FANDOM: Voyager
TITEL: Alltag
AUTOR: Chris
E-MAIL: chris-stories@gmx.de
GENRE: Romance, Drama
RATING : FSK 12
PLOT :Chakotay denkt über Kathryn nach, während er gleichzeitig versucht sie zu vergessen und kommt zu einigen Erkenntnissen. Doch dann erwischt er Kathryn durch einen Zufall bei etwas, was er lieber nicht hätte sehen sollen. Es kommt zu einem fürchterlichen Streit zwischen ihnen und bald überschlagen sich die Ereignisse...
CHARAKTERE : Janeway, Chakotay
DISCLAIMER: Diese Geschichte entstand aus reinem Privatvergnügen. Ich erziele keinen finanziellen Gewinn durch sie. Die Copyrights an verwendeten Serien und Charakteren liegen selbstverständlich bei den jeweiligen Produktionsfirmen bzw. Serien- Erschaffern.

 

 

Alltag
von Chris

 

Entzürnt schlug Commander Chakotay seine Decke zurück und schwang sich aus dem Bett. Seit nun mehr als zwei Stunden wälzte er sich umher und konnte einfach keinen Schlaf finden. Er war hellwach und seine Versuche sich trotzdem in den Schlaf zu zwingen waren jämmerlich gescheitert. Der Tag ließ ihn einfach nicht los. Dutzende Gedanken durchfluteten sein Gehirn und es war ihm nicht möglich abzuschalten, um die Ereignisse des Alltages hinter sich zu lassen. Alltag. Er wunderte sich selbst über dieses Wort. Bisher gab es auf der Voyager immer irgendetwas was nicht als alltäglich betrachtet werden konnte. Aber genau das war ihr Alltag geworden. Das Unvorhersehbare. Doch das war nicht das Einzige was ihn beschäftigte. Nein, das erste mal seit Monaten war Kathryn Janeway in seinen Gedanken. Selbstverständlich dachte er über sie nach, sie war sein Captain und vor allen Dingen seine Freundin. Doch diesmal galten seine Gedanken nicht der Kathryn Janeway, die er im Alltag zu sehen bekam. Sie galten der Kathryn Janeway, die er bewunderte, die ihm vertraut war. Die Kathryn, die unter ihrem  Alltag verborgen lag. Die Kathryn in die er sich als mal begann zu verlieben. Doch im Laufe der Zeit war das Gefühl der Freundschaft und der Loyalität übrig geblieben. Er hatte aufgehört über diese Kathryn nachzudenken. Hatte aufgehört sich nachts von ihr den Schlaf rauben zu lassen, indem seine Gedanken um sie kreisten. Doch seine Zuneigung war geblieben. Auch wenn sie es ihm oft nicht vereinfachte, denn manchmal machte sie ihn einfach nur wütend. Dann hatte er das Gefühl sie an den Schultern zupacken, sie kräftig durch zu schütteln und zu schreien: "Verdammt Kathryn! Wissen Sie eigentlich was Sie tun?"

Oft war er mit ihren Entscheidung nicht einverstanden und einigemale hielt er sie gar für wahnsinnig. Doch er respektierte sie, machte sich Sorgen - obwohl ihr das wohl relativ gleichgültig war. Früher hätte er sie am liebsten gewaltsam zu ihren jährlichen ärztlichen Untersuchungen gezwungen. Schließlich jedoch konnte er ihre Sturheit nicht mehr nachvollziehen und er dachte sich nur noch, dass sie erwachsen genug war, um die Wichtigkeit dieser Untersuchung einzuschätzen. So wurde es im Laufe der zeit auch mit anderen Dingen. Lange versuchte er ihr mit Kleinigkeiten den Tag zu versüßen. Und er war dankbar, wenn ihr Gesicht nur für einen Moment ein Zeichen von Rührung oder Dankbarkeit zeigte. Aber mehr kam nie zurück. Sie ließ es nicht einmal zu, dass ihre Freundschaft sich vertiefte. Er konnte sich nicht mehr erinnern, wann sie zuletzt Freizeit miteinander verbracht hatten. Es musste eine Ewigkeit her sein.

