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Cassandras Rache

von Cassandra Hart

 

 

Paris, Frühjahr 1998, Donnerstagmittag

 

"Mac?"
Joe Dawson zog den Kopf ein, um sich nicht an der Kante des Abgangs zu stoßen.
"Mac. Bist du da?"
Duncan MacLeod saß auf einer Reisstrohmatte in der Mitte seines Hausbootes und meditierte. Unwillig schlug er die Augen auf. "Joe. Was ist?"
Dawson humpelte auf seinen Stock gestützt die Treppe herunter. "Ich habe eben etwas erfahren, du solltest es auch wissen. Nur damit ich nachher keine Vorwürfe zu hören kriege."
Duncan faltete seine Beine auseinander und erhob sich. Er schenkte sich einen grünen Tee ein und bot Dawson auch eine Schale an. "Danke, ich glaube, ich kann etwas Stärkeres vertragen."
Duncan entkorkte die Whiskykaraffe und schenkte zwei Fingerbreit ein.
"Nun erzähl schon."
Dawson nippte an seinem Glas. "Mac, es ist mir peinlich, aber es hat schon wieder ein Leck bei den Beobachtern gegeben. Wir haben hier in Paris einen neuen jungen Mann. Er arbeitet offiziell als Kustode im Louvre. Nun hat er beiläufig im Gespräch mit einer alten Studienkameradin aus Deutschland berichtet, sein Kollege Adam Pierson sei auf dem Weg nach Cardiff, um dort Verwandte zu besuchen."
Duncan schwenkte seinen Teerest in der Schale. "Und warum sollte Methos deswegen Probleme bekommen?"
"Diese Studienkameradin" fuhr Dawson fort "eine gewisse Angelika, ist Kunsthistorikerin, sie arbeitet seit einiger Zeit für die Beobachter in Norddeutschland."
Duncan zuckte mit der Schulter.
"Na und? Weder Methos, noch ich, waren seit dem Krieg mehr in Deutschland.
Auf wen ist diese Angelika angesetzt"
"Cassandra."
Dieses eine Wort genügte, um Duncan aus seiner Gleichgültigkeit zu reißen. "Dann haben wir wirklich ein Problem. Fahr heim, pack deine Sachen. Ich hole dich mit dem Wagen ab." Er griff zum Telefon. "Fähre oder Tunnel, Joe?"
Dawson stemmte sich von der Sofalehne hoch.
"Mac, willst du dich da wirklich einmischen? Ich weiß, sie sind beide deine Freunde, aber laß sie das unter sich ausmachen."
"Schiff oder Tunnel?" beharrte Duncan und begann die Tasten zu drücken.
"Okay, wenn du darauf bestehst. Aber warum muß ich mit?"
Duncan unterbrach den Wählvorgang. "Verdammt, besetzt. Weil die geschwätzige Beobachterin deine Sache ist, ich werde mich um Cassandra kümmern. Weißt du, wir drei sind damals in Bordeaux nicht gerade in aller Harmonie auseinander gegangen."
"Fähre" gab Dawson nach "verlange bloß nicht, daß ich mich in diese blöde Röhre quetsche."
Eine Stunde später hielt der grüne Range Rover vor Dawsons "Blues Bar".
Duncan wuchtete die Reisetasche vom Beifahrersitz. "Steig ein, Joe. Wir haben nicht mehr viel Zeit, ich will den Fünf-Uhr-Hoverspeed erreichen."
Dawson hievte sich auf den Sitz.
"Und wie willst du ihr dein Auftauchen in England erklären?"
"Joe, ich bin Antiquitätenhändler. Kein Problem, Möbel, Porzellan... ich muß eben vor einem wichtigen Kauf, Rat in einer der Galerien suchen." Joe schüttelte den Kopf.
"Das wird sie dir niemals abnehmen. Wann ist Methos eigentlich aufgebrochen?"
"Ich habe ihn heute morgen nach Orly gefahren. Er hat auf dem grauen Markt ein preiswertes Ticket über Brüssel nach Manchester ergattern können." "Äh" seufzte Dawson schwach "die Strecke scheint beliebt zu sein. Hoffentlich geraten sie nicht schon unterwegs aneinander und hoffentlich behält Methos einen kühlen Kopf."
Duncan lenkte den Rover auf die Fernstraße nach Calais. "Ich mach mir keine Sorgen um Methos Kopf. Wie ich Cassandra einschätze, gibt sie nicht eher Ruhe, bevor sie ihm das Herz aus seiner Brust gerissen hat..."

