir es nach." Mulder drehte einen Wasserhahn auf und nahm einige Tropfen des Wassers auf ein Glasplättchen. Anschließend schob er diese Probe unter Scullys Mikroskop.
"Das kann doch nicht wahr sein. Selbst hier im Krankenhaus...Das würde ja bedeuten, daß das ganze Trinkwasser mit Chemikalien verseucht ist. Wer hätte Interesse daran?"
"Jemand, der verhindern will, daß den Morden nachgegangen wird. Mich hat es wahrscheinlich gestern so erwischt, weil ich geduscht habe. Sie sagten doch, Sie hätten selbst die Obduktionsergebnisse fast vergessen. Was war davor?"
"Ich hatte ein Glas Wasser getrunken. Oh mein Gott Mulder Sie haben recht. Wir müssen das umgehend melden, bevor noch jemand ernstlich zu Schaden kommt." Sie wurde unterbrochen, als eine junge Frau schüchtern das Labor betrat.
"Entschuldigen sie, sind sie die Agenten vom FBI, Mulder und Scully?" Sie nickten. "Ich habe die Ergebnisse, die sie verlangt hatten. Die Fingerabdrücke auf dem Messer sind identifiziert worden. Es handelt sich um einen Mann. Ich glaube sein Name war Krycek..."
Teil 4
Gierig riß Mulder der schüchternen Frau die Akte aus der Hand und schlug sie auf. Tatsächlich. Eindeutig identifiziert. Kryceks Fingerabdrücke waren auf dem Knauf und das Blut des einen Mädchens an der Schneide gefunden worden.
"Das erklärt, warum wir nur einen Chip besitzen." sagte Mulder triumphierend und überreichte Scully das Dokument. "Ich hatte also recht. Er war doch hier. Aber warum hat er dann nur einen Chip entfernt?"
Mulder und Scully setzten sich sofort mit dem Bürgermeister in Verbindung und erklärten die Lage. Es wurde nicht lange geredet und schon nach Wenigen Stunden wurde das Wasser der Stadt abgedreht. Die meisten Bürger waren ahnungslos und die beiden Agenten konnten sich vorstellen wie nun die Polizei zu tun haben würde, die aufgebrachten Leute zu beruhigen. Nicht ohne Schadenfreude sahen sie, wie ihre sonst so unkooperativen Kollegen in Schwierigkeiten gerieten und sich jetzt mal richtig anstrengen mußten.
Das Nächste, was organisiert wurde, waren die Tests. Vier verschiedene Teams testeten an allen möglichen Stellen, ab wann die Verseuchung einsetzte. Es konnte eine Zeit dauern. Darum beschäftigten sich Mulder und Scully in der Zwischenzeit mit der Untersuchung des Mikrochips. Er mußte die Lösung des Rätsels sein. Mulder wollte nicht alles auf eine Karte setzten. Denn es konnte lange dauern, bis man Details über den Chip herausgefunden hatte. Also führte er ein kleines Telephonat mit seinen Freunden und bat sie, sich im Internet bei ihren Freunden umzuhören. Die Lone-Gunmen hatten ihm schon immer helfen können und bei ihren Beziehungen sollte es eigentlich keine Schwierigkeit sein, jemanden zu finden, der sich mit solchen Chipimplantaten auskannte. Scully, die nun überzeugt davon war, daß Krycek wirklich mit in dieser Sache steckte wie in der Zwischenzeit einige Polizisten an, Informationen über eventuelle weitere Zeugen zu beschaffen, die ihn noch gesehen haben könnten. Der Tag verging, ohne weitere Ergebnisse. Es machte ihn wütend, daß er nur dasitzen und nachdenken konnte. Er haßte es, untätig zu sein, aber was sollte er tun? Den Teams bei den Wasserproben konnte er nicht helfen. Die Untersuchungen mußten abgebrochen werden, da ein Unwetter drohte. Der Schneefall hatte vor wenigen Stunden eingesetzt und schon bedeckte eine etwas vier Zentimeter dicke weiße Schicht den Boden. Die Männer konnten so nicht arbeiten und deshalb beschränkte sich Mulders einzige Hoffnung auf die Identifizierung des Chips.
Draußen konnte man fast von Weihnachtlicher Stimmung reden obwohl es erst Anfang November war. Hier hoch oben im Norden kam so etwas öfters vor. Manche Meteorologen sprachen sogar von einem drohenden Blizzard. Gelangweilt blickte Mulder auf die Uhr. 4.16. Er spuckte einen Sonnenblumenkern gekonnt in den Mülleimer und schaute sich um. Neben ihm untersuchten zwei Spezialisten den Chip und sie klangen äußerst erregt, da sie so etwas anscheinend noch nie gesehen hatten. Dies alles interessierte Mulder nicht. Er wollte nur Ergebnisse hören. Er wollte nur wissen, woher das Ding stammte, oder zu was es nutze war. Nicht, daß es so etwas eigentlich nicht geben dürfte. Er hatte schon zu viel gesehen, als daß ihm der Satz, das gibt es doch gar nicht, noch Aufmerksamkeit entlocken könnte.