 

Und jetzt. Jetzt schmerzte ihn das plötzlich wieder. Ein Gefühl der Leere breitete sich in ihm aus. Und traurig daran war, dass nicht einmal mehr die Liebe da war. Eine Liebe, die sich nie entfalten durfte. Nur der Schmerz war geblieben. Er hatte keine Ahnung warum ihm das zu diesem Zeitpunkt hoch kam. Nichts war am vergangenen Tag geschehen, um ihn an diese Gefühle zu erinnern. Es war Alltag gewesen. Kathryn und er hatten nicht mehr als zwei, drei Sätze gewechselt. Aber vielleicht war es auch diese Stille, diese Kälte gewesen. Oder war es dieser kurze Augenblick, wo sie aufgestanden war, zu Tom Paris ging, sich zu seiner Konsole hinunter beugte und einige Worte mit ihm wechselte? Sie stützte - wie es ihre Art war - eine Hand an ihre Hüfte und strich sich nach einer Weile mit der anderen Hand eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Und ganz kurz wurde ihm wieder ihre Schönheit bewußt. Ganz kurz sah er die Kathryn unter dem Alltag. Die Gefühle, die dabei hoch kamen waren kaum so lang, um sie überhaupt zu spüren. Und deshalb hatte er diesen Moment auch genau so schnell wieder vergessen. Doch es war wohl sein Unterbewußtsein das diesen Moment ganz genau gespeichert hatte. So gut gespeichert, dass es ihm den Schlaf raubte.

 

Wütend schlug Chakotay mit seiner Faust auf die Matratze und erhob sich. *Nein! Ich habe keine Lust mehr mich von so sinnlosen Gedanken kaputt machen zulassen. Ich hatte diese Gefühle vergessen und das werde ich wieder tun!*

Er lief ins Badezimmer und wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser. Anschließend fiel sein Blick in den Spiegel und er betrachtete nachdenklich sein mit Wasserperlen benetztes Gesicht. *Vergessen? Nein, sie waren verschüttet. Verschüttet von Selbstverboten, Zweifeln, Angst und Enttäuschungen. Verborgen unter Verletzung und Abweisung.*

Er atmete tief durch, denn ein Schwall gemischter Gefühle durchflutete ihn nach seinen Erkenntnissen. Und er ließ es geschehen, schloß die Augen und ließ es geschehen. Auch wenn es mehr schmerzte, als gut tat. Denn jetzt spürte er das Leben. Nicht das Leben was ihm der Alltag vorgab; das Leben, dass in ihm steckte. Das er vergraben hatte aus Angst den Schmerz ertragen zu müssen. Er war genauso abweisend wie Kathryn geworden. Etwas was ihm nie passieren wollte und es doch zugelassen hatte. Er öffnete seine Augen und sah erneut in sein Gesicht. Er schwor sich innerlich seine Gefühle nie wieder so versteinern zulassen. Zukünftig würde er es den Menschen zeigen was er empfand. Und wenn es nicht erwidert wurde, würde er auch seine Enttäuschung und Wut zeigen lassen. Er wollte nie wieder so einen Druck in sich spüren. Wenn Kathryn so leben konnte - na schön - dann hatte sie es sich eben so ausgesucht. Nur er spielte da nicht mehr mit.

 