 

Niedersachsen, zwei Tage vorher

Angelikas Mappe landete auf dem Ausgabetisch der Bibliothek.
"Ich fahre übermorgen nach England. Kommst du mit?"
Cassandra hob den Kopf aus ihren Abrechnungen.
"Nach England?"
"Nach Liverpool, um genau zu sein: nach Port Sunlight. Ich werde mich mit einem Kollegen treffen, der an dem gleichen Thema arbeitet." Nach England, heim auf die Inseln. In Cassandras Kopf begann es zu arbeiten. Warum nicht?
"Port Sunlight?"
"Das Musterdorf von Lord Lever, dem Seifenmann. Es liegt an der irischen See."
Gemeinsam vertieften sie sich in einen Kunstreiseführer über Mittelengland. Es gab dort viel zu entdecken: die zahlreichen Kunstgalerien von Merseyside, das mittelalterliche Chester war nicht weit. Angelika schob ihr eine Mappe zu. Cassandra erstarrte, als sie das Signet der Beobachter erkannte. Sie wollte nach dem Stück Pappe greifen, aber Angelika sah sie beschwörend an.
"Du möchtest sicherlich mitkommen." Sie zwinkerte. "Die Tickets auf unseren Namen sind schon reserviert..."
Cassandra konnte es kaum erwarten, daß die Bibliothek geschlossen und die Kollegin gegangen war. Mit zitternden Händen schlug sie den Deckel der Mappe auf...
"Adam Pierson!"
Ihr Ausruf war kaum hörbar.
"... die Zielperson befindet sich z.Zt. in Paris, wird laut unserer Information nächste Woche auf die britischen Inseln fliegen." Also mehr als eine harmlose Studienreise. Angelika war natürlich verrückt und total leichtsinnig.
Als Studentin der Restaurierung war sie ständig am Stöbern in Bibliotheken, am Kopieren und Fotografieren. Eine bessere Tarnung gab es für eine Beobachterin kaum. Sie hatte sich, trotz eines abgeschlossenen Studiums der Kunstgeschichte und der Ethnologie, noch einmal eingeschrieben, um dem Objekt ihrer Beobachtungen täglich nahe sein zu können. Und was war unverdächtiger als eine studentische Hilfskraft in der Hochschulbibliothek? Doch die beiden jungen Frauen hatten Gefallen aneinander gefunden und mit wachsender Vertrautheit fielen die starren Grenzen der Beobachterregeln. Angelika hatte trotz aller Bemühungen Cassandras Geschichte nur bis in das Jahr 980 zurückverfolgen können. Damals war ein gewisser Roland Kantos ihr Schüler gewesen. Nachdem er alles von ihr erfahren hatte, was ein Unsterblicher von seiner Mentorin zu lernen hatte, wollte dieser Undankbare tatsächlich ihren Kopf nehmen. Cassandra war die Stärkere von ihnen gewesen. Mit der Kraft ihrer Stimme hatte sie ihn einschläfern und ihm entkommen können. Seitdem hatten sich ihre Wege nur einmal in London, im Jahre 1666, gekreuzt. Bis vor zwei Jahren. Aber das war eine andere Geschichte ...
Nun ging es um Methos. Ihre letzte Begegnung lag gerade ein Jahr zurück. Doch Cassandra weigerte sich hartnäckig, auch nur ein Wort über ihn zu verlieren.

Die Reisevorbereitungen wurden in Windeseile erledigt. Dann saßen sie auch schon im Flugzeug nach Brüssel. Cassandra starrte auf die dichte Wolkendecke unter ihnen. So grau wie die Wolken, sah es auch in ihrem Inneren aus. Sie hatte ein Fax nach Cardiff geschickt. Nur 5 Worte:  "Caernarfon Castle. Samstag 16.30 Uhr"
Wenn Methos kein Feigling war, würde er die Aufforderung annehmen. Ihr Schwert war sorgfältig zwischen den Stativstangen von Angelikas Fotoausrüstung verborgen. Die Flughafenkontrollen!
"Was hat Du eigentlich zuhause erzählt, warum du wegfährst?" "Studienreise, was sonst. Die walisische Nordküste und ... äh ... die Grenzfestungen Edwards des Ersten von England." Angelika hob anzüglich die Augenbrauen.
"Grenzfestungen in Wales. Und das hat man dir abgekauft?" "Sicher. Außerdem habe ich von der Wedgewood-Sammlung der Lady Lever Gallery geschwärmt."
Der Zöllner in Brüssel warf nur einen flüchtigen Blick in den Fotokoffer, wofür Cassandra ihm außerordentlich dankbar war. Dafür wunderte er sich über den restlichen Inhalt des Handgepäcks: Berge von Büchern! Mit Hecheln und Hetzen erreichten sie den Anschlußflug nach Manchester. Der Vorortbummelzug brachte sie nach Liverpool, wo sie sich in einem reizenden kleinen Hotel am Sefton Park einquartierten.

Am nächsten Morgen trafen sie sich mit Angelikas Kollegen Andrew im Conservation Center in der Innenstadt. Nachmittags fuhren sie dann hinaus auf die Wirral-Halbinsel nach Port Sunlight. Die Lady Lever Art Gallery war äußerst geschmackvoll in der Zusammenstellung der dort gehorteten Kunstschätze. Während Angelika und Andrew sich mit den Strohintarsienarbeiten des 18. und 19.Jahrhunderts beschäftigten, wanderte Cassandra allein durch die menschenleeren Säle der Galerie. Viele der Ausstellungsstücke erinnerten sie an ihre "vergangenen" Leben. Bei der griechischen Statue eines Sportlers hielt sie inne, berührte den Marmor mit den Fingern. Und der Stein erwachte zum Leben. Sie spürte die Erinnerung in sich aufsteigen, unaufhaltbar .... Die Statue war erst dreitausend Jahre alt, der Marmor aber erzählte eine noch viel ältere Geschichte...