Schließlich kam Scully in den Raum gestapft. Sie blickte mutlos und ein wenig verärgert drein. "Ist ja mal wieder typisch. Ich laufe draußen in der Kälte 'rum, während Sie hier angestrengt nichts tun. Haben Sie es schon gehört? Die Testleute mußten das Unternehmen abbrechen..."
"Ja, schon gehört. Ich meine..." Er wurde unterbrochen, als sein Handy klingelte. "Vielleicht sind das ja schon Antworten. Mulder!" Am anderen Ende der Leitung meldete sich sein alter Freund Byers: "Hallo, ich bin's. Was hast du uns da nur schon wieder aufgegeben? Ich frage mich wirklich, wie du immer an so heikle Themen kommst. Ich dachte erst, daß die Sache mit den Implantaten abgeschlossen wäre, aber..."
"Es ist ein Implantat einer neuen Leiche. Nun sag schon, was habt ihr herausgefunden?" Mulder hörte kurze Knackgeräusche. Frohike hatte sich den Hörer geschnappt und sprach nun mit Mulder.
"He, paß auf, du bist da einer ganz heißen Sache auf der Spur. Anscheinend will hier jemand nicht, daß etwas über die Chips und die anderen Morde herausgefunden wird."
"Andere Morde?" Mulder war etwas verwirrt. Welche anderen Morde? "Unseren Informationen zur Folge verschwanden seit den letzten zehn Jahren immer wieder junge Frauen in der Nähe von Anvik. Die Politiker sprechen nicht gern darüber, weil das Thema nicht ganz sauber ist. Bei jeder der Leichen wurden bisher die Implantate gefunden, aber außer dir kümmert sich anscheinend niemand drum. Es wird wieder mal alle vertuscht. Mulder, sei vorsichtig! Diesmal scheinst du echt nah dran zu sein. Sag uns Bescheid, wenn du was herausgefunden hast, okay? Wir werden diese Sache natürlich in unserer neusten Ausgabe veröffentlichen aber dafür brauchen wir noch weitere Informationen. Also melde dich, wenn du fertig bist." Es gab ein Klicken, dann ertönte das Freizeichen. Frohike hatte aufgelegt.
Nervös schob Mulder sein Handy zurück in die Jackentasche. Was, wenn sie recht hatten? Was, wenn dies wieder eines der Experimente war, die von der Regierung durchgeführt wurden? Die Opfer waren unwichtig und ihr Tod wurde weit gehend vertuscht und verharmlost. Eine unbestimmte Wut stieg in ihm auf. Wider aller Hoffnungen schienen sich die Fälle nicht aufzuklären, nein, je weiter er in die X-Akten vorstieß, desto dichter schien das Netz der Intrigen der Regierung zu werden.
Er atmete kurz ein paar mal durch und versuchte, sich zu beruhigen. Dann wandte er sich an die beiden Wissenschaftler, denen Scully interessiert über die Schulter guckte.
"Also schön, was haben sie herausgefunden?"
Einer der beiden blickte auf und sah den Agent nervös an. Hektisch blickte er sich um. Es war ihm ganz offensichtlich unangenehm, mit dieser Aufgabe betraut zu sein. Auch er wollte am liebsten nichts mit der ganzen Sache zu tun haben. "Also, wie gesagt, wir haben so etwas noch nie gesehen. Aber so, wie es im Moment aussieht, so scheint dieser Chip,- na ja, wie soll ich sagen?... Funktionen zu haben, von denen wir nichts ahnen."
"Bitte, könnten Sie das vielleicht näher erklären?", fragte Scully und musterte ihn wie immer skeptisch. Der Mann überlegte kurz und warf seinem Kollegen einen unsicheren Blick zu. "Dieses Ding ist unserer Technologie mindestens um dreißig Jahre voraus. Zu diesem Zeitpunkt ist niemand in der Lage, so etwas zu bauen. Zu viele Funktionen auf einem Raum, verstehen Sie? Bisher haben wir nur herausgefunden, daß es als eine Art Steuerung agiert. Es sendet, auch jetzt noch, elektrische Impulse aus, die anscheinend dafür bestimmt sind, den Träger dieses Implantats zu steuern."
"Aber so etwas fand man doch auch bei meinem Im..."
Mulder unterbrach sie schnell. "Lassen Sie uns erst noch zu Ende hören, was, der Mann zu sagen hat." Langsam nickte sie.
