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Angeklagt

von  Bonehead

 

Anmerkung: Dieses Stück wurde von einem Methos-Fan verbrochen!

 

R = Richterin

A = Anklägerin

V = Verteidigerin

 

R: "Angeklagt ist Cassandra, ihres Zeichens Immie..."

A: "Kimmie!"

R (etwas lauter): "...ihres Zeichens Unsterbliche, des unangemessenen Verhaltens gegenüber einem gewissen Methos, einem alten, ebenfalls unsterblichen Bekannten aus bronzenen Zeiten. Die Angeklagte wird beschuldigt, selbigen Methos grundlos mit dem Schwert angegriffen zu haben, üble Nachrede zu verbreiten, maßlos rachsüchtig und nachtragend zu sein, überflüssigerweise in vielen Fanstories aufzutauchen, sich die Nägel zu maniküren und immer noch nicht geköpft worden zu sein. Habe ich etwas vergessen? Nein? Also gut! Ich erteile hiermit der Anklage das Wort!"

A: "Die Anklage bezieht sich auf zwei Episoden im Leben der beiden Unsterblichen, in denen sich ihre Pfade kreuzen, und in deren Verlauf sich herausstellt, daß Cassandra in allen Punkten schuldig ist. Ich plädiere auf Enthauptung im nächsten Kinofilm oder Boykott aller Fanfiction, in der Cassandra länger als zehn Zeilen überlebt. Um aber der Verteidigung die Chance zu geben, die unerhörten Handlungen dieser Person zu rechtfertigen, wird die Anklage die einzelnen Schandtaten Punkt für Punkt diskutieren. Beim ersten erneuten Zusammentreffen von Methos und Cassandra in den 90er Jahren unseres Jahrhunderts zückt letztere ohne jede Provokation und in eindeutiger Tötungsabsicht ein Schwert und stürzt sich hinterhältig auf einen sympathischen jungen Mann, der die Rasende offensichtlich nicht erkennt. Cassandra läßt ihm nicht nur keine Gelegenheit, sein Gedächtnis aufzufrischen, nein, sie verletzt auch jede Regel des guten Geschmacks, indem sie offensichtlich vergißt, daß der junge Mann, Methos, ebenso Gast in dem betreffenden Haus ist, in dem die Begegnung stattfindet. Nur durch eine Intervention Duncan MacLeods, des schottischen Freundes beider, kann schlimmeres verhindert werden. Ich bin gespannt, was die Verteidigung dazu zu sagen hat!"

V: "Die Verteidigung muß zugeben, daß die Fakten, die die Anklage nennt, durchaus zutreffen."

A: "Ha!"

V (im Saal auf- und abmarschierend): "Jedoch unterschlägt uns die Anklage einige wichtige Punkte, die die Handlung meiner Mandantin nicht nur begründen, sondern auch nachvollziehbar machen. Der wichtigste Aspekt ist die gemeinsame Vergangenheit der beiden Unsterblichen. Zu einem nicht näher definierten Zeitpunkt in der Bronzezeit metzelte der zuvor erwähnte ‘nette junge Mann’ mit drei Saufkumpanen und Spießgesellen - die übrigens mittlerweile alle ihr gerechtes Ende gefunden haben - die gesamte Pflegefamilie, ja den ganzen Stamm Cassies nieder, häutete deren Schädel und steckte sie, nachdem er sie mit Bleichmittel behandelt hatte, auf Pfahlspitzen, um meiner Mandantin, die auch brutal niedergestochen worden war, schwerste psychische Qualen zu bereiten."

A: "Ich bin der Verteidigung dankbar, daß sie diese alten Kamellen nochmal ausgräbt. Die bronzene Zeit war eine andere! Ich gebe zu, daß Methos’ Handeln nach heutigen ethischen Maßstäben unentschuldbar ist..."

V (triumphierend): "Hört, hört!"

A: "...doch muß man sich vor Augen führen, daß sein Verhalten durchaus den Gepflogenheiten der Zeit entsprach. Der durchschnittliche Mann der Bronzezeit raubte, vergewaltigte, versklavte und tötete zum Zeitvertreib, und für ihre Mandantin wird der Tod kein Unbekannter gewesen sein. Aber davon abgesehen ist der Zeitpunkt ihrer eigenen Ermordung ein reiner Glücksfall gewesen, denn sie befand sich im besten Alter. Wäre Methos 40 Jahre später brandschatzend dahergekommen, hätten wir es heute mit einer unsterblichen Oma zu tun, die kaum ein Schwert heben könnte. Er hat ihr also in gewisser Weise einen Gefallen getan."