 

Kleinasien, ca. 2200 v.Chr.

Sie waren am frühen Abend gekommen, hatten Verderben, Zerstörung und Tod in das Lager des keltischen Stammes gebracht. Die um Cassandra geschlungene Decke wurde mit einem Ruck aufgerissen. Furchtsam blinzelte sie in die Abendsonne. Jede Faser ihres Körpers schmerzte. Besonders die Stelle unterhalb ihres Magens. Fassungslos starrte sie auf den rot geränderten Riß in ihrer Tunika. Dort hatte Kronos Schwert sie tief in den Leib getroffen, bevor es Hidjad niedergemacht hatte. Doch die Haut darunter war makellos. Warum war sie nicht tot? Erst jetzt blickte sie auf den Mann, der sie grob auf die Füße stellte. Er schob das Totenschädel-Visier seines Helmes nach hinten und enthüllte ein blauweiß bemaltes Gesicht mit hochmütigen Augen.
"Ich bin Methos. Du lebst nur, weil es mir so gefällt. Und du wirst mir dienen."
Cassandra fühlte grenzenlose Abscheu in sich aufsteigen.
"Niemals" gab sie zornerfüllt zurück und spuckte ihn an. Er schlug sie so hart ins Gesicht, daß sie wieder zu Boden stürzte.
"Du wirst tun, was ich dir sage und ich lasse dich am Leben..." Er kniete sich mit einer geschmeidigen Bewegung neben sie. Umfaßte ihren Knöchel, langsam ließ er seine Hand an ihrem bloßen Bein höher wandern. "... wenn du mir gefällig bist."