Er griff nach einem Handtuch und trocknete sich die noch vorhandenen Wassertropfen von Gesicht und Brust. Er warf das Handtuch auf eine Ablage und wollte dem Computer gerade den Befehl erteilen das Licht zu löschen, als er ein Geräusch vernahm. Verwundert lauschte er. Doch er musste sich geirrt haben, denn es war nichts mehr zuhören. Er wandte sich ab, als das selbe Geräusch wieder erklang, nur lauter. Es war ein Aufstöhnen. Doch woher kam es bloß? Da war es wieder! Es war dumpf und es schien durch die Badezimmerwand zukommen. Aus Kathryn Janeway´s Quartier. Dann ertönte es wieder. Es klang angestrengt. Das beunruhigte ihn etwas. Auf einmal hörte er Kathryn´s Stimme, die seinen Namen rief. Es war ein verzweifelter Ruf, so als ob sie Hilfe benötigte. Etwas musste geschehen sein. Ohne zu zögern griff er nach seinem Bademantel und zog ihn über. Es war ihm gleichgültig, ob ihn jemand so auf dem Gang sah. Auch das er unter dem Bademantel rein gar nichts trug, interessierte ihn nicht. Kathryn brauchte seine Hilfe und er würde immer für sie da sein. Auch nur als Freund. Hastig eilte er zu ihrem Quartier hinüber. Er verschwendete keine Zeit damit erst zu klingeln. Mit Hilfe seines Autorisationscodes hatte er die Tür schnell geöffnet. Er wusste, dass die Geräusche nur aus ihrem Bad kommen konnten. Er sah, dass die Tür zu ihrem Badezimmer offen stand und das dort Licht brannte. Er konnte nur hoffen, dass sie nicht in der Badewanne bewußtlos geworden war. Ohne Zögern lief er zum Badezimmer. Doch was er erblickte, war nicht im entferntesten das was er erwartet hatte. Keine ohnmächtige oder verletzte Kathryn. Oh nein, diese Kathryn schien sich sehr wohl zu fühlen. Sie sahs in ihrer vollen Badewanne, auf dessen Wasser Schaumberge schwammen. Ihr Kopf war gänzlich in den Nacken geworfen, ihre Augen geschlossen und ihre Wangen gerötet. Ihr Atem kam in hastigen und unregelmäßigen Zügen. Ihre Hände waren unter Wasser beschäftigt. Ein lautes Stöhnen entglitt ihr, in etwa so wie das, was Chakotay beunruhigt hatte. Aufgrund ihrer geschlossenen Augen hatte sie seine Anwesenheit nicht bemerkt. Obwohl ihm längst klar geworden war, dass er eher stören als helfen konnte, starrte er sie weiterhin an. Er konnte nicht anders. Es fesselte ihn. Soviel war er noch nie unter Kathryn´s Alltag vorgedrungen. Und das Seltsame war, dass ihn das was er sah nicht einmal sehr erregte. Er war eher fasziniert. Fasziniert darüber, dass die eigentliche Kathryn noch existierte. Das war die wirkliche Kathryn Janeway. Mit Gefühlen, Neigungen, Sehnsüchten, Träumen und Phantasien. Weiblicher würde er sie wohl nie zu Gesicht bekommen. Dieser Moment war einzigartig.

 

Allerdings geschah dann etwas, was diesen Gefühlen einen Abbruch tat. Sie rief erregt seinen Namen. Chakotay! Ein Schatten legte sich da auf sein Gesicht. Das Gefühl der Enttäuschung machte sich in ihm breit. Er senkte seinen Blick. *Kathryn Janeway in ihren Träumen lassen Sie mich an sich heran. Aber in der Realität stoßen Sie mich immer weiter weg.*

Er sah wieder zu ihr, die ihm immer noch nicht bemerkt hatte. Wieder rief sie seinen Namen und der höchste Punkt ihrer Erregung schien nicht mehr weit entfernt. Er wandte sich ab und trat zurück in ihren Wohnbereich. In dem Moment schrie sie durchdringend nach ihm und der Gipfel ihrer Lust schien sich zu entladen. Chakotay trat daraufhin wütend gegen den Sessel, der in ihrem Quartier stand. Und schließlich ließ er sich in ihn hinein sinken. Er fuhr mit den Händen durch sein Gesicht. Wütend auf sie, aber auch beschämt über sein Verhalten ihr gegenüber. Er hatte ihre Privatsphäre geschädigt, etwas was er bisher immer vermeiden wollte. Doch er war auch wieder verletzt. Verletzt über ihre Verleugnungen. Verleugnungen die ihn betrafen. Wie gelähmt saß er in ihrem Sessel. Unfähig zu einer Handlung. Er sollte ihr Quartier verlassen. Doch was dann? Alles würde seinen gewohnten Gang gehen. Alltag eben. Vielleicht würde sich das Eis zwischen ihnen noch weiter ausbreiten. Und diesmal könnte es sogar von ihm ausgehen. Denn zu wissen in ihren Phantasien benutzt und in Wirklichkeit abgewiesen zu werden, störte unweigerlich sein Vertrauen in ihr. Benutzt für ihre Lust immer gerade dann, wenn ihr der Sinn danach stand. *Verflucht! Warum tust du das, Kathryn? Wieso kannst du nicht einfach offen sein?*