"Außerdem scheint es noch eine Art Peilsender zu beinhalten. Sehen Sie, einige der Signale können vom Körper erfaßt werden, andere wiederum entsprechen fast unseren Ultrakurzwellsignalen. Dies nimmt aber nur einen minimalen Raum auf dem Chip für sich ein. Gott weiß, was da noch alles eingebaut ist."
"Ein Sender also. Könnte jemand, der den Empfänger hat, von überall her kontrollieren, wo sich das Implantat befindet?"
"Bei Gott, nein, so weit kann dieses Ding nicht reichen. Ich schätze, daß seine Reichweite allerhöchstens 80, vielleicht 90 Meilen beträgt."
"Bingo! Scully, wie weit sind die Testmannschaften vorgestoßen?"
"Na ja, sie untersuchten die Rohre, die nach Norden führten. Selbst fünfzig Meilen entfernt war das Wasser noch verseucht."
"Worauf wollen sie hinaus?"
"Das werden wir gleich sehen. Wenn sich meine Theorie bestätigt, sind wir so nah an der Wahrheit, daß wir nur die Augen auf machen brauchen." Mit diesen Worten drehte er sich wieder zu dem Wissenschaftler, der sich etwas fehl am Platze vorkam. "Was, in Richtung Norden wäre geeignet um so etwas unauffällig zu produzieren oder einen anderen Sender auszurichten?"
Der Mann überlegte eine Weile. Er wußte, daß es wichtig war. Er mußte alles in Betracht ziehen. Dann viel ihm plötzlich etwas ein. "Es gibt da ein altes Wasserkraftwerk. Es wurde vor etwa sechs Jahren still gelegt aber nicht abgerissen. Es befindet sich etwa 75 Meilen entfernt von hier. Es gibt dort kein Dorf oder eine Stadt. Deshalb hält es auch niemand für nötig, daß Ding zu entfernen..."
"Das ist es!" Mulders Augen funkelten. Auch Scully verstand langsam. Konnte Mulder recht haben? "Scully, ich fahre sofort zu diesem Wasserkraftwerk. Rufen sie schon mal Skinner an und verständigen sie ein Team, daß sich zur Stürmung des ehemaligen Kraftwerks bereithalten soll."
"Aber Mulder, Sie können doch nicht alleine da hingehen und ich soll nur auf eine Vermutung hin ein ganzes Team zusammenrufen. Was ist, wenn Sie nicht Recht haben?"
"Was ist, wenn ich Recht habe?"
"Wenn es tatsächlich so ist, wie Sie sagen, sind Sie da völlig auf sich allein gestellt und können nichts ausrichten!"
"Ach glauben Sie auf einmal an außerirdische Technologie?"
"Das nicht, trotzdem kann es durchaus sein, daß diese Leute, die den Mädchen das angetan haben daran interessiert sind, ihr Geheimnis für sich zu behalten."
"Da haben Sie wahrscheinlich recht, aber ich muß wenigstens wissen was darin vor sich geht. Seien Sie beruhigt, ich werde schon kein Risiko eingehen. Sie kennen mich doch."
"Das beunruhigt mich ja eben. Außerdem haben Sie doch selber gehört, daß es sich hier wahrscheinlich um einen Sender handelt. Wenn dies tatsächlich ein Senders sein sollte, so wissen die doch schon längst, daß wir ihn haben."
"Genau, das ist der Grund, warum wir uns beeilen müssen. Falls sie sich wirklich entdeckt wissen, so werden sie nun wohl alle Hände voll zu tun haben, ihre Sachen zusammenzupacken und zu verschwinden. Wenn ich Glück habe, komme ich noch an, bevor alles wieder leergeräumt ist." Mit diesen Worten verließ er das Zimmer. Scully vernahm noch die verhallenden Schritte im Gang, dann war Stille. Der junge Wissenschaftler musterte sie schüchtern.
"Machen Sie sich an die Arbeit. Vielleicht können sie ja noch etwas herausfinden!", sagte Scully in ungewöhnlich barschem Tonfall und der junge Mann spurte sofort. Scully zog ihr Handy aus der Tasche und bat Skinner, das Kraftwerk zu überprüfen. Sie informierte auch Poten sich mit seinen Männern bereit zu halten. Nun blieb ihnen nur noch übrig zu warten.
Verträumt sah Scully aus dem Fenster. Ihr fiel auf, daß der Schneefall stärker wurde. Hoffentlich war das Gerede von Blizzard nur Utopie. Plötzlich klingelte ihr Handy. Sie nahm ab. "Scully!"
Am anderen Ende der Leitung meldete sich ein unbekannter Streifenpolizist. "Agent Scully? Ich habe eine Zeugin gefunden die den gesuchten Alex Krycek gesehen hat. sie meint, er habe bei ihr im Motel zwei Tage übernachtet und sei heute Nachmittag losgefahren."