Die Reiter feierten die halbe Nacht. Cassandra saß gefesselt alleine in Methos Zelt. Mit jedem Augenblick wurde ihre Angst kleiner und ihre Wut größer. Dieser abscheuliche Kerl würde keinen Finger an sie legen... keiner hatte bisher gewagt, sie, die verehrte Heilerin des Stammes, so grob anzufassen. Das Rauschen in ihrem Kopf wurde lauter. Methos schlug die Klappe des Zelteingangs zurück. Er nestelte an den Schnallen seiner metallbeschlagenen Lederrüstung herum.
"Nun, hast du es dir überlegt? Wirst du etwas freundlicher sein?" Mit einem feuchten Tuch wischte er sich die groteske blau-weiße Malerei aus dem Gesicht. Eigentlich sah er gar nicht so schlecht aus. Besser jedenfalls, als seine vierschrötigen Gefährten. Sie hatte ihre Namen gehört und hassen gelernt. Sie würde sie bis ans Ende ihrer Tage nicht mehr vergessen:
Kaspian, Silas und der schlimmste von allen ... Kronos. Mit kühler Selbstverständlichkeit entledigte sich Methos seiner restlichen Kleidung. Cassandra wandte die Augen ab. Freiwillig würde sie sich niemals fügen.
Zielsicher wurde sie emporgehoben und auf das Kissenlager geworfen. Ihre Haare fielen über die Augen und raubten ihr die Sicht. Sie fühlte rauhe Hände auf ihrer entblößten Schulter. Schauer liefen ihre Arme hinunter. Ihr ganzer Körper wurde steif.
"Ich binde dich jetzt los, wenn du keine Dummheiten machst." Sie spürte einen Ruck, als die Riemen durchtrennt wurden. Mit einer von der Verzweiflung getriebenen Bewegung raffte sie sich auf, griff nach der großen tönernen Waschschüssel und hielt sie vor sich. "Faß mich nicht noch einmal an" kreischte sie.
Methos erhob sich und schlang sich ein Tuch um die Hüfte. Er streckte ihr die Hand entgegen. "Gib her. Was versprichst du dir von dieser Ziererei?" Mit einem Laut der Entrüstung schleuderte sie ihm die Schale entgegen, er duckte sich und das Gefäß zersprang mit lautem Scheppern am Zeltpfosten. Blitzschnell hatte er Cassandra wieder eingefangen und riß ihr die Tunika über die Schultern herunter.
"Brauchst du Hilfe, Methos? Schaffst du es etwa nicht allein?"
Kronos!
Methos hielt Cassandras Mund zu.
"Alles in Ordnung, sie ist nur ganz und gar nicht gefällig."
Von Kronos war ein boshaftes Lachen zu hören. Methos schüttelte sie. "Du bist nicht so klug, wie ich dachte" flüsterte er. "Dabei bist du anders, als die Mädchen hier."
Er griff in ihr kastanienbraunes Haar und führte es an die Lippen. "Ganz anders. Du bist etwas besonderes und ich werde länger an dir Spaß haben. Viel länger... ich kann warten."
Er fesselte sie wieder und schob sie auf das Lager. Er legte sich zu ihr, umschlang sie mit den Armen und schlief ungerührt ein.
Am nächsten Morgen brachte er ihr ein neues Kleid aus feinem ägyptischen Leinen und eine kunstvoll gearbeitete Halskette aus Bronze. "Leg das an, als meine Frau hast du anständig auszusehen. Und keine Dummheiten mehr."
Er hob ihr Kinn und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen.
"Haben wir uns verstanden?"
Sein Daumen streifte ihren Mundwinkel. Sie entblößte ihre Zähne. Er faßte fester zu.
"Die anderen Frauen und Kinder werden heute in die Sklaverei verkauft. Du solltest darüber nachdenken. Es gibt schlimmere Herren als mich." Er warf ihr einen Hasen zu.