Er hörte Wasser plätschern. Anscheinend hatte sie sich erhoben und trocknete sich nun ab. *Ich sollte gehen.* Er tat es jedoch nicht. Er blieb in Kathryn´s dunklen Quartier sitzen. Nur die vorbeiziehenden Sterne und das Licht aus dem Badezimmer erhellten den Raum etwas. Er wusste nicht was geschehen würde, wenn sie ihn entdeckte. Sie würde wütend, dass war klar. Er hatte keine Berechtigung dort zu sein. Sie jedoch hatte keine Berechtigung ihn zu benutzen und ihn je nach Gebrauch hin und her zu schicken. Auch auf die Gefahr hin, dass ihre Freundschaft dabei in die Brüche ging; sie musste begreifen, wie sehr sie ihn damit verletzte.

 

Wieder Geräusche aus dem Bad. Bald würde sie zu ihm hinein treten. Merkwürdigerweise verspürte er keine Aufgeregtheit oder Nervosität. Er war bereit für alles was kommen mag. Dann betrat sie den Raum. Sie trug ebenfalls einen Bademantel. Noch immer war es dunkel. Deshalb bemerkte Kathryn wohl den in ihrem Sessel sitzenden Chakotay nicht. Sie ging zu einem Stuhl und legte das Handtuch, dass sie zuvor um ihren Nacken gelegt hatte, dort ab. Eine Weile beobachtete er sie, doch dann fragte er mit gelassener, fast desinteressierter Stimme: "War es schön?"

Mit einem Schwung fuhr Kathryn Janeway herum. "Computer Licht!" rief sie und Chakotay sah - sobald es hell war - wie ihr der Schreck durch alle Glieder gefahren sein musste. Fassungslos starrte sie den nur mit einem Bademantel bekleideten in ihrem Sessel sitzenden Chakotay an. Doch ihrer Fassungslosigkeit wich die Wut. "Was zum Teufel haben Sie in meinem Quartier zu suchen, Chakotay?" ihre Stimme war äußerst aggressiv.

Mit einem Satz sprang er auf und jetzt klang er auch wütend. "Was zum Teufel habe ich in Ihrer Phantasie zu suchen?"

Entsetzt starrte sie ihn an. "Sie haben mich beobachtet?" nun stammelte sie fast.

"Ich habe genug gesehen!" es fiel ihm schwer seine Erregung unter Kontrolle zuhalten.

Dafür bekam er ihre um so mehr zu spüren. "Was fällt Ihnen ein in meine Intimsphäre einzudringen und sich wie ein Spanner aufzuführen?" aufgebracht funkelte sie ihn an.

"Wenn Sie anfangen meinen Namen zurufen, gehe ich natürlich davon aus, dass Sie meine Hilfe benötigen. Und ich bin ja Ihr netter, hilfsbereiter erste Offizier."

"Ach ja? Wenn Sie demnächst Ihren Namen rufen hören, dann ignorieren Sie das einfach. Das ist ein Befehl! Und jetzt verlassen Sie unverzüglich mein Quartier oder ich muss Sie unter Arrest stellen."

Er trat auf sie zu. "Oh nein, Kathryn. So einfach werden Sie mich nicht los. Ich laß mich nicht einfach benutzen und dann wegwerfen! Eine Frage: Wie oft war ich schon in Ihrer Phantasie?"

"Das geht Sie rein gar nichts an, Commander!" zischte sie zornig.