"Auf welcher Straße liegt dieses Motel?"
"Auf der 95."
"Danke, Officer." Sie steckte das Handy ein. "In welcher Himmelsrichtung liegt die 95 Straße?"
Der andere Wissenschaftler, der bis jetzt still gewesen war, antwortete prompt: "Im Norden Miß!"
Scully begann sich um Mulder zu sorgen. Sie wählte seine Nummer. Eine Frauenstimme teilte ihr mit, daß keine Verbindung bestand. Wütend legte Scully auf. Sie warf eine Blick nach draußen. Es sah schlecht aus.
Teil 5
Mulder kämpfte sich durch den Schnee. Er hatte bereits 30 Meilen hinter sich und wollte den Rest auch noch schaffen. In den Nachrichten im Radio war die Rede von einem Blizzard gewesen. Mulder hoffte nur, daß sich die Wetterleute wieder irrten. Ansonsten würde er Probleme bekommen. Obwohl die Scheibenwische nun schon auf volle Leistung gestellt waren konnte er kaum zehn Meter weit sehen. Trotzdem fuhr er so schnell er nur konnte, denn eine innere Stimme riet ihm zur Eile. Sie hatten schon zu viel Zeit verloren. Wenn er noch etwas finden wollte in diesem Kraftwerk, so durfte er keine weitere Sekunde verlieren.
Plötzlich tauchte vor ihm ein Wagen auf. Dieser bewegte sich noch langsamer vorwärts, als er. Nach längerer Zeit wurde Mulder ungeduldig. Schließlich entschloß er sich, das Auto zu überholen, denn er sah weit und breit keine Scheinwerfer eines, eventuell entgegenkommenden Fahrzeugs. Langsam beschleunigte er, damit seine Räder nicht durchdrehten. Als er sich etwa auf gleicher Höhe mit dem anderen befand, blickte er kurz nach rechts zur Fahrerkanzel. Ihre blicke trafen sich und Mulders Augen weiteten sich. Die Erkenntnis durchzuckte ihn, wie ein Blitz. Krycek! Aber auch dieser hatte seinen Feind bemerkt und gab sofort Gas. Mulder achtete nicht mehr auf die Straße, sondern folgte nur noch seinem Widersacher, der seine Vater und Scullys Schwester ermordet und ihn selbst in Tunguska den Klauen des Todes überlassen hatte.
Immer schneller fuhren Sie beide, immer weniger Sicht. Plötzlich geriet Kryceks Auto ins Schleudern. Mulder bremste den Wagen ab und hätte sich selber fast gedreht. Krycek konnte das Auto mit einer Hand nicht halten. Deshalb bremste er ganz. Der Motor stockte und hörte schließlich ganz auf. Kaum war er zum Stehen gekommen, sprang Krycek aus dem Wagen und verschanzte sich dahinter. Mulder war ebenfalls stehen geblieben und versteckte sich seinerseits auf der rechten Seite der Straße. Hinter ihm ging es eine kleine Abhang hinunter. Der Wind tobte und heulte. Mulder zog seine Waffe und entsicherte sie. Diesmal sollte ihm dieser Schweinehund nicht entkommen.
Er versuchte gegen den Sturm an zu schreien: "Krycek, du hast keine Chance. Komm raus und ich werde dich nicht töten!" Aber noch während er diesen Satz sagte, wußte er, daß er selbst den unbewaffneten Alex Krycek ohne mit der Wimper zu zucken abknallen würde. Diesmal keine Gnade für die Ratte.
Krycek dachte gar nicht daran aufzugeben. Er war schon so weit gekommen. Jetzt wollte er sich nicht von diesem irren Agenten das Ziel versperren lassen. Er hatte es geschafft, seinen Vater, einen ehemals mächtigen Mann zu töten. Warum sollte es ihm dann nicht auch gelingen seinen unbedeutsamen Sohn zu töten? Ja, unbedeutsam. Mulder hatte es niemals bis zum Schluß geschafft. Er hingegen jedoch wußte über Dinge Bescheid von denen dieser Kerl nur zu träumen wagte. Außerdem hatten sie noch eine Rechnung offen. Mulder war es zu verdanken, daß er jetzt keinen linken Arm mehr hatte.
Mit einem Satz sprang er aus der Deckung heraus und zielte auf Mulder. Dieser war ebenfalls aufgesprungen und nun standen sich beide Männer, sechs Meter voneinander getrennt gegenüber. Regungslos starrten sie sich gegenseitig an und der Haß raubte ihnen fast die Sinne. Der Schnee wirbelte um sie herum und es konnte diesmal nur einen Gewinner geben. Mulder lächelte und eine unbekannte Erregung bereitete sich in ihm aus. Nur Krycek und er. Kein FBI, kein Cancerman. Niemand, der ihn davon abhalten würde, den Tod seines Vaters zu rächen. Er lächelte.