"Den will ich heute abend am Spieß vorfinden, du wirst meine Wäsche waschen und heute abend mein Lager etwas williger teilen." Wuterfüllt starrte sie ihn an. Bei Tageslicht sah er noch besser aus. Sein Profil war von makelloser Schärfe. Er war schlank, aber durchtrainiert und gut gebaut. Dennoch ... er war in seiner grenzenlosen Arroganz hassenswert. Sie senkte die Augen. Im Moment konnte sie nichts anderes tun, als sich zu fügen. Aber sie würde den erst besten Moment zur Flucht nutzen.
Methos öffnete die Verschnürungen ihres Kleides. "Der Braten war gut, die Wäsche ordentlich. Ich bin zufrieden. Es liegt jetzt an dir, werde ich noch zufriedener sein?"
Seine Hände waren entschlossen, aber nicht grob. Erfahren erkundeten sie ihren kurvenreichen Körper. Seine Lippen folgten den Händen. "Deine Augen sind von ungewöhnlicher Farbe, nicht braun, nicht grün, wie bei einer Katze."
Er küßte sie. Ganz langsam gruben sich seine Zähne in ihre Unterlippe, bis sie den metallischen Geschmack von Blut spürte. Sie fühlte sich unendlich schwach. Wozu sollte sie sich noch länger wehren, dachte sie resigniert. Solange sie Methos gehörte, hatte sie Ruhe vor den anderen. Dann doch besser ihn...
Eines Abends, sie wusch Methos gerade Gesicht und Hände, kam Kronos in das Zelt stolziert. Ungeniert starrte er in ihren Ausschnitt und griff sich einen der Pfirsiche aus der Schale auf dem Falttisch. "Wie ich sehe, hast du sie gut gezähmt. Sie hebt dir die besten Früchte auf."
Methos antwortete mit bemüht gleichgültiger Stimme und schob Cassandra unauffällig hinter sich.
"Die Früchte hier sind auch nicht besser, als anderswo."
"Mir scheint, du bevorzugst sie."
Kronos griff nach Cassandras Arm und zog sie zu sich heran.
"Findest du nicht, Bruder, es ist an der Zeit, die Beute zu teilen?" Cassandra bemühte sich, Kronos gierigen Finger abzuschütteln. Sie gehörte Methos, jetzt hatte er gefälligst für sie eintreten. Doch zu ihrem Entsetzen verhärtete sich Methos Gesicht. Er ballte nur hilflos die Fäuste, als Kronos die um sich schlagende Frau aus dem Zelt zerrte. "Methos, das kannst du doch nicht zulassen." Ihre Stimme und ihre großen Augen waren voller Flehen. "Methos, bitte."
Er hielt sich die Ohren zu, Cassandras Schreie verhallten ungehört:
"Methos..."

 

Liverpool, Frühjahr 1998, Freitag

Sie lehnte sich Halt suchend an dem Marmorsockel. Das Rauschen in ihrem Kopf hatte sie aus ihrer Erinnerung gerissen. Sie hob die Hände an die Schläfen, es dröhnte immerfort, ein Unsterblicher...
"Duncan."
Ihrem Ausruf war die Erleichterung anzuhören. Er küßte sie auf beide Wangen.
"Cassandra, du siehst zauberhaft aus, wie immer." "Duncan, was machst du hier? Ich denke, du bist in Paris? Und wo sind deine Haare geblieben?"
Verlegen fuhr er sich über den kurz geschorenen Nacken. "Zeit, ein wenig das Image zu wechseln. Porzellan, ich sehe mir einige Vergleichsstücke aus der Wedgewood Sammlung an. Ich soll für einen amerikanischen Kunden eine Kollektion zusammen stellen."
Ihre Stimme war schwach vor Erleichterung.
"Aha, grün oder blau?"
"Wie?" Duncan war irritiert.
"Das Porzellan. Green oder blue jasperware?"
"Ach so, blau. Schau mal, es gibt ein paar sehenswerte Stücke in dem Saal dort vorne..."