"Ja, mit Commander konnten Sie mich immer schon gut auf Distanz halten, nicht wahr? Commander Chakotay steht immer für Captain Kathryn Janeway zu Diensten! Sie darf ihn sogar in ihrer Phantasie zu eigen machen. Aber die Realität sieht immer ein wenig anders aus, nicht? Da darf sie bloß nichts zeigen! Bloß keine Sternenflottenprotokolle verletzen oder das Risiko eingehen mal etwas verletzlich zu wirken." er hielt inne, ging nah auf sie zu und sah ihr ins Gesicht. Dann fügte er mit ruhigerer, jedoch eindringlicher Stimme hinzu: "Aber was ist mit den Gefühlen der Menschen in Captain Kathryn Janeway´s Umgebung?" er zögerte und sah ihr genau in die Augen. "Was ist mit meinen Gefühlen?"

Lange sahen sie sich nur an. Kathryn schwieg und Chaktotay glaubte so etwas wie Verzweiflung in ihren Augen zu sehen. Schließlich wandte sie sich von ihm ab. Sie stand mit dem Rücken zu ihm, als sie ruhig sagte: "Wir können es uns nicht immer aussuchen, Chakotay. Die Dinge sind nun mal so wie sie sind. Und wir sollten es uns nicht noch schwerer machen."

Seine Stimme wurde wieder lauter. "Ich mache mir nichts schwerer. Sie verschütten Ihre Gefühle, als seien sie nur wertloser Plunder und das Schlimme ist, dass durch Ihre Haltung andere Menschen in Ihrer Umgebung dann auch anfangen das zutun, weil sie von Ihnen ja nichts zurück bekommen." er zögerte und fügte schließlich ruhig hinzu. "Aber jetzt nicht mehr. Ich werde mich dem nicht mehr anpassen. Wenn Sie das für sich so entschieden haben, bitte sehr, aber lassen Sie Ihre Mitmenschen aus dem Spiel. Insbesondere mich."

Da wandte sie sich zu ihm um und ihre Stimme zitterte: "Chakotay, bitte verstehen Sie doch, ich kann nicht. Ich bin der Captain, ich kann nicht mit Untergebenen..."

"Es geht hier doch nicht nur darum!" schnitt er ihr laut das Wort ab. "Sie werden eines Tages an ihrem eigenen Verhalten noch kaputt gehen! Weil Sie irgendwann vollkommen alleine da stehen werden." Er sah sie verzweifelt an. "Wollen Sie das, Kathryn?"

Sie schwieg einen Moment, bis sie den Kopf senkte. "Vielleicht ist es mein Schicksal, vielleicht muss es so sein."

Mit einem wütenden Aufschrei schlug Chakotay mit aller Wucht seine Faust auf die Sessellehne. Und Kathryn Janeway zuckte unwillkürlich zusammen, den irgendwie spürte sie, dass dieser Schlag wohl eher ihr gegolten hatte. "Kathryn Janeway!" brüllte er sie an. "Als Captain sind Sie eine mutige, hervorragende Führungskraft, aber als Mensch..." seine Stimme wurde leiser. "... als Mensch habe ich an Sturheit und Feigheit noch nichts ähnliches erlebt." Mit diesen Worten wandte er ihr den Rücken und ging auf die Tür zu.

Da schlug Kathryn´s Verzweiflung in pure Wut um. "Was fällt Ihnen ein, Chakotay?" Sie rannte auf ihn zu, in der Absicht ihn nochmals zur Rede zustellen, griff nach ihm und erfaßte dabei jedoch nur den Stoff seines Bademantels. Und das so heftig, dass sich der Gurt löste und zu Boden fiel. Plötzlich waren beide über diese Tatsache wie erstarrt, sie standen genau voreinander. Er sah, wie ihr Atem über seine Blöße stockte und er war unfähig seinen Mantel wieder zuschließen. Ihre Augen glitten für einen Moment seinen Körper hinab und als sie ihn wieder ansah, senkte sie bald darauf beschämt den Blick. Doch sie hatte ihn lange genug angesehen, um in ihren Augen ihre Sehnsucht und ihr Verlangen zu entdecken. Gerade als sie sich wieder abwenden wollte fragte er ruhig: "Ist es nur das was du willst?"

Sie sah ihn erneut an. Als keine Antwort kam, neigte er den Kopf und sah sie dann mit traurigen Augen wieder an. "Nur das alleine kann ich dir nicht geben, Kathryn. Ich würde dann wieder nur benutzt."