**********
Scullys Handy war anscheinend nutzlos geworden. Skinner hatte sie über das normale Telephon erreicht und ihr die schlimme Nachricht überbracht. Das Kraftwerk war bereits geräumt. Mulder hatte also die Technologie, die in diesem Ding steckte unterschätzt. Es wäre wahrscheinlich doch besser gewesen, wenn sie ihn zerstört hätten. Wahrscheinlich hatte man sie schon von Anfang an beobachtet. Vielleicht, war es sogar gewollt gewesen, daß sie die Leichen entdeckten. Nun, konnte man die Spuren nicht mehr zurückverfolgen. Mulder war umsonst auf dem Weg zum Kraftwerk. Dort gab es nichts mehr zu holen. Sie konnte ihn nicht erreichen, da die Handyverbindung unterbrochen war. Mulder war allein da draußen, Krycek war auf dem Weg und sie fuhren direkt in den Blizzard hinein. Scully eilte aus dem Krankenhaus und schnappte sich den nächst besten Wagen. Vielleicht schaffte sie es , ihn einzuholen.
**********
Als sie sich gegenüber standen, wußte Mulder plötzlich, daß es hier nicht nur um Rache ging. Es war die endgültige Entscheidung, wer von ihnen beiden auf welcher Seite den Kampf weiter führen würde. Mulder kniff die Augen zusammen. Er wartete den entschiedenen Moment ab. Es heißt, daß man erst schießen soll, wenn man das Weiße, in den Augen seines Feindes sieht.
Mulder wartete nicht darauf. Er zögere nur einen Augenblick. Dann ging das Feuer los. Lautes Krachen zerriß das Brausen des Windes. Einmal, zweimal, dreimal... heißer Schmerz durchzuckte ihn und er wurde mit der Wucht des Aufpralls nach hinten gerissen. Der Boden glitt unter ihm weg und er stürzte den Abhang hinunter. Alles schien sich zu verkehren. Die Welt verschwamm vor seinen Augen und das letzte, was er noch fühlte, war das Knirschen seines Armes. Dann war alles schwarz und die eisige Finsternis umhüllte ihn.
Teil 6
Er schreckte auf. Grelles Licht blendete ihn und er mußte blinzeln. Genervt kniff er die Augen zusammen. Es dauerte eine Weile, bis er sich an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatte. Vorsichtig lugte aus der Dunkelheit in das helle Licht. Es war gar nicht so schlimm. Zuerst war alles noch ein wenig verschwommen, aber sobald sich der Nebel lichte und das Bild an Schärfe zunahm, wurde er sich seiner Umgebung und seines Wachseins bewußt und mit diesem Moment kamen auch die Schmerzen wieder. Ein dumpfes Hämmern pochte mit jedem Schlag seines Herzens in seinem linken Oberschenkel und seinem rechten Arm. Auf seinen Lippen machte sich der metallen bittere Geschmack des Blutes breit. Er fuhr mit der Zunge darüber. Er wollte den Arm heben, ließ ihn aber sofort los, als eine Welle von Schmerz ihn durchfuhr. Er blinzelte und erkannte, daß der Arm dürftig geschient war. Vorsichtig hob er die andere Hand und betastete sein Gesicht. Ein Brennen zog sich durch ihn hindurch er besah seine Hand: Blut! Eine klaffende Wunde an seiner Stirn. Er erinnerte sich und durchlebte abermals die schrecklichen fünf Sekunden in denen er von Krycek angeschossen und den Hang hinunter geschleudert worden war...
Aber warum war er hier? War er tot? Im Himmel gab es gewiß keine geschmacklosen rotgelben Stoffvorhänge. Er seufzte und verzog den Mund. Eine Tür knarrte, reflexartig wollte er sich zur Seite drehen, dabei stach ein brennender Schmerz sein Bein und er ließ sich stöhnend zurücksinken.
"Oh, Gott sei Dank." Scully eilte zu ihm. Sie trug eine Schüssel voller Wasser und einen Lappen. Schere und Pinzette hielt sie in der anderen Hand. Vorsichtig stellte sie beides auf das Nachtkästchen und setzte sich zu ihm auf die Bettkannte. Besorgt aber zugleich auch glücklich blickte sie ihn an. "Ich hatte schon befürchtet, ich wäre zu spät gekommen. Aber es scheint ihnen ja schon wieder recht gut zu gehen."
"Bitte?", Er stockte. Nur ein Krächzen kam aus seiner Kehle. Angestrengt, versuchte er, seine Stimme zu behalten. "Scully, was machen Sie denn hier? Sollten sie nicht im Krankenhaus sein?"