Für den Abend verabredeten sie sich zu viert in ihrem Hotel.
Dawson belegte Angelika gleich mit Beschlag.
"Junge Dame, wir sollten uns unterhalten."
Angelika umklammerte schuldbewußt den Griff ihres Fotokoffers. Das Schwert, Cassandras Schwert, steckte immer noch darin. Und nun ging sie mit diesem gefährlich attraktiven Unsterblichen allein im Sefton Park spazieren. Ob das gut gehen konnte?
Dawson führte sie in die Hotelbar.
"Was haben Sie sich dabei gedacht, Piersons Aufenthaltsort auszuspionieren? Und ihn ausgerechnet an Cassandra zu verraten? Nicht besonders klug. Einer von beiden könnte den Kopf verlieren. Wissen Sie denn nicht, was damals passiert ist?"
Angelikas Kinn hob sich trotzig.
"Nein, aber Cassandra hat mich um diese Information gebeten. Außerdem: wer sind Sie, mir Vorwürfe zu machen. Haben Sie für Duncan nicht oft genug selbst die Regeln gebrochen?"
Dawson mußte lachen.
"Touché, meine Teure. Doch nun überlassen Sie Cassandra bitte MacLeod. Er wird sich um sie kümmern. Mit beträchtlichem finanziellem Einsatz hat er eines der Zimmer mit Doppelbett bekommen. Wenn alles gut geht, sehen wir die zwei an diesem Wochenende nicht wieder. Erst am Sonntag, Sie beide fliegen, wir beide fahren. Niemand verliert seinen Kopf."
Zufrieden faltete Dawson die Hände über seinem Stockgriff. Angelika schüttelte den Kopf.
"Sie kennen Cassandra schlecht. Wenn sie sich etwas vorgenommen hat, erreicht sie es auch."
"Ich hatte gedacht, der jahrelange Umgang mit Büchern kühlt ihr Temperament langsam ab. Ich war auch einmal Buchhändler." Dawson winkte dem Barkeeper.
"Wie gut kennen Sie MacLeod? Er kann so unglaublich überzeugend sein. Wußten Sie schon, daß MacLeod den ersten Kuß seines Lebens von Cassandra bekommen hat? Barkeeper, zwei Single Malt!"

 

Cassandra zog den Mantel fröstelnd um sich.
"Ist dir kalt? Wir sollten umkehren."
"Wo wohnt ihr, Dawson und du?"
"Im Alicia Hotel." Duncans Stimme war vergnügt. "Aber es war doch gestern schon völlig ausgebucht, es ist dieses Wochenende ein Fußballendspiel in der Stadt."
Er küßte ihre Hand.
"Ich bekomme eigentlich immer, was ich mir vorgenommen habe. Was hältst du von Champagner, leiser Musik und ..."
"Duncan, du solltest mich nicht in Versuchung führen, ich bin eine verheiratete Frau."
"Ich weiß, das warst du vorletztes Jahr auch schon, und?"
"Oh, du wußtest es?"
"Joe Dawson ist bemerkenswert gut informiert. Hättest du es mir damals nicht sagen können?"
"Ach ..."
Duncan schloß die Tür zu seinem Hotelzimmer auf. Auf dem Tisch funkelte ein Champagnerkühler, der Kerzenleuchter flackerte, leise Musik kam aus dem Lautsprecher und die Decke des Himmelbettes war einladend aufgeschlagen. Er half ihr aus dem Mantel und schenkte die Gläser voll.
"Auf unser Wiedersehen."
Sie war durstig und trank ihr Glas in einem Zug aus. Dann noch eins.
Duncan faßte sie an der Hand und dreht sie einmal herum.
"Darf ich bitten?"
Sie mußte lachen, der Übermut prickelte in ihrem Blut, wie die Bläschen im Champagner.
"Tanzen? Dann kann ich aber keine Garantien mehr übernehmen."
Er nahm sie in den Arm. "Wer will schon Garantien?"
Langsam drehten sie sich zum Takt der Musik. Duncan zog die Spangen aus ihren Haaren und breitete es über ihre Schultern aus. Cassandras Hände fanden sich plötzlich an den Knöpfen seines Seidenhemdes wieder. Einer nach dem anderen wurde genüßlich geöffnet, bis sie seine breite Brust enthüllt hatte. "Duncan, wir sind verrückt."
Er küßte ihren Hals.
"Verrückt und unsterblich. Unsterblich verliebt."
Er trug sie zum Bett, legte sie ab und strich ihr die Haare aus der Stirn. "Eins ärgert mich nur ..." er küßte ihre Stirn, "...daß wir das in den letzten vierhundert Jahre versäumt haben."
Er stützt sich auf den Ellenbogen und blies ihr eine Locke von der feuchten erhitzten Wange.
"Wie lange bist du schon verheiratet?"
Cassandra zog das Laken höher, sie rang noch nach Atem. Ernste Fragen waren ihr jetzt unangenehm. Ihre Antwort kam zögernd. "Über zehn Jahre."
"Bist du glücklich mit ihm?"
"Ja" zu ihrer eigenen Überraschung konnte sie darauf ehrlich antworten, "wirklich. Es ist zwar nicht immer einfach mit ... Sterblichen. Aber er liebt mich und tut alles, um mich glücklich zu machen. Er stellt keine Forderungen an mich, läßt mich tun, was mir Freude macht. Er engt mich nicht ein, nimmt mich, wie ich bin. Ja, ich denke, wir führen eine gute Ehe, wie lange sie auch dauern mag. Bei ihm kann ich jedenfalls sicher sein, daß er abends in einem Stück nach Hause kommt und nicht irgend jemand auf seinen Kopf lauert."
Sie konnte sich die Gegenfrage nicht verkneifen.
"Und was ist mit Amanda?"
"Oh, sie ist in New York. Shopping hilft gegen Beziehungsfrust, sagt sie immer."
"Vermutlich mit deiner Kreditkarte! Oh Duncan, sie plündert dich schamlos aus."
Er zuckte mit der Achsel.
"Kann schon sein."
Duncan begann ihre Kehle zu küssen. Stück für Stück arbeitete er sich tiefer.
"Nach vierhundert Jahren ... ein ganzes Wochenende, dann laß es uns nutzten."
Im ersten Morgengrauen wachte sie auf. Duncan sah im Schlaf sehr jung und wehrlos aus. Seine dunklen Wimpern warfen tiefe Schatten auf die Wangen. Er hatte sich eine lange Locke ihres Haaren um die Finger gewickelt. Mit der anderen Hand hielt er ihre Hüfte fest. Es tat ihr so unendlich leid, ihn jetzt verlassen zu müssen. Vorsichtig schob sie sich der Bettkante entgegen. Nur ihre Haare bekam sie nicht los. Bedauernd langte sie zu seinem Schwert und trennte unter abenteuerlichen Verrenkungen die Strähne ab. Sie beugte sich herab und küßte sein Ohr.
"Duncan!"
Er bewegte sich im Halbschlaf. Ihre Stimme wurde zwingend.
"Du bist sehr müde. Du hast das Bedürfnis seeeehr lange zu schlafen..."
Duncan erwachte erst, als Dawson hartnäckig an seine Zimmertür hämmerte. Er starrte auf die rotbraune Locke in seiner Faust und das leere Kopfkissen neben sich. Verdammt!
Die jungen Damen aus Deutschland seien heute sehr früh abgereist, verriet ihm der Portier nach verstohlener Überreichung einer Zehnpfundnote. Nach Westen. Vermutlich Chester.
"Verdammt."
Duncan hieb auf den Türrahmen. Dawson mußte wider Willen schmunzeln. Trotz Champagner und Himmelbett!
"Joe, hör auf, so blöd zu grinsen. Packen wir."