V (verächtlich): "Woher nehmen sie nur diesen Zynismus? Natürlich ist es für einen Unsterblichen besser, ein junger Unsterblicher zu sein, aber das ist nicht Thema der Diskussion! Wie rechtfertigen Sie neben der Das-war-eben-so-Litanei das Abschlachten des gesamten Stammes, die Versklavung der mittlerweile Unsterblichen und ihre wiederholte Vergewaltigung? Erwarten Sie ernsthaft von meiner Mandantin Verständnis für ihren Peiniger, mag er noch so attraktiv, anbetungswürdig und göttlich sein, ja, sogar einen eigenen Fanclub haben? Soll meine Mandantin in die allgemeine Methos-Verzückung einstimmen und ihre eigene Vergangenheit verdrängen?"

A: "Niemand spricht von Verdrängung! Aber ich bin sicher, die Verteidigung hat schon mal etwas von Verjährung gehört. Diese ganze Geschichte ist eine halbe Ewigkeit her, die Knochen von Cassandras Freunden sind mittlerweile zu Staub zerfallen. Wem würde es etwas nützen, wenn Methos’ Kopf rollen würde? Ist eine persönliche Vendetta über Jahrtausende zu rechtfertigen, die einzig und allein die Rachegelüste einer Person stillen würde? Hätte Cassandra Methos in Jenseits befördert, wäre der älteste Unsterbliche tot..."

V: "...und es gäbe einen anderen ältesten Unsterblichen! Ich finde es erstaunlich, daß die Anklage hier mit Gesetzen und Argumentationen um sich schmeißt, die auf Unsterbliche nicht zutreffen können."

R: "Ich kann da nicht ganz folgen, bitte erläutern Sie das!"

V: "Gerne! Das Verjährungsgesetz..."

A: "Einspruch! Das Verjährungsgesetz gilt nicht in jedem Land, in das die Serie ausgestrahlt wurde!"

R: "Äh, wirklich? Na, wenn das so ist, Einspruch stattgegeben!"

V: "Lassen Sie es mich anders formulieren! Wir reden hier nicht von offiziellen Gesetzen, die in diesem Fall sowieso überfordert wären, sondern von persönlicher Betroffenheit. Unter Unsterblichen gelten andere Gesetze, und wenn Sie meiner Mandantin das Recht absprechen, ihr angetanes tiefes Unrecht zu vergelten und so ihren Charakter nochmals vergewaltigen, dann sind sie nicht besser, als Methos damals!"

A: " Aber das ist so lange her und Methos..."

V (erregt): "Jetzt hören Sie doch mal mit der Zeit auf! Wenn jemand ihre Familie abgeschlachtet hätte, würden Sie auch nach 50 Jahren noch Strafe fordern! Und ich gebe ja zu, daß Methos tatsächlich anknusperungswürdig ist - - - äh, wo war ich?"

R (sich am Kopf kratzend): "Ich fürchte, noch nicht viel weiter!"

V: "Danke, ja! Wir haben also nun festgestellt, daß der Wunsch nach Rache nicht verjährt und verständlich ist!"

A (protestierend): "Haben wir nicht!"

R (energisch): "Haben wir doch! Weiter! Anklage, kommen Sie nun zum nächsten Punkt!"

A (leicht mißmutig): "Sie hat manikürte Nägel, was in der Bronzezeit..."

V : "Einspruch, Euer Ehren! Das ist ein Fehler der Serienmacher, und meine Mandantin kann nichts dafür!"

A (vor sich hinmurmelnd): "Wenn das so ist, ist alles ein Fehler der Serienmacher."

R. "Stattgegeben! Nägel, Zähne, Haare und reine Haut haben mit dem Fall nichts zu tun!"

V: "Cassandra wurde von Methos über Jahre hinweg vergewaltigt, ja, er trat sie sogar ohne mit der Wimper zu zucken an seinen Kumpel ab. Versetzen Sie sich in diese Lage und erzählen Sie mir dann angesichts solch edler Züge, solch eindrucksvoller Nase und solch gekonnten Sich-In-die-Ecke-lümmelns, der Fachausdruck ist übrigens Methosian Sprawl, würden Sie über solche Kleinigkeiten wie Vergewaltigung hinwegsehen!"