"Ihr Glück, daß dem nicht so ist. Etwas länger da draußen und ich glaube nicht, daß Sie noch in der Lage wären, so mit mir zu reden."
"Was? Wieso...Das Letze an das ich mich erinnern kann war, daß Krycek- oh nein, jetzt ist es zu spät. Er wird in der Zwischenzeit das Kraftwerk gefunden und die Beweise vernichtet haben. Verdammt, wie konnte ich nur zulassen, daß...."
"Ganz ruhig, Sie dürfen sich nicht aufregen. Ich werde ihnen alles erklären - später. Jetzt muß ich erst mal die Kugel aus ihrem Bein entfernen."
Bestürzt schaute er sie an und ließ seinen Blick an sich hinabwandern. Ja, in der Tat, es sah nicht gut aus. Sein linkes Hosenbein war dunkelrot und klebte an seiner Haut. Sie nahm die Schere und schnitt vorsichtig den Stoff auf. Mulder erinnerte sich betrübt an das Geschäft, in dem er die $145 teure Hose gekauft hatte. Am besten sah er einfach weg.
Scully hatte schon schlimmere Verletzungen gesehen, aber die Tatsache, daß der Treffer kein glatter Durchschuß war, sondern die Kugel noch tief im Fleisch steckte beunruhigte sie sehr. Sie saßen hier mittellos fest und sie konnte nichts unternehmen, wenn das Geschoß eine Vene durchtrennt hatte und nur noch der Widerstand ein starkes Bluten verhinderte.
"Das wird jetzt etwas weh tun, Mulder. Es tut mir leid, aber ich habe leider kein Betäubungsmittel gefunden. Wenn der Fremdkörper nicht entfernt wird dann..."
"Ist schon gut, ich vertraue Ihnen!" Sie nahm die Pinzette. Die Wunde war schon einige Stunden alt und die Kälte hatte eine Schwellung verhindert. Dies begünstigte ihre Arbeit. Trotz allem mußte Sie alles schnell machen, da es für ihren Partner kein Honigschlecken war. Vorsichtig aber entschlossen umfaßte Sie mit der Pinzette das Ende des Metalls. Sie hatte es fest. Langsam zog Sie es heraus. Mulder biß die Zähne zusammen. Angeschossen zu werden, war ja schon unangenehm genug, aber das Ding auch noch ohne Anästhesie herausgeholt zu bekommen, war einfach zu viel. Gepreßt ließ er die angehaltene Luft entweichen. Sein ganzes Bein schien im Feuer zu rösten. Er versuchte an etwas anderes zu denken und konzentrierte sich auf den freien Spalt zwischen den Vorhängen, der ihm die wild tanzenden Schneeflocken, draußen im Sturm zeigte, aber sie schienen nur seine eigenen Schmerzen widerzuspiegeln, die ebenso wild und chaotisch in seinem Bein wüteten. Und dann war es geschafft. Ein leises Klopfen erklang, als sie die Kugel auf das Holz des Nachtschränkchens fallen ließ.
Sofort versorgte sie die Wunde und versuchte die Blutung zu stillen, die zwar nicht übermäßig schlimm, aber doch nicht zu unterschätzen war. Professionell verband sie sein Bein. Schon nach kurzer Zeit war sie fertig und wandte sich wieder ihrem erschöpften Partner zu. Er merkte gar nicht, daß er zitterte.
"Ich hole Ihnen ein paar Decken!" Als sie das Zimmer verließ, verdrehte er die Augen und driftete wieder weg. Sie saß bei ihm, als er aufwachte. Etwas war anders. Ihm war nicht mehr so furchtbar kalt. Draußen schien es nicht mehr ganz so undurchdringlich schwarz zu sein. Ja, der Schnee wirbelte nach wie vor, aber er glaubte einen bläulich hellen Schimmer aus zu machen. Bestimmt war es nicht mehr lang, bis der Morgen graute.
Müde schaute er sie an. Sie machte einen seltsamen Eindruck auf ihn, so wie sie ihn musterte... Er konnte wieder klar denken. Der Schmerz in seinem Oberschenkel war ein wenig abgeklungen und auch sein Schnitt auf der Stirn war versorgt.
"Hallo Partner", Er flüsterte fast.
"He, da sind Sie ja wieder. Versuchen sie sich zu entspannen."
Er folgte ihrer Anweisung. Nach einigen Minuten stillen Schweigens sagte er schließlich: "Wir haben wieder verloren, nicht wahr? Krycek wird die Beweise bereits genommen oder vernichtet haben."
"Mulder, Sie scheinen es noch nicht zu wissen... Krycek ist tot!"
Er starrte sie ungläubig an. "Was? Im Ernst? Das ist doch nicht möglich! Hab ich ihn wirklich...Das hat dieser Schweinehund verdient. Jetzt hat er endlich seine gerechte Strafe bekommen. Für meine Vater und für Melissa..." Er lachte. Sein Hals war trocken und er brachte nur ein heißes, blubberndes Röcheln hervor, aber das machte nichts. Als er sich beruhigt hatte, wurde er wieder unruhig. "Woher wissen Sie?..."
"Ich habe ihn gesehen. Sie haben ihn getroffen. Mitten ins Herz."
Stille. Nach einer Weile fragte er: "Warum sind Sie mir eigentlich gefolgt? Ich dachte, Sie wollten auf Skinner oder das Team warten!"
"Nun, ich denke, wir haben jetzt genug Zeit, um alles zu erklären. Es war so, wie sie es befürchtet hatten. Wir wurden die ganze Zeit durch den Chip überwacht. Skinner hat mich zurückgerufen und mir alles erklärt. Er teilte mir mit, daß es einen Zwischenfall gegeben habe und beide Leichen, die auf dem Weg in ein besseres Labor waren, bei einem Autounfall verbrannt worden seien. Sämtliche Beweismittel befanden sich in diesem Transporter. Es war vermutlich eine Autobombe!"
Mulder nickte resigniert. Man hatte also wieder an alles gedacht. "Ich wette um 10$ daß wir auch später noch keinen einzige Zeugen finden werden, weder jemanden, der die Leichen gesehen, noch jemanden, der etwas von ihnen weiß!"
"Das ist noch nicht alles. Skinner ließ auch die Adresse des Wasserkraftwerks überprüfen. Er sagte, es habe dort gestern Razzia von einer, dem FBI unbekannten, Einheit gegeben. Sie haben alles Wertvolle mitgenommen und den Rest verbrannt."
"Hm, als wir die Leichen gefunden und den Chip entfernt haben, wurde schon Alarm geschlagen. Das darf doch wohl nicht wahr sein. Wir waren so nah dran. Diesmal hatten wir den Beweis doch schon fast in der Hand." Nach kurzem Überlegen fügte er hinzu: "Aber warum wollte Krycek auch zu diesem Kraftwerk, obwohl er doch gewußt haben mußte, daß es dort nichts mehr zu holen gab"
"Tja, wer weiß, mit wem Krycek unter einer Decke steckt. Im einen Moment arbeitet er für die eine und im Nächsten für die andere Front. Er scheint sich ja nicht gerade beliebt bei seinen Arbeitgebern zu machen. Es heißt ja, es hätte ihn schon viele Male beinahe erwischt."
"Ist das verwunderlich? Diese Ratte hat es doch nicht anders verdient, als in der Hölle zu schmoren!"
"Das wird er jetzt auch, vermute ich."
"Trotzdem, wie kommen Sie hier her?"
"Ich hatte versucht, sie übers Telephon zu erreichen, aber der Blizzard ließ keine Verbindung zu. Auf jeden Fall wollte ich sie noch einholen, bevor Sie das Unwetter erreicht hatten. Es hieß, der Schneesturm hätte sämtliche Straßen unpassierbar gemacht und sie alleine da draußen mit Krycek, ich weiß nicht..."
"Sie haben sich doch nicht etwa Sorgen um mich gemacht, Scully, oder?"
Sie schaute ihn vorwurfsvoll an. "Sie scheinen sich ja wieder prächtig erholt zu haben, wenn Sie jetzt schon wieder dumme Witze reißen können."
"Entschuldigung. Bitte erzählen sie weiter."
"Gut. Ich hatte sie schon fast eingeholt, als der Sturm anfing. Ich konnte kaum noch etwas erkennen. Plötzlich sah ich dann zwei Autos am Straßenrand. Ich dachte zuerst es wäre ein Unfall geschehen, bei diesem Wetter, aber ich erkannte, daß es Ihr Wagen war. Krycek war tot und Sie lagen, etwa vier Meter unterhalb der Straße in einem Graben. Sie mußten schon ziemlich lange dort gewesen sein, denn Sie waren fast gänzlich mit Schnee bedeckt und stark unterkühlt. Ich habe sie dann schließlich in mein Auto geschleppt. Ich konnte keine Hilfe rufen, weil die Telephonverbindung durch das Unwetter unterbrochen war. Also mußte ich versuchen, Sie in das nächstbeste Haus zu schaffen. Ich mußte hier einbrechen, um sie am Leben zu erhalten."
Sie grinste verschmitzt und kontrollierte unauffällig seine Stirn und den gebrochenen Arm. Mulder blickte in ihre wunderschönen blaugrünen Augen. Dann lächelte er ebenfalls. "Danke." Er nahm ihre Hand und drückte sie.
"Gern geschehen. Ich bin ja schon froh, wenn sie mir nur nicht wegsterben. Ich dachte schon, es sei zu spät."