Seine Hände glitten zu seinem Mantel, um sich zu bedecken, als ihn Kathryn davon abhielt: "Chakotay." Er sah sie an. "Bitte glaube mir, wenn ich dir sage, dass ich dir nie weh tun wollte. Du hast mich so oft aufgebaut und mir soviel von dir gegeben und obwohl ich dir nie etwas zurück gab, hattest du immer ein Lächeln für mich. Ich wollte dich niemals benutzen, bitte glaube mir das."

Chakotay sah sie sanft an. "Und du musst mir glauben, dass ich dich eben nicht beobachtet habe, weil ich dir nachstellen wollte. Ich war nur fasziniert darüber etwas von der Kathryn zusehen, die sie wirklich ist und nicht was sie im Alltag vorgibt zu sein. Ich wollte dir niemals zu nahe treten."

Gerührt sah sie ihn an. "Ich weiss das. Und du sollst nicht denken, dass du nur in solchen Gedanken bei mir bist."

Er sah sie ruhig an. "Aber in welchen deiner Gedanken läßt du mich zu? In welchen Gedanken läßt du mich an dich heran?"

Sie wich seinem Blick aus und er wußte, dass sie es nicht über sich bringen würde ihm zu antworten. "Was spielt das für eine Rolle?" ihre Stimme klang traurig.

Sie wollte sich von ihm abwenden, doch Chakotay hinderte sie daran, indem er ihr eine Hand auf die Schulter legte. "Für mich spielt es eine Rolle. Laß mich verdammt noch mal nicht einfach wieder stehen. Laß mich nicht schon wieder mit meinen Gefühlen allein."

Sie sah ihn an. "Du bist nicht allein, Chakotay." noch nie hatte er so ein Zittern in ihrer Stimme vernommen. "Ich war immer bei dir. Mein Herz war immer bei dir, auch wenn ich es dir nie zeigen durfte."

"Du meinst nicht zeigen konntest und auch nicht wolltest." er klang leicht verbittert.

"Glaubst du etwa das es leicht für mich ist?" ihre Stimme wurde laut und er sah, wie ihr die Tränen in die Augen schossen. "Glaubst du etwa es war so einfach für mich dich jeden Tag neben mir sitzen zusehen? Zu sehen, wie du mir all deine Aufmerksamkeit schenktest? Und glaubst du, dass es einfach war dann zusehen, dass das plötzlich alles verloren ging? Und dann die Erkenntnis, dass ich an all dem Schuld war?"

"Ich glaube sehr wohl, dass das alles sehr schwer war." Chakotay´s Stimme war ruhig, jedoch eindringlich. "Aber du hast diesen Weg für dich gewählt, weil du dachtest es wäre einfacher als deine Gefühle zu zulassen. Du dachtest, es sei einfacher diese Gefühle zu unterdrücken. Es war einfacher für dich an irgendwelchen Protokollen festzuhalten."

Kathryn funkelte ihn an. "Das sind nicht irgendwelche Protokolle!"

Zornig blickte er sie an. "Oh doch, hier draußen sind sie es. Du benutzt sie nur all zu gern als Schutzschild und nimmst dabei in Kauf dich selbst eingesperrt zuhaben."

Sie senkte ihren Blick. "Manchmal ist der Preis eben hoch."

"Er ist zu hoch, Kathryn." seine Stimme wurde wieder ruhig. "Denn ich sehe, wie du dich langsam selbst zugrunde richtest... und dieser Gedanke schmerzt mehr, als der darüber, dass du meine Liebe zu dir nicht erwiderst."

Augenblicklich sah sie ihn an. Rührung lag in ihrem Blick. "Du irrst dich, Chakotay." sie flüsterte beinah. "Ich erwidere sie mehr als du denkst."

"Du zeigst es mir nur nicht."