A: "Jetzt geraten Sie aber arg ins Spekulieren! Nichts von allem wird uns explizit auf dem Bildschirm gezeigt! Das kann die Schlampe genausogut erfunden haben!"

R: "Na, na, na!"

V: "Wir sprechen hier von einer Serie, die zur besten Sendezeit laufen können muß und das auch für Personen unter 18. Was erwarten Sie? Die Andeutungen sind da! Bemühen Sie Ihre Phantasie!"

A: "Das tun Sie schon für uns beide! Nun können Sie aber nicht leugnen, daß Methos Cassandra hat entkommen lassen. Er hat ihr sogar noch nachgeschaut. Eigentlich müßte sie sich bei ihm bedanken!"

V: "Unsinn, Sie haben die Anmerkungen im Episode Guide nicht gelesen, den ich Ihnen extra habe zukommen lassen! Die Szene wurde nachträglich reingeschnitten! In diesem Zusammenhang ist auch noch - quasi als Fußnote - zu ergänzen, daß sich die Herren Methos, Kronos, Caspian und Silas nicht nur nach heutigen Maßstäben barbarisch verhalten haben, sondern eine der elementarsten Regeln im Verhaltenskodex des Immie-Universums mit Füßen getreten haben! Es wäre ihre moralische Verpflichting gewesen, sich der wiedergeborenen Cassandra - wenn ich das mal so ausdrücken darf - entweder anzunehmen und sie über ihr neues Leben aufzuklären oder sie auf der Stelle zu töten. Stattdessen wurde sie zur Sklavin, die den Befehlen des netten jungen Mannes zu gehorchen hatte. Wäre es wirklich in Ihrem Sinne, Frau Kollegin, auch und besonders im Hinblick auf die Emanzipation der Frau und die Frauenrechte, wenn meine Mandantin dem Ich-habe-mich-ja-so-geändert-Methos alles verzeihen würde, sich eventuell sogar einer psychtherapeutischen Behandlung unterziehen, um ihre ach so unbegründeten Haßgefühle in den Griff zu bekommen?"

A: "Grmph!"

V: "Wie auch immer, wir sind uns einig, daß CaH/Rev zu den besten Folgen der Serie gehört, und besonders Slash Fans sollten Cassandra dankbar sein! Ihr verdanken wir, daß Duncan sein fast schon legendäres ‘I want him to live’ ausstößt, ein Satz, der eine wahre Flut köstlichster Geschichten auslöste!"

A: "Ich lese keinen Schweinkram!"

V (enthusiastisch): "Ohne Cassandra wäre das dramatische Potential der Folge gleich Null! Erst ihre üble Nachrede bringt Mac zum Nachdenken, zum bittersüßen Zweifel. Bedenken Sie, daß uns ohne Cassie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die ergreifende We’re-through-Szene entgangen wäre! Außerdem wäre meine Mandantin vermutlich keine ernstzunehmende Gegnerin gewesen, wie man an ihren Schwertkämpfen in den Folgen unschwer erkennen kann!"

A: "Stimmt! Methos hatte tatsächlich Gelegenheit, sie umzubringen, hat sie stattdessen aber über’s Brückengeländer geworfen. Also, irgendwas muß mit der Frau nicht stimmen, daß sie selbst dann noch nach des ROG’s Blut lechzt. Er hat sich geändert! Wieso kann sie das nicht erkennen?"

V: "Um dieses Thema kreisen einige der besten Stories im HL-Universum! Warum hat Cassandra in Bordeaux auf Mac gehört und unseren Liebling verschont? Was lief in der Bronzezeit wirklich zwischen den Beiden? Wie geht das Verhältnis weiter? Und wie verkraftet Mac das Ganze? Warum hat Methos Cassie nicht schon früher aufgespürt? Wenn er sie hätte töten wollen, hätte er durch die Watcher sicherlich die Möglichkeit gehabt, sie zu lokalisieren. Ich kann der Anklage nur empfehlen, einmal ein paar der besseren Cassandra-Stories durchzusehen. Falls ich hier Werbung machen darf, so sei die Cassandra Webpage von Ann Wortham und Leah Rosenthal zu empfehlen!"

R: "Meine Damen, ich glaube, das reicht für heute. Wir werden die Verhandlung vertagen, aber ich kann jetzt schon prophezeien, daß der Prozeß, wenn die Anklage nicht noch mit stichhaltigeren Argumenten überzeugen kann, bzw. logisch-rationale LOCs eintreffen, die mich eines Besseren belehren könnten, voraussichtlich mit einem Freispruch enden wird."