Der Zug trug die beiden Frauen Richtung Westen. Sie fuhren die walisische Küste entlang. Der Samstag hatte mit verheißungsvoll blauem Himmel begonnen. Jetzt aber türmten sich die grauen Wolken über der irischen See auf.
Irgendwie paßte es zu der bedrohlichen Atmosphäre, dachte Angelika. Cassandra war ungewohnt schweigsam. Der Himmel war grau, die See war grau, genau wie die Schieferberge von Gwynedd. In Bangor mußten sie in den Überlandbus umsteigen.

 

Caernarfon Castle , Frühjahr 1998, Samstagnachmittag

Methos lehnte sich über die Burgzinnen. Er mußte komplett wahnsinnig sein. Eigentlich entsprach es nicht seiner Art, auf eine Herausforderung einzugehen. Damit war er in den letzten zweitausend Jahren gut gefahren: Bedrohungen erkennen, umgehen und sich rechtzeitig aus dem Staub machen. Warum zum Teufel war er hier? Er verschmolz in seinem langen grauen Mantel fast mit der Mauer hinter ihm. Es war schon viertel vor fünf! Die wenigen Touristen bewegten sich auf dem Burginnenhof Richtung Kings Gate. Es gab kaum etwas Trostloseres, als eine alte Burg an einem Samstagabend. Dann spürte er das altvertraute Rauschen im Kopf. Langsam drehte er sich um. "Hallo Cassandra."
Ihr Anblick versetzte ihm einen Stich. Sie sah aus, wie eine keltische Rachegöttin. Ihre Haare wehten offen im Meereswind, die grünen Augen zogen sich feindselig zusammen.
"Hallo Methos."
Sie hatte ihr Schwert bereits auf der Wendeltreppe gezogen. Er spürte die beruhigende Härte seines Schwertgriffs an der Seite. Doch er hatte nicht vor, sie zu reizen.
"Hier bin ich" er deutete eine Verbeugung an "ganz zu Diensten."
Ihre Stimme senkte sich.
"Wir haben da noch etwas zu klären, denke ich..."
Angelika wanderte unten von einem Turmgang zum nächsten. Vom Eagles- zum Queenstower und wieder zurück. Je länger es da oben dauerte, desto unruhiger wurde sie. Erst wenn es anfing zu blitzen, mußte sie sich Sorgen machen, soviel wußte sie. Seit sie Cassandras Beobachterin geworden war, war so etwas aber noch nicht geschehen. Und ganz ehrlich, sie war auch nicht besonders scharf darauf, es mitzuerleben. Schon gar nicht, wenn es Cassandras Kopf war, der da fiel.
Angestrengt spähte sie nach oben. Die Zinnen der Wehrgänge zeichneten sich scharf gegen den Himmel ab. Die, durch die Verwendung von zweierlei Gesteinsarten, gestreift wirkenden Mauern waren äußert imposant. Das Führungsheft durch die Burg verkündete stolz, es handele sich hier um die größte am besten erhaltene Festung des Mittelalters in Großbritannien. Großartig, dachte Angelika sarkastisch. Dann ist es ja eine würdige Kulisse für den Kampf der beiden wahrscheinlich ältesten Unsterblichen, die noch leben. Es treffen da oben fast neuntausend Jahre Lebenserfahrung aufeinander.
Vielleicht hätte sie doch auf Dawson hören sollen. Friedlich fliegen, friedlich fahren und kein Kopf fällt.
Zu spät.
Cassandras Klinge berührte Methos Kehle.
"Nun verteidige dich endlich."
Er schluckte, hielt ihrem Blick aber stand.
"Ich werde nicht gegen dich kämpfen."
Die Schneide ritzte seine Haut, ein einzelner Blutstropfen rann seinen Hals hinunter.
Er schloß die Augen und hielt die Luft an.
Cassandra wurde immer wütender und ihre Wut fand kein Ventil. Dieser Narr sollte endlich sein Schwert ziehen und kämpfen. Sie fauchte ärgerlich und ließ die Klinge durch die Luft pfeifen.
"Feigling."
Methos wagte es wieder, die Augen zu öffnen. Erleichtert stieß er die Luft wieder aus. Die erste Runde war heil überstanden. "Ich kämpfe nicht gegen meine ehemalige Geliebte."
"Geliebte! Ich war niemals deine Geliebte."
"Es gab doch auch schöne Momente zwischen uns." "Das hast du mir in Bordeaux auch gesagt, aber wir wurden damals unterbrochen. Weißt du, es war für mich als Frau in den ersten dreitausend Jahre nicht immer ganz einfach. Erst kamt ihr und habt mich meinem Stamm geraubt.Die Griechen haben mich an meinen Haaren aus dem Tempel in Troja geschleift, ohne Ehrfurcht vor der Göttin Athene. Nachdem Königin Boudicea und unser Heer von den Römern besiegt waren, bin ich als Sklavin nach Pompeji verkauft worden. Dann kam Darius mit seinen Goten und überfiel Rom. Du weißt überhaupt nicht, wie man sich dabei vorkommt, von einem Mann an den nächsten weitergereicht zu werden, so lange hilflos und schwach zu sein."
"Äh, nein" mußte er bekennen.
Sie rückte ganz eng an ihn heran. Ihre Stimme wurde zwingend und süß wie Honig.
"Du kommst heute abend zu mir. Nach Chester, Westminster Hotel."
Er konnte nur willenlos nicken, war zu keiner Bewegung fähig.
Cassandras Schwert verschwand in den Tiefen ihres langen hellen Mantels.
Zufrieden trat sie den Rückweg an. Die Falle war gestellt.

 

Chester, Frühjahr 1998, Samstagnacht

Angelika und Cassandra genehmigten sich noch einen Schluck Drambuie in der Hotelbar. Angelika war etwas mißtrauisch, Cassandra wirkte so ungeheuer selbstzufrieden. Über die Vorgänge in Caernarfon Castle hatte sie bislang nicht viel verlauten lassen.
Cassandra trank aus, mit einer entschiedenen Bewegung stellte sie da Glas auf den Tisch.
"Also dann, ich gehe jetzt in mein Zimmer."
Die beiden hatten im "Westminster" nur weit auseinander liegende Räume bekommen, was Angelika nicht besonders recht war, es machte das Beobachten so extrem schwierig.
Cassandra öffnete auf das Klopfen hin die Zimmertür. Methos verschlug es den Atem, sie trug nur ein Nichts von einem seidenem Nachthemd und war unbewaffnet. Er schluckte, der Anblick war zugegebenermaßen gefährlicher als ein Schwert.
Wortlos zog sie seinen Kopf zu sich herunter und küßte ihn auf den Mund. Ihr Kuß war wild, schmeckte nach Whisky und Honig. Seine Finger vergruben sich in ihrem Haar. Die Erfahrungen von Jahrtausenden und sämtlicher Kulturen prallten aufeinander. Es war ... archaisch. Zeit wurde gleichgültig, es gab nur sie beide.
Das Spiel, das jetzt begann, kannte keine Regeln, es gab keine Sieger, keine Besiegten, es hatte unzählige Varianten und viele ... wirklich viele Runden.