Lange sahen sie sich in die Augen, ohne ein Wort zusagen. Bis Chakotay seine Augenlider senkte. "Ich werde jetzt gehen, Kathryn. Du brauchst nicht mehr zu befürchten, dass ich dich noch mal belästige. Ich werde immer dein loyaler Commander und dein Freund bleiben, aber ich werde meine Gefühle nicht mehr wegen dir verschütten. Deinen Weg hast du gewählt. Du weißt jetzt was ich empfinde, mehr kann ich dir nicht sagen." Er bedeckte seinen Körper wieder und wandte sich zum gehen. Er hatte schon fast die Tür erreicht, als er ihre Stimme vernahm. "Wieviel hast du eben von mir in der Wanne gesehen?" ihre Stimme war kaum mehr als ein Hauch gewesen.

Verwundert sah er sich zu ihr um, zögerte kurz und erwiderte dann leise: “Nicht so viel, wie du eben von mir gesehen hast."

Sie sah ihm ins Gesicht. "Das erscheint mir sehr unfair." auch ihre Stimme war leise. "Und ich möchte dir gegenüber nie wieder unfair sein." Langsam schritt sie auf ihn zu und Chakotay konnte nur wie gelähmt beobachten, wie sie begann den Knoten im Gurt ihres Bademantels zu lösen. Und als sie nah vor ihm stand glitt der Gurt zu Boden und ihr Mantel hinter her. Ihre Augen blickten ihn tief und durchdringend an und mit einem Mal entdeckte er in ihnen die wahre Kathryn Janeway. Nicht die aus ihrem Alltag, er sah die Kathryn, die ihn liebte. Die Kathryn, die er liebte. Und ohne seine Kontrolle befreite auch er sich von seinem Bademantel. Doch sie berührten sich nicht. Sie standen nur voreinander und vertieften ihre Augen ineinander. Er spürte nicht einmal Erregung und das obwohl diese Frau immer Inhalt seines Begehrens war. Und obwohl genau diese Frau nun nackt vor ihm stand. Nur wenige Zentimeter trennten sie voneinander. Er war innerlich wie taub. Keine Wut, keinen Zorn, keine Liebe, keine Erregung. Als wenn die Zeit in diesem Moment erstarb.

 

Dann blinzelte Kathryn kaum wahrnehmbar und sie erhob leise ihre Stimme: "Ich liebe dich."

Drei Worte. Drei Worte, die sein Innerstes wieder zum leben erweckten. Drei Worte, die ihn wieder fühlen ließen. Drei Worte, die den Alltag zusammen stürzen ließen. Und die Gefühle fielen über ihn her, dass es ihm fast den Verstand raubte. Sein Mund bewegte sich ohne ein weiteres Wort auf ihren zu. Zaghaft kostete er ihre Lippen und nie hatte ihm etwas besser geschmeckt. Und als er ihr wieder in die Augen sah, wußte er, dass er die wahre Kathryn vor sich hatte und seine Stimme wurde zu einem liebevollen Raunen: "Ich liebe dich."

 

Drei Worte. Drei Worte, die ihr Innerstes wieder zum leben erweckten. Drei Worte, die sie wieder fühlen ließen. Drei Worte, die den Alltag zusammen stürzen ließen. Tränen rannen ihre Wange hinab und ihr Kopf lehnte sich auf seine Brust. Er zog sie ganz nah an sich und sie spürten sich Haut an Haut. Er spürte, wie ihre Tränen seine Brust benetzten. Seine Hände begannen sie zu streicheln und sein Mund hauchte Küsse in ihr Haar. Und dann spürte er seine Erregung, sein Begehren und Sehnsucht. Kathryn sah zu ihm auf. Ihre Tränen begannen zu trocknen und der Ausdruck in ihren Augen veränderte sich. Er las Erregung, Begehren und Sehnsucht. Dann spürte er ihre Lippen auf seinen. Und ihre Zunge spielte mit seiner. Seine Hände nahmen die Schönheit ihres Körpers und ihre Erregung war.

 

Mit dem Wissen, dass sie einen anderen Weg eingeschlagen hatten, mit dem Wissen, dass sie ihn gemeinsam beschritten, gaben sie sich einander völlig hin.

Nie wieder verschüttete Gefühle.

Nie wieder Alltag...

 

 

                                                                        Ende

 

 

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