"Es ist niemals zu spät, Scully!"
Sie hob die Augenbrauen. "Was wollen Sie damit andeuten?"
Ihm blieb die Antwort erspart, denn in diesem Moment flackerte das Licht auf. Es zuckte noch kurz, dann war alles finster. Für einige Sekunden umhüllte sie beide die gleiche Dunkelheit, das gleiche Schwarz. Nur ihre Hand berührten sich.
"Ich werde Kerzen holen!" Sie stand auf.
Enttäuscht ließ er sie los. "Ja tun Sie das!" Er ließ sich zurücksinken und schloß die Augen. Als sie zurückkam, war er wieder eingeschlafen. Im Feuerschein sah sie, daß er wieder blutete. Er hatte noch relatives Glück gehabt. Trotzdem würden am Morgen die Schmerzen wohl erst richtig beginnen. Leise nahm sie den Lappen und tupfte die Wunde ab. Erschrocken zuckte Mulder zusammen. Sie stand vor ihm.
"Oh, Entschuldigung, wenn..."
"Nein, nein, ich war nur wohl eben eingenickt."
Scully wusch ihm das Gesicht. Er genoß die feuchte Kühle, die ihn erfrischte und nicht erfrieren ließ. Sie sah ihn an. Seine Augen funkelten und seine Lippen schienen lautlose Worte zu formen. Sie stellte sich vor, wie etwas passierte. Langsam nahm er ihr den Lappen aus der Hand und legte ihn auf das Nachtkästchen. Sanft strich er ihr durch die Haare. Vorsichtig zog er sie zu sich. Ihre Gesichter berührten sich nun beinahe und sein weicher Atem streichelte ihr Gesicht. Sie schloß die Augen und ließ sich nach unten ziehen...
**********
Als er die Augen öffnete, tobte um ihn herum die Hölle. Im ersten Moment dachte er schon, daß wäre das Ende, aber die Schmerzen erinnerten ihn daran, daß er noch lebte. Mühsam richte sich auf die Knie. Ein stechender Schmerz brannte in seinem Brustkorb. Vorsichtig ließ er den Blick hinabschweifen. Fast wäre er vor Lachen umgekippt. Wenn der Schmerz nicht so groß gewesen wäre, hatte er vermutlich wirklich gelacht. Stattdessen überkam ihn ein Würgereiz und er mußte sich übergeben. Angeekelt versuchte er, auf die Beine zu kommen. Er konnte es immer noch nicht fassen. Er hatte ja gewußt, daß sie weit fortgeschrittener waren, als sie zugaben - selbst ihm gegenüber - aber daß so etwas möglich war? Seine Jacke war aufgeplatzt und sein Hemd zierte in Herzgegend ein großes rundes Loch. Amüsiert holte er den Chip aus der Brusttasche heraus und betrachtete ihn. Er war vollkommen zerstört. Die Kontakte waren zerbrochen und miteinander zerschmolzen. Trotzdem hatte es der Kugel soviel Widerstand geleistet, daß die ihn nicht getötet hatte. Ja, die Arbeit war vernichtet. Er war zwar mit dem Leben davongekommen, aber er hatte seinen Auftrag nicht erfüllt. Er mußte sich beeilen, denn konnte er sicher sein, daß sie beobachtet hatten, wie das Peilsignal erloschen war. Es sollte also nur noch eine Frage der Zeit sein, bis sie hier erscheinen, und alles vernichten würden. Aber nicht ihn!
Er stieg in seinen Wagen und startete. Er blickte nur noch einmal zurück. Dort irgendwo im Schnee war Mulder. Wenn er nicht schon tot war, so würde der Schnee ihm den Rest geben. Als Krycek losfuhr, begann er zu kichern. Erst ganz leise und dann immer lauter, bis zu einem hysterischen Kreischen.
**********
"Scully, was ist los, Sie schauen so komisch!"
"Was?... Oh!" Sie stand über ihn gebeugt. besorgt fühlte er ihre Stirn. Das war nicht das selbe.
"Nein, Fieber haben Sie nicht. Es scheint wohl nur die Müdigkeit zu sein."
Verwirrt über dieses fast Erlebnis setzte sie sich auf den Stuhl, der neben dem Bett stand. "Der Blizzard hat sich beruhigt. Ich schätze in ein oder zwei Stunden wird das Telephonnetz wieder intakt sein und wir können abgeholt werden... Was haben Sie denn? Es ist doch jetzt alles überstanden. Warum machen Sie denn so ein, wie soll ich sagen, enttäuschtes Gesicht?"
"Ich habe nur eben an etwas gedacht, geträumt und geglaubt, es wäre wahr!"
"Nun, Scully, die Wahrheit liegt irgendwo dort draußen!"
Ende
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