 

Chester, Frühjahr 1998, Sonntagmorgen

Als der Rover in die Hauptstraße zum Bahnhof einbog, bewies das Rauschen in Duncans Kopf, daß sie auf dem richtigen Weg waren. Endlich, nachdem sie die ganze Nacht die walisische Nordküste vergeblich abgeklappert hatten. Er brachte den Wagen vor der Fachwerkfassade des Hotels zum Stehen. Jetzt kam es darauf an, wen von den beiden sie noch lebendig vorfanden. Unauffällig mischten sie sich zwischen die abreise bereiten Touristen in der Hotelhalle. Erst in dem abgelegen Gang zückte Duncan sicherheitshalber das Katana. Die Zimmertür stand einen Spalt breit offen Der Raum war leer. Dawson fluchte leise.
"Diese beiden...äh ... Damen ... sind von der ganz ausgeschlafenen Sorte.
Sie haben uns schon wieder blöd aussehen lassen." Das Bündel auf dem Bett zuckte. Duncan riß das Laken zurück, Dawson stöhnte auf.
"Methos! Mann, was hat sie mit dir gemacht? Mac, tu etwas!" Duncan durchtrennte die seidenen Fesseln mit einen Schwertstreich. Er klatschte ein paarmal mit dem Handrücken in Methos Gesicht. "He, komm schon."
Methos Lider flatterten unruhig, er murmelte etwas Unverständliches. "Kommt mir das bekannt vor? Los, Joe, wie müssen ihn irgendwie wach bekommen."
Duncan zerrte Methos von der Bettmitte und warf sich den langen Körper über die Schulter.
"Dreh die Dusche an, Joe. Schön kalt."
Gemeinsam werkelten sie im Bad herum. Als Methos die eisigen Strahlen auf sich spürte, wurde er etwas wacher. Doch alles was er herausbekam war ein schwächliches:
"Cassandra?"
Duncan verdrehte die Augen gen Himmel.
"Großartig. Methos, Methos! Ich bin es, Duncan. Und hier ist der gute alte Joe Dawson. Ich glaube, du brauchst erst einmal einen ordentlichen Schluck, um den Kreislauf anzuregen."
Sie hüllten ihn in ein trockenes Badetuch und Dawson flößte ihm einen großen Schluck Whisky aus seiner Taschenflasche ein. "Gott, ich fühle mich so schlecht." Methos Stimme klang zitterig. "Was ist überhaupt passiert?"
"Alles in Ordnung, du hattest nur einen kleinen Zusammenstoß mit Cassandra."
Duncan bemühte sich, unbekümmert zu klingen.
"Aber du hast Glück, es scheint noch alles an dir dran zu sein."
Methos Hand fuhr unwillkürlich unter das Handtuch.
Dawson grinste.
"Junge, Junge. Du siehst wirklich nicht gut aus."

 

Brüssel, Frühjahr 1998, Sonntagabend

Angelika und Cassandra hoben im Flugzeug ihre Sektgläser.
"Auf unsere Reise." Sie stießen an. "Und unseren Erfolg!" "Schade, ich hätte heute morgen gerne Dawsons dummes Gesicht gesehen. Und Cassandra? Bist du zufrieden?"
Cassandra strich ihren artigen dunkelblauen Kostümrock glatt. "Oh, ja" gab sie vergnügt zurück, "äußerst zufrieden. Ich habe erledigt, was ich erledigen wollte. Und wir bringen so schöne Bücher nach hause mit..."

 

Paris, Sommer 1998

Die drei Männer saßen in Joes "Blues Bar" Methos starrte trübsinnig in seinen Drink. Duncan und Dawson tauschten ratlose Blicke. "Ich will sie wiederhaben."
Duncan fragte ganz vorsichtig:
"Cassandra?"
Methos nickte und nahm noch einen Schluck Tequila.
"Ohne sie kann ich nicht mehr leben."
Dawson schenkte ihm nach.
"Hör mal, Methos. Das ist doch sinnlos, sie ist verheiratet." "Ist mir doch egal. Ich war schon 67mal verheiratet. Dann mach ich den elenden Kerl eben einen Kopf kürzer."
"Das wäre nicht fair, bei einem Sterblichem."
"Duncan, laß mich in Ruhe mit deinem blöden Ehrenkodex!"
Dawson wollte vermitteln.
"Es gibt noch einen ganzen Haufen anderer Frauen, die dich unbedingt glücklich machen wollen. Wie wäre es mit der flotten Blondine da hinten?"
Methos warf nur einen müden Blick hinüber.
"Keine Chance."
Er trank aus und rutschte vom Barhocker.
"Bis dann."
Mit hängenden Schultern schlurfte er aus der Bar.
Dawson wischte über den Tresen.
"Mac, ich mache mir ernsthaft Sorgen um Methos. Es muß etwas mit ihm passieren, so geht es doch nicht weiter."
Duncan hob die Hände.
"Ich fürchte, wir müssen warten, bis Cassandra den Zauber aufhebt und diesen traurigen Zustand beendet. Aber" fügteer mit hintersinnigem Lächeln hinzu, "wie ich sie einschätze, läßt sie Methos erst mal ein paar Jahrhunderte schmoren."

 

